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Verliebte,Freunde,was auch immer!

von

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Wiedersehen oder zurück auf Anfang II

Es war ein Fehler.

Kanna wusste das es ein Fehler war. 

Und trotzdem war sie jetzt hier. 

Sie seufzte. Sie sollte zurück zu Koushiro gehen, der unten in einem nahe gelegenen Cafe auf sie wartete. Sie hatte hier nichts zu suchen. 

Und trotzdem, obwohl alles in ihr schrie, dass sie gehen sollte, war sie unfähig sich zu bewegen. Wie hypnotisiert starrte sie auf die Klingel neben der Wohnungstüre vor der sie stand. Und ehe sie richtig wusste was sie tat hatte sie ihre Hand ausgestreckt und den Knopf gedrückt. 

Das laute Summen der Klingel ließ sie erschrocken zusammenzucken. Während sie noch mit dem sehr verlockendem Gedanken spielte einfach wegzulaufen wurde die Türe schon geöffnet.

Und da stand sie. 

Ihre Haare waren ein ganzes Stück kürzer und heller, doch das war es nicht was Kanna irritierte. 

Es war ihr Gesicht. 

In ihren Erinnerungen war es blass, mit eingefallenen Wangen und dunklen Ringen unter den blauen Augen.

Aber das Gesicht in das sie jetzt sah war ein ganz anderes. Es war...

,,Ka~Kanna?" Sie hörte die Überraschung in ihrer Stimme. 

,,Hallo...Mutter."

 

,,Ich habe grünen Tee, oder Pfefferminz, oder möchtest du lieber eine heiße Schokolade?" 

,,Grüner Tee ist okay..", murmelte Kanna, während sie zusah wie ihre Mutter in der Küchenschublade herumwühlte.

Ihre Mutter.

,,Hättest du mir gesagt, dass du kommst hätte ich etwas Gebäck besorgt, ich habe leider..."

,,Schon okay", unterbrach Kanna sie. Sie schwiegen, bis ihre Mutter schließlich zwei Teetassen auf den Tisch stellte und sich ihr gegenüber setzte. 

Angestrengt blickte die Schwarzhaarige in ihre Teetasse. Es war seltsam. Da saß sie hier mit ihrer Mutter, die sie solange nicht mehr gesehen hatte, aber trotzdem hatten sie sich nichts zu sagen. Kanna seufzte. Es war eine dumme Idee gewesen überhaupt herzukommen. Sie verstand selbst nicht genau was sie geritten hatte ihren Vater um fünf Uhr morgens aus dem Bett zu werfen um ihn nach der Adresse ihrer Mutter zu fragen. Aber sie hatte es getan. Und jetzt saß sie hier. Und trank Tee, mit der Frau, die sie im Stich gelassen hatte, als wäre nichts gewesen.

,,Du..du siehst gut aus." Ihre Mutter wagte einen schüchternen Vorstoß um ein Gespräch in Gang zu bekommen.

,,Danke du da auch." Kanna war immer noch überrascht wie gut sie aussah. Kein Vergleich mehr zu der Reiko Kobayashi die sie in ihrer Erinnerung hatte.  Und irgendwie machte es sie wütend. Es machte sie wütend, dass ihre Mutter so gut aussah, dass sie so eine hübsche kleine Wohnung hatte, dass sie hier in Osaka wohnte und lebte als wäre nichts... 

,,Und wie...wie läuft es in der Schule?"

Kanna konnte nicht verhindern verächtlich aufzulachen. ,,Wie läuft es in der Schule? Wirklich? Nach all der Zeit möchtest du wissen wie es in der Schule läuft?"

Ihre Mutter begann nervös an ihren Fingernägeln herumzuspielen.  ,,Nein ich..ich.." Hilflos brach sie ab. 

Kanna stand auf. ,,Ich gehe besser. Es war eine dumme Idee herzukommen..." Sie schob ihren Stuhl zurück. 

,,Nein bitte!" Reiko war aufgesprungen und sah ihre Tochter flehend an. ,,Bitte geh nicht..ich..ich habe dich so vermisst."

Und bevor Kanna reagieren konnte stand ihre Mutter vor ihr und schloss sie in die Arme.

,,Ich habe dich so vermisst meine Kleine..."

,,Du hast mich vermisst?!" Wütend riss Kanna sich los und funkelte ihre Mutter an. ,,Du hast mich vermisst? Du hast uns verlassen schon vergessen? Du hast uns zurückgelassen! Du hast unsere Familie zerstört! Es war deine Entscheidung, woher nimmst du dir das Recht..."

,,Ich..es  tut mir leid...es tut mir so leid Kanna, bitte glaub mir..."

,,Oh toll. Es tut dir leid! Na dann ist ja alles wieder in Ordnung!"  Das Mädchen griff nach ihrer Tasche und ging mit schnellen Schritten in Richtung Ausgang. Ihre Hand lag schon auf dem Türgriff als sie sich noch einmal umdrehte. ,,Wenn es dir so leid tut..warum hast du dich nie gemeldet? Warum..warum hast du nie..." Sie spürte wie ihr die Tränen in die Augen stiegen und hasste sich sofort dafür. Obwohl sie Grund genug hatte ihre Mutter zu verachten, sie konnte es nicht. Trotz allem was sie ihr angetan hatte wollte sie von ihr geliebt werden, wollte ihre Aufmerksamkeit, wie ein kleines Kind.

,,Ich war..ich war in einer Klinik. Ich wurde erst vor einem Monat entlassen."

 

Die Worte trafen Kanna völlig unerwartet. ,,Was? Was meinst du mit Klinik..hattest du einen Unfall?" 

Ihre Mutter seufzte und strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr. ,,Nein. Nicht so eine Klinik... Nach Shous...nach Shous Tod.." Ihre Stimme zitterte leicht als sie den Namen ihres Sohnes aussprach. ,,Danach habe ich mich in eine Klinik einweisen lassen und dort eine Therapie gemacht."

Kanna ließ die Türklinke los und drehte sich langsam um.  Klinik? Therapie? Davon hörte sie zum ersten Mal. ,,Ich..ich wusste nicht..."

Reiko lächelte traurig und schüttelte den Kopf. ,,Natürlich nicht. Ich habe deinem Vater verboten dir davon zu erzählen."

,,Warum?"

,,Das ist..kompliziert."

Kanna ging langsam zurück zum Küchentisch, ließ sich auf einen Stuhl fallen und verschränkte die Arme vor der Brust.  ,,Erklär es mir."

,,Ich hatte als Mutter versagt." Reikos Stimme war bitter und sie vermied es Kanna anzusehen. ,,Ich hatte so sehr versagt. Nicht nur, dass ich deinen Bruder verloren habe...ich habe auch dich verloren. Ich war schwach, ich konnte nicht für dich da sein. Ich habe an deinen Blicken gesehen wie sehr du mich dafür verachtet hast, dass ich so schwach war..."

Kanna biss sich auf die Lippe und sah zu Boden.

,,Und du hattest Recht. Dein Vater und du ihr wart so stark nur ich..ich...ich konnte nicht. Der Tod deines Bruders hat mich in ein tiefes Loch gerissen aus dem ich einfach nicht mehr herauskam. Ich hab es wirklich versucht, aber ich..." Sie ließ den Satz unbeendet. ,,Schließlich ging ich zum Arzt und der hat mir dann von dieser Klinik erzählt. Es war mein Lichtblick und gab mir wieder Hoffnung."

,,Aber", Kanna verstand es immer noch nicht. ,,Warum hast du mir nichts davon gesagt ich..."

,,Während des Klinik Aufenthaltes ist jeglicher Kontakt zur Außenwelt untersagt."

Kanna sah ihre Mutter verständnislos an. ,,Na und? Wenn ich gewusst hätte, dass du..."

Reiko schüttelte den Kopf. ,,Es war besser für dich. Du hattest gerade erst deinen Bruder verloren. Und dann noch eine psychisch kranke Mutter? Nein..das konnte ich dir nicht antun..das wollte ich dir nicht antun!"

,,DAS wolltest du mir nicht antun? Meinst du nicht, dass alles besser gewesen wäre als einfach mitten in der Nacht ohne irgendeine Erklärung zu verschwinden?"

,,Ich..ich weiß es nicht..."

Kanna wischte sich eine Träne aus den Augenwinkel. ,,Ich dachte du liebst mich nicht mehr. Ich dachte du wolltest mich loswerden..."

,,Was? Nein!" Ihre Mutter griff über den Tisch nach ihrer Hand. ,,Du und dein Vater seid das Wichtigste für mich. Ich wollte euch nicht noch mehr Kummer bereiten..ich wollte..ich wollte nur das Beste für euch. Es war ja schließlich nicht sicher ob die Therapie mir helfen würde..."

,,Hat sie es denn?", fragte Kanna dazwischen.

,,Ja.." Reiko lächelte sie vorsichtig an. ,,Das hat sie.."

Schweigen.

Kanna stand auf. ,,Ich..es tut mir leid, aber das war alles etwas viel für mich. Ich gehe besser.."

,,Kanna!" Ihre Mutter sah sie flehend an. ,,Bitte bleib doch noch etwas..."

,,Nein", sagte die Schwarzhaarige bestimmt. ,,Außerdem kann ich ihn nicht solange warten lassen.."

,,Ihn?" Reiko runzelte die Stirn. ,,Bist du etwa...bist du mit deinem Vater hier?" 

Kanna bemerkte die Aufregung in ihrer Stimme. ,,Nein, Papa ist nicht mitgekommen."

,,Oh." 

Bildete sie es sich ein oder sah ihre Mutter tatsächlich enttäuscht aus? Liebte sie ihren Vater etwa noch? Hatten sie ihn wirklich nur verlassen, weil sie das Beste für ihn wollte? Weil sie dachte ihn nicht glücklich machen zu können? Kannas Kopf fühlte sich schwer an. 

,,Wer wartet denn dann auf dich?"

Die Stimme ihrer Mutter riss sie aus ihren Gedanken. 

Kanna lächelte. ,,Mein Freund. Mein Freund wartet auf mich."

Reiko hob zwar überrascht eine Augenbraue sagte dann aber nur:,, Verstehe...grüß ihn von mir."

Kanna nickte und öffnete die Wohnungstüre. 

 

,,Kanna..?" Ihre Mutter griff nach ihrem Handgelenk und hielt sie zurück. ,,Kannst du..meinst du du kannst mir irgendwann verzeihen?"

Ihre Augen sahen sie so bittend an das Kanna am liebsten Ja gesagt hätte. Aber so sehr sie es auch wollte, sie konnte es nicht. ,,Ich..ich weiß es nicht..", flüsterte sie. Und das war die bittere Wahrheit. 

,,Verstehe.." Reiko ließ ihre Hand langsam sinken. 

,,Ich..." Kanna wusste nicht was sie sagen sollte, deshalb beließ sie es bei einem einfachen: ,,Auf Wiedersehen..."

,,Tschüss meine Kleine..." Reiko sah ihrer Tochter nach. ,,Ich hab dich so lieb", flüsterte sie. ,,Ich hab dich so lieb Kanna...für immer."

 

Izzy hatte Friedhöfe noch nie gemocht.

Dieser hier bildete da keine Ausnahme. Trotzdem hatte er Kanna natürlich begleitet. Auf dem Weg von der Wohnung ihrer Mutter zu dem Friedhof hatte sie kaum gesprochen. Izzy hatte sie auch nicht bedrängt. Natürlich war er neugierig wie das Gespräch mit ihrer Mutter verlaufen war, aber Kanna würde es ihm schon von selbst erzählen wenn sie soweit war. Er konnte warten. 

Der Friedhof war die letzte Station auf ihrem Osaka Besuch. Kanna hatte ihm gestanden seit der Beerdigung nicht mehr hier gewesen zu sein. Zu viele Erinnerungen, zuviel Schmerz verband sie mit diesem Ort.  Izzy hatte sie gefragt ob sie dann wirklich herkommen wollte, aber sie hatte nur gelächelt, war etwas rot geworden und hatte ,,Mit dir schaffe ich das schon" gemurmelt.  Er war froh, für seine Freundin da sein zu können. Gerade als er diesen Gedanken hatte ertönte ein lautes Handyklingeln. Kanna, die gerade noch vor Shous Grab gestanden hatte, stürmte, ihr Handy in der Hand an ihm vorbei. 

,,Mein Vater", rief sie Izzy im Vorbeigehen zu. Er nickte und beobachtete wie sie sich ein bisschen vom Friedhof entfernte um telefonieren zu können. Er sah sich unsicher um, dann trat er ein paar Meter auf Shous Grab zu und ging in die Hocke. 

,,Hallo", sagte er leise. ,,Ich bin Koushiro."  Er zögerte einen Moment. Was zum Teufel tat er da eigentlich? Trotzdem sprach er weiter. ,,Ich weiß nicht ob Kanna dir schon von mir erzählt hat, aber ich..ich..also ich bin ihr fester Freund." Er hatte diesen Satz nun schon ein paar Mal gesagt, trotzdem errötete er immer noch. ,,Naja auf jeden Fall...ich wollte dir nur sagen, dass ich mich gut um deine Schwester kümmern werde. Ich werde immer versuchen für sie da zu sein und sie glücklich zu machen." Er stand auf und straffte die Schultern. ,,Ich verspreche es dir." Erschrocken zuckte er zusammen als eine Stimme hinter ihm ertönte.

,,Was versprichst du?" Kanna sah ihn misstrauisch an.

,,Tut mir leid", lächelte Izzy während er nach ihrer Hand griff. ,,Aber das ist ein Versprechen zwischen Shou und mir." 

Kanna zog eine Schnute. ,,Kaum lernt ihr euch kennen verschwört ihr euch gegen mich, schon klar." Izzy nahm ihr Lachen erleichtert zur Kenntnis. 

,,Bist du fertig? Können wir gehen?"

Kanna nickte. ,,Ja..gehen wir." Sie drehte sich um und warf dann noch einen kurzen Blick über ihre Schulter. ,,Tschüss Shou..ich komme dich bald wieder besuchen. Versprochen."

,,Das werden wir", stimmte Izzy ihr zu.,,Mach es gut...Shou."


Nachwort zu diesem Kapitel:
Mit diesem Kapitel hab ich mich unglaublich schwer getan...irgendwie liegen mir so ernste Themen nicht wirklich...
Deshalb bin ich froh, dass es im nächsten Kapitel wieder fröhlicher zugeht ^^

Euch allen ein schönes Wochenende<3 Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Tasha88
2017-11-23T04:18:42+00:00 23.11.2017 05:18
Hallo Regenbögchen,

Dem Friedhof hatte ich erwartet. Den Besuch bei der Mutter nicht... Aber der musste sein, kann ich verstehen. Und der EM Aussage...

Trauriges kapi :/
Wenn an manchen Stellen auch schön, wie mit ihrer Freundin...

Hmm... Mag wieder was lustiges... Wo bleibt Joe? ;p

<3
Von:  Linchen-86
2017-11-17T15:52:19+00:00 17.11.2017 16:52
Hallo meine Liebe :)

Ich finde dafür, dass du solche Kapitel nicht so magst, dass es dir gut gelungen ist :)
Also doch das Gespräch mit der Mutter. Ich dachte zwar, das sie sich im Laufe deiner Geschichte noch sprechen würden, aber so schnell dann doch nicht.
Ich kann Kanna verstehen. Es ist die eigene Mutter. Sie hat sie verletzt, sehr sogar, aber trotzdem möchte sie ihr auch verzeihen... Es wenigstens versuchen... Bin gespannt, ob sie sich wieder annähern. Aber ich finde es gut, dass sie eine Therapie gemacht hat. Das war ein wichtiger Schritt.

Izzy ist wirklich ein toller Freund und hilft wo er nur kann und Shou und Izzy haben jetzt auch ein kleines Geheimis :)
Ich denke, jetzt wird der Papa wohl Izzy kennenlernen ;D Mal sehen, ob auch Kannas Eltern nochmal zusammen finden.

Liebe Grüße :):**
Von:  Kaninchensklave
2017-11-17T14:57:02+00:00 17.11.2017 15:57
ein Tolles Kap

nun damit hat Kanna wohl nicht gerechnet und doch wird sie Ihr verzeihen jetzt wo sie
die wahrheit kennt und Ihre Mutter scheint Ihren Vater immer noch zu lieben
und wer weiss vieleicht findet die Familie wieder zusammen

jedoch ist Kanna etwas beleidigt ab Izzy ihr nichts vom versprechen an seinem Toten Schwager in Spe
gegeben hat, doch das ist ein typisches Männer versprechen

GVLG


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