Follow your Heart von Linchen-86 ================================================================================ Kapitel 32: Die Stunde der Wahrheit ----------------------------------- 25.12.2010 Mimi öffnete langsam ihre Augenlider und blickte gleich in Taichis schlafendes Gesicht. In der Nacht hatten sie sich so aneinander gekuschelt, das Mimi mit ihren Beinen noch immer zwischen denen des Älteren gefangen war. Sie wusste gar nicht mehr wo ihre aufhörten und seine anfingen. Sie rutschte ein wenig zurück, um den Braunhaarigen im Schlaf zu beobachten. Er sah so friedlich aus. Die Brünette legte behutsam ihre Hand an seine Wange und fuhr über seine Seite zu seinen Lippen. Wie sehr sie ihn liebte. Sie hoffte, dass er noch lange schlafen würde. Sie könnte noch ewig hier liegen und sein schlafendes Gesicht beobachten. Das war soviel besser, als mit ihm zu reden und sie wusste, wenn er die Augen aufmachen würde, müsste sie mit ihm reden und das wollte sie auch, denn er verdiente es. Er verdiente die Wahrheit, aber sie hatte auch so große Angst davor, ihm alles zu erzählen. Aber heute sollte der Tag sein, an dem sie Taichi die Wahrheit sagen wollte. Sie wollte ihm alles gestehen, angefangen von Nick bis hin zum Streit mit Matt. Sie musste an den Mädelsabend denken und daran, wie Sora sich gewünscht hätte, dass sie die letzte Nacht mit Matt viel mehr genossen hätte, daher wollte sie den letzten Abend so verbringen. Die Brünette wusste nicht, was passieren würde, aber diese Nacht würde für immer ihnen gehören. Ach, an was dachte sie da nur? Sicher würden sie noch viele solcher Nächte miteinander verbringen. Oh Gott, sie hoffte es wirklich. Verdammt. Sie biss sich auf die Unterlieppe. Sie kannte Taichi mittlerweile gut genug um zu wissen, dass er nicht gerade begeistert sein würde. Hoffentlich würde er noch ewig schlafen. Immerhin war doch Weihnachten, das Fest der Liebe, da würde er doch nicht... Taichi streckte sich und gähnte ausgiebig. Er öffnete müde seine Lider und Mimi lächelte ihn liebevoll an. Damit brach der Tag offiziell an. „Beobachtest du mich etwa im Schlaf?“, witzelte er und beugte sich hinab um sie kurz zu küssen. Mimi kicherte und nickte. „Schon möglich, aber es gab gerade nichts interessanteres.“ „Hast du gut geschlafen?“, fragte der Sportstudent noch verschlafen nach. „Immer, wenn ich bei dir bin“, erwiderte sie. Es stimmte, bei ihm konnte sie immer gut schlafen und auch länger. Daheim oder ohne ihn bekam sie Albträume oder Panikattacken. An Schlaf war nicht zu denken. Aber diese Nacht hatte sie nicht so gut geschlafen wie sonst, aber das lag nicht an Taichi, sondern an dem was ihr bevor stand. Kurz nachdem sie sich so leidenschaftlich geliebt hatten und Taichi eingeschlafen war, hatte Mimi sich unruhig hin und her gewälzt. Sie ging in ihren Gedanken immer wieder das Gespräch durch und dachte an die möglichen Folgen. „Alles in Ordnung bei dir? Du siehst so besorgt aus?“ Mimi nickte, das Gespräch würde wohl schneller beginnen als sie es wollte. „Nein, das ist nur mein Einhaltegesicht. Ich muss auf die Toilette, aber du hältst mich so fest, das ich hier nicht wegkomme.“ Taichi lachte laut auf und lockerte seine Beine. „Na dann, lass ich dich schweren Herzens mal lieber los, bevor es hier noch ein Unfall gibt und es mit der Romantik für alle Zeiten vorbei ist.“ Mimi grinste. „Glaub mir, bevor ich das zulasse, platzt eher meine Niere.“ Sie setzte sich aufrecht hin und griff nach ihrem Morgenmantel. Sie legte ihn um sich und ging zu ihrer Zimmertüre. „Prinzessin?“, murmelte der Braunhaarige, Mimi drehte ihren Kopf und sah ihren Freund fragend an. „Die letzte Nacht war wirklich schön“, lächelte er sie schelmisch an. Die Brünette nickte. „Ja, das war sie.“ Mimi ging unter die Dusche. Ja, sie ließ sich wirklich etwas mehr Zeit als gewohnt, aber sie wusste, dass sie Taichi gleich sehr weh tun würde und desto mehr sie daran dachte, desto mehr schämte sie sich. Sie schamponierte sich wütend die Haare. Warum? Warum musste dieser dämliche Nick auftauchen und alles kaputt machen? Und warum konnte er nicht einfach explodieren und verschwinden? Als sie fertig mit duschen war und sich frische Klamotten angezogen hatte, ging sie zurück in ihr Zimmer. Auch Taichi war mittlerweile wieder in seine Klamotten vom Vortag gestiegen und saß auf ihrem Bett, während der Fernseh lief, er aber nicht wirklich hinsah. Die Brünette konnte sich denken worüber er nachdachte und es machte sie verrückt. „Hey“, nuschelte Mimi schüchtern. Taichi sah gleich vom Fernseher zu ihr und lächelte leicht. Dann stand er auf und kam auf die Brünette zu. „Können wir jetzt reden oder fällst du mir wieder um den Hals?“, fragte er zwinkernd nach und grinste, brach dieses aber schnell wieder ab und sah sie besorgt an, als diese ihn ernst ansah. „Ich würde dir ja lieber um den Hals fallen, aber ich denke wir sollten endlich reden.“ „Okay... also was ich gestern sagen wollte. Ich glaube...“ „Nein...“ unterbrach Mimi ihn rasch. Sofort verstummte der Ältere und sah sie missmutig an. „Mimi, wir sollten jetzt wirklich über diese Anrufe reden.“ „Nein!“ Bevor Taichi weiter sprechen konnte, redete Mimi einfach weiter. „Ich muss anders anfangen.“ Taichi klappte seinen Mund wieder zu. „Wie anders?“ „Na anders eben... vielleicht solltest du dich besser wieder hinsetzen.“ Der Sportstudent nickte unsicher und setzte sich auf die Bettkante, Mimi stand gegenüber von ihm am Schreibtisch und lehnte sich an die Arbeitsplatte an. „Ich versuche einfach ganz von vorne anzufangen. Es ist nicht so leicht, also lass mich einfach reden.“ Nervös spielte die Jüngere mit ihrer Armbanduhr und blickte zwischen dieser und Taichi hin und her. „Prinzessin, sag mir doch einfach was los ist. Du kannst doch mit mir über alles reden.“ Mimi musste bereits dagegen ankämpfen, dass Tränen in ihre Augen stiegen. Sie wünschte wirklich, dass sie das könnte also wollte sie es versuchen. Sie musste es. „An einem Abend wo ich bei einem Konzert von Matt und seiner Band war, da...“, versuchte sie nach den passenden Worten zu suchen, aber fand sie nicht. Sie konnte es sich nicht schön reden und auch nicht ausschmücken. Dies wurde ihr gerade klar. „... da ging ich später auf die T-toiletten und als ich zurückkam, stand plötzlich N-nick vor mir...“, stotterte sie hilflos und sah kurz auf. Irgendwie sah Taichi seltsam in diesem Moment aus. „Ist er der Stalker?“, brach es da schon aus ihm heraus. Mimi zuckte mit den Schultern. „Möglich.“ „Wann war das? Ich meine fing das zeitgleich mit den Anrufen an?“ Mimi schüttelte ihren Kopf. „September“, nuschelte sie und knabberte an ihrem Daumennagel. Taichi lachte verächtlich aus. „September?“, fragte er fassunsglos nach. „Das war vor drei Monaten Mimi.“ „Ich weiß“, flüsterte sie kaum hörbar und sank immer weiter in sich zusammen. „Hat er dich da etwa bedroht?“, fragte Taichi angespannt nach. Mimi nickte leicht und scheute seinen Blick. „Matt hatte ihn dann vertrieben.“ Die Brünette blickte wieder vorsichtig auf und sah wie es in Tai zu rotieren begann. „Matt wusste davon?“, knirschte er mit den Zähnen. „E-er wollte dich da auch anrufen, a-aber ich... ich wollte das nicht. Es war ja nur eine einmalige Begegnung und ich wollte nicht, dass du dir Sorgen um mich machen musst und...“ „Bullshit!“, kam es angesäuert aus ihm heraus. „Ich will so etwas nicht hören. Du bist meine Freundin verdammt. Du brauchst mich nicht zu schützen Mimi, aber in dem Moment hättest du Schutz gebraucht!“ Mimi wusste nicht mehr was sie sagen sollte. Auf einmal kamen keine Worte mehr aus ihrem Mund, stattdessen bildete sich ein dicker Kloß in ihrem Hals. „Wie ging es weiter?“, hakte Taichi scharf nach. Die Ungeduld machte sich bereits in seinem Gesicht breit. „I-ich musste Matt versprechen, ihm Bescheid zu geben, falls er nochmal auftaucht.“ „Immerhin das!“ „Aber ich habe mich nicht dran gehalten!“ Ungläubig schlug Taichi sich die Hand vor die Stirn und gab einen undefinierbaren Laut von sich. „Am nächsten Tag war er mein neuer Klassenkamerrad“, brachte Mimi mit aller Kraft hervor. „Du willst mir jetzt nicht ernsthaft sagen, dass seit drei Monaten dein Psyscho-Ex in deiner unmittelbaren Nähe ist. Tag für Tag und du mir nichts, ich wiederhole mir nichts davon gesagt hast?“, fragte er wütend nach und wurde mit jedem Wort lauter. Die Brünette konnte wieder nur schwach nicken. Wütend sprang Taichi auf und schlug dabei die Nachttischlampe gegen die nächste Wand. Mimi zuckte aufgeschreckt zusammen und begann zu zittern. „Warum zum Teufel hast du mir nichst davon gesagt?“, schrie er sie an und blieb kurz vor ihr stehen. Er entspannte sich etwas, als Mimi sich vor ihm erschrak und versuchte sich selbst zu beruhigen. Sie wusste ja, dass Taichi nicht gerade begeistert sein würde. „I-Ich hab versucht es alleine zu lösen“, schniefte die Brünette und brachte die Worte abgehackt hervor, während ihr gesamter Körper sich anspannte. „Und was hast du gemacht um das Problem zu lösen, wenn du scheinbar nicht mal Matt etwas davon gesagt hast?“ „Nein, er hätte dich ja dann gleich benachrichtigt. Ich bin zum Direktor gegangen, zusammen mit Nicole, aber Nick...“ „Erwähne diesen Namen nicht mehr. Ernsthaft, ich könnte gerade echt...argh.“ Wütend ballte Taichi immer wieder die Hände zu Fäusten und versuchte gleichzeitig wieder sich zu beruhigen. „Auf jeden Fall, seine Familie ist sehr wohlhabend und hat ein hohes Ansehen in New York und mit einer großzügigen Spende an die Schule war es egal, was ich zu sagen hatte und nach kurzer Zeit wurde er zum beliebtesten Schüler der verdammten Schule“, versuchte Mimi verzweifelt ihren Satz zu beenden. Taichi war mittlerweile so sauer, dass es egal war was sie sagte. Sie konnte es ohnehin nicht mehr gut machen. „Ich fasse es einfach nicht, dass du mir das die ganzen Monate über verschwiegen hast. Wir haben jede verdammte Woche miteinander geskypt und du kamst nicht einmal dazu mir zu sagen, dass der Typ der dir verdammt weh getan und andere schlimme Sachen mit dir gemacht hat plötzlich aufgetaucht ist und sich wieder an dich ranhängt?“ „Ich hab ihm gleich erzählt, das ich einen Freund habe...“, murmelte Mimi hilflos. „Das will ich ja wohl auch hoffen.“ „Aber er hat mir nicht geglaubt, also musste ich es ihm irgendwie beweisen...“ „Um Himmels Willen was hast du getan, Mimi?“ „Nichts schlimmes... I-ich habe ihm erzählt, das, also das Matt mein Freund ist...“, erwiderte die Brünette kaum hörbar. Ungläubig starrte Taichi die Jüngere nieder. „Wie bitte?“, knurrte er. „Ich weiß das, dass falsch war“, kam es trocken aus ihrer Kehle. „Ja, war es Mimi. Ich glaube ich höre nicht richtig. Warum hast du mir das verschwiegen und warum hast du meinen besten Freund als deinen Freund ausgegeben?“ „Weil, du nicht da warst...“ Und mit beenden dieses Satzes wurde Mimi klar, dass sie gerade etwas falsches gesagt hatte. „Machst du es mir jetzt zum Verhängnis, dass ich nicht in Amerika war um dir beizustehen?“, fragte der Sportstudent fassunsglos nach. „Nein, natürlich nicht... E-es war nur so. Ni... Er hatte es mir geglaubt und mich in Ruhe gelassen und erst als Matt auf Tour aufgebrochen war, also da fingen die Anrufe und das Auflauern wieder an.“ Und wieder hatte Mimi mehr gesagt als sie eigentlich wollte. Taichi lief fuchsteufelswild im Zimmer auf und ab, blickte kurz zu Mimi, doch konnte den Blick nicht lange standhalten. Wieder  und wieder schüttelte er seinen Kopf, aber sagte nichts. „Rede mit mir...“, murmelte Mimi unsicher. Sie wusste nicht was sie machen sollte, auf ihn zugehen, stehen bleiben? „Weißt du wann ein guter Zeitpunkt gewesen wäre, dadrüber zu reden? Vor etwa drei Monaten. Dass wäre ein guter Zeitpunkt gewesen und nicht jetzt!“ „Ich weiß, ich wollte dich nicht zusätzlich belasten,“ versuchte Mimi sich erneut zu erklären, aber irgendwie konnte sie sich gerade selber für diese Worte ohrfeigen. „Hör auf damit! Ich will das nicht mehr hören. Hast du denn so wenig Zutrauen in meine Person gehabt?“, bohrte der Braunhaarige nach, während er sich immer wieder durch die Haare fuhr und wütend aufschnaubte. Auf diese Frage wusste Mimi keine Antwort. Natürlich vertraute sie ihm. „I-ich...“ Was sollte sie nur sagen, was sie nicht schon gesagt hatte oder ihn noch wütender machte? „Also nicht?“ „Doch! Aber ich dachte, du bist so weit weg und was hättest du... na ja... schon machen sollen?“ „Das fragst du ernsthaft?“, fragte er aufgebracht nach. „Ich wäre für dich dagewesen Mimi. Ich hätte das zusammen mit dir durchgestanden, aber diese Chance hast du mir gar nicht gegeben. Ich hätte dafür gesorgt, dass der Typ wieder verschwindet und wenn ich persönlich die Polizei informiert hätte. Was hat die überhaupt dazu gesagt?“ „Nichts“, krächzte es aus ihr heraus. Taichi sah sie auffordernd an und zog eine Augenbraue hoch. „Ich war nicht bei der Polizei!“ „Was? Aber warum haben deine Eltern dich da nicht hingebracht?“ „Weil sie davon auch nichts wissen“, murmelte Mimi niedergeschlagen und bemerkte wie das Brennen in ihren Augen immer stärker wurde. „Boah...Mimi hörst du dir eigentlich auch mal selber zu?“ Taichis Stimme überschlug sich förmlich, während er immer wieder ungläubig den Kopf schüttelte. „Und wie genau wolltest du das Problem nun selber lösen? Es aussitzen, das Jahr rumkriegen und dann hätte es sich von selbst erledigt?“ Als Mimi nichts mehr sagte, weil ihr die Worte fehlten füllten sich ihre Augen immer mehr mit Tränen. „Es tut mir so leid“, schluchzte die Brünette entschuldigend und schaute auf den Fußboden zu ihren Füßen. Sie konnte Taichi jetzt nicht ansehen. Seine Augen waren nicht warm und liebevoll wie sonst. Nein, man konnte die pure Enttäuschung daraus erkennen und sie trug selber die Schuld daran. Sie hätte kotzen können. „Ich glaub ich muss hier raus“, erwiderte der Braunhaarige unruhig und ging Richung Zimmertüre. „Nein, bitte. Geh nicht!“, flehte die Jüngere und sah zum Braunhaarigen auf und wollte ihm nach. „Warum? Willst du mir noch irgendetwas beichten? Auch wenn ich mir gerade nicht sicher bin, ob ich noch mehr ertragen kann.“ „Nein, mehr nicht. Tai... I-ich...“ Der Braunhaarige hob seine Hand, hielt inne, holte tief Luft und sah zurück zu Mimi. „Ich glaube es ist wirklich das Beste, wenn ich jetzt gehe, bevor ich etwas sagen, dass ich nachher nicht zurücknehmen kann und bereue.“ Mimi verstummte und nickte, sie wusste das Taichi jetzt die Zeit brauchte um über all das, was sie gesagt hatte, nachzudenken, aber sie hatte Angst, dass wenn er jetzt gehen würde, er nicht mehr zurückkommen würde. „Wann sehen wir uns wieder?“, hakte sie vorsichtig nach und versuchte aus seinen Augen irgendetwas zu lesen, aber es war Hoffnungslos. Wenn einer gut Gefühle verbergen konnte, dann war es Taichi. „Ich weiß es noch nicht, ich muss nachdenken. Ich melde mich bei dir.“ Taichi öffnete die Türe, hielt kurz inne, wühlte in seiner Sporttasche, die er vom Fußboden aufgehoben hatte und warf Mimi ihr Geschenk vor die Füße, dann verschwand er ohne nochmal zurückzublicken. Mimi krallte sich an ihrer Arbeitsplatte fest um nicht zusammenzubrechen. Langsam bückte sie sich und griff nachdem Geschenk, sie packte es aus und sah eine kleine Glaskugel. Sie schüttelte diese Kugel, während Schnee von der Decke fiel und auf ein tanzendes Paar hinab rieselte, welches sie und Taichi in Miniaturform zeigte. Sie hielt es nah an ihrer Brust während sie hemmungslos zu weinen begann. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)