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Beat of a Damned Lover

Übersetzung der gleichnamigen FF auf ff.net
von

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Subliminale Drohungen

Rauch wirbelte aus einem Gitter am Boden heraus; es führte zu den Kellern, in welchen man Rufe hören konnte und Männer, die sich gegenseitig abschrien. Von irgendwo inmitten dieses riesigen Gebäudes klingelte ein Feuermelder laut durch das Chaos. Und durch die Verwirrung und den aufsteigenden Rauch, der aus jeder verfügbaren Ritze aufstieg, schlichen sich fünf Schatten am Haus entlang und flüsterten sich panisch zu.

 

„Kenny, das werd' ich dir nie verzeihen!“

 

„Was ist dein Problem? Wir sind entkommen, nicht wahr?“

 

„Aber meine Mütze! Du hast meine Mütze VERBRANNT!“

 

„Shh! Tyson, sei leise!“, zischte Hilary ihn an, „wir haben dafür jetzt keine Zeit!“

 

Sie schielte um eine Ecke des Gebäudes und stieß ein kleines, erleichtertes Seufzen aus; sie hatten schon fast die Vorderseite des Gebäudes erreicht, auf dem Parkplatz standen mehrere unbewachte Autos, da die Sicherheitsleute noch immer auf der Rückseite des Gebäudes nach fünf Idioten suchten, die es irgendwie geschafft hatte, ihnen zu entwischen.

 

„Er hat meine Mütze verbrannt!“, protestierte Tyon, „diese Mütze war mein ganzer Stolz! Mein Baby! Mein geliebtes-“

 

„Oh, um Gottes Willen, ich kauf' dir 'ne neue!“, schnappte Kenny irritiert, als Max sich um Hilary herum lehnte, um selbst nachzuschauen. „Jetzt gerade haben wir größere Probleme, als deine blöde Mütze, wie kommen wir hier weg?“

 

„Nun, wenn jemand weiß, wie man ein Auto kurzschließt, sind wir schon unterwegs“, flüsterte Max über seine Schulter nach hinten.

 

Seh' ich so aus, als wüsste ich, wie man ein Auto kurzschließt?“, erwiderte Tyson darauf mit einem tiefen, unschuldigen Tonfall.

 

„Oh, komm schon, so schwer kann das nicht sein“, argumentierte Max, der noch immer um Hilary herum schielte, „Menschen machen das die ganze Zeit.“

 

Hilary zog ihre Augenbrauen in die Höhe und warf ihm einen Blick zu. „Weißt DU, wie man ein Auto kurzschließt?“

 

Max nuschelte etwas vor sich hin und gab dann zu: „Nein... aber ich hab's in Filmen gesehen.“

 

„Oh wirklich, sie zeigen einem eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, nicht wahr?“

 

„Es kann nicht so schwer sein“, sagte Max erneut, „Kinder schließen immer Autos kurz, so machen sie Spritztouren.“

 

„Nun, das nächste Mal, wenn du siehst, wie ein Kind ein Auto klaut, weißt du ja jetzt, dass du nach Anweisungen fragen solltest.“

 

„Es ist nicht nötig, dass du jetzt so drauf bist.“

 

„Dann benimm dich nicht so idiotisch!“

 

„Okay, es war nur eine-“

 

„Leute, das hilft niemandem weiter.“ Kenny erschien an ihrer Seite und verpasste Max eine auf den Hinterkopf. „Wir müssen eine andere Lösung finden.“

 

„Wir könnten auch einfach 'rausfinden, zu welchem Auto diese hier gehören.“

 

In eins drehten sich Max, Hilary, Kenny und Tyson um und schauten auf das kleinste Mitglied ihrer Gruppe; Daichi hielt einen Satz Autoschlüssel in die Höhe und blinzelte seine Freunde erwartend an.
 

„Oh, Daichi, ich glaube, ich liebe dich!“, gurrte Tyson, „ich schwöre, ich könnte dich küssen!“

 

Daichi sah bei diesen Worten recht alarmiert aus, während Max die Hand austreckte und ihm die Schlüssel abnahm; den anderen befehlend, dort auf sie zu warten, schlichen Tyson und Max von ihrer Wand fort und hechteten hinter einen günstig platzierten Baum. Sich umsehend schlichen sie zum nächsten Baum und wieder zum nächsten, bis sie die Autos erreichten.

 

Versuchsweise probierte Max sein Glück mit dem, das ihm am nächsten stand.

 

„Und?“, fragte Tyson, der sich panisch umblickte.
 

„Nope.“

 

„Versuch' das nächste.“

 

Sie flitzten um das erste Auto herum und versuchten es beim zweiten. Und dem dritten. Und vierten. Fünften. Sechsten. Siebten. Achten. Neunen. Zehnten-

 

„Ich hab's!“, jubelte Max leise, als die Schlüssel ohne Widerstand in das Schloss glitten und ein Klicken ertönte.

 

Tyson wedelte mit einer Hand über die Dächer der Autos hinweg und gestikulierte zu den anderen, die noch immer bei der Wand standen; er drehte sich wieder um, als Max ihm die Schlüssel überreichte.

 

„Warum gibst du mir dir?“

 

„Ich weiß nicht, wie man fährt.“
 

„Naja, ich auch nicht.“

 

„Ich bin mir sicher, dass du das lernst.“ Max klopfte Tyson auf die Schulter und glitt in den Beifahrersitz, als Hilary, Kenny und Daichi sie gerade erreichten.

 

Hilary warf Tyson einen zweifelhaften Blick zu. „Weißt du, wie man fährt?“

 

„Nein, du?“

 

„Nein.“

 

„Ah“, nickte Tyson mit einem Seufzen und warf dem Auto einen kritischen Blick zu, „so schwer kann das nicht sein.“

 

„Natürlich nicht, mach' einfach das Gegenteil von dem, was dein Opa macht“, wies Kenny ihn an, als er sich mit Hilary und Daichi auf die Rückbank setzte.

 

„Richtig“, nickte Tyson und hüpfte auf die Fahrerseite. „Memo an mich: Wenn ich hier lebend rauskomme, Fahrstunden buchen.“ Er kletterte hinein und schloss die Tür. Es gab eine Pause, als Tyson die ganzen Anzeigen und Hebel anschaute, die über die Amatur verteilt waren. „Oh Junge.“

 

Mit den Augen rollend lehnte Hilary sich vom hinteren Teil des Autos nach vorne und flüsterte in sein Ohr: „Autos funktionieren viel einfacher, wenn du den Schlüssel in das Zündschloss steckst.“

 

Tyson murrte sie an, tat aber, wie ihm geheißen; er drehte den Schlüssel und der Motor erwachte brüllend zum Leben, Tyson löste die Handbremse, wie er es schon tausend Mal bei seinem Opa gesehen hatte und drückte den Stab hoch, sodass er bei dem Buchstaben R ruhte, unter welchem Tyson Rückwärtsgang verstand.

 

„Äh, Tyson.“ Max stupste seinen Freund an der Schulter an.

 

„Ich bin etwas beschäftigt, Max.“

 

„Das ist wichtig.“

 

Tyson schaute auf.

 

Tyson schrie.

 

Matthew Hiwatari, Kais Vater, stand vor dem Auto und blickte finster auf sie hinab wie ein großer Schatten; er blockierte das Sonnenlicht und schaute auf sie alle hinunter, seine Arme waren verschränkt und sein Blick düster.

 

Max hob die Augenbrauen. „Nicht schlecht“, kommentierte er, „aber Kai ist immer noch gruseliger.“

 

Vom Rücksitze grollte Hilary in Frustration. „Drück' schon auf's Gas!“, kreischte sie.

 

Tyson setzte sich sofort in Bewegung; sein Fuß drückte das Pedal durch, von dem er hoffte, dass es das Gas war, das Auto schoss fast zehn Meter nach hinten, die Räder drehten sich gegen den Kies, als sie auf die Fahrbahn rutschten. Irgendwie griff Tyson nach dem Lenkrad, als sie nach hinten flogen, und drehte es drei Mal; sie drehten sich auf der Stelle, Hilary schrie und Kenny klammerte sich an seinem Sitz fest, als ginge es um sein Leben.

 

Matthew Hiwatari rannte bereits zu einem großen Harley Motorrad, das alleine geparkt war; er sprang darauf und startete es, das Motorrad beschleunigend, als es nach vorne brauste. Durch reines Glück und etwas, von dem Tyson nachher als natürliches Talent erzählen würde, zeigte das Auto grob in Richtung des großen Haupteingangs mit den zwei Toren, die nach draußen und nach Russland führten. Das Auto anpassend, donnerte Tyson die Einfahrt entlang und das Auto brauste nach vorne, die Räder durchdrehend und der Motor brennend, und Matthew Hiwatari kam ihnen von hinten näher.

 

Der Rest der Autofahrt war eine Mischung aus einer verschwommenen Straße und gerufenen Anweisungen, von denen Tyson keine hörte.
 

„Pass' auf den Baum auf!“

 

„Bleib' auf der linken Seite der Straße! Wir wollen keinen Unfall!“

 

„In dem Fall sollten wir besser auf der rechten Seite der Straße fahren! In Russland fährt man rechts.“

 

„Nein, tut man nicht!“

 

„Doch, tut man!“

 

„Nein!“

 

„Doch!“

 

„Nein!“

 

„Oh, fahr' einfach durch die Mitte!“

 

„Pass' auf den Busch auf!“

 

„Mach' schneller, er kommt näher!“

 

„Schneller, Tyson, schneller!“

 

„Werd' nicht langsamer!“

 

„Oh nein, wir werden sterben!“

 

„Kenny, sei nicht so dramatisch!“

 

„Pass' auf die Statue auf!“

 

„Komm' nicht von der Straße ab!“

 

„TYSON, PASS AUF DEN TORPFOSTEN AUF!“

 

Tyson sah ihn im letzten Moment und lenkte nach links; das Auto schoss aus dem Haupttor und der Drache drückte so fest er konnte auf die Bremse. Das Auto schlitterte nach vorne, das Gummi brannte; die andere Seite der Straße kam immer näher und näher. Sie all schrien. Die Wand kam näher. Und näher. Sie würden sie treffen. Sie würden-

 

Das Auto kam ruckartig zum stehen, nur Zentimeter von der Wand entfernt und Tyson ließ den Kopf mit einem Schrei der Erleichterung nach hinten fallen; die anderen seufzten tief auf und Kenny lachte hysterisch.

 

„Leute.“ Hilary schaute durch das Heckfenster nach hinten und stupste Tysons Schulter.

 

Der Drache schaute nach hinten und keuchte auf; schwarzer Rauch stieg von den Haupttoren auf und verstopften beinahe alles, die Luft stank mit Dämpfen, die im Hals brannten und das kleine Flackern eines Feuers wurde größer. Das riesige Motorrad lag verlassen auf der Seite, der Motor brummte noch immer. Matthew Hiwatari lag einige Meter entfernt, sein Körper regungslos und sein Arm in einer gebrochenen Position ausgestreckt.

 

Tyson schluckte. „Ich vermute, er hat den Torpfosten nicht verfehlt.“

 

                                                                                                                    

 

Das Motorrad düste davon und Schnee wirbelte auf; zurückgelassen wurden zwei große Figuren, die mit grimmigem Gesichtsausdruck dabei zusahen, wie das Motorrad ihr Sichtfeld verließ. Kai war nicht glücklich. Tala war ein Verräter, jemand, dem man nicht vertrauen durfte. Und dennoch war Ray bei ihm, entschlossen zu glauben, dass es etwas Gutes in dem Rotschopf gab.

 

Ein Stirnrunzeln verunstaltete seine roten Augen, als er weiterhin die leere Straße hinabblickte. War er zu streng mit Ray gewesen? Vielleicht hätte der Neko-Jin Black Dranzer geheimgehalten, genauso wie Kai ihn darum gebeten hatte.

 

Nein, das Risiko war zu groß.

 

Tala war noch immer auf Boris' Seite und wenn Boris Black Dranzer in die Hände bekam, würde die Hölle ausbrechen.

 

Neben dem Phönix stand Bryan, die Hände tief in den Taschen vergraben; er wühlte den Boden mit seinem Stiefel auf und trat den Schnee. Es war so weit draußen kalt, der Wind stach und der Himmel über ihnen war trostlos. Wahrscheinlich würde es bald schneien. Bryan schaute zur Seite, wo Kai regungslos stand; sie hatten sich zusammengeschlossen, als Tala der Verräter sie konfrontiert hatte, hatten sie als Team zusammen gehalten. Was beudetete das? Bedeutete es irgendwas? War es überhaupt wert, es zu wissen? Würde Kai sich nur abwenden? Der Falke fluchte lautlos vor sich hin und rüttelte sich. Er brauchte Kais Anerkennung nicht. Er brauchte Kai nicht.

 

Aber als sie... etwas gehabt hatten... Bryan hatte es gemocht; er hatte es genossen, es was gut gewesen. Kai war etwas gewesen, das Bryan nie zuvor gehabt hatte und das mochte er. Bryan wollte das zurück haben. Er verfluchte sich selbst erneut, aber er wollte es wiederhaben. Er wusste nur nicht, wie er es kriegen sollte. Sein Gesicht verzog sich, als er den Boden anblickte und er trat ihn erneut.

 

„Du bist nicht mit Tala gegangen.“

 

Der Falke blickte rasch auf. „Was?“

 

„Als Tala hier war hast du dich ihm nicht angeschlossen.“

 

„Warum sollte ich? Er ist ein Verräter“, erwiderte Bryan etwas verwirrt.

 

„Er ist dein Captain?“

 

„Und?“

 

Der Phönix schaute ihn zum ersten Mal an. „Hast du nicht geschworen, deinem Captain immer zu folgen?“

 

„... Ja“, nickte Bryan langsam, er wusste nicht, was er sonst sagen sollte. „Was soll's?“

 

„Ich dachte nur, das würde bedeuten, dass du Tala folgst, egal, wohin er geht.“

 

„Solange ich Lust drauf habe“, fügte Bryan hinzu, „und ich hab' keine Lust drauf.“

 

Kai nickte. „Ich verstehe.“

 

Stille legte sich wieder um sie und wurde nur durch den Wind gefüllt, der von den höher gelegenen Stellen, an denen es noch kälter war, auf sie herabwehte. Aber das frierende Land störte Kai nicht. Er konnte ihn spüren. Black Dranzer. Er brannte sich in seine Tasche; rief nach ihm, griff nach seiner Lust und seinem Bedürfnis nach Macht. Er konnte ihn fast schon hören. Er wusste, dass er wollte, dass er ihn berührte, dass er eine Hand in die Tasche gleiten ließ, um ihn herauszuholen.

 

Er spannte den Kiefer an und zwang seine Hände gewaltsam davon; Black Dranzer würde ihn nicht kontrollieren, nicht noch einmal. Er würde nicht so schwach sein. Seine Finger kribbelten ungeduldig, Black Dranzer raschelte ruhelos; es war wie eine langsame, süße Melodie, die für Kai alleine war. Der schwarze Phönix sang für ihn, und er wollte ihn; Kais Hand zuckte unbewusst, als sich die lockende Macht aufbäumte und wie eine heiße Welle durch seinen Körper drang.

 

Seine Finger fühlten sich kalt und schwer an, doch seine Berührung war sacht, als die Entscheidung, sich nie wieder von Black Dranzer rufen zu lassen, sich in verschwommene Worte auflöste, die sich in Kais Hirn benebelt anfühlten. Er konnte Black Dranzer sehen, die Augen, die sich in ihn hinein brannten; sein Hirn schaltete sich aus und alles, was er sehen konnte, waren die überwältigenden schwarzen Flügel, die sich aufrichteten, um sich auszuschütteln, und der Schnabel wurde erhoben und streckte sich genussvoll, als Kais Entschlossenheit schwächer wurde.

 

Das war die eine Sache in der Welt, die ihn brechen konnte: Macht, es war sein Hunger, sein Verlangen; denn das war die Sache, von der ihm beigebracht wurde, sich nach ihr zu sehnen. Blockiere alles, abgesehen von dem Durst nach Macht. Es war wieder und wieder sein Untergang gewesen, und jetzt geschah es erneut; denn Black Dranzer war in seiner Hand, ruhte schweigend in seiner Handfläche. Er blitzte im Licht des Himmels auf-

 

Eine Hand ergriff ihn, hart und grausam; Kai holte aus, ließ seinen Angreifer fliegen, dann war da ein Fluch und ein Aufschlag, dem der Phönix keine Aufmerksamkeit schenkte, als der zurück zu dem Bitbeast vor sich schaute-

 

Das nächste, was er wusste, war, wie er grob gerammt und zu Boden geworfen wurde; die zwei Körper krachten in den Schnee und rangen miteinander, als Black Dranzer von ihm genommen wurde. Der schwarze Phönix schrie vor Zorn auf, und der Teil von Kais Kopf, der dem Biest gehörte, warf sich nach vorne und schlug nach dem, der sie getrennt hatte-

 

„Komm' wieder zu dir!“, knurrte Bryan und zwang Kais Hand zurück; er saß breitbeinig auf der Hüfte des Phönix' und drückte Kai stärker nach unten. Der Phönix wehrte sich, doch dieses Mal war Bryan bereit und er sperrte den Körper unter sich ein. Kai drehte den Kopf, um nach dem Bitbeast im Schnee zu schauen und Bryans heißer Atem blies auf die Seite seines Gesichts; er blickte zurück zu dem Falken über ihm und entspannte sich. Ihre Nase berührten sich fast, die Lücke zwischen ihren Mündern war beinahe ein solides Objekt anstelle von dünner Luft; ihre Blicke blieben aneinander hängen, als sich etwas anderes, als der Hunger nach Macht in ihnen regte.

 

Es war ein Hunger, doch von anderer Art und beinahe gleichzeitig spürten sie das Verlangen des Körpers eines Anderen, den Geschmack eines Anderen; Bryan leckte sich in Erwartung die Lippen und es war wie ein Kick, als die rubinroten Augen sich senkten, um zuzuschauen. Die Aufregung stieg an und trotz des kalten, feuchten Schnees, der ihre Kleidung nass machte, war die Luft heiß-

 

„Na, was haben wir denn da?“

 

Bryan entfernte sich von Kai und setzte sich auf, um mit erschrockener Aggression zu dem Mann zu schauen, der über ihnen stand; Kai setzte sich ebenfalls auf und sah über seine Schulter zu dem Mann, von dem er halb erwartet hatte, ihn zu sehen, seit er die Wahrheit herausgefunden hatte. Er wandte sich ab und schaute eher zu Bryan als zu dem Mann hinter ihm.

 

„Ich hab' ich schon gefragt, wann du mich finden würdest“, sagte er emotionslos, „du hast länger gebraucht, als ich gedacht habe.“

 

Tony schaute finster, durch Kais bloßen Anblick erzürnt, der noch immer so dicht beim Falken saß. „Aber ich hab' dich trotzdem gefunden!“

 

„Das mag sein“, gab der Phönix zu, „aber ich hab' dir trotzdem mehr zugetraut, als du wert bist.“

 

Tony knurrte, versucht, eine bissige Antwort zu geben; doch dann, als wenn man einen Hebel umgelegt hätte, hellte er auf und ein hässliches, krudes Lächeln breitete sich auf seinem Mund aus. „Das interessiert jetzt nicht mehr, Hiwatari, denn ich werde dich töten.“

 

                                                                                                                    

 

Das Motorrad war langsamer geworden, als es in Moskau eintraf und der Wind peitschte nicht so grausam an ihnen vorbei; dennoch war der Neko-Jin festgefroren, als er sich wie ein festgewordener Rucksack an Talas Rücken klammerte. Seine Finger waren taub und sein Zittern war schon vor gut zehn Minuten vergangen; sein Körper war dabei, auszuschalten, und Ray hatte das Gefühl, er könnte sich nie wieder bewegen.

 

Doch das belastete ihn nicht, nicht einmal annährend so viel, wie ihn etwas anderes störte; denn so langsam hatte er Angst, dass er falsch gelegen hatte, es macht ihm Sorgen, dass er sich in Tala geirrt hatte. Volkommen geirrt.

 

Er hatte keine Besorgnis gefühlt, bis sie Moskau erreicht hatten; Ray hatte nicht gefragt, wo Tala hinfuhr und hatte sowieso nicht gedacht, dass er das überhaupt wissen müsste, doch wo der Wolf nun so zielstrebig Gas gab, begann Ray, sich zu wundern. Sobald sie die Stadt erreicht hatten, hatten sie die Hauptstraßen verlassen und sich stattdessen an leere Seitengassen gehalten, in denen der Wind mit einem monströsen Schrei auf sie hinab heulte. Ein oder zwei Mal hatte er darüber nachgedacht, Tala zu fragen oder ihn zum Anhalten zu bringen; doch seine Lippen waren zu stark zusammengefroren und Ray war sich nicht allzu sicher, dass Tala anhalten würde, wenn er ihn fragte.

 

Ray bekam erst ein schlechtes Gefühl, als sie die Bahnstation hinter sich gelassen hatten, über eine Hauptstraße in eine Hintergasse düsten, dass Ray plötzlich ein schlechtes Gefühl hatte, dass er wusste, was ihr Ziel war. Das Gefühl war schlimmer geworden, als Tala langsamer geworden war und das Motorrad kurz abgestellt hatte, um jemanden anzurufen; die Unterhaltung war kurz und auf russisch gewesen, was bedeutete, dass der Neko-Jin kein Wort davon verstanden hatte.

 

Dem Tiger kam der Gedanke, dass er vielleicht absteigen sollte; doch er hatte sich nicht bewegt. Er hatte nicht gewusst, warum, und als Tala sein Handy wegsteckte und das Motorrad erneut startete, hatte Ray sich selbst für seine Dummheit getreten. Vielleicht lag es daran, dass er noch immer versuchte, daran zu glauben, dass es etwas Gutes in Tala gab, etwas Menschliches, das Ray wiederfinden konnte.

 

Er wusste, dass er es in der Hütte, die sie sich geteilt hatten, gefunden hatte; dort war etwas in Tala gewesen, Sehnsucht, Hunger, etwas, das einen menschlichen Aspekt offenbart hatte. Und Ray hatte ihn gefunden. Vielleicht konnte er ihn wieder finden. Vielleicht war noch nicht alles verloren.

 

Doch er überdachte seine Hoffnungen, als sie an den Haupttoren der Abtei langsamer wurden; Tala brachte das Motorrad zum Stehen und schaltete den Motor aus. Ray beiseite schiebend, stellte er das Motorrad hin und kletterte hinunter.

 

„Runter da“, sagte er zu dem Neko-Jin, der noch immer an seinem Sitz festgefroren dasaß.

 

„Was machen wir hier?“, fragte Ray leise, als er sich selbst umarmte, seine Arm fest an sich drückte, um ihnen wieder Leben einzuhauchen.

 

Tala schaute zu ihm zurück und für einen Moment, in dem Tala erwartete, dass der Tiger jeden Augenblick brach, trafen sich ihre Blicke. „Wenn du die Antwort nicht kennst, bist du dumm“, erwiderte er kalt, als er sich niederkniete, um sein Hosenbein hochzuziehen.

 

„Ich kenne die Antwort“, flüsterte der Neko-Jin, als Tala eine kleine Schusswaffe, die an sein Schienbein gebunden war, hervorzog; Ray hatte schon zuvor einen Blick auf sie erhaschen können, doch Tala hatte sie bei sich und außerhalb seiner Reichweite behalten. „Aber ich will trotzdem, dass du es mir sagst.“

 

„Wo ist der Sinn darin?“, fragte der Wolf, der sich nun wieder aufrichtete und die Waffe in seine Innentasche gleiten ließ.

 

Ray blickte ihn an, sein goldener Blick traf auf den eisig blauen. „Weil ich will, dass du zugibst, was du hier tust.“

 

Tala starrte zurück und für einen Augenblick antwortete nicht, dann spannte er den Kiefer an und sagte mit emotionsloser Stimme: „Ich werde dich Boris geben. Das wird ein Zeichen meiner Treue sein und er wird mir wieder vertrauen.“

 

„Und dann wirst du ihn umbringen“, beendete Ray den Satz.

 

„Wenn du das schon wusstest, warum hast du dann gefragt?“

 

„Ich wollte sehen, ob du irgendeine Art von Schuldgefühlen hast.“

 

Der Rotschopf schnaubte. „Und warum sollte ich die haben?“

 

„Weil ich nicht will, dass du das machst“, erwiderte Ray. Er lehnte sich in seinem Sitz nach vorne, um den Wolf aus der Nähe anzuschauen, ließ dabei nicht zu, dass ihre Blick sich trennten. „Bitte, Tala. Du weißt, war er mir antun wird, und du wirst ihn an mir experimentieren lassen müssen, bevor er auch nur darüber nachdenkt, dir wieder zu vertrauen.“

 

„Das juckt mich nicht“, zuckte der Rothaarige mit den Schultern, „du bist der Narr, wenn du geglaubt hast, ich würde irgendwas für dich empfinden.“



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