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Stormpaw's Destiny

Warrior Cats - New Clans, New Stories
von

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„Du bist zu langsam.“ Dachsjunges stolzierte mit spöttischem Blick an Flockenjunges vorbei. „So wirst du niemals ein Krieger werden.“

„Du bist echt gemein, Dachsjunges“, erwiderte Flockenjunges traurig und ließ den Kopf hängen. Sein weißes, langes, flauschiges Fell erinnerte noch am stärksten an seine Mutter Schneeflügel, die gerade am anderen Ende des Lagers in der Herbstsonne döste. Er war größer als seine beiden Brüder – für die Verhältnisse im FeuerClan ein richtiger Riese, genau wie Schwarzstern oder Sturmherz, die beide die Gene der großen, langhaarigen Waldkatzen in sich trugen.

Neben ihm saß Frostjunges, sein Bruder. Genau wie er hatte er langes, seidiges Fell, allerdings in einem rauchigen Grauton. Außerdem war er kleiner als Flockenjunges und passte somit besser in die Optik des FeuerClans. Frostjunges war nicht gerade gesprächig, weshalb er sich prächtig mit Rindentänzer verstand, die beide stundenlang schweigend nebeneinander saßen konnten und grimmig durch die Gegend starrten.

Schließlich streckte Schattenjunges grollend die Brust heraus. Er war der kleinste der drei Brüder, hatte kurzes, pechschwarzes Fell, in dem seine gelben Augen zu leuchten schienen. „Kümmere dich um deinen eigenen Kram, Dachsjunges“, spuckte er ihr inbrünstig entgegen und sträubte sein Nackenfell.

Dachsjunges streckte ihm die Zunge heraus. „Ist doch wahr.“

Daraufhin schien Flockenjunges nur noch weiter in sich zusammenzusinken, was ihn wie eine traurige, weiße Wolke aussehen ließ.

„Dachsjunges, lass gut sein“, versuchte es ihr Bruder Nebeljunges, woraufhin sie nur mit den Schultern zuckte.

Schattenjunges hingegen gab sich damit nicht zufrieden. „Nur weil Nebeljunges und du einen halben Mond älter seid als wir, bedeutet das nicht, dass ihr die Weisheit gepachtet habt. Außerdem wüsste ich nicht, dass du überhaupt schon zur Schülerin ernannt worden bist. Du bist immer noch ein Junges, genau wie wir.“

Das saß. Dachsjunges begann zu schmollen. „Aber es wird jeden Tag soweit sein, dass Schwarzstern uns zu Schülern ernennt. Wir sind immerhin einen halben Mond älter als ihr. Wir werden die besseren Mentoren bekommen und ihr bekommt nur die, die übrig bleiben.“

„Lieber schlechtere Mentoren und dafür lebende Eltern“, konterte Schattenjunge böse, doch im nächsten Augenblick tat es ihm leid und er senkte schuldbewusst den Blick. „Tut mir leid, das war nicht so gemeint.“

„Das war jetzt gemein von dir“, jammerte Flockenjunges aus dem Hintergrund und ließ sich auf seinen Bauch sinken. „Warum müsst ihr beiden euch immer streiten. Streit ist böse. Ich will nicht, dass sich irgendwer streitet. Warum können wir uns nicht einfach alle vertragen.“

Dachsjunges Blick wurde hart. Sie starrte Schattenjunges an, straffte dann ihre Schultern und hob das Kinn. „Ihr werdet schon sehen, dass wir euch immer eine Fuchslänge voraus sein werden. Nebeljunges und ich werden die besseren Schüler und die besseren Krieger sein. Kieselpelz und Blaufell werden stolz auf uns sein und wachen im SternenClan über uns und unseren Erfolg. Wenn wir den SternenClan auf unserer Seite haben, kann gar nichts schief gehen.“

„Das reicht jetzt“, ging Nebeljunges dazwischen, flankierte seine Schwester und begleitete sie zurück zum Bau der Königinnen, in dem sie noch immer schlafen mussten. Nebeljunges und Dachsjunges hatten beide kurzes, dichtes Fell und teilten ihr Aussehen nicht mit ihren Eltern. Trotzdem wussten sie, dass die Krieger ihre Eltern in ihnen sahen. Ob sie sich manchmal wünschten, Kieselpelz und Blaufell würden noch leben?

Sturmherz hatte die ganze Szene gemeinsam mit Fleckennase und Blaukralle vom Frischbeutehaufen aus beobachtet. Er seufzte und schüttelte den Kopf. „Sie geraten fast jeden Tag aneinander.“

„Das ist normal“, erwiderte Milchkralle, wobei ihr linkes Ohr leicht zuckte. „Ahornseele und Rindentänzer sind auch vor uns zu Schülern ernannt worden, weshalb es gerade in der Übergangszeit von Jungen zu Schülern Spannungen gab. Als auch Fleckennase und ich Schüler wurden, haben sich die Spannungen wieder gelegt. Dachsjunges ist sehr aufgeregt, das ist alles.“

„Ich frage mich, wen Schwarzstern als Mentoren aussuchen wird“, sagte Fleckennase. Immer, wenn er Dachsjunges ansah, begannen seine Augen zu leuchten, was Sturmherz darauf schob, dass die beiden schwarzweißes Fell hatten und sich somit vielleicht verbunden fühlen konnten.

Milchkralle gähnte gelangweilt, doch ihre wachen Augen sagten etwas ganz anderes. Nachdem sie ungewöhnlich lange eine Schülerin gewesen war, wusste jeder im Clan, dass sie darauf brannte, sich beweisen zu können. Welche Chance wäre passender als die Position des Mentors?

Herbstwolke, die ihr Gespräch mit angehört haben musste, kam freudestrahlend von der Seite angetänzelt und leckte ihrem Sohn Fleckennase über die Schulter, was dieser peinlich berührt zur Kenntnis nahm. „Ich habe rein zufällig mitbekommen, dass ihr über die zukünftigen Mentoren gesprochen habt. Natürlich drücke ich euch allen ganz fest die Krallen! Jeder spekuliert schon fleißig darüber und die ersten Wetten werden abgeschlossen, aber ich bin ganz fest davon überzeugt, dass Schwarzstern Blaukralle nehmen wird.“

Das senkte die gute Laune schlagartig ab.

Fleckennase begann zu maulen. „Wie kommst du denn jetzt darauf, Mutter?“

„Na ja“, entgegnete diese gedehnt, „es ist nun einmal so, dass Blaukralle vor euch ein Krieger wurde und er diese Chance wirklich verdient hat. Er hat im Kampf gegen den Bären Mut und Tapferkeit gezeigt.“ Als sie den Blick der drei jungen Krieger bemerkte, ruderte sie sogleich zurück. „Nicht, dass ich es euch nicht gönnen würde! Oh Fleckennase, mein Kleiner, ich würde mir wünschen, dass auch du diese Chance bekommst.“

„Vielen Dank, Mutter.“ Er rollte genervt mit den Augen und schüttelte Herbstwolke ab. „Kommt einer von euch mit jagen? Ich glaube, wir könnten noch ein paar Mäuse gebrauchen, um die Lästermäuler zu stopfen.“

Milchkralle und Sturmherz erhoben sich zeitgleich und schlossen sich Fleckennase an.

Sturmherz war aufgefallen, dass sich Fleckennase und Herbstwolke in den letzten Monaten ein wenig voneinander entfernt hatten. Als er seinen guten Freund kennen gelernt hatte, war Fleckennase ein schüchterner, unsicherer Schüler und Herbstwolke eine gluckende Mutter gewesen, die ihren Sohn am liebsten noch länger verhätschelt hätte. Vor etwas weniger als sechs Monden hatte dann der Bär den FeuerClan angegriffen. Das hatte sie drei zu Kriegern werden lassen und auch dem letzten Zweifler im Clan gezeigt, dass sie hier her gehörten, an die Seite der anderen Krieger. Fleckennase hatte endlich den Respekt bekommen, den er verdient hatte. Er ließ sich nicht mehr von Herbstwolke bevormunden und diese hatte einsehen müssen, dass aus ihrem einzigen Jungen, aus ihrem Kleinen, ein erwachsener Kater geworden war.

Auch Milchkralles Selbstbewusstsein hatte die offizielle Ernennung zur Kriegerin wohlgetan. Nun wusste jeder, dass sie ihren Platz im Clan gefunden hatte. Wie schon als Schülerin zeichnete sie sich durch ihre Genauigkeit und ihren Ehrgeiz – und leider auch durch ihre Besserwisserei – aus.

Schließlich war auch Sturmherz seit einem halben Jahr ein Krieger. Seit seiner Ernennung hatte ihn niemand mehr angezweifelt, zumindest nicht offenkundig. Noch immer herrschte zwischen Blaukralle und ihm eine Spannung, die sich mit Worten nicht beschreiben ließ. Es war keine offene Feindschaft, kein fehlender Respekt, aber ein Abgrund, der zwischen ihnen lag und nur darauf wartete, wieder aufbrechen zu können.

Mittlerweile war es Oktober geworden, aber der Blattfall war noch nicht wirklich in Sicht. Zwar verfärbten sich die ersten Blätter der Laubbäume rot und golden, doch es herrschten noch immer angenehme, warme Temperaturen und die Sonne wärmte das Fell der Katzen beinahe täglich. Trotzdem merkte man, dass sich die Beutetiere ganz allmählich zurückzogen und damit begannen, sich auf die kalte Jahreszeit vorzubereiten. Der Sommer war heiß gewesen, unbarmherzig heiß. Der Bach, der die Grenze zwischen dem FeuerClan und dem ErdClan sowieso zwischen dem FeuerClan und dem WasserClan darstellte, war zeitweise zu einem kaum mehr als zwei, drei Pfoten breitem Rinnsal ausgetrocknet. Mittlerweile führte der Bach zwar wieder pfotentief Wasser, doch wenn die Regenzeit nicht bald wieder einsetzte, würden die Clans vor großen Problemen stehen.

Doch all das waren Gedanken, die sich zurzeit niemand im FeuerClan stellte. Die bevorstehende Ernennung der Schüler war das interessanteste Thema von allen. Jeden Tag konnte es soweit sein. Jeden Tag.
 


 

***
 

Gut gelaunt putzte Schneeflügel sich den letzten Rest Staub von ihrem schneeweißen Fell. „Eigentlich darf ich nichts verraten“, begann sie und senkte dabei verschwörerisch die Stimme.

Sturmherz schaute auf. Wie so oft hatte er sich eine Weile zu seiner ehemaligen Mentorin gesetzt und sich mit ihr unterhalten. Seit seiner Zeit als Krieger war sie zu einem engen Freund und Vertrauten geworden. Die Zeit als Königin hatte ihr Herz erblühen lassen, doch auch jetzt, da diese Zeit kurz vor dem Ende stand, besaß sie dieselbe, strahlende Lebensfreunde. Selbst der Umstand, dass sie vom Bau der Königinnen in den Bau der Ältesten umziehen musste, minderte ihre gute Laune nicht.

„Aber Schwarzstern wird noch heute die zukünftigen Mentoren zu einem vertrauensvollen Gespräch bitten.“

Er hielt inne. „Und das weißt du, weil du erneut ausgewählt wurdest?“

„Ach Quatsch, Mäusehirn.“ Sie schnaubte und nahm ihn überhaupt nicht ernst. „Natürlich nicht. Ich habe meine Pflichten als Mentorin erfüllt und ich kann mit Recht behaupten, dass aus dir ein guter, ehrenwerter Krieger geworden ist. Schwarzstern hat Eisbart, Haselschweif, Apfelpelz und mich um eine Einschätzung darüber geben, ob Milchkralle, Fleckennase und du für diese Aufgabe bereit seid.“

„Oh.“ Sturmherz schluckte. Das war eine Ehre, mit der er nicht gerechnet hatte. Davon geredet hatten sie oft, das schon, aber keiner von ihnen rechnete damit, dass Schwarzstern sie nur ein halbes Jahr nach der Ernennung zu Kriegern überhaupt in Betracht ziehen würde. „Wieso das?“

Schneeflügel seufzte. „Ich dachte eigentlich, dass die viel wichtigere Frage wäre, welche Antwort wir gegeben haben. Aber gut, dann eben das. Die letzten beiden Winter waren sehr hart und haben in allen Clans ihre Opfer gefordert. Auch im FeuerClan sind nicht wenige Krieger in den letzten zwei Jahren gestorben. Wir, die ältere Generation von Kriegern, haben alle schon Schüler gehabt. Wir hatten unsere Chance. Schwarzstern hat sich mit Haselschweif beraten und die beiden sind zu dem Entschluss gekommen, dass eine neue Generation von Kriegern diese Chance verdient hat.“

Sturmherz nickte leicht benommen. „Und was ist mit Herbstwolke? Ich wusste nicht, dass auch sie schon einen Schüler gehabt hat.“

Für einen Augenblick verdüsterte sich Schneeflügels Blick. „Ja, das hatte sie. Auch er fiel dem harten Winter zum Opfer. Du kennst sie. Wenn sie jemanden ins Herz geschlossen hat, dann sind ihre Gefühle aufrichtig und stark.“

Das erklärte, warum sie Fleckennase so bemuttert hatte – und Sturmherz verstand. „Ihr Schüler war wie ihr eigener Sohn.“

Seine ehemalige Mentorin nickte andächtig. „Ja, das war er. Sein Tod hat ein Stück ihres Herzens gebrochen und nachdem ihr Partner Fleckenbaum, Fleckennases Vater, den Winter danach ebenfalls starb, schwor sie, niemals mehr einen Schüler zu haben, um nicht noch einen Verlust zu erleiden.“ Einen Moment lang schwiegen sie beide, dann fuhr Schneeflügel wieder fröhlich fort. „Jedenfalls sind es fünf zukünftige Schüler, die einen Mentor brauchen, und, da Zimtfeder bis auf Weiteres im Bau der Königinnen leben wird, fünf junge Krieger, die noch nie einen Schüler hatten. Du bist schlau genug, um eins und eins zusammen zu zählen, nicht wahr?“

„Wir werden alle Mentoren.“ Die Erkenntnis traf ihn wie ein Blitzschlag. Es elektrisierte ihn, zu wissen, dass Schwarzstern auch ihn mit einem Schüler ehren würde. „Aber wer bekommt wen?“

„Das ist es, was Schwarzstern nachher mit euch besprechen wird. Aber verrate den anderen nichts!“

Er nickte. „In Ordnung, ich verspreche es.“

Und dieses Versprechen hielt er, bis Schwarzstern sie kurz vor der Abenddämmerung zur Seite nahm.
 

***
 

Der Bau des Anführers war mit so vielen Katzen etwas eng. Dicht an dicht saßen sie im Halbkreis um Schwarzstern und seinen Vertreter Haselschweif herum.

„Einige von euch werden vielleicht schon wissen oder vermuten, warum ich euch zu mir bestellt habe“, sagte Schwarzstern in seiner gewohnt ruhigen, tiefen Stimme, wobei sein Ohr leicht zuckte, als sein Blick Sturmherz streifte. „Ich habe mich dazu entschieden, dem jungen Blut im FeuerClan die Chance zu geben, zu beweisen, dass eure Fähigkeiten als Krieger die letzte Stufe erreicht haben.“ Der Reihe nach schaute er sie an. „Ihr fünf werdet die Mentoren unserer zukünftigen Schüler sein.“

Milchkralles stolzgeschwellte Brust hob und senkte sich vor Aufregung schneller als sonst, aber ansonsten ließ sie sich nichts anmerken.

Fleckennase schaute ein wenig überrascht und dümmlich drein, fing sich dann aber wieder und grinste Sturmherz kurz an.

Blaukralle verzog keine Miene, doch in seinem Blick funkelten Ehrgeiz und Siegeswille. Mit Sicherheit würde er kein nachsichtiger, sondern ein sehr strenger und fordernder Mentor werden.

Rindentänzers buschige Ohren zuckten freudig, doch auch er sagte nichts.

Als keiner etwas erwiderte, fuhr Schwarzstern fort. „Ich könnte es mir einfach machen und einfach jedem von euch einen Schüler zuteilen, so wie ich es sonst auch getan habe. Aber da die Jungen nur zwei Wochen auseinander liegen, werdet ihr alle sehr bald eure Chance bekommen. Ihr habt beim Angriff des Bären alle auf eure Weise bewiesen, dass ihr individuelle Stärken habt. Aus diesem Grund möchte ich, dass ihr euch selbst einen Schüler aussucht, von dem ihr denkt, dass er am besten zu euch passen wird.“

Die Luft im Bau schien still zu stehen.

Schwarzstern nickte Blaukralle zu. „Blaukralle. Du bist der älteste von euch fünf, deshalb darfst du deine Wahl zuerst treffen. Du bist Fliederpfote immer ein guter Vater gewesen und seit drei Wochen ist sie Honigblütes Heilerschülerin. Sie macht sich übrigens sehr gut.“

Blaukralle nickte seinem Anführer zu und nahm damit das Kompliment zur Kenntnis.

„Auch deinem zweiten Wurf mit Zimtfeder wirst du ein guter Vater und ein gutes Vorbild sein. Ich bin mir sicher, dass Fuchsjunges und Bienenjunges stolz auf ihren Vater sein werden – und ich weiß, dass auch du deinen Teil dafür tun wirst, dass dein zukünftiger Schüler den Clan stolz macht.“

Erneut nickte Blaukralle, nicht ohne mit Genugtuung das erneute Lob zu ernten. „Vielen Dank, Schwarzstern. Ich werde dein Vertrauen in mich nicht enttäuschen.“

„Wen würdest du wählen?“

„Nebeljunges“, sagte er ohne zu zögern.

Sturmherz atmete tief aus. Das hatte er erwartet. Jeder wusste, wie ambitioniert Blaukralle war. Niemals hätte er sich die Chance, zwei Wochen früher Mentor zu werden, entgehen lassen. Die Wahl wäre also zwischen Nebeljunges und Dachsjunges gefallen und da Nebeljunges ein Stückchen größer und kräftiger war als seine Schwester, war ihm die Entscheidung wohl sehr leicht gefallen. Blaukralle wollte keinen Verlierer. Er wollte einen Schüler, der seinen Ansprüchen gerecht werden konnte.

„Eine gute Wahl.“ Schwarzstern nickte ihm mit einer leichten Kopfbewegung zu. „Rindentänzer, als zweitältester Krieger von euch darfst nun du wählen.“

Rindentänzer zögerte es nicht lange hinaus und brauchte wie immer nicht viele Worte, um auf den Punkt zu kommen. „Frostjunges.“ Auch das überraschte niemanden. Frostpfote und er verstanden sich bereits blendend und waren beide vom selben, schweigsamen Schlag. Sie würden hervorragend miteinander zurechtkommen.

Wieder nickte Schwarzstern. „Nun zu euch. Ihr drei könnt es unter euch ausmachen.“

Fleckennase ließ Schwarzstern kaum ausreden. „Ich nehme Dachsjunges!“

Milchkralle und Sturmherz sahen sich kurz an, dann zuckten sie mit den Schultern.

Sturmherz wusste, welches der beiden verbliebenen Jungen sie lieber nehmen würde. Er wusste, wen sie nicht wollte. Er wusste, wen niemand wollte. Genau das versetzte Sturmherz einen heftigen Stich mitten ins Herz. Schattenjunges war klug, flink und aufgeweckt. Unter jedem Mentor würde er erblühen und zu einem verlässlichen Krieger werden. Und dann gab es Flockenjunges. Groß. Tollpatschig. Langsam. Milchkralle hätte keine Geduld mit ihm. Niemand hatte Geduld mit ihm, weil er die Welt durch unschuldige, naive, kindliche Augen sah. Flockenjunges war ein Außenseiter im Clan. Er benahm sich nicht wie ein zukünftiger Krieger und er sah aus wie jemand aus dem ErdClan. Ein vollkommener Außenseiter, so wie Sturmherz, als er zum FeuerClan kam. Es würde ein mühevoller, langer, steiniger Weg werden, aber wenn nicht er Flockenjunges zur Seite stand, würde es keiner tun. Aus diesem Grund stand die Entscheidung in seinem Herzen bereits fest. „Ich nehme Flockenjunges.“

Blaukralle konnte ein hämisches Grinsen nicht unterdrücken. Selbst Rindentänzer und Fleckennase sahen ihn bemitleidend an, während Milchkralle einfach nur erleichtert schien und sich schnell zu Schattenjunges bekannte.

„Gut, damit steht die Entscheidung fest. Blaukralle und Fleckennase, haltet euch bei Sonnenuntergang bereit. Ihr werdet noch heute eure Schüler bekommen.“

Als sie den Bau des Anführers verließen, schaute Sturmherz noch einmal zurück, und ihm entging nicht, dass Schwarzstern ihn nachdenklich, aber auch wissend musterte.
 

***
 

Die Sonne ging tief über den Bäumen unter. Man merkte, dass es auf den Herbst zuging, weil es früher dunkel wurde und die Nachtluft frischer war als in den Hochsommermonaten. Orangerotes Licht wurde durch das Grau der Wolken getrübt und durch die Baumkronen weitgehend geschluckt, sodass das Lager des FeuerClans bereits vollständig in Schatten lag.

„Ich fordere alle Katzen, die alt genug sind, um selbst Beute zu machen, dazu auf, sich hier zu einem Clan-Treffen zu versammeln.“ Schwarzstern musste nicht lange warten, denn der Clan hatte bereits Wind davon bekommen, dass noch an diesem Abend zwei Junge zu Schülern ernannt werden sollten. Selbst Zimtfeder, die sich immer nur kurz aus dem Bau der Königinnen entfernen konnte, weil Fuchsjunges und Bienenjunges nicht einmal einen Mond alt waren, saß mit elegant um die Pfoten gelegtem Schwanz neben ihrem Gefährten Blaukralle.

„Heute ist ein freudiger Tag für den FeuerClan“, begann Schwarzstern von seinem erhöhten Posten aus. „Nebeljunges und Dachsjunges sind sechs Monde alt – alt genug, um offiziell zu Schülern ernannt zu werden.“

Die beiden saßen stocksteif am Rand der Versammlung, die Schnurrhaare bebten gleichmäßig vor Aufregung und die Ohren zitterten leicht.

Schwarzstern nickte ihnen gutmütig zu. „Ich bin mir sicher, dass Kieselpelz und Blaufell in diesem Augenblick vom Silbervlies aus auf euch hinabschauen und euren Weg zu ehrenwerten Kriegern immer begleiten werden. Macht sie und euren Clan stolz.“

„Das werden wir“, sprach Dachsjunges lautlos, während Nebeljunges stumm blieb, aber mit leuchtenden Augen gen Himmel blickte, obwohl man nur Wolken sah und keine Sterne.

„Nebeljunges, du bist nun sechs Monde alt und es ist an der Zeit, um mit deiner Ausbildung zu beginnen. Von diesem Tag an, bis dieser Schüler sich seinen Kriegernamen verdient hat, wird er Nebelpfote heißen. Ich bitte den SternenClan, über diesen Schüler zu wachen, bis er in seinen Pfoten die Kraft und den Mut eines Kriegers findet.“ Schwarzsterns Blick wanderte weiter zu Blaukralle. „Blaukralle, du bist nun bereit einen Schüler auszubilden. Du wurdest von Eisbart hervorragend ausgebildet und du hast bewiesen, dass du stark und mutig bist. Du wirst der Mentor von Nebelpfote sein und ich bin davon überzeugt, dass du dein Wissen an ihn weitergeben wirst.“

Blaukralle trat vor, trabte auf Nebelpfote zu und berührte dessen Nase mit seiner eigenen, dann drehten sie sich gemeinsam zum Clan um, der zu rufen begann: „Nebelpfote! Nebelpfote! Nebelpfote!“ Seite an Seite gingen sie zurück an Blaukralles Platz und setzten sich wieder. Zimtfeder leckte ihrem Gefährten stolz über das Ohr, dann erhob sie sich und ging zurück zum Bau der Königinnen.

Honigblüte und Fliederpfote, die am Rand gewartet hatten, schauten Zimtfeder hinterher. Fliederpfote schien unsicher zu sein, ob sie ihrer Mutter zum Bau folgen sollte, weshalb sie Honigblüte fragend anschaute, doch diese schüttelte kaum merklich mit dem Kopf, woraufhin beide ruhig sitzen blieben.

Sturmherz entging nicht, wie glücklich Nebelpfote aussah. Er strahlte aus dem Inneren heraus voller Energie und Tatendrang. Dachsjunges hingegen wirkte … unzufrieden? Neidisch? Ja, Sturmherz glaubte Neid in ihren Augen aufflammen zu sehen, als sie ihren Bruder mit Blaukralle zusammen sah. Offenbar hatte sie sich denselben Mentor gewünscht.

„Jetzt reiß dich zusammen“, hörte er Milchkralle leise raunen, als Fleckennase seinen Hintern kaum still halten konnte. Ob er nervöser war als seine zukünftige Schülerin? Vermutlich.

„Dachsjunges, du bist nun sechs Monde alt und es ist an der Zeit, um mit deiner Ausbildung zu beginnen. Von diesem Tag an, bis diese Schülerin sich ihren Kriegernamen verdient hat, wird sie Dachspfote heißen. Ich bitte den SternenClan, über diese Schülerin zu wachen, bis sie in ihren Pfoten die Kraft und den Mut eines Kriegers findet.“ Schwarzsterns nickte Fleckennase zu. Augenblicklich schienen Dachspfote die Gesichtszüge zu entgleiten, doch wenige Sekunden später hatte sie sich wieder gefangen. „Fleckennase, du bist nun bereit einen Schüler auszubilden. Du wurdest von Apfelpelz hervorragend ausgebildet und du hast bewiesen, dass du stark und mutig bist. Du wirst der Mentor von Dachspfote sein und ich bin davon überzeugt, dass du dein Wissen an sie weitergeben wirst.“

Fleckennase strahlte aus jeder Pore seines Körpers Zufriedenheit und Stolz aus. Er stolzierte beinahe zu Dachspfote, berührte ihre Nase mit seiner und kehrte dann mit ihr in die Reihen der anderen Clankatzen zurück.

„Dachspfote! Dachspfote! Dachspfote!“, rief der gesamte Clan, dann löste Schwarzstern die Versammlung auf und alle verstreuten sich über das Lager.

„Wir werden bei Sonnenaufgang mit dem Training beginnen“, wies Blaukralle seinen Schüler an und musterte Nebelpfote dabei von oben bis unten. „Ich erwarte, dass du immer dein Bestes gibst, verstanden?“

„Ja, Blaukralle.“

„Und ich erwarte, dass du mir ein loyaler Schüler sein wirst. Wenn ich dir eine Aufgabe übertrage, wirst du sie ausführen. Ich werde sehr streng mit dir sein, aber du wirst die beste Ausbildung bekommen, die in diesem Clan möglich ist, wenn du dich anstrengst und voll und ganz darauf konzentrierst.“

„Ja, Blaukralle.“

Blaukralle schaute noch einen Moment auf Nebelpfote herab, dann nickte er zufrieden. „Und nun geh in den Bau der Schüler und schlaf dich aus. Die Zeit des Faulenzens ist vorbei.“ Mit diesen Worten entließ Blaukralle ihn und trottete zum Bau der Königinnen, an dem seine Mutter Rosentau bereits auf ihn wartete.

„Auch wir beginnen morgen bei Sonnenaufgang mit dem Training“, sagte Fleckennase gerade, wirkte dabei aber deutlich unsicherer und improvisierter als Blaukralle. Ob er sich überhaupt schon Gedanken darüber gemacht hatte, wie er das Training gestalten würde?

Dachspfote rollte mit den Augen, doch Fleckennase schien es nicht zu bemerken.

„Bis morgen früh.“

„Bis dann“, erwiderte Dachspfote und beeilte sich, um zu Nebelpfote zu gelangen, der am Eingang des Schülerbaus auf seine Schwester gewartet hatte.

Milchkralle und Fleckennase gingen bereits zum Bau der Krieger, während Sturmherz sich zurückfallen ließ. Sein Blick fiel auf Schattenjunges, Flockenjunges und Frostjunges, die am Rand des Lagers saßen und angeregt miteinander diskutierten. Einzelne Gesprächsfetzen flogen bis an Sturmherz‘ Ohren. Sie versuchten zu erraten, wen sie in zwei Wochen als Mentoren bekommen würden. Gleichzeitig mutmaßten sie, dass Nebelpfote früher zum Krieger ernannt werden würde als Dachspfote.

Sturmherz trottete weiter, bis Dachspfote und Nebelpfote in Hörweite waren.

„Du hast so ein Glück“, murrte Dachspfote gerade. „Du hast Blaukralle bekommen, den besten Krieger im Clan. Ich wünschte, ich hätte ihn als Mentor.“

Nebelpfote schien eine Grimasse zu ziehen. „Ich bin zufrieden.“

„Das ist so unfair!“, jammerte Dachspfote weiter. „Ich habe Fleckennase. Fleckennase! Er macht keinen besonders fähigen Eindruck. Wenn es wenigstens Milchkralle oder Sturmherz geworden wären! Die sind zwar genauso jung wie Fleckennase, aber ihnen traue ich viel mehr zu. Milchkralle ist so strategisch und cool, sie weiß alles. Und Sturmherz ist so groß und kräftig, außerdem hat er in der ersten Reihe gegen den Bären gekämpft und die Zweibeiner benutzt, um den Clan zu retten.“

„Fleckennase hat die Gefahr zuerst gerochen“, warf Nebelpfote ein. „Die Geschichte kennt doch jeder.“

„Er hat sie gerochen, oh, super“, spottete Dachspfote nun bitter. „Und die Krieger und Schwarzstern haben ihm nicht geglaubt. Das sagt doch schon alles. Er ist unfähig. Ich werde mich selbst ausbilden müssen.“ Und dann, ein bisschen leiser und zögerlicher: „Du musst mir helfen.“

Doch zu Sturmherz‘ Überraschung wandte Nebelpfote sich von seiner Schwester ab. „Es tut mir leid, aber das kann ich nicht. Wir sind jetzt Schüler, keine Jungen mehr. Jeder ist für sich selbst verantwortlich und muss die Ausbildung zum Krieger mit eigenen Pfoten durchlaufen.“

Dachspfote wirkte geschockt. Ihre sonst so kratzbürstige Art kam erheblich ins Wanken. „Aber … Nebelpfote! Wir sind Geschwister, wir müssen zusammenhalten!“

„Das mag bisher so gewesen sein, Dachspfote, aber jetzt nicht mehr. Ich möchte hart trainieren, um schnell zum Krieger zu werden. Blaukralle hat Recht, wenn er sagt, dass ich mich voll und ganz auf meine Ausbildung konzentrieren muss.“

Einen Augenblick lang herrschte Stille. Sturmherz konnte durch das Dickicht erkennen, wie geschockt Dachspfote war, doch sie fing sich schnell wieder und konterte gewohnt gehässig: „Bitte, wenn du meinst, dass du auf einmal etwas Besseres bist, dann nur zu. Ich werde dir schon zeigen, was in mir steckt. Mutter und Vater werden stolz sein. Der ganze Clan wird stolz sein.“ Sie versuchte selbstsicher zu wirken, doch ihre Stimme bebte. Dann drehte sie sich schwungvoll um, rollte sich auf dem Moos ein und schloss die Augen.

Sturmherz hatte Mitleid mit ihr, doch das war nicht sein Kampf, nicht seine Verantwortung. Er ließ den Bau der Schüler hinter sich und legte sich neben Milchkralle und Fleckennase in sein eigenes Nest. Noch zwei Wochen, dann würde auch er einen Schüler haben, um den er sich kümmern musste. Es wurde Zeit, sich Gedanken über das Training zu machen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  yazumi-chan
2016-10-26T22:33:31+00:00 27.10.2016 00:33
Aww, Fleckennase tut mir so leid! Er ist total euphorisch und freut sich auf Dachspfote und sie ist eine richtige Bit*h. Hoffentlich sieht sie bald, dass er ein toller Mentor ist und Fleckennase wird nicht von ihr verletzt. Mir gefiel Sturmherz` Grund, Flockenjunges zu wählen, total gut. Ich konnte es genau nachvollziehen und hätte vermutlich ganz ähnlich gehandelt. Außerdem haben die beiden denselben Körperbau, das wird ihm helfen, Flockenjunges das Kämpfen beizubringen.
Antwort von:  Kalliope
27.10.2016 11:57
Wie kannst du die liebreizende, überaus freundliche Dachspfote nur eine Bitch nennen? xD Auf jeden Fall wird er es mit ihr nicht einfach haben.
Freut mich, dass das so gut rübergekommen ist :)
Von:  BlackSpark
2016-10-04T14:40:52+00:00 04.10.2016 16:40
Ja, es geht weiter. Wow jetzt schon Schüler? Herrje armer Fleckennase, ich hoffe wirklich sehr das Dachspfote mit ihm warm wird, in ihm steckt sehr viel Potential um ein guter Mentor zu werden. Anders als Blaukralle, ich sehs jetzt schon kommen das er Nebelpfote und Dachspfote durch seine Ansprüche auseinander reißt.....
Antwort von:  Kalliope
04.10.2016 18:39
Ja, Schwarzstern möchte ihnen Schüler geben, weil sie sich in dem Kampf gegen den Bären behauptet haben. Zudem sind gar nicht mehr so viele ältere Katzen im Clan übrig. Apfelpelz, Eisbart, Haselschweif und Rosentau hatten selbst erst Schüler, deshalb gönnt er ihnen mal eine Pause :) Außerdem lässt sich so wunderbar ein Konkurrenzkampf zwischen Blaukralle und den anderen heraufbeschwören :D
Antwort von:  BlackSpark
05.10.2016 09:52
Ja, ich fürchte nur das eben dieser Konkurrenzkampf aus Geschwistern Rivalen macht. Obwohl sowas erhöht immer den Drama Effekt xD
Antwort von:  Kalliope
05.10.2016 16:49
Eben :3 Und Drama kann ja nie schaden :D
Antwort von:  BlackSpark
06.10.2016 07:47
Das Ist in der Tat korrekt 😊
Von:  Wolfsfeuer
2016-10-03T12:23:12+00:00 03.10.2016 14:23
Da hat Rosentau ja ihr Fuchsjunges bekommen XD Sie hat sicherlich geprahlt, dass IHR Blaukralle den Clan soviele Krieger bescheert XP Da war jemand fleißig.
Und der kleine Flockenpfote wird sicherlich eine Herrausforderung werden. Der kleine Pazifist. Und Fleckennase war ja sehr schnell bei seiner Entscheidung. Ob da mehr dahinter steckt als nur die Fellfarbe ( ͡° ͜ʖ ͡°)
Antwort von:  Kalliope
03.10.2016 22:52
Oh ja, wer wird wohl Rosentaus Lieblingsenkel werden ... xD Aber bis die beiden Kleinen Schüler werden, dauert es noch ein halbes Jahr.

Flockenjunges ist ein großer Haufen Plüsch :D

Und zu Fleckennase ... *mit den augenbrauen wackel* Muss ich mehr sagen? ;)


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