Die 12 Prüfungen der Shina Fay von BlueGenie1974 ================================================================================ Kapitel 7: 07. Prüfung - Oonagh die Schattenhexe ------------------------------------------------ 07. Pruefung – Oonagh die Schattenhexe Eteria im Jahr der Giraffe Es war dunkel und kalt. Ab und zu konnte man einen Wassertropfen fallen hören. In einer Ecke des Verlieses kauerte ein Vampirmädchen auf dem kalten Steinboden. Es war Lestrades Tochter Ilva, die von Oonagh, der Schattenhexe gefangen gehalten wurde, seit sie ein kleines Kind war. Sie hörte das Klirren von Schlüsseln und danach, wie ein Riegel zurückgezogen wurde. Ilva hörte, wie die Tür geöffnet wurde und jemand den Raum betrat. Am Geräusch der Schritte erkannte das Vampirmädchen, dass es sich um Oonagh handelte. „Du hast Sehnsucht nach deinem Vater, nicht wahr Ilva?“, fragte die Schattenhexe mit einer sanften Stimme. Das Mädchen nickte. „Er hat auch Sehnsucht nach dir, weißt du. Aber leider wirst du ihn nie, niemals wiedersehen.“ „Warum lasst ihr mich nicht frei?“ Als Antwort erhielt Ilva einen Schlag mit der flachen Hand auf ihre linke Wange. Auch der Tonfall der Schattenhexe hatte sich verändert. Der Ton war hart und gnadenlos. „Weil du mir gehörst! Du kommst erst frei, wenn ich sterbe.“ Oonagh verließ die Zelle. In der Tür drehte sie sich noch mal um und sagte: „Hoffe nicht darauf, dass dich jemand rettet. Denn jeder Versuch würde deinen Tod bedeuten.“ Damit ließ Oonagh Lestrades Tochter in ihrer Verzweiflung zurück. In Eteria weilte Shina Fay in Vortavor. Sie besuchte Galen. Die beiden gingen gerade in der Stadt spazieren, als Ataron auftauchte. Nach einer kurzen Begrüßung sagte der Nachtelfirokese: „Die Nachricht von deinem Friedenspakt, den du mit den Vampiren ausgehandelt hast, ist inzwischen bis nach Keros gelangt. Reife Leistung, Shina Fay. Aber dich beschäftigt etwas.“ „Es geht um Lestrades Tochter. Die Schattenhexe Oonagh hält sie gefangen. Ich habe geschworen, sie zu befreien. Selbst wenn es mich das Leben kosten sollte.“ „Na, na. Du musst ja nicht gleich dein Leben riskieren. Es wird andere Wege geben, um auf Oonaghs Schloss zu gelangen. Es liegt übrigens in Keros. Die Schattenhexe tyrannisiert die Nachtelfen seit dem Tag, an dem sie aufgetaucht ist. Wenn du sie besiegst, wirst du die ganzen Clans der Nachtelfen hinter dir wissen.“ „Lass mich zuerst meine Freundinnen treffen. Vielleicht wollen sie mich begleiten.“ „Ihr trennt euch wohl nie.“ „Allein ist es unmöglich Lestrades Tochter zu befreien.“ „Ich werde mit dir kommen.“ „Danke Ataron.“ „Vielleicht solltest du noch einen Abstecher ins Todesmoor machen. Dort passieren in letzter Zeit ziemlich merkwürdige Dinge.“ „Würdest du mich dorthin begleiten Galen?“ „Keine schlechte Idee, Schatz.“ Ataron verdrehte entnervt die Augen. 84 „Muss das sein, Shina Fay?“ „Ja muss es. Wenn in meinem Land Dinge passieren, die nicht ganz koscher sind, dann muss ich der Sache auf den Grund gehen.“ „Tu was du nicht lassen kannst. Ich seh dich in vier Tagen im Grenzgebiet zu Keros.“ „Bis in vier Tagen.“ Vor den Toren Vortavors trafen Shina Fay und Galen überraschenderweise Shina Fays Freundinnen. „Ein Bote aus Endor war vor zwei Tagen in deinem Dorf. Die Götter haben entschieden, dass du gegen Oonagh antreten sollst. Du hast nach Keros zu reisen. Unverzüglich.“, sagte Desdemona. „Vorher sollten wir die Vorfälle im Todesmoor genauer unter die Lupe nehmen, von denen Galen mir berichtet hat.“ „Was erhoffst du dir davon?“ „Vielleicht gewinnen wir so noch Verbündete für diese Mission.“ „Keine schlechte Idee. Ich möchte allerdings eines zu bedenken geben. Je mehr Leute wir sind, desto eher werden wir entdeckt.“ „Das Risiko müssen wir eingehen.“ Da Vortavor nur eine Tagesreise vom Todesmoor entfernt war, erreichten die Freundinnen und Galen schon am nächsten Tag den Ort des Geschehens. Sie fanden ein Lager. „Wem mag das wohl gehören?“ „“Wenn ich das wüsste. Aber wir sollten vorsichtig sein und den Einbruch der Nacht abwarten.“ „Warum denn dieses Schatz?“, fragte Galen im Flüsterton. „Siehst du die Wachen Galen? Jede Wette, dass die im ganzen Lager patrouillieren.“ „Das leuchtet ein.“ Als es Nacht war, schlich sich Shina Fay ins Lager. Die Zelte standen etwas weiter auseinander, so dass sie sich frei bewegen konnte. Die junge Elfe bemerkte drei Zelte, die etwas abseits standen und schwer bewacht waren. „Da müssen Gefangene drin sein.“, dachte sie. Shina Fay beschloss, sich das Zelt in der Mitte vorzunehmen. Lautlos wie eine Katze schlich sie dorthin. Die Wachen bemerkten nichts, bis die Elfe neben ihnen auftauchte und sie mit gezielten Dolchstößen in die ewigen Jagdgründe schickte. Als sie das Zelt betrat, blieb Shina Fay vor Entsetzen stehen. Eine Frau kauerte am Boden. Sie hatte blonde Haare, die zu Zöpfen gebunden waren und bis zu ihren wohlgeformten Brüsten reichten. Sie hatte einen kräftigen Körper. Ihre Gesichtszüge verrieten der jungen Elfe, dass sie eine Frau des Nordens vor sich hatte. Die unbekannte Frau trug eine schwarze Rüstung und einen schwarzen Umhang. Dazu trug sie dunkelbraune, mit Edelsteinen verzierte Lederstiefel. Ihre Waffen, eine Lanze und ein mächtiger Bi-Händer waren in einer Ecke des Zeltes aufbewahrt. „Eine Walküre.“, sagte sie ehrfürchtig. Der Mann, der über ihr stand, drehte sich zu Shina Fay um. „Sieh an, wir haben Besuch. Wer bist du denn, kleine Elfe?“ „Ich bin Shina Fay, Tochter des Ator. 85 Stammesführerin vom Clan des roten Habichts.“ „Du bist nicht nur töricht Elfe, du bist auch gleich tot.“, sagte der Mann. „Das seh ich anders.“ Mit diesen Worten hatte Shina Fay einen Dolch gezogen und warf ihn dem Mann entgegen. Die Waffe verfehlte ihr Ziel nicht. Sie traf den Gegner in der Kehle, sodass der verblüffte Folterknecht, denn um diesen handelte es sich, mit einem Röcheln zusammenbrach. Sie zerschnitt die Fesseln der Walküre. Diese nahm sofort ihre Waffen und wollte zum Hauptausgang hinaus treten. Doch Shina Fay hielt sie zurück. „Das ist zu riskant. Wir sollten heimlich, still und leise von hier verschwinden.“ Die Walküre sah die Elfe wutentbrannt an, besann sich aber eines besseren. „Du magst vielleicht Recht haben, junge Elfe. Aber ich kann es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, die anderen Gefangenen zurück zu lassen.“ „Du bekommst bald Gelegenheit sie zu befreien. Aber jetzt ist es zu gefährlich. Die anderen Wachen werden bald merken, dass etwas nicht stimmt. Spätestens, wenn der Hauptmann der Wache von jedem Posten Meldung verlangt.“ Und wie Recht Shina Fay hatte zeigte sich, als sie und die Walküre zu den anderen, die im nahe gelegenen Wäldchen warteten, zurückkamen. „ALARM!!! DIE WALKÜRE IST GEFLOHEN!!!“ „Siehst du, was hab ich dir gesagt?“ „Ich mache mir Sorgen um die anderen beiden Gefangenen.“ „Wem gehört dieses Lager überhaupt?“, stellte Kaitlyn eine nicht ganz unerhebliche Frage. „Das Lager gehört einer Amazone. Und die anderen beiden Gefangenen sind eine zweite Amazone und eine elfische Schattenhexe.“ „Hat die Amazone auch einen Namen?“ „Den Namen weiß niemand. Zumindest wir Gefangenen nicht.“ „Du hast uns noch nicht deinen Namen gesagt.“ „Ich bin Tyra. Aber was führt euch hierher?“ „Eigentlich müsste ich schon längst auf dem Weg nach Keros sein, um Oonagh, die Schattenhexe herauszufordern. Aber als ich hörte, dass hier seltsame Dinge vor sich gehen, habe ich mich entschieden, der Sache auf den Grund zu gehen.“ Eine Fackel nährte sich dem Versteck der Freunde. Shina Fay zog einen Dolch aus ihrem Stiefel und warf ihn auf den Wächter. Dieser hatte keine Chance zu reagieren, als ihn die Waffe in den Hals traf. „Wir sollten unser Lager aufschlagen. Aber nicht hier. Es gibt eine Lichtung, etwas tiefer im Wäldchen. Dort sind wir sicher.“, sagte Shina Fay. Rasch zog sich die kleine Gruppe vom Lager der Amazone zurück. Auf der Lichtung bauten sie dann ihr eigenes Lager auf. Nach dem Abendessen übernahm Shina Fay die erste Wache. Die Nacht blieb ruhig. Denn als Tyra zur Wachablösung kam, sagte die junge Elfe: „Die Wachen sind uns nicht gefolgt. Anscheinend haben sie 86 Angst sich zu verirren.“ „Das war schon so, als ich noch eine Gefangene dieser Amazone war. Die Wachen sind immer in Sichtweite des Lagers geblieben. Es wird dich interessieren, dass Oonagh, deine Gegnerin, die Schwester von diesem Miststück ist. Wahrscheinlich ist sie deswegen so grausam.“ „Wer weiß. Wenn ich diese Amazone ausschalten kann, dann kann sie ihre Schwester nicht warnen.“ Am nächsten Morgen machten sich die Freundinnen zusammen mit der Walküre auf den Weg ins Todesmoor. Argon war in der Nacht erschienen, und hatte Shina Fay verraten, dass die Schattenhexe im Todesmoor ihr Ende finden sollte. Außerdem hatte er der jungen Elfe den Namen der Amazone verraten. Sie hieß Jamila. Im Todesmoor wählte die junge Elfe einen Nebenpfad, den sie seinerzeit zusammen mit Raya und Kaitlyn markiert hatte. Sie wies jedem einen Platz an den Ufern des Moorlochs zu, von dem aus sie sehen konnten, wenn sich jemand näherte, ohne selbst gesehen zu werden. Shina Fay selbst kletterte auf einen Baum und hielt von dort aus Ausschau. Schon bald erschien eine kleine Prozession, mit Jamila an der Spitze. Diese war sofort an ihrem feuerroten Haar zu erkennen. Sie war groß, besaß einen athletischen Körperbau. Ihre braunen Augen blickten wachsam. Offenbar rechnete sie mit einem Angriff oder einem Befreiungsversuch der Schattenhexe. Ihr rotes Haar fiel hinten weit über Jamilas Schultern, während es vorne etwas kürzer war. Das Gesicht war oval, war jedoch nicht grazil geschnitten, wie das einer Elfe, woran Shina Fay erkannte, dass die Amazone ein Mensch war. Bekleidet war die Amazone eher spärlich. Ein lederner Lendenschurz, der von einem Gürtel aus großen Goldplatten gehalten wurde, verdeckte den Schambereich, während die Brüste von einem Oberteil aus Stoff geschützt wurden. In beiden Händen trug Jamila zwei Bögen und einen Köcher mit Pfeilen über der Schulter. An den Füßen trug die Amazone leichte Sandalen, die bis zu den Knien geschnürt waren. Am Rand des Moorlochs wurde die Schattenhexe so in Position gebracht, sodass sie mit dem Rücken zum Loch stand und Jamila ins Gesicht sehen musste. „Die Walküre ist entkommen. Sicherlich hast du ihr geholfen. Aber wie dem auch sei, durch ihre geglückte Flucht hast du jetzt die Ehre im Moor zu versinken. Das ist doch nun wirklich humaner, als dich bei lebendigem Leib zu verbrennen.“ „Wenn du dich da mal nur nicht täuschst Amazone. Ich werde dich überleben, während du bald dein Ende finden wirst.“ „Du redest mir entschieden zu viel, Schattenhexe. WACHEN! Stoßt sie ins Loch.“ Die Soldaten führten den Befehl aus und stießen die Schattenhexe in das Moorloch. 87 Da es erst vor kurzem geregnet hatte, sank sie rasch tiefer. Jamila sah dies mit Genugtuung. „Tja, wenn du jetzt deine Peitsche hättest, könntest du dich jetzt selbst retten. Aber ich habe deine Peitsche im Lager in meinem Zelt aufbewahrt. Damit du eben das nicht kannst. Ich werde jetzt mit meiner Wache ins Lager zurückkehren. Heute Nachmittag kehre ich zurück. Wenn ich feststellen muss, dass dich jemand aus dem Moorloch gezogen hat, hat das nicht deinen sondern auch den Tod deines Retters zur Folge.“ Nachdem die böse Amazone außer Sichtweite war, ließ Shina Fay eine Liane von dem Mangrovenbaum herab. „Halt dich daran fest. Ich zieh dich raus.“ „Hast du nicht gehört, was dieses Miststück gerade gesagt hat? Sie wird uns beide umbringen, wenn sie merkt, dass du mir geholfen hast.“ „Du bist eine Elfe, genau wie ich. Und ich lasse keine Artgenossen im Stich.“, sagte Shina Fay entschieden. Die Schattenhexe griff nach der Liane und die junge Elfe zog sie aus dem Moorloch. Dann kletterte sie von dem Mangrovenbaum herunter und gab den anderen ein Zeichen, dass sie ihre Deckung verlassen konnten. Gemeinsam verließen sie das Todesmoor. Im Lager, das die Freunde aufgeschlagen hatten, erzählte die Schattenhexe, wie sie, Tyra und die zweite Amazone in die Gefangenschaft Jamilas geraten waren. „Jamila herrscht über Eteria. Jeder, der durch das Land reist, muss ihr Tribut zollen. Wir haben ihr den Tribut verweigert. Ihr müsst wissen, dass jeder, der sich Jamila widersetzt, zu ihrer Schwester Oonagh gebracht wird. Sie entscheidet dann über dessen Schicksal.“ „Damit wir uns klar verstehen, hier in Eteria, herrscht Königin Ignissa. Jamila mag sich zwar einbilden, dass sie hier das Sagen hat, aber ich gehorche nur Königin Ignissa.“ „Was glaubst du, wie viele Leute diesen Satz Jamila an den Kopf geknallt haben? Mehr als du dir vorzustellen vermagst. Weißt du, was Jamila dann getan hat? Ich sag es dir. Sie hat ihnen bei lebendigem Leib das Herz aus der Brust gerissen. Ich muss es wissen, denn sie hat auf diese Weise meine Schwester Imai getötet.“ In derselben Nacht schlich sich Shina Fay zusammen mit Raya erneut zu Jamilas Lager. Es galt die Amazone zu befreien. Kaitlyn und Jenna hatten für ein Ablenkungsmanöver gesorgt, damit Desdemona unauffällig in Jamilas Zelt gelangen und die Peitsche der Schattenhexe holen konnte. Als die beiden Waldelfen das letzte Zelt erreicht hatten, schalteten sie blitzschnell und leise die Wachen aus. Während Raya die Amazone befreite, blieb Shina Fay außen und passte auf. Sollte sich jemand nähern, würde sie dreimal wie eine Eule rufen. Die Freundinnen machten sich gerade auf den Rückweg, als Jamila hinter ihnen auftauchte. „Stehenbleiben!“, rief sie. 88 „Raya. Nimm Kaitlyn und Desdemona und dann verschwindet mit der Amazone in unser Lager. Jenna und ich werden versuchen, Jamila aufzuhalten.“ „Ich lass dich nicht allein, Shina Fay.“, sagte Raya. „Geh! Oder muss ich dir Beine machen?“ Schweren Herzens gehorchte Shina Fays beste Freundin und floh mit den anderen in Richtung Lager. Shina Fay ging in Kampfposition und zog ihre Schwerter. Dann stürmte sie los und schwang ihre Schwerter wild hin und her. Auf diese Weise machte sie es Jamila unmöglich Fernkampfwaffen einzusetzen. Die Amazone konnte einen Dolch ziehen und versuchte Shina Fay am Hals zu treffen. Doch die Elfe war zu schnell und stieß eins ihrer Schwerter tief in Jamilas Brust. Sie hatte eine lebenswichtige Ader durchtrennt. Doch Jamila war noch nicht geschlagen. Mit letzter Kraft bäumte sich die Amazone noch einmal auf und stieß ihren Dolch Shina Fay zwischen die Rippen, bevor sie starb. Jenna hob sich die Waldelfe auf die Schultern und packte sie auf Tarzons Rücken. Im Lager wurde Shina Fay sofort weich gebettet und abgeschirmt. Sie hatte bereits das Bewusstsein verloren und auch ihr Atem war flach. „Ein Arzt. Wir brauchen dringend einen Arzt!“, sagte Kaitlyn. „Hat jemand den Arzt gerufen?“ „Bitte helfen Sie, wenn sie können. Unsere Freundin ist schwer verletzt.“, sagte Raya. Der Unbekannte ging zu Shina Fays Lager und sah sich die junge Elfe genau an. „Eure Freundin hat Glück gehabt. Nur ein paar Zentimeter tiefer und der Stoß wäre tödlich gewesen.“ Desdemona verdrehte entnervt die Augen. „Wenn Ihr nicht bald was tut, stirbt sie womöglich doch noch.“ „Wir Troll-Medizinmänner sind nun mal gründlich. Wir pfuschen nicht.“ Dann sprach der Medizinmann eine magische Heilformel und ließ die tödlichen Verletzungen heilen. „Wie lange wird sie ruhen müssen?“, fragte Jenna. „Das hängt davon ab, wie schnell sich eure Freundin erholt. Übrigens, ich bin Hagir. Wenn Ihr mich wieder braucht, zögert nicht mich zu rufen.“ So brach die Gruppe in Richtung von Shina Fays Dorf auf. Dort angekommen, wurde die junge Elfe sofort in die Privatgemächer ihres Großvaters gebracht. Ihre Freundinnen und auch die drei befreiten Gefangenen wachten ununterbrochen an ihrem Lager. Nach zwei Tagen kam Ataron, der Nachtelfirokese vorbei. Als er den Raum betrat, sah er in Kaitlyns banges Gesicht. „Wie geht es ihr?“, fragte er. „Na ja. Den Umständen entsprechend. Wann sie wieder ganz gesund ist, kann niemand sagen. Die Heiler hier im Dorf tun ihr Bestes.“ „Daran zweifle ich nicht. Ich hatte es kommen sehen, und ich habe Shina Fay noch gewarnt. Aber sie wollte ja nicht auf mich hören.“ Die Schattenhexe wandte Ataron ihr Gesicht zu. „Wenn Shina Fay nicht gewesen wäre, würden weder ich, noch Tyra oder Arteya hier stehen.“ 89 Shina Fay kam langsam zu sich. Zuerst öffnete sie ihr rechtes Auge, dann ihr linkes. Ganz langsam richtete sie sich auf. Zuerst sah sie alles verschwommen. „Wo bin ich?“, fragte Shina Fay. „Du bist in deinem Dorf. Wenn du es genauer wissen willst, du bist in den Privatgemächern deines Großvaters.“ „Und Jamila?“ „Du hast sie getötet. Aber es hätte nicht viel gefehlt, und sie hätte dich mit in den Tod gerissen.“ „Kann mir bitte jemand beim Aufstehen helfen?“ „Das müssen die Heiler hier entscheiden. Oder Hagir.“, sagte Raya. „Wer ist Hagir?“ „Der Troll-Medizinmann, der dir das Leben gerettet hat.“ „Hat jemand den Arzt gerufen?“ Zum ersten Mal sah Shina Fay, den Mann, dem sie ihr Leben verdankte. Hagir war groß, kräftig gebaut und trug einen langen roten Bart. Seine Haut war blau und er trug, wie schon zuvor der Gnom keine Schuhe. Er trug schwarze Hosen und über seinem nackten Oberkörper einen schwarz-roten Umhang. Auf dem Rücken trug der Troll-Medizinmann ein Gestell an dem drei Totenschädel hingen. In der linken Hand hielt Hagir einen Eibenstock, der am oberen Ende gekrümmt war. Am oberen Ende hing, wie auf dem Gestell, ein Totenschädel. Am Schaft hingen mehrere rote und weiße Federn. An seiner Nase waren noch zwei starre Barthaare zu erkennen, die wie Fahnenmasten, steil nach oben ragten. Seine gelben Augen strahlten Freundlichkeit und Güte aus. In der rechten Hand hielt Hagir ein rot-weißes Seil. Über seinen Augen war ein kleiner weißer Strich erkennbar, der ihn zweifelsohne als Heiler auswies. „Was meint Ihr, Hagir? Kann Shina Fay das Krankenlager verlassen?“, fragte Jenna. Der Troll-Medizinmann sah sich die junge Elfe noch einmal an. Fühlte Puls und Herzschlag und prüfte die Reflexe Shina Fays. „Eure Freundin kann das Krankenbett verlassen. Sie hat sich soweit erholt. Allerdings rate ich dringend zur Schonung.“, sagte Hagir. Shina Fay verzog angewidert das Gesicht. „Muss das sein? Ich habe Lestrade dem Vampir das Versprechen gegeben, seine Tochter zu befreien.“ Tyra legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Du kannst dein Versprechen immer noch einlösen, wenn du wieder gesund bist.“ Am späten Nachmittag kam Galen zu Besuch. „Du machst vielleicht Sachen, Schatz.“, sagte er. „Ich schätze morgen Abend haben wir frei, dann lach ich darüber.“ „Jedenfalls hast du eine neue Freundin gewonnen.“ „So? Wen denn?“ „Es ist Tyra, die Walküre.“ Tyra kam dazu. Galen verabschiedete sich. „Ich kehre nach Vortavor zurück. Ich werde dort für dich beten.“, sagte er und gab Shina Fay einen Kuss. „Du scheinst diesen gutaussehenden Elfen ja richtig zu beeindrucken, Shina Fay.“ „Wir sind ein Paar, seit ich gegen Nekane kämpfen musste.“ Diese Neuigkeit traf Tyra wie ein Vorschlaghammer. 90 „Du hast also die gefährlichste aller Assassinen getötet.“ „Ja. Und jetzt muss ich gegen Oonagh ran.“ „Sie wird sich an dir rächen wollen. Immerhin hast du ihre Schwester umgebracht. Was immer auch geschieht, ich werde dich nicht im Stich lassen.“ Mit diesen Worten reichte die Walküre der Elfe die Hand. Shina Fay ergriff sie und die beiden umarmten sich lang und innig. Eine neue Freundschaft war geboren. In ihrem Schloss nahm Oonagh gerade ein Bad, als ihr Diener erschien. „Feodor, mein treuer Diener. Bringst du Neuigkeiten?“ „Ja Herrin. Ich habe die traurige Pflicht, euch vom Tod eurer Schwester Jamila in Kenntnis zu setzen. Eine junge Waldelfe aus Eteria, Shina Fay hat sie getötet und die Gefangenen befreit.“ Die Schattenhexe war geschockt. „Jamila… tot?“ „Ja Herrin. Mein Beileid.“ „Und die Gefangenen wurden befreit, sagst du?“ „Ja Herrin. Eine Walküre, eine elfische Schattenhexe und eine Amazone.“ „Hat Jamila nicht zwei elfische Schattenhexen gefangen genommen?“ „Ja Herrin. Zwei Schwestern. Mara und Imai. Letztere hat Jamila getötet, weil sie ihr nicht nur den Tribut sondern auch den Gehorsam verweigert hat. In Eteria hat man die Herrschaftsansprüche eurer Schwester nämlich zu keinem Zeitpunkt anerkannt. Königin Ignissa sitzt nach wie vor auf dem Thron Eterias.“ Oonagh warf ihren Badeschwamm mit einem ordentlichen Wutanfall an die Wand. „So eine Unverfrorenheit!!! Wie leicht hätten Jamila und ich Eteria beherrschen können, wenn man Jamila statt Ignissa den Thron gegeben hätte.“ Im Dorf, in dem Shina Fay lebte, ging das Tagesgeschäft seinen gewohnten Gang. Die junge Elfe war gerade auf dem Weg zum Tempel der Erdenmutter, als sie der Schattenhexe begegnete, die sie aus dem Moorloch gezogen und auch aus Jamilas Gefangenschaft befreit hatte. Nun bekam Shina Fay endlich Gelegenheit, dieses Geschöpf aus dem Reich der Schatten einmal genauer anzusehen. Die Hexe war drei Ellen groß und besaß einen schlanken und grazilen Körper. Außerdem besaß sie die typischen spitzen Ohren, die sie als Elfe kenntlich machten. Das Gesicht war oval, jedoch am Kinn etwas kräftiger ausgeprägt, als das von Shina Fay. Ihre braunen Haare trug die Schattenhexe offen, so dass sie bis zu ihrem Gesäß reichten. In ihren braunen Augen sah Shina Fay Dankbarkeit, Güte und Freundschaft. Bekleidet war die Kreatur der Schatten mit einem Lendenschurz aus Stoff, der an der Vorderseite fast bis zum Boden reichte und einem Oberteil aus Stoff, das ihre üppigen Brüste gerade so verdeckte. Der Schurz war in blutrot gefärbt, während das Oberteil in einem hellen violett gehalten war. Dazu trug die Hexe lange, bis zu den Knien reichende, rote Lederstiefel, die an der Vorderseite durch Beinschienen aus Elfenstahl verstärkt wurden. 91 An ihren Armen trug sie Armschienen aus demselben Material, nur mit dem Unterschied, dass diese mit drei unterschiedlich langen Klingen versehen waren. „Kannst du einen Augenblick für mich erübrigen, Shina Fay?“ „Ich wollte gerade zum Tempel der Erdenmutter. Hast du Lust mich zu begleiten?“ „Gern.“ „Wie kommt es, dass du meinen Namen weißt, aber ich deinen nicht kenne?“, fragte Shina Fay die Schattenhexe, während sie zum Tempel gingen. „Als du noch nicht bei Bewusstsein warst, haben die anderen über dich gesprochen. Die Bewohner deines Dorfes haben sich große Sorgen um dich gemacht. Sie verehren dich.“ Shina Fay lächelte. „Du hast mir immer noch nicht deinen Namen verraten. Also wie lautet er? Oder soll ich dich weiter Schattenhexe nennen?“ „Ich heiße Mara.“ „Hübscher Name. Klingt, als hätte er etwas mit dem Ozean zu tun.“ „Ich bin in Serefos geboren und aufgewachsen. Dort bedeutet mein Name „Die dem Meer entsprungene“. Hat dein Name auch eine Bedeutung?“ „Shina Fay bedeutet „Prinzessin der Eiche“. Ich bin unter unserer heiligen Dorfeiche geboren worden.“ „Du bist ein großes Wagnis eingegangen, als du Tyra, Arteya und mich aus Jamilas Gefangenschaft befreit hast. Du hast dein Leben für uns aufs Spiel gesetzt. Das waren wir nicht wert.“ „Doch. Eure Freiheit war mir diesen Einsatz wert. Tyra hat einen Boten nach Arakeen, dem Reich der Walküren, geschickt. Vielleicht werden die Walküren sich mir anschließen, wenn der Tag der großen Schlacht kommt.“ Mara verstand, worauf Shina Fay hinaus wollte. „Die alte Prophezeiung.“, sagte sie schließlich. „Eben jene. Ich kann es langsam echt nicht mehr hören.“ „Seit wann weißt du es?“ „Seit meiner Kindheit. Zu allem Überfluss, werde ich auf dem Schlachtfeld meinem Halbbruder Leto gegenüberstehen. Gott wie ich diesen Verräter hasse.“ Mara sah Shina Fay in die Augen. „Lass dich nicht von dieser Finsternis ersticken. Ich sehe eine großartige Königin hinter deinen Augen.“ „Wie meinst du das?“, fragte Shina Fay, als sie und Mara den Tempel erreicht hatten. „Hat Königin Ignissa dich nicht zu ihrer Nachfolgerin auserkoren?“ „Sie hat es mir angeboten, ihren Platz einzunehmen.“ „Ich wüsste niemanden, der besser für Ignissas Nachfolge geeignet ist, als du.“, sagte Mara und hielt Shina Fay die Hand hin. Die junge Elfe nahm Maras Hand und beide umarmten sich. „Jeder Zeit, an jedem Ort, wann immer du mich brauchst, ich werde für dich da sein.“ „Und ich für dich Mara.“ Dann betrat Shina Fay gefolgt von Mara den Tempel der Erdenmutter. Die junge Elfe vollzog wie immer das Opferritual, ehe sie vor dem Abbild der Erdenmutter niederkniete und ihr Gebet sprach. „Erdenmutter, erhöre die Bitte deiner Tochter.“ „Was ist dein Begehr, Shina Fay?“ „Ich habe einen dauerhaften Frieden 92 zwischen den Elfen Eterias und den Vampiren hergestellt. Jetzt soll ich Oonagh die Schattenhexe bezwingen. Doch mir ist zu Ohren gekommen, dass die Schattenhexe, die die Schwester Jamilas ist, damit gedroht hat ihre Geisel umzubringen, sobald ein Befreiungsversuch unternommen wird.“ „Du meinst Jamila die Amazone?“ „Ja, Erdenmutter.“ „Dann war es klug von dir, dir das Wohlwollen von Tyra, Mara und Arteya zu sichern. Du wirst ihre Hilfe und die Unterstützung ihrer Völker noch dringend brauchen. Die Dunkelelfen haben ein Bündnis mit den Zentauren geschlossen.“ „Wieso wundert mich das nicht. Die Zentauren waren schon immer eine wankelmütige Bande.“, sagte Shina Fay. Am späten Nachmittag, Shina Fay besuchte gerade das Grab ihrer Eltern, kam die Amazone zu ihr. „Man sagte mir, dass ich dich hier finden würde.“ Shina erhob sich und drehte sich um. Vor ihr stand eine Menschenfrau mit kristallblauen Augen und schwarzen Haaren, die bis zu ihren Brüsten reichten. Ihr Körper entsprach bei den Menschen dem Normalmaß. Die Amazone war nicht zu dick und nicht zu dünn. Ein ovales Gesicht mit einer hübschen Nase und sinnlichen Lippen verstärkte den ersten positiven Eindruck. Bekleidet war die Amazone mit einem schwarzen Lendenschurz, der an ihrem Gesäß etwas länger ausfiel und schwarzen Stiefeln. Ein schwarzes Oberteil aus Leder, das über mehrere Haltebänder verfügte kam noch dazu. An der Stirn trug die Frau noch einen Reif, der mit einem Kreuz und einem Anhänger mit einem Rubin in der Mitte der Stirn endete. Unterhalb der Brüste trug die Amazone noch eine Kette mit dem Abzeichen ihres Stammes als Anhänger. Um die Hüfte trug die Amazone einen Bi-Händer. „Du bist dann wohl Arteya.“, sagte Shina Fay. „Ja, die bin ich.“ „Wer hat dir gesagt, dass ich am Grab meiner Eltern sein würde?“ „Das war euer Schamane, Halgrim.“ „Ich habe meine Eltern an ein und demselben Tag verloren. Ich war gerade 18 geworden und habe an unserem Turnier teilgenommen. Ator, mein Vater, wurde von meiner Gegnerin im Schwertkampf, einer Halbelfe namens Seetha vergiftet. Meine Mutter, White Angel, wurde von einem Wolf namens Fenrir mit einem Biss in die Kehle getötet. Seit diesem Tag bin ich Vollwaise.“ „Hattest du eine glückliche Kindheit?“ „Ja. Die glücklichste, die man sich wünschen kann.“ „Ich bin bei meiner Tante aufgewachsen. Meine Eltern wurden bei einem Überfall von Horden wilder Barbaren getötet. Auch meinen Bruder haben sie auch ermordet. Meine Schwester hat mich zu meiner Tante gebracht. Leider haben die Barbaren sie auch noch erwischt.“ „Dann haben wir beide keine Eltern mehr. Ich habe nur einen Halbbruder. Aber dieser hat unseren Clan verraten, als er sich den Dunkelelfen angeschlossen hat.“ „Und dafür hasst du ihn.“ „Natürlich. 93 Würdest du ihn nicht hassen?“ „Doch. Wir sind uns beide sehr ähnlich, stelle ich fest. Wir könnten Freundinnen sein, wenn du willst.“, sagte Arteya und hielt Shina Fay die Hand hin. Die junge Elfe nahm die Hand, dann umarmten sich beide. Ein weiteres Mal war eine neue Freundschaft geboren. Später am Abend, die Dunkelheit war gerade hereingebrochen, kam Lestrade der Vampir in Shina Fays Dorf. Irgendwie war er in den Besitz eines Plans von Oonaghs Schloss gekommen. Shina Fay und ihre Freundinnen setzten sich im Halbkreis um den Vampir und lauschten seinen Ausführungen. „Also Ladies, die Verliese sind hier in den unteren Geschossen. Oonaghs Gemächer sind hier, unter dem Dach.“ „Wir müssen ungesehen ins Schloss reinkommen. Der Haupteingang wird entsprechend bewacht sein.“, sagte Shina Fay und deutete auf das Haupttor. „Es gibt noch zwei Nebentore hier an den Seiten, aber auch da dürften Wachen stehen.“ Mara wies auf die entsprechenden Stellen auf dem Plan. „Also bleibt uns nur eine Möglichkeit. Wir müssen von unten ins Schloss gelangen.“, warf Arteya ein. „Ataron wird euch helfen. Er kennt die Gegend um das Schloss wie seine Westentasche. Es gibt einen geheimen Tunnel, der direkt unter das Verlies führt.“ „Wann und wo sollen wir Ataron treffen?“ „Ihr sollt in drei Tagen im Grenzgebiet zu Keros auf ihn treffen. Ataron erwartet euch am alten Grenzturm.“, sagte Lestrade. „Okay Ladies. Dann würde ich vorschlagen, wir gehen Schlafen. Denn morgen früh brechen wir auf.“, sagte Shina Fay. Am nächsten Morgen, kurz vor Sonnenaufgang brachen die Freundinnen auf. Tarzon und seine neue Freundin Shira, Rayas Reittier, führten die Gruppe an. Als es Mittag wurde, erreichten die Freundinnen einen verlassenen Bauernhof. Das Haupthaus war verfallen und die Ställe befanden sich ebenfalls in einem erbärmlichen Zustand. Auf dem nahegelegenen Acker entdeckte Arteya ein paar wilde Kaninchen. Shina Fay und Raya nahmen ihre Bögen von den Schultern und legten jeweils einen Pfeil ein. Dann legten die beiden Elfen an und ließen die Sehne los. Die Pfeile trafen ihr Ziel. Nach dem Mittagessen ging die Reise weiter. Den Rest der gebratenen Kaninchen hatte man gut verpackt in den Satteltaschen verstaut. Als am Abend die Sonne hinter den Bergen unterging und den Himmel blutrot färbte hatten die Freundinnen den Redwood Forrest erreicht. Da sie jedoch nicht wussten, was sie im Wald erwartete entschlossen sie, die Nacht außerhalb des Waldes zu verbringen. Die Nacht verlief ruhig. Doch vorsichtshalber wurde in verschiedenen Schichten Wache geschoben. Am nächsten Morgen ging die Reise nach einem kräftigen Frühstück weiter. Shina Fay und ihre Freundinnen wollten den Redwood Forrest so schnell wie möglich durchqueren. 94 Als die Freundinnen den Wald hinter sich gelassen hatten, änderte sich die Landschaft. Anstelle der zerklüfteten Berge und den Bäumen des Waldes trat nun eine weite Graslandschaft. Hier und da standen vereinzelt Bäume. Shina Fay konnte mehrere Herden von Tieren ausmachen, die sie noch nie in ihrem Leben gesehen hatte. Eine Tierart fiel ihr ganz besonders auf. Die Tiere waren weiß mit schwarzen Streifen. „Wenn jemand ein Reittier braucht, jetzt haben wir die Gelegenheit.“, sagte Shina Fay. „Lass gut sein. Zebras sind keine Reittiere.“ „Zebras?“ „Mir scheint du brauchst noch ein bisschen Nachhilfe in Sachen Fauna.“, sagte Raya. „Immer dieses Fachchinesisch.“ Raya überhörte den Einwand ihrer Freundin. Stattdessen zeigte sie Shina Fay die einzelnen Tiere und brachte ihr die Namen bei. Als Etgos Enkelin auf ein Tier mit einem kräftigen Körper und mit einem wuchtigen Kopf und ebenso wuchtigen Hörnern zeigte, sagte Raya: „Das ist ein Wasserbüffel, Shina Fay.“ Als es Mittag wurde, erreichten Shina Fay und die anderen eine Oase, durch die ein Fluss führte. Die Stammesführerin vom Clan des roten Habichts erkannte sofort einige Antilopenarten und blaue Gnus. Ein junger Gnubulle stand etwas abseits der Herde. Er war so sehr mit trinken beschäftigt, dass er die Gefahr nicht bemerkte, in der er schwebte. Denn Raya hatte ihren Bogen von den Schultern genommen und einen Pfeil eingespannt. Jetzt zielte sie auf das ahnungslose Tier. Doch ehe sie schießen konnte, teilten sich die Fluten und ein 20 Ellen großes Leistenkrokodil den Gnubullen packte und unter Wasser zog. „Gott, was für Monster!“, entfuhr es Mara. „Was war das für ein Ungeheuer?“ „Ein Leistenkrokodil, Shina Fay.“ „Scheint so, als ob dieses Monsterkrokodil schneller war als du.“ „Und das ärgert mich. Unsere Vorräte von gestern sind aufgebraucht.“ „Eines steht auf alle Fälle fest.“ „Und was?“ „An die Tiere am anderen Ufer des Flusses kommen wir nicht ran. Das Krokodil dort im Fluss würde uns die Beute buchstäblich vor der Nase wegschnappen. Außerdem wäre es für uns eine Gefahr, wenn wir ein erlegtes Tier auf unsere Seite bringen müssen. Nein, wir müssen uns auf die Tiere auf unserer Seite konzentrieren.“ Während sich Raya mit den anderen unterhalten hatte, war Shina Fay auf einen Baum geklettert und hatte eine Thomsongazelle ins Visier genommen. Sie zog ihren Dolch und machte sich zum Sprung bereit. Dann sprang die junge Elfe auf den Rücken der Gazelle und stieß ihr den Dolch in den Hals. Als sie das Tier erlegt hatte, fing Shina Fay an, die Gazelle zu häuten und deren Fleisch in mehrere Stücke zu schneiden. „Also wenn das nicht reicht, dann weiß ich auch nicht.“, sagte sie schließlich. „Das reicht nie im Leben für uns alle.“ „Kaitlyn hat Recht. Aber du bringst mich auf eine Idee, Shina Fay.“, sagte Raya und legte erneut ihren Bogen an. 95 Dieses Mal zielte die Waldelfe aus Erathia auf ein Tiefland-Nyala. Und bei diesem zweiten Versuch traf Raya ihr Ziel, da sich die Antilope weit genug weg vom Wasser war. Als auch dieses Tier gehäutet und dessen Fleisch portioniert worden war, entzündete Jenna ein Feuer. Vorher hob sie jedoch eine kleine Grube aus, deren Rand sie mit Steinen beschwerte. Shina Fay hatte unterdessen Feuerholz organisiert, das Jenna mit einem Paar Feuersteinen anzündete. Als das Feuer brannte und das Fleisch der beiden Antilopen darüber gebraten wurde, studierte Shina Fay die Karte, die ihr Halgrim mitgegeben hatte. Leider hatte sich diese als unvollständig erwiesen, sodass die junge Elfe gezwungen war, das Gebiet von Redwood Forrest und die Steppe hinzuzufügen. „Ich glaube, wir haben seit gestern einen anderen Teil Eterias entdeckt, den bisher niemand gesehen hat.“ „Wie jetzt?“ „Halgrim hat mir diese Karte mitgegeben. Allerdings war sie nur bis zu den schwarzen Bergen komplett, Redwood Forrest und die Steppe hier waren gar nicht kartographiert.“ Nach dem Essen ging die Reise weiter. Die Freundinnen zogen ein Stück mit den Herden mit, die sie rasch zu einem weiteren geeigneten Rastplatz für die Nacht führten. Denn als die Dunkelheit hereinbrach, hatten die Freundinnen die Steppe hinter sich gelassen und ein weiteres Waldgebiet erreicht. Doch auch bei diesem Wald waren sie vorsichtig. Dieses Mal war es Mara, die die erste Wache übernahm. Und genau in dieser Wache ereignete sich etwas. Die Schattenhexe hörte, wie sich zwischen den Bäumen etwas bewegte. So leise wie es eben ging, weckte sie die anderen. Shina Fay bemerkte die gelben Augen, die sich aus dem Wald näherten, als erste. Schon bald wusste sie, dass es die Augen eines Drachen waren. „Wer von euch ist Shina Fay?“, fragte der Drache mit einer tiefen, wohl klingenden Stimme. Ators Tochter trat vor. „Ich bin Shina Fay.“ „Dann bitte ich dich mir zu folgen. Ich brauche deine Hilfe.“ „Ich hätte gerne meine Freundin Raya als Verstärkung mitgenommen.“ „Wenn es denn unbedingt sein muss.“ „Ich will nur auf Nummer sicher gehen. Ist das zu viel verlangt?“ „Shina Fay hat Recht. Wir wissen nicht, was uns erwartet. Vielleicht ist meine Hilfe ja doch von Nöten.“, sagte Raya. Und wie sehr Shina Fay mit ihrer Einschätzung Recht haben sollte, zeigte sich sehr bald. Nachdem der schwarze Drache die beiden Waldelfen zu der besagten Stelle geführt hatte, wurde das Ausmaß der Katastrophe klar. Ein Purpurdrachenweibchen war in einem Käfig gefangen worden. Die junge Elfe zögerte nicht lange. Sie zog die beiden Dolche aus ihren Stiefeln und reichte einen der beiden Raya. Dann fingen die beiden Freundinnen an, die 96 die Stricke, an der Vorderseite des Käfigs durchzuschneiden. Als die Stricke durchtrennt waren, fiel das Käfigstück nach vorne um und das Drachenweibchen war frei. Es war am nächsten Morgen. Shina Fay und die anderen waren gerade aufgewacht, als sich zwischen den Bäumen etwas bewegte. Mara sah den schwarzen Drachen als erste. Direkt dahinter erschien der Kopf des weiblichen Purpurdrachen. Die junge Elfe erkannte den schwarzen Drachen sofort. Es war Shen, der Schicksalsdrache. „Ich danke dir, Shina Fay. Du hast das Kostbarste, das es für mich auf Erden gibt, vor einem schlimmeren Schicksal bewahrt.“, sagte Shen. „Auch ich habe dir zu danken, Shina Fay. Wenn du nicht gewesen wärst, hätte man mich wahrscheinlich an einen Zirkus verkauft oder auf einem Jahrmarkt als Attraktion zur Schau gestellt.“ Nun konnte die junge Elfe das Drachenweibchen genauer in Augenschein nehmen. Abgesehen von der purpurnen Hautfarbe des Drachen besaß dieser einen ovalen Kopf, an dessen Seiten Hörner hervorragten. Außerdem begann im Zentrum des Kopfes ein Dornenkamm, der sich über den gesamten Körper bis hin zum Ende des langen Drachenschwanzes erstreckte. Der majestätische Körper ruhte auf kräftigen Beinen. Der weibliche Drache entfaltete seine majestätischen Flügel und stieß einen markerschütternden Schrei aus, in den der Schicksalsdrache mit einstimmte. „Hat deine Holde auch einen Namen, Shen?“, fragte Shina Fay gerade heraus. „Ich heiße Li An Kai. Von heute an hast du in deinem Kampf gegen die Dunkelelfen und ihre Verbündeten zwei weitere Verbündete gewonnen und zwei Freunde obendrein.“ Nach einem ordentlichen Frühstück brachen die Freundinnen wieder auf. Shen und Li An Kai begleiteten sie. Die beiden Drachen sahen von oben mehr als Shina Fay und ihre Gefährtinnen unten am Boden wahrnehmen konnten. Als es Mittag wurde, erreichten die Gefährtinnen dann endlich den vereinbarten Treffpunkt am alten Grenzturm, der die Grenze zu Keros markierte. Ataron, der Nachtelfirokese erwartete sie bereits. „Da seid ihr ja endlich. Ich hatte schon die Hoffnung aufgegeben, dass ihr es überhaupt bis hierher schafft.“ „Super Gag. Ich lach mich kaputt. Wir haben es für besser gehalten einen anderen Weg zu nehmen. Oonagh hat den direkten Weg sicher genau beobachtet.“ „Dann habt ihr gut daran getan, einen anderen Weg einzuschlagen. Eure geflügelten Freunde könnt ihr leider nicht mitnehmen. Sie würden ziemlich viel Aufmerksamkeit erregen und dann wäre Oonagh mit Sicherheit alarmiert.“ Shina Fay sprach kurz mit den beiden Drachen und erklärte ihnen die Lage. „Mach dir keine Sorgen. Wir bleiben hier und sichern euren Rückzug.“, sagte Shen. „Danke Shen.“ Shina Fay gab dem Schicksalsdrachen noch einen Kuss auf seine 97 geschuppte Nase. Dann folgte sie zusammen mit ihren Freundinnen Ataron, der sie zu dem geheimen Tunnel brachte. Dort angekommen, übernahm der Irokese die Führung. Schnell und unauffällig brachte er die kleine Gruppe ins Schloss der Schattenhexe. Im Verlies angekommen, öffnete Ataron eine Klappe und führte die Gruppe ins Schloss. „So weit so gut. Aber jetzt haben wir ein Problem. Lestrades Tochter kann in jeder der Zellen sitzen. Der Teufel weiß in welcher.“ „Also heißt es ausschwärmen und jede Zelle durchsuchen.“, sagte Tyra. „Ich glaube, die Mühe können wir uns sparen. Diese Zelle wurde erst vor kurzem geöffnet.“ Während die anderen sich in der Zelle umsahen, suchte Shina Fay den Boden nach eventuellen Fußspuren ab. Und sie wurde fündig. „Ich glaub ich habe eine Spur gefunden, der wir folgen können!“, rief sie den anderen zu. Mara war die erste, die bei ihr war. „Wo?“ „Genau vor deiner Nase Mara.“, sagte Shina Fay und deutete auf die Spur zu ihren Füßen. „Wohin mag sie wohl führen?“ „Es gibt nur eine Möglichkeit. Die Folterkammer.“ „Na dann nichts wie hin.“, sagte Raya und folgte der Spur. Die anderen rannten ihr hinterher. Schließlich erreichten die Freundinnen eine Weggabelung. Hier teilte sich die Spur. „Verfluchter Mist!“ „Was hast du Shina Fay?“ „Die Spur teilt sich. Welche führt in die richtige Richtung?“ „Könnt ihr zwei Hübschen vielleicht mal leise sein?“ Und dann hörten es alle. Aus dem linken Gang hörten sie ängstliche Schreie. „Dann nehmen wir den linken Gang.“, sagte Shina Fay und eilte voraus. Die anderen folgten ihr. Der Raum, in den der Gang mündete, war vollgestopft mit den verschiedensten Folterinstrumenten. Shina Fay erkannte eine Presse, mit der der Folterknecht seinem Opfer die Hand zerquetschen konnte, bis sie brach. Ebenso erkannte sie eine Esse, in der Eisenstäbe erhitzt wurden, die dem Opfer dann auf die nackte Brust gedrückt wurden. Am auffälligsten war jedoch eine kreisrunde Öffnung im Boden, über der ein großes Metallgitter hing. Und an diesem Gitter hing Lestrades Tochter. Oonagh stand direkt vor ihr und grinste sie diabolisch an. „Glaube nicht, dass dich jemand hier raus holt. Sämtliche Eingänge sind nämlich streng bewacht.“ „Bist du dir da so sicher, Oonagh? Sind wirklich SÄMTLICHE Eingänge bewacht?“, fragte Shina Fay süffisant. Jamilas Schwester fuhr herum. Nun konnte die junge Elfe die Schattenhexe genauer in Augenschein nehmen. Oonagh hatte ein ovales Gesicht und trug eine schwarze Maske um ihre grünen Augen. Ihre feuerroten Haare reichten bis zu ihren Schultern. Die Lippen der Schattenhexe hätte man durchaus als sinnlich bezeichnen könne, wenn Oonaghs Gesicht nicht durch blanken Hass zu einer hässlichen Fratze verzogen worden wäre. Am rechten Oberschenkel trug Oonagh zwei Messingbänder. Eines davon besaß als Zierde einen nach oben 98 gedrehten Halbmond, während das andere zwei handflächengroße Medaillen, auf denen zwei goldene Pentagramme zu sehen waren, als Zierde aufwies. Das nächste, was Shina Fay auffiel, waren die beiden schwarzen Handschuhe, die bis zu Oonaghs Ellenbogen reichten. Um die Schultern trug die Schattenhexe einen schwarzen Umhang mit steifem Kragen, dessen Ende zwei wuchtige Hörner bildeten. Ansonsten war Oonagh eher spärlich bekleidet. Ihr Schambereich wurde von einem ziemlich kurzen Höschen verdeckt. Ihre prallen Brüste wurden von einem metallenen BH verdeckt. Dazu trug Oonagh langschäftige, schwarze Lederstiefel. Doch auch sonst war die Schattenhexe ein Hingucker. Der Körper war schlank und an den entsprechenden Stellen wohl proportioniert. In der linken Hand hielt Oonagh einen Zauberstab aus schwarzem Kristall. „Wie bist du hier bloß reingekommen?“ „Glaubst du wirklich, dass ich dir das verrate, du taube Nuss?“ „Bist du allein?“ „Was denkst du, Oonagh?“ „Bestimmt nicht. Also wo sind deine Krieger?“ Shina Fay trat zur Seite und schon stürmte Raya in den Raum, gefolgt von Tyra und Arteya. Dann kam Desdemona. Nach ihr Kaitlyn und Jenna. Mara bildete das Schlusslicht. Oonagh sah ihre Gegnerin genau an. „So, so. Du bist also Shina Fay, die Mörderin meiner Schwester. Für deine Tat, wirst du bezahlen. Und Ilva gleich mit dir. DENN ICH WERDE EUCH TÖTEN!!!!!“ „Ich habe gehört, dass deine Schwester den Thron Eterias für sich beansprucht hat. Ich bin eine treue Untertanin von Königin Ignissa. Wie kann ich da zulassen, das eine böse Amazone ihr den Thron raubt?“ Als Antwort schleuderte ihr Oonagh einen schwarzen Energieblitz entgegen, doch die junge Elfe konnte mit einem Sprung zur Seite ausweichen. Aus dem Augenwinkel konnte Shina Fay erkennen, wie der Zauberstab der Schattenhexe aufleuchtete. Raya schoss einen Pfeil auf die böse Hexe, den diese mit schwarzer Magie abfing. Wieder glühte der Zauberstab auf. Doch dieses Mal dauerte es länger, bis das Glühen wieder erlosch. Nun war sich Shina Fay sicher. Oonaghs Zauberkräfte wurden durch den Kristallstab erneuert. Das brachte sie auf eine Idee. Kaitlyn wirkte nun selbst einen Zauber, doch Oonagh blockte auch diesen Zauber ab. „Mara! Nimm deine Peitsche und zerstöre den Zauberstab.“, sandte Shina Fay der elfischen Schattenhexe eine mentale Botschaft. Mara nickte. Dann schwang sie ihre Peitsche und ließ das Ende um den schwarzen Kristallstab wickeln. Mit einem kräftigen Ruck riss Mara Oonagh den Stab aus den Händen und ließ ihn an der Wand in tausende Splitter bersten. Genau darauf hatte Shina Fay gewartet. Sie spannte einen Pfeil in ihren Bogen und legte an. Als sie ihn abschoss sprach sie noch einen Zauber. „BRISINGIR!!!!“, rief sie und der Pfeil wurde zu einem Feuerpfeil. Oonagh, die noch nicht ganz begriffen hatte, was gerade passiert war, bemerkte den heran nahenden 99 Pfeil zu spät. Sie wollte einen Schutzzauber wirken, doch zu ihrem Entsetzen musste sie feststellen, dass ihre magischen Kräfte für diesen Zauber nicht mehr ausreichten. Oonagh ging in Flammen auf, als Shina Fays Pfeil sein Ziel traf. Kaitlyn hatte in der Zwischenzeit Lestrades Tochter Ilva von ihren Fesseln befreit und half ihr aus der Gefahrenzone heraus. So schnell, wie es Ilvas Kräfte zuließen, machten sich die Freundinnen auf den Weg zurück. Oben im Verlies wartete Ataron auf die kleine Gruppe. „Ich hoffe, du hast diesem Miststück das Licht ausgeblasen.“, sagte er, als er sah, in welch erbärmlichen Zustand sich Ilva befand. „Hab ich. Mein Feuerpfeil hat Oonagh den Garaus gemacht.“ „Bitte, bringt mich so schnell wie möglich hier weg. Ich halte es in diesem Schloss einfach nicht mehr aus.“, sagte Ilva. „Dann folgt mir. Ataron, kannst du die Nachhut bilden?“, fragte Shina Fay. „Wenn du mich schon so lieb darum bittest.“ Die Gruppe hatte den Gefängnistrakt gerade verlassen, als zwei Wachtposten auftauchten. Der erste zog seinen Säbel und bekam von Ataron einen Schlag ins Gesicht. Der zweite Wächter holte zum Schlag aus, doch der Nachtelfirokese wich aus. „Komm her, dir werd ich auch einen vorn Ständer kleistern!“ Danach wurde auch dieser Wächter ins Reich der Träume geschickt. Bis zum Innenhof verlief die Flucht reibungslos. Doch genau dort wartete das nächste Problem. Ein Gitter versperrte den Weg nach draußen. Ataron nahm eine Eisenstange und hebelte das Gitter aus. „Werden wir doch mal rauskriegen, diesen Fliegenfänger!“, sagte er und warf das Gitter nach draußen. Shina Fay und die anderen blieben außer Sichtweite. „Ist die Luft rein hier?“ „Kommt Ladies. Schnell weg.“ Sieben Wächter waren unerwartet aufgetaucht, die nun alle ihre Säbel zogen. „Ach herrje.“, sagte Ataron. „Wer sind denn diese Menschen?“ „Was weiß ich. Na? War ja toll, dass die zum Beten kommen, oder so was.“ Ataron schnappte sich einen Holzbalken, der in der Ecke lehnte, die den Ausgang markierte und ging auf die Wachen zu. Als zwei von ihnen zum Hieb ansetzten, riss er den Balken nach oben und die beiden Wächter blieben mit den Säbeln im Holz stecken. Dann versetzte der Nachtelfirokese dem Balken einen Stoß nach vorne und die Wächter fielen um. Dem nächsten Wachmann verpasste Ataron einen Schlag ins Gesicht, ehe er den nächsten mit einem Schlag auf den Hinterkopf niederstreckte. Der nächste Soldat bekam wieder einen Schlag ins Gesicht. Auch der Soldat danach wurde mit einem Schlag auf den Kopf niedergestreckt, verlor dabei aber seinen Säbel. „Los Mädels haut ab! Verschwindet irgendwo hin!“, sagte Ataron, als er den Säbel aufhob. Ein weiterer Soldat griff an, doch der Nachtelfirokese parierte den Hieb, nur um dann seinem Gegner eine Backpfeife auf der rechten Seite zu verpassen. Auch den nächsten Hieb wehrte er ab und verpasste dem 100 Wächter einen Schlag mit der Rückhand auf die linke Seite. Als nächstes bekam der Wachmann einen Schlag ins Gesicht. Ein anderer Gardist sprang wieder auf die Füße. Ataron warf ihm den Säbel zu und sagte „Halt mal! Komm her!“, ehe er ihm mit der Faust ins Gesicht schlug. Ein anderer Soldat kam mit erhobenem Säbel angerannt, doch der Nachtelfirokese riss ihm die Waffe aus den Händen. Dem nächsten Wächter warf Ataron den Säbel seines Kollegen auf den Fuß und sagte dabei „HÜHNERAUGE!“ Der Soldat hüpfte auf einem Bein herum wie ein Känguru, bekam dann noch einen Schlag ins Gesicht. Den Hieben der nächsten beiden Soldaten wich der Nachtelfirokese aus und schlug sie nacheinander nieder. Ein anderer Wachmann stand wieder auf und griff den Irokesen mit seinem Dolch an. Doch dieser wehrte den Hieb ab, indem er seinen Gegner am Handgelenk packte, ihm in die Magengrube schlug, sodass der Soldat einem anderen der sieben Wächter unfreiwillig einen Tritt ans Kinn verpasste, und schlug ihm dann ins Gesicht. Ein weiterer Soldat schnappte sich den Holzbalken, den Ataron am Anfang der Schlägerei aufgenommen hatte, und ging damit auf ihn los. Ein weiterer Wächter kam dazu und wollte mit dem Säbel auf den Irokesen losgehen, doch dieser hatte den Holzbalken bereits fest im Griff, sodass der Säbel im Holz stecken blieb. Ataron versetzte den Balken ein bisschen in Bewegung, sodass der Säbel freikam, aber dann schlug der Nachtelfirokese den beiden Wächtern den Balken vor die Brust und warf diesen einem dritten Wachmann ins Gesicht. Als er sich die ersten beiden Gardisten schnappte, bemerkte Ataron, dass einer der beiden eine Frau war. „Komm her! Ab mit euch, gemischtes Doppel!“, sagte der Irokese ehe er den Mann und die Frau durch ein hölzernes Ziergestell beförderte. Der nächste Soldat bekam einen Schlag ins Gesicht und sein Kamerad einen Schlag auf den Kopf. Zwei andere Gardisten hatten ihre Dolche gezückt und gingen auf Ataron los. Doch der Irokese packte die beiden an den Handgelenken, verdrehte sie und beförderte die beiden Soldaten mit einem „Hinab mit euch!“ zu Boden. Doch am Ende standen alle sieben wieder auf und umzingelten Ataron mit gezückten Säbeln. Dieser nahm ein Holztischchen, das auf dem Boden lag und hielt es zur Verteidigung vor sich. Er beobachtete seine Gegner und wartete auf den richtigen Zeitpunkt. Als die Wächter die Säbel zum tödlichen Schlag hoben hielt der Irokese das Tischchen so, dass die Platte nach oben zeigte. „Komm Her!“, sagte Ataron und duckte sich dabei. Dann riss er das Tischchen hoch, sodass die Wächter aus dem Gleichgewicht gebracht wurden und schlug ihnen Das Möbelstück der Reihe nach ins Gesicht. Danach stand keiner mehr. Ataron wollte Shina Fay und den anderen folgen, 101 als zehn weitere Wächter auftauchten und ihre Dolche zückten. Diese sprangen dann von der umlaufenden Brüstung im ersten Stock in den Innenhof und kreisten den Irokesen mit gezogenen Waffen immer weiter ein. Ein Brunnen schien sich als Sackgasse zu erweisen, doch Ataron ließ sich hineinfallen. Die neuen Wächter sprangen hinterher und sollten es bitter bereuen. Einer nach dem anderen kam zusammengeschlagen wieder herausgeflogen. Später am Abend traf Ataron, dann die kleine Gruppe am alten Grenzturm wieder. Shina Fay hatte nun endlich die Gelegenheit, Ilva mal genauer in Augenschein zu nehmen. Lestrades Tochter hatte braune Augen, ein leicht ovales Gesicht und eine bleiche Haut. Die dunkelbraunen Haare reichten bis zu ihren kleinen Brüsten. Ilva war einem roten Kleid bekleidet und trug keine Schuhe und auch sonst nichts unter dem Kleid. Sie zog es vor, barfuß zu gehen. Ihre Lippen waren sinnlich und verführten jeden Mann dazu, Lestrades Tochter zu küssen. So verführerisch Ilva auch war, so gefährlich war sie auch. Denn ehe ein Unvorsichtiger es sich versah, hatte das Vampirmädchen ihn auch schon gebissen. „Wie geht es jetzt weiter?“, fragte Ataron. „Ich weiß es nicht. Außerdem kann ich nicht einfach über Ilvas Kopf hinweg eine Entscheidung treffen.“ „Würde es dir was ausmachen, wenn ich bei dir bleibe? Wer weiß, vielleicht brauchst du meinen Rat schneller als dir lieb ist.“ Shina Fay musste sich eingestehen, dass Ilva gar nicht so unrecht hatte. Die kleine Gruppe kehrte erst nach 5 Tagen in das Dorf zurück. Es ging nicht anders, da Ilva tagsüber ruhen musste und das Sonnenlicht für sie eine Gefahr darstellte. So blieb nur die Möglichkeit nachts weiter zu reisen. Die Rückkehr Shina Fays in ihr Dorf wurde mit dem üblichen Begrüßungsfest gefeiert. Da die junge Elfe ihre neue Freundin jedoch unbedingt dabei haben wollte, entschieden sich die Dorfbewohner erst nach Einbruch der Dunkelheit mit dem Fest anzufangen. Es war später am Abend, und Shina Fay saß unter der heiligen Dorfeiche, unter der sie vor 48 Jahren geboren worden war. Ilva kam zu ihr. „Darf ich mich zu dir setzen und dir ein wenig Gesellschaft leisten?“, fragte sie. „Warum nicht? Es ist schon eine Weile her, dass zuletzt hier gewesen bin. 43 Jahre ist das her.“ „Hast du einen besonderen Bezug zu diesem Baum?“ „Unter dieser Eiche wurde ich geboren, Ilva. Shina Fay bedeutet „Prinzessin der Eiche.“ „Ich wollte mich bei dir bedanken Shina Fay. Dafür, dass du mich aus Oonaghs Klauen befreit hast. Dank dir habe ich die Möglichkeit, meinen Vater wiederzusehen.“ „Ich habe es deinem Vater versprochen. Und ich stehe zu meinem Wort.“ Das Vampirmädchen hielt Shina Fay die Hand hin. „Ich wäre so gern deine Freundin, Shina Fay.“ „Das bist du längst, Ilva.“ 102 Schließlich umarmten sich Ilva und Shina Fay und besiegelten ihre Freundschaft. „Eines möchte ich dir noch sagen, Shina Fay.“ „Was?“ „Du hattest bei deinen Prüfungen bisher das Glück, dass Fortuna dir hold war. Doch das Glück kann sich bald gegen dich wenden.“ „Hör auf meine Tochter, Shina Fay.“ Die junge Elfe erkannte die Stimme sofort wieder und wusste, wem sie gehörte. „Du hättest dich vorher ankündigen sollen, Lestrade.“, sagte Shina Fay mit gespielter Entrüstung. „Das war mir leider nicht möglich.“ Shina Fay bemerkte einen zweiten Vampir, der links von Lestrade stand. Sein Haar war weiß und reichte bis zu den Schultern. Auffällig waren das markante Kinn, die braunen Augen und der Bart des Vampirs, der aus einem Schnurrbart und einem Kinnbart bestand. Er war genauso groß wie Ilvas Vater, jedoch anders bekleidet. Der fremde Vampir trug schwarze Stoffhosen, die im Gegensatz zu Lestrades Leinenhosen wesentlich robuster waren. Dazu kam ein weißes Seidenhemd mit Spitze. Als nächstes fielen der jungen Elfe die Stiefel des Vampirs ins Auge. Es waren keine Aristokratenstiefel, wie Lestrade sie trug, sondern schwere klobige Stiefel, die aus Rinderleder gefertigt worden waren. Genau wie Lestrade, trug auch der Fremde einen schwarzen Umhang. Jedoch war dieser auf der Innenseite mit roten und goldenen Verzierungen bestickt. Shina Fay bemerkte noch ein Paar spitzer Ohren, die denen der Elfen nicht unähnlich waren. „Darf ich dir meinen alten Freund Randalejev vorstellen?“, fragte Lestrade. „Es ist mir eine Ehre, die Stammesführerin vom Clan des roten Habichts kennenzulernen.“, sagte Randalejev und gab Shina Fay einen Handkuss. „Die Freude ist ganz auf meiner Seite.“ „Ich würde vorschlagen, wir lassen Lestrade und Ilva alleine. Die beiden haben sich seit dem Tod von Ilvas Mutter nicht mehr gesehen.“ „Wie Ihr meint.“ Die beiden entfernten sich etwas bis sie außer Sicht- und Hörweite waren. „Ich will dir etwas sagen, Shina Fay. Du hattest in dieser Prüfung verdammt großen Dusel gehabt. Du hättest auch sterben können. Was aber nicht heißen soll, dass deine Entscheidung, die Walküre, die Schattenhexe und die Amazone zu befreien falsch war. Du hast dir das Wohlwollen ihrer Völker gesichert. Speziell die Walküren, werden dich nie im Stich lassen.“ 103 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)