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To Feel The Music

von

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Epilogue

Bis zum Beginn des Konzerts waren es noch einige Stunden. Vor dem Soundcheck wollte Hyde sichergehen, dass auch alles richtig aufgebaut war.
 

Er trat auf die Bühne. Ja, da vorne stand der Monitor, der ihm unten im Bild stets jeden Schlag von Yukis Drums anzeigen würde. Oben gab es je eine Zeile für Tetsus Bass und Kens Gitarre. Zudem konnte er auch über die Vibrationen im Boden den Rhythmus des Schlagzeugs spüren.
 

Der Tontechniker würde dafür sorgen, dass sein eigener Gesang weder zu laut noch zu leise war. Es würde alles funktionieren. Er musste sich keine Sorgen machen.
 

Unwillkürlich fragte er sich, ob Gackt wohl an ihn denken würde. Er hatte ihn über die anstehenden Konzerte informiert, aber Gackt hatte selbst viel zu tun und hatte ihm geantwortet, dass er es diesmal leider nicht schaffen würde.
 

Mittlerweile teilten sie sich längst keine Wohnung mehr. Es war schon Jahre her, seit sie zusammen gewohnt hatten. Aber auch wenn sie keine Mitbewohner mehr waren, so waren sie Freunde. Beste Freunde. Und wann immer sich die Gelegenheit ergab, trafen sie sich. Nur das war in letzter Zeit selten genug vorgekommen, immerhin waren sie beide in ihre musikalischen Aktivitäten eingebunden.
 

Seit damals hatte sich so vieles geändert. Hyde konnte natürlich nach wie vor nicht hören, aber das hielt ihn nicht davon ab, zu singen. Das hatte er zum Teil auch Gackt zu verdanken.
 

Mit einem Lächeln dachte Hyde an die gemeinsame Zeit mit Gackt. Wie Gackt zur Wohnungsbesichtigung vor seiner Tür gestanden hatte. Dann mit Sack und Pack eingezogen war. Wie er ihn zu gemeinsamen Aktivitäten hatte überreden wollen. Und wie er ihn immer wieder gefragt hatte, warum er denn keine Musik machte.
 

Letztlich hatte er sogar als er die Wahrheit kannte darauf bestanden, dass Hyde ein erfolgreicher Sänger werden konnte.
 

Ja, mittlerweile waren L’Arc~en~Ciel erfolgreich. Sie spielten Konzerte in ganz Japan. Und letztens hatte Tetsu den Wunsch geäußert, auch außerhalb Japans aufzutreten. Sie wollten endlich international berühmt werden.
 

Hyde spürte, wie ihm jemand von hinten auf die Schulter klopfte. Er wandte sich um und erblickte Tetsu. „Na? Bereit?“, fragte dieser. Hyde nickte. „Dann lass uns mit dem Soundcheck beginnen.“
 

Nach dem Soundcheck zogen sich Hyde, Tetsu, Yuki und Ken wieder in den Backstagebereich zurück. Die letzten paar Minuten vor dem Auftritt verbrachten sie meist schweigend, jeder in seine ganz eigenen Gedanken versunken.
 

Die Aufregung und Anspannung stieg mit jeder Minute. Ren hatte recht gehabt. Daran würde man sich wohl nie gewöhnen.
 

Schließlich wandte Tetsu sich an Hyde und verdeutlichte ihm, dass mittlerweile Einlass sein musste. Sie konnten die aufgeregten Rufe der Fans bis in den Backstagebereich hören.
 

Sie warteten noch eine ganze Weile. Und als die Aufregung schon fast unerträglich geworden war, erhielten sie endlich das Zeichen, dass es nun an der Zeit war, auf die Bühne zu treten.
 

Hyde hatte nicht großartig Zeit, sich an die Lichter der Scheinwerfer zu gewöhnen oder einen Blick in die Runde zu werfen, denn sie begannen gleich mit dem ersten Lied. Bei den ersten Tönen fühlte er sich noch zittrig und unsicher, aber ein Blick auf den Monitor zeigte ihm, dass er sich keine Sorgen machen musste. Er traf die richtigen Töne, alles war in Ordnung.
 

Und langsam breitete sich eine Selbstsicherheit in ihm aus. Er musste nicht unentwegt auf den Monitor starren, um zu wissen, an welcher Stelle sie gerade waren. Längst war er mit Herz und Seele in dem Lied versunken und ließ sich von seinem Gefühl leiten. Er hatte ein gutes Gefühl für Musik, nach wie vor.
 

Es war immer wieder atemberaubend, vor so vielen Menschen zu stehen und zu singen – vor allem, wenn er selbst es doch gar nicht hören konnte. Aber er hatte sich daran gewöhnt.
 

Er wagte einen Blick ins Publikum, in die vielen strahlenden Gesichter. Fans, die wohl jedes ihrer Lieder auswendig kannten und nur zu bereitwillig mitsangen. All dies ließ eine Wärme durch Hydes Körper fließen. Jetzt fehlte nur noch eins ...
 

Und dann erblickte er ihn. Da hinten an der Theke. War das nicht Gackt? Ein Lächeln legte sich auf Hydes Lippen. Er war also doch gekommen, hatte ihn wohl überraschen wollen. Und es hatte geklappt.
 

Als Hyde ihn über die anstehende Tour informiert hatte, hatte Gackt sofort versucht, seinen Terminplan entsprechend umzustellen.
 

Hyde faszinierte ihn immer wieder und er wollte keinen Auftritt verpassen. Auch wenn er es natürlich nicht zu allen Konzerten schaffte. Aber wenigstens bei einem hatte er dabei sein wollen.
 

So stand er nun hier an der Theke und ließ sich den Drink schmecken, genoss die gute Musik. Viele der Lieder kannte er mittlerweile auswendig – war schon bei so vielen Konzerten gewesen.
 

Als Hydes Blick seinen traf, musste Gackt schmunzeln. Wie hatte Hyde jemals glauben können, dass er nicht kommen würde?
 

Schließlich waren gut zwei Stunden vorüber. L’Arc~en~Ciel hatten sich in den Backstagebereich zurückgezogen, aber die Fans waren nicht bereit, sie so einfach gehen zu lassen. Die Rufe nach einer Zugabe wurden immer lauter.
 

Nach einer gefühlten Ewigkeit traten sie wieder auf die Bühne.
 

Gackt konnte nicht anders, als Hyde genau zu betrachten. Er hatte das Mikrofon ergriffen und kündigte die erste Zugabe an. Einige Strähnen seines dunklen Haares hingen ihm verspielt in die Augen, seine Lippen wurden von einem Lächeln geziert.
 

Unwillkürlich schoss ihm eine Frage in den Kopf, die ihn nicht mehr losließ. Und während die Band die erste Zugabe spielte und gleich danach die zweite, kreisten in seinem Kopf die Gedanken.
 

Nach den Zugaben verließen die Fans allmählich die Halle. Gackt hörte, wie sich einige aufgeregt unterhielten, sich über ihre liebsten Lieder austauschten und sich schworen, beim nächsten Mal auf jeden Fall wieder dabei zu sein. Gackt ließ sich Zeit, trödelte absichtlich etwas. Er wollte in den Backstagebereich, um der Band zu dem fantastischen Auftritt zu gratulieren, gönnte ihnen aber auch eine kurze Verschnaufpause.
 

Auch wenn er zunächst keine Antwort auf seine Frage gehabt hatte, so war sie im Grunde genommen klar. Ehe er sich schließlich auf den Weg in den Backstagebereich machte, warf er einen letzten Blick zur Bühne, auf der nach und nach das Equipment abgebaut wurde.
 

Nein, es würde niemals jemand herausfinden. Dass Hyde gehörlos war, konnte er zu perfekt überspielen.



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