Wie man es noch sagen kann von Yosephia ([Romance OS-Sammlung/ Prompt-Liste]) ================================================================================ 63. “Cross my heart and hope to die.” (Natsu-Juvia-Yukino) ---------------------------------------------------------- Nervös spielte Yukino mit ihren Fingern herum und versuchte dabei nicht, auf die Leute um sie herum zu achten, die ganz unterschiedliche Strategien verfolgten, um mit ihrem Lampenfieber zurecht zu kommen. Yukino für ihren Teil machte es nur noch unruhiger, wenn sie Lucy dabei zu sah, wie diese mit geschlossenen Augen vor sich hin murmelte und sachte den Dirigentenstab durch die Luft führte, oder Sting, der aufgeregt mit beiden Beinen hibbelte, während er seine Violine umklammert hielt. Lokes Strategie bestand darin, mit Sherry zu flirten, während Meredy mit demonstrativer Ruhe den Bogen ihres Cellos mit Bogenharz einrieb und Orga seine Paukenschläger geübt in seinen Händen kreisen ließ. Sie wirkten alle so routiniert, als würden sie tagtäglich in der größten Konzerthalle von Crocus auf der Bühne stehen und vor tausenden von Zuhörern einige der berühmtesten Stücken der fiorianischen Musikgeschichte neu interpretieren. Keinem von ihnen war tatsächlich anzumerken, ob er sich Sorgen wegen der Skepsis machte, die einige Kritiker im Vorfeld bezüglich ihres Vorhabens geäußert hatten, alte Musik neu aufzulegen. Yukino würde ja gerne ihr Alter als Erklärung heran ziehen – immerhin war sie eine der Jüngsten im Orchester, das vor einem Jahr von Makarov an den besten Musikschulen des Landes zusammen gesammelt worden war –, aber ihr bester Freund Sting war ein halbes Jahr jünger als sie und er schien es kaum erwarten zu können, endlich loszulegen. Am liebsten wäre Yukino jetzt wieder Zuhause und würde ganz zwanglos an ihrem geliebten Keyboard spielen. Natürlich wäre ihr ein richtiger Flügel wie der, der dort auf der Bühne auf sie wartete, noch lieber, aber dafür war kein Platz in ihrer Wohnung und auch wenn sie wie alle Musiker und Mitwirkende des Orchesters ein faires Gehalt von Makarov ausgezahlt bekam, konnte sie sich keinen Flügel leisten. Insbesondere keinen, der dann auch ihren Ansprüchen genügen würde. Wenn Yukino jetzt Zuhause wäre und spielen würde, hätte sie nur zwei Zuhörer – oder vielmehr einen Zuhörer und eine Duettpartnerin. Eben jene zwei Menschen, vor denen Yukino keine Nervosität verspürte. Nicht wenn es um ihr Spiel ging und auch sonst nicht… Als sich eine zierliche Hand auf ihre unruhig tanzenden Finger legte, blickte Yukino unsicher auf und in ein Paar großer, blauer Augen, die sie an eine Lagune erinnerte. Es war nun einmal nicht das tiefe Blau des Meeres oder das helle Blau des Himmels, sondern irgendwie etwas dazwischen. Es war voller Geheimnisse und doch gleichzeitig so gut zu lesen. Genau in diesem Augenblick spiegelten sich in diesen Augen Besorgnis und Sympathie wieder und die zierliche Hand strich zärtlich über Yukinos Handflächen. „Du musst nicht nervös sein. Juvia glaubt an dich“, erklärte die Ältere mit gedämpfter Stimme. In Yukinos Inneren breitete sich eine wohlige Wärme aus. Jeder hier im Orchester hatte ihr schon mal versichert, was für eine großartige Pianistin sie sei, aber aus Juvias Mund hörte es sich doch anders an. Vielleicht auch, weil Yukino insgeheim seit der ersten Begegnung vor ziemlich genau einem Jahr dachte, dass Juvia die vollkommenste Musikerin war, die sie jemals erlebt hatte. Dem Harfenspiel der Blauhaarigen lauschen zu dürfen, kam Yukino jedes Mal wie ein Geschenk des Himmels vor. Bei den ersten Proben hatte sie sich bei Juvias Parts nie konzentrieren können. Selbst bei kurzen Übungsstücken war Juvias Musik so atemberaubend schön, dass sie Yukino völlig gefangen nahm. Während der ersten Wochen hatte Yukino deshalb andauernd von Sting gekniffen werden müssen, um zurück in die Realität zu finden. „Ich habe noch nie vor so vielen Leuten gespielt“, erwiderte Yukino gepresst. Als Juvias Finger sanften Druck auf ihre rechte Hand ausübten, spreizte Yukino sofort nachgiebig die eigenen Finger. Sie genoss das Gefühl der weichen Haut mit den angerauten Fingerkuppen, die sich so perfekt an ihrer eigenen Haut anfühlte, und spreizte auch die Finger der linken Hand, um auch diese mit den Fingern ihrer Freundin zu verschränken. Mit beiderseits verschränkten Fingern saßen sie so einander gegenüber, bildeten einen Kokon aus Ruhe und Zuversicht. „Juvia auch nicht“, antwortete die Blauhaarige schließlich. „Keiner von uns. Das ist für uns alle neu.“ „Was ist, wenn ich etwas falsch mache?“ Zur Antwort erhielt sie ein nachsichtiges Lächeln. „Du wirst nichts falsch machen, Yukino. Juvia kennt keine bessere Pianistin als dich.“ Yukino konnte spüren, wie ihre Wangen heiß wurden. Egal wie oft Juvia ihr dieses Kompliment machte, es machte sie doch jedes Mal schrecklich verlegen. Etwas entfernt konnte sie Sting verstohlen kichern hören und sie zog unwillkürlich die Schultern höher. Jeder hier wusste bereits von ihrer besonderen Beziehung mit Juvia und keiner wagte es mehr, sie deswegen schief anzusehen oder gar auszuhorchen, seit Lucy ein Machtwort gesprochen hatte – wobei die Hälfte der Mitglieder des Orchesters von vorneherein überraschend positiv auf die Geschichte reagiert hatte. Dennoch war es für Yukino, die in einem sehr konservativen Haushalt groß geworden war, manchmal noch sehr schwer, in der Öffentlichkeit zu ihren Gefühlen zu stehen. „Bi-bist du denn gar nicht nervös?“, krächzte Yukino hilflos. „Nur ein bisschen“, erwiderte Juvia versonnen lächelnd und drückte sanft Yukinos Hände. „Juvia freut sich darauf, für-“ Just in diesem Moment wurde die Tür zum Hinterzimmer geöffnet. Sie wurde zwar rechtzeitig festgehalten, bevor sie an die Wand knallen konnte, aber der Schwung lenkte dennoch die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich. „Für Natsu zu spielen“, beendete Juvia kichernd, stand auf und zog Yukino mit sich, um dem jungen Mann entgegen zu gehen, der aufgeregt grinsend in der Tür stand und sich suchend umsah, ohne sich an den teilweise entnervten Blicken der Anderen zu stören. „Natsu, du hast hier nichts zu suchen!“, fauchte Lucy lautstark. Der Pinkhaarige wedelte nachlässig mit der Hand und schenkte seiner Sandkastenfreundin ein unbekümmertes Grinsen. „Bin gleich wieder-“ Er unterbrach sich, als er Juvia und Yukino bemerkte. Mit einem strahlenden Lächeln sprang er auf die beiden Frauen zu und zog jede mit je einem Arm an sich, um jeder einen impulsiven Kuss auf die Lippen zu geben. Yukinos Knie wurden weich wie Butter und sie schlang ganz automatisch einen Arm um Natsus Hüfte. Irgendetwas hatte der Ältere an sich, dass sie nicht einmal versuchen konnte – oder auch nur wollte – sich ihm zu entziehen, egal wie freigiebig er auch in der Öffentlichkeit mit Zuneigungsbekundungen ihr und Juvia gegenüber umging. Er ging so vollkommen natürlich mit seiner Beziehung zu den beiden Frauen um, schien nie den geringsten Zweifel zu haben. In der Hinsicht schien er mit Juvia einer Meinung zu sein, die seinen Kuss sogar erwidert hatte und nun mit leuchtenden Augen zu ihm aufblickte, während sie den freien Arm um Yukinos Taille schlang. „Du kriegst noch Ärger, Natsu“, kicherte Juvia. „Die Sicherheitskräfte erwischen mich eh nicht“, winkte Natsu lachend ab und drückte die beiden Frauen noch etwas mehr an sich. „Ich wollte euch noch mal anfeuern. Haut die Leute von den Stühlen!“ Im Hintergrund hörte Yukino Stings Lachen und Lucys empörtes Schnaufen, aber sie blendete Beides aus, löste ihren Arm von Natsus Hüfte und legte ihre Hand stattdessen in Natsus Nacken, um ihn zu sich herunter zu dirigieren. Sie hatte keine Ahnung, wie sie in Worte fassen sollte, was in ihr vorging. Sie war Natsu einfach dankbar. Seine ehrliche Begeisterung für etwas, wovon er nicht den geringsten Schimmer hatte, einfach weil es nun einmal seinen Partnerinnen wichtig war, erfüllte Yukino mit schier unendlicher Dankbarkeit. Und gleichzeitig war seine Aufregung ansteckend, was in Kombination mit Juvias vorherigen Komplimenten beinahe wie ein Aufputschmittel auf Yukino wirkte. Nachdem sie den Kuss mit Natsu gelöst hatte, lehnte Yukino sich lächelnd in Juvias halbe Umarmung. „Danke, Natsu, aber du solltest jetzt wirklich gehen. Sonst kommst du nicht zu deinem Platz und verpasst unser Konzert.“ „Niemals!“, rief Natsu übermütig. „Und wenn Mest das gesamte Sicherheitsteam hinter mir her schickt, ich werde keine einzige Minute von eurer Musik verpassen. Indianerehrenwort!“ Jetzt wurde Yukino beinahe schwindelig vor überschäumenden Gefühlen. Als Natsu erst ihr und dann Juvia einen weiteren stürmischen Kuss gab und sich dann von ihnen löste, um sich wieder zur Tür umzudrehen, musste sie sich an Juvia festhalten. Der Arm der Blauhaarigen ruhte sicher an Yukinos Taille und aus ihrer Stimme klang deutlich die Begeisterung mit. „Wir verlassen uns auf dich, Natsu.“ „Indianerehrenwort!“, wiederholte der Pinkhaarige, während er sich im Türrahmen umdrehte, und hob sogar wie ein kleiner Junge die Hand zum Schwur. Es war eine kindische Geste, aber sie passte so unglaublich gut zu ihm. Sie war einfach zu hundert Prozent Natsu. So vermittelte er seine Gefühle – und Yukino liebte ihn dafür. Als Natsu verschwunden war, spürte Yukino, wie Juvia beide Arme um sie schlang. Die Lippen der Blauhaarigen fühlten sich heiß auf Yukinos an, ließen ihr Inneres schon wieder Prickeln. „Mit Natsus Indianerehrenwort kann ja nichts mehr schief gehen, meinst du nicht?“ „Ja“, hauchte Yukino atemlos – und sie meinte es auch so. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)