Wie man es noch sagen kann von Yosephia ([Romance OS-Sammlung/ Prompt-Liste]) ================================================================================ 32. “It looks good on you.” (Juredy) ------------------------------------ Als Meredy nach Hause kam, duftete es himmlisch nach überbackenem Fisch. Sofort machte sich ihr Magen lautstark bemerkbar, als wollte er sie dafür bestrafen, dass sie ihn so lange vernachlässigt hatte. Dabei hatte Meredy es sich sicher nicht ausgesucht, dass ausgerechnet während ihrer Pause nach vier Stunden ätzenden Papierkrams ein Notruf ertönt war. Nachdem sie am Einsatzort angekommen war, hatte sie es umso mehr bedauert, ihren eingepackten Salat liegen gelassen zu haben, denn der Anrufer hatte sich als miesepetriger, alter Sack heraus gestellt, der einfach nur Ärger machen wollte. Fast eine Stunde lang hatten Meredy und Urtear sich daran aufgehalten, dem Mann zu erklären, dass er seine Nachbarn nicht anklagen konnte, nur weil von ihrem Balkon Blüten und Blätter auf seinen gefallen waren. Irgendwann hatte er sich bei ihrem Stationsleiter beschweren wollen, aber von der Seite würden sie sicher nichts zu befürchten haben. Polizeihauptkommisar Clive hatte ihre Information über die Beschwerde, mit einem Augenrollen abgetan und erklärt, dass er den alten Michello bereits nur zu gut kannte. Nach so einem Tag kam Juvias fabelhafte Kochkunst wie gerufen. Mit einem erleichterten Seufzer entledigte Meredy sich ihrer Lederjacke und hängte sie im Flur neben Juvias Wintermantel. Wie so oft musste sie bei dessen Anblick schmunzeln. Solange Meredy denken konnte, war ihre Freundin immer eine Frostbeule gewesen. Selbst im Sommer konnte sie Langärmeliges tragen, ohne zu schwitzen. Leises Fußtrappeln ließ Meredy den Blick heben. Sie hatte noch genug Zeit, die Arme auszubreiten, dann fiel Juvia ihr bereits um den Hals. „Juvia hat dich so vermisst“, plapperte sie gleich aufgeregt drauflos. „Wie war dein Tag? Musstest du wieder langweiligen Papierkram machen? Juvia hat heute einen richtig großen Auftrag gehabt, Yukino musste sogar helfen, sonst hätte Juvia das nicht geschafft, aber es hat Spaß gemacht und das Ergebnis sah toll aus! Oh, Juvia hat ein Foto gemacht, willst du es sehen?“ Lächelnd beugte Meredy sich vor und küsste ihre Freundin. Sie konnte spüren, wie sich ihr Körper hingebungsvoll an sie schmiegte, und ihre Hände glitten nach unten, um Juvias Taille zu umschlingen. Es war immer schön, so leidenschaftlich begrüßt zu werden. Am Anfang hatte es Meredy zugegebenermaßen noch irritiert, weil sie solche Ausdrucksstärke überhaupt nicht gewohnt gewesen war, aber sie hatte es – Juvia – schnell lieben gelernt. Und an einem Tag wie heute tat es doppelt gut, Juvia zu haben. Allein dieser Kuss sorgte dafür, dass sich aller Ärger in Luft auflöste. „Mein Tag war nicht so aufregend, aber nicht weiter wild“, antwortete sie schließlich, nachdem sie sich dazu durchgerungen hatte, sich von Juvia zu lösen. Als ihr Magen wieder grummelte, lächelte sie verlegen. „Ich habe furchtbaren Hunger.“ „Natürlich!“ Enthusiastisch klatsche Juvia in die Hände, ehe sie Meredy mit sich ins Wohn- und Esszimmer zog. Der Esstisch am Fenster mit Blick auf den Balkon, wo Juvia schon im Herbst gleich zwei Futterhäuser und diverse andere Futtermöglichkeiten für die Vögel installiert hatte, war gerade groß genug für zwei Personen. Ideal für die beiden jungen Frauen – und wenn sie doch mal Gäste zum Essen hatten, konnten sie ihn noch auf die dreifache Länge ausklappen und in die Mitte des Raumes schieben. Der Tisch war bereits gedeckt und eine Thermoskanne mit Tee stand auch schon da. „Setz’ dich doch schon mal, Juvia holt das Essen.“ Ehe Meredy einwenden konnte, dass sie doch auch helfen konnte, war ihre Freundin auch schon in der Küche verschwunden. Kopf schüttelnd ging sie zum Esstisch, aber als sie an der Eckcouch vorbei kam, fielen ihr eine aufgeschlagene Zeitschrift und zwei Mützen auf. Das eine war eine dicke, schwarze Wollmütze im Beanie-Stil und mit dicker Bommel. Das andere war gar keine Mütze, sondern ein schlichtes, dunkelblaues Stirnband mit einem Twist. Neugierig ging Meredy hinüber und hob zuerst die Zeitschrift hoch. Bei Begutachtung des Covers erkannte sie, dass es sich um ein Modemagazin handelte. Nicht unbedingt das, was sie von Juvia gewohnt war oder was sie selbst je las. Für gewöhnlich fand man in Juvias Zeitschriftensammlung eher Koch- oder Strickanleitungen und dann waren da noch die botanischen Fachzeitschriften, welche die gelernte Floristin abonniert hatte. Doch als sie zu dem Artikel zurückkehrte, den Juvia aufgeschlagen gelassen hatte, erkannte sie, was es damit auf sich hatte: Unter dem Titel Was fürs Köpfchen – Hüte im Wandel der Zeit war der Name des Autoren abgedruckt – kein geringerer als Lyon Bastia. Meredy konnte den Journalismusstudenten gut leiden. Er sah aus wie ein Weiberheld, war es aber bei weitem nicht in dem Ausmaß wie etwa der Freund von Juvias bester Freundin Lucy – das war ein echter Süßholzraspler, es war Meredy ein Rätsel, wie Lucy es mit ihm aushielt! Lyon war da sehr viel umgänglicher, sehr direkt, aber nicht so plump wie die meisten anderen Männer in Juvias großem Freundeskreis. Als sie erfahren hatte, dass Lyon sein letztes Studienpraktikum bei einem Modemagazin machen musste, hatte Meredy richtig Mitleid mit ihm gehabt. Aber ganz offensichtlich hatte er das Beste daraus gemacht. Obwohl das Thema wirklich nicht der Renner war – zumindest nicht für Meredy, die Kopfbedeckungen nicht leiden konnte –, las sich der Artikel wirklich gut und die Bilder waren auch sehr gut platziert. „Die hat Lyon heute Nachmittag im Laden vorbei gebracht, weil Juvia doch so neugierig wegen der Artikel von ihm und Lucy war.“ Meredy drehte sich zu ihrer Freundin um, die mit einem voll beladenen Tablett ins Wohnzimmer kam. „Der von Lyon sieht gut aus“, sagte Meredy und legte das Magazin wieder beiseite, um ihrer Freundin zu helfen. „Was sollen die Mützen?“ „Die hat Juvia auch von Lyon bekommen. Sie hatten wohl für das Shooting ziemlich viele Mützen und Hüte und Lyon wurden welche mitgegeben, als sein Praktikum vorbei war. Er hat sie Juvia gegeben, aber Juvia findet, dass dir das Stirnband auch gut stehen würde.“ Während sie die Schüssel mit dem Salat auf den Tisch stellte, verzog Meredy skeptisch das Gesicht, aber das hätte sie sich wohl besser verkneifen sollen. Natürlich entging es ihrer Freundin nicht, die sie daraufhin energisch zurück zur Couch zog und das Stirnband ergriff. Artig ließ sie es über sich ergehen, dass Juvia ihren dicken, geflochtenen Zopf durch das Stirnband fädelte und es dann sorgfältig an der Stirn und im Nacken arrangierte, bis der Twist etwa bei Meredys rechter Schläfe saß. Danach griff Juvia wieder nach dem Zopf und zog das Gummi ab, ehe sie die Frisur auflöste. In langen, schweren Wellen fluteten die Haare schließlich über Meredys Rücken, wurden dank des Bandes jedoch praktisch aus dem Gesicht gehalten. Auch wenn sie keinen Spiegel parat hatte und auch wenn es im beheizten Wohnzimmer zu warm für so ein dickes Band war, musste Meredy doch zugeben, dass sie positiv überrascht war. Bei winterlichen Temperaturen war das tatsächlich eine angenehme Variante, ihre Ohren warm zu halten, und es saß bequem auf, drückte nicht und der Wollstoff war nicht im Mindesten kratzig. Gerade wollte sie Juvia fragen, wie sie aussah, als ihr deren staunende Miene auffiel. Sie sah aus, als würde sie einer Erscheinung ansichtig werden. In ihre großen, blauen Augen trat dieses anhimmelnde Funkeln und ihre Lippen waren zu einem kleinen O geöffnet. Für einen Moment musste Meredy gegen ihre Verlegenheit ankämpfen. Verdammt, Juvia hatte noch nie mit ihren Gefühlen hinterm Berg gehalten, aber manchmal erwischte es sie eben doch eiskalt, wie intensiv die Gefühle der Anderen waren – und was das in ihr selbst auslöste. Sie war wirklich heilfroh, dass ihre Ohren, die immer als erstes rot wurden, unter dem Stirnband verborgen waren, und sie versuchte, sich an der beherrschten Miene von Urtear ein Beispiel zu nehmen und mit aller Souveränität, die sie aufbringen konnte, ruhig zu fragen: „Wie schlimm ist es?“ Juvia blinzelte irritiert, dann schien sie ins Hier und Jetzt zurück zu finden und sie schlang noch stürmischer als bei der Begrüßung die Arme um Meredys Hals. „Es steht dir!“, erklärte sie atemlos, ehe sie Meredy küsste. Überwältigt von diesem Ausbruch konnte die nicht mehr tun, als wieder die Arme um Juvias Taille zu schlingen und zu versuchen, beim Kuss irgendwie mitzuhalten. Insgeheim nahm sie sich aber vor, Lyon irgendwann anständig für das Stirnband zu danken – auch wenn sie ihm sicher nicht verraten würde, was hier gerade passiert war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)