Zum Inhalt der Seite

Heaven on Earth

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

✡ ✟ Kapitel 1 ✟ ✡

Nachdenklich stand ich noch immer vor dem Schaufenster. Was genau sollte ich jetzt tun? Wo sollte ich mit der Suche anfangen?

Meinem Herrn war eine Drachme gestohlen worden. In den falschen Händen bedeutete sie eine Gefahr für die ganze Welt. Und daher lautete meine Aufgabe, diese zurück zu holen.

Der Diebstahl lag in meiner Heimat nur ein paar Tage zurück … Die Zeit im Himmel und auf der Erde verging jedoch unterschiedlich … und was bei uns einen Tag ausmachte, waren auf der Erde 77 Jahre. Bei zwei Tagen im Himmel waren hier bereits 154 Jahre vergangen…
 

Wir Engel hatten viele Fähigkeiten, viel mehr, als man uns zutraute. Mehr, als man jemals vermuten würde. Es gab nur einen, der allmächtig war … man konnte auch sagen drei. Trotz dessen konnten wir die Drachme nicht finden, wussten nicht, wo sie war, da sie auf der Erde mit einem Zauber versehen worden sein musste. Sie war unsichtbar für unsere Augen, nicht möglich zu erfühlen, erspüren ... Unsere Suche vom Himmel aus war vergeblich gewesen. Die letzte Möglichkeit war gewesen, sie auf der Erde selbst zu finden. Daher war ein Engel ausgesandt worden. Ich.

In meiner normalen Gestalt war dies allerdings nicht möglich gewesen. Die Aufgabe hatte also auch beinhaltet, meinen Engelskörper aufzugeben und Menschengestalt anzunehmen. Die meisten meiner Fähigkeiten würde ich auch hier einsetzen zu können, ich sollte mich trotzdem bedeckt halten. Ich wusste nicht, wer die Drachme hatte, daher konnten alle meine Feinde sein - Elben, Schattenweltler, Schattenjäger… oder auch meine Verbündeten. Die Einzigen, die ich sofort als Verbündete ausschließen konnte, waren die Dämonen. Zwischen Engeln und Dämonen würde niemals Frieden bestehen können … oder auch nur ein Waffenstillstand.
 

Ich ließ meinen Blick erneut über die Straße wandern. Wo sollte ich anfangen? 154 Jahre … plus minus ein paar Jährchen, es war eine lange Zeit, in der die Drachme bereits verschwunden war.

Ich war hier. Hier auf der Erde. In Houston. Und irgendwo musste ich mit meiner Suche beginnen, denn ich konnte erst zurück, wenn ich meinen Auftrag beendet hatte.

Ich setzte mich ziellos in Bewegung. Nur an einer Stelle zu stehen, brachte mich mit meiner Suche auch nicht weiter. Irgendwo sollten doch Informationen über die Drachme zu finden sein … in einem Buch vielleicht … in einer Bibliothek. Es war eher unwahrscheinlich, dass sich ein Buch mit solchen Texten in einer normalen, weltlichen Bibliothek finden ließen. Es gab für solche Bücher nur zwei Alternativen. In der Bibliothek eines Hexenmeisters … oder in der Bibliothek der Schattenjäger. Und egal wo, es wäre schwierig, dorthin zu gelangen. Also sollte ich doch mit einer normalen Bibliothek beginnen.
 

Ich griff in meine linke Jackentasche und ergriff einem kleinen Geldbeutel, den ich sofort heraus zog und öffnete. Dort oben war wirklich an alles gedacht worden. Ich erkannte einen Führerschein, von dem aus mir ein Bild von mir entgegen blickte, eine Kreditkarte mit meinem Namen und deren Anblick mir wie von selbst eine Nummer in das Gedächtnis zauberte. Etwas Geld war auch dabei, auch wenn ich nicht viel brauchen würde. Ich steckte den Geldbeutel wieder ein und griff stattdessen in die rechte hintere Hosentasche, aus der ich ein dünnes Smartphone zog. Durch meinen Fingerabdruck entsperrte es sich und ich tippte das Symbol an, das für das Internet stand. Im Himmel hatte ich solch ein Gerät nie verwendet, aber hier auf der Erde war es für mich, als hätte ich nie etwas anderes getan. Es ging wie von selbst, wie als ob es in meinem Kopf gespeichert worden wäre.
 

Über das Handy suchte ich die nächste Bibliothek heraus, dort wollte ich mit meiner Suche nach der Drachme beginnen. Bereits nach wenigen Sekunden wurde mir die Adresse der Bibliothek und eine Route zu dieser angezeigt. Ich sah mir diese an und steckte das Handy zurück in die Hosentasche. Schnellen Schrittes machte ich mich auf den Weg. Ich musste mit der Suche anfangen und das ohne Verzögerungen. Ich wollte zurück, zurück dorthin, wo ich hingehörte.
 

Die Bibliothek hatte ich schnell gefunden. Ich war zum Glück nicht allzu weit davon entfernt auf der Erde angekommen. Ich nickte der älteren Dame am Empfang zu und ging zu der Übersicht, auf der die verschiedenen Abteilungen zu finden waren.

Mein Blick huschte über die Namen. Religion. Daran blieb ich hängen. Vielleicht sollte ich hier anfangen.

Mein Gefühl sagte mir, dass ich hier nicht fündig werden würde, aber irgendwo musste ich beginnen, und dieser Ort war besser als nirgendwo.
 

In der Abteilung ging ich zielstrebig auf das Regal zu, in dem ich Bibeln finden konnte. Ich griff nach einer davon und zog sie hervor. Ruhe machte sich in mir breit, als ich sie öffnete. Ich schlug das Lukas Evangelium auf und las das Gleichnis, das Jesus über die verlorene Drachme geschrieben hatte.
 

~~~
 

Oder welche Frau, die zehn Drachmen hat, zündet nicht, wenn sie eine Drachme verliert, eine Lampe an und kehrt das Haus und sucht sorgfältig, bis sie sie findet? Und wenn sie sie gefunden hat, ruft sie die Freundinnen und Nachbarinnen zusammen und spricht: Freut euch mit mir! Denn ich habe die Drachme gefunden, die ich verloren hatte. So, sage ich euch, ist Freude vor den Engeln Gottes über einen Sünder, der Buße tut.
 

(Die Bibel Lukas 15, 8-10) Quelle: Elberfelder Bibel 2008
 

~~~
 

Meine Blick blieb auf dem Text liegen. Wer, der diese Zeilen las, würde davon ausgehen, dass es sich bei der sogenannte Drachme, Münze, Groschen und wie es in den verschiedenen Übersetzungen genannt wurde, um eine Waffe handelte?

Ich schlug die Bibel wieder zu und stellte sie zurück ins Regal. Ich musste sie finden und das musste ich bald tun.
 


 

Ich wusste nicht wieviele Bücher ich gelesen hatte. Ich hatte mehrmals die Abteilung gewechselt, alle Bücher, die eventuell mit dem Thema zu tun hatten, zu einem freien Tisch mitgenommen und mich dort ausgebreitet.

Religiöse, altertümliche, okkulte Bücher, Fantasie, Fakten, Waffen und sogar Münzsammlungen. Nirgends darin hatte ich die Drachme gefunden.

Erschöpft schlug ich das letzte Buch zu, das ich vor mir liegen hatte. So würde ich nicht weiterkommen. Ich wischte mir mit einer Hand über das Gesicht. Trotzdem … Vielleicht hatte es hier noch weitere Bücher. Vielleicht in der Abteilung…
 

“Junge Frau, wir müssen jetzt wirklich schließen. Ich finde es zwar sehr schön, dass sie sich in der heutigen Zeit mit Büchern und nicht nur mit den elektronischen Geräten auseinandersetzen, dennoch kann ich sie nicht noch länger hier sitzen lassen!”, erklang eine Stimme hinter mir, die mich erschrocken zusammenzucken ließ.

Ich drehte mich herum und sah die Bibliothekarin, die mich bereits das dritte Mal informierte, dass die Bibliothek schon längst geschlossen war.

“Ich … entschuldigen sie bitte”, brachte ich hervor und sprang auf. Anscheinend war ich doch länger in meine Recherchen vertieft gewesen zu sein als angenommen.

Die ältere Dame war neben den Tisch getreten und nahm die Bücher genauer in Augenschein, die alle noch in Stapeln auf dem Tisch lagen.

“Ein interessantes Thema”, gab sie von sich und sah mich neugierig an.
 

Ich blinzelte verwundert. Hatte sie gerade nicht noch gesagt, dass sie schließen mussten? Warum dann jetzt dieses plötzliche Interesse? Misstrauisch musterte ich sie. Dann schimpfte ich mich innerlich aus. Ich konnte ihre Aura wahrnehmen. Sie war das, was sie zu sein schien. Ein Mensch. Eine ältere, neugierige Dame. Nichts weiter. Sie war kein Feind, nicht für mich.

Ich lächelte schief. “Ja, Recherchen … für eine Aufgabe. Es tut mir leid, dass ich sie solange aufgehalten habe.” Mein Blick wanderte zu den Büchern. “Ich räume die Bücher gleich wieder auf und …”

“Nein, das müssen Sie nicht. Das ist hier meine Aufgabe”, fiel mir die Bibliothekarin ins Wort.

Ich sah sie an und lächelte. “Vielen Dank”, gab ich von mir.
 

Sie brachte mich noch zur Eingangstüre. Dort drehte ich mich ein letztes Mal zu ihr herum. Ich sah ihr in die Augen und daran, wie diese sich leicht weiteten, wurde mir klar, dass sie etwas spürte, eventuell meine wahre Natur.

“Ich wünsche Ihnen Gottes Segen”, richtete ich an sie und noch ehe sie etwas erwidern konnte, öffnete ich die Türe und trat ins Freie.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Linchen-86
2017-03-20T15:10:32+00:00 20.03.2017 16:10
Und nochmal Hallo meine Liebe,

noch ist ja nicht viel passiert, daher bin ich mal gespannt wie sie sich weiter schlagen wird, um dieses Drachmen (soll wohl eine mächtige Waffe sein?) zu finden.
Zumindest weiß ich jetzt schon was ihr Auftrag ist? Also hat sich diese Frage schon beantwortet. Mir gefällt die Ich-Form wirklich toll :) weil man direkt einen Einblick in ihre Gedanken bekommt. Evtl. auch in ihre Gefühle, falls sie welche empfindet ;)

Hab dich lieb :**
Antwort von:  Tasha88
22.03.2017 15:17
und auch hier ^^
hihi
was die Drachme ist wird noch erklärt - aber es dauert ein bisschen ^^
genau, der Auftrag, der ist dann schonmal verraten ;) ICH meinte auch, dass das ganz schön früh ist. aber das ist egal ^^

ICH form kann aber auch schwierig sein ;)
ich bleibe beim allmächtigen Erzähler ;)

hab dich auch lieb :**


Zurück