undone von Daisuke_Andou ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Undone Kapitel 4 Kouyou befand sich bereits im Taxi, welches ihn zum Flughafen brachte. Draußen war es noch immer stockfinster und die Lichter der Stadt zogen vorbei. Missmutig presste er sein Smartphone an sein Ohr. „Verdammt, nun geh schon ran!“, knurrte er, doch das Tuten setzte sich fort. Wider allen Erwartungen meldete sich doch nur eine computeranimierte Stimme, die ihm mitteilte, dass sein Gesprächspartner aktuell nicht zu erreichen war, er aber eine Nachricht hinterlassen könne. „Du Arsch! Sag mir, dass das nicht wahr ist?! Ich mach dir die Hölle heiß, das versprech ich dir!“, knurrte Kou in das Telefon kaum dass er das Signal der startenden Tonbandaufnahme wahrgenommen hatte. Schnaubend legte er auf. Ernüchterung machte sich breit, doch die Gedanken in seinem Kopf überschlugen sich. Es passte ihm so gar nicht, dass er gleich einen Flug nach Sapporo antreten musste. Er hoffte einfach nur, dass er sich irrte. ~*~ „Scheiße, Scheiße, Scheiße…“, fluchte Taka leise vor sich hin. Zwar hatte ihn Kou noch zu seinem Hotel gebracht, aber die Stille in dem Zimmer hielt er einfach nicht aus. Er wusste, dass Schlafen alles besser machen würde. Alle trübsinnigen Gedanken würden verschwinden, wenn er es nur schaffte, sich zur Ruhe zu bringen. Nur daran scheiterte es. Wissen allein schaffte noch lange keine Abhilfe. Er beugte sich weiter vor über das Geländer des kleinen Balkons und sah nach unten. Viel konnte er nicht erkennen. Alles verlor sich irgendwann in Dunkelheit. Diese kannte er nur zur Genüge. Seit damals fehlte etwas. Akira fehlte ihm. So sehr. Jedes Jahr wurde er auf ein Neues daran erinnert, dass er nicht zurückkam und er hier allein zurückgeblieben war. Hilfesuchend zog Takanori an seiner Zigarette, sog den Rauch tief bis in seine Lungen ein. Nur langsam entließ er die Rauchschwaden wieder in die kalte Luft. Dort verschwanden sie schließlich vollständig. Auch das beruhigte ihn heute nicht sonderlich. Warum er so aufgewühlt war, konnte er sich dennoch nicht erklären. Jedes Jahr stellte er sich die gleichen Fragen, die ohne Antwort blieben. Er wollte wissen warum. Aber jeder sagte nur, es war ein bedauerlicher Zwischenfall, den keiner verschuldet hatte. Im Arztbericht stand angeblich irgendwas von Substanzen, die in seinem Blut nachgewiesen worden waren. Auch das konnte er sich nicht erklären. Der einzige Fakt, der stand: Akira war gestorben. Je öfter man dies wiederholte, desto mehr verlor es an Schrecken. Das Loch aber, welches dadurch aufgerissen wurde, hatte Takanori bisher nicht zu stopfen vermocht. Im Nachhinein wusste er nicht, ob es so klug gewesen war, Kou heute überhaupt davon zu erzählen, was in seinem Leben und seinem Kopf vor sich ging. Blank ziehen vor jemanden, der einen schon fast das ganze Leben kannte, war nicht leicht. Trotzdem verglich es Taka im Moment mehr mit dem Sprichwort „Perlen vor die Säue werfen“. Einfach mal reinen Tisch machen sollte doch bekanntlich helfen und er stand zu dem, was er war: eine Schwuchtel. Es gab keinen Grund mehr, sich zu verstecken. Immer wieder wurde genau dieses Thema in den Medien breitgetratscht und es war keine Seltenheit mehr in der heutigen Zeit. Männer heirateten Männer, Frauen heirateten Frauen. Alles ganz normal. Der normale Wahnsinn. Allerdings fühlte es sich so an, als wäre Takanoris Botschaft an seinen Freund auf der Distanz zwischen ihnen verloren gegangen. Kou und er hatten sich auseinander gelebt und lebten jetzt in völlig unterschiedlichen Welten. Augenscheinlich bedeutete dieser Schnitt für ihn gar nichts. Es reichte nicht an seine Glamourwelt heran. Das hatte er schon daran festmachen können, dass Kou sofort versuchte ihn irgendwo einzuordnen, ihn in einer Schublade zu verstauen. Für Kouyou war er mittlerweile nur noch einer, einer von vielen. Da gab es nicht mehr den Status bester Freund. Was machte es schon für einen Unterschied Kou ins Vertrauen zu ziehen oder ihn einfach weiter sein Leben leben zu lassen? Welche Reaktion hatte er sich erhofft? Hatte er sich überhaupt eine Reaktion erhofft? Taka erinnerte sich, damals war das komisch. Es hatte etwas Verbotenes einen anderen Jungen zu berühren oder ihn zu beobachten, wenn er nackt war. Neugier, verstohlene Blicke, rasender Puls. Dann merkte er, wie immer mehr Berühmtheiten sich outeten, Stimmen wurden laut und verlangten nach einer Gleichberechtigung. Jeder hatte auf einmal eine Meinung dazu. Das gehäufte Auftreten nahm dieser Thematik den Reiz. Irgendwann stumpfte man ab. Taka hingegen dachte sich zu dieser Zeit lediglich, dass bi sein bedeutete, dass es einfacher werden würde. Nicht festgelegt zu sein hieß gleichzeitig mehr Auswahl zu haben. Aber eigentlich wurde es nur schwieriger jemanden zu finden, dessen Dämonen kompatibel mit seinen eigenen waren. Man hatte trotzdem den Stempel, sonderbar zu sein. Je älter er wurde, desto ätzender empfand er die Suche. Seine Einstellung lag nicht in der Anschauung der Gesellschaft begründet oder wie sein Status ausfallen würde, wäre er bekennend schwul. Er hatte ganz andere Herausforderungen zu meistern. Die Dinge, die er jemanden erklären musste, der sich auf ihn einließ, häuften sich. Seine Lust dies zu tun aber war schwindend gering. Er wollte sich nicht erklären, nicht erklären wie er sich wünschte, dass man ihn gegenüber trat. Auf der anderen Seite wollte er aber ein offenes Buch sein, Vertrauen schenken. Doch unmöglich, wenn die Abgründe so tief und breit waren, dass es Mühe bedeuten würde, diese zu überqueren. Allerdings war es das, was er in einer Beziehung suchte: Verständnis. Selbst jetzt mit Kloe war es kompliziert. Es war einfacher ihm etwas vorzuspielen, jemanden vorzuspielen. Eine Person ohne Ecken und Kanten, denn davon hatte er genügend. Sein klarer Menschenverstand wusste, dass er fallen gelassen werden würde, sobald es schwierig wurde. Das war in der heutigen Gesellschaft nun einmal so. Jeder scheute Herausforderungen, da die Auswahl an Alternativen mittlerweile immens hoch war. Damals war das nie ein Thema. Damals war Akira da. Akira kannte seine Ecken, kannte seine Kanten und er war sich sicher, dass er ihn nie hätte aufgegeben, selbst jetzt nicht, wenn er die Furchen sehen würde, die der Abschied von ihm bei ihn hinterlassen hatte. Kou verstand ihn nicht, Kloe würde ihn nie verstehen. „Akira…“, flüsterte Takanori lautlos und umklammerte das Zippo in seiner Hand noch fester. Durch das Licht, welches von dem Hotelzimmer zu ihm nach draußen fiel, glänzte das goldene Kreuz auf dem Feuerzeug. Akiras Zippo. Nur zu genau konnte er sich daran erinnern, wie er es ihm damals nach den Sommerferien präsentiert hatte. Ein Souvenir aus Amerika. Wie gefühlt jedes Jahr hatte Akira seine Sommerferien in den USA verbracht. Lange 6 Wochen, die er ohne den anderen auskommen musste. Jedes Mal lauschte er Akiras aufregenden Geschichten aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Die Freunde der Familie, die dort lebten, zeigten ihm gefühlt das ganze Land und unternahmen einen Ausflug nach dem nächsten mit ihm. Er war so neidisch gewesen und glaubte den Duft der Freiheit zu riechen, der an Akiras Geschichten haftete. Nur zu gern ließ er sich von diesen Geschehnissen in den Bann ziehen. Dann war es immer so, als habe er all das zusammen mit seinem Freund erlebt und konnte ein Teil davon sein. Akira war seine Bewunderung sicher und so war es ein Leichtes ihn zum Rauchen anzustiften. Für was sonst benötigte man ein Feuerzeug? Ganz war er nie davon losgekommen, doch mit dem Ende seiner Selbstfindungsphase sollte auch diese dumme Angewohnheit nicht weiter fortgeführt werden. „Schmeckt nicht…“, stellte er wieder einmal fest, nachdem die Zigarette zum Großteil niedergebrannt war. Genervt dreinblickend ließ er die glimmende Zigarette in die Tiefe fallen. Der fade Geschmack in seinem Mund jedoch blieb. Den hatte er noch nie leiden können, genau so wenig wie den muffigen Geruch, der sich in den Klamotten und den Haaren festsetzte. Für den Moment ignorierte er es jedoch. Ehrfürchtig führte er das Zippo zu seinen Lippen, berührte das Tribal, welches sich auf der ebenen Fläche entlang schlängelte. Ein spitzbübisches Grinsen legte sich auf seine Lippen. Er bereute es noch immer nicht, dass er damals Sachen von Akira hatte mitgehen lassen. Diese gehörten zu ihm und nicht auf den Müll, so wie es seine Familie geplant hatte. „Egal wo du jetzt bist, Akira, ich hoffe, du weißt, dass ich noch immer an dich denke.“ Takanoris stumme Tränen fielen ebenso in die Tiefe. Der Tag würde kein Ende nehmen. ~*~ Zwar hatte Taka den Vortrag frei gehabt, seine Augen waren dennoch total verquollen vom vielen Weinen. Da hatte nicht einmal Make-up und Kajal sehr viel retten können. Akiras Todestag machte ihn immer noch fertig, aber das war okay. Er wollte diese Gefühle nicht unterdrücken. Es war vollkommen in Ordnung, jemanden zu vermissen und Sehnsucht zu verspüren, auch wenn man an der Situation nichts ändern konnte. Zu akzeptieren hatte er in der Therapie gelernt. Das war aber so ziemlich das einzige. Er hatte Akiras Tod akzeptiert, da er ihn nicht ändern konnte. Trotzdem hieß Akzeptanz nicht, dass er seine Erinnerungen wegwerfen musste, wie es seine Therapeutin von ihm verlangt hatte. Er solle vergessen, damit er sich öffnen könne. Für Neues, Besseres! Seine Erinnerungen an seinen Kumpel waren nicht im Geringsten negativ belastet. Viel mehr liebte er es, sich an Akira zurück zu erinnern. An all die Dinge, die sie zusammen gemacht hatten. Daher kramte er zu dieser Gelegenheit immer seine alten Fotos heraus. Eins wusste er: Akira würde er nicht loslassen. Es war schon schlimm genug für ihn sich eingestehen zu müssen, dass gemeinsame Momente seinem fortschreitenden Alter zum Opfer fielen und er noch nicht einmal mehr sagen konnte, wie Akiras Stimme klang, obwohl diese ihn tagtäglich begleitet hatte. Die wenigen Tonaufnahmen, die es von ihm gab, riefen die Erinnerungen zwar wieder wach, aber sie waren nicht mehr so allgegenwärtig, wie noch vor ein paar Jahren. Das ärgerte Taka. Genau so sehr wie Kouyous Verhalten ihn ärgerte. Der hatte nicht nur Akira vergessen sondern auch ihn. Er kümmerte sich nur noch um seine Karriere. Zwar wollte er ihm keine Vorwürfe dafür machen, wie er mit ihrer Vergangenheit klar kam und diese verarbeitete, aber er stand allein auf weiter Flur. Niemals hätte er sich erträumen lassen, dass sein Sandkastenfreund ihn so einfach zurückließ und sich gar nicht mehr um ihn scherte. Taka jedenfalls hatte angefangen diesem Tag ordentlich in Gedenken an Akira zu begehen. Er spielte Musik, die Akira mochte. Es gab eines von Akiras Lieblingsgerichten – dieses Jahr waren es Burger und Pommes. Und natürlich trank er einen auf seinen Kumpel. Klar flossen immer wieder Tränen wenn die alten Erinnerungen hochkamen und er nach wie vor mit dem Verlust nicht klar kam. Aber all das gehörte einfach dazu. All das war für Akira und seine ganz persönliche Sache. Das hatte nichts mit seiner Familie, seinem Freund oder Kou zu tun. Er tat es einzig und allein für sich. Nichts desto trotz schritt die Zeit unaufhörlich voran. Der Alltag hatte ihn wieder und dieser verdrängte gekonnt die sentimentalen Gefühle, die Taka aktuell pflegte. So marschierte Taka mit seinem Kaffeebecher in der Hand über den beigefarbenen Bürgersteig, ging damit seinem allmorgendlichen Ritual nach. Manchmal kam er sich vor wie in einem Film. Hier war alles in dieser Farbe gehalten, alles stimmig. Sogar die angelegten Blumentöpfe, die den Gehweg von den kleinen Grünflächen vor den Hochhäusern trennten, waren beige. Alles hier sollte einen einladenden Eindruck erwecken. Businessgegend. Half nur bei den kühlen Temperaturen noch nicht allzu viel. Bei purem Sonnenschein wirkte das schon anders, aktuell machte es auf den jungen Designer eher einen gekünstelten Eindruck. Diese Gegend hier war für ihn bereits zu abgehoben. Niemand würde ihm so ein verkorkstes Leben zuschreiben, wenn er sah, wo er arbeitete. Mehr Schein als Sein. Eben wie immer. Hier zählten Namen, sonst nichts. Für Takanori war es nur der Antritt eines erneuten stressigen Arbeitstages. Unterm Strich kam nach wie vor zu Wenig heraus. Trotzdem hatte er seine Modelkarriere definitiv an den Nagel gehängt und konnte eigentlich sogar von Glück reden, dass er so schnell als Designer überhaupt Fuß fassen konnte. Wie viele andere waren daran gescheitert. Auch er hatte es nur Vitamin B zu verdanken. Ein Kontakt, den er damals noch während seiner Zeit als Jungmodel gepflegt hatte, verhalf ihm dazu sich in einer Firma auszutesten und dann war alles zum anderen gekommen und er lernte die Grundlagen für diesen Job recht schnell. Taka nahm noch einen Schluck von seinem Becher und bog links zu dem Eingang eines Hochhauses ein, als er geistesgegenwärtig inne hielt. „Komm sofort wieder her!“, wetterte ein Mann, der vor ihm auf dem Boden hockte, sich mit einer Hand an dem Eisenzaun festhielt. Das war auch der Grund, warum er stehen geblieben war. Ein vorbeikommen war zwar nicht gänzlich ausgeschlossen, dennoch fragte er sich, was der Mann in der schwarzen Lederkluft da trieb. Merkwürdig war das schon. „Eh… kann ich ihnen vielleicht irgendwie helfen?“, sprach Taka ihn daher an. Ertappt richtete sich der Mann auf und starrte ihn erschrocken an. „Ehm…“, kam unmittelbar eine Reaktion. Das kontinuierliche Starren aber war unangenehm. Trotzdem guckte Taka wohl mindestens genau so irritiert in die grünen Augen seines Gegenübers, die unter dem Schatten des Cappies verborgen lagen. Definitiv Kontaktlinsen. Aber stylish sah der Typ schon aus mit seiner Lederjacke und dem schwarzen Cappy mit der weißen Aufschrift. Sicherlich irgend so eine Baseballmannschaft. Schade, dass er so wenig von dem Gesicht sehen konnte, da der andere eine Gesichtsmaske trug, die nicht einmal zuließ seine Gesichtskonturen zu erkennen. Aber auch das war zu dieser Jahreszeit nicht unüblich. „Nein, alles okay… Wobei…. Vielleicht doch!“ Der Mann vollführte eine Bewegung mit der Hand zur Seite. „Mein Hund ist mir entwischt. Ich hab ihn noch nicht so lange und er ist klein und da drin!“, erklärte der Mann mit tiefer Stimme, die noch dunkler klang durch den Stoff, der seinen Mund verdeckte. Taka schätzte sein Gegenüber grob auf Mitte 20. Von der Art wie er redete und gestikulierte, wirkte er jedenfalls nicht alt. Das Problem verstand er auch sofort. „Ach so, ich verstehe.“ Taka nickte und warf einen kurzen Blick zu der Grünfläche. „Da kommt man nur von drinnen hin und Sie kommen nicht in das Gebäude – nehme ich mal an.“ Taka arbeitete schließlich hier und er kannte die Vorschriften. Daher zog er aus seiner Jackentasche die Schlüsselkarte, um die Eingangstür zu öffnen. Mit einem leisen Piepen wurde diese entriegelt. „Warten Sie einen kleinen Moment! Ich helfe Ihnen“, sagte Takanori und drückte dem Unbekannten seinen Kaffee in die Hand. Dann war er im Gebäude verschwunden und erschien nach ein paar weiteren Sekunden wieder bei der Tür, die zu der kleinen Grünfläche führte. Er schob den Vorhang zur Seite und öffnete die Tür. Nun hatte er Zugang zu dem Bereich hinter dem verhängnisvollen Zaun. „Okay, nach was suche ich genau?“, sprach der kleine Blonde den Besitzer des Hundes an. „Hm… nach einem Hund. Klein.“ Ein wenig grinsen musste Taka daraufhin schon. War sicherlich der Hund seiner Freundin, mutmaßte der Blonde. Wie sonst konnte man sich so dumm anstellen? „Wie sieht er sonst aus, außer klein?“, fragte er nach und trat nach draußen. Mit seinem Blick suchte er den Rasen ab. Zwischen den Büschen und den Sträuchern, die hier angepflanzt worden waren, konnte er noch nichts erkennen. „Also… er hat große Ohren! Zwei Stück… Und sonst…. Ehm….“ Taka grinste nun wirklich amüsiert und hockte sich in einer Ecke nach unten. Da schnüffelte doch jemand umher! „Hab ich dich, du kleiner Ausreißer!“, sagte er und nahm die halbe Portion in die Hände. Jetzt verstand er das mit dem klein auch. Der Hund war ja wirklich furchtbar klein und total niedlich. Eine Gefahr ging von dem neugierigen Kerlchen jedenfalls nicht aus. Und total leicht war er auch. „Hab den kleinen Süßen gefunden“, verkündete der Designer und trat zu der Seite an den Zaun heran, hinter dem der Besitzer des Tieres bereits auf seinen Hund wartete. Er kam trotzdem nicht drum herum durch das weiche schokobraune Fell zu streicheln. Doch da fiel ihm noch etwas auf. „Die Halterung am Halsband ist nicht mehr intakt. Daher konnte er sicherlich ausbüchsen.“ Da der Zaun nicht allzu hoch war, konnte er das kleine Fellknäuel leicht zu dem Besitzer reichen, der ihn vorsichtig gegen seine Brust drückte und mit seiner schützenden Hand vor dem Runterfallen bewahrte. „Dankeschön“, sagte der nur und vollendete den Tausch Hund gegen Kaffeebecher. „Passen Sie lieber auf, nicht dass er noch auf die Straße rennt. Da kann schnell etwas passieren.“ Taka nickte gleich, warf trotzdem wieder verstohlene Blicke zu dem Hund. Der Kleine war zuckersüß mit den großen Knopfaugen und den furchtbar kleinen Pfötchen. „Ja, werde ich machen. Vielen Dank für die Hilfe.“ „Gern geschehen. Aber nun muss ich mich beeilen. Mein Chef wartet sicherlich schon auf mich!“, täuschte Taka nun etwas Eile vor. Er nahm nicht mal an, dass sein Chef bereits da war, aber es machte keinen guten Eindruck, wenn dieser erschien und er hier auf der Grünfläche herum stapfte. „Oh, eine Frage noch“, fiel dem Unbekannten jedoch ein. „Ist in diesem Gebäude NG Productions ansässig?“, hakte der Mann nach und Taka sah auf. „Ehm…“ Er blinzelte. Gerade fiel ihm auf, wie dunkel die Haut seines Gegenübers doch gebräunt war. Dies harmonierte aber sehr gut mit seinen dunkelbraunen Haaren, die ihm teils fransig ins Gesicht hingen. „Ja und nein.“ Taka dachte kurz nach. Aber jetzt schien er eins uns eins zusammenzählen zu können. Der Typ war sicherlich Model und wegen irgendwelcher Aufträge hier. Nicht selten wurden Models für anstehende Castings herbestellt und die wussten dann immer nicht wohin sie genau mussten. „Im 8. Und 9. Stock sitzt ein Teil von NG. Aber nichts was die Planung anbelangt. Reine Produktentwicklung. Das Management finden Sie bei dem Hochhaus dort drüben. Da finden auch Gespräche statt.“ Taka deutete in die Richtung von der er sprach. „Einfach hier der Straße weiter, über die Ampel und dann ist es das Hochhaus schräg gegenüber. Da steht auch eine Statue von einem Löwen am Eingang.“ Jedenfalls hoffte er, dass man das fand. Wer wusste schon, was der Kerl wollte. Aber sicherlich ging es nur wieder um irgendwelche Shootings der anderen Abteilungen. Bei seinem Projekt kamen ja nur Kinder in Frage und keine attraktiven Typen. Eigentlich schon schade. Mit alledem hatte er letztendlich weniger am Hut was auch gut so war. Er war nur für die Designs der Produkte zuständig. „Dort ist auch ein Empfang“, warf Taka zusätzlich noch ein, da der andere noch keine Anstalten machte, zu gehen. „Da können Sie nochmal nachfragen wohin Sie genau müssen.“ „Vielen Dank für die Auskunft. Das finde ich sicherlich.“ Der Mann in der Lederjacke deutete eine leichte Verbeugung an, wandte sich dann aber umgehend ab und lief in die Richtung in der das beschriebene Gebäude stand. Gute Tat des Tages vollbracht. Kurzzeitig hatte er damit gerechnet, dass noch etwas kam. Aber dem war nicht so. Dann konnte er sich nun wirklich an die Arbeit machen. Mit einem ernüchternden Seufzen trat Takanori den Weg ins Gebäude an und schloss die Tür zur Grünfläche hinter sich. „Oh, Matsumoto. Gut, dass du da bist. Auf deinem Tisch liegen Unterlagen“, wurde der kleine Blonde bereits begrüßt noch ehe er seinen Arbeitsplatz erreichen konnte. „Bis Mittag sollen da bereits die ersten Skizzen stehen. Wenn du Hilfe brauchst, dann frag Kobayashi!“ Alles wie immer. „Wird gemacht“, brummelte Takanori lediglich vor sich hin und setzte seinen Weg fort. „Ach ja, noch was: 16 Uhr sollst du rüber zu Nakamura. Der möchte irgendwas mit dir besprechen!“ Nun aber stutzte Taka und seine Augen weiteten sich. Konnte es denn sein, dass seine Bitte um Versetzung stattgegeben wurde? Anders konnte er sich den plötzlichen Termin bei seinem obersten Vorgesetzten nicht erklären. „Okay“, murmelte er daher nur, machte sich aber nun schon seine Gedanken, was man von ihm wollen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)