Wie man es noch sagen kann von Yosephia ([Romance OS-Sammlung/ Prompt-Liste]) ================================================================================ 71. “No reason.” (Rakana) ------------------------- Aufdringliche Sonnenstrahlen in ihrem Gesicht waren das Erste, was Cana beim Aufwachen bewusst wahrnahm. Sie kräuselte verärgert die Nase, drehte sich herum und zog sich die Decke über den Kopf. Auch wenn sie nicht wusste, wie spät es wirklich war, war sie sich vollkommen sicher, dass es zu früh war. Das war es für ihren Geschmack immer, wenn sie wach wurde. Sie war einfach nicht dieser beim-ersten-Sonnenstrahl-aufstehen-und-nach-einem-Power-Frühstück-eine-Runde-joggen-Typ wie Natsu und Gray. Und sie war auch nicht so strebsam wie Lucy, die an absolut jedem Tag zur selben Zeit aufstand und ihr morgendliches Wellness- und Beauty-Programm vollzog, ehe sie sich in ihre Arbeit stürzte. Für Cana begann der Tag erst, wenn sie trotz allen Hin- und Herdrehens keine gemütliche Liegeposition mehr fand und nicht wieder eindösen konnte. Zumindest an den Wochenenden. Insbesondere dann, wenn Cana am Vorabend gefeiert hatte. Sie war Studentin, sie durfte das! Allerdings wurde Cana in ihren Gedankengängen unterbrochen, als sie auf ihrer Flucht vor den Sonnenstrahlen auf einmal gegen etwas in ihrem Bett stieß. Etwas Großes und Warmes… Widerwillig, aber doch auch verwundert öffnete Cana die Augen. Neben ihr lag Rakheid im Bett. Die Decke, die Cana ihm weg gezogen hatte, lag nur noch mit einer Ecke auf seiner Hüfte, ansonsten war seine sonnengebräunte Haut unverhüllt. Die Haare hingen ihm ins Gesicht – und obwohl Rakheid sie sonst immer ganz ähnlich stylte, sah es jetzt doch ganz anders aus, jünger und weicher. Verwirrt runzelte Cana die Stirn. Wieso lag Rakheid in ihrem Bett? Sie konnte sich noch erinnern, dass sie ihm auf der Party gestern begegnet war. Eigentlich war sie mit Gray und Loke hingegangen und hatte sich zusammen mit letzterem einen Spaß daraus gemacht, Beziehungsmuffel-Gray alle möglichen Frauen vorzuschlagen. Als die Jungs sich rar gemacht hatten, war Cana tanzen gegangen und dann war Rakheid aufgetaucht. Mit einigen Zwischenetappen war es von der Tanzfläche bis hierher in Canas Bett gegangen. Soweit war es nichts Ungewöhnliches. Das zwischen ihnen lief schon eine Weile. Zwangloser und dafür umso besserer Sex. Kein Händchenhalten, keine Wangenküsschen, keine Guten-Morgen-SMS. Cana wusste nicht einmal, wann Rakheid Geburtstag hatte und mit wie vielen anderen Frauen – oder Männern – er sich noch vergnügte. Letzteres konnte ihr egal sein, ohne Gummi lief bei ihr sowieso nichts. Sie führten keine Beziehung. Selbst wenn man offen davor setzen würde, würde es nicht wirklich passen, denn abseits von Quickies an allen möglichen und unmöglichen Orten, heißen Nächten und versauten Gesprächen lief zwischen ihnen nichts. Zumindest hatte Cana das bisher angenommen, aber das hier war ein Novum. Sie teilten sich nicht das Bett. Nach dem Sex gingen sie jedes Mal getrennte Wege. Wenn Cana in Rakheids pervers luxuriösem Apartment landete, zog sie sich nach dem Sex und einigen flotten Sprüchen wieder an und ging nach Hause. Und wenn sie Rakheid mal in ihr Studentenwohnheimzimmer ließ, machte er sich nach dem Sex auch wieder vom Acker. Das war ihre stillschweigende Übereinkunft, die bisher wunderbar funktioniert hatte! Mit mürrischer Miene richtete Cana sich auf und verschränkte die Beine für einen Schneidersitz. Dass die Decke dabei zum einen von ihren Schultern fiel und ihren Oberkörper entblößte und zum anderen von Rakheids Hüfte rutschte, kümmerte sie nicht besonders. Abgesehen davon, dass es zwischen ihnen Beiden in der Hinsicht sowieso keinerlei Geheimnisse mehr gab, hatte Cana gerade ein ganz anderes Problem. Grob schubste sie Rakheids Schulter an. „Wach’ auf!“ Widerwillig verzog Rakheid im Schlaf das Gesicht. Für einige Sekunden tasteten seine Hände nach irgendetwas – womöglich einem Wecker, den er sonst neben dem Bett zu liegen hatte oder so was –, ehe er die Augen aufschlug. Er brauchte etwas, um sich zu orientieren. Im ersten Moment hatten seine Augen Schwierigkeiten, sich auf Cana zu fokussieren, dann schien er sie nicht sofort zu erkennen, doch schließlich klärte sich sein Blick und er brummte leise. „Wie spät ist es?“, gähnte er und richtete sich langsam auf. Als wäre es selbstverständlich für ihn, in Canas Bett aufzuwachen, strich er sich gemächlich durch die Haare und rieb sich die Augen. Aus seiner Nacktheit machte er sich genauso wenig wie Cana – gut, das zumindest war tatsächlich normal zwischen ihnen. „Keine Ahnung, darum geht es auch nicht“, erwiderte Cana resolut und verschränkte die Arme vor der Brust. „Worum denn dann?“, fragte Rakheid mit dem Beginn eines Stirnrunzelns und lehnte sich gegen den Bettpfosten. „Was machst du hier?“, schnappte Cana. „Warum hast du bei mir übernachtet?“ Für einen Moment verengten sich Rakheids orangefarbene Augen und aus irgendeinem Grund lief ein undefinierbarer Schauder über Canas Rücken. Die Intensität und Ernsthaftigkeit von Rakheids Blick war für sie vollkommen ungewohnt, bildete einen scharfen Kontrast zum sonst üblichen verspielten Funkeln oder auch der standardmäßigen – und manchmal schon ganz schön nervigen – Überheblichkeit. Doch schon im nächsten Augenblick zuckte Rakheid achtlos mit den Schultern und gähnte nochmals herzhaft. „Einfach so.“ Der plötzliche Stimmungsumschwung brachte Cana schon wieder aus dem Konzept. Für gewöhnlich nahm sie die Dinge sehr gelassen hin. Ihre Freundin Lucy war diejenige, die sich immer über alles Mögliche aufregte. Aber etwas an dieser ganzen Situation störte Cana ganz gewaltig und so reagierte sie sehr viel streitlustig als sonst. „Einfach so? Ich gebe dir gleich mal einfach so! Das hier ist mein Bett! Ich kann mich nicht erinnern, dich eingeladen zu haben, bei mir zu schlafen.“ „Ich war halt müde“, wiegelte Rakheid ungerührt ab und verzog die Lippen zu einem anzüglichen Grinsen. „Du warst letzte Nacht ganz schön fordernd, das zehrt sogar an meinen Kräften.“ „Pah!“ „Außerdem…“, fuhr Rakheid gedehnt fort und kroch aus dem Bett. Er machte sich nicht einmal die Mühe, nach seiner Boxershorts zu suchen, sondern lief nackt durch das Zimmer zu der kleinen Küchenecke, in der auch Canas Kaffeemaschine stand. Ganz entspannt kümmerte er sich zuerst darum, das Gerät zu bestücken und anzuschalten, ehe er über seine Schulter zurück zu Cana blickte. Auf seinen Lippen lag ein überhebliches Grinsen, als wollte er Cana herausfordern, ihn vom Gegenteil zu überzeugen. „Außerdem hast du letzte Nacht nichts dagegen einzuwenden gehabt, als ich liegen geblieben bin.“ Darauf blieb Cana dem Blonden eine Antwort schuldig. Hatte sie gestern wirklich nicht protestiert? Ihr Kopf war vollkommen klar gewesen, die drei Bier, die sie mit Gray und Loke getrunken hatte, kratzten nicht einmal ansatzweise an ihrer Zurechnungsfähigkeit. Und dennoch hatte sie ihren Sexfreund in ihrem Bett schlafen lassen! Was war bloß in sie gefahren? Während die alte Kaffeemaschine, die Cana von ihren Eltern überlassen bekommen hatte, nachdem sie sich so eine Pad-Maschine angeschafft hatten, röchelnd ihren Dienst tat, herrschte Schweigen im Raum. Ohne jede Eile suchte Rakheid seine Kleidung zusammen, zog sich an und richtete vor dem Spiegel, der an Canas Kleiderschrank angebracht war, notdürftig seine Haare. Derweil schlüpfte Cana in das Schlafshirt, das im Verlauf der Nacht auf ihren Bettvorleger geworfen worden war, und suchte sich einen sauberen Slip aus dem Schrank heraus. Als die Kaffeemaschine fertig war und Rakheid nach ihrer einzigen Tasse greifen wollte, kam sie ihm zuvor und bediente sich am Kaffee. Mit einem Hauch von Genervtheit sah Rakheid ihr dabei zu, wie sie den Kaffee trank, den er zweifelsohne in erster Linie für sich selbst aufgebrüht hatte. Über den Rand ihrer Tasse sah sie ihm in die Augen und wackelte herausfordernd mit den Augenbrauen, während sie gegen den unteren Rand der Tasse grinste. Sie hatte immer noch keine Ahnung, was gestern passiert war, aber wenn sie Rakheid nun einmal hier hatte, konnte sie auch ihren Spaß mit ihm haben. Einfach so. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)