Aller Anfang von Chaosbande ================================================================================ Winkelgasse Teil 1 ------------------ Der nächste Morgen begann nach Harrys Meinung viel zu früh, denn letzte Nacht hatte es eindeutig zu wenig Schlaf für ihn gegeben. Eigentlich hatte er ja nur noch einmal den Hogwartsbrief überfliegen und dann schlafen wollen. Doch er hatte die Rechnung ohne seine Schlangenfreundin gemacht. Diese hatte ihn schon erwartet und das nicht gerade glücklich. Sanara war gereizt, besorgt und beleidigt gewesen und hatte ihn dies deutlich spüren lassen. Immer noch war Harry davon begeistert, wie sehr dieses Schuppentier fluchen und drohen konnte. Wie gut dass Sanara ungiftig war, denn so hatte er von ihrem ‘Manieren beibringenden Biss’ nicht mehr als einen blauen Fleck, sowie ein paar kleine Abschürfungen.   Gähnend rieb er sich über die Augen und versuchte blinzelnd wach zu werden. Flatternd öffnete er seine Augen und war im nächsten Moment hellwach. Schreiend wich er so weit zurück, dass er schließlich quietschend rückwärts vom Bett fiel. Was - in Gottes Namen - war das?   “Mr. Potter Sir, geht es Ihnen gut?”, erklang es quietschig-besorgt von der anderen Seite des Bettes. Also eine Einbildung schien diese Erscheinung schon mal nicht gewesen zu sein! “Sir, kann Scotchi Ihnen behilflich sein?” Auf dem Rücken liegend beobachtete der Potterspross, wie ein kleines, runzliges Wesen mit langen - beinahe waagerecht abstehenden - Ohren um das Bett herum watschelte. “Scotchi wollte nicht … Scotchi sollte doch nur …”, stammelte das komische Wesen und zog sich dabei an den Ohren. Vom ersten Schock erholt, stemmte sich der Junge auf die Ellenbogen und beobachtete das knautschige Ding. Irgendwie erinnerte es ihn an eine Mischung aus Fledermaus und Trockenfrucht. Ok, er war eindeutig noch nicht wach bei solchen Vergleichen! “Entschuldigung … wer sind Sie?”, unterbrach er das Gejammer des Wesen. Verdutzt blinzelnd hielt dieses Tier - oder war es ein Mensch? - in seiner Selbstfolter inne und starrte ihn an. “Ich bin Scotchi, der Hauself des Tropfenden Kessel”, antwortete der Elf und stellte sich gerade hin. “Scotchi ist die gute Seele des Hauses und kümmert sich um alles. Wenn Mr. Potter ein Wunsch haben, muss er nur Scotchi rufen!” Der Stolz war deutlich für Harry herauszuhören. “Das ist doch bestimmt schwer, oder?”, platzte es aus Harry heraus. Denn wenn er alleine seine Arbeit bei den Dursleys überdachte … was hatte dann Scotchi erst alles in diesem großen Haus zu tun? Irgendwie tat diese Hauselfe ihm leid, denn ihm wurde bewusst, dass er in den Augen seiner Verwandten ebenfalls ein Hauself war. “Du musst das alles alleine machen?”, erkundigte er sich und hockte sich vor das Wesen. Dieses betrachtete ihn einfach schweigend und mit schief gelegtem Kopf. “Dieses große Haus und du bist alleine … das ist doch nicht gerecht oder? Ist das nicht unglaublich anstrengend?” Warum schockte es ihn eigentlich, dass es so etwas wie Hauselfen gab? Ein sanftes Lächeln erschien auf dem Gesicht der Elfe, während die Ohren zuckten. “Mr. Potter ist nett. Aber er muss sich keine Gedanken um Scotchi machen. Scotchi ist stolz für Master Tom zu arbeiten. Genau so wie Löffli.” “Löffli?” “Löffli kümmert sich um die Küche. Damit Master und Gäste Essen und Trinken haben. Scotchi wird Löffli holen.” Und ehe Harry dazu kam etwas zu erwidern, verschwand die kleine Elfe mit einem leisen ‘Plopp’. Wirklich seltsam, das alles hier. Geheime Gärten, Hauselfen die zu lieben schienen, was sie taten und es schafften ein so grosses Haus in Ordnung zu halten. Seltsam, aber toll! Was ihn wohl heute noch so erwartete? Ein wenig mulmig wurde ihm schon, wenn er daran dachte, was er alles NICHT wusste. Er würde mal wieder negativ auffallen. Wie ein bunter Hund.   Doch der Potter kam nicht dazu sich in seine Sorgen hineinzusteigern, denn es ploppte in diesem Moment wieder und Scotchi stand mit einer Elfe in Küchenschürze vor ihm. Während Scotchi schmunzelte, sah Löffli alles andere als glücklich aus.   “Hallo, ich bin Harry. Du musst Löffli sein. Schön dich kennenzulernen.” Zaghaft streckte er der neuen Elfe die Hand hin, die diese mit großen Augen anstarrte. “Hab doch gesagt er ist nett!”, rief Scotchi begeistert aus und schnappte sich stellvertretend die angebotene Hand. “Es freut uns Mr.Potter kennenzulernen. Ganz außerordentlich!”, jauchzte das kleine Wesen und sprang, seine Hand umklammernd, auf und ab. “Man trifft selten solch nette junge Zauberer!” “Warum?”, wollte Harry wissen, während sein ganzer Arm auf und ab schwang. “Weil …” “Scotchi! Still!”, versuchte Löffli die plappernde Elfe zu bremsen, doch diese ignorierte ihre Artgenossen einfach. “Weil wir Hauselfen sind”, sagte die eben noch so euphorische und hielt in ihrer Hopserrei inne. “Nicht alle sind so nett wie Mr. Potter oder Master Tom!” “Du meinst solche wie Voldemort?” Quietschend ließ die Elfe seine Hand los und nickte beklommen. Am liebsten würde Harry die Augen verdrehen. Aber er unterließ es, denn über die Ängste anderer machte man sich nicht lustig. Um sich eine definitive Meinung im Fall ‘Voldemort’ zu bilden, wusste er auch einfach zu wenig. NOCH, denn für ihn stand fest heraus zu finden, ob die Angst begründet war. Vor allem da er diesen ja angeblich vernichtet hatte. “Entschuldige …”, murmelte er stattdessen um diesen Moment zu überspielen. “Ich wusste nicht …” “Frühstück? Wollen kleiner Potter Frühstück?”, unterbrach ihn Löffli in seiner Entschuldigung mit tiefer Stimme. Perplex blinzelte Angesprochener die Elfe an ob des plötzlichen Themenwechsel. “Äh …”, gab er nur als Antwort und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. “Nein, danke. Mach dir wegen mir keine Mühen, Löffli. Ich hab gar keinen Hu …” Ein deutlich vernehmbares Knurren seines Magen ließ ihn jedoch schweigen und die Hände auf den Bauch legen. “Tz”, kam noch von Löffli, ehe dieser ploppend verschwand. “...nger”, beendete Harry seinen Satz. “Mr. kann sich erfrischen. Scotchi räumt auf und holt Ihre Freundin zurück.” Damit ließ die Elfe mit einem Finger schnippen Kleidung in seine Arme schweben und schob ihn sanft in Richtung Bad. “Freundin? Zurück holen?”, schaffte er noch zu stammeln, ehe die Tür hinter ihm ins Schloss fiel. Für so ein kleines Wesen, hatte die Elfe erstaunlich viel Kraft. “Ähm, du musst nicht für mich aufräumen, Scotchi!”, rief er durch die geschlossene Tür, was mit einem “Scotchi kann Mr. Potter Sir gar nicht hören”, beantwortet wurde. Fazit: Was für ein erneut merkwürdiger Morgen! Was für nette und faszinierende Wesen diese Hauselfen doch waren. Nachdem er das leckere von Löffli zubereitete Frühstück zu sich genommen hatte, wartete er nun darauf dass Hagrid ihn abholte. Lächelnd blickte er auf den mal gerade Handfläche großen Beutel in seiner Hand. Darin waren einige belegte Brote und etwas Obst. Ein Lunchpaket, extra von der Küchenelfe zubereitet. Extra und nur für ihn. Mit dem Kommentar “Mr. ist zu dünn”, hatte die Elfe die kleingezauberte Mahlzeit auf den Tisch gestellt. Scotchi, die in diesem Moment mit Sanara im Arm wieder in den Raum ploppte - oder wie die Elfen ihm erklärt hatten ‘apparierte' - hatte nur geunkt dass ihr Mann Harry ja doch möge. Jetzt wo Harry wusste worauf er achten musste, erkannte er die Geschlechtsunterschiede zwischen den Elfen. Scotchis Stofffetzen erinnerte an ein Kleid und ihre Ohren waren irgendwie filigraner. Löffli hingegen besaß ein breiteres und insgesamt “faltigeres” Gesicht. Die Nase knickte irgendwie mehr … ab. Lächend beobachtete er seine Schlangenfreundin, die sich in einem ins Zimmer fallenden Lichtstrahl sonnte. Allgemein fiel ihm dabei mal auf, dass er, seit er in die magische Welt eingetreten war, viel öfter lächelte oder wenigstens grinste. Und das weil er es wollte und nicht weil es sein musste. Harry fühlte sich einfach freier und er genoss es insgeheim einmal nichts tun zu müssen. Auch wenn er ein kleines bisschen schlechtes Gewissen wegen Scotchi und Löffli besaß. Daher hatte er auch unter der Dusche beschlossen einen Supermarkt zu suchen und für sein Essen selber zu sorgen. Das hatte er sein ganzes bisheriges Leben getan und nur weil er von der Existenz und ‘Möglichkeit’ der Hauselfen wusste, musste er es ja dennoch nicht ausnutzen!   “Und du willst wirklich mit, Sanara?”   “Natürlich”, antwortete Gefragte nur träge und rollte sich auf die Seite. “Das lass ich mir doch nicht entgehen und jetzt lass mich entspannen, ehe ich mich den ganzen Tag verstecken muss.”   Also wirklich, diese Schlange war ein Widerspruch in sich. Doch Harry wusste es besser, als diese Diskussion erneut zu führen. Das hatten sie schon nachdem das Reptil aus dem Garten zurückgebracht wurde. Scotchi hatte Sanara nämlich am Morgen gesehen und freundlich gefragt, ob sie ein wenig frische Luft wollen. Laut Sanara war die Hauselfe die ganze Zeit freundlich und vorsichtig gewesen. Auch wenn dieses apparieren - genau so wie fliegen - nicht zu Sanaras bevorzugten Reisevarianten zählte. Warum, wieso und weshalb die Elfe mit der Schlange kommunizieren konnte, war Harry und Sanara ein Rätsel, aber Magie war bestimmt die Lösung. Vielleicht erzählte es ihm Scotchi noch, selber nachfragen würde er nicht. Er hatte schon genug Fragen gestellt. So ließ er seine tierische Unterstützung noch ein wenig dösen, während er in gespannter Langeweile erneut ins Bad ging und versuchte seine wilde Mähne dauerhaft über die Narbe auf der Stirn zu kämmen. Es war einfach zum verzweifeln. Er brauchte so etwas wie Haarspray oder Gel, aber woher nehmen? Da kamen ihm die Worte des Wirt in den Kopf, dass er zu diesem kommen sollte, wenn er etwas brauchte. Froh über diesen Einfall eilte er zu seiner Zimmertür, doch gerade als er diese schwungvoll aufziehen wollte, hörte er eine Stimme auf dem Flur und hielt inne. “V-V-Vampire sind M-M-Monster. Egal w-w-was du sagst! Sagen ich w-w-wäre v-v-verrückt. Pah!” Es war anscheinend - und dem Stottern nach zu urteilen - der selbe Mann wie gestern Abend. Damit war das Thema ‘Tom’ auch gestrichen, die Gefahr zu groß gesehen zu werden. Blieb nur noch … “Scotchi?” Es klang stark nach einer Frage, doch das leise Appariergeräusch sagte ihm, dass es trotzdem geklappt hatte. “Mr. Harry haben gerufen?” So weit hatte er die fleißige Elfe immerhin bekommen, dass sie ihn beim Vornamen nannte. Drucksend schilderte er der Kleineren sein Problem. “Gar kein Problem!”, rief diese aus und verschwand erneut, nur um wenige Augenblicke später wieder aufzutauchen. “Scotchi hat magisches Haargel von Master bekommen. Nun sollten wir uns aber beeilen. Scotchi hat Hagrid gehört.” Doch es kam wie es kommen musste: Auch mit dem speziellen Gel wollten Harrys Haare nicht so wie er es sich erhofft hatte. Scotchi meinte immer wieder dass sie es schaffte alle Art von Dreck und Unrat zu beseitigen, da sollten doch ein paar wilde Haare kein Problem sein. Als Hagrid schließlich das Zimmer betrat, war Harry ein wenig frustriert. “Beim Urvater Helfdir, jetzt müssen harte Geschütze her. Still halten, Harry Sir.” Hilfesuchend schaute der Potter zu seinem großen Retter, doch dieses Mal half er ihm nicht, sondern zuckte nur grinsend mit den Schultern. Plötzlich spürte Harry wie ein sanftes Kribbeln über seinen Kopf wanderte. Es fühlte sich ähnlich dem Gefühl an, als wenn jemand ein Ei auf dem Kopf zerschlug. Eine Erfahrung die er, dank Dudley und Freunde, mehrere Male gemacht hatte. “So, jetzt sollte Mr. Harry Potter Sir zufrieden sein.” Nickend und anscheinend mit sich selbst zufrieden, stellte sich die Hauselfe vor ihn und strich sich ihre Stofffetzen glatt. “Und?”, wandte sich der Potter unsicher an Hagrid. “Geh gucken”, meinte dieser nur grinsend und deutete in Richtung Badezimmer. Als der junge Potter schließlich vor dem Spiegel stand, konnte er seinen Augen nicht trauen im ersten Moment. Seine Haare waren nun dunkelbraun und etwas länger, sodass sie ihm beinahe verwegen über die Stirn fielen. Sein Gesicht wirkte irgendwie … feiner. Als er den Pony anhob, sah er dass seine Blitznarbe zwar nicht verwunden, aber nun deutlich weniger sichtbar war. Sein Hautton war ein Hauch dunkler, sodass das Grün seiner Augen noch stärker zu leuchten schien. Das sollte er sein? Es war ungewohnt, aber so war die Chance erkannt zu werden definitiv geringer. “Äh danke, Scotchi”, bedankte er sich artig bei der Hauselfen und schritt zum Bett um Sanara seinen Arm hinauf kriechen zu lassen. “Das war doch gar nichts, Harry”, flötete die Elfe und winkte ab. “Scotchi wünscht viel Spaß und vergessen Sie nicht Ihr Essen.” Mit diesen Worten steckte ihm das Wesen sein Lunchpaket in den kleinen Rucksack und meinte, Hagrid wisse schon wie er das wieder hin bekam, ehe sie verschwand. “Also dann. Auf in die Winkelgasse und nimm deinen Brief mit Harry! Gibt viel zu tun!”, bestimmte Hagrid und öffnete resolut die Zimmertür. “Wow”, war das Erste was dem eigentlich Schwarzhaarigen entfuhr, nachdem sein Begleiter den magischen Durchgang zur Winkelgasse geöffnet hatte. Das war ja auf dem ersten Blick schon einfach cool. Wenn auch beängstigend durch die vielen fremden Menschen.   So viele Menschen in langen - teils schreiend bunten - Umhängen. Viele Herren trugen Melonen oder spitze Zauberhüte auf dem Kopf, während die Frauen seltsame Hutkonstruktionen trugen. Federn, Flusen, Spitze, Netz, Steinchen und war das da ein ausgestopfter Papagei auf dem Kopf einer älteren Dame? “Willkommen in der Winkelgasse. Der Haupteinkaufsmeile der Zauberwelt Londons!”, kam es gut gelaunt von Hagrid, der ihn sanft voran schob. Als sie dabei an der Papageien-Dame vorbei kamen, bemerkte Harry dass der Vogel gar nicht ausgestopft, sondern sehr lebendig war! Schien das Tier ihm doch zuzuzwinkern, während es leise krächzte. Auf was für lustige und verrückte Ideen manche Menschen doch kamen! Harry kam aus dem Staunen gar nicht mehr raus und trottete einfach mit großen Augen neben Hagrid her. Dieser hatte irgendwas von einem Ort Namens Gringelottes als erstem Ziel gesagt, so sicher war sich der Potter nicht, da er viel zu abgelenkt war. “Bleib schön in meiner Nähe Harry. Sonst gehst du mir noch verloren und das wollen wir doch nicht!” Harry nickte nur und beobachtete einen Blumenverkäufer der seine Pflanzen mit dem Zauberstab goß. Er wusste auch nicht so genau, WAS er sich eigentlich genau unter der Winkelgasse vorgestellt hatte, jedoch ganz gewiss nicht DIES HIER! Nicht diese vielen Menschen - Zauberer und Hexen - und ab und eine Hauselfe die mit mehreren kleinen Paketen irgendein Geschäft verließ um dann direkt zu apparieren. Nicht solch eine riesige Auswahl an Geschäften. Er war unter anderem schon an Bekleidungs-, Blumen- und Spielzeugladen vorbei gekommen. Von der Eisdiele, dem Cafe und dem Buchladen gar nicht erst zu sprechen. Schließlich kamen sie an einem Laden vorbei, vor dessen Schaufenster sich eine Gruppe Jugendlicher versammelte hatte. Sofort war seine kindliche Neugierde voll entfacht und er schritt neugierig herüber. Er hörte begeistertes und wehleidiges Geplapper über die Vorzüge eines gewissen Nimbus 2000, wie dessen Beschleunigung und Handling war. Ging es hier etwa um Autos? Denn so hatte er bisher nur seinen Onkel schwärmen gehört. Als sich schließlich eine Lücke auftat, sah er, weswegen die Anderen so aufgeregt waren: Der Nimbus 2000 war ein Besen! Aber kein normaler, so wie er ihn vom putzen kannte, nein. Laut einem kleinen Schild war dies ein Rennbesen. Das ‘neuste’ vom ‘neusten' und das Must have für jeden Quidditch Spieler. Er wusste zwar nicht was Quidditch war und er hatte ja eh kein Geld, aber er würde diesen Besen sehr gerne kaufen. Ob fliegen mit einem Besen wohl auch so toll war, wie mit dem Motorrad? Vor allem fiel so ein Besen wesentlich weniger auf … Seufzend wandte er sich wieder ab und ging zu Hagrid zurück, der ihn beobachtet hatte. “Hagrid, was ist Quidditch?”, erkundigte sich der Schwarzhaarige vorsichtig. “Was Quidditch ist? Du fragst wirklich was das ist? Potzblitz, Kleiner. Ich vergesse immer wieder dass du ja nichts weißt…” “Tut mir leid.” Harry wusste ja dass er dumm war. “Also gut Kleiner …” Und damit lernte der verwandelte Potterspross alles über DEN Sport schlechthin in der magischen Welt. Ähnlich dem Fußballsport, wie er fand, nur cooler weil auf Besen. Laut Hagrid lag es Harry in den Genen, Quidditch und Fliegen im allgemeinen zu mögen, denn sein Vater war wohl auch ein Meister darin und Lily hatte atemberaubende Manöver drauf gehabt. Harry genoss es seinen Begleiter so gelöst zu sehen, während dieser Anekdoten über Flugunfälle seines Vaters von sich gab. Er hatte seine Eltern zwar nie wirklich bewusst kennengelernt, aber durch Hagrids Erzählungen kam er ihnen immerhin ‘näher’. Er hatte nur einmal durch Zufall ein Bild seiner Mutter auf dem Dachboden - zwischen alten Kleider Petunias - gefunden und wusste daher, dass er wirklich die Augen seiner Mutter hatte. Aber ansonsten waren seine Eltern gesichtslose Namen für ihn. Plötzlich aufsteigende Wut unterdrückend, biss er die Zähne zusammen und ballte heimlich die Fäuste. Ihm wurde mit einem Mal bewusst, was er niemals haben würde. Was ihm dieser dumme Scheißkerl Voldemort genommen hatte! Der Kerl hatte ihn dazu verdammt ohne Eltern und dafür mit den Dursleys zu leben. Ohne Eltern mit denen er in den Ferien über Hogwarts reden, mit denen er fliegen oder Zaubersprüche lernen konnte. Dafür hatte er verlogene und voll von Hass und Abscheu auf die Zauberwelt zerfressene Verwandte, die ihn wie Nichts behandelten. Und das war dann auch schon Glück! Wenn es schlecht lief ... “So wir sind am Ziel. Das ist Gringotts. Der sicherste Ort Londons. Naja, wenn man einmal von Hogwarts absieht mein ich”, holte ihn Hagrid aus seinen Gedanken. Perplex blinzelte der Potter um wieder klar zu kommen und starrte stumpf auf das riesige Gebäude. Gringotts also, das war also ihr Ziel gewesen. “Dann holen wir dir mal dein Geld”, unkte Hagrid und ging gut gelaunt die breite Steintreppe empor. Geld? Was denn für Geld? Seine paar Pfund hatte er in der Hosentasche. Vielleicht wollte Hagrid das Geld wechseln, denn Harry hatte schon bemerkt, dass es hier anscheinend eine andere Währung gab. Nirgendwo stand etwas von Pfund, sondern Galleone, Sickel und Knuts. Was wenn von seinem Geld nichts übrig blieb? “Ich hab doch gar kein Geld”, rief er Hagrid hinterher, der bereits das Eingangsportal erreicht hatte und spurtete die Treppe hoch. Bellend lachend öffnete der große Mann die Tür und meinte Harry würde schon sehen. “Wow”, entschlüpfte es dem momentan braunhaarigen Jungen wieder einmal, während sie durch die grosse Empfangshalle der Zauberbank schritten. Das hier traf so richtig seine protzige Vorstellung der Zauberwelt. Der Boden war anscheinend aus Marmor, der sich mit glitzernden Steinen auch an den Wänden wiederfand. Alles glänzte, strahlte und wirkte gleichzeitig kühl und einladend. Doch das faszinierendste waren für ihn die erhöhten Podeste, hinter denen ähnlich knautschige Wesen wie die Hauselfen arbeiteten. “Kobolde. Finstere Gesellen, aber verstehen ne Menge von dem was sie tun”, flüsterte Hagrid, während sie auf einen der Schalter zugingen. Hagrid räusperte sich um die Aufmerksamkeit des Kobolds zu bekommen, doch dieser ignorierte den großen Mann und linste zu Harry, während er weiter Dokumente stempelte. “Wir sind hier wegen …”, versuchte Hagrid es erneut, doch der Kobold hob nur eine Hand, stellte seine Arbeit ein und fixierte stattdessen den Elfjährigen. “Ähm … hallo”, sagte dieser und lächelte unsicher. “Entschuldigen Sie … ich ähm. Also … ich würde gerne Geld abheben?”, stammelte er sich zurecht und biss sich unsicher auf die Unterlippe. “Frage oder Anweisung?”, grummelte der Kobold und neigte seinen Kopf. “Äh … Anweisung?” Die hochgezogene Augenbraue des Bankkobolds ließ ihn den Kloß herunterschlucken und es erneut versuchen. “Anweisung. Ich hätte gerne Geld, Sir. Bitte.” Einen Augenblick dachte er tatsächlich das Wesen würde ihn einfach ignorieren oder sonst was, doch stattdessen hob sich ein Mundwinkel minimal und Harry fand, dass der Kobold allein dadurch schon netter aussah. “Sehr gerne. Wenn Sie dann den Schlüssel hätten, damit wir sie zu dem richtigen Verließ bringen können, Mr. Potter”, bat das Wesen etwas freundlicher. Während Hagrid, unter einigem kramen, den Schlüssel aus seinem Mantel holte, konnte Harry das Wesen hinter dem Schalter nur mit großen Augen anstarren. Woher wusste der Kobold wer er war? Automatisch glitt seine Hand zur Stirn, denn wenn jetzt die Verwandlung verschwinden würde … “Wir Kobolde sehen mehr als Menschen. Es braucht mehr um uns zu täuschen.” Der Kobold streckte sich stolz, ehe er hinter seinem Pult hervor hüpfte. “Nehmen Sie noch einen Moment Platz, ich werde mich um alles kümmern.” “Also wirklich, wollen Sie mich denn noch weiter ignorieren?”, brauste Hagrid auf, während Harry schon überrumpelt zu dem gezeigten Wartebereich ging. “Mr. Hagrid, reden Sie mit dem Oberkobold. Die Antwort bleibt doch dieselbe wie letztes Mal”, gab der Kobold eisig zurück. Mit einem Nicken in Richtung Harry tapste das Wesen entschlossen davon. Während die beiden darauf warteten was nun geschah, brannte in Harry wieder Neugierde auf. Was meinte Hagrid? Warum war das Wesen plötzlich wieder so unfreundlich? “Wenn Mr. Potter mir folgen würden”, schnarrte es und Harry sprang auf um dem Kobold hinterher zutrotten. Es war der gleiche Kobold mit dem er auch schon vorhin gesprochen hatte. Neugierig blickte Harry sich um. Von außen sah das Gebäude gar nicht so groß aus, wie es Innen war. Und doch … wenn hier ALLE Zauberer ihr Geld hatten, dann kam es ihm ziemlich klein vor. Wo sollten denn die ganzen Schließfächer sein? “Bitte einsteigen”, forderte der Bankangestellte und blieb so unerwartet stehen, dass der abgelenkte Harry fast ihn herein gerannt wäre. Eine Entschuldigung stammelnd trat er zurück und kletterte schließlich ohne weiter zu fragen, in einen Grubenwagen. Es war ihm irgendwie peinlich so beim Gaffen erwischt zu werden. Das gehörte sich einfach nicht und er hoffte dass er dadurch keinen Ärger bekam. “Na dann, auf zu deiner ersten Gringotts Fahrt”, gluckste Hagrid, stieg ebenfalls ein -wobei der Wagen gefährlich schaukelte - und nachdem der Kobold noch einige Sicherheitshinweise heruntergerattert hatte, setzte sich der Wagen in Bewegung. Die Fahrt war … abenteuerlich, aber sehr cool! Natürlich hatte er seine Neugierde nicht zügeln können und den Kobold - von dem er inzwischen wusste dass er Griphook hieß - mit allerlei Fragen gelöchert. Glücklicherweise schien der Kobold es ihm nicht übel zu nehmen. Antworte er doch auf jede Frage und hielt sich auch mit Stolz nicht zurück. Tiefer und tiefer ging die Fahrt, doch dann entdeckte Harry etwas in ihrem Weg, was ihm doch leicht mulmig werden ließ. Es war ein laut rauschender Wasserfall. “Äh …”, setzte er an und zeigte auf die Wassermasse vor ihnen. Da mussten sie doch wohl nicht … “Das wird jetzt nass. Wie es hasse”, murmelte Hagrid und dem Potterspross wurde bewusst, dass sie da sehr wohl durch fuhren!     Und so rauschten sie unter Harrys spitzen Schrei durch den magischen Wasserfall, der alle Illusions- und andere Täuschungzauber vernichtete. Griphook war zugleich danach, mit den Augen zu rollen und zu lachen. Es war immer wieder das Selbe mit den Zaubererkindern. Diese Jungknollen wurden von der Macht und dem Einfallsreichtum der Kobold überrascht. Die meisten ließen es sich nur nicht so anmerken, wie der junge Mr. Potter. Natürlich hatte er diesen sofort erkannt. Ein einfacher Illusionszauber einer Hauselfe, sollte ihn daran hindern? Pah - lachhaft! Zu dem war selbst unter den Kobolden der Name ‘Harry Potter’ und welche Rolle dieser in dem letzten Krieg spielte, bekannt. Seine Geschichte wurde als Symbol und Mahnung erzählt. Unter den Kobolden war ‘Der-Junge-der-lebt’ kein Held. Er war ein Symbol der Elternliebe, ein Symbol für Mut und ein Symbol der Hoffnung. Doch ebenso eine Mahnung an alle, die ihr Leben nicht zu schätzen wussten und alle Eltern, Kinder, Verwandte, Freunde einander zu schätzen und zu umsorgen. Mit einem klitzekleinen Schmunzeln, beobachtete der Bankkobold wie eben jener Junge prustend und lachend aus dem Wagen kletterte, als sie am gewünschten Verließ ankamen. Mit einem kleinen Finger heben ließ er den Potter augenblicklich trocknen, denn frieren musste das Kind nun wirklich nicht. Dem Gesandten Hogwarts hingegen ließ er diese Behandlung nicht zukommen, sollte er sich ruhig durch eigene Magie oder die der ihn umgebende Gringotts Magie trocken lassen. Ein letztes Mal musterte er den Jungen, der sichtlich aufgeregt, aber still, mit leuchtenden Augen die Umgebung betrachtete. Ja, jetzt wo die Illusionen weg waren, sah man deutlich, wer die Eltern waren. Stumm frischte er die Illusion der Hauselfe wieder auf und zwinkerte dem Jungen zu. Es war besser so! “Mr. Potter, ihr Verlies.” Damit öffnete er das große Tor und trat zur Seite um dem Kind den Weg hinein zu ermöglichen. Seit wann war er - der harte Griphook, seines Zeichens Oberbankkobold und bekannt dafür Zauberer zu misstrauen, ja gar schon fast zu verachten - eigentlich so nett und besorgt um ein Zaubererkind geworden?     “Wow!”, entfleuchte es eben jenem Zaubererkind zum dritten Mal am heutigen Tag. Anscheinend wurde das jetzt zu seinem neuen Lieblingswort, aber hey - was sollte man auch anderes sagen, bei diesem Berg an Münzen und Kostbarkeiten in dem Verließ vor ihm? Das sollte alles ihm gehören? Das konnte doch nur ein Scherz oder Irrtum sein, oder? “Ein Beutel für Mr. Potter?” Immer noch blinzelnd auf diese ungewohnte und unerwartete Menge an Geld, griff der Potterspross nach dem Beutel und trat zögerlich in das Verließ - sein Verließ - ein. “Und das gehört wirklich alles mir?”, versicherte er sich noch einmal bei seinen Begleitern, was der Kobold abnickte und Hagrid mit einem “Meinst du deine Eltern hätten nicht an dich gedacht?”, kommentierte und ihn weiter hinein schubste. Gut … wenn die beiden es sagten, dann würde er jetzt etwas davon in seinen Beutel tun. Unsicher stand er mit einigen Münzen in der Hand dar und überlegte wie viel er wo von mitnehmen sollte. Gab es sowas wie einen Wechselkurs? Davon hatte er seine verhasste Tante Margret mal reden hören, als diese im Ausland gewesen war. Oh was hatte sie geschimpft und … “Die goldenen Münzen sind Galleonen. Silber Sickel und bronze Knut”, ertönte es sanft von Hagrid, der seine Unsicherheit wohl bemerkt hatte. “Und wie viel brauche ich für meine Schulsachen? Und das Zimmer, ach und das Essen ...” Die pure Überforderung war in seiner Stimme zu hören und wohl auch in seinem Gesicht zu sehen, denn nun trat auch der Bankangestellte herein, während Hagrid ihn nur komisch anguckte. “Ich weiß doch gar nicht, wie viel was kostet … ich kenn doch nur Pfund und so ….”, stotterte der Jüngste und ließ nervös einige Münzen durch die Hand wandern. “Nimm ne Handvoll Galleonen und eine Sickel. Passt schon”, meinte der Hüter Hogwarts grinsend und Harry wollte sich dem gerade fügen, als ihn ein scharfes Schnalzen innehalten ließ. Im gleichen Moment merkte er wie der Beutel in seiner Hand, ganz ohne sein zutun, schwerer wurde. “Damit sollte Mr. Potter heute zu recht kommen”, raunte der Kobold und Harry bekam ein schlechtes Gewissen. Das Wesen hatte noch anderes zu tun als einen, nichtswissenden, dummen, ungeschickten, Freak zu betreuen. “Vielen Dank!”   Tief saugte Harry etwas später die frische Luft ein. So abenteuerlich es unter Gringotts war, so gruselig, beengend und muffig war es dort auch. Noch einmal ließ er sich die Worte Griphooks durch den Kopf gehen, der ihn beim Aussteigen zur Seite genommen hatte. Der Kobold hatte ihm zugeflüstert, dass er nicht nur anschreiben lassen konnte so dass das Geld automatisch aus seinem Verließ geholt und in das des Ladenbesitzers umgelagert wurde, sondern hatte auch noch verschwörerisch geflüstert, dass er am nächsten Tag alleine vorbei kommen solle. Was das wohl zu bedeuten hatte? Warum sollte er alleine kommen? Und warum war der Kobold schon beinahe giftig zu Hagrid gewesen, während er zu Harry im Vergleich nett gewesen war? Warum hatte der Kobold ihm geholfen und Hagrid nicht? Gedankenverloren biss er auf der Unterlippe herum, während er neben Hagrid hertrottete. “So Harry, dann wollen wir mal einkaufen gehen! Gibt viel zu kaufen!” Hagrids laute Stimme holte ihn aus seinen Gedanken und er konnte ein kleines Seufzen nicht vermeiden. Es war heute so vieles geschehen und am liebsten würde er sich einfach mit Sanara in sein Bett verziehen.   “Lust hab ich ja nicht”, flüsterte er dieser zu, die sich enger an ihn drückte. “Es muss sein. Auch wenn ich erstmal wieder warm werden muss. Diese Bank war zwar eine Höhle, aber eindeutig zu kalt und nass. Meine Schuppen sind schon ganz schön steif.” So ging es noch einige Minuten, bis Hagrid vor einem Laden mit einem großen Kessel in dem Phiolen und Kräuter zu sehen waren über der Eingangstür stehen blieb. “Fangen wir mit der Apotheke an.”   Und dies war der Anfang von einer anstrengenden, aber interessanten und lustigen Einkaufstour.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)