Die 12 Prüfungen der Shina Fay von BlueGenie1974 ================================================================================ Kapitel 2: 02. Prüfung - Tyrion der Echsenkrieger ------------------------------------------------- 02. Pruefung – Tyrion der Echsenkrieger Eteria im Jahr des Einhorns Der Tag begann mit Nebel. Vom nahegelegenen Lotosblütensee waberte eine dicke Nebelbank auf das Ufer zu, an dem Tyrion auf Beute lauerte. Der Nebel kam ihm sehr gelegen, denn so konnte er sich verstecken und hatte zudem das Überraschungsmoment auf seiner Seite. Denn wer rechnete schon mit einem Angriff eines Mitglieds der Ving-Dynastie, einer Sippe, die dafür bekannt war, die besten und schnellsten Krieger hervor zu bringen? Tyrion hielt seine geschuppte Nase in den Wind und nahm Witterung auf. Und der Geruch, den er witterte, war abscheulich. Es stank nach Elfen. Tyrion konnte Elfen nicht ausstehen. Für ihn waren sie überhebliche, engstirnige Besserwisser. Ein diabolisches Grinsen trat in sein Gesicht. Diese Elfen waren so gut wie tot. Tyrion preschte aus der Nebelbank hervor, das Schwert zum tödlichen Schlag erhoben und seinen Schild zur Verteidigung nach vorn gereckt. Mit Leichtigkeit überraschte er die schlafenden Elfen. Er metzelte erst die Elfenfrau und deren Kinder nieder, bevor er sich das Oberhaupt der Familie vornahm, Der Elf schaffte es gerade noch, Tyrion mit dem Dolch an der linken Wange zu verletzen. Bei dem Hieb mit dem Dolch wurde eine tiefe Wunde gerissen, von der später eine Narbe zurückbleiben würde, die vom Kiefer bis zur Schädelrückseite reichte. Er konnte noch einen leichten Schnitt auf Tyrions Nasenspitze setzen, ehe der Echsenkrieger ihm in einem Anfall von Raserei den Schädel spaltete. Tyrion durchsuchte die Taschen seiner Opfer nach Wertgegenständen. Bei der Frau fand er einen Beutel Goldstücke. „Na immerhin etwas.“, dachte er. Doch dann fiel dem Echsenkrieger auf, dass der Elfenmann, der ihn verletzt hatte eine Rüstung trug. Den Brustpanzer konnte er nicht gebrauchen. Wohl aber die Unterarmschiene des Elfen mit dem Handschuh und dessen Armschiene die bis zur Schulter reichte. Auch mit den Beinschienen konnte Tyrion wenig anfangen. Nachdem der Echsenkrieger der Ving-Dynastie alles Wertvolle und brauchbare zusammen gesammelt hatte, machte er sich aus dem Staub. Schlau wie Tyrion war, vergaß er nicht seine Spuren zu verwischen. Als der Nebel ihn verschluckt hatte, ging der Krieger, der 6 Ellen groß war einen Teil seines Weges im Wasser, damit man seiner Spur nicht folgen konnte. Schließlich fand Tyrion ein kleines Ruderboot, das an einem Steg vertäut war. Damit kehrte er in seine Heimat Vetera zurück. Dort suchte er sein Versteck auf, eine Burg, unter der Erde. Der Zugang war nur über eine Treppe zu erreichen, die von einem Wacholderbusch verborgen wurde. Es dauerte nicht lange, bis 25 Tyrion seine Beute versteckt hatte. Später am Tag fand eine kleine Gruppe die Leichen der ermordeten Elfenfamilie. Es waren Netanya, die Hohepriesterin der Elfenstämme Eterias, und ihre Schülerin Ayla. Begleitet wurden die beiden von den beiden Freundinnen Shina Fay und Raya. Die junge Elfe sah sich um während Raya sich die Leichen der ermordeten Elfen genauer ansah. „Shina Fay, hast du kurz Zeit, ich will dir was zeigen.“ Shina Fay eilte zu ihrer Freundin. „Was hast du?“ „Sieh dir die Wunden genau an. Was schließt du aus ihnen?“ „Das der Mörder mit äußerster Brutalität vorgegangen ist. Und das er ein Schwert benutzt hat.“, sagte Shina Fay. „Ist das alles?“ „Sollte mir irgendwas entgangen sein?“ „Das Wichtigste. Unser Gegner führt mit Sicherheit ein Schwert. Aber keines das von Elfenhand geschmiedet wurde.“ „Woraus schließt du das?“ „Ganz einfach. Jede Klinge hinterlässt einen Abdruck. Die Klinge unseres Mörders ist gerade und nicht übermäßig lang. Sondern besitzt die Länge, die es unserem Gegner ermöglicht, noch einen Schild mit sich zu führen.“ „Und was kannst du noch alles aus diesen Wunden herauslesen?“, wollte Shina Fay wissen. „Der Mörder dieser Unglücklichen wurde vom Elfenmann verwundet. Siehst du? Am Dolch des Elfen ist noch Blut.“ „Wieso ist das Blut grün?“ „Weil es das Blut eines Echsenkriegers ist.“ „Weißt du, wie viele Echsenvölker es in Eteria gibt?“ „Wer auch immer das getan hat, er ist nicht aus Eteria.“ „Hast du einen Verdacht?“ „Das war ein Krieger der Ving-Dynastie aus Vetera.“ „Ving-Dynastie?“ „Das sind ganz raffinierte Kampfmaschinen. Nimm dich vor ihnen in Acht Shina Fay. Sie sind hinterhältig und schnell. Vor allem greifen sie dann an, wenn man am wenigsten damit rechnet.“ „Gibt es sonst noch etwas, was ich über die Krieger der Ving-Dynastie wissen müsste?“ „Ja. So schnell wie sie angreifen, sind sie auch schon wieder verschwunden. Das Dumme ist nur, dass man diese Kerle nur sehr schwer aufstöbern kann.“ „Wieso?“ „Aus zweierlei Gründen. Erstens: Sie hinterlassen keine Spur der man folgen könnte. Zweitens: Ihre Verstecke sind unterirdisch angelegt und hervorragend getarnt.“ „Und all diese Informationen gewinnst du aus den Verletzungen von Toten?“ „Nicht nur. Sogar ein Fußabdruck kann wertvolle Hinweise liefern.“ „Ich werde dir beibringen, worauf du achten musst.“ Am Abend, als die Sonne am Horizont versank, machte sich Tyrion wieder auf den Weg nach Eteria. Er hatte ein neues Ziel im Sinn. Auf seinem Weg zurück nach Vetera hatte einen Gutshof entdeckt, der zweifelsohne einem vermögenden Mann gehörte. „Hoffentlich keine Elfen.“, sagte Tyrion zu sich. Als die Dunkelheit hereinbrach hatte der Echsenkrieger der Ving-Dynastie den Gutshof erreicht. 26 Er vertäute das Boot und schlich zum Haus. In einem der Zimmer brannte noch Licht. Vorsichtig spähte Tyrion hinein. „Sehr gut.“, dachte er. Denn was er gesehen hatte, machte ihn froh. In dem Zimmer saß ein alter Barde. Der Echsenkrieger duckte sich, als der alte Mann in seine Richtung schaute. „Gerade noch rechtzeitig.“, dachte er. Tyrion beschloss, das Haus zuerst etwas näher in Augenschein zu nehmen, ehe er den Angriff wagen würde. Bei seiner Erkundung stieß der Echsenkrieger auf eine nicht verschlossene Hintertür. „Dieser alte Dummkopf. Damit hat er sein Todesurteil unterschrieben.“, dachte Tyrion. Der alte Mann ahnte nichts von dem bevorstehenden Überfall. Dementsprechend überrascht war er, als Tyrion im Türrahmen stand. Mit zwei schnellen Schritten hatte der Echsenkrieger den Barden erreicht und ihm mit seinem Schwert die Kehle durchgeschnitten. Danach durchsuchte er das Haus nach Wertgegenständen und was er sonst brauchen konnte. Doch dieser Beutezug lohnte sich nicht. Außer ein paar losen Goldmünzen hatte Tyrion nichts gefunden. Da fiel ihm ein, dass er noch nicht auf dem Dachboden nachgeschaut hatte. Also ging er nach oben. Und auf dort, unter dem Dach wurde Tyrion dann doch noch fündig. Eine kleine Schatulle bestückt mit Edelsteinen und Perlen fiel dem Krieger aus Vetera in die Hände. Nachdem er seine Beute in dem erbeuteten Ruderboot verstaut hatte, wickelte Tyrion einen mit Öl getränkten Lappen um einen Ast, den er an einem Baum abgebrochen hatte und ging ins Haus zurück. Am Kamin im Zimmer, in dem er die Leiche des Barden zurückgelassen hatte, zündete er die Fackel an und entzündete damit den Teppich und die Vorhänge. Rasch flüchtete er ins Freie und stieg in das Boot und kehrte nach Vetera zurück. Vom Lotosblütensee aus sah er, wie der Gutshof lichterloh brannte. Mit Freude beobachtete Tyrion, wie der Dachstuhl des Gutshofes einstürzte. „Wieder ein erfolgreicher Raubzug.“, dachte er. Dann ruderte er so schnell wie möglich zurück nach Vetera. Am nächsten Morgen erreichten Soldaten vom Clan des silbernen Löwen den Ort des Geschehens. Nur kurze Zeit später erreichten Netanya und Ayla, begleitet von Shina Fay und Raya den Tatort. Die beiden Freundinnen sahen sich um. „Also durch den Vordereingang hat unser Freund aus Vetera das Haus nicht betreten. Die Fußspuren führen davon weg.“ „Gut aufgepasst Shina Fay. Demnach hat unser „Freund“ das Haus angezündet, nachdem er gefunden hatte, was er wollte.“ „Und weil er in Eile war, hat er vergessen, seine Spuren zu verwischen.“, sagte Shina Fay und wies auf die Fußabdrücke, die Tyrion hinterlassen hatte. „Wie unvorsichtig von ihm.“ Raya sah sich die Fußspuren genau an. „Eine Kralle an der Ferse und drei vorne. 27 Es besteht kein Zweifel mehr Shina Fay. Wir haben es mit einem Ving-Krieger aus Vetera zu tun.“ „Stellt sich nur die Frage, wann und wo er das nächste Mal zuschlägt.“ „Und genau das macht mir Angst.“, sagte Raya. Die nächsten drei Tage hielt sich Tyrion in seinem Versteck auf. Er musste vorsichtig sein, denn in Eteria war man alarmiert. Gerade die Elfen waren überall im Land präsent. Außerdem hatte das Feuer die Aufmerksamkeit der Hohepriesterin der Elfen, Netanya, auf den Lotosblütensee gelenkt. Also musste sich Tyrion einen anderen Ort für sein nächstes Verbrechen aussuchen. Am Abend kam sein alter Freund Cyrius vorbei. Nach einem kurzen Händedruck kam der alte Echsenkrieger zur Sache. „Den Lotosblütensee solltest du ab sofort meiden. Dort sind zurzeit permanent Elfensoldaten.“ „Keine Sorge. Ich habe schon ein neues Ziel in Aussicht.“, sagte Tyrion. „Und wo willst du das nächste Mal zuschlagen?“ Tyrion holte eine Karte und breitete sie auf dem Tisch in der Mitte der Höhle aus. „Hier.“, sagte er und deutete auf einen Fleck auf der Karte, der mit „Goyoma-Wüste“ markiert war. „Die Goyoma-Wüste? Tyrion, du bist total wahnsinnig.“ „Ich habe läuten gehört, dass eine Karawane aus Coluacan diesen Weg nimmt. Die Tiere sind mit Gold, Silber und anderen Wertsachen beladen. Ich wäre schön blöd, wenn ich diese Gelegenheit verstreichen ließe.“ „Zugegeben Tyrion, für diese Fracht würde ich auch mein Leben aufs Spiel setzen. Wann soll die Karawane durch die Goyoma-Wüste kommen?“ „In vier Tagen. Ich habe herausgefunden, dass ein Flussarm einen See speist, der in einer Oase liegt. Da die Lasttiere Wasser brauchen, muss die Karawane dort rasten. Und eine bessere Gelegenheit gibt’s nicht.“ „Das heißt, du willst die Karawane in der Oase überfallen.“ „Genau.“ „Dann viel Glück.“ Die nächsten zwei Tage verbrachte Tyrion damit, die Oase in der Goyoma-Wüste genau zu erkunden. Er brauchte gute Sicht, aber auch gleichzeitig eine gute Deckung. Ein Palmenhain mit dichtem Buschwerk war der ideale Ort, um sich auf die Lauer zu legen. Tyrion beschloss, seine Vorräte aus dem Boot in sein Versteck in der Oase zu bringen und nicht in seine Höhle in Vetera zurückzukehren. Und seine Geduld wurde belohnt. Am vierten Tag kam dann endlich die Karawane. Die Eskorte war bis auf zwei Naga-Königinnen leicht zu überwältigen. Ein Großteil bestand aus Hundewesen, die auf zwei Beinen liefen. Bekleidet waren sie mit einer Lederweste. In der linken Hand hielten sie einen dreifachen Morgenstern. „Gnollkrieger“, schoss es Tyrion durch den Kopf. Diese Geschöpfe waren dumm wie Bohnenstroh, deshalb würde er ein leichtes Spiel mit ihnen haben. Die einzige Gefahr ging von den beiden Naga-Königinnen aus. Sie hatten den Unterleib einer Schlange und 28 konnten sich deswegen nicht schnell fortbewegen. Doch die eigentliche Gefahr ging von ihren menschlichen Oberkörpern aus, die mit ihren 6 Schwertarmen jede Verteidigung durchbrechen konnten. Tyrion wusste, dass er mindestens eine der beiden Naga-Königinnen ausschalten musste. Doch noch war der Zeitpunkt zum Angriff nicht gekommen. Denn die Aufmerksamkeit der Eskorte und auch der Händler hatte noch nicht nachgelassen. Also nahm sich Tyrion erst mal Zeit um ein paar Beobachtungen anzustellen. Die Naga-Königinnen blieben am äußeren Rand, während die Gnollkrieger umher liefen. Die Händler hatten sich unter die Bäume gelegt und schliefen, während die Lasttiere in Ruhe das Gras und die Blätter der Büsche fraßen. Tyrion schlich um eine Palme herum und griff gleich die erste Naga-Königin an. Mit einem einzigen Hieb seines Schwertes durchtrennte der Echsenkrieger die Halsschlagader seiner Gegnerin. Danach wütete er unter den Gnollen und den Händlern. Die Gnollkrieger waren überrascht und nicht in der Lage sich zu wehren, so schnell fiel Tyrion über sie her. Auch den Händlern erging es nicht besser. Der Ving-Krieger verschonte niemanden. Jedem Händler, der es wagte den Versuch zu unternehmen, seine Ware in Sicherheit zu bringen, schnitt Tyrion die Kehle durch. Blieb nur noch die zweite Naga-Königin. Sie musste er auch unschädlich machen. Der Echsenkrieger stürmte auf seine Gegnerin los, doch diese schaffte es noch, sich wegzudrehen und ihm eine Schnittwunde an seinem Schwanz beizubringen. Gerade als sie zu einem neuen Schlag ausholen wollte, wurde der Naga-Königin schwarz vor Augen. Tyrion lud sie sich auf seine Schultern und brachte sie in die Goyoma-Wüste hinaus. Als die Oase außer Sicht war, legte er die bewusstlose Naga-Königin in den Sand und machte kehrt. Dabei verwischte er wieder seine Spuren, damit seine bewusstlose Gegnerin seine Spur nicht finden konnte. Denn wenn die Naga-Königin erwachte, wollte Tyrion schon wieder die Grenze zu Vetera überschritten haben. Seelenruhig lud er alles was das Boot fassen konnte und machte sich auf den Rückweg. Dieser Raubzug hatte sich gelohnt. Die ganze Fracht der Karawane hatte ins Boot gepasst und würde nun in seinem Versteck für immer verschwinden. Die Dunkelheit war hereingebrochen, als Tyrion mit seiner kostbaren Beute zu Hause ankam. Cyrius, sein alter Freund, hatte auf ihn gewartet. „Gratuliere Tyrion. Da ist dir ja wahrlich ein Vermögen in die Hände gefallen.“, sagte er. „Du weißt doch, das Glück bevorzugt denjenigen, der am besten vorbereitet ist.“ „Und was planst du als nächstes?“ „Ich habe gehört, dass ein Stoßtrupp Dunkelelfen, nach Eteria unterwegs ist. Wenn meine Information stimmt, 29 ist ein weibliches Mitglied eine richtige Schönheit. Ich werde ihr mal zeigen, was eine Harke ist, indem ich sie nehme und mich mal sexuell austobe.“ „Auch eine gute Idee. Wann willst du sie nageln?“ „Das hat noch Zeit. Der Stoßtrupp ist erstens noch nicht einsatzbereit. Und zweitens, muss ich mich jetzt erst mal wieder verstecken. Irgendwann wird man nach der Karawane suchen.“ Die Sonne brannte heiß vom Himmel. Desdemona, die Naga-Königin, die überlebt hatte, blinzelte. Zuerst sah sie alles verschwommen, doch schon bald klärte sich ihr Blick. Überall sah sie nichts anderes als Sanddünen. Und damit war ihr klar wo sie war. In der Goyoma-Wüste. Normalerweise fürchtete sich Desdemona vor nichts, doch hier in der Wüste wurde sie von nackter Panik ergriffen. Die Naga-Königin traute sich nicht, sich zu bewegen. Denn sie hatte vollkommen die Orientierung verloren. Doch lange musste Desdemona nicht warten. Denn aus dem Nichts tauchten plötzlich zwei Säbelzahntiger auf. Der eine war weiß, der andere braun. Zwei weibliche Elfen saßen auf den Tieren. Erleichterung machte sich bei Desdemona breit. Bei Shina Fay und Raya herrschte Skepsis vor, denn noch nie in ihrem Leben hatten sie eine Naga-Königin gesehen. Die jüngere der beiden Elfen wollte schon zu ihren Schwertern greifen, doch die ältere hielt sie davon ab. „Lass es bleiben Shina Fay. So bemerkenswert deine Fähigkeiten auch sind, diesem Wesen bist du nicht gewachsen. Sieh dir doch ihre Arme an. Sie hat sechs davon und somit dreimal so viel Schwerter wie du.“, sagte Raya. Shina Fay sah sich Desdemona noch mal genauer an. Sie besaß den Unterleib einer Schlange, doch ihr Oberkörper war der eines Menschen. Das Gesicht war oval, mit grünen, dicht beieinander stehenden Augen. Das schwarze Haar der Naga-Königin fiel offen, bis zu ihren Brüsten, die von einer schwarzen Rüstung verdeckt wurden. Auch der Rest von Desdemonas Gesicht war hübsch anzusehen. Die Nase war schmal und schön, ihre roten Lippen strahlten Sinnlichkeit aus. Auf ihrem Kopf trug Desdemona eine goldene Krone in Form einer aufgehenden Sonne. Als Bewaffnung führte sie zwei Katanas, zwei Krummschwerter und zwei herkömmliche Schwerter mit sich. Shina Fay musterte Desdemona. „Du hast wohl noch nie eine Naga-Königin gesehen. Habe ich recht, junge Elfe?“ „Nein. Aber ich habe auch einen Namen, mit dem Ihr mich anreden könnt.“ „Und wie lautet er?“ „Ich bin Shina Fay. Tochter des Ator. Und das ist meine Freundin Raya.“ „Ich heiße Desdemona.“, sagte die Naga-Königin und verneigte sich vor der Elfen-Prinzessin. „Was ist passiert?“ „Ich habe zusammen mit meiner Schwester Ajor eine Karawane aus Coluacan eskortiert. In einer Oase wurden wir jedoch überfallen.“ „Von wem Desdemona?“, wollte Raya wissen. 30 „Unser Angreifer sah aus wie eine Echse. In seiner rechten Hand trug er einen Schild mit einem stilisierten Totenkopf darauf. Auf seinem Brustpanzer war dasselbe Wappen zu erkennen. Außerdem trug er Beinschienen, die aus einem Metall gefertigt wurden, dessen Erz man nur unter der Erde findet.“ „Ein Ving-Krieger. Wer war es?“ „Das weiß ich nicht, Shina Fay. Würdet Ihr mich zur Oase zurückbringen? Ich möchte die anderen bestatten.“ An der Oase angekommen, sahen die beiden Freundinnen das ganze Ausmaß des Überfalls. „Ist dir sonst noch etwas aufgefallen, Desdemona?“, fragte Shina Fay. „Ja. Der Arm, mit dem der Echsenkrieger den Schild geführt, war mit einer Armschiene geschützt, die bis zur Schulter hoch reichte.“ „War sie aus demselben Material gefertigt, wie der Schild und die Rüstung?“ „Ich habe nicht so genau darauf geachtet. Aber meines Wissens war das Elfenstahl.“ „Denkst du, was ich denke Raya?“ „Oh ja. Wer auch immer dieses Massaker hier begangen hat, auf dessen Konto gehen auch der Überfall auf den Gutshof am Lotosblütensee und der Mord an der Elfenfamilie.“ „Schade, dass Netanya nicht hier ist.“, sagte Shina Fay. Shina Fay und Raya waren gerade dabei, die Scheiterhaufen aufzuschichten, als Desdemona den Schimmel mit der Hohepriesterin und ihrer Schülerin entdeckte. Netanya stieg ab, und hob dann Ayla herunter. „Ihr seid schon dabei die Scheiterhaufen aufzuschichten. Gut, gut.“ „Wer tut denn sowas?“ „Es besteht kein Zweifel mehr Netanya. Unser Gegner ist ein Ving-Krieger.“, sagte Raya. „Aber welcher von ihnen trägt einen Schild und einen Brustpanzer mit einem stilisierten Totenkopf?“ „Ich wüsste auf Anhieb keinen.“, sagte Ayla. „Ich schon. Tyrion. Und wenn ich mir den Tatort hier so ansehe, dann weiß ich, dass dies genau seine Handschrift ist.“ Als die Scheiterhaufen brannten, sagte Netanya: „Wir müssen den Ältestenrat der Elfen zusammenrufen.“ „Meines Erachtens hat der Rat noch nie in meinem Dorf getagt. Wäre doch eine gute Gelegenheit.“, schlug Shina Fay vor. „Du hast Recht. Und da die Zeit drängt, haben wir wohl keine andere Wahl.“ „Würde es der Rat mir gestatten zu sprechen?“, fragte Desdemona. „Du bist die einzige Überlebende. Es geht gar nicht anders. Nur du kannst uns schildern, was sich zugetragen hat.“ Später am Abend hatten Netanya und Ayla zusammen mit Shina Fay, Raya und Desdemona das Dorf der jungen Elfe erreicht. Dessen Bewohner musterten die Naga-Königin sehr aufmerksam, denn wie Shina Fay und Raya hatten sie ein solches Geschöpf noch nie zuvor gesehen. Auch die Ältesten waren bereits anwesend. Halgrim, der an diesem Abend den Vorsitz übernehmen durfte, eröffnete die Ratssitzung. 31 „Berichtet, was sich zugetragen hat.“, sagte er. Shina Fay ergriff das Wort. „Wir haben dieses Wesen, eine Naga-Königin, Desdemona ist ihr Name, in der Goyoma-Wüste gefunden. Nach allem was wir in Erfahrung bringen konnten, hat sie zusammen mit ihrer Schwester eine Karawane eskortiert. In einer Oase wurden sie von einem Echsenkrieger überfallen. Desdemona ist die einzige Überlebende dieses Massakers.“ „Nun denn, Desdemona, dann berichte uns genau, was passiert ist.“ „Wie Ihr wünscht.“ Und so schilderte die Naga-Königin, wie sich der Überfall abgespielt hatte. „Das letzte woran ich mich erinnern kann ist, dass ich einen Schlag an die Schläfe bekam und das Bewusstsein verloren habe. Ich kam erst in der Wüste wieder zu mir.“ „Der Ältestenrat wird sich nun zu seiner Beratung zurückziehen.“, sagte Halgrim, ehe sich die alten Elfen vom Sitzungsplatz zurückzogen. In der Zwischenzeit fragten die Elfen Desdemona über ihre Herkunft aus. So erfuhren sie, dass die Naga-Königin bereits 147 Jahre alt war und aus Risia stammte. Und wie man auch erfuhr, war dieser Eskort-Auftrag eine Bewährungsprobe für Desdemona und ihre Schwester Ajor gewesen. „Was wird jetzt passieren?“, fragte Shina Fay die Naga-Königin. „Man wird mich aus meiner Heimat verbannen. Obwohl keine Schuld bei mir liegt.“ „Das ist ungerecht Desdemona. Wer gibt den Regenten deines Landes das Recht eine Unschuldige ins Exil zu schicken?“ Der elfische Ältestenrat kehrte zurück. „Wir, der Ältestenrat der Elfen haben entschieden, dass Shina Fay Tyrion töten muss. Dies soll nun ihre zweite Prüfung sein.“ Einige der Elfen waren fassungslos. „Shina Fay soll gegen Tyrion antreten? Jeder hier weiß, dass Etgos Enkelin noch nicht über genügend Erfahrung verfügt, um es mit einem Ving-Krieger aufzunehmen.“, sagte einer. „Er hat Recht. Lasst Raya gegen Tyrion antreten.“ Entschlossen trat Shina Fay vor und hob ihre Arme, um der aufgebrachten Menge Ruhe zu signalisieren. „Schluss jetzt!“, sagte sie laut. Schlagartig hörten die Umstehenden auf, wild durcheinander zu reden. „Ich werde gegen Tyrion antreten. Ich weiß, dass ich ihn besiegen kann. Und ich werde ihn vernichten. Darauf habt Ihr mein Wort.“ Bevor der Ältestenrat der Elfen sich auflöste richtete Desdemona noch eine Bitte an ihn. „Sprich, Desdemona aus Risia.“, sagte Colon, der Ladrils Clan, den Clan des silbernen Bären im Rat repräsentierte. „Ich bitte euch, mich in Eteria leben zu lassen. In Risia, meiner Heimat, werden Krieger, die ihre Bewährungsprobe nicht bestehen verbannt. Mich wird dieses Schicksal wohl ereilen, denn ich habe versagt.“ Die Ratsmitglieder sahen einander an, dann nickten sie. „Deiner Bitte wird hiermit entsprochen. Willkommen in Eteria, Desdemona.“ In Darkwood, dem Reich der Dunkelelfen, hatte 32 Königin Azura den Stoßtrupp aufgestellt, der in Eteria für Zwist und Streit unter den dortigen Elfenstämmen sorgen sollte. Ihm gehörte auch ihre Tochter Kaitlyn an. Die junge Dunkelelfe brannte schon darauf, in Eteria einzufallen und für Unruhe zu sorgen. Doch noch ahnte niemand, dass dieses Unternehmen in einem Fiasko enden würde. Noch vor Tagesanbruch brach der Stoßtrupp nach Eteria auf. Angeführt wurde er von Shina Fays Halbbruder Leto, der es nicht erwarten konnte, seiner Halbschwester einen Denkzettel zu verpassen. Diese hatte sich mittlerweile mit Desdemona angefreundet, und von der Naga-Königin ein besonderes Geschenk als Zeichen ewiger Freundschaft erhalten. Einen Armreif, der auch unterhalb des Schulterblatts passte, und der die junge Elfe vor jeglicher Art von Voodoo-Zauber schützen sollte. „Du bist zwar gegen jede Art von Zauber geschützt, und damit meine ich die irdischen Zauber. Aber Voodoo-Zauber sind was ganz anderes. Ein Voodoo-Priester ist nicht an die Gesetze der schwarzen Magie gebunden. Er folgt seinen eigenen. Und genau das macht die Priester und Priesterinnen des Voodoo-Kultes so gefährlich.“, hatte Desdemona erklärt. „Und du bist sicher, dass du nicht wieder nach Risia zurück willst?“ „Nein. Die Nachricht von heute Morgen war eindeutig. Ich bin auf Lebenszeit aus meiner Heimat verbannt. Ich will ehrlich sein, ich wollte immer aus Risia weggehen. Schon als kleines Kind hat man versucht, mich den Traditionen gemäß zu erziehen. Aber ich wollte mich keinen Zwängen unterwerfen, ich wollte frei sein.“ Tyrion hatte sich zum Grenzübergang zu Darkwood begeben und auf den Stoßtrupp von Königin Azura gewartet. Als der Trupp kam, ließ er den Anführer und Azuras Tochter passieren, ehe er sich die anderen Krieger vornahm. Gleich drei von ihnen streckte er sofort nieder. Leto versuchte immer wieder, in seine Nähe zu kommen, doch der Krieger der Ving-Dynastie war einfach zu schnell. Lediglich Kaitlyn konnte den Echsenkrieger aus Vetera ein bisschen ärgern, indem sie ihn mit einem Strahl aus purem Eis beschoss. Doch der Eisstrahl verfehlte sein Ziel ganz knapp. Tyrion metzelte noch zwei weitere Dunkelelfen nieder, bevor er seine Aufmerksamkeit auf Kaitlyn richtete. „Dich heb ich mir bis zum Schluss auf. Denn mit dir habe ich noch was besonderes vor.“, zischte Tyrion. Die restlichen Krieger des Stoßtrupps waren wieder über die Grenze geflohen und Leto war ihnen gefolgt. Nun war Azuras Tochter ganz allein mit diesem Monster. Doch bevor der Ving-Krieger sich auf sein Opfer stürzte sah er sich die Prinzessin der Dunkelelfen noch einmal genau an. Kaitlyn hatte lange blonde Haare, die bis zu ihren wohl geformten Brüsten fielen. Ein schlanker Elfenkörper, verstärkte den ersten Eindruck, den Tyrion von seinem Opfer gewonnen hatte. 33 Bekleidet war die Elfenprinzessin mit einer Rüstung aus Elfenstahl, die in Rot, Gold und Lila gehalten war. Dazu trug sie einen nachtblauen Umhang, der magisch aufleuchtete. Stiefel trug sie keine, sondern war barfuß. Auch ihre blauen Augen fand Tyrion bemerkenswert. Der Krieger aus Vetera wusste, dass er Kaitlyn nicht so einfach überrumpeln konnte. Also entschied er sich zu einer List zu greifen. Er drehte sich um und tat so, als würde er sich entfernen. Aus dem Augenwinkel jedoch beobachtete er die Dunkelelfe. Als Kaitlyn Tyrion den Rücken zukehrte nutzte dieser den Augenblick und schlug zu. „Jetzt bin ich mit dir fertig, kleine Dunkelelfe. Sei bloß froh, dass ich dir dein Leben lasse. Ich könnte dich auch ebenso töten.“ Mit diesen Worten ließ er Kaitlyn auf dem kalten Steinboden liegen und entfernte sich. Die Prinzessin der Dunkelelfen weinte vor Schmerzen. Leto kehrte zurück. Und mit ihm Azura, die Königin der Dunkelelfen. „Meine Tochter, hiermit verstoße ich dich aus unserer Mitte.“ „Aber Mutter, dieser Echsenkrieger hat mich sexuell missbraucht. Sieh mich doch an.“ „Ich bin nicht mehr deine Mutter und du ebenso wenig meine Tochter. Auch wenn du unschuldig bist, darfst du nicht unter den Dunkelelfen weilen, wenn du den Samen eines anderen Wesens in dir trägst. So lautet das Gesetz.“ „Ich hasse dich Mutter! Ich hasse dich! Ich hasse dich!“ 34 „Dann hasse mich. Es ist mir gleich. Genauso wie du mir gleichgültig bist.“ Mit diesen Worten machte Azura kehrt und forderte Leto auf ihr zu folgen. „Leb wohl Kaitlyn. Und grüß Shina Fay von mir, wenn du sie sehen solltest.“, sagte Shina Fays Halbbruder mit einem süffisanten Lächeln. „Ich verfluche dich Leto. Und ich verfluche dich Azura. Am Tag der großen Schlacht sollst du, Azura von innen heraus verfaulen und dein Körper vor den Augen deiner Krieger zerplatzen. Du Leto, sollst vor den Augen der Dunkelelfen von innen verbrennen.“ Ein Donnern ertönte, als Kaitlyns Fluch ihre Mutter und den Halbbruder von Shina Fay traf. „Weißt du was Kaitlyn? Ich lache über deinen Fluch.“, verhöhnte Leto die verbannte Dunkelelfe. Dann verschwand er. Später am Tag fanden Netanya und Ayla die Dunkelelfe. „Was ist passiert?“, fragte Netanyas Schülerin. „Wir wurden von Tyrion überfallen. Fünf von uns hat er getötet. Der Rest ist mit Leto unserem Anführer geflohen. Mich hat Tyrion sexuell missbraucht. Und obwohl ich unschuldig bin, hat meine Mutter mich verstoßen. Ich habe sie und Leto verflucht.“ „Wenn du willst, kannst du bei uns in Eteria bleiben.“, sagte Netanya. „Ist das nicht ein bisschen riskant? Immerhin ist sie eine Dunkelelfe.“ „In erster Linie ist sie Opfer. Sie ist das Opfer eines Ving-Kriegers, der noch mehr Schaden anrichten wird, wenn Shina Fay ihn nicht vernichtet.“ In seinem Versteck rieb sich Tyrion vergnügt die Hände. Erst der geglückte Überfall auf die Karawane, der ihm zu unermesslichen Reichtum verholfen hatte, und heute die geglückte Vergewaltigung der Dunkelelfenprinzessin. Am Abend kam dann wieder sein alter Freund Cyrius vorbei. „Und, hast du Azuras Tochter so richtig durch genagelt?“ „Na klar, was denkst du denn? Ich hab es richtig genossen, die Kleine schreien und flehen zu hören.“ „Wäre zu gern dabei gewesen Tyrion. Hast du schon eine Idee, wo du als nächstes zuschlagen wirst?“ „Na aber sowas von glaub mir.“ „Und wo geht es dieses Mal hin?“ „Ins Teufelsgebirge. Dort soll eine alte Elfenfestung sein, die bis unter das Dach vollgestopft ist mit Schätzen.“ „Also wenn das stimmt, dann bist du bald der reichste Ving-Krieger in ganz Vetera.“, sagte Cyrius. „Und der berühmteste.“ In den nächsten vier Tagen, die Tyrion zum Teufelsgebirge brauchte, hatte sich Kaitlyn mit Shina Fay angefreundet. Sie hatte ihrem Volk, den Dunkelelfen, ewige Rache geschworen. Kein Dunkelelf sollte ihr entkommen. Doch das war erst mal zweitrangig. Denn jetzt galt es, Tyrion ein für allemal unschädlich zu machen. Gemeinsam mit Raya und Kaitlyn machte sich Shina Fay auf zum Teufelsgebirge, wo ein alter Einsiedler Tyrion gesehen haben wollte. Dort angekommen, machten sich die drei an den Aufstieg zum Gipfel des höchsten Berges, 35 denn dort lag einsam die alte Elfenfestung Masca. „Irgendetwas muss dort oben sein, wenn Tyrion ein solches Wagnis eingeht.“, sagte Shina Fay. „Das werden wir ja sehen. Achtet vor allem auf Fußabdrücke.“ Die drei kamen schnell vorwärts und hatten schon bald das erste Felsplateau erreicht. Shina Fay bedeutete ihren Freundinnen zurückzubleiben und erkundete einen Teil des Weges. Dann holte sie sie nach. „Der Weg führt noch zu einem weiteren Felsplateau. Aber ab da wird es gefährlich, weil dort permanent dichter Nebel herrscht. Der Weg ist schmal und rutschig. Also passt auf.“ Shina Fay, Raya und Kaitlyn setzten den Weg fort. Doch schon bald zeigte sich, wie sehr Shina Fay mit ihren Warnungen Recht hatte. Zusätzlich erschwerte der Nebel die Sicht, sodass die drei Freundinnen auf ihr Gehör angewiesen waren. Ein lautes Brüllen ertönte aus dem Nebel. „Das war Tyrion. So hat er gebrüllt, als er mich vergewaltigt hat.“, sagte Kaitlyn. Ganz langsam tasteten sich die drei weiter durch den Nebel. Schließlich verbreiterte sich der Weg etwas und gab den Blick auf einen Felsvorsprung frei. Und auf diesem Vorsprung stand Tyrion. Aus dem Augenwinkel nahm der Ving-Krieger eine Bewegung wahr. Außerdem roch es mal wieder bestialisch nach Elfen. Ganz langsam drehte sich der Echsenkrieger um, um nicht über die Klippe zu fallen. Tyrion staunte nicht schlecht, als er sich gleich drei Elfen gegenüber sah. Eine erkannte er sofort wieder. Es war das Dunkelelfenmädchen, das er sexuell missbraucht hatte. Die anderen beiden hatte er noch nie gesehen. Tyrion sah genauso aus, wie Kaitlyn ihn Shina Fay beschrieben hatte. Seine Haut war ockerfarben mit einem leichten Stich ins Grüne. Rote Streifen zeichneten sich überall ab und wiesen ihn als Krieger der Ving-Dynastie aus. Doch nun sah Shina Fay ganz deutlich die linke Gesichtshälfte Tyrions. Diese war durch eine Narbe, die vom Mundwinkel bis zum Kopfende reichte verunstaltet. „Bist du gekommen, um mich aufzuhalten, junge Elfe?“, fragte Tyrion Shina Fay. „Das werden wir sehen. Aber eines ist sicher. Bis zum Gipfel kommst du nicht.“ „Glaubst du das? Weißt Du, ich lach mich tot. Ja ich lach mich tot.“ „Dir wird das Lachen noch vergehen, du Armleuchter.“ „Na na, gleich werde ich böse.“ „Das bist du doch schon. Deinetwegen haben Desdemona und Kaitlyn ihre Heimat verloren. Ich kann nicht zulassen, dass du es bis zur Festung schaffst.“ Tyrion warf einen Stein nach Shina Fay, doch diese konnte sich ducken. Dann zog er sein Schwert und machte sich bereit, sich auf die Elfe zu stürzen. Doch Shina Fay war schneller. Mit einer blitzschnellen Bewegung hatte sie einen Dolch aus dem Schaft ihres Stiefels gezogen und diesen aus einer Drehung des Oberkörpers heraus geworfen. Der Dolch traf sein Ziel mit voller Wucht. 36 Tyrion starrte Shina Fay an, dann taumelte er rückwärts und stürzte in die Tiefe. „Gut gemacht, Shina Fay. Wollen wir jetzt noch auf den Gipfel und sehen, was sich dort oben befindet?“ „Mit euch immer.“, sagte Shina Fay. Als am Abend die Sonne am Horizont versank, standen die drei Freundinnen auf dem Gipfel des Berges und vor den Toren der Elfenfestung Masca. „Was sich wohl hinter diesen Toren verbergen mag.“, fragte sich Shina Fay. „Was hältst du davon, mal anzuklopfen?“ „Einfach so?“ „Wer nichts wagt, gewinnt auch nichts.“, sagte Raya. Schließlich fasste sich Shina Fay ein Herz und klopfte an einem der großen Tore. Dieses öffnete sich und ein alter Mönch trat ins Freie. „Willkommen Shina Fay. Ich habe dich schon viel früher erwartet.“ „Tut mir leid. Tyrion hat mich leider aufgehalten.“ „Das macht nichts. Nichts desto trotz hast du deine zweite Prüfung bestanden. Als Belohnung bin ich bereit, dir meine Bibliothek zur Verfügung zu stellen. Lerne, was du lernen kannst.“ Die junge Elfe nahm das Angebot an und suchte aus den vielen Folianten zwei Bücher über Angriffs- und Verteidigungstaktiken aus. Ganze vier Tage blieb sie mit Raya und Kaitlyn in Masca und trainierte ihre Fertigkeiten weiter. Die neuen Taktiken würden ihr später noch mal sehr nützlich sein. Am siebten Tag, dieser Woche, kamen Shina Fay, Raya und Kaitlyn in Shina Fays Dorf zurück. Die Bewohner hatten bereits ein großes Fest zu Ehren von Etgos Enkelin vorbereitet und mit dem Feiern bis zu Shina Fays Rückkehr gewartet. Später am Abend, die Speisen waren bereits wieder abgetragen, sprach Shina Fay mit Netanya. „Ich bin sehr stolz auf dich, Shina Fay. Du hast einen überlegenen Gegner durch Mut und Schnelligkeit besiegt.“ „Ja. Aber ich habe mit Desdemona und Kaitlyn zwei neue Freundinnen gewonnen.“ „Das ist richtig. Gerade Kaitlyn wird uns in unserem Kampf gegen die Dunkelelfen sehr helfen. Vergiss nicht, dass sie Königin Azura ewige Rache geschworen hat.“, sagte Netanya. „Das kann ich ihr aber auch nicht verdenken Netanya. Ich hätte ähnlich gehandelt.“ „Ich kenn dich nur zu gut Shina Fay. Doch Ayla will dich noch einmal sprechen.“ Bevor Ayla mit Shina Fay ins Gespräch ging, prüfte Netanyas Schülerin, ob White Angels Tochter magische Kräfte besaß. Und was sie fand war erstaunlich. „Ich denke, dass du anfangen solltest zu lernen, deine magischen Kräfte zu nutzen. Gehe mit Kaitlyn und Raya nach Masca und lies die Folianten, die sich mit dem Thema Magie und deren Beherrschung befassen. Lerne alle Angriffs- und Verteidigungszauber, die du finden kannst.“ 37 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)