Wie man es noch sagen kann von Yosephia ([Romance OS-Sammlung/ Prompt-Liste]) ================================================================================ 78. “Do you want to come too?” (Levia) -------------------------------------- Es war ungewöhnlich laut am üblichen Treffpunkt der Freunde – und das, obwohl die üblichen Verdächtigen, die es immer am besten verstanden, den Geräuschpegel nach oben zu schrauben, gerade nicht anwesend waren. Dafür waren genug junge Frauen da, die das hervorragend zu kompensieren verstanden. Mirajane und Cana hatten Lucy in ihre Mitte genommen und horchten sie aus, welche das allwöchentliche Treffen auf der großen Wiese des Campus’ damit zur Sensation erhoben hatte, dass sie ihnen erklärt hatte, jetzt mit Loke zusammen zu sein. Jetzt wollten Mirajane, Lisanna und Cana natürlich Details hören. Erza sah zwar etwas verlegen drein – wahrscheinlich weil es sie an einen gewissen Jurastudenten erinnerte, dem sie schon seit vier Semestern hinterher schmachtete, ohne zu merken, dass das auf Gegenseitigkeit beruhte –, schien aber mindestens genauso interessiert und schaffte es zumindest gelegentlich, eine hölzern klingende Zwischenfrage zu stellen. Das Interesse der anderen Frauen war zwar nicht ganz so enthusiastisch, aber doch in den meisten Fällen nicht zu übersehen. Sie saßen alle um Lucy herum und ließen es sich genauso wenig wie Mirajane und die Anderen nehmen, die eine oder andere Frage zu stellen. Obwohl sie sich noch etwas zierte, aalte Lucy sich ganz offensichtlich in der Aufmerksamkeit und redete sich langsam aber sicher in Fahrt. Sie genoss es geradezu, über ihr spektakuläres Liebesleben zu reden – immerhin war ihre und Lokes Geschichte beinahe filmreif. So mit schicksalhafter Begegnung auf einer Feier, einem leidenschaftlichen Tanz und noch leidenschaftlicherem Kuss und der darauffolgenden unfreiwilligen Trennung ohne einer Chance, Nummern auszutauschen… Wenn irgendjemand diese ganze Geschichte in- und auswendig kannte, dann war das Levy. Immerhin war sie die Erste gewesen, bei der Lucy sich das Herz ausgeschüttet hatte, und sie war es auch gewesen, die versucht hatte, auf Grundlage der wenigen vorhandenen Informationen Lucys Schwarm zu finden. Letztendlich war es eher ein Glücksfall gewesen, aber Levy hatte ihrer besten Freundin helfen können. Sie hatte sich für Lucy gefreut, als diese sie gestern Abend nach dem ersten Date mit Loke angerufen hatte, und sie gönnte es ihr, dass sie sich jetzt einfach im Glanz ihres eigenen Glücks sonnte. Aber dennoch wünschte Levy sich, sie wäre heute doch nicht hier, während Mirajane immer wieder leise quietschte, Erza verlegen vor sich hin stotterte, Cana gelegentlich lachte und die anderen Frauen vor sich hin seufzten. Natürlich war damit zu rechnen gewesen, nur konnte Levy mit all dem nicht wirklich viel anfangen. Sie war keine Romantikerin, auch wenn sie ihre beste Freundin nach Kräften unterstützt hatte. Und sowieso würde sie sich eigentlich lieber auf ihr Buch konzentrieren. Bosco war zu kompliziert, um es nur halbherzig lesen zu können. Beinahe zog Levy in Betracht, einfach zu verschwinden – es hätte ohnehin keine von den Anderen bemerkt –, aber als sie einmal vergewissernd über den Rand ihres Wälzers schielte, fiel ihr Blick auf Juvia, die mit verträumter Miene an Lucys Lippen hing. Es war so typisch für Juvia, so vernarrt in diese letztendlich doch so klischeehafte Geschichte zu sein. Sie war das genaue Gegenteil von Levy: eine Romantikerin durch und durch – schon immer gewesen. Im Grunde konnte Levy sie nur immer wieder mit genau diesem Thema in Verbindung bringen. Immerhin hatte Juvia sogar schon bei ihrer allerersten Begegnung einen klassischen Liebesroman in Händen gehalten. Levy musste lächeln, als sie sah, wie Juvias Gesicht jede überraschende oder dramatische Wendung in Lucys Gesichte nachzeichnete. Das schwärmerische Funkeln, das bange Zittern, das sehnsuchtsvolle Hoffen und schließlich die glückselige Erleichterung… Es war alles vollkommen klar auf Juvias feinen Gesichtszügen abzulesen. Nicht weil sie einfach gestrickt war, sondern weil sie einfach zu der Sorte Mensch gehörte, die ihre Gefühle ungefiltert auszudrücken verstanden. Sie war einfach aufrichtig und herzlich und… Amüsiert schüttelte Levy den Kopf über ihre eigenen Gedanken, die an Kitschigkeit Lucys Liebesgeschichte kaum in etwas nachstanden. „Wir sollten feiern gehen!“, verkündete Cana lautstark und schlang impulsiv einen Arm um Lucys Schultern. „Immerhin hat Lucy auch endlich einen Deckel für ihren Topf!“ Lisanna schnaubte laut – sie hatte ja auch gut reden, war sie doch schon seit Ewigkeiten mit ihrem Freund zusammen. Peinlich berührt blubberte Lucy etwas vor sich hin, aber es schlossen sich immer mehr Frauen in der Runde Canas Vorschlag an und sie mochte sich noch so zieren, ihr war doch anzusehen, dass sie immer noch so euphorisch war, dass ihr auch nach Feiern zumute war. In der allgemeinen Aufbruchstimmung ließ Levy sich Zeit damit, ihre Sachen einzupacken, bis ein Schatten auf sie fiel. Als sie aufblickte, erkannte sie Juvia. Ihre großen, blauen Augen funkelten glücklich – ihr Herz war einfach viel zu groß, um sich nicht über Lucys Liebesglück freuen zu können. Unwillkürlich begann Levys eigenes Herz in ihrem Brustkorb zu flattern wie ein junger Vogel. „Willst du auch mit kommen?“, fragte Juvia und allem Funkeln zum Trotz umspielte ein ahnungsvolles Lächeln ihre Lippen. „Oder willst du lieber in die Bibliothek gehen?“ Levys Wangen wurden warm, als ihr klar wurde, wie leicht Juvia in ihr hatte lesen können. Die Blauhaarige war immer so impulsiv und emotional und unglaublich verträumt, aber sie achtete doch sehr genau auf ihre Umgebung – und besonders auf Levy. Diese behütende Nähe, die ihr doch auch immer den Freiraum ließ, immer Rücksicht nahm, das war noch ein Grund von so unendlich vielen, warum Levy sich so sehr zu Juvia hingezogen fühlte. „Eigentlich kenne ich die Geschichte ja schon“, gestand Levy ehrlich und schielte in Lucys Richtung, die von Cana enthusiastisch hin und her geschwenkt wurde. Nicht dass Cana tatsächlich etwas mit Romantik am Hut hätte, aber sie konnte sich genauso gut wie Juvia für ihre Freunde freuen – sie brachte es nur anders zum Ausdruck. „Juvia denkt, dass es irgendwie auch deine Geschichte ist und du auch feiern solltest. Du hast Lucy immerhin so viel geholfen, das macht dich zur Heldin“, erklärte Juvia strahlend. „H-heldin?“ Es war so typisch für Juvia, das Ganze in einen Liebesroman umzumünzen, aber dennoch brachte es Levy aus dem Tritt, so bezeichnet zu werden. Irgendwie machte Juvia andauernd solche Sachen, die Levy aus dem Tritt brachten – und immer irgendwie auf positive Art und Weise. Derartig wertgeschätzt zu werden, war ein unbeschreibliches Gefühl. Enthusiastisch nickend hielt Juvia ihr die Hand hin. „Also? Willst du auch mit kommen?“ Im Grunde war es ja fast albern. Levy hatte einfach nur getan, was jede gute Freundin getan hätte. Es war nichts überragend Besonderes, was sie geleistet hatte. Heute war allein Lucys Freudentag, Levy musste nicht gefeiert werden. Und dennoch… sie konnte nicht anders, als Juvias Hand zu ergreifen und dankbar zu drücken. Das neuerlich strahlende Lächeln ihrer Freundin gab ihr das Gefühl, gleich einen ganzen Schwarm flatternder Vögeln in der Brust zu haben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)