Follow your Heart von Linchen-86 ================================================================================ Kapitel 56: Fehlversuch ----------------------- 12. Juni 2012 Unruhig lief Taichi in seiner kleinen Wohnung auf und ab. Jetzt sah er nach so langer Zeit endlich Mimi wieder und doch schien es so, als sei sie weiter entfernt, als zuvor. Er konnte doch diese Gelegenheit mit ihr zu reden, nicht einfach so verstreichen lassen? Er musste doch etwas tun, es wenigstens versuchen. Er kam in seinem Schlafzimmer an und sein Blick fiel gleich auf das Modellauto, das auf seiner Fensterbank stand. Jenes Auto, das er einst von Mimi geschenkt bekommen hatte und das einzige, was fortan als Erinnerung allgegenwärtig war. Es war doch einfach zum verrückt werden. Es musste doch eine Gelegenheit geben, dass sie ihm zuhörte und ihn nicht wieder stehen ließ! Taichi war felsenfest davon überzeugt, das Mimi bei ihrer Großmutter wohnte und nicht in ein Hotel gegangen war, obwohl sie mittlerweile fast volljährig war. Dann fiel dem jungen Mann noch etwas anderes ein. Ihr Geburtstag war doch diesen Monat auch noch und zwar nächste Woche! Letztes Jahr hatte er es nicht mal über sich gebracht, ihr zu gratulieren, obwohl er den ganzen Tag an sie gedacht hatte und hoffte, dass sie einen schönen Tag hatte. „Ach verdammt“, rief er frustriert auf und trat gegen sein Bettgestell. Dummerweise hatte er nicht mal Hausschuhe an, sodass es ordentlich schmerzte. „Shit!“, fluchte er weiter und biss sich auf die Unterlippe. Taichi erkannte, dass er so nicht weiter kam und beschloss sie geradewegs zu konfrontieren. Taichi ging ins Badezimmer und stellte sich unter die Dusche. Wenn er mit ihr sprach konnte er ja schließlich nicht wie ein Penner dort aufkreuzen. Er rasierte sich, zog sich ein Hemd an und kurz darauf wieder aus und doch ein T-Shirt an. Immerhin ging er nicht zu seinem Vorstellungsgespräch. Er tat sich genügend Wachs in die Haare, damit seine Frisur wie immer hielt und machte sich anschließend auf den Weg. Den Weg kannte er in und auswendig und selbst blind würde er ihn ohne Hilfe finden. Es ließ sein Auto stehen und fuhr stattdessen mit der U-Bahn, da die Station ohnehin nicht weit von Rikus Wohnung entfernt war. Immer noch am grübeln, ob das der richtige Entschluss war, ging er mit den Händen in der Tasche auf die Wohnung zu und stand schließlich vor dem Gebäude. Sollte er jetzt wirklich an ihrer Tür klingeln? Würde Mimi überhaupt die Türe öffnen, wenn sie wusste, dass er unten vor der Türe stand? Er klingelte schließlich an drei anderen Klingeln und ein Summen ertönte und antwortete ihm. „Ja, bitte?“ „Ich habe eine Paket für sie!“ Taichi verstellte seine Stimme und schließlich wurde die Türe geöffnet. Das war einfach. Jetzt war er immerhin drin. Die vierte Etage hatte er schnell erreicht. Jetzt stand er genau vor ihrer Wohnungstüre. Er klopfte, hielt den Spion zugedeckt und wartete. Er wartete und wartete. Vielleicht war sie auch nicht zuhause? Aber Riku sie war doch sicher zuhause. Taichi klopfte erneut und schließlich öffnete sich die Wohnungstüre einen Spaltbreit. Ein hellbraunes Karamelfarbendes Auge lugte zwischen dem Spalt, wurde plötzlich ganz groß und sie wollte die Türe wieder schnell schließen. Da Taichi mit dieser Reaktion jedoch gerechnet hatte, hielt er seinen Fuß dazwischen und verhinderte so, dass die Türe vor seiner Nase wieder zufiel. „Verschwinde...“, brummte Mimi und versuchte immer noch die Türe zu schließen. „Mimi, das ist doch jetzt echt lächerlich. Lass uns bitte reden?!“ „Ich will nicht mit dir reden!“, erwiderte sie und hielt immer noch beide Hände gegen die Türe und versuchte diese zuzudrücken. „Pass lieber auf, das du dich nicht verletzt“, witzelte Taichi, als er ihren vergeblichen Versuch wahrnahm. „Boah man, Tai!“ Mimi regte sich so über den Älteren auf, dass ihre Konzentration und Kraft kurz nach ließ und Taichi sich die Chance kurzerhand nicht entgehen ließ und die Türe aufdrückte. Mimi verschränkte beleidigt die Arme voreinander und sah demonstrativ in eine andere Richtung. Taichi schloss die Türe unsicher und seufzte resigniert auf. „Ich habe gesagt; ich will nicht mit dir reden.“ „Okay, dann höre mir einfach nur zu.“ Taichi fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. Wo sollte er anfangen? Und was sollte er eigentlich sagen? Toll, das hätte er sich ja auch vorher mal überlegen können. Blumen wären auch nicht schlecht gewesen. „Mimi, es tut mir Leid.“ Er dachte mit einer Entschuldigung zu beginnen, konnte sicher nicht schaden. „Ach was denn genau? Dass du mein Herz zerfetzt hast oder dass du dich nie gemeldet hast oder doch, dass du einfach nur ein Idiot bist?“ „Ähm… alles?“, fragte er unsicher nach. Er wusste, dass er Mimi mit seinem Verhalten sehr verletzt hatte und ganz offensichtlich hatte sie ihm nicht verziehen. „Bitte, geh wieder.“ Ihre Stimme klang zerbrechlich und es kostete sie scheinbar viel Kraft überhaupt hier mit ihm zu stehen. Was hatte er nur angerichtet? „Ich… Ich wollte nie, dass...“ „Geh. Ich will es nicht hören. Es kommt sowieso zu spät. Alles.“ „Mimi...“ Unbeholfen stand er da. Von seiner sonst so großen Klappe, war nicht mehr viel übrig. Er hatte ihr soviel zu sagen und doch bekam er einfach nichts raus. Ihr Anblick, ihre traurigen Augen und ihre Haltung. Sie fühlte sich unwohl in seiner Nähe. Seit wann konnte sie seine Anwesenheit nicht mehr ertragen? Sein Mund fühlte sich staubtrocken an und er kämpfte mit sich selbst. „Geh...“, hauchte Mimi und wirkte immer kleiner. Sie hatte ihre Augen fest verschlossen. „Es tut mir so Leid“, setzte Taichi nochmal an. Wieso bekam er einfach keinen vernünftigen Satz heraus? Stattdessen nur diese leeren Floskeln, von denen Mimi sich auch nichts kaufen konnte. „Geh!“, sagte sie entschiedener, drehte sich herum und ging einfach in ihr Zimmer zurück. Taichi glaubte Tränen in ihren Augen gesehen zu haben und es machte ihn fertig. „Es tut mir Leid“, murmelte er erneut, obwohl Mimi schon längst nicht mehr zu sehen war. Taichi wollte sich gerade umdrehen und die Wohnung verlassen, als er von einer sehr bekannten Stimme zurückgerufen wurde. „Tai.“ Taichi drehte sich herum und lächelte Riku traurig an. „Hallo, ich wollte euch nicht stören.“ „Hast du nicht. Wie geht es dir?“, fragte Riku höflich nach. Taichi zuckte mit seinen Schultern. Wie sollte es ihm schon gehen? „Nicht gut“, antwortete er wahrheitsgemäß. „Mimi ist einfach noch sehr verletzt. Sie...“ Riku verstummte. Wusste offenbar nicht, was sie Taichi sagen konnte und was besser nicht. „Gib nicht auf!“ Taichi nickte schwach und lächelte matt. Hatte er diesen Kampf nicht schon vor lange Zeit aufgegeben? Er hatte sie verloren, weil er es zugelassen hatte und wurde einer von ihnen beiden dadurch glücklicher? „Sie wird mir nie wieder vertrauen. Sie kann mich nicht einmal mehr ansehen. Ich bin es selber schuld. Anstatt für uns zu kämpfen habe ich sie ziehen lassen, weil es damals einfach leichter war. Jetzt weiß ich, dass das kompletter Bullshit war. Die Zeit ohne sie war einfach schrecklich und ich werde sie immer vermissen. Ich muss lernen, zu akzeptieren, dass sie mich nicht mehr sehen will. Ich denke das bin ich ihr schuldig.“ „Ich habe ihr nie etwas gesagt, weil du es nicht wolltest. Ich denke du solltest es ihr jetzt sagen, das würde ihr sicher viel bedeuten.“ Taichi schüttelte energisch seinen Kopf. „Nein, sag es ihr nicht.“ „Warum denn nicht?“ „Weil… lass es. Bitte.“ Taichi setzte nochmal sein typisches Tai-Grinsen auf und verabschiedete sich von Riku, dann verließ er wirklich die Wohnung.   -- Taichi musste sich dringend abreagieren. Er fuhr kurz zurück in seine Wohnung, packte seine Sporttasche und fuhr ins Fitnessstudio. Es hatte sich soviel Frust angestaut, dass er es einfach nicht mehr aushielt und irgendwo seine Energie loswerden musste. Als Taichi schließlich im Fitnessstudio, welches nah an der Uni lag, ankam, stieg er als erstes aufs Laufband. Er lief und lief, wurde schneller und schneller. Konnte er doch einfach an den Punkt zurücklaufen, als er beschloss die Beziehung zu Mimi zu beenden. Dann könnte er es rückgängig machen und sich für seine dämliche Entscheidung selbst eine knallen. Erst als seine Lungen brannten, wurde er allmählich langsamer und stieg vom Laufband ab. Völlig erschöpft hielt er sich an den Armlehnen fest. „Das man dich hier nochmal sieht“, sagte eine weibliche Stimme. Misstrauisch hob Taichi eine Augenbraue. Nori? Die hatte ihm gerade noch gefehlt. Sie war doch schuld an allem! Taichi nahm sich eine Handtuch, trocknete seinen Schweiß ab und ging weiter zu den Hantelbank. „Wow, du redest wohl immer noch nicht mit mir. Ich kenne echt keinen der so nachtragend ist und das völlig zu unrecht“, erwiderte Nori und stieg auf das Laufband, auf dem vorher Taichi gewesen war. „Von wegen unrecht“, brummte Taichi, stöpselte sich seine Ohrstöpsel wieder in die Ohren und stellte die Musik auf seinem Handy so laut, wie er konnte. Falls Nori jetzt noch etwas sagte, hörte er es nicht und so konnte er sich auch nicht darüber aufregen. Er nahm sich die Kurzarm-Hanteln und setzte sich auf die Bank. Er begann mit den Hammer-Curls und machte dreimal je 15 Wiederholungen. Zum Schluss machte er noch einmal die umgekehrten Kurzhantel-Curls und ließ die Hanteln dann langsam ab. Er spürte zwar, dass ein Augenpaar die ganze Zeit zu ihm sahen, aber er versuchte es einfach wie sonst zu ignorieren, wenn er Nori sah. Nachdem er seinen Bizeps trainiert hatte, wollte er auch noch etwas für seinen Trizeps tun. Er legte sich mit seinem Rücken auf die Hantelbank, griff erneut nach den Kurzhanteln und legte seine Hände zusammen. Gemeinsam fuhren seine Hände auf und ab und auch diese Übung wiederholte er dreimal. Schließlich brannten seine Arme und doch hatte er noch lange nicht genug. Er wollte aus diesem Raum raus, in dem er sich beobachtet fühlte. Im nächsten Raum befanden sich einige Boxsäcke. Er verband seine Hände, stellte sich vor einen Boxsack. Seine Fäuste waren angespannt und verbissen schlug er immer wieder darauf. Er war wütend, auf sich und die ganze dumme Welt. Dieser Rausch beflügelte ihn und dieses Ventil brauchte er gerade auch dringend, um nicht doch wieder zum Alkohol zu greifen. Ein Trainer sprach ihn mehrmals an, doch er reagierte nicht. Schließlich hielt der Trainer den Boxsack fest und feixte Taichi mit seinem Blick. „Junge, hör auf. Deine Fäuste!“ Taichi sah sich seine Fäuste an. Was sollte denn sein? Er sah das sie leicht blutig waren, doch Schmerz spürte er keinen. „Das ist nicht so schlimm“, wehrte Taichi ab. „Das entscheide ich und ich sage für heute ist es gut.“ Taichi rollte mit den Augen. Er war noch nicht am Ende und wollte sich weiter auspowern. „Nur noch fünf Minuten!“ „Nein, wasch deine Hände. Wenn es nicht besser wird, haben wir im Büro noch eine Wundsalbe.“ „So was habe ich selber!“, erwiderte Taichi, schnappte sich sein Handtuch und seine Trinkflasche und verließ den Trainingsraum. Er stellte sich unter die Dusche, zog sich seine frischen Sachen wieder an und nahm sich noch einen Eiweißdrink mit, ehe er sich wieder in sein Auto setzte und nach Hause fuhr und das obwohl sein Frust immer noch nicht abgebaut war. 13. Juni 2012 Nachdem gestrigen Tag, der leider nicht so erfolgversprechend war, wie Taichi sich erhofft hatte, lag er auf seiner Couch im kleinen, aber gemütlichen Wohnzimmer und überlegte, ob er es heute einfach nochmal bei Mimi versuchen sollte. Allerdings wollte er ihr auch Zeit geben. Vielleicht würde sie sich ja auch von sich aus melden. Seine Fäuste waren zwar noch etwas aufgeplatzt, aber nicht mehr blutig. Seiner Meinung nach hätte er gestern weiter trainieren können. Er ging zu seinem Medizinschrank im Badezimmer und holte die Wundsalbe erneut heraus, diese trug er auf die offenen Wunden auf und legte sich anschließend zurück auf die Couch. Leider hatte er jetzt gerade wieder viel Zeit zum nachdenken und sofort musste er an Mimi denken, an ihre traurigen Augen, die soviel Schmerz widerspiegelten, an denen er sich selber die Schuld gab. Warum hatte er gestern nicht seine Klappe aufgekriegt? Warum faselte er immer wieder den selben Mist? Als würde er „es tut mir leid sagen“ und schon war alles wieder vergessen. Sein Handy vibrierte und er bekam eine Nachricht. Für einen kurzen Moment hatte er wirklich die Hoffnung gehabt, das Mimi ihm schreiben würde, aber nein. Es war seine Schwester. >Bist du Zuhause? Bin in der Nähe! Lg Kari.< Taichi antworte ihr und in der Tat war sie nach fünf Minuten auch schon bei ihm. „Was führt dich her?“ „Was ist mit deinen Händen?“, fragte Kari gleich besorgt nach. Taichi winkte ab und setzte sich zurück auf die Couch. Hikari tat es ihm gleich. „Beim Sport etwas übertrieben. Ist wirklich nicht so schlimm.“ „Ach so okay.“ Etwas unruhig saß sie neben ihrem Bruder und trank das Wasserglas ihres Bruder leer. „Ne ist okay. Ich habe kein Durst.“ „Du kannst dir doch gleich was neues holen.“ „Bist du nur hier, um mein Wasser leer zu trinken oder gibt es noch etwas anderes?“ „Na ja… Ich wollte fragen, wie es dir geht. Jetzt wo Mi… Mimi wieder da ist?“ Hikari biss sich auf die Unterlippe. Es tat ihr immer noch so leid, dass sie Mimi aus dem Weg ging und so ganz erklären konnte sie es gar nicht. Takeru meinte, dass sie sich mit Mimi treffen und ihr ganz ehrlich sagen sollte, was ihr auf dem Herzen lag, aber irgendwie konnte sie es nicht. „Ich will jetzt nicht darüber reden“, murmelte Taichi. Es brachte doch nichts. Wenn er mit jemanden reden wollte, dann war es Mimi, aber er wollte ganz sicher nicht über sie reden. Das wollte er nie. „Mimi hat mir geschrieben. Sie wollte sich mit mir treffen“, erwiderte die Braunhaarige. Taichi nickte mit dem Kopf. Warum auch nicht, sie waren doch Freunde. „Ich habe ihr aber abgesagt...“ „Warum das denn? Ihr seid doch Freundinnen, oder?“ Irritiert sah Taichi zu seiner Schwester. „Weil... ach du hast Recht. Ich antwortete ihr das ich doch kann. Ich muss dann wieder.“ Zügig stand Hikari auf und ging auf seine Wohnungstüre zu. „Ähm… Hä? Moment. Warte.“ Die Jüngere blieb stehen und drehte sich unsicher um. „Komm, ist es wegen dem Rat den du mir vor ein paar Monaten gegeben hast?“ Langsam nickte Hikari mit ihrem Kopf. „Ich fühle mich irgendwie schlecht deswegen.“ Rückblick 25. März 2012 „Ach Schwesterherz, es ist wirklich zum verrückt werden. Was stimmt nur nicht mit den ganzen Weibern?“ Betrübt löffelte Taichi sein Eis weiter. Er hatte sich mit seiner Schwester in einer Eisdiele getroffen und wollten die ersten Frühlingstemperaturen mit einem Eis begrüßen. „Die >Weiber< sind eigentlich alle gar nicht so verkehrt.“ „Hmm… Doch eigentlich schon. Ich meine, ich habe ja jetzt nicht so wenige kennengelernt, aber da war nicht eine dabei, mit der ich mir hätte mehr vorstellen können.“ „Also ich fand da schon welche nett und ich glaube einige von denen würden dir auch sehr gut tun.“ „Ich weiß nicht, ob ich mich überhaupt auf eine neue einlassen kann und will.“ Taichi hatte seinen Eisbecher leer gelöffelt und trank nun seine Cola weiter. „Ich glaube das ist dein Problem. Du solltest Mimi hinter dir lassen und dich neuem zuwenden, damit du wieder glücklich wirst.“ „Ich glaube, ich liebe sie immer noch...“ Hikari legte ihren Löffel bei Seite und legte ihre Hand auf seiner ab. „Tai, ich weiß, dass Mimi dir immer wichtig sein wird und dass du sie weiterhin in deinem Herzen trägst, aber vielleicht hast du ja noch ein bisschen Platz um auch einer anderen einen Platz in deinem Herzen zu geben.“ „Ich weiß nicht, ob ich es kann. Ich habe es so lange verschlossen, dass ich gar nicht weiß, wie ich da überhaupt jemanden reinlassen soll“, murmelte Taichi betrübt und nippte an seiner kalten Cola. „Du musst es einfach versuchen. Du willst doch nicht ewig Single bleiben oder?“ „Nein, natürlich nicht, aber ich meine wer...“ Taichi hatte sich ja schon gelegentlich umgeschaut, aber so richtig gefunkt hatte es einfach nicht und eine halbherzige Beziehung war das Letzte, das er wollte. „Ich habe mich schon ein paar Mal mit Yuna getroffen, alleine und sie ist echt nett. Sie mag dich und ich finde du solltest sie richtig kennenlernen.“ „Yuna?“ fragte Taichi verwirrt nach. Er hatte Yuichis Tochter kurz vor Weihnachten kennengelernt, weil Yuuko gerne ein gemeinsames Weihnachtsfest feiern wollte. Yuna war ein sympathisches Mädchen, offen und hübsch, aber wirklich Interesse hatte Taichi nicht. „Ja, sie ist wirklich bezaubernd und ihr habt euch doch gut verstanden.“ „Ich habe sie vielleicht dreimal gesehen. An Weihnachten, an Yuichis Geburtstag und als du unbedingt mit uns beiden ins Kino wolltest. Warte, war das etwa ein Verkupplungsversuch?“ „Du solltest nur sehen, was es sonst noch so gibt und du fandest sie doch nett und sie mag dich auch. Sie findet dich lustig.“ „Ach Kari, ich weiß nicht.“ „Triff dich doch einmal alleine mit ihr und guck ob sie dir gefallen könnte, wenn nicht… auch gut.“ Taichi wusste nicht, ob das eine gute Idee war, aber irgendwie konnte er seiner Schwester einfach keinen Wunsch abschlagen, wenn sie ihn mit so einem Hundeblick ansah. „Ein Date wird mich schon nicht umbringen.“ „Super. Ich schreibe Yuna gleich. Das ist wirklich die richtige Entscheidung. Ich möchte doch nur, dass du endlich wieder glücklich wirst.“ Taichi lächelte, griff über den Tisch und wuschelte ihr durch die Haare. „Hör schon auf!“ Hikari zog ihren Kopf zurück und nahm ihr Handy in die Hand… Rückblick Ende. „Kari ganz ehrlich. Ich habe mich ein paar Mal mit Yuna getroffen und du hast recht. Sie ist ein wirklich netter Mensch und ich schätze sie sehr. Wir sind aber nur Freunde und da wird auch nicht mehr sein.“ Hikari nickte. „Ich weiß, ich habe mich da irgendwie verrannt. Ich dachte, wenn du eine neue Freundin hättest, die einfach ganz normal ist, dann würde es dir besser gehen und du wärst auch nicht mehr so alleine. Du brauchst ein Mädchen in deinem Leben. Wirklich, ich meine hast du dich mal in deiner Wohnung umgesehen?“ Taichi drehte sich einmal im Kreis und zuckte dann mit seinen Schultern. „Sieht doch gut aus...“ „Oh man, du brauchst ganz dringend ein Mädchen. Deine Socken und igitt, deine Boxershort liegen dort drüben auf dem Fußboden vor dem Couchtisch und von deiner Küche möchte ich gar nicht erst anfangen. Außerdem weiß ich das du eigentlich ein ziemlicher Beziehungsmensch bist. Ich dachte, wenn du ein neues Mädchen hast, würdest du Mimi aus dem Kopf und aus dem Herzen kriegen, aber du liebst sie wirklich noch. Trotz all der Zeit die vergangen ist und irgendwie fühle ich mich, als hätte ich Mimi verraten.“ „Du hast sie nicht verraten. Du bist eben meine Schwester und wolltest mir nur helfen. Ich bin derjenige, der es komplett versaut hat.“ „Ich helfe dir, wenn du möchtest.“ Hikari lächelte leicht. „Und wie willst du das machen?“ Taichi glaubte mittlerweile, dass niemand ihm mehr helfen konnte. „Zuerst werde ich mich mal bei ihr melden und dann mal sehen, was ich herauskriege.“ Taichi wusste nicht, ob er die Hilfe seiner Schwester wirklich annehmen sollte und schüttelte seinen Kopf. „Du solltest dich wirklich mit Mimi treffen, aber nicht wegen mir. Tu es für dich. Ich muss das mit Mimi ganz alleine wieder hinbekommen. Ich will nicht, dass sie nachher sauer auf dich ist.“ Hikari nickte und umarmte ihren Bruder nochmal. Sie zog ihre Schuhe wieder an und wand sich zur Türe um. „Und räume deine Klamotten vom Boden auf. Stell dir vor, nicht ich sondern Mimi würde hier vor deiner Türe stehen. So gewinnst du sie sicher nicht zurück.“ Taichi sah sich nochmal in seiner Wohnung um und nickte schließlich mit dem Kopf. „Gut, mach ich.“ und tatsächlich begann Taichi seine Wohnung aufzuräumen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)