Ino hoch Probleme von Nightglass ================================================================================ Kapitel 7: Die Wohnung eines Mannes ----------------------------------- Ino konnte sich nicht erinnern das letzte Mal in der Wohnung eines Mannes zu sein. Sie ging nie in die Wohnung eines One-Night-Stands, sondern schleppte sie immer zu ihr nachhause. Auf jeden Fall hatte sie sich so eine Wohnung deutlich dreckiger vorgestellt. Jedenfalls mindestens so, wie ihre Eigene. Dass jedoch Shikamarus Parkettboden nicht von Pizzaverpackungen und dreckiger Wäsche übersäht war, ließ Ino an ihren Lebensstil zweifeln. Wenn sogar so ein fauler Mann, wie Shikamaru den Anschein machte, ordentlicher war als sie, musste sie irgendwas falsch gemacht haben. Die ockerfarbene Kommode im Eingangsbereich war gründlich geputzt worden und auf dessen Platte standen eingerahmte Fotos und eine Schale, in der sich mehrere Schlüssel befanden. Neugierig beugte sich Ino vor die Fotos, während Shikamaru in einer Tür verschwand um ihr ein Handtuch zu holen. Das ihr am Nächststehende zeigte eine braunhaarige Frau mit ernsten Blick. Man konnte die Ähnlichkeit zwischen Mutter und Sohn deutlich heraus erkennen. Die gleichen schwarzen Augen und die gleiche genervte Ausstrahlung. Ein Lächeln schlich sich auf Inos Lippen. Sie hätte nicht gedacht, dass erwachsene Männer offen Bilder der Eltern in ihrer Wohnung ausstellten. Die Frau wurde von hinten von einem großen Mann umarmt, dessen Gesicht zwei lange Narben durchzogen. Die Art wie der Mann seine Haare trug - zu einem strubbeligen Zopf gebunden - erinnerte sie an Shikamaru. Das zweite Foto zeigte eine junge blonde Frau, die selbstsicher in die Kamera blickte. Die grünen Augen schienen matt, doch trotzdem war die Frau ziemlich hübsch. Ungewöhnlicherweise hatte sie ihre Haare zu vier Zöpfe gebunden, was Ino noch nie an einer erwachsenen Frau gesehen und bis zu diesem Zeitpunkt gedacht hatte, dass solch eine Frisur lächerlich aussehen würde. Es sah nicht so aus, als würde es sich bei dieser Frau um Shikamarus Schwester handeln. Das letzte Foto, welches auch das kleinste war, zeigte einen kleinen Shikamaru, der genervt in die Kamera stierte. Seine Arme hatte er vor der Brust verschränkt und die Augenbrauen zusammengezogen. Ino nahm den Rahmen in die Hand und betrachtete den Jungen genauer. Sie musste leicht auflachen. Wie konnte so ein kleiner Junge schon so gereizt und pessimistisch dreinschauen. Nebenbei sah er schon ganz niedlich als Junge aus. Sie fuhr mit ihrem Zeigefinger über das Glas, welches das Foto schützte. „Was machst du da", ertönte Shikamarus tiefe Stimme, so unerwartet, dass Ino spitz aufschrie und einen Satz in die Luft machte. Dabei glitt ihr Der Bilderrahmen aus den Händen und sie konnte es noch gerade vor dem Zersplittern bewahren, indem sie ihren Fuß unter ihn schob. Der Schmerz, der durch ihren Fuß zuckte, als die spitze Ecke des Rahmens gegen ihn aufprallte, trieb ihr Tränen in die Augen. Schnell hob sie das heile Foto auf und drehte sich wie ein ertapptes Kind zu Shikamaru um, der das ganze Schauspiel mit hochgezogenen Augenbrauen beobachtet hatte. „Äh", brachte Ino raus und starrte ihn nur an, während er leicht ungeduldig darauf wartete, dass sie zu Ende sprach. Irgendetwas hatte sie plötzlich verunsichert, aber sie wusste nicht was es war. Schnell hielt sie das Foto hoch und meinte möglichst gelassen, als hätte sie sich gerade nicht zum Affen gemacht: „Siehst süß aus." Seine Brauen wanderten noch eine Stufe und Ino fuchtelte errötet mit den Armen: „Nein! Also da auf den Bild, nicht du an sich. Ich mein, auch nicht nicht. Aber ich meinte speziell das Foto..." Sie stellte zerknirscht das Foto zurück auf die Kommode und Shikamaru überreichte ihr das weiche hellblaue Handtuch: „Hab den Wasserheizer angeschaltet, kannst also beruhigt warm duschen. Und die Algen schmeiß einfach in den Müll. Ich bin im Wohnzimmer." Als er ins Wohnzimmer verschwinden wollte, drehte er sich noch einmal zu Ino um: „Achja, ich habe dir Wechselklamotten rausgelegt." Dankend ging Ino ins Badezimmer. Es war recht geräumig und besaß sowohl Dusche, als auch Badewanne. Die Fliesen strahlten in einem grellen weiß, dass man sie kaum ansehen konnte ohne blind zu werden. Angewidert zog Ino die klebrigen Algen von ihrem Körper und warf sie in den kleinen Mülleimer, in dem sich, wie Ino nebenbei bemerkte, ein kaputter Lippenstift und Abschminktücher befanden. Also entweder hier lebte auch eine Frau oder Shikamaru verdiente sein Geld als Transvestit in der Nacht. Bei der Vorstellung der Mann im Wohnzimmer könnte sich am Nachmittag bemüht schminken und sich in ein grünglänzendes Kleid zwängen. Ino richtete sich wieder auf und fädelte ihr Haargummi aus den nassen Haaren. Dann schaute sie in den Spiegel um zu sehen, wie groß der Schaden war. Erstaunlicherweise gering. Es war gut, dass sie sich heute entschieden hatte kein Make-up zu tragen, denn sonst wär es total verschmiert. Ihre Wangen waren leicht von der Kälte gerötet und ihre Haare hingen ihr nass ins Gesicht. In diesen hatte sich ein kleiner Ast verfangen, den sie etwas umständlich aus dem Haargewirr herausfummeln musste. Fröhlich, die nasse an dem Körper klebende Kleidung loszuwerden, entledigte sie sich dieser und legte sie auf dem Wäschekorb ab. Das warme Wasser, welches auf ihre weiche Haut herabrieselte war wie ein Segen. Das Frieren verschwand allmählich und die wohlige Wärme umschloss sie. Sie genehmigte sich einen Spritzer des Shampoos und Duschgels, das ihr am nächsten war. Es war schon etwas ungewöhnlich bei einem Fremden zu duschen. Wäre er ein Perverser, würde er vor der Tür hocken und durchs Schlüsselloch spähen oder aus Versehen ins Bad reinstürzen, wenn sie sich gerade wieder anzog. Aber sie hatte nicht das Gefühl bei so einem Typen gelandet zu sein, vor allem er die Nacht in der sie nicht bei Sinnen war ausgenutzt hätte. Die Wechselsachen, die Shikamaru ihr rausgelegt hatte, waren eine Boxershorts, ein Unterhemd und ein T-Shirt von ihm selbst. Neugierig, wie so etwas an ihr aussehen würde, zog sie alle drei Sachen an und betrachtete sich im Spiegel. Alles war ihr paar Nummern zu groß, wobei es bei der Boxershorts einen Gummibund, sodass sie es eng genug zuschnüren konnte. Das T-Shirt rutschte ihr von einer Schulter, hatte aber etwas von einem Schlafanzuglook. Das Haar hatte sie zu einem lockeren Dutt hochgebunden. Die Haare jetzt zu föhnen würde zu lange brauchen und sie hatte auch nicht wirklich Lust dazu. Sie betrat das Wohnzimmer, indem Shikamaru vor einer Staffelei und Leinwand saß und verschiedene Farben zusammenmischte. Interessiert setzte sich Ino auf das braune Sofa und zog ihre nackten Beine an ihren Körper. Zwar konnte sie nicht mehr sehen, was Shikamaru malte, jedoch war sie viel mehr auf seinen Ausdruck im Gesicht gespannt, wenn er anfangen würde zu malen. Es war faszinierend wie Künstler die Welt um sich herum vergessen und einen konzentrierten Blick aufsetzten. „Ich werde deine Kleidung gleich in die Waschmaschine schmeißen. Wir haben aber keinen Trockner, also werde ich dir deine Kleidung ein anderes Mal zurückgeben", sagte Shikamaru und schaute sie kurz an bevor er sich wieder seiner Leinwand widmete. Etwas in Ino regte sich, als Shikamaru von einem "anderen Mal" sprach. Das hieß ja, dass er von einem weiteren Treffen ausging. Aus unerfindlichen Gründen freute sich Ino und sie lehnte ich an die Armlehne des Sofas. „Ist das nur ein Hobby oder dein Beruf", fragte Ino. Sie bemerkte erst jetzt, dass an den Wänden bemalte Leinwände gestapelt waren und manche sogar an der Wand hingen. Sie waren erstaunlich gut. Könnten schon fast in einem Museum hängen. Eins zeigte eine weite Landschaft, wobei mehr die Schatten hervorgehoben worden waren und die Bäume, Felder und Häuser an sich nur als Silhouetten dargestellt wurden. „Beides. Ich hab mit vierzehn angefangen und bin entgegen den Wunsch meiner Familie zu studieren freiberuflich als Maler tätig. Manchmal gibt es auftragslose Phasen, manchmal läuft´s ganz gut." Ino nickte verständlich: „Und was wollten deine Eltern, was du studierst?" Shikamaru zuckte nur mit den Schultern: „Gentechnik, Psychologie, Humanmedizin, Wissenschaft in Bezug auf Medizin und so weiter. Deren Liste war endlos. Am meisten jedoch wollten sie, dass ich zur Krankheitsforschung gehe. Das lag nicht im meinem Interesse und bin das geworden, was ich wollte." Ino blickte ihn mit großen Augen an. „Muss man für sowas nicht unheimlich intelligent sein? Also ich kenn mich nicht wirklich in Gentechnik oder Krankheitsforschung aus, aber da wird doch ein gewisse Intelligenz angefordert, oder? Und für dich wäre es eine Leichtigkeit gewesen, das zu studieren?" Er zuckte erneut im den Schultern und malte weiter: „Können schon, wollen nicht. Ich kann mein Gehirn für das einsetzen, was ich will." „Was ist den dein Intelligenzquotient? Komm sag schon!" „Wenn du´s unbedingt wissen willst, über 200." Inos Mund klappte auf. Der normale Durchschnitt, zu dem Ino definitiv gehörte, lag zwischen 90 und 109. Wenn dann schon 150 zu der Elite der Intelligenz gehörte, was war denn dann Shikamaru? Sie richtete sich schnell auf: „Du könntest Krebs heilen oder Aids! Oder... Oder... Ebola! Du würdest tausenden Menschen das Leben retten!" „Warum sollte ich mein ganzes Leben lang versuchen, das Leben von anderen zu retten, wenn sie dann eh irgendwann sterben werden. Das wär zu anstrengend. Wir alle sterben, früher oder später. Durch ein Unfall, einer Krankheit oder an Altersschwäche. Der Tod ist das Natürlichste aus der Welt und es krankhaft zu verhindern zu versuchen, ist die größte Schwäche der Menschen. Würde man diese Ansicht mit der darwinsche Theorie begründen, müsste man sagen, dass nur die Anpassungsfähigsten überleben und die Medizin die Natur beeinflusst und somit auch die nicht Anpassungsfähigen weiterleben. Ich will nicht sagen, dass es falsch wäre, Menschen vom sterben zu bewahren, aber wir können es nicht für immer aufhalten. Und wenn wir es nicht akzeptieren, dass Menschen an einer Krankheit sterben, warum können wir dann akzeptieren, dass Menschen am Alter sterben. Beides ist natürlich und wäre es nicht widernatürlich das Eine abzulehnen und das Andere anzunehmen? Man hört es nicht gerne und man will es nicht wahr haben, aber wir alle werden nicht für immer sein. Nach Jahrzehnten werden wir noch nicht einmal eine Erinnerung sein. Aber jeder hat seine eigenen Einsichten und es hat natürlich etwas Gutes, dass Manche sich der Medizin widmen um Leben zu verlängern, aber ich möchte mein Leben anders leben, als in einem Labor rum zu hocken und Krankheiten zu erforschen. Jeder sollte für sich selbst entscheiden, was man will." Ino konnte ihren Mund nicht zuhalten. Sie konnte ihm nichts entgegen bringen, weshalb sie sich zurück in die Polster fallen ließ und an die Decke starrte. Er hatte jemanden Nahestehenden verloren. Sie hatte es gespürt, als er vom Tod gesprochen hatte. Plötzlich stand sie auf und ging auf ihn zu. Er schaute sie verwirrt an, als sie sich zu ihm runterbeugte und ihre Arme sich um seinen Körper schlossen. Sie drückte ihn bestimmt an sich. Sie war zwar nie gut darin gewesen, zu merken, wenn jemand Trost brauchte und war sich jetzt auch nicht sicher, ob sie das Richtige tat, doch sie wollte lieber, dass er sie für verrückt hielt, anstatt, dass er still litt. Doch er stieß sie nicht zurück - vielleicht fragte er sich, was das sollte -, sondern ließ sie gewähren. Ino wusste nicht, wie lange sie so standen, bis sie ihre Umarmung löste und ihn kurz anschaute, bevor sie sich zurück auf das Sofa vor ihm setzte. Nun fühlte sich die Situation richtig komisch an und Ino versuchte sich besonders interessiert an die Staffelei um Shikamaru nicht direkt in die Augen zu sehen, doch nicht zu offensichtlich wegzuschauen. Sie räusperte sich: „Nun ja, und woher kennst du Choji?" Ihr Themenwechsel war nur all zu offensichtlich, aber zu ihrer Erleichterung ging Shikamaru darauf ein. „Von der Schule." Seine Gesprächigkeit schien also ein Limit zu haben, welches er anscheinend schon ausgeschöpft hatte. „Ah..." Ino fluchte innerlich. Sie war auch nicht besser. Wahrscheinlich lag es nur daran, dass sie ihn einfach plötzlich umarmt hatte ohne Vorwarnung oder Grund. Sie schwiegen eine lange Zeit und Ino wog sich leicht vor und zurück. „Was malst du eigentlich", fragte Ino und schlenderte wieder zu Shikamaru mit etwas Abstand. „Dich." Überrascht sah sie ihn an und blieb stehen. Er zeichnete sie? Neugierig richtete sie ihr Augen auf die Leinwand. Man konnte die Umrisse des Sofas und der dahinter liegende Wand sehen. Sie selbst war unscharf gezeichnet, als hätte man ein Foto geschossen ohne auf die Fokussierung zu warten. Nur ihre Augen, ihr Lächeln und ihre Hände waren klar und real wiedergegeben. Fragend blickte sie zu Shikamaru: „Warum ist Manches verschwommen und Manches nicht?" Shikamaru setzte den Pinsel noch einmal an und verfeinerte paar Einzelheiten: „Ich habe das, was mir am meisten aufgefallen ist, hervorgehoben, indem ich den Rest verschwommen wiedergebe." Ino musste Lächeln. Die Meisten hätten wohlmöglich ihr Kurven und ihre langen Beine in den Fokus genommen, weshalb sie sich innerlich über Shikamarus Wahl freute. „Warum die Hände", fragte Ino doch etwas erstaunt. „Du hast an deinen Zeigefinger zwei lineare dünne Narben. Es ist mir einfach direkt aufgefallen." Ino blickte zu ihren Fingern runter. Es waren die Narben, die sie bei dem praktischen Unterricht in ihrem Medizinstudium zur Chirurgin bekommen hatte, als sie an der Übungsleiche eine Operation machen sollte und sie mit dem drahtähnlichen Faden die Operationsstelle zu fädeln musste. „Du hast gute Augen. Und deine künstlerischen Talente sind auch erste Klasse", sagte Ino lächelnd und betrachtete das Bild noch ein bisschen. Ihre Augen hatte er wirklich gut getroffen und vor allem auch das helle Blau. Plötzlich fuhr sie zusammen und suchte sich schnell nach einer Uhr um. „Verdammt! Schon so spät! Ich muss gehen." Shikamaru sah sie erstaunt an, dass sie plötzlich so unruhig war. Er stand auf und kramte eine dreiviertel Hose von ihm raus und ein Gürtel. Dies warf er zu Ino, die schnell beides anzog und dann in ihre nassen Schuhe schlüpfte. „Danke für die Dusche und die Kleider hier. Ich gebe sie dir wieder. Äh..." Sie drehte sich zu Shikamaru. Sollte sie einfach die Hand zum Abschied heben oder ihm die Hand schüttelt. Ach was soll´s, dachte Ino und umarmte ihn, dass er dieses Mal sogar erwiderte. Dann verließ sie die Wohnung und lief die Treppen runter. An der Eingangstür traf sie auf eine blonde Frau, die sie direkt erkannte. Es war die Frau auf Shikamarus Foto. Sie schaute Ino nur kurz an und ging dann an ihr vorbei. Sie schaute der Frau kurz hinterher, bis sie lossprintete. Hatte sie doch Sakura total vergessen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)