Wie man es noch sagen kann von Yosephia ([Romance OS-Sammlung/ Prompt-Liste]) ================================================================================ 88. “I’ll see you later.” (MetallicanaGrandine) ----------------------------------------------- „Das sieht komisch aus.“ Mit grimmiger Miene starrte Gajeel auf das Ultraschallbild in seinen Händen hinunter, das er ständig drehte, um einen Sinn aus dem Wirrwarr zu erschließen. Der Siebenjährige blickte so finster drein, dass Metallicana sich nicht mehr wunderte, warum sein Sohn bisher nur zwei Freunde gefunden hatte – Igneels Rotzbengel, der sich sogar mit einem Stein anfreunden würde, zählte nicht. „Du siehst komisch aus“, schnaufte Metallicana und nahm seinem Sohn das Bild ab, um den winzigen Punkt darauf begutachten zu können, der vage Ähnlichkeit mit einem menschlichen Wesen hatte – wenn man seine Fantasie spielen ließ und ein bisschen guten Willen mitbrachte. Obwohl es wirklich seltsam aussah, verspürte Metallicana beim Anblick des Bildes eine tiefe Zufriedenheit. Das war sein Kind! Und dieses Mal konnte er von Anfang an alles miterleben! Nicht so wie bei Gajeel, der ihm als fünf Wochen altes Baby von einem One Night Stand, an dessen Namen er sich nicht einmal hatte erinnern können, in die Arme gedrückt worden war. Es hatte den damals gerade einmal zweiundzwanzigjährigen Metallicana mehrere Monate gekostet, ehe er sich so richtig darauf eingestellt hatte, auf einmal nicht mehr nur für sich selbst und seinen Job, sondern auch für ein Baby verantwortlich zu sein. Damals hatte er keinen Gedanken an ein zweites Kind verschwendet – geschweige denn an eine dazugehörige Mutter. Um das in Erwägung zu ziehen, hatte erst vor zwei Jahren Igneels Schwägerin Grandine, die in der Hauptstadt studiert hatte, nach Magnolia zurückkehren müssen – und selbst dann hatte Metallicana sich sehr lange Zeit schwer damit getan, zu zugeben, dass er sich zu der Ärztin hingezogen fühlte. Besagte Ärztin nahm Metallicana nun mit einem Schmunzeln das Ultraschallbild ab und beugte sich zu Gajeel hinunter, um diesem zu erklären, wo sich Kopf und Gliedmaßen seines Geschwisterchens befanden. Noch immer zutiefst skeptisch legte der Junge schließlich den Kopf schief. „Sieht trotzdem aus wie ein Alien.“ „Zieh’ nicht so ein Gesicht“, erwiderte Metallicana Augen rollend. „Ich ziehe kein Gesicht!“, war der angriffslustige Protest. „Doch, da!“ Grinsend tippte Metallicana seinem Sohn mit der Faust gegen die Stirn. „Gar nicht!“ „Friede“, summte Grandine, bevor Vater und Sohn sich einen ausgewachsenen Zank liefern konnten, und legte eine Hand auf Gajeels Rücken. „Freust du dich denn nicht auf deine Schwester?“ „Weiß nicht“, erwiderte der Junge und zuckte mit den schlaksigen Schultern. „Mädchen sind komisch.“ Metallicana rollte wieder mit den Augen, aber er verspürte ein wohliges Kribbeln, als Grandine leise lachte. Woher auch immer sie diese Engelsgeduld im Umgang mit Gajeel hatte, es war einer der Gründe, warum Metallicana keine Bedenken gehabt hatte, als Grandine ihm vor drei Monaten gestanden hatte, dass sie ungeplant schwanger war. Sie war eine gute Mutter für Gajeel und sie würde auch eine gute Mutter für dieses Mädchen werden. Als es an der Tür klingelte, war Gajeel als Erster auf den Beinen und machte sich erstaunlich flink auf den Weg. Da er schon ahnte, um wen es sich bei dem Gast handelte, protestierte Metallicana nicht – und tatsächlich trat kurz drauf die Nachbarstocher Juvia herein, begrüßte die Erwachsenen artig und folgte Gajeel dann in sein Kinderzimmer. Obwohl zwei Jahre jünger und in vielerlei Hinsicht das genaue Gegenteil von Gajeel, war sie so eng mit ihm befreundet, dass man die Beiden oft für Geschwister hielt. Das Mädchen hatte auch so seine Macken, aber Metallicana hatte es von Anfang an in sein Herz geschlossen. Als er schließlich mit Grandine alleine im Wohnzimmer war, griff Metallicana wieder nach dem Ultraschallbild und schlang den freien Arm um die schmalen Schultern seiner Lebensgefährtin. „Und sie ist auch wirklich gesund?“, fragte er vorsichtig. Er wollte kein Miesepeter sein – wirklich nicht –, aber manchmal gingen seine Sorgen doch mit ihm durch. Für ihn war diese ganze Schwangerschaftssache auch neu und er war kein Arzt, der sich mit einem Blick auf das Ultraschallbild vergewissern konnte, dass alles so aussah, wie es aussehen sollte. „Gesund und munter“, antwortete Grandine mit einem nachsichtigen Lächeln und legte eine ihrer zierlichen Hände auf Metallicanas Wange. „Und um deine Frage vorweg zu nehmen: Ja, mit mir ist auch alles in Ordnung.“ „Du lässt mich wie einen überfürsorglichen Alten klingen“, brummelte Metallicana. Ein wohliger Schauder jagte seinen Rücken hinunter, als Grandine schon wieder leise lachte. „Jetzt bist du derjenige, der das Gesicht verzieht.“ „Tu’ ich nicht“, widersprach er sofort und versuchte, eine ausdruckslose Miene hinzukriegen. Zur Antwort drehte Grandine den Kopf weg, aber Metallicana spürte das Zittern ihrer Schultern, als sie gedämpft in sich hinein lachte. Brummelnd ließ er sich im Sofa etwas tiefer sinken und blickte wieder auf das Bild in seiner Hand hinunter. „Wie wollen wir sie eigentlich nennen?“ Grandines Frage ließ ihn wieder aufsehen. Eine ihrer Hände ruhte nun auf ihrem Schwangerschaftsbauch. Ganz unwillkürlich legte Metallicana auch eine Hand auf den Bauch, war jedoch nicht überrascht, keine Bewegung zu spüren. Das Mädchen hatte sich noch nie bewegt, wenn er mal darauf gehofft hatte. Gajeel hatte schon Glück gehabt und dessen Pate Pantherlily und Gajeels Cousin Rogue – und so ziemlich die gesamte Welt, nur der werdende Vater natürlich nicht! „Ich habe nicht den leisesten Schimmer“, brummte Metallicana leise. „Vielleicht sollten wir Listen schreiben? Aber Gajeel darf keine Vorschläge abgeben, dann doch eher Juvia.“ Wieder lachte Grandine leise und ließ ihre zierlichen Finger über Metallicanas Handrücken geistern, sagte jedoch nichts. So hätten sie sicher noch eine ganze Weile friedlich sitzen können, wenn sich nicht schon wieder die Türklingel gemeldet hätte. „Das ist sicher Shagotte“, sagte Grandine und stand auf, um die Tür für ihre beste Freundin zu öffnen. Träge winkte Metallicana der jungen Frau von seinem Platz auf dem Sofa aus zu. Ihr Schwangerschaftsbauch war schon fülliger als Grandines. Wahrscheinlich war es nur noch eine Frage der Zeit, bis Pantherlily seine bisherige Coolness verlor. Metallicana freute sich schon darauf, wenn sein alter Freund sich endlich einmal ärgern lassen würde. „Macht nicht zu lange, ihr seid schwanger.“ „Was du nicht sagst“, murmelte Shagotte und verdrehte die Augen. Kratzbürstig wie eh und je. Grandine nahm ihre Jacke vom Haken und griff nach ihrem Wohnungsschlüssel, kam jedoch noch mal zu Metallicana zurück, um sich mit einem sanften Kuss zu verabschieden. Ihre zarten Finger an seinen Wangen fühlten sich weich und etwas kühl an, ein angenehmes Gefühl, das Metallicana erschaudern ließ. Und in Grandines Augen lagen so viel Zärtlichkeit und Wärme, dass ihm sogar schwummrig zumute wurde. Auf einmal lagen ihm so viele Worte auf der Zunge, aber gleichzeitig fühlte sich seine Kehle wie zugeschnürt an. „Ich sehe dich dann später“, murmelte er schließlich benommen. Zur Antwort erhielt er einen weiteren Kuss und Grandines Finger fuhren kurz durch seine Haare, ehe sie doch zurück trat und zur Tür ging. Als Shagotte schon wieder im Treppenhaus verschwunden war, drehte Grandine sich noch mal in der Wohnungstür um und lächelte Metallicana zu, der sich immer noch wie gelähmt fühlte. „Bis später“, sagte sie nur, aber auch bei ihr hörte es sich nicht nur nach einem normalen Abschied an, sondern als würden sich hinter diesen beiden Worten noch andere verstecken. Der Gedanke, dass sie die Worte, die Metallicana nicht hatte aussprechen können, dennoch verstanden hatte, gefiel ihm. Doch – so dachte er grimmig, als er schließlich alleine in der Wohnung zurück blieb und sich wieder im Sofa sinken ließ, den Blick erneut auf das Ultraschallbild geheftet – irgendwann musste er doch mal lernen, das alles richtig in Worte zu fassen. Grandine hatte es mehr als nur verdient! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)