To Feel The Music von DarkHide ================================================================================ Kapitel 6: Lies ... ------------------- In den nächsten Tagen war Gackt vielbeschäftigt und oft aus dem Haus. Wenn er mal zuhause war, war Hyde seinerseits nicht da. Seine übrige Zeit schien Gackt wohl mit dem Schreiben neuer Lieder zu verbringen, zumindest wurde der Stapel an Notenblättern neben dem Flügel von Tag zu Tag höher. Eines Nachmittags hatte Hyde sich auf den kleinen Hocker vor dem Flügel gesetzt und blätterte neugierig durch den Stapel an Noten. Einige Blätter waren mit Noten übersäht, die sich dicht an dicht drängten. Achtel, Sechzehntel. Andere Blätter wiederum waren nicht so vollgeschrieben. Ob er es wohl ...? Hyde drehte sich um, um sich noch einmal zu vergewissern, dass Gackt nicht da war. Dann stellte er das Notenblatt auf die Ablage und legte seine Finger auf die Tasten. Vorsichtig spielte er die ersten Töne. Als Gackt einige Zeit später nach Hause kam, stellte er erstaunt fest, dass Hyde Klavier spielte. Er hatte es schon vom Hausflur aus gehört. Und dieses Lied ... Spielte er etwa eins von Gackts Liedern? Die letzten Tage über war Gackt diese Melodie im Kopf herumgeschwirrt und er hatte einige verschiedene Versionen aufgeschrieben, war jedoch nie so ganz zufrieden gewesen. Hyde spielte das Lied ein gutes Stück langsamer. Und damit gewann es deutlich an Emotionen. Gackt wusste, dass Hyde sofort aufhören würde zu spielen, wenn er ihn bemerken würde, also hielt er inne und stand eine ganze Weile einfach nur da und lauschte den Klängen aus dem Wohnzimmer. Hyde konnte ziemlich gut Klavier spielen. Vielleicht war es gar nicht sein ehemaliger Mitbewohner gewesen, der auf dem Instrument gespielt hatte, sondern Hyde. Warum nur traute Hyde sich dann nicht, das zuzugeben? Endlich rührte Gackt sich und betrat das Wohnzimmer. Während er leicht vor und zurück wippte, spielte Hyde die letzten Töne. Gackt ging die wenigen Schritte zu seinem Mitbewohner, der just in diesem Moment sein Klavierspiel beendete, aufstand und sich zu ihm umwandte. In seinem Gesicht konnte Gackt Verwirrung lesen und vielleicht auch Verlegenheit. „Ich bin wieder zu Hause“, verkündete Gackt. „Hast du gerade eins von meinen Liedern gespielt?“ Hyde nickte nur, während Gackt auch schon fortfuhr: „Ich hatte immer gedacht, es müsste schneller sein, aber du hast Recht. So wie du es gespielt hast, war es viel schöner. Und passt ehrlich gesagt auch besser zu den paar Textzeilen, die ich schon habe.“ Hyde konnte seine Verwunderung kaum verbergen. „Meinst du ... wirklich?“ „Ja. Du bist echt unglaublich talentiert. Ich kann nicht nachvollziehen, warum du die Musik aufgegeben hast.“ Gackt betrachtete den anderen eindringlich. Hyde wandte den Blick ab und schaute zur Seite. Gackt wusste, dass Hyde nicht darüber sprechen wollte, daher beschloss er, das Thema zu wechseln. Er legte seine Hand auf Hydes Oberarm und hielt ihn davon ab, zu gehen. „Hey, wie wär’s heut Abend mit Karaoke? Nur wir zwei. Wir können auch Tetsu mitnehmen, wenn du magst. Oder You und Chacha.“ „Eigentlich ...“, begann Hyde. Gackt grinste. „Das hab ich mir gedacht. Für den Fall ...“ Mit diesen Worten holte er eine Videokassette aus seiner Tasche und hielt sie neben sein Gesicht. „Ein Horrorfilm. Aus Amerika. Ich weiß, dass du Horrorliteratur liebst, aber auch Filme?“ Hyde konnte ein Lächeln nicht verhindern. Als er nickte, sagte Gackt: „Super! Wenn du den noch nicht kennst, können wir ihn ja nachher schauen.“ „Zeig mal!“, forderte Hyde Gackt schließlich auf und ließ sich das Video geben. Er las die Inhaltsangabe auf der Rückseite. Als sein Blick danach wieder Gackts traf, glaubte dieser, ein Leuchten in den Augen des anderen zu sehen. „Oh, das klingt super!“, stieß Hyde aus. Gackt nickte langsam. „Dann sind wir wohl nachher verabredet“, meinte er. Er selbst konnte nicht unbedingt behaupten, dass er sich großartig für Horrorfilme interessierte, aber Hyde schien das Genre dafür umso mehr zu fesseln. Und so ein Filmabend mit Hyde versprach mal eine angenehme Abwechslung zu Gackts sonstigen Beschäftigungen zu sein. Einige Stunden später stand Gackt in der Küche und suchte nach einem Topf, um Popcorn zu machen. Er wusste nicht mal, ob Hyde überhaupt Popcorn mochte, aber in Anbetracht all der Süßigkeiten und Knabbereien, die sich in den Küchenschränken verbargen, war die Wahrscheinlichkeit wohl enorm hoch. Und zu Filmabenden gehörte Popcorn einfach dazu. Kaum hatte er einen Topf gefunden, etwas Öl hineingetan und ihn auf den Herd gestellt, betrat Hyde die Küche. „Was machst du?“, fragte er und näherte sich interessiert, um in den Topf schauen zu können. Gackt schaltete die Herdplatte ein und drehte sich dann zu Hyde. Mit einem breiten Grinsen erklärte er: „Popcorn machen. Ich hoffe, du magst Popcorn.“ „Klar!“ Gackt überprüfte, ob das Öl schon heiß genug war, indem er einen Holzkochlöffel in den Topf hielt. „Süßes oder salziges Popcorn?“, fragte er. Als Hyde nicht antwortete, drehte Gackt sich zu ihm. „Du magst wohl beides, was?“, wollte er wissen. Hyde sah ihn verwundert an. „Entschuldige. Was hast du gesagt?“ „Ich fragte, ob du lieber süßes oder lieber salziges Popcorn magst.“ „Süßes.“ „Gut. Dann hol doch mal den Zucker.“ Während Gackt Popcornmais in den Topf füllte, sodass der Boden bedeckt war, kam Hyde noch einige Schritte näher und gab schließlich etwas Zucker in den Topf. Als der Deckel wieder drauf war, beobachteten beide interessiert, wie der Mais nach und nach hochsprang, zerplatzte und zu Popcorn wurde. Kaum war das Popcorn fertig, füllte Gackt es in eine Schüssel und Hyde probierte es, um zu überprüfen, ob er auch genug Zucker hinzugegeben hatte. „Dann lass uns mal schnell den Film starten, solange das Popcorn noch warm ist“, meinte Gackt. Hyde nickte und ging schon mal voran ins Wohnzimmer, um den Film einzulegen. Als Gackt Stunden später in seinem Bett lag, dachte er noch mal über den Abend nach. Er musste zugeben, dass es Spaß gemacht hatte, mit Hyde den Horrorfilm zu sehen, auch wenn Horrorfilme wirklich nicht seins waren. Letztlich war Hyde viel abgebrühter als er – hatte vermutlich schon deutlich mehr gruselige Filme gesehen – und hatte sich bei einigen Szenen kaum erschreckt, wohingegen Gackt offensichtlich zusammengezuckt war. Der Film war auf Englisch und sie hatten zur Sicherheit die Untertitel eingeschaltet, die allerdings ebenfalls auf Englisch waren. Letztlich war Gackt ganz froh um die Untertitel, denn hin und wieder waren einige Sätze einfach viel zu undeutlich gewesen – sei es wegen der lauten Hintergrundgeräusche oder der undeutlichen Aussprache der Charaktere. Gackt hatte vorher nie darüber nachgedacht, einen Film überhaupt in der Originalsprache zu sehen, wenn es ihn doch auf Japanisch gab, aber eigentlich war es im Original sogar noch besser. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)