Follow your Heart von Linchen-86 ================================================================================ Kapitel 4: Fernbeziehungen sind schwer -------------------------------------- 24. September 2010 Tai gähnte. Es war mitten in der Nacht, er blinzelte ein paar Mal mit den Augen um sich in der Dunkelheit orientieren zu können. Irgendetwas hatte ihn geweckt. Aber was? Er nahm sich sein Handy und erkannte einen Anruf von Matt. Wieder sah er sich die Uhrzeit auf seinem Handydisplay an. Warum rief Matt ihn um sieben Uhr morgens an? Sicher nicht, um ihm einen guten Morgen zu wünschen. Das war nun wirklich nicht seine Art. Neben dem Anruf erkannte er auch noch eine Nachricht von Mimi. Gleich schlich ein Lächeln auf seine Lippen und er antwortete ihr sofort. Sicher würde sie bald schlafen gehen, während er jetzt wach war, sollte er sich nochmal umdrehen und versuchen weiter zu schlafen oder einfach schon aufstehen? Er entschied sich den Tag heute etwas früher zu beginnen. Er ging unter die Dusche und nachdem er das erledigt hatte, nahm er sich wieder sein Handy hervor. Mimi hatte nicht mehr geschrieben, sicher war sie schon eingeschlafen. Ja, eine Fernbeziehung... dies war wesentlich härter als er es sich anfnags vorgestellt hatte. Er liebte sie, das stand ohne Zweifel fest, aber durch die Zeitverschiebung und den unterschiedlichen Tagesablauf war es manchmal wirklich sehr schwer. Wieder dachte er an den Anruf von Matt und entschied sich dazu ihn anzurufen. Er wählte die Nummer und Matt hob einige Sekunden später ab. `Hi, was geht?´, hörte er ihn fragen. „Das wollte ich dich gerade fragen, du hattest angerufen. Alles okay oder vermisst du mich schon?“, fragte er grinsend nach. `Ah ja, ich ähm...wollte nur hören, wie es so läuft?´ Misstrauisch verzog er eine Augenbraue, warum klang Matt denn so komisch? „Läuft ganz gut. Studium ist echt cool, ein paar Leute sind echt locker, auch wenn man bemerkt, das sich hier irgendwie alles verändert und das wichtige Leute einfach fehlen“, antwortete Tai wahrheitsgemäß. `Ja, ich versteh was du meinst. Hier ist sowieso alles anders´ erwiderte sein bester Freund durch das Telefon. "Aber auch alles aufregend." „Hast du es dir denn so vorgestellt?“, fragte der Brünette nach. `Eigentlich schon, wobei es ist irgendwie sogar noch besser. Wir kommen mit den Proben gut voran und haben uns gut eingelebt. Wir waren eben in einem Pub, dort treten wir bald auf. Mimi war auch da.´ Schnell brach Matt ab. `Warst du mal bei Sora?´ schoss er gleich hinterher und lenkte das Thema auf die andere Frau. „Mimi war in einem Pub?“, erkundigte Tai sich. „Ist sie dafür nicht noch viel zu jung?“ Tai hörte wie Matt laut ausatmete. „Matt ist alles okay mit Mimi?... Yama?“, fragte der Yagami ungeduldig nach. ´Ja, es geht ihr gut, also sie vermisst dich, aber sonst geht es ihr gut. Denk ich.` Tai wurde das Gefühl nicht los, das irgendetwas nicht stimmte. Der frühe Anruf von Matt, seine fadenscheinigen Ausreden und Mimi war in einem Pub, warum erzählte sie nichts davon? Okay, sie musste auch nicht immer sagen, wo sie hinging, trotzdem und dann sprach Matt so wirres Zeug. „Yama, wenn irgendetwas mit Mimi ist, dann sagst du mir das doch, oder?“ `Weißt du doch. Sprich am besten mir ihr. Sie war nur wirklich traurig und sie... sie vermisst dich.´ Tai nickte, er vertraute Matt und warum sollte er ihn auch anlügen? „Sora vermisst dich auch, hast du dich mal bei ihr gemeldet?“, erkundigte Tai sich. `Ja, per Nachricht. Ich wollte sie auch anrufen. Irgendwie hat man die ganze Zeit so viel zu tun, die Proben, dann mussten wir uns hier einrichten und zurechtfinden und dann immer diese Zeitverschiebung.´ „Klingt irgendwie wie eine Ausrede. Sorry, Kumpel. Ruf deine Freundin an, die dreht hier sonst noch durch. Gerade ist sie ganz schön sauer auf dich und ich kann es verstehen.“, sprach Tai ehrlich weiter. Er hörte wie Matt frustriert schnaubte. `Ja, ich rufe sie jetzt mal an. Es ist wirklich längst überfällig. Danke, dass du für sie da bist und auf sie achtest. Ich melde mich dann wieder.´ Tai nickte, auch wenn das Matt nicht sehen konnte. „Mach das und wenn was ist, egal ob bei dir dir oder bei Mimi... Du hast ja meine Nummer. Zögere bitte nicht mich anzurufen und die Uhrzeit spielt keine Rolle!“ Tai hörte noch, wie Matt das bestätigte und legte dann auf. Er legte sein Handy auf sein Nachttisch zurück. Heute war immerhin Freitag. Morgen wäre Samstag, dann würde er mit Mimi skypen und auf jeden Fall nochmal nachfragen, wie das mit dem Pub war. Irgendwie ließ ihn das keine Ruhe und irgendwie beschlich ihn das Gefühl, als ob das doch mehr war... Er verließ sein Zimmer. Uni würde erst in einer Stunde losgehen. So konnte er sich noch in Ruhe sein Frühstück machen. Er öffnete die Kühlschranktür, nahm sich einige Eier heraus, schlug sie auf und ließ sie in einer heißen Pfanne verschwinden, die er schließlich hin und her schwang. „Hey, du bist ja schon wach?“ Tai drehte seinen Kopf und sah zu seiner Schwester. Kari trat näher in den Küchenbereich. Sie hatte gleich Schule. Kari ging nun in die Oberschule und trug die blaue Schuluniform. Manchmal konnte er gar nicht fassen, wie groß sie geworden war. Oh man, er hörte sich gerade wie seine Großmutter an. „Ja, ich hab gerade mit Matt telefoniert, werde aber auch gleich zur Uni aufbrechen“, erwiderte er. „Ah...wie geht es ihm? T.K hat noch nicht viel von ihm gehört. Er hat ihm nur kurz geschrieben“, erwiderte die Jüngere, stellte sich auf ihre Zehenspitze und sah in die Pfanne rein. Sie lächelte und sah zu ihrem Bruder auf. „Gibst du mir was ab?“ Tai nickte. „Klar, dass scheint wohl sein Ding zu sein, nur kurz zu schreiben. Ich versteh es nicht.“ „Aber das ist doch sicher ein gutes Zeichen, ich meine dann geht es Matt doch gut, oder?“ Tai nickte. „Ich denke schon, aber Sora...“ Tai stellte die Pfanne auf eine kalte Herdplatte ab, während Kari zwei Teller herausholte. Er befüllte beide Teller mit Rührei und machte sich noch etwas Toast dazu. Die Geschwister setzten sich an den Tisch, während Tai die Teller nahm, trug Kari zwei Gläser mit Orangensaft und schließlich begannen die Geschiwster gemeinsam zu frühstücken. „Ich war gestern bei Sora, zusammen mit Yolei. Sie ist... wirklich wahnsinnig niedergeschlagen“, murmelte die Braunhaarige und nahm einen Schluck von ihrem Orangensaft. „Ja, ich weiß. Matt telefoniert jetzt hoffentlich mit ihr. Ich denke ich schaue nachher mal bei ihr vorbei. Irgendwie weiß ich nicht mehr was ich ihr sagen soll. Fernbeziehungen sind echt blöd“, brummte Tai. Kari legte ihr Besteck auf ihren Teller und sah zu ihrem Bruder. „Wie meinst du das?“ Tai zuckte mit den Schultern. „Wie soll ich das wohl meinen? Sowie ich es gesagt habe. Fernbeziehungen sind blöd. Man weiß zwar, dass man jemanden hat, aber... man kann diesen Menschen nicht sehen, nicht so wie man es will. Man kann dieses Menschen nicht mal immer erreichen, wenn man gerade Lust hat. Ich vermisse die Nähe zu Mimi und merke auch, wie sehr ich mich nach ihr sehne. Auch nach so ganz einfachen Dingen, wie mit ihr zu frühstücken und mit ihr zu schreiben. Mit ihr zu skpen oder zu telefonieren, all diese Dinge um die Distanz zu überwinden, es gelingt aber eben nur bedingt.“ Kari senkte ihren Blick. Das Ganze kam ihr bekannt vor. Sora sprach gestern auch nur darüber wie schwer und wie trostlos alles ohne Matt war und dass sie immer weniger Hoffnung hatte, da er sich nicht wirklich bei ihr meldete und sie nicht wusste, wie sie damit umgehen sollte. Kari hoffte nur, dass sie sich niemals von Takeru so verabschieden musste. Sie würde wohl auch nicht wissen, wie es dann weiter gehen würde und sicher an der Trennung zerbrechen, aber sie glaubte daran, dass es alle schaffen würden und dass es die Beziehungen stärker machen würde. Sie wollte einfach daran glauben und wenn einer Zweifel hatte, würde sie die eben einfach vertreiben. Ja, das war jetzt ihre Aufgabe. Wenn Tai oder Sora Unsinn erzählten würde sie ihnen eben den Kopf waschen. Sie brauchten ihre Partner und auch wenn es manchmal ohne schwer war. Eine Trennung würde wohl beiden Parteien den Boden unter den Füßen nehmen und gnadenlos auf dem Boden aufschlagen. „Aber du willst schon noch mit Mimi zusammenbleiben?“, fragte sie unsicher nach. „Natürlich, das steht auch gar nicht zur Diskussion. Es ist eben einfach nur schwer.“ „Das versteh ich, aber versuche einfach dich darauf zu konzentrieren, dass du Mimi in zwei Monaten wieder siehst“, lächelte Kari aufmunternd und war froh zu hören, dass Tai zwar manchmal Zweifel hatte, was wohl auch normal war, aber das er auch wusste, dass er Mimi liebte und sie nicht verlieren wollte. Tai nickte und lächelte ebenfalls zu seiner Schwester. „Ja in zwei Monaten“, wiederholte er. – Nach der Uni machte er sich auf den Weg zu Sora. Mittlerweile wusste er, wann sie zu Hause war. Er klingelte und wartet darauf, dass sie aufmachen würde. Sora war, wie er erwartet hatte, daheim und ließ den Älteren eintreten. „Hi, alles klar?“, erkundigte er sich und hatte etwas Essen, sowie seine Sporttasche dabei, da er danach noch ins Fitnessstudio wollte. „Was ist das?“, fragte Sora neugierig nach. „Ich war beim Chinesen und dachte mir, dass du sicher wieder nichts gegessen hast.“ Sora verzog eine Grimasse. „Es gibt Neuigkeiten“, sprach sie, während sie in die Küche ging, sich Besteck für Tai und sie holte, Getränke auf den Tisch stellte und sich auf einem Barhocker niederließ. Tai setzte sich ihr gegenüber auf den Barhocker und wartete darauf, dass Sora weiter sprach. „Ich habe einen Nebenjob in einer kleinen Boutique“, erwiderte sie. Tai nickte verstehend. Sollte er nach Matt fragen oder würde sie es selbst erzählen, oder hatte er etwa? „Matt hat heute Morgen angerufen“, sprach sie weiter und aß die gebratenen Nudeln die Tai ihr mitgebracht hatte. „Die sind echt lecker. Danke.“ „Kein Ding, ist doch gut oder? Also das er sich gemeldet hat!“ Sora nickte und dennoch erkannte er, dass sie trotz allem nicht glücklich wahr. Nicht wirklich. „Es geht ihm gut und sie arbeiten viel. Er hat sich dafür entschuldigt, dass er so wenig Zeit hatte und versprach Besserung, aber daran glaube ich nicht.“ „Wieso glaubst du daran nicht?“, fragte er nach. „Ach, ich bin realistisch Tai. Sie haben mit den ganzen Auftritten nicht mal angefangen und wenn das beginnt, hat er noch weniger Zeit. Ich bin mir sogar sicher, das es ihm leid tut und auch dass er gerne mehr Zeit hätte, aber...“ „Fernbeziehungen sind verdammt kompliziert“, murmelte Tai und war sich sicher, dass Sora Recht hatte. Matt meinte das nicht böse, aber sein Traum biss sich mit anderen Träumen und auf Dauer würde Sora das nicht ewig mitmachen. Da war seine Situation einfacher. Es gab ein Ende ihrer Durststrecke, aber würde Matt wirklich in ein paar Monaten wieder in Japan sein? „Ja, sie sind scheiße und das habe ich auch vorher gewusst. Für so etwas bin ich echt nicht geschaffen. Ich gehe daran kaputt, Tai. Ihn so wenig zu sehen und dann immer die Sorge, ob da vielleicht ein anderes Mädchen...“ „So etwas macht er nicht... Er hat viel um die Ohren und ja derzeit konzentriert er sich auf die Musik, aber er liebt dich, sonst hätte er es vorher beendet“, unterbrach er sie gleich. Matt liebte Sora, das war schon immer so gewesen. Er war derzeit zwar etwas egoistisch unterwegs, das musste Tai zugeben, aber er war sich sicher, dass der Blonde Sora nicht verlieren wollte. Matt war sich eben sicher, dass Sora auf ihn warten würde... und er hoffte, dass Sora das auch noch eine Weile konnte. Ob Matt sich zu sicher war? So oder so hatte ihre Beziehung Risse bekommen und wer sagte, dass ein Wiedersehen auch so ablief, wie sie es sich vorstellten? Tai seufzte und Sora blickte zu ihm auf. „Dir geht es auch nicht gut, oder?“ Der Brünette schüttelte seinen Kopf. „Es sind erst drei Wochen.“ „Ich weiß“, murmelte Sora niedergeschlagen. „Du vermisst Mimi und weißt du was? Ich bin eifersüchtig auf Mimi, weil sie Zeit mit Matt verbringen kann und ich nicht.“ „Dafür kannst du auch Zeit mit mir verbringen, was sie nicht kann“, erwiderte er lachend und zuckte mit den Schultern. „Ja, trotzdem, aber es ist dennoch etwas anderes. Sie bekommt den ganzen Prozess mit, ist dabei wenn er seine ersten Auftritte hat, vielleicht ermutigt sie ihn sogar, wenn er aufgeregt ist. Ich meine, das wäre doch meine Aufgabe als seine Freundin. Sie kann ihn anfeuern und ihn danach beglückwünschen und was bekomme ich? Eine SMS, wenn ich Glück habe.“ Sora verdrehte genervt die Augen. Tai lachte laut los und irritiert sah die Rothaarige zum Älteren. „Sora, jetzt ehrlich. Verrenne dich nicht noch mehr in deiner Welt, die du dir selber zusammenreimst. Ich fände es schlimmer, wenn Mimi nicht dabei wäre, wenn sie schon da in der Nähe wohnt und eher gefriert die Hölle, als dass etwas zwischen den Beiden passiert.“ Tai aß sein Essen auf und Sora schwieg. „Wem vertraust du eigentlich mehr, Mimi oder Matt?“, fragte Sora nach einiger Zeit nach, nachdem sie nichts mehr sagten und sich ihren eigenen Gedanken hingaben. „Matt“, murmelte Tai schneller als gedacht. Er sah zu Sora, die ihn grinsend ansah. „Deine Antwort hätte Mimi lauten sollen.“ Tai zuckte mit den Schultern. „Matt ist aber schon wesentlich länger mein bester Freund, als Mimi meine Freundin ist. Ich liebe sie, aber Matt würde ich mein Leben anvertrauen und eben auch meine Freundin. Er würde das nicht ausnutzen, schon alleine wegen mir. Sorry, aber das denk ich nun mal.“ Sora war beeindruckt. Die Beiden verstanden sich eben blind. Das konnte man immer wieder beobachten. Sie wussten alles voneinander, Tai wusste Sachen über Matt, die nicht mal sie wusste und andersherum war es sicher auch so. Aber vertraute sie Matt so wie Tai? "Vielleicht hast du Recht", murmelte sie leise und aß ihr Essen weiter auf. „Also was meinst du, kann ich dich wieder alleine lassen?“, fragte Tai bei der Rothaarigen nach, nachdem sie das Essen aufgegessen und weggeschmissen hatten. „Hey ich bin kein Pflegefall. Ich danke dir und Kari und ihr seid wirklich alle lieb, aber es wird schon alles gut werden“, murmelte sie bedrückt. „Ja, das klingt fast überzeugend“, sagte Tai grinsend. „Jetzt, geh schon!“ Sora rollte mit den Augen, während Tai seine Hand zum Gruß hochnahm und die Wohnung verließ. Er sah auf die Uhr, es waren neun Uhr abends, also bei Mimi acht Uhr morgens. Sie hatte noch einen Schultag vor sich, ehe sie das Wochenende einläuten konnte. Er zog sein Handy vor und schrieb ihr eine Nachricht. Dann schnappte er sich sein Fahrrad und fuhr noch ins Fitnessstudio. Er musste sich noch etwas ablenken. runter kommen. Den Tag sowie die Woche Revue passieren lassen. Er zog sich um und betrat die Trainingsfläche. Er stieg als erstes aufs Laufband, er nahm seine Kopfhörer und sein Handy heraus, wählte seine Playlist und lief los. Er dachte an die vergangen Monate. Wie alles gelaufen war, wie er Mimi näher kam und er sich in sie verliebte, wie sie für ihn in Aoshima da war und er für sie, als es ihr wegen ihrem Großvater oder ihrem Exfreund nicht gut ging. Er stoppte das Laufband und blickte auf die Anzeige, sein Puls raste, sein Herz schlug kräftig gegen seine Brust. Ihm dämmerte es, dass er jetzt seit drei Monate mit Mimi zusammen war, ob sie deshalb so traurig war? Er atmete tief ein und aus, während er das Laufband wieder betätigte und begann immer schneller zu laufen. Er musste sich einfach auspowern, doch er wusste egal wie schnell er lief, er würde doch nicht vom Fleck kommen und schon gar nicht zu ihr... Hosted by Animexx e.V. 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