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To Feel The Music

von

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Glamorous Sky

Etwas unsicher war Hyde schon, als er das nächste Mal den Proberaum betrat. Er wusste nicht, wie Yuki und Ken reagieren würden, wenn sie ihn sahen, hatte er sich doch beim letzten Mal nicht mal richtig von ihnen verabschiedet.
 

Aber als Yuki und Ken schließlich auftauchten – Tetsu war noch nicht da –, begrüßten ihn die beiden wie eh und je. Natürlich, sie kannten sich ja mittlerweile auch schon ewig und waren gute Freunde – aber Hyde fiel es nach wie vor schwer, sie mit seinen Problemen zu belasten.
 

Doch für die anderen beiden schien es gar keine Frage zu sein. Für sie hatte sich Hyde nicht verändert. Er war nach wie vor ihr Freund und jede Rücksichtnahme ihrerseits geschah mittlerweile ganz automatisch.
 

Sie unterhielten sich eine Weile und mit jeder Minute, die verging, spürte Hyde, wie er ruhiger wurde. Gackt hatte recht gehabt. Vor seinen Freunden musste ihm nichts peinlich sein. Selbst wenn er mal seinen Einsatz verpasste, zu hoch oder zu tief sang, zu schnell oder zu langsam – sie würden immer hinter ihm stehen.
 

Und immerhin war er sich dieses Mal auch sicher: Diese Bandprobe würde nicht so eine Blamage werden wie die letzte. Denn dieses Mal würde er es wirklich versuchen und nicht einfach weglaufen. Dieses Mal war er bereit, sein Bestes zu geben.
 

Sorgfältig baute Hyde den Monitor auf und schloss die verschiedenen Kabel an, während Yuki sich ans Schlagzeug setzte und schon mal ein paar Takte spielte und Ken seine Gitarre stimmte. In der Zwischenzeit war auch Tetsu gekommen und hatte seinen Bass an den Verstärker angeschlossen und gestimmt. Hyde war gespannt, ob wohl alles so funktionierte, wie er es sich erträumte.
 

Er hatte zu Hause viel geübt, sich mit den Funktionen des Monitors vertraut gemacht, auch mal seine Gitarre angeschlossen. Aber letztlich hatte er niemals eine ganze Band gehabt, die zu seinem Gesang spielte. Verschiedene Instrumente, deren Klänge sich zwar letztlich zu einem gemeinsamen Lied fügten, die an und für sich aber gänzlich unterschiedliche Töne und Rhythmen spielten.
 

Hyde hatte sich absichtlich Schuhe mit relativ dünnen Sohlen angezogen, um die Schwingungen, die sich über den Boden übertrugen, besser spüren zu können. Schon als er noch damit beschäftigt gewesen war, sein Equipment aufzubauen, und Yuki Schlagzeug gespielt hatte, hatte Hyde den Rhythmus durch seine Füße gespürt, fast schon gehört.
 

Ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen. All dies stimmte ihn zugegebenermaßen recht zuversichtlich und er konnte es kaum erwarten, es endlich auszuprobieren.
 

Sie entschieden sich dafür, mit einem relativ langsamen Stück zu beginnen. Bevor Ken und Tetsu zu spielen begannen, sang Hyde noch einmal seinen vermeintlich ersten Ton und überprüfte mit dem Monitor, ob er überhaupt den richtigen Ton sang und dieser weder zu hoch noch zu tief war.
 

Dann begannen Ken und Tetsu mit den ersten Takten, schließlich setzte Yuki ein. Hyde schloss kurz die Augen und nahm den Rhythmus des Schlagzeugs in sich auf. Er atmete tief durch.
 

Dann öffnete er seine Augen, schaute auf den Monitor und sang schließlich die ersten Töne. Erst zaghaft, dann, als er sah, dass seine Geschwindigkeit mit der seiner Freunde übereinstimmte und er die richtige Tonhöhe traf, etwas mutiger.
 

Er hatte sich die Noten so oft vorher angeschaut, den Gesang so oft geübt, dass er das Lied nun förmlich in seinem Kopf hören konnte. Aus den Kurven, die sich auf dem Monitor zeigten, setzte sich in seinem Inneren ein Lied zusammen. Es fühlte sich unglaublich gut an.
 

Nachdem er den letzten Ton gesungen hatte, drehte Hyde sich zu seinen Freunden um. Tetsu grinste breit, Ken ging auf ihn zu und klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. „Wow, Hyde“, sagte er nur, ohne dass Hyde ihn hören konnte.
 

„Wie hast du das gemacht?“, wollte Yuki wissen, als er von seinem Schlagzeug aufstand. Ohne darauf einzugehen, sagte Tetsu: „An einigen Stellen warst du etwas leise, aber das lässt sich ja über die Lautstärke des Mikrofons noch regeln.“
 

Sie spielten noch einige weitere Lieder, die für den ersten Versuch erstaunlich gut gelangen. Hyde fühlte eine unglaubliche Wärme in sich – er hatte sich schon lange nicht mehr so glücklich gefühlt. Und als die anderen nach der Probe fragten, ob er noch mitkommen würde, einen trinken, willigte Hyde wie selbstverständlich ein – was er gefühlt schon seit Jahren nicht mehr gemacht hatte.
 

Ausgehen war nach wie vor nicht seine liebste Beschäftigung, aber mit den anderen dreien an seiner Seite konnte eigentlich nichts passieren. Hyde mochte es nicht, wenn sie auf ihn Rücksicht nehmen mussten, aber sich dafür bewusst anstrengen, mussten sie ohnehin nicht.
 

Als sie das Gasthaus betraten, mussten sie nicht lange überlegen, wo sie sich hinsetzten, und auch die Verteilung der Plätze war sofort klar. Seine Freunde saßen so, dass Hyde die drei stets im Blick hatte.
 

Sie bestellten sich etwas zu trinken und stießen dann auf die ausgezeichnete Probe an.
 

Im Laufe des Abends leerten sie ein Glas nach dem anderen. Die anfangs alltäglichen Gespräche wandelten sich mehr und mehr zu den verrücktesten Plänen. Der Alkohol beflügelte ihre Ideen und Träume. Es ging darum, wie ihnen als kleine, nur lokal bekannte Band der große Durchbruch gelang. Sie träumten von Auftritten in großen Clubs – vielleicht sogar Hallen. Im Nippon Budokan ... dem Tokyo Dome ...
 

Zugegeben, je mehr die anderen lallten, desto weniger konnte Hyde verstehen. Aber es ging auch gar nicht darum, jedes einzelne Wort zu verstehen. Die Freude in ihren Gesichtern, der Glanz in ihren Augen sprach Bände. Und irgendwann schaute Hyde nur noch lächelnd von einem zum anderen und hörte gar nicht mehr wirklich zu.
 

In seinem Kopf malten sich seine eigenen Bilder.
 

Ja, wie großartig wäre es, wenn sich ihre Mühen wirklich eines Tages auszahlten? Wenn sie tatsächlich im Tokyo Dome spielen könnten? Schon allein die Vorstellung war nahezu überwältigend und berauschend.
 

Als Hyde Stunden später in seinem Bett lag, dachte er noch immer darüber nach. Natürlich, sie hatten noch einen unendlich langen Weg vor sich – standen ja kaum am Anfang –, aber in diesem Moment erschien ihm alles möglich. Der Erfolg war zum Greifen nah.



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