Aller Anfang von Chaosbande ================================================================================ "[...] wenn die Schale bricht." ------------------------------- Zufrieden glitt der junge Potter langsam aus dem Reich der Träume heraus. Schläfrig streckte er die Hand nach Sanara aus, die eingerollt neben seinem Kopf auf dem Kopfkissen lag. Hätte ihm das jemand früher gesagt, das Sanara einmal seine Freundin werden würde, dann hätte er wohl gelacht. Hätte dann noch jemand gesagt, dass es eine Schlange sein würde, die seine Gedanken sortierte und ihm Halt, Stärke und Entschlossenheit gab, ja, denjenigen hätte er wohl für verrückt erklärt. Tja, aber dies alles war die Realität und Harry war sehr, sehr froh darüber! Leise krabbelte er aus dem Bett und machte sich fertig für den Tag, während er an gestern Abend dachte.   “Sanara! Sanara, wo bist du?” Aufgeregt lief der Junge in Toms geheimen Garten hin und her. Schaute unter Büschen und Hecken, doch er fand seine Schlangenfreundin einfach nicht. “Sanara?”, rief er laut, während er sich um sich selbst drehte. Er musste unbedingt mit ihr über alles reden, sonst würde er bestimmt platzen. Zwar hatte er auf dem Rückweg auch den Professor getroffen, aber erstens wusste der eindeutig schon genug und zweitens war sein Vertrauen zu diesem dann doch nicht groß genug. Egal wie verschroben nett er auch sein mochte! “Sanara, ich brauch dich!” Dass Tom bei seinem Geschrei noch nicht vorbei gekommen war, lag wohl auch nur an der Schlangensprache.   “Was brüllst du hier denn so rum, Schlüpfling?”, ertönte es plötzlich neugierig hinter ihm und Harry wirbelte herum.   “Na endlich! Wo kommst du denn so plötzlich her?”, wollte er von dem Reptil wissen, welches gerade aus Richtung eines großen Rosenbusch auf ihn zu schlängelte.   “Hier leben noch andere meiner Art und die waren neugierig. Ob du es glaubst oder nicht, dieser Garten ist größer als er aussieht. Ach ja, die anderen Schlangen sehen mich als … wie nennt ihr das? Als Heldin. Verrückt was?” Aufgeregt wippte das Reptil hin und her.   “Echt? Wieso denn das?” Langsam ließ der junge Potter sich im Gras nieder und streichelte sanft über den Kopf seiner Schlangenfreundin.   “Na, wegen dir. Weil ich es mich nicht nur traue mit einer Schlangenzunge zu reden, sondern ihn auch noch als Freund und Schlüpfling bezeichne.” Keck zwinkerte Sanara ihm zu, ehe sie ihm den Kopf an die Hand drückte.   Alte Kuschelschlange! Doch diesen Kommentar verkniff er sich besser. Stattdessen erkundigte er sich, was Sanara meinte. So deckte er eine weitere Absurdität auf: Die Schlangen hatten genau so viel Angst vor Menschen die mit Schlangen sprechen konnten, wie Zauberer. Unter Schlangen galten diese Menschen als böse Legende. Unter den Zauberer war es ja nicht viel anders. Diesen Gedanken benickte sie ebenso, wie sie Harrys Überlegung teilte, dass dies alles irgendwie mit Voldemort zu tun hatte. Der war ja nunmal ein böser Zauberer und beherrschte laut Hagrid die Schlangensprache. Kein Wunder also, dass beide Seiten Probleme damit hatten. Wie er auch Sanara mitteilte, hatte er keine Probleme damit diesen Gedankengang nachzuvollziehen, doch für sich selbst fand er ihn … albern. Dudley hatte es geliebt ihn mit dem Smeltingstock zu piesacken, doch deswegen war nicht der Stab böse oder schlecht.   “Es kommt doch immer noch auf die Person, die es einsetzt, an. Oder sehe ich das so falsch?” Gedankenverloren stützte er sich nach hinten auf den Händen ab und blickte in den immer dunkler werdenden Himmel.   “Nein, Kleiner. Du bist nur klüger als große Zweibeiner.” Entschlossen nickte das Reptil. “Aber nun erzähle mir, warum du vorhin so laut warst.”   Und das tat Harry. Er las ihr sogar die Briefe vor. “Was mich verwirrt ist das Gefühl, dass mehr hinter dem Ganzen steckt. Meine Ma nennt es Bauchgefühl und sagt ich soll mich darauf verlassen. Und dann der Brief meines Dads. Dieses Haus … warum gibt er mir den Schlüssel dafür? Wo er doch meine Mutter quasi als gefühlsduselige Närrin abgetan hat. Versteh mich nicht falsch, ich bin unglaublich glücklich über diese Briefe. Endlich weiß ich, dass die Dursleys immer nur gelogen haben, denn meine Eltern haben mich geliebt! Ich lag ihnen genug am Herzen, dass sie diese Briefe geschrieben haben. Dass sie Griphook gebeten haben auf all das was ich anscheinend einmal erbe, aufzupassen. Aber gleichzeitig fühle ich mich dadurch … bin ich dadurch … ach verdammt.” Verzweifelt ob der Situation und der Unfähigkeit das Gefühlschaos in richtige Worte zu packen, ließ er sich nach vorne sinken und vergrub das Gesicht in den Händen.   “Verwirrt? Von der Sonne geblendet? Ist es das, was du meintest?”   Mehr als ein Nicken bekam er nicht zustande, spürte er doch den dicken Kloß im Hals und die Tränen, die hinter seinen Augen brannten.   “Bei uns Schlangen gibt es ein Sprichwort: ‘Ob es zwei Köpfe sind, weißt du erst wenn die Schale bricht.’ Erst wenn es an der Zeit ist, erfährt man alles. Mein Kleiner, ich verstehe dich und deinen Wunsch nach Informationen. Doch alles hat seine Zeit im Leben. Irgendwann ist es so weit. Aber bis dahin …” “Bis dahin muss ich einfach mit der Unwissenheit leben?”, meinte Harry bitter und schnaubte.   “Nein, Schlüpfling. Bis dahin werden wir beide einfach lauschen und versuchen so die Schale schneller zu knacken. Ich verstehe vielleicht nicht alles was deine Eltern geschrieben haben, aber ich weiß, dass es dich traurig macht und das will ich nicht.” Sanft drückte sich das Reptil unter den Händen durch und schmiegte sich an seinen Hals. “Solange wir unsere Ahnen in uns tragen und durch sie lernen, werden wir stärker. Das war einer der wenigen Ratschläge die meine Mutter uns jungen Schlangen mit auf den Weg gab. Und glaube mir, es hat mir geholfen. Meine Instinkte und Fähigkeiten waren durch meine Vorfahren angelegt und dadurch hatte ich eine Grundlage zum Ausbauen. Und weißt du noch was? Auch wenn es uns um Blut liegt uns als Einzelgänger aufzuhalten, sind wir doch manchmal einsam. Doch das Gefühl, dass meine Ahnen immer bei mir waren, hat mir Kraft gegeben. Ich konnte niemals alleine sein, weil sie in meinem Blut - Herz, Seele, waren und immer sind. Genau so mein Kleiner, ist es auch bei dir.”   Stumm dachte der Junge über Sanaras Worte nach. “Du meinst also, ich soll abwarten, weil ich irgendwann alles erfahre. Du sagst, die Informationen sind hier”, dabei deutete er um sich “... und wir müssen nur zuhören?”   “Und was sagte ich noch?”, wisperte es sanft in der Nähe seines Ohrs.   “Dass …”, kurz grübelte er wieder und suchte die Kernaussage in Sanaras manchmal doch recht wirren Aussagen. “Ich auf mein Bauchgefühl - die Instinkte - verlassen soll?” Das Nicken an seinem Hals ermutigte ihn dazu weiter zu reden. “Dass, auch wenn ich sie nicht sehe, meine Eltern bei mir sind. Weil … weil sie mich geliebt haben und … ähm, weil ich ihr Sohn bin und somit immer ein Teil von ihnen bei mir ist.” Dies selbst noch einmal ausgesprochen, spürte der Potter, wie recht Sanara doch hatte. Wie logisch das Ganze doch war!   “Siehst du mein Kleiner, du bist schlauer als andere Zweibeiner.” Deutlich hörte Harry den Stolz aus diesem Satz heraus und so nahm er das Reptil in den Arm und drückte ihr einen Kuss auf die Schuppen.   “Ich bin so froh, dass ich dich getroffen habe, Sanara. Ich danke dir für alles”, flüsterte er glücklich und es störte ihn auch gar nicht, dass das Reptil darauf nichts erwiderte. Dass sie ihren Kopf an ihm rieb, anstatt von ihm zu weichen, genügte ihm vollkommen. Die leisen Zischgeräusche die sie immer wieder von sich gab, beruhigte ihn. Denn Sanara hatte recht, irgendwann würde er erfahren warum er dieses komische Gefühl hatte.   “Ich bin Harry. Harry Potter. Der Sohn von Lily und James Potter. Baldiger Hogwartsschüler und meine beste Freundin und Vertraute ist eine sehr kluge Schlange, namens Sanara.” Dies sagte er eher zu sich selbst, als zu seiner Freundin. Und er beschloss, dass er sich danach benehmen würde. Denn ihm kam ein Gedanke: Konnte sein ungewollter Ruhm vielleicht auch für etwas gut sein? Vielleicht angefangen dabei zu zeigen, dass die Schlangensprache nicht böse war?   “Sanara … weißt du … also …”, ratlos wie sie das Folgende aufnehmen würde, biss sich der Junge auf die Unterlippe. Schließlich holte er tief Luft und nahm Sanara hoch, sodass er sie direkt angucken konnte. Für diesen irgendwie verrückten Gedanken, den er eben bekommen hatte, brauchte er das Reptil zur Unterstützung. “Also, ich will mich nicht mehr nur verstecken, weil ich nicht auffallen will. Ich will ein normales Kind sein. Und ich will dich nicht immer verstecken, denn ich bin sehr froh dich an meiner Seite zu haben. Wenn du irgendwo mit hinkommst, kannst du dich verstecken, musst es aber nicht. Und wenn wir reden wollen, tun wir das einfach. Was hälst du davon?”   Eine Zeit lang geschah nichts, doch dann nickte Sanara entschlossen und Harry drückte sie freudig quietschend wieder an sich.   “Schlüpfling … Kleiner … ich krieg keine Luft … mehr”, japste die Schlange schließlich, woraufhin Harry sie eilig losließ.   “Entschuldige”, nuschelte er verlegen, aber immer noch breit grinsend und legte Sanara neben seinen Beinen ab. “Was hälst du davon wenn ich Löffli wegen einem Abendbrot frage und du mir dann deine Schuppenfreunde vorstellst. Dann können wir Ihnen gleich zeigen, dass ich gar nicht so böse bin.”   Nach einem kurzen Augenblick nickt die Schlange schließlich leise, woraufhin Harry aufsprang und mit einem “Dann bis gleich!” aus dem Garten verschwand.   Stolz blickte Sanara immer wieder zu ihrem Schlüpfling. Der Kleine war wirklich etwas Besonderes! Obwohl die dicken Zweibeiner in seinem Heimatgarten nicht nett zu ihm gewesen waren, war der Junge freundlich, respektvoll, hilfsbereit und manchmal vielleicht ein wenig naiv. Doch sie wollte den Kleinen nicht genauer danach befragen. Zu viel musste dieser schon bedenken. Zu viel fraß unter seinen Schuppen wie ein Parasit. Sanara konnte nicht anders als zugleich sorgenvoll und stolz über Harry zu denken. Auch wenn sie eine sonst so auf Instinkte und rein faktisch agierende Schlange war, so sehr verwirrte sie auch die Wust an Neuigkeiten. Machte sie neugierig auf mehr. Wieder mal stellte sie fest, dass ihr kleiner Schlüpfling sie ordentlich verändert hatte und das nicht zum Negativen!   Sollten eine der anderen Schlangen in diesem Garten nach dem Gespräch mit Harry immer noch der Meinung sein, ein Zischler wäre gefährlich und böse, dann … ja dann musste sie diese wohl töten. Denn dann war diese Artgenossin einfach zu dumm um zu leben.   “Er ist wirklich nicht wie ich erwartet”, zischte ein älteres Männchen plötzlich dicht neben ihr. “Hab ich doch gesagt, aber ihr wolltet es mir ja nicht glauben. Der Schlüpfling ist zu nett, um böse zu sein. Er begreift gar nicht, welche Macht er dadurch haben könnte und von selbst wenn, er würde es nicht nutzen. Er hat sogar um eine verstorbene Eule getrauert, die in den Garten gefallen ist.” Kopfschüttelnd erinnerte sie sich an die Verzweiflung Harrys zu dem Zeitpunkt. “Bleibt zu hoffen, dass er so bleibt und die Legende nicht erneut wahr wird.” Damit entfernte sich das Reptil wieder und verschwand in der Dunkelheit des Gartens.   Vollkommen überdreht lag der junge Potter eine ganze Zeit lang später in seinem weichen Bett. Neben sich auf dem Kopfkissen Sanara, die einfach nur seinem Geplapper lauschte. “Sanara, hast du gesehen wie sie geguckt haben, als Scotchi auch Mäuse und gerupfte Vögel mitgebracht hat? Diese Kleine aus Japan hat sich auch direkt erstmal an dem Vogel verschluckt. Dass ihr Schlangen das überhaupt könnt … ich meine klar, die Mäuse und Vögel tun mir schon leid, aber ihr müsst ja auch irgendwas essen, nicht wahr? Am Anfang waren sie noch voll vorsichtig und am Ende wollten sie gar nicht dass wir gehen. Wollten, dass wir im Garten schlafen. Vielleicht ja morgen? Oh, Tschaka, die Schlange die Tom unbeabsichtigt aus Sibirien eingeschleppt hat, sagt, du hättest Glück mit mir, darauf hab ich gesagt es wäre andersrum. Wusstest du, dass man ihr anhört, dass sie nicht von hier kommt? Interessant oder?”   “Kleiner … schlaf!”, kam es streng von dem Reptil. “Du hast heute eine Menge erfahren und erlebt. Ruh dich aus. Über die anderen reden wir Morgen.”   “Ich dachte, ihr Schlangen wärt eher so die Kategorie nachtaktiv?”  Zu überdreht um auch nur an Schlaf zu denken, drehte er sich auf die Seite und fixierte das Reptil.   “Du gibst keine Ruhe, was? Also gut. Wir passen uns vor allem an die Umgebung und das Nahrungsangebot an. Ich bin … naja auf jeden Fall bist du tagsüber wach und nicht nachts. Wenn ich Zeit mit dir verbringen will, muss ich also tagaktiv sein. Auch muss ich nicht nachts jagen gehen, da du mich mitversorgen kannst.”   “Das heißt, ich halte dich vom Schlaf ab und mache dich faul?”   “Wenn du nicht langsam aufhörst, ersticke ich dich!” Drohend fauchte das Reptil in seine Richtung, doch Harry hatte nur ein überdrehtes Kichern dafür über.   “Du bist niedlich, Sanara”, unkte der Junge und hauchte seiner besten Freundin einen Kuss auf den Kopf. “Schlaf gut”, wisperte er noch, ehe die Müdigkeit ihn hinterrücks attackierte und in den Schlaf beförderte. Ich bin der elfjährige Harry Potter, der Freund der Schlangen und Sohn von Helden, war der letzte bewusste Gedanke, ehe er wirklich einschlief. Mit einem Lächeln auf den Lippen und einer Hand auf der gleichmäßig atmenden Sanara.   Relativ zufrieden mit der Situation, streckte sich der Potter und freute sich auf den heutigen Tag. Ferien genießen und einfach Kind sein stand auf dem Programm! Skeptisch musternd blickte er in den Spiegel. Wie war man ein Kind?   Dass ein einfaches Frühstück aus Brot, Rührei und gebratenem Speck zu einem mittelschweren Desaster führen konnte, hätte der-Junge-der-lebt auch nicht gedacht. Auf jeden Fall bis vor wenigen Minuten. Da war er gerade dabei gewesen das Rührei anzurühren, als es leise ploppte und Scotchi im Zimmer erschien. “Scotchi wollte sehen, ob kleiner Potter schon wach ist und ob Scotchi …”, kommentierte die Hauselfe ihr erscheinen und unterbrach sich selbst, als sie Harry am Herd stehen sah. “Guten Morgen Scotchi.” Lächelnd blickte er kurz über die Schulter, bevor er sich wieder der Eimasse zuwandte. Dadurch sah er nicht den enttäuscht-schockierten Blick Scotchis und deren Reaktion traf ihn vollkommen unvorbereitet.   “Mr. Potter mag Scotchi nicht mehr! Scotchi war zu langsam. Hat Aufgaben nicht richtig erledigt. Scotchi ist eine so schlechte Hauselfe!” Immer weiter steigerte sich das kleine Wesen in ihren Wahn hinein, bis ihr schließlich dicke Tränen über das einzige Gesicht liefen.   Überrumpelt vergaß der Junge sein Frühstück und eilte zu seiner Elfen Freundin herüber. Vor dem am Boden zerstörten Wesen kniend, versuchte er diese zu beruhigen. Er verstand nicht so genau, was hier passiert war, aber die kleine Hauselfe sollte aufhören zu weinen und klagen. “Scotchi hey… bitte beruhig dich doch. Was ist denn los?” Doch anscheinend war dies die falsche Frage, denn Scotchi quietschte laut auf und ein neuer Schwall Tränen floss. Wortfetzen wie “Bett gemacht”, “Essen”, “Scotchi zu langsam”, “will uns nicht”, erklangen zusammenhangslos und abgehakt. Worte, die für den jungen Potter keinen Sinn ergaben. So tat er vollkommen überfordert das Einzige, das ihm auf die schnelle einfiel und umarmte die Hauselfendame. Was zum Kuckuck war nur passiert, dass Scotchi so außer sich war? Was hatte er falsch gemacht? Er hatte heute Morgen doch nur routiniert geduscht, sein Bett gemacht und sich dann ein Frühstück zubereitet. Und kaum hatte er den Morgen überdacht, machte es Klick beim ihm. Was war er doch für ein dummer Junge!   Sanft legte er die Hände an die Oberarme der Elfe und drückte das ausgelöste Wesen von sich. “Scotchi … Scotchi, hey!” Es dauerte einen Augenblick, ehe er zu seiner kleinen Freundin durchdrang. Mit hängenden Ohren und immer noch leise mit sich selbst redend, blickte sie ihn schließlich an. “Scotchi, ist es, weil ich aufgeräumt habe und koche?” Das Gefragte wieder anfing mit sich selbst zu schimpfen, nahm er als Bestätigung. Dass er einmal durch für ihn alltägliche Dinge ein schlechtes Gewissen kriegen würde, hatte er auch niemals geglaubt. “Scotchi, hör auf!” Strenger als gewollt war sein Ton, doch anscheinend hatte dies Erfolg. Wendete sich die Elfe mit Schluckauf doch ihm wieder zu. Innerlich verfluchte er sich selbst, nicht bedacht zu haben, wie es auf die Hauselfen wirken musste. Vor allem weil Scotchi schon einmal die Ohren hängen gelassen hatte, als er sie vom Aufräumen abhalten wollte. “Also … es tut mir Leid, Scotchi. Bitte glaub mir, ich wollte weder dir noch Löffli vor den Kopf stoßen. Dafür wart ihr viel zu nett zu mir, habt mir geholfen und so lecker Essen gekocht.”   “Mr. Harry Potter Sir ist nicht böse auf die Elfen … und entschuldigt sich? Sir ist viel zu nett zu Scotchi!”, kiekste die Elfe und ein neuer Strom Tränen ran über das kleine Gesicht. Doch Harry nahm es als gutes Zeichen, dass die Ohren sich ein Stück gehoben und gezuckt hatten.   “Scotchi, ach wie erkläre ich es dir? Ich mache das weil es normal für mich ist.” Mit großen Augen blickte die Hauselfe ihn an und so seufzte er tief während er sich gemütlicher hinsetzte und weihte das kleine Wesen ein. Gab ihr einen groben Umriss seines Lebens bei den Dursleys. Versuchte ihr klar zu machen, dass er eine sehr gute Vorstellung von den Aufgaben und Problemen einer Hauselfe hatte. Versuchte ihr klar zu machen, dass es komisch war, plötzlich so viel Zeit für sich zu haben und nicht mehr für sich und andere zu sorgen. Wieder hatte er das Gefühl, mehr gesagt zu haben als gewollt, so wie sich der Blick seiner Zuhörerin ab und an verfinstert hatte, doch das musste er leider in Kauf nehmen. “Verstehst du jetzt, dass ich es wirklich nicht böse meine? Ich finde es klasse was ihr leistet!”, schloss er seine Erzählung ab und blickte die Elfe hoffnungsvoll an. Er konnte den Gedanken, dass Scotchi ihn nun nicht mehr leiden konnte, einfach nicht ertragen. Er wollte sich diese ungewöhnliche Freundschaft einfach nicht durch sein unbedachtes Verhalten kaputt machen!   Nach einem kurzen Moment nickte die Elfe schließlich wieder. Mit aufgestellten Ohren ergriff das kleine Wesen vorsichtig seine Hände. “Harry Potter Sir, ist ein netter Junge. Scotchi versteht Mr. Potters Wunsch nach Arbeit. Aber Scotchi möchte helfen.” So traf das ungewöhnliche Gespann eine Abmachung: Scotchi würde am Morgen nachfragen, wie sie dem jungen Zauberer helfen konnte und was dieser selbst erledigen wollte. Sei es nun Essen, einkaufen oder aufräumen. Beide würden sie nicht böse oder traurig werden, sollte einer von ihnen doch mal in alte Verhaltensmuster zurückfallen. Dies war der Anfang einer mehr als ungewöhnlichen Freundschaft und das erste bewusste Friedensabkommen, welches der junge Potter schloss.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)