Beat of a Damned Lover von Khaosprinz (Übersetzung der gleichnamigen FF auf ff.net) ================================================================================ Kapitel 10: Andere Perspektiven ------------------------------- Kai drehte sich vom Fenster weg, als es vorsichtig an seiner Tür klopfte und Ray mit einem Stück Papier in der Hand eintrat. Kai überprüfte beinahe besessen, dass Bryan sich nicht im Raum befand, aber dann erinnerte er sich daran, dass er gerade dabei zugeschaut hatte, wie Bryan Tyson im Schnee begrub. Normalerweise hätte Kai sich eingemischt und das unterbunden, aber Bryan verbuddelte Tyson nur, um den Drachen davon abzuhalten, noch mehr Mädchen für Kai zu suchen, was Kai selbst für äußert lästig hielt. Doch wenn Kai ganz ehrlich war, tief im Inneren, dann wusste er, dass der wahre Grund, weswegen er Bryan Tyson vergraben ließ, war, dass Kai den Gedanken an einen besitzergreifenden Bryan schätzte.   „Ich habe nachgedacht“, sagte Ray.   „Das ist mal was anderes“, kommentierte Kai und drehte sich zurück zum Fenster, als Tyson aufheulte.   Ray hielt inne und stellte sich neben Kai an das Fenster; ruhig schaute er zu, wie Bryan Schnee über Tysons Kopf rieb. „Hälst du ihn auf?“, fragte Ray und nickte zu Bryan.   „Warum sollte ich?“, fragte Kai.   „Weil er dabei ist, Tyson tief im Schnee zurückzulassen.“   „Er macht das nur, weil Tyson immer noch versucht, meine 'einzig wahre Liebe' zu finden. Bryan tut mir 'nen Gefallen.“   „Ich dachte, du hasst Bryan, und er hasst dich“, sagte Ray im Unschuldston.   Kai hielt inne; wusste Ray etwas? Er schielte rüber zu Ray, der noch immer aus dem Fenster sah, mit einem kaum unterdrückten Lächeln. „Er tut mir unbewusst 'nen Gefallen“, sagte er vorsichtig und wartete auf Rays Reaktion.   Ray Reaktion war, seinen Ausdruck bedächtig möglichst neutral zu halten, wobei er ziemlich schlimm versagte. Der Neko-Jin räusperte sich, als er sich Kais verdächtigendem Blick bewusst wurde. „Das wird dann alles sein.“ Er schenkte Kai ein strahlendes Lächeln und wedelte mit dem Stück Papier, das er in der Hand hatte, um den Phönix abzulenken.   Kais Blick landete auf dem Papier und, mit geweiteten Augen, schnappte er den Zettel von Ray, dessen Gesicht ernst geworden war. „Wo hast du das her?“, schnappte Kai als er den Brief, der angeblich von Voltaire stammte, anstarrte.   „Wo du ihn gelassen hast“, antwortete Ray.   „Abgeschlossen in meiner Nachttischschublade.“   „Oh, da war er also?“, sagte Ray rasch, während er einen Dietrich versteckte.   Kai legte den Brief ab und packte Ray um die Hüfte, befor er den Neko-Jin kopfüber drehte und ihn schüttelte, sodass der Inhalt seiner Taschen auf den Boden fiel. Jener bestand aus einem Beyblade, einigen Münzen von verschiedenen Kontinenten und dem Dietrich, den Kai in Gewahrsam nahm, bevor er Ray wieder auf den Boden setzte. Kai blickte zu Ray der mit den Schultern zuckte und beschämt errötete.   „Ich bin dein Freund“, sagte Ray, „es ist mein Job, deinen Nachttischaufzubrechen um die Quelle deiner Sorgen und aufgestauten Wut zu ergattern.“   „Oh, ist es das?“, sagte Kai und verpasste Ray einen leichten Schlag auf den Kopf, „und ich nehme an, das ist auch das, worüber du nachgedacht hast.“   „Das ist es in der Tat.“   „Anstatt zu packen, damit du den Flug zurück nach Japan nicht verpasst, den ich für euch arrangiert habe.“   „Hast du?“, fragte Ray, „da musst du mich wohl auf den neuesten Stand bringen. Tala hat mich in 'nem Ersatzzimmer eingesperrt und ich bin da gerade erst rausgekommen.“   „Ja, ich hab' euch nen Flug gebucht, er geht in einer Stunde“, sagte Kai stirnrunzelnd, „warum, genau, hat Tala dich in einem Ersatzzimmer eingesperrt?“   „Da wirst du ihn fragen müsen“, erwiderte Ray, „er hat auch ein paar meiner Klamotten gestohlen, die ich bisher noch nicht wiedergefunden habe.“ Er seufzte irritiert, als er an dem Kragen eines alten T-Shirts zog, während die Hosen, die er trug, einige Löcher und Risse hatten, was bedeutete, dass sie eindeutig schon bessere Zeiten erlebt hatten.   „Warum hat er-“ Kai gab auf. Welche Spiele auch immer Tala spielte, sie würden nicht mehr lange andauern, da Ray sich in zwei Stunden auf einem Flugzeug gen Japan befinden würde.   „Also, willst du hören, worüber ich nachgedacht habe?“ fragte Ray.   „Kann ich dich aufhalten?“   „Also, der Brief scheint eine Art Warnung zu sein-“, begann Ray.   „So ist's richtig, Ray, erstmal das Offensichtliche sagen“, kommentierte Kai und grinste, als Ray finter dreinschaute.   „Aber sieh ihn dir 'mal von 'ner anderen Perspektive an“, fuhr Ray fort. Um weitere Kommentare von Kai zu umgehen, griff er sich den Brief von Kai und schob ihn dem Phönix ins Gesicht. „Na los, lies ihn.“   Kai seufzte, hielt sich aber zurück, zu sagen, dass er den Brief schon tausend Mal gelesen hatte, da Rays Gesicht ihm mitteilte, dass der Neko-Jin gerade keinen Unsinn vertrug. Er las den Brief erneut.   Lieber Kai Hiwatari,   ich schreibe dir zu einer Zeit, an welcher dein Leben fast beendet sein wird. Zu dem Zeitpunkt, an dem dieser Brief dich erreicht, werden Dinge ins Rollen gebracht worden sein, unwiderruflich. Du kannst kämpfen und darum betteln, dass dein Leben verschont werden möge, aber letztlich wirst du sehen, dass nichts von dem, was du tust, dich retten kann.   Wenn du diesen Brief liest, wird ein alter Feind dich besucht haben und du wirst abgelenkt sein, deine Aufmerksamkeit wird von diesem Brief fortgezogen werden. Menschen sind hinter deinem Blut her, Kai Hiwatari, und sie werden nicht eher aufhören, als dass es sich in einer Lache am Boden befindet. Du lebst in gefährlichen Zeiten und irgendwann in der nicht weit entfernten Zukunft, wirst du deine Augen schließen und sie nie wieder öffnen.   Du wurdest gewarnt, Kai Hiwatari, und wenn du vernünftig wärst, würdest du deine Freunde fortstoßen. Sie könnten verletzt werden und du wirst in dem Wissen sterben, dass es deine Schuld war.   Versuche nicht, mich zu suchen, ich werde nirgends gefunden werden und niemand wird wünschen, nach mir zu suchen. Wenn du diesen Brief gelesen hast, wird meine Existenz verschwunden sein und die wirst keine Hoffnung haben, herauszufinden, von wo ich diesen Brief schrieb.   Denk daran, Kai Hiwatari; deine Tage in diesem Leben sind abgezählt.   Unterzeichnet   Voltaire Hiwatari   P. S.: Tony vermisst dich sehr.   „Worauf willst du hinaus?“, fragte Kai.   „Warnung“, sagte Ray schlicht.   „Da musst du etwas genauer werden.“   „Ich meine, dass dies nicht unbedingt eine Drohung ist“, erklärte Ray, „es könnte eine Warnung sein. Zugegeben, keine nette Warnung... vielleicht hat derjenige, der das geschrieben hat, tatsächlich vor, dich zu verletzen. Er hat offensichtlich vor, dir Angst zu machen.“   „Entweder das oder mein Großvater hat irgendwie eine Möglichkeit gefunden, mir aus dem Land der Toten einen Brief zu schreiben“, sagte Kai zynisch.   „Oder vielleicht ist es ein Freund, der dich auf eine seltsame Art und Weise warnen will.“ Ray warf einen verwirrten Blick auf den Brief.   Kai höb eine Augenbraue. „Du hast eigentlich keinen Schimmer, was das bedeuten soll, oder?“ Er konnte nicht anders, als zu grinsen.   „Ich versuche nur, dir ein paar Ideen zu geben“, sagte Ray verteidigend.   „Bisher macht du deinen Job nicht ganz so gut“, sagte Kai seufzend, „du hast noch nicht erklärt, warum jemand als Voltaire unterschreiben würde, und wer zum Henker ist Tony?“   „Ich weiß nicht, vielleicht hat es etwas mit Voltaire zu tun und deswegen hat die Person das so unterzeichnet“, schlug Ray vor.   „Und der Teil über Tony?“   „Ich weiß nicht, wer Tony ist“, sagte Ray, „kennst du irgendwen, der es weiß?“   „Bryan“, sagte Kai, „aber er will's mir nicht verraten.“   „Ich bin mir sicher, du findest eine Lösung“, sagte Ray, dem unkontrolliert wieder ein Grinsen auf's Gesicht schlich.   Kai nahm Ray den Brief ab. „Was lässt dich glauben, dass das eine Warnung ist und keine Drohung?“   „Weil sie nicht davon reden, dass sie es sind, die dich umbringen werden“, antwortete Ray, „und sie haben den Besuch eines alten Feindes erwähnt. Und dann taucht Boris auf.“   Kai dachte darüber nach. Ray hatte Recht; der Brief bedrohte ihn nicht direkt, er sagte ihm lediglich, dass er bald sterben würde. Irgendwie fühlte er sich dadurch trotzdem nicht besser. Er schüttelte den Kopf. „Ich weiß, worauf du hinaus willst, Ray, aber ich versteh' nicht, warum jemand mit dem Namen meines Großvaters unterschreiben sollte.“   „Naja, vielleicht, aber das wäre eine andere Ansicht der Dinge.“   „Stimmt“, gab Kai nach, der sich umdrehte, als seine Schlafzimmertür sich erneut öffnete. Dieses Mal betrat Tala den Raum, mit nichts weiter als einem Handtuch bekleidet. Ray murrte.   „Willst du das den ganzen Tag tragen?“, fragte Kai.   „Da hab' ich noch nicht drüber nachgedacht“, antwortete Tala mit einem Grinsen in Rays Richtung. „Was denkst du, Neko? Ich finde, es hat was, und du wirst mir sicherlich zustimmen, schließlich hast du die ganze Nacht in sowas verbracht.“   Ray verengte die Augen.   Kai schaute zu dem Neko-Jon. „Will ich das wissen?“, fragte er forschend.   „Eindeutig nicht!“, sagte Ray bestimmt mit einem Giftblick in Talas Richtung, dessen Grinsen sich verbreiterte, sodass es nur noch als selbstgefällig bezeichnet werden konnte. „Tala spielt nur wieder seine Spielchen.“ Mit einem scharfen Blick drehte Ray Tala den Rücken zu und wandte sich mit einem sturen Gesichtsausdruck zu Kai. Kai entschied, dass es die Mühe einfach nicht wert war, zu fragen, was da zwischen dem Wolf und dem Neko-Jin geschah. Er war seine Kopfschmerzen gerade erstgeworden und brauchte so schnell keine neuen.   Es klopfte an der Tür und nach der Erlaubnis, einzutreten, betrat Bryans Lieblingsdiener den Raum mit der Hand über den Augen. Kai grinste.   „Warum bedeckt er seine Augen?“, fragte Tala.   „Warum macht er überhaupt irgendwas?“, konterte Kai.   Ray musste in der zwischenzeit unkontrolliert lachen.   „Was ist so witzig?“, fragte Kai beinahe etwas zu scharf.   „Ich kann mir vorstellen, dass er seine Augen bedeckt, weil er etwas gesehen hat, das er nicht wieder sehen will“, sagte Ray mit einem Grinsen.   „Und was könnte das sein?“, fragte Kai, während seine Augen sich in die von Ray bohrten.   „Sag' du es mir, Kai.“   Tala war währenddessen zu dem Diener gegangen und patschte dem gegen das Ohr. „Zeig' ein bisschen Mumm, Mann! Keiner von uns ist ein Dämon!“   „J-Ja Master Tala“, sagte der Bedienstete, der nun vorsichtig die Hand vor seinen Augen wegnahm sich ängstlich umsah, als ob er erwartete, dass Bryan splitternackt vor ihm stand.   „Also, was willst du?“, fragte Tala, „und es heißt für dich immer noch Sir Ivanov!“   „Da ist ein Telefonanruf für Master Kai!“, sagte der Diener eilig.   „Von wem?“, fragte Kai, „und nenn' Ivanov Master Tala, er ist nicht anders als der Rest von uns."   „Er ist vom Flughafen, Master Kai“, sagte der Bedienstete, „sie sagten, es sei wichtig.“   „Ich komme“, sagte Kai, der ein schlechtes Gefühl bei der Sache hatte, bevor er erneut den Brief aus Rays Fingern riss, während er den Raum verließ, der Diener dicht hinter ihm. Ray brauchte ein paar Sekunden, bis er merkte, dass er noch immer in Kais Zimmer war, und dass er alleine mit Tala war. Er wurde rot.   „Du hast es also geschafft, aus dem Zimmer rauszukommen“, sagte Tala feixend.   „Nicht dank dir“, sagte Ray mit einem herablassenden Blick.   „Aber ich sehe, dass du deine Klamotten immer noch nicht gefunden hast.“   „Wo hast du sie hingetan?“, verlange Ray zu wissen.   „Ah, das wäre petzen“, erwiderte Tala, während er Rays Beyblade auf dem Boden bemerkte, wo es noch immer lag, seit Kai ihn auf den Kopf gedreht hatte. „Aber was ist das?“   „Hey! Gib' ihn zurück!“ Ray hechtete auf Tala zu, der seine Hand außer Gefahr brachte und böse gackernd aus dem Raum rannte. „Oh, Tala Ivanov, du wirst mir ganz bestimmt nicht meinen Beyblade wegnehmen!“, knurrte Ray und sprintete Tala hinterher.                                                                                                         „Was meinen Sie, Sie haben den Flug gecancelled!“, knurrte Kai in das Telefon.   „Haben Sie das Wetter draußen gesehen?“, erwiderte der Flugmanager am anderen Ende des Hörers.   Kai sah aus dem Fenster; dicke Wolken sammelten sich hoch droben und drohten mit einem Schneesturm, doch bisher fiel kein Flöckchen zur Erde. „Es schneit nicht!“, motzte er.   „Nun, hier schon“, sagte der Manager pompös, „alle Flüge wurden gecancelled.“   „Nun, wann werden Sie denn wieder fliegen?“, fragte Kai zornig.   „Nun, erstmal muss der der Schneesturm aufhören, und dann müssen wir die Bahnen vom Schnee befreien und dann-“   „Wie lange?“, wiederholte Kai mit tödlicher Stimme.   „Könnte bis zu einer Woche dauern.“   „Eine Woche!“, wiederholte Kai; er wollte, dass seine Freunde jetzt gingen; sie könnten in Gefahr sein. Er wusste nicht, was Boris vorhatte, und der Brief machte ihm Angst, auch wenn er es hasste, das zuzugeben.   „Es tut mir Leid, Sir, aber von hier startet nirgendwo ein Flugzeug hin.“   „Fick dich!“, knurrte Kai und knallte den Hörer auf die Gabel. „Das ist genau das, was ich brauche!“, wütete er. Er stolzierte in das Wohnzimmer und stürmte verärgert zum Fenster.   „Kai?“ Tyson trat vorsichtig ein, völlig mit Schnee bedeckt. Sie beide blickten in den Garten, wo sie sahen, wie Tala Ray gerade mit Drigger aufzog. Sie schauten zu, wie Ray einen Satz auf Talas Hand zu machte, dabei den Wolf rammte und sie beide damit gen Boden krachen ließ.   „Ist Tala nicht am Frieren?“, fragte Tyson, während er zusah, wie der Wolf nur mit einem Handtuch bekleidet im Schnee umherrollte.   „Es ist Tala“, antwortete Kai. Er knurrte leise in Frustration, wohl wissend, dass Boris diesen Schneesturm zu seinem Vorteil nutzen würde. Er musste sich etwas anderes ausdenken, um seine Freunde in Sicherheit zu wissen, sie konnten einfach nicht hier bleiben.                                                                                                         „Tala! Gib mir meinen Beyblade zurück!“, knurrte Ray, als er auf Tala umherkletterte und nach der Hand griff, die genannten Beyblade so grade außerhalb seiner Reichweit hielt.   „Aw, kleines Mietzekätzchen kommt nicht 'ran!“, gurrte Tala, um ihn zu ärgern.   „Gib ihn mir einfach wieder!“, schnappte Ray, während er bitterböse zu Tala heruntersah.   „Fühlst du dich schon unwohl?“, fragte Tala.   Rays Blick wurde noch finsterer.   „Weiß du, was wirklich cool ist?“, fuhr Tala fort, „Das Beste an dieser ganzen Geschichte ist, dass alle durch das Fenster zusehen, und alles, was ich trage, ist ein Handtuch. Hmm, ich frage mich, was sie wohl denken, wenn uns sie uns in dieser Verfassung so nah beieinander sehen.“   „Oh, halt's Maul!“, fauchte Ray, „und gib mir meinen verdammten Beyblade!“   „Keine Chance“, sagte Tala, während er Ray von sich herunter stieß und sich auf Ray rollte, um siegreich zu grinsen. Er lehnte sich weiter in Richtung Ray, der knallrot wurde und versuchte, seinen Giftblick aufrechtzuerhalten, während Tala sich weiter näherte. Ihre Lippen waren wenige Zentimeter voneinander entfernt, als Tala sich geschwind aufrichtete, den Beyblade in die Luft warf und wieder auffing. „Meins, denke ich.“ Er sprang auf und ging lässig in sein Zimmer, um das Handtuch mit echter Kleidung zu ersetzen.   Ray lag da im Schnee und fand sich beinahe wie ein Blöder grinsend wieder. „Ray Kon, du bist ein Narr“, schimpfte er seelenruhig, setzte sich auf und schaute zu den Gärten. „Aber er ist so heiß.“                                                                                                         „Ich möchte, dass du und die anderen in ein Hotel gehen“, sagte Kai leise zu Tyson, „ich will keinen Stress“, fuhr er fort und unterbandt damit Tysons Frage, bevor der die stellen konnte. „Geht einfach in ein Hotel, und Tyson, tu' bitte nur einmal im Leben das, was ich sage.“   Tyson schwieg für einen Moment. „Das hat 'was mit Boris zu tun, oder?“   Kai schaffte es gerade so, nicht hintüber zu fallen von dem Schock, dass Tyson etwas kluges gesagt hatte. „Bitte, Tyson, tu' es einfach für mich. Wann frage ich dich schon, etwas zu machen?“   Tyson war still, doch dann grinste er. „Inklusive all der Male, die du mich gebeten hast, auf der Straße zu spielen?“   Kai wurde vor einer Antwort auf diese Frage gerettet, als Bryan den Aufenthaltsraum betrat und Tyson ganz unzeremoniell körperlich aus dem Raum warf. Er griff Kai und drückte ihn gegen die Wand. „Und warum sind die Verlierer immer noch nicht weg?“, fragte er.   „Weil der Flug gecancelled wurde!“, antwortete Kai, „ich wette, Boris lacht sich gerade seine verfickte lila Perücke ab!“   Bryan grinste unheilverkündend. „Hat Geldjunge etwa schlechte Laune?“   „Glaub' ja nicht, dass du irgendwas von mir kriegst!“, schnappte Kai, genau wissend, was Bryan wollte.   „Ich mag es, wenn Geldjunge schlechte Laune hat.“ Bryan kam näher.   „Du bist verabscheuungswürdig!“, knurrte Kai.   „Aber du magst es“, sagte Bryan.   „Tu' ich nicht!“   „Lügner.“ Bryan sperrte Kai zwischen ihm selbst und der Wand ein und erwiderte den tödlichen Blick der roten Augen, die ein Loch in die Atmosphäre brennen konnten, mit einem breiten Grinsen.   „Geh' weg!“, sagte Kai.   Bryan zuckte mit den Schultern. „Okay.“ Er entfernte sich von Kai, der ihn gleich wieder zurückzog.   „Wag' es ja nicht, jetzt einfach wegzugehen!“, grollte Kai.   Bryans böses Grinsen hatte etwas siegreiches, als er seine Lippen gegen Kais presste. Der Phönix schlag seine Arme um Bryans Hals und seufzte auf, als Bryan seinen Hals küsste.   Und dann betrat Tala den Raum. Sowohl Bryan als auch Kai sprangen auseinander, als hätten sie sich verbrannt. Sie wirbelten herum, um den Wolf anzusehen, von dem sich sicher waren, dass er sie anstartte. Allerdings machte er nichts dergleichen, er zog gerade ein Hemd an, während er in die Zeitung schaute. Kai war überzeugt, dass er sie nicht gesehen hatte, aber wenn Bryan nicht den Mund halten konnte, war ihr Geheimnis so oder so offenbart. Er sandte Bryan einen wilden Blick, den der Falke schlicht ignorierte.   „Was willst du?“, fragte Bryan knapp.   Tala sah zum ersten Mal auf. „Tut mir Leid, wenn man hier nicht einen Raum betreten darf!“, fauchte er zurück, während Kai hinter ihm eine 'Halt deine gottverdammte Fresse!' Geste in Richtung Bryan machte.   „Schonmal was von klopfen gehört?“, sagte Bryan, „soll ganz modern sein.“   Kai, der sah, dass die Situation so langsam aus dem Ruder lief, sagte: „Gibt's ein Problem?“   Tala blickte zu ihm. „Ich werde mich auf das Sofa setzen, außer, ich muss erst eine Erlaubnis dafür unterschreiben!“   „Warum kannst du nicht gehen und dich auf eine andere Couch setzen?“, fragte Bryan mit einem Grollen.   Tala schaute ihne finster an. „Was ist das Problem mit diesem hier?“ Er ließ sich herausfordernd auf das genannte Sofa fallen.   „Nichts, außer, dass es in diesem Raum steht“, erwiderte Bryan knapp.   Kai schloss die Augen; wenn Tala und Bryan einen solchen Streit vom Zaun brachen, dann konnte niemand sie mehr aufhalten, und es war immer Tala, der den letzten schlauen Kommentar abgab und Bryan, der den Streit dadurch verlor, dass er etwas dummes sagte.   „Bryan, hör' auf, mich anzufahren“, sagte Tala, „wenn du deinen Freund so sehr ficken willst, dann mach' es in einem der Schlafzimmer.“   Sowohl Bryan und Kai starrten ihn mit vor Erstaunen großen Augen an.   „Ich bin nicht sein Freund!“ Die Worte wichen aus Kais Mund, bevor er sie aufhalten konnte, und er fluchte innerlich, als er merkte, dass er gerade in eine Falle getappt war.   Tala wandte seine eisigen, azurfarbenen Augen langsam zu Kai und sagte ruhig, bedächtig: „Ich habe nicht gesagt, dass du sein Freund bist.“ Hosted by Animexx e.V. 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