Wie man es noch sagen kann von Yosephia ([Romance OS-Sammlung/ Prompt-Liste]) ================================================================================ 50. “I think you’re beautiful.” (ElfEver) ----------------------------------------- Elfman fiel auf der Hochzeitsgesellschaft auf wie ein bunter Hund. Das wollte wirklich etwas heißen, denn der Bräutigam und sein Trauzeuge waren auch nicht unbedingt von normaler Statur und Größe, aber Elfman mit seinen Muskelbergen, der mehr als überdurchschnittlichen Körpergröße, den schneeweißen, wilden Haaren, den überdeutlich ausgeprägten Kotletten und der gebräunten Haut stach selbst unter ihnen hervor. Einen schärferen Kontrast könnte er zu seinen zierlichen, sehr femininen Schwestern kaum darstellen. Denn die Beiden sahen in ihren Kleidern geradezu so aus, als wären einem Katalog für Hochzeitsmode entstiegen, während man bei Elfman und seinem Anzug nicht sagen konnte, wer da nun mehr litt. Im Moment tendierte Evergreen dazu, dass sie am meisten litt. Was hatte sie bloß dabei geritten, sich von Bixlow breitschlagen zu lassen, als Begleitung für seinen zukünftigen Schwager herzuhalten? Sie hätte genauso gut als Freeds Pseudobegleitung herhalten können. Mit Freed verstand sie sich wenigstens. Irgendwie. Ein bisschen... Na ja, sie kannten einander halt seit Jahren und er war eine erträglichere Gesellschaft als Bixlow mit seinen Witzen. Okay, gut, sie waren vielleicht auch Freunde, wenn Evergreen denn mal Zeit und Muße hatte, sich über solche Rührseligkeiten Gedanken zu machen. Über so etwas hatten sie in ihrer kleinen Gruppe nie gesprochen. Da war Evergreen erst durch ihre Kollegin Brandish drauf gestoßen worden, welche sie mal auf ihre merkwürdigen Freunde angesprochen hatte – die musste gerade reden mit ihrem Anhang! Egal! Auf alle Fälle wäre Freed eine bessere Wahl als Elfman gewesen, der die ganze Zeit an seinem Kragen herumnestelte, nicht still sitzen konnte, zu laut sprach und so schwerfällig tanzte wie ein Bär. War der Mann wirklich mit Lisanna und Mirajane verwandt?! Mit einem unterdrückten Schnauben verschränkte Evergreen die Arme vor der Brust und verfolgte, wie Elfman sich am Buffet an der Bowle bediente. Er kleckerte, weil er sich nebenbei mit einem von Lisannas Freunden zankte. Als er sein Missgeschick bemerkte, warf er sich in die Brust und sah sich geradezu ritterlich nach einer Möglichkeit um, den Fleck zu entfernen. Als ihm wohl klar wurde, dass er dafür das Tischtuch auswechseln müsste, wurde er fahrig und leerte schneller, als ratsam war, sein Bowle-Glas, nur um es gleich darauf wieder zu füllen. „Gib dem Burschen doch mal eine Chance, Ever.“ Hinter ihrer Brille hob Evergreen die perfekt gezupften und nachgezogenen Augenbrauen, während sie sich zu Bixlow umwandte. Der Blauhaarige grinste ausgelassen. Das tat er schon den ganzen Abend und allmählich wirkte er dabei wirklich geistesgestört. Beinahe würde Evergreen ihn als liebeskrank bezeichnen, aber sie wusste nur zu gut, dass ihr alter Schulkamerad selten einmal nicht grinste. Für gewöhnlich konnte Evergreen es immer insoweit ignorieren, dass es ihr gar nicht besonders auffiel, aber hier und jetzt ging es ihr gehörig auf den Keks. Aus irgendeinem Grund fühlte sie sich davon provoziert. „Musst du selbst an deinem Hochzeitstag damit weiter machen?“, murmelte Laxus, der zwischen ihnen an der Breitseite des Tisches saß und mit den Augen rollte, ohne wirklich von seinem Bierglas aufzublicken. „Warum nicht?“, lachte Bixlow unbeeindruckt und schlug Laxus auf die Schulter. „Bei dir hat es doch auch funktioniert.“ Evergreen verengte die Augen zu Schlitzen. Spielte Bixlow schon wieder auf diese wahnwitzige Idee an, zwischen ihr und Elfman könnte sich etwas entwickeln? Nur weil er bei Laxus und Mirajane richtig gelegen und es in Kooperation mit Lisanna und Evergreen geschafft hatte, die Beiden zu verkuppeln, hieß das nicht, dass er wirklich Ahnung davon hatte! Denn: Hallo?! Elfman passte so überhaupt gar nicht zu Evergreen! Das war doch wohl offensichtlich! Demonstrativ stand Evergreen auf und verließ den Tisch. Sie würde sich gar nicht erst daran aufhalten, Bixlow zu erklären, was genau alles dagegen sprach, dass das zwischen ihr und Elfman funktionieren könnte. Teilweise auch deshalb, weil sie leider nur zu gut wusste, dass Bixlow nicht so einfach locker lassen würde. Ganz im Gegensatz zum zumeist zurückhaltenden und zivilisierten Freed war Bixlow ein Draufgänger und nahm kein Blatt vor den Mund. Er würde dieses dämliche Verkupplungsspiel schon allein deshalb weiter spielen, weil er Spaß daran hatte. Gut möglich, dass seine frisch Angetraute da kräftig mitmischte. Nach allem, was Evergreen schon von ihr erlebt hatte, war Lisanna auf dem Gebiet mit Bixlow auf einer Wellenlänge. Kaum zu glauben, dabei könnte man sie für ein braves Mädchen halten, wenn man nach dem Äußeren ginge! Auf halbem Weg – wo auch immer der enden sollte, darüber hatte Evergreen sich bei ihrem würdevollen Abgang keine Gedanken gemacht – stieß sie beinahe mit Elfman zusammen. Der Hüne hielt zwei Gläser in Händen. Als er abrupt anhielt, schwappte bei einem davon etwas Bowle über und spritzte zu Boden – nur wenige Zentimeter entfernt von den Designerschuhen, für deren Suche Evergreen sich eine halbe Nacht auf einer Auktionsseite für Einzelstücke um die Ohren geschlagen hatte. „Ah, Ever“, begann Elfman unbeholfen und hielt ihr eines der Gläser entgegen. Es war beinahe wieder mitleiderregend. „Ich dachte, ich bringe dir etwas mit.“ „Ich kann mich alleine versorgen“, schnaubte Evergreen hoheitsvoll und strich sich die hellbraunen Haare zurück. Mit glasigen Augen folgte Elfman ihren Bewegungen. Die ruppige Antwort schien ihm gar nicht aufgefallen zu sein. Das war doch wohl die Höhe! Dieser übergroße Tölpel wagte es doch nicht etwa, sich hier zu betrinken, während er jemanden wie Evergreen als Begleitung hatte?! Schon holte Evergreen Luft, um ihrem Gegenüber den Marsch zu blasen, als es aus ihm heraus platzte: „Ich denke, dass du wunderschön bist.“ Evergreen blinzelte. Einmal. Zweimal. Dreimal. Dann fiel ihr auf, dass ihr Mund offen stand. Sie schloss ihn wieder, öffnete ihn für eine Frage, schloss ihn doch wieder. Das war… absurd! Ja, das war das richtige Wort! Elfman war bereits angetrunken und laberte Blödsinn! Langsam hob Elfman die Schultern. Wahrscheinlich wollte er eigentlich mit ihnen zucken, aber er hielt ja noch die Gläser in beiden Händen. Jetzt mied er jeden Blick in Evergreens Richtung und er schob grimmig das Kinn vor, als müsste er sich gegen irgendetwas behaupten. „Wollte ich dir schon den ganzen Abend sagen. Bin nur nicht wirklich gut in solchen Dingen.“ „Das kannst du laut sagen“, schnaubte Evergreen und stemmte die Hände in die Hüften. Nun, da sie sich wieder gefangen hatte, beschloss sie, ihren kurzzeitigen Aussetzer mit Empörung zu kaschieren. „So etwas sagt man für gewöhnlich in dem Moment, da man seine Begleitung das erste Mal sieht!“ Auf einmal sah Elfman ihr wieder in die Augen. Seine eigenen Augen waren immer noch etwas glasig und seine Gesichtszüge zuckten kurz so komisch, aber dann wirkte er doch sehr, sehr ernst. „Du verdienst aber mehr als etwas Gewöhnliches.“ Oh. Das war… merkwürdig. Auf einmal verspürte Evergreen ein Flattern in der Brust und sie hatte den Eindruck, dass die Heizungen ein bisschen zu hoch eingestellt worden waren. Schon wieder fehlten ihr die Worte und sie stand einfach nur da und starrte Elfman an, während er zurückstarrte und noch immer die dämlichen Gläser hielt. Nur langsam wurde Evergreen klar, wie bescheuert sie hier aussehen mussten. Kurzerhand nahm sie Elfman endlich eines der Gläser ab. „Natürlich verdiene ich das“, sagte sie hoheitsvoll und hob das Glas an die Lippen, um sich selbst ein paar Sekunden Bedenkzeit zu verschaffen. Und um das Lächeln verbergen zu können, das aus irgendeinem Grund an ihren Lippen zupfte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)