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undone

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Undone
 

Kapitel 5
 

Takanori atmete tief durch, als er das Gebäude verließ. Dann verzog er seinen Mund und rollte mit den Augen. Das Gespräch war Scheiße. Er empfand es als total überflüssig und dämlich. Kurzum: Er war enttäuscht und wütend zugleich.

Entnervt setzte der kleine Blonde seinen Weg fort und spürte das Vibrieren seines Smartphones in seiner Hosentasche. Etwas umständlich zog er es aus dieser heraus und hielt es mal wieder falsch herum. Dennoch war das Feld gut zu erkennen, welches er berühren musste, um den Anruf entgegen zu nehmen. Natürlich rutschte in diesem Moment auch noch seine Umhängetasche von seiner Schulter. Mit einem schmerzhaften Ruck an seiner Armbeuge wurde der Fall gestoppt.

„Moshi moshi….“, meldete Taka sich dennoch und zog mit seiner freien Hand den Gurt wieder auf seine Schulter. Trotzdem baumelte das schwere Ende seiner Tasche weiterhin hinderlich um sein Knie.

„Hey, Taka. Kouyou hier!“

„Oh, du?“, sprach die Überraschung aus ihm.

„Klar. Ich hab doch jetzt deine kompletten Kontaktdaten!“, erinnerte das Model seinen Freund an ihr kürzliches Zusammentreffen.

„Eh ja. Hm…“ Das leuchtete ihm ein. Viel wusste er darauf trotzdem nicht zu erwidern. An der Ampel angekommen zog er seine Umhängetasche erstmal über seinen Kopf, sodass er wenigstens ordentlich laufen konnte. Jegliche Erwiderung des anderen war an ihm vorbei gegangen.

„Wie lief dein Shooting denn? Bist schon wieder auf dem Weg nach Amerika?“, betrieb der Designer ein wenig Smalltalk.

„Och, das lief super. War zwar arschkalt, aber das war von vorn herein klar. -6 Grad!“, plauderte Kouyou aus dem Nähkästchen und Taka nickte nebenbei. Sein Interesse hielt sich in Grenzen. Vor allem, da die Hiobsbotschaft von eben ihm noch schwer im Magen lag.

„Aber deswegen ruf ich nicht an.“

Das dachte sich Taka schon, setzte seinen Weg allerdings fort. Mal sehen, was ihm nun für eine Schnapsidee aufgetischt wurde.

„Eigentlich sollte ich heute Morgen wieder nach L.A. düsen, aber ich hab meine Termine verlegt und den Flug auf nächste Woche Samstag verschoben. Nachdem du mir erzählt hast, dass sich meine Mutter solche Sorgen macht, dachte ich, dass es eine gute Idee ist, ein paar Tage hier zu bleiben.“

Takanoris Augenbrauen wanderten erstaunt nach oben. Na Mensch, so viel Mitgefühl von Kou hatte er nicht erwartet.

„Da freut sie sich sicherlich.“ Reine Floskeln.

„Klar. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass ich dich auch vernachlässige.“

Oha, noch mehr Einsicht. Was war los?

„Daher hab ich mir überlegt, dass ich doch einfach bei dir unterkommen kann!“

„Auf gar keinen Fall!“, sprudelte es nur so aus Taka heraus.

„Wieso denn nicht?“

„Ich hab kein Gästezimmer – und kein zusätzliches Bett!“

„Das ist nicht schlimm. Ich schlaf auch mit dir in einem Bett.“

„Das geht nicht! Ich hab einen Freund. Der ist bestimmt in den nächsten Tagen auch mal bei mir. Das gibt nur Stress!“

„Taka, hab dich nicht so! Der hat bestimmt Verständnis. Vielleicht kennt der mich ja und ist dann neidisch auf deinen berühmten Freund!“ Man konnte klar und deutlich hören, dass Kouyou amüsiert war.

„Meine kleine Absteige ist aber deiner nicht würdig. Es ist nicht aufgeräumt und überhaupt chaostisch. Das geht nicht!“

„Stört mich alles nicht. Ich fühl mich in etwas Chaos außerdem wohler als wenn alles wie geleckt aussieht.“

„Ja, aber…. Wie stellst du dir das denn vor? Ich muss arbeiten!“ Na, wenn das mal kein Argument war.

„Ist nicht schlimm. Ich kenn mich doch in der Stadt aus und dann komm ich dich eben von der Arbeit abholen. Dann können wir anschließend noch etwas unternehmen!“

Taka klappte der Mund auf. Manche Menschen verstanden ein nein einfach nicht. Es deuchte ihn, dass Kou zu dieser Art Mensch gehörte. Noch so ein Aspekt, der sich an dem anderen zum negativen entwickelt hat. Gerade wusste er trotzdem nichts zu erwidern. Sein Kopf war nicht hilfreich um noch eine Ausrede auszuspucken und das war sein Todesurteil.

„Super. Machen wir also so. Schickst du mir dann also noch deine Adresse zu? Ich bin in zehn Minuten an der Tokyo Station. Ich nehm dann nen Taxi zu dir und bring uns was zu Futtern mit! Bis nachher!“

Fassungslos starrte Takanori auf sein Smartphone. Sein Gesprächspartner hatte aufgelegt. Aufgelegt! Ohne dass er weitere Widerworte geben konnte. Er war im Vorhof der Hölle angelangt. Hatte sich Kou gerade ernsthaft bei ihm eingeladen?

„Fahr zur Hölle, Takashima!!“, fluchte der Blonde.

„Warum, ey?“, fragte er sich selbst. Irgendwas oder irgendwer in diesem Universum hatte doch was gegen ihn! Da war er sich sicher. Der heutige Tag verlief getreu dem Motto: Schlimmer geht’s immer.

„Scheiße!“, traf ihn eine weitere Erkenntnis, als er sich Bilder seiner Wohnung ins Gedächtnis rief. Da lagen Dinge rum, die waren nicht für die Augen von Fremden gedacht, auch nicht, wenn dieser jemand ihn schon ewig kannte.

„Fuck ey!“, fluchte Taka weiter, trat den Weg zur Bahnstation rennend an. Seine Wohnung war nicht auf Gäste vorbereitet! So gar nicht!
 

~*~
 

Sogar seine Jacke hatte Taka noch an, als es an der Tür klingelte. Wenigstens hatte er es geschafft und die Beweise seines alljährlichen nervlichen Zusammenbuchs des Vortages wegzuräumen. Das ging selbst Kouyou nichts an. Dennoch hatte die Bahn einfach viel zu lange gebraucht als dass es realistisch gewesen wäre, noch vor Kouyou hier anzukommen und ordentlich aufzuräumen.

Nun aber starrte er von unten in das grinsende Gesicht seines Sandkastenfreundes.

„Ich hasse dich!“, machte er keinen Hehl aus seinen vorherrschenden Gefühlen.

„Ach, Taka-chan, nun stell dich nicht so an. Ich freu mich auch, dich zu sehen. Hier, Essen!“, sagte das Model und schob den anderen ein Stückchen zur Seite, um in das kleine Apartment zu treten. Er schlüpfte unter dem Missmut des kleinen Blonden aus seinen Stiefeln und zerrte schließlich seinen mittelgroßen violetten Koffer hinter sich in den Flur. Beinah hätte er dabei Takas Zehen erwischt. Diese Dreistigkeit regte einen schlichtweg auf.

„Willst du nicht doch lieber in ein Hotel?“, fragte der Kleinere noch einmal höflich nach, während er die Tüte mit dem irgendwie ja doch gut riechenden Essen weiterhin in den Händen hielt.

Kouyou aber zog nur seine Sonnenbrille von der Nase und warf dem anderen einen freudigen Blick über die Schulter zu.

„Nö, nun bin ich einmal hier!“, wies er den Vorschlag zurück und stellte seinen Koffer an der Seite ab.

Taka schob das auf Amerika. Vielleicht war er zu oft in Kontakt mit Ausländern gewesen, als dass er solch eine Anspielung noch hätte verstehen können.

Sein Gast jedenfalls schien keinen Anstand zu besitzen und war bereits in die Küche spaziert noch bevor er seine Jacke abgelegt hatte.

„Uhw, was ist das denn für eine coole Tasse? Voll fancy!“ Der Schwarzhaarige hob seinen Fund nach oben und besah sich den Aufdruck. Das war auch das Signal, die Tür zu schließen und seinem Kumpel hinterher zu eilen. Das Bild welches sich ihm bot, brachte ihn letztlich nur zum schnauben.

„Hat meine Mama mir gekauft!“, knurrte Taka und nahm Kouyou seine geliebte pinke Hasentasse weg. Brachte nun auch nichts, sich weiter aufzuregen. Seine Burg wurde erobert – von einem extravaganten It-boy mit der neuen Angewohnheit andauernd Anglizismen in seine Sprache einzubauen. Wäre er nicht eh schon genervt, spätestens jetzt wäre er es.

„Willst du was trinken?“, resignierte der Bewohner dieses Apartments und stellte das Willkommensgeschenk in Form des Abendessens auf seinen kleinen Küchentisch ab. Daneben fand seine Lieblingstasse ebenso Platz.

„Sehr gern. Was hast du da? Oh, warte, ich guck selbst!“, sagte der Großgewachsene und schon riss dieser den Kühlschrank auf. Taka blies seine Bäckchen auf. Gerade bereute er, dass er keinen abschließbaren Kleiderschrank hatte. Ihm schwante Schlimmes!

„Hast du kein Bier?“, kam auch schon die erste Beschwerde. Das ließ er aber nicht auf sich sitzen.

„Hätte ich gewusst, dass ich Besuch erwarte, hätte ich selbstverständlich dafür gesorgt, dass Bier da ist!“

„Aber ich hab doch angerufen!“ Das Comeback der Entenschnute. Aber Taka erwiderte diese nur mit einem bitterbösen Blick.

„Ja, aber WANN!“, schnaubte Taka. Musste er bei dieser Dreistigkeit wirklich noch gastfreundlich sein? Verdammt, ja, musste er. Scheiß gute Erziehung.

„Wenn du möchtest, dann kann ich noch schnell in den Conbini der Straße runter gehen und dir Bier kaufen.“ Er war ja so ein Sklave seiner selbst. Das war nicht mehr auszuhalten.

„Das ist lieb, Taka. Du hast dich gar nicht verändert!“, stellte Kouyou mit einem breiten Grinsen fest und schloss den sonst eher spärlich bestückten Kühlschrank. Taka hingegen wünschte sich innständig genau das Gleiche auch von seinem Gast behaupten zu können.

„Und wenn du gleich los gehst, dann bring wenigstens Eier mit. Dann machen wir morgen früh Eierkuchen zum Frühstück! Erdbeermarmelade und Erdnussbutter bitte auch gleich!“

„Ich mag keine Erdbeeren! Nach wie vor nicht…“ Es war eine Sache sein Heim einzunehmen, aber eine andere, wichtige Dinge über ihn zu vergessen. Takanori war schlichtweg einfach nur angepisst. Trotzdem drehte er sich auf dem Absatz um und spazierte aus seiner kleinen Küche heraus.

„Zehn Minuten. Mach es dir einfach solange im Wohnzimmer bequem. Das ist die Tür gegenüber!“ So ganz wohl war ihm bei der Sache nicht, dass er es wirklich in Erwägung zog, Kouyou in seinen vier Wänden allein zu lassen. Hätte er vorhin in der Bahn einfach die Message gar nicht erst abgeschickt, dann hätte er gar nicht gewusst, wo er wohnte. Wobei, so wie er seinen Sandkastenfreund kannte, wär der einfach mal so mir nichts dir nichts bei seinen Eltern aufgetaucht und hätte gefragt. Die wohnten schließlich immer noch in dem Haus, in dem sie früher gelebt hatten. Und Kouyou zusammen mit seiner Mutter und seinen Großeltern nicht unweit davon entfernt. Geschehen war geschehen und nun hatte er keine andere Wahl, schließlich hatte er durch sein selbst inszeniertes Angebot es sich selbst eingebrockt, dass Kou nun alleine der Herr seines Apartments werden würde. Temporär beschränkt, verstand sich.

Wenigstens musste er seine Jacke nicht erst anziehen. Trotzdem schnappte sich der Jüngere noch seine Geldbörse, während Kouyou hinter ihm ins Wohnzimmer huschte. Und natürlich hatte er in der Küche das Licht an gelassen. Taka schnaubte, griff um die Ecke und ertastete den Lichtschalter, um das Licht zu löschen. Als er einen Blick ins Wohnzimmer warf, lag bereits die Jacke des Größeren auf seiner Couch und der andere hing neugierig am Fester. Hatten sie nicht heute kurz über diese Sache bezüglich Unordnung geredet. Irgendwie hatte Taka das Gefühl, dass seine sogenannte Unordnung nur das Anfangsstadium von Kouyous Unordnung war.

„Eh… Ich geh kurz. Stell einfach nichts an!“ Das war eher eine Hoffnung, die der Blonde hatte, als eine wirkliche Aufforderung. Irgendwie glaubte er, dass der Schwarzhaarige ihm nicht einmal mehr zuhörte. Dieser schien draußen etwas entdeckt zu haben, aber der Designer hatte ganz andere Probleme, als dieses merkwürdige Verhalten zu hinterfragen.

„Zehn Minuten. Irgendeine besondere Marke, falls sie haben?“

„Asahi super dry!“ So weggetreten schien Kou doch nicht gewesen zu sein. Wieder drehte sich das Model seitlich und warf ihm einen Blick über die Schulter zu. Das war bestimmt auch so eine Modelpose, die er immer aus dem Ärmel schütteln konnte. Taka atmete tief durch.

„Bis gleich!“

Kaum hörte der Schwarzhaarige die Haustür ins Schloss fallen, sah er wieder nach draußen. Aber der Schatten, den er ausgemacht hatte, war verschwunden. Nun konnte er nur Takanori sehen, der seinen Weg unter dem Licht der Straßenlaterne zum Conbini antrat.
 

~*~
 

„Warum klingelst du?“

„Ich hab meinen Schlüssel vergessen!“, knurrte Taka zurück. Was ne selten dämliche Frage.

„Unten bin ich noch so rein gekommen. Meine tollen Nachbarn halten es wahrscheinlich nicht für nötig die Tür ordentlich zu verschließen. Wozu braucht man dann noch nen Sicherheitscode, wenn‘s genügt einfach leicht gegen die Tür zu drücken, um ins Gebäude zu kommen?“ Das regte den jungen Designer doch etwas auf. Es war nicht so, dass er viel Wertvolles in der Wohnung hatte, aber es ging ums Prinzip.

„Aber wir sind doch in Japan, hier klaut doch keiner was!“, warf Kouyou blauäugig ein.

„Sag mal, kannst du nicht einfach mit mir meckern, wenn mich etwas aufregt? Gute Freunde machen sowas!“ Taka ahnte, dass er heute wohl auch ein Bier nötig hätte. Nein, Moment, er trank kein Bier! Das war widerlich. Daher drückte er seinem Gast die Plastiktüte aus dem Conbini in die Hand.

„Danke!“ Kou warf einen Blick in die Tüte und checkte die Einkäufe, während Takanori den Reißverschluss seiner Stiefel nach unten zog und sich seiner Straßenschuhe entledigte.

„Oh, du hast ja doch Erdbeermarmelade mitgebracht!“, stellte das Model erstaunt fest.

„Solange ich das Zeug nicht essen muss, soll es mir egal sein!“

Der Kleinere wollte sich an seinem Besuch in dem kleinen Flur vorbeidrängen, als ihm wieder die Tüte in die Hand gedrückt wurde. Ungeachtet setzte Kou seinen Weg mit einer der Bierdosen in der Hand fort und verschwand im Wohnzimmer. Ein Zischen und ein Klacken waren zu vernehmen, auch wenn weitere laute Stimmen aus dem Wohnbereich zu ihm drangen. Wie dreist!

Wider Erwarten machte sich Taka aus dem Verhalten vorerst nichts. Andere Gefühlsregungen waren vorherrschend und überlagerten die Frustration, die er gegenüber seinem langjährigen Freund verspürte. Mittlerweile war es spät geworden und sein Magen hing ihm in den Kniekehlen. Daher räumte er Kouyou ignorierend all die restlichen Einkäufe weg und holte ihnen Stäbchen aus einer Schublade. Das Essen, welches der andere mitgebracht hatte, stand noch unangetastet auf dem Küchentisch herum. Eben da, wo er selbst es abgestellt hatte. Das nahm Takanori demnach zum Anlass die Tüte mit ins Wohnzimmer zu nehmen, als ihn gleich der nächste Schlag traf. Hektisch lud er alles auf der freien Fläche seines Wohnzimmertisches ab.

„Kein Ding, dass du hier DVDs guckst, aber….“ Er atmete tief durch. „Könntest du die dann vielleicht auch wieder dahin stellen, wo sie hingehören?“

„Später!“

Takas Kopf schnippte zur Seite und er blickte seinen Besuch an, der wie ein Urlauber auf seiner Couch fläzte. Etwas missmutig schnaubte er wiederum. Seine Nerven starben wie Mücken, die einer Insektenfalle zu nahe kamen.

Sofort warf er sich auf die Knie und robbte zwischen Wohnzimmertisch und Fernseher, um seine geliebten DVDs aufzusammeln, die der ungebetene Gast lieblos dort verteilt hatte. So ging man nicht mit seinen wertvollen Schätzen um.

„Oh, es gibt Futter! Klasse!“, fiel dem Älteren nur auf. Er stellte seine Bierdose ab. Anhand des Geräuschs konnte man darauf schließen, dass schon ein Großteil des alkoholischen Getränks vertilgt worden war.

„Eh, wenn es dir nichts ausmacht, kannst du dann mal ein Stück rutschen? Ich seh den Fernseher nicht mehr!“, plapperte Kouyou weiter und das Knistern der Plastiktüte setzte ein.

„Aber natürlich…“ Purer Zynismus sprach aus dem Jüngeren. Snob! Snob! SNOB! Es fehlte nicht mehr viel und er würde Kouyou eine reinhauen. Genug Kohle für eine Nasen-OP hatte er sicherlich. Und seine komische Versicherung haftete bestimmt auch. Darauf kam es dann auch nicht mehr an!

„Ich hab uns Gyuudon mitgebracht. Für dich mit dreifach Käse. Das magst du doch“, erklärte der Ältere nebenbei, während er die Schalen auf dem Tisch verteilte. Takas aufkeimende Wut war unmittelbar weggeblasen. Verpufft.

„Und natürlich mit Salat und dem guten French-Dressing!“, fügte Kou noch an.

„Wow…“, kam es über Takas Lippen. Vergessen war das ungebetene Eindringen in seine vier Wände. So schmiss er sich neben seinen Gast auf die Couch. Essen for free! Das lobte er sich.

„Is genehm!“, sagte er und krallte sich ein paar Stäbchen und klappte die Box auf. Sofort suchte er noch die kleinen Tütchen mit der Sojasoße und dann konnte es losgehen. Egal, dass das Essen bereits Zimmertemperatur angenommen hatte.

„Wusste ich doch, dass du dich freust, wenn ich komme!“

Da Taka den Mund gerade eh voll hatte, ließ er seinen Sandkastenfreund einfach in dem Glauben. Er freute sich viel mehr über das leckere Essen, das in seinen Magen landete als über die Gesellschaft des anderen. Wenigstens waren nun seine DVDs wieder an ihren Platz und Kou hatte er diesbezüglich bereits gemaßregelt. Man musste ja nicht übertreiben. Sich zu sehr aufzuregen war schließlich nicht gut. Immerhin bekam man davon Falten.

„Was planst du für morgen?“, fragte Taka einfach nach. Es war ihm lieber, wenn sein Nebenmann redete. Dann konnte er nämlich ordentlich essen.

„Ich denke, ich geh morgen gleich mal bei meiner Mutter vorbei. Was steht bei dir an?“

„Arbeiten!“

„Ihr arbeitet auch am Samstag?“

„Oh!“ Taka sah zu seinem Freund. Wahrheit oder Lüge? Wahrheit oder Lüge? Wahrheit? Lüge?...

„Ja, das schon. Aber nicht meine Abteilung. Also… hab ich morgen frei!“ Ob das nun so gut war bei der Wahrheit zu bleiben? Aber unglaublich, dass er beinah das Wochenende verpeilt hatte. Doch kein Wunder bei dem Chaos diese Woche.

„Klasse! Wenn das so ist, dann verschieb ich meinen Besuch zu Hause und wir beide unternehmen morgen etwas zusammen. Shoppen?“, schlug das Model sofort vor.

„Hab ich denn ne Wahl?“ Taka seufzte leise. Shoppen klang anstrengend. Und das am Wochenende. Menschenmassen. Überall. Und sicherlich wollte Kou zu den hot spots. Das hieß, alles würde noch überfüllter sein. Das konnte er ja leiden – eben nicht.

„Nö! Aber hey, dann kauf ich dir was Tolles und wir vergessen die Sache, dass ich deinen Geburtstag verschwitzt hab!“ In Kouyous Ohren klang das nach einer guten Lösung für die kleine Ungereimtheit.

„Na gut…“ Für Diskussionen war der Tag einfach nicht gut genug gelaufen. Schlimmer machen wollte Taka das nicht.

„Wie war es heute überhaupt auf Arbeit?“, hakte der Ältere nach, da er mitbekommen hatte, dass sein Nebenmann gerade nicht mehr den Reis in sich schaufelte.

„Eh…“ Sofort schloss Taka seinen Mund wieder. Anschließend zuckte er mit den Schultern.

„Grob gesagt beschissen. Die Arbeit ist ja nicht so schlecht, aber ich hatte dir ja erzählt, dass ich eine Anfrage gestellt hatte wegen einem Wechsel.“ Der kleine Blonde stellte seine Schale mit dem Essen weg. Nun fummelte er nach der zweiten Schale mit dem versprochenen Salat und seinem Lieblingsdressing.

„Heute war ich beim Chef. Der meinte, dass in der Abteilung, an der ich interessiert bin, gerade keine Stelle frei ist. Ich wär da überflüssig. Und ich würde doch da wo ich gerade bin sooooooo gute Arbeit leisten. Sie schätzen meine Bemühungen und meine Ideen sind super. Bla bla bla!!! Letztendlich meinte er noch, dass in 6 Wochen die eine Mitarbeiterin von nen anderem Projekt aufhört, weil sie schwanger ist. Falls ich dann immer noch Interesse an einem Wechsel hätte, könnte ich dahin“, gab der Jüngere grob das Gespräch mit seinem Vorgesetzten wider. Es fiel ihm schwer nicht mit den Augen zu rollen. Im Job fühlte er sich aktuell nicht ernst genommen und er verkaufte sich total unter Wert.

„Klingt doch okay. Immerhin kannst du wechseln.“

„Na super!“, platzte es sofort wieder zynisch aus dem Blonden heraus. „Vom Regen in die Traufe.“ Taka griff aus purer Verzweiflung zu der Dose auf dem Tisch und nahm einen Schluck. Direkt aber verzog er sein Gesicht. Dummer Fehler. Trotzdem schluckte er.

„Bah….“ Da schüttelte es ihm. Taka stand auf und stellte die Dose zurück. Besser, er holte sich etwas anderes zu trinken. Kou schmunzelte ja eh schon wieder über seine Reaktion.

„Was ist so schlimm an der anderen Abteilung?“, überging der Ältere den kleinen Fehltritt seines Freundes dezent und setzte ihre Unterhaltung fort.

„Die entwerfen Schuhe! Finde den Fehler!“, sagte Takanori und spazierte wieder in seine Küche. Zurück kam er recht schnell mit einer Flasche Wasser und einem Glas.

„Ich finde Schuhe cool.“

„Vielleicht zum Tragen und zum Kaufen und so. Aber sicherlich nicht um die zu entwerfen. Die machen wohl auch noch Taschen, aber das ist doch der gleiche Mist! Das ist nicht das, was ich mir vorstelle. Ich wollte richtige Klamotten entwerfen. Mode! Fashion! Und irgendwann mein eigenes Label haben und nicht Kindermode entwerfen oder Omaschuhe. Aber genau darauf läuft das hinaus! Und das kotzt mich gerade tierisch an!“, tat Taka seinen beruflichen Unmut kund.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  OMEN
2021-07-17T19:25:22+00:00 17.07.2021 21:25
Also mit Kou zusammenwohnen würde ich niemals wollen XDDD
Da wäre ich nur am Ausrasten XDD


Von:  Goesha
2017-06-16T10:33:33+00:00 16.06.2017 12:33
Ich hätte Uruha wohl geschlagen hätte der sich so bei mir benommen. ISt doch kein Zustand den er hinterlässt aber mit Essen kann man Ruki wohl einlullen. XD
Antwort von:  Daisuke_Andou
16.06.2017 12:39
Einer muss der Buh-Mann sein. In dem Falle dann wohl Kou ^.~
Von:  Jyll
2017-04-03T07:44:50+00:00 03.04.2017 09:44
Ich hab mich sehr gefreut, dass es weiterging :3
Solche Details, wie das Handy falsch herum rausnehmen und die Tasche, die rutscht, machen das Ganze so viel lebensnaher und sich ein echter Gewinn finde ich! Auch die Innere Monologe und Dialoge zwischen den zwein sind lebendig und realistisch.
Scheinbar ist ein Unbekannter immer noch in der Nähe von Rukis Wohnung, es bleibt spannend.
Nur das Ende des Kapitels fand ich ein wenig abrupt, so mitten in der Diskussion.
Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel! ^.^
Lg Jyll
Antwort von:  Daisuke_Andou
03.04.2017 19:32
^^ Das freut mich, dass es immer noch jemand liest ^^ Letzte Woche bin ich nur nicht zu einem Update gekommen. Zu viel Leben ^^
Es ist für mich aber immer wieder schön zu hören, dass meine Umsetzung Anklang findet ^^v Vor allem weil jeder auf andere Dinge eingeht. Das ist immer toll solches Feedback zu bekommen.
Mit dem Ende geb ich dir schon recht, aber ich glaube, das wäre sonst zu ausgeschweift. Warten wir also auf das nächste Kapitel~~


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