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Wie man es noch sagen kann

[Romance OS-Sammlung/ Prompt-Liste]
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Das Projekt feiert sein erstes Jubiläum (okay, ich könnte natürlich auch die Zehner-Schritte oder die Schnapszahlen für Jubiläen nehmen, aber das ist doch ein bisschen übertrieben, aber 25-50-75-100 passen ja wunderbar XP")
Als ich damit angefangen habe, habe ich ehrlich nicht gedacht, dass es so flüssig laufen würde. Klar, ein paar Mal habe ich mich doch etwas verspätet, aber den wöchentlichen Upload habe ich doch immer einhalten können. Darauf bin ich wirklich verdammt stolz und ich habe fest vor, das auch weiterhin beizubehalten (abgesehen von der Zeit, wenn ich Ende September/Anfang Oktober im Urlaub bin, aber die Pause wird man mir hoffentlich verzeihen können).
Danke an dieser Stelle an alle, die diese Sammlung mitverfolgt und kommentiert haben! Es freut mich sehr, dass diese kleinen OS immer wieder auf Anklang stoßen. Insbesondere, da doch einige sehr spezielle Pairs dabei waren^^'

Und natürlich muss es für ein Jubiläum auch ein besonderes Pair geben - also eines meiner OTP!
Ehrlich, je mehr Stingue ich schreibe, desto süchtiger werde ich danach, noch mehr zu dem Pair zu schreiben! Ich liiiiiiebe dieses Pair einfach so sehr, das ist nicht zu fassen X////D

Auf diesen OS bin ich sehr stolz. Klar, die Erste-Begegnung-im-Supermarkt-Sache ist das reinste Klischee, aber hey: Was spricht schon gegen Klischees, wenn sie gut gemacht sind? Und ich finde, hier ist es mir wirklich gut gelungen.
Nur die Kleinkindersprache hat mich ein bisschen grübeln lassen, aber ich hoffe, die ist verständlich so. Klar, es gibt Kinder, die in dem Alter schon sehr gut sprechen können, aber so schätze ich Frosch eher nicht ein.
Öhm... und ja, ich habe Rogue gedanklich sehr doll angeschmachtet, als ich ihn beschrieben habe >///////<

Viel Spaß beim Lesen und vielen Dank im voraus für jeden Kommentar!
LG
Yosephia Komplett anzeigen

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76. “I want you to have this.” (Stingue) - 25er-Jubiläum

Er war nicht kindisch. Ganz und gar nicht. Lucy behauptete das zwar, aber sie war seine große Schwester. Große Schwestern behaupteten so etwas andauernd. Und wenn Orga das sagte, hatte das sowieso nichts zu bedeuten, der machte doch immer wieder mit. Und Yukino nannte ihn zwar auch andauernd Kindskopf, aber wer hatte sich denn neulich hinter einem Busch versteckt, nur weil Loke King in der Ferne zu sehen gewesen war? Eine erwachsene Frau sollte nach einem One Night Stand nicht solche Hemmungen haben – erst recht nicht, wenn sie doch eigentlich mehr wollte.

Also: Nein, Sting Eucliffe war. Nicht. Kindisch. Auch dann nicht, wenn er geradezu süchtig nach diesen Drachen-Frühstücksflocken war! Die waren nun einmal lecker und was war so schlimm daran, dass er die schon als Kleinkind gespachtelt hatte? Dafür hatte seine Schwester ein Plüschtier in Form ihres Freundes, das sie sich von ihrer besten Freundin Juvia hatte nähen lassen und unter ihrem Kissen versteckte – und das hatte sie schon gehabt, lange bevor sie mit eben diesem zusammen gekommen war!

Mit einem zufriedenen Grinsen stand Sting vor dem Regal mit den Frühstücksflocken und ließ den Blick die obere Reihe entlang wandern. Vorbei an diesen angeblich so super gesunden Müslis, die Lucy neuerdings immer mit Joghurt und Bananen für ihr Frühstück mischte – davor hatte sie immer Schwarzbrot mit Käse und Salat gegessen und davor… nun, diese Liste würde sehr lang werden, Sting konnte sich nicht einmal an alles erinnern –, weiter bis zu den Frühstücksflocken, die aufgrund ihrer Aufmachung eher für Kinder gedacht waren. Da gab es Kringel und Cluster und welche in den Formen von Hasen, Buchstaben, Hunde, Frösche und schließlich…

Sting verzog enttäuscht das Gesicht, als er sah, dass es nur noch eine einzige Packung seiner geliebten Dragon Slayer Cereals gab. Er war durch die halbe Stadt in den Wohnbezirk seiner Eltern gefahren, weil es in der Nähe seines Studentenwohnheims keinen einzigen Supermarkt mit diesen Frühstücksflocken gab, und jetzt musste er mit nur einer Packung nach Hause fahren? Die reichte doch gerade einmal für eine Woche – und das setzte voraus, dass er darauf verzichtete, abends beim Fernsehen welche zu knabbern, was für Stings Maßstäbe strengste Enthaltsamkeit bedeutete.

Schmollend streckte Sting sich nach der Packung und drehte sich damit auf dem Absatz herum. Ohne auf seine Umgebung zu achten, ging er los und wendete dabei gleichzeitig die Packung. Vielleicht hatte die Firma ja eine Homepage, auf der man diese Frühstücksflocken bestellen konnte? Die waren ja ein paar Monate haltbar, also könnte Sting gleich einen ganzen Vorrat ordern. Irgendwo in seinem winzigen Wohnheimzimmer würde er schon Platz dafür finden. Nur in der Gemeinschaftsküche durfte er die nicht lagern, sonst würde Natsu sie ihm wieder weg fressen. Das nahm Sting seinem zukünftigen Schwager immer noch übel, aber leider hatte Lucy nicht auf ihn gehört, als er ihr befohlen hatte, Natsu deswegen mit Sexentzug zu bestrafen. Olle Verräterin!

Die einzige Vorwarnung, die Sting hatte, war das Trippeln kleiner Schritte, dann prallte auch schon etwas gegen seine Beine und etwas Weiches stieß sich an seinem Knie. Sting geriet nicht einmal ins Straucheln, aber vor Schreck ließ er die Packung mit den heißgeliebten Frühstücksflocken fallen, die mit einem lauten Klatschen neben einem kleinen Mädchen landete, das zu Stings Füßen auf dem Hosenboden saß.

Es mochte vielleicht drei oder vier Jahre alt sein – so alt also wie Stings Patensohn, der großartigste Junge auf der ganzen, weiten Welt! – und war wirklich niedlich. Ein süßes, rundes Gesicht mit einer winzigen Stupsnase und großen, dunklen Augen. Es trug eine rote Latzhose mit einem grünen Froschaufnäher auf der Brust. Einer der Träger war über die schmächtige Schulter gerutscht. Die Haare waren grün – eine ungewöhnliche Farbe, aber hey: Stings zukünftiger Schwager hatte pinke Haare, dagegen waren grüne Haare wirklich harmlos – und zu einem Rattenschwanz geflochten. Zumindest vermutete Sting, dass sie geflochten worden waren. Es sah reichlich schief und krumm aus und die Hälfte der Haare hatte sich wieder daraus gelöst. Sting würde zwei Punkte für den Versuch geben – von zehn.

Bevor Sting sich noch weitere Gedanken darüber machen konnte, bemerkte er, wie die Lippen des Mädchens zu zittern begannen und wie die großen Augen glasig wurden. Hastig ging er in die Hocke und bot dem Mädchen beide Hände an, ohne sofort nach ihm zu greifen. Auch kleinen Kindern sollte man die Privatsphäre lassen. Lector zum Beispiel hasste es, wenn Fremde ihm durch die immer wilden roten Haare strichen, weil sie ihn niedlich fanden.

„Hey, nicht weinen“, flehte Sting mit ausstreckten Händen und setzte einen Bettelblick auf. „Es tut mir echt Leid, ich habe nicht aufgepasst. Du hast dir doch nicht weh getan, oder?“

„F-frosch hat Aua“, greinte das Mädchen mit immer noch zitternden Lippen und rieb sich mit der Faust über die Augen.

Sorgsam ließ Sting den Blick über die Glieder des Kleinkindes gleiten, konnte aber zum Glück keine Anzeichen für eine Verletzung oder auch nur für eine Schonhaltung feststellen. Wahrscheinlich hatte sich das Mädchen einfach nur erschrocken, als es auf den Hosenboden geplumpst war.

Neben dem Mädchen entdeckte Sting ein großes Froschplüschtier am Boden. Weil er sich nicht anders zu helfen wusste, hob er es auf, staubte es ab und hielt es dem Mädchen hin, das er immer noch nicht einfach anfassen wollte. „Du darfst nicht weinen, sonst wird Mr. Frosch auch ganz traurig“, unkte er mit verstellter Stimme und schloss mit einem Quaken, während er mit einem Arm des Froschs gegen die Nase des Mädchens stupste.

Dieses blinzelte daraufhin verwundert. Die Tränen, die über die rosigen Wangen rollten, wischte Sting mit Hilfe des Plüschtiers fort, ehe er vorsichtig über dessen Kopf linste und sich an einem aufmunternden Lächeln versuchte. „Kannst du mir verzeihen, dass ich nicht aufgepasst habe?“

„Mi“, erwiderte das Kind nur und ergriff sein Kuscheltier.

Verwirrt legte Sting den Kopf schief. „Was?“

„Sie heißt Mi. Frosch heißt Frosch. Mi heißt Mi, weil Frosch sie von Tante Mi bekommen“, erwiderte das Mädchen ernsthaft und herzte nun den Plüschfrosch.

Das… ergab nicht den geringsten Sinn, aber etwas sagte Sting, dass er keine bessere Erklärung bekommen würde. Es war in etwa genauso tiefschürfend und banal zugleich wie Lectors Ernsthaftigkeit, wenn er über das Für und Wieder verschiedener Eissorten diskutierte – ein Umstand, dessentwegen Sting sich immer noch viele vorwurfsvolle Blicke seitens Dobengal gefallen lassen musste, der es nicht guthieß, dass sein Sohn von seinem Paten verwöhnt wurde. Dabei nahm Sting sich jedes Mal, wenn er mit Lector um die Häuser zog, fest vor, dieses Mal stark zu bleiben, aber dann schaffte der Junge es doch immer wieder, ihn zu einem Eis zu überreden. Das war ganz fiese Magie oder so etwas!

„Also bist du mir nicht mehr böse?“, fragte er vorsichtig.

„Frosch nicht böse.“ Wild schüttelte das Kind den Kopf, wobei der Ratenschwanz sich aus dem Zopfgummi löste. Die feinen, grünen Haare flossen über die schmalen Schultern. Irgendwie unterstrich das die Unschuld des Mädchens nur umso mehr und Sting ertappte sich dabei, wie er versonnen lächelte.

„Onkel böse?“, fragte das Mädchen – Frosch? Wer um Himmels Willen nannte sein Kind Frosch?! – wieder sehr ernsthaft.

„Ich?!“, rief Sting und deutete empört auf sein eigenes Gesicht, ehe er vehement den Kopf schüttelte. „Niemals! Ich bin niemals böse!“

Frosch kicherte leise und rappelte sich langsam wieder auf. Sie war ein gutes Stück kleiner als Lector, weshalb Sting weiterhin hocken blieb, um mit ihr auf Augenhöhe zu bleiben. Ihren Plüschfrosch – das war dann wohl Mi – drückte sie weiterhin fest an sich. Als sie mit dem Fuß gegen die Packung mit den Frühstücksflocken stieß, blickte sie zu Boden und riss dann die Augen auf.

„Drachi!“, jauchzte sie hell.

„Genau, Drachi!“, lachte Sting gelöst und griff nach der Packung, um sie Frosch vors Gesicht zu halten. „Die sind suuuuuuuuper lecker und machen bärenstark! Und sie sehen cool aus, findest du nicht auch?“

„Cool!“, echote das Mädchen mit dem niedlichsten treudoofen Blick, den Sting jemals gesehen hatte.

Eifrig nickte er. „Ganz genau! Die sind richtig cool!“

„Frosch?“

Sting hatte das Gefühl, als würde ihn ein elektrischer Schlag treffen beim Klang dieser ruhigen, männlichen Stimme. Sie war tief und geheimnisvoll und rief ausgesprochen erotische Gedanken in Sting hervor. So erotische Gedanken, dass er sich beinahe dafür schämte, da er hier doch gerade ein kleines Mädchen aufzumuntern versuchte.

Die Frühstücksflocken immer noch vor Froschs Nase haltend drehte er den Kopf – und dann konnte er nur noch starren. Wenige Meter entfernt stand so ziemlich das Attraktivste, was die Welt zu bieten hatte. Der Mann mochte in Stings Alter sein und war nur ein paar Zentimeter größer. Seine Haut war blass, was einen edlen Kontrast zu den rabenschwarzen Haaren und den tiefroten Augen darstellte. Die Haare hatte er sich zu einem kurzen, hohen Pferdeschwanz gebunden und die Ponypartie verbarg das rechte Auge beinahe. Die Gesichtszüge waren maskulin und doch nicht breit oder grobschlächtig. Sie schienen es gewohnt zu sein, immer Ernst und Würde auszustrahlen, auch jetzt trugen sie eine Miene von Besorgnis zur Schau, was Sting unwillkürlich wünschen ließ, sie mal bei einem Lächeln zu ertappen. Die Lippen waren schmal und kräuselten sich passend zur sorgenvollen Miene und dem dazugehörigen Zusammenziehen der schmalen Augenbrauen. Einen scharfen Kontrast dazu, der das ganze Bild letztendlich doch perfektionierte, war die große Narbe, die sich von einer Wange zur nächsten über den Nasenrücken zog.

Unter dem dunklen, zu den Ellenbogen nach oben geschobenen Hemd zeichneten sich fein definierte Muskeln ab. Das war nicht das Zeugnis von eifrigem Gewichtestemmen, wie Sting es von Orga oder auch von seinem ehemaligen Bettgenossen Gajeel kannte, sondern von diszipliniertem, wahrscheinlich langjährigem Training. Die Schritte des Mannes hatten irgendwie etwas Fließendes, Geschmeidiges, was erst recht in das bisherige Bild passte.

Sting wüsste zu gerne, was genau für einen Sport der Mann ausführte. Und wie er hieß. Und ob sich dieses heißen Muskeln auf dem Rest des Körpers fortsetzten. Und wie es wohl klang, wenn diese sexy Stimme sexy Worte in Stings Ohr raunte. Allein bei der Vorstellung bekam der Blondschopf eine Gänsehaut.

„Papa!“

Froschs freudiger Ruf riss Sting aus seinem tranceartigen Zustand und machte ihm bewusst, dass er gerade einen Wildfremden sehr offensichtlich – und wahrscheinlich sehr dumm – angestarrt hatte. Ihm schoss die Hitze in die Wangen und er richtete sich hastig auf, um einen Funken Restwürde zu bewahren. Allerdings fiel ihm die Packung noch mal aus der Hand und er musste sich noch mal bücken, um sie aufzuheben, während Frosch aufgeregt auf ihren verboten gutaussehenden Vater einredete.

Aus dem Augenwinkel sah er, wie der Schwarzhaarige in die Knie ging und seiner quirligen Tochter die Hände auf die Schultern legte. Seine Stimme klang sanft, als er sprach, und verursachte lauter wohlige Schauder auf Stings Rücken. „Frosch, du sollst doch nicht weg laufen. Ich habe mich erschrocken, als ich mich umgedreht habe und du nicht mehr am Wagen gewesen bist.“

„Frosch Er’beer’“, nuschelte das Mädchen kleinlaut und drückte sein Plüschtier fester an sich.

Der Vater stieß ein leises Seufzen aus und strich dann behutsam über die Haare seiner Tochter. „Wir besorgen uns gleich Erdbeeren, versprochen.“

Die Zartheit, die sich auf die Züge des Mannes zauberte, während er mit Frosch sprach, verschlug Sting beinahe den Atem. Er wünschte sich, er hätte einen Zeichenblock und seine Bleistifte dabei, aber gleichzeitig war ihm klar, dass nichts und niemand auf der ganzen weiten Welt diesen Anblick jemals gebührend festhalten könnte. Nicht einmal ein Foto könnte das. Gerade ein Foto könnte das nicht!

Wieder stieß Frosch dieses niedliche Jauchzen aus und warf die Arme um den Hals ihres Vaters, der die Umarmung mit einem seligen Lächeln erwiderte.

Sting hatte das Gefühl, einem Wunder beizuwohnen. Dabei war dieser Anblick doch eigentlich nichts so Ungewöhnliches. Sting kam aus einer sehr gefühlsbetonten Familie, die wenig bis gar keine Kontaktscheu hatte. Zwischen ihm und seiner Schwester war es normal, dass sie einander immer wieder umarmten. Seine Schwester gab ihm und dem gemeinsamen Vater oft Wangenküsse. Auch mit Yukino tauschte Sting oft herzliche Umarmungen aus und sein alter Schuldfreund Orga hatte sich auch nie gescheut, Sting kameradschaftlich einen Arm um die Schultern zu schlingen oder dergleichen.

Aber diesen so durch und durch ernsten und disziplinierten Mann so losgelöst zu sehen, war etwas Besonderes. Wahrscheinlich war dieses winzige Bündel Niedlichkeit der einzige Mensch, der diese Seite an dem Schwarzhaarigen zum Vorschein bringen konnte. Sting wurde von dem Gedanken überrascht, dass er auch gerne ein Mensch wäre, der solche Regungen bei dem Gleichaltrigen hervorrufen konnte – dabei hatte er noch kein einziges Wort mit ihm gewechselt!

Und überhaupt: Der Mann hatte eine Tochter, also war er wahrscheinlich hetero und vielleicht sogar verheiratet.

Der Gedanke ernüchterte Sting wieder und als der Andere sich mit seiner Tochter auf dem Arm endlich aufrichtete und ihn aufmerksam musterte, fühlte er sich auf einmal sehr steif und nervös.

„Danke, dass du- Sie sich um Frosch gekümmert haben.“

„Ugh… Bitte nicht siezen, dafür bin ich zwanzig Jahre zu jung“, schauderte Sting und rieb sich den Hinterkopf, wobei ihm die Packung beinahe schon wieder aus der Hand gerutscht wäre. „Und ich habe gar nicht viel gemacht.“

„Onkel Mi geben“, plapperte Frosch mit einem strahlenden Lächeln. „Onkel quaken! Lustig!“

Schon wieder wurden Stings Wangen heiß und als an den schmalen Lippen des Schwarzhaarigen ein Lächeln zupfte, schlug sein Herz gleich mehrere Salti. Himmel, er konnte sich doch nicht Hals über Kopf in einen Wildfremden vergucken, der obendrein auch noch vergeben war!

„Frosch Drachi haben!“, erklärte Frosch weiter und deutete auf die Packung in Stings Hand. „Cooooooool!“

Der Ausdruck der Verdutztheit, der über die beherrschten Züge des jungen Vaters strich, ließ Sting beinahe in die Knie gehen. „Cool? Hast du ein neues Wort gelernt?“ In der tiefen Stimme klang warmer, ehrlicher Stolz mit.

„Cool, cool, cool!“, lachte Frosch ausgelassen und wedelte mit ihrem Plüschfrosch in der Luft herum, ehe sie schon wieder auf die Frühstücksflocken deutete. „Drachi haben?“

„Die sind wahrscheinlich sehr süß…“, begann der Schwarzhaarige murmelnd, ehe er nachgiebig seufzte. „Okay, wir nehmen eine Packung mit.“

„Ähm… das hier ist die letzte“, erklärte Sting und auf einmal fühlte er sich sehr schäbig.

Er liebte diese Frühstücksflocken immer noch, aber verdammt noch mal: Er konnte Frosch doch nicht enttäuschen! Sie war wirklich ein niedliches Kind, sie verdiente diese Frühstücksflocken mehr als Sting, der ihren Vater anschmachtete.

Bevor er es sich anders überlegen konnte, hielt er Frosch die Packung hin. „Genieße sie, Frosch, die sind die besten!“

Vater wie Tochter sahen Sting verdutzt an – das erste Mal, dass man eine Ähnlichkeit bei ihnen sehen konnte und eine sehr schrille Stimme in Stings Kopf, die verdächtig nach einem Fangirl klang, schnappte gerade über –, aber er drückte Frosch die Frühstücksflocken schnell in die Arme und ergriff die Flucht in den nächsten Gang, bevor er sich noch mehr zum Trottel machen konnte.

Während der nächsten Viertelstunde drückte Sting sich in der Süßkramabteilung herum und stierte das Fruchtgummi-Sortiment an, ohne wirklich Anstalten zu machen, nach einer der Tüten zu greifen. Stattdessen ertappte er sich immer wieder dabei, wie er die Ohren spitzte, ob er Froschs Lachen und Rogues angenehm tiefe Stimme noch mal hören konnte, hielt sich aber gleichzeitig weiterhin hinter dem Regal versteckt.

Irgendwann stieß er ein frustriertes Brummen aus, griff wahllos nach einer Tüte Gummibären und machte sich auf dem Weg zur Kasse. Vor ihm war ein alter Mann mit braun gefärbten, albern frisierten Haaren dran, der seine Ware sehr penibel einpackte und die Kassiererin anpflaumte, dass die Marke Sahne, die er hatte kaufen wollen, nicht mehr vorrätig gewesen sei. Mit einiger Genugtuung beobachtete Sting, wie die Frau – die nicht älter als er sein konnte, wahrscheinlich war sie auch Studentin und jobbte hier – mit den lockigen, dunkelbraunen Haaren den Mann souverän darauf hinwies, dass sie diese Beschwerde notieren würde, und ihn danach ausgesucht höflich und nicht die Spur unterwürfig abkassierte. Das nahm dem Tattergreis den Wind aus dem Segel. Recht so!

Als er schließlich die Gummibärchen in seinen Rucksack stopfte und sich auf dem Weg zum Ausgang machte, hielt ihn die vertraute tiefe Stimme des Schwarzhaarigen zurück.

„Warte mal.“

Der Schwarzhaarige kam auf ihn zu und hielt ihm die Packung mit den Dragon Slayer Cereals entgegen. Er öffnete die Lippen, dann räusperte er sich, dann öffnete er die Lippen noch mal.

„Hier, die solltest du nehmen. Deswegen bist du doch hierher gekommen, oder?“

Wie ein Fisch stand Sting mit offenem Mund da und wusste weder aus noch ein. Was sollte er denn darauf antworten? Sollte er allen Ernstes zugeben, dass er nur wegen dieser kindischen Frühstücksflocken hierher gekommen war? Und sollte er das überhaupt annehmen?

„Wo ist Frosch?“, sprudelte Sting mit der einzigen Frage heraus, von der er hoffte, dass er sich mit ihr nicht zum Volldeppen machte. Als er sich nach dem Mädchen umsah, entdeckte er es neben einer attraktiven, schwarzhaarigen Frau, die gerade die Einkäufe einpackte und ausgesprochen gut zu Froschs Vater passte. Auch sie war eine Ausgeburt an Beherrschtheit und Würde.

„Bei ihrer Patentante“, erklärte der Schwarzhaarige und sah flüchtig über seine Schulter, ehe den Kopf einzog. Beinahe machte es den Eindruck, als wollte er sich vor dem Blick der Frau verstecken, der er immerhin das Wohl seiner Tochter anvertrauen wollte. Als Sting das amüsierte Halblächeln auf deren Lippen bemerkte, überkam ihn eine Ahnung und ganz unwillkürlich zog er ebenfalls den Kopf ein.

„Ist das die Mi, nach der Frosch ihr Plüschtier benannt hat?“, fragte er tuschelnd.

Schon wieder zupfte ein Lächeln an den Lippen des Schwarzhaarigen. „Nenn’ sie lieber nicht so, das darf nur Frosch.“ Dann hielt er Sting die Frühstücksflocken noch ein bisschen dichter unter die Nase. „Hier.“

„Aber die sind doch für Frosch“, protestierte der Blondschopf.

„Frosch hat sich darauf eingelassen, dass sie etwas anderes kriegt“, erwiderte der Schwarzhaarige und druckste ein wenig herum. „Ich… ich habe gesehen, wie du Frosch aufgemuntert hast… Die meisten Leute können nicht so gut mit ihr umgehen und… na ja… Hier“, sagte er schon wieder und nun lag sogar die Ahnung eines Rothauchs auf seinen Wangen.

Ein paar halbgare Proteste spukten durch Stings Kopf, aber keiner davon klang besonders sinnvoll und sowieso wusste er gerade nicht, wie er etwas sagen sollte, ohne wie der größte Vollidiot auf Erden zu klingen. Er erkannte sich selbst gar nicht wieder!

„Ich möchte, dass du die hier hast“, sagte der Schwarzhaarige noch einmal mit nun eindeutig geröteten Wangen, drückte Sting die Packung einfach in die Hand und eilte dann zurück zu seiner Tochter und deren Patin, die mittlerweile sadistisch grinste.

Wie bestellt und nicht abgeholt, stand Sting da und blickte den Dreien hinterher, als sie den Supermarkt verließen, ehe er auf die Packung hinunter blickte. Und da erst fiel es ihm ins Auge: Über dem Logo war mit einer sehr sauberen Schrift, die perfekt zu ihrem Besitzer passte, eine Handynummer und ein Name geschrieben worden.

Rogue.

Er hieß Rogue!

Und…

Ich möchte, dass du die hier hast.

Oh wow!

Auf einmal hatte Sting das Gefühl, vor lauter Freude zu platzen. Mit wenigen Schritten hatte er den Supermarkt verlassen. Draußen suchte er den Parkplatz ab, bis er Rogue neben einem kleinen Wagen erkannte, in dessen winzigen Kofferraum er gerade die Einkäufe lud.

Ohne noch einmal darüber nachzudenken, holte Sting tief Luft und rief über den gesamten Parkplatz: „Rogue! Ich rufe dich an!“

Froschs Patentante lachte laut auf und Rogues Wangen waren auf einmal feuerrot, während er den Blick auf seine Einkäufe gesenkt hielt, aber Sting ließ sich davon nicht täuschen. Er war in Hochstimmung und da war ihm völlig egal, dass er sich zum Deppen machte.

Mit einem breiten Grinsen wollte er sich auf den Heimweg machen, doch dann fiel ihm noch etwas ein und er drehte sich noch einmal herum. In seinem Inneren brodelte es nur so und er musste dem unbedingt noch mal irgendwie Luft machen.

„Ich heiße übrigens Sting!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Wisteria
2018-04-29T18:34:53+00:00 29.04.2018 20:34
Moin,
klasse, süßer OS.
Das Ende ist ulkig und so schön.
LG
Antwort von:  Yosephia
29.04.2018 23:19
Danke, freut mich, dass es dir gefallen hat!^^
Von: Arianrhod-
2017-08-13T20:57:14+00:00 13.08.2017 22:57
Ups, wusste ich doch, dass ich einen der OS geskippt habe… Und gerade noch den wichtigsten. Shame on me. u.u“ Dafür ist es ein langer Kommentar, das ist ja auch was, oder? Ich hoffe zumindest, das gleich es aus.

Anyway, den Anfang fand ich wirklich lustig. XD Da war sofort klar, wer der Erzähler ist und du hast ihn auch gleich ins richtige Licht gerückt und sein Umfeld ein wenig klar gemacht mit Yukino & Co. Außerdem setzt es den leichten, unbeschwerten Ton der Story.
That said, ich finde es auch nicht schlimm, wenn jemand ein paar Sachen aus der Kindheit mit ‚Rübernimmt‘, wie diese Cornflakes oder sowas. Im Gegenteil, wäre echt traurig, wenn man sich von allem trennen muss, was man früher geliebt hat, nur weil man jetzt ~erwachsen~ ist. Würde ich jetzt also nicht unbedingt als kindisch bezeichnen, das wollte ich damit sagen. (Cornflakes wie Chips oder Gummibärchen zu Knabbern find ich trotzdem etwas fragwürdig. XD“ Die Dinger sind doch immer fürchterlich trocken.)

Dann Auftritt Frosch! Awwww. >/////< Ist die niedlich! Aber was kann man von einer dreijährigen Frosch auch anders erwarten? >//////< Ich fand sie auch sehr gut dargestellt, nicht zu babyhaft, sondern richtig. Und Fro ist halt Fro, das kommt noch dazu.
Und Sting ist so lieb mit ihr, freundlich und nett und trotzdem respektvoll. Obwohl sie noch ein kleines Kind ist, was ja für viele dann doch nicht normal ist, dass das auch eigene kleine Menschen sind und keine Puppen, die man nach Belieben antatsche kann. Fand ich ein schönes Detail. (Außerdem sieht es nicht übermäßig toll aus, wenn ein Fremder ein kleines Kind anfasst, egal wie… >__>)

Und dann taucht endlich Rogue auf! :D Und Sting ist sofort hin und weg, so dass sein Verstand kurzerhand kurschließt. XD Aber kein Wunder, bei dem Gegenüber… Da würde wohl jeder ein wenig ins Stocken kommen. Aber Stings Gedanken rutschen auch sehr schnell in Gefilde ab, die in dieser Gesellschaft nicht unbedingt angebracht sind. Da ist es ganz gut, dass er sich doch recht schnell auf den Boden der Tatsachen zurückbringen kann. ^^“ Trotz der Ausschweifer, die da noch kommen. XD“
(Ein wenig dick aufgetragen hast du hier aber trotzdem… Die kennen sich nicht mal, die stehen sich gerade zwei Minuten gegenüber und Sting malt sich alle möglichen Dinge aus.)

*lol* Rogues Gegenwart bringt den armen Sting ja ganz schön aus dem Gleichgewicht. Schon wieder rutschen ihm die Cornflakes beinahe aus der Hand, das wäre dann das dritte Mal. XD Das find ich ein nettes Detail.
Und dann bringt Sting es sogar über sich, Frosch seine geliebten Cornflakes zu geben, obwohl er dadurch leer ausgeht und sein ganzer Trip in diesen Supermarkt völlig umsonst. Wenn das kein Opfer ist, dann weiß ich auch nicht. Aber wer kann schon Frosch widerstehen?
Dass er danach eigentlich Hals über Kopf flüchtet und sich regelrecht versteckt, kommt eigentlich nicht so übermäßig überraschend. In so einer Situation… Kann ich ihm nicht verübeln.
Rogue fängt ihn trotzdem ab und zum Glück, ansonsten wäre das nicht ein wunderbarer Beginn. XP Trotzdem fühlt Sting sich wohl erstmal vor den Kopf gestoßen und haspelt nach Worten. (Wobei ich denke, Rogue wollte auch etwas anderes sagen als das…)
Dass er Minerva für Rogues Frau/Freundin hält, wundert mich gar nicht, ehrlich gesagt. Die beiden sehen nebeneinander schon gut aus. Vor allem nicht, wenn Frosch so vertraut mit ihr ist. Zum Glück stellt Rogue schnell klar, wie da der Hase läuft. :D
Rogue ist nicht gerade der weltbeste Flirter… >__> Nicht, dass Sting einen Preis verdient, aber Rogue ist noch viel schlimmer. XD“ (Minervas Reaktion im Hintergrund find ich übrigens auch sehr witzig und passend. Vermutlich hat Sting es nur ihr zu verdanken, dass Rogue das überhaupt abgezogen hat.)
Das Ende ist kompletter Zucker, mehr muss ich dazu wohl nicht sagen, oder? Naja, aber das trifft auf die ganze Story zu, also fällt nix aus dem Rahmen… Stings Gebrüll über den halben Parkplatz ist typisch er und Rogue hat ganz sicher damit nicht gerechnet. XP Er wird sich von Minerva vermutlich einiges anhören müssen. Wenigstens interpretiert Sting nichts falsch hier.

Und all die Details im Hintergrund! Wie toll! *~*
Yukino, die Loke anhimmelt, sich aber nicht traut, ihn (nochmal) anzusprechen. Big Sister!Lucy und ihr Diätfimmel. Ein Plüschnatsu, made by Juvia. Patensohn Lector und die kleinen Details über ihn, die immer wieder aufkommen. Tante Mi und Mi der Frosch. Gajeel. Die kontaktfreudige Umgebung, die Sting gewohnt ist, das passt so 1oo%ig zu ihm. (Rogue wird damit sicher das eine oder andere Problem haben, nachdem die zwei sich dann irgendwann näher gekommen sind, wetten?) Michello und Cana.

Jetzt wäre ich ja gespannt, wie das an dieser Stelle weitergeht. >__> Nein, ehrlich, das ist der Auftakt einer Fic und ich möchte mehr wissen! Wie schnell schafft Sting es, Rogue anzurufen? Kommt es zu einem Date? Wie sieht Rogues Leben so aus, außer, dass er eine süße kleine Tochter und eine eher sadistisch angehauchte beste Freundin hat? Bekommt Frosch einen neuen rothaarigen Freund? Mehr, mehr, mehr! :D
^^“ Sry. Ich weiß ja, wie viel du zu tun hast…

Auf jeden Fall hat’s mir gefallen! :)
Gruß
Arian


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