Im Krieg und in der Liebe von Miana (... sind alle Waffen erlaubt) ================================================================================ Kapitel 14: Heiß und kalt ------------------------- Meine Kiefermuskulatur verkrampft sich, als ich Hiroshis süffisantes Lächeln sehe. Er lacht kurz auf.   „Jetzt guck doch nicht so böse! Wir sind nicht hier, um Ärger zu machen“, beteuert er seine Unschuld. Sein Blick fällt auf Kakashi.   „Und wer ist das? Dein neuer Freund?“ Mit hochgezogener Augenbraue mustert Hiroshi sein Gegenüber und das Lächeln aus seinem Gesicht verschwindet. Unbeeindruckt macht Kakashi einen Schritt vor mich und reicht Hiroshi höflich die Hand zum Gruß.   „Mein Name ist Kakashi. Freut mich.“ Hiroshi erwidert seinen Gruß mit skeptischem Blick. Kakashi lächelt unter seiner Maske, als sich der Griff der beiden Männer wieder löst. Stille breitet sich aus. Und sie dauert an. Eine ganze Weile. Die Situation wird immer unangenehmer, je länger diese Stille anhält. Ich räuspere mich.   „Nun gut, dann habt ihr euch ja jetzt kennen gelernt.“ Ich klatsche nervös in die Hände, bevor ich Kakashi beim Handgelenk packe und mit ihm Richtung Bar gehen will, um wieder etwas Abstand zu Hiroshi zu gewinnen.   „Dann gehen wir jetzt mal wieder weiter. Schönen Abend noch!“, sage ich noch an Hiroshi gewandt.   „Warte mal!“ Hiroshi packt mich am Arm, um mich am Gehen zu hindern. Ich kneife meine Augen zusammen als Reaktion auf diesen doch recht groben Griff seinerseits. Schnell löst er diesen wieder, als Kakashi nun dessen Arm packt und ihm mit eisigem Blick in die Augen sieht, um mich aus seinem Griff zu befreien.   „Das ist aber nicht die feine Art, eine Dame so grob anzufassen“, sagt Kakashi leise, aber bestimmt.   Ein abwertendes Schnauben entfährt Hiroshi.   „Als wäre sie eine Dame!“ Er spuckt die Worte aus, als wären sie giftig.   „Was willst du noch, Hiroshi?“, frage ich, um zum eigentlichen Punkt zu kommen.   Als wäre es ihm unangenehm, blickt er zur Seite, um mir nicht direkt in die Augen sehen zu müssen.   „Eigentlich wollte ich dich auch zum Tanz auffordern.“ Etwas verblüfft sehen sowohl ich als auch Kakashi ihn an, welcher nun auch seinen Griff um Hiroshis Arm löst. Ich werfe einen unsicheren Blick in Kakashis Richtung. Als dieser mir aufmunternd zu nickt, atme ich einmal tief durch und nehme Hiroshis Einladung widerwillig an, um eine größere Auseinandersetzung zu vermeiden.   „Ich warte an der Bar auf dich“, flüstert mir Kakashi noch sanft ins Ohr, bevor ich mich bei Hiroshi einhake und er mich zur Tanzfläche führt. Unser Tanz beginnt mit dem neuen Lied. Etwas unbeholfener als vorher versuche ich, meine Füße an die richtige Stelle zu setzen und ihm nicht unnötig oft auf die Füße zu treten.   „Also, sag! Was willst du wirklich?“, frage ich leise, damit uns sonst niemand hört. Ich bin mir sicher, dass er nur tanzen wollte, um mit mir alleine sprechen zu können.   Als dieser merkt, dass ich seine Absicht durchschaut habe, lächelt er.   „Kann ich denn nicht einfach nur mit dir tanzen? Du weißt doch, dass ich mir das schon so oft gewünscht habe.“ Erwartungsvoll hebt dieser eine Augenbraue.   „Schließlich hast du meine Einladungen immer mit der Ausrede abgewimmelt, dass du nicht tanzen könntest.“   „Vielleicht wollte ich auch einfach nicht mit dir tanzen“, gebe ich neckisch zurück, wartend auf den eigentlichen Grund. Hiroshi seufzt, als er meinen genervt erwartungsvollen Blick sieht.   „Hör mal. Der Tsuchikage hat dein plötzliches Verschwinden als Verrat betrachtet und einige Suchtrupps ausgesandt, dich töten zu lassen. Er befürchtet, dass die Geheimnisse des Dorfes nicht mehr sicher sind durch dich.“ Ich schlucke, als ich seinen Worten lausche.   „Wenn du aber wieder mit uns zurückkommst, lege ich ein gutes Wort für dich ein. Du weißt, dass er auf mich hören würde!“   Ja, ich weiß, dass der Tsuchikage Hiroshi sehr achtet und auf seinen Rat hören würde. Hiroshi ist wie seine rechte Hand.   „Nein“, sage ich bestimmt mit starker Stimme.   „Nein?“, Hiroshis Gesicht kann man ablesen, dass er diese Antwort nicht hat kommen sehen.   „Ich werde nicht zurück nach Iwagakure kommen. Aber du kannst mir glauben, wenn ich dir sage, dass ich nichts über die Geheimnisse des Dorfes erzählen werde! Bisher habe ich niemandem etwas verraten“, versuche ich ihm zu versichern. Seine Mine wird hart, sein Blick eiskalt. Ich beiße mir auf die Unterlippe.   „Ist es wegen ihm?“ Seine Worte klingen schneidend, sein Griff um meine Hand wird fester, wodurch sich meine Augenbrauen verkrampft zusammenziehen.   „Du musst ihn wirklich gern haben“, sagt er hörbar verletzt. Sein Blick bleibt bei Kakashi an der Bar hängen, der jeden unserer Schritte von dort beobachtet.   Ich schweige.   „Keine Antwort ist auch eine Antwort.“ Seiner Verletzlichkeit folgt Wut.   „Sag mir bitte eins: Was hat er, was ich nicht habe? Was kann er dir bieten?“   Nun bin ich es, die wütend wird. Ich blicke ihm fest in die Augen.   „Charakter, Hiroshi! Er hat Charakter! Er ist kein Proll, so wie du. Er ist lieb, warmherzig und mitfühlend. Er ist ein wahrer Gentleman. Alles Eigenschaften, die dir fehlen!“   Das Lied endet und so auch unser Tanz. Mit stolzem Blick wende ich mich von ihm ab, um Richtung Bar zu gehen.   „Es wird Krieg geben, Yuki! Und du wirst daran Schuld haben!“, sagt dieser noch.   Eine Gänsehaut jagt über meinen Körper, als ich die Worte höre, vor denen ich seit meiner Ankunft in Konoha Angst hatte. Ich drehe mich im Schritt wieder zu ihm um.   „Du drohst mir mit einem Krieg? Auf einem Friedensball?! Ich bin sicher, dass das hier einige Leute interessieren könnte.“   Durch zusammengekniffene Augen sehe ich ihn an. Doch er schweigt, sich umblickend, ob es jemand mitbekommen hat. Ich mache ein paar Schritte auf ihn zu. Ich stelle mich auf meine Zehenspitzen, um ganz leise in sein Ohr flüstern zu können.   „Solltest du mir oder meinen Freunden noch einmal drohen oder den Tsuchikage dazu anstiften, Konohagakure anzugreifen, werde ich alle Geheimnisse des Dorfes, an alle anderen versteckten Dörfer schicken. Und dann werde ich dir das Leben zur Hölle machen. Schließlich bist du dir selbst ja das Liebste! Beginnen werde ich mit deinem Ego. Ich werde dich öffentlich demütigen. Ich werde dir Schmerzen zufügen, die du dir in deinen schlimmsten Alpträumen nicht einmal ausmalen kannst. Und dann wirst du mich anflehen, dich davon zu erlösen. Überlege dir also gut, ob du dem Tsuchikage erzählst, dass du mich gesehen hast und weißt, wo ich bin.“ Ich senke meine Füße wieder soweit ab, dass mich die Absätze meiner Schuhe wieder mit dem Boden verbinden und werfe Hiroshi noch einmal einen eisigen Blick zu, damit meine Drohung auch Wirkung erzielt.   „Ich wünsche dir noch einen schönen Abend, Hiroshi!“, sage ich mit einem nun zarten, verführerischen Unterton in meiner Stimme, bevor ich mich erneut Richtung Bar wende.   „Alles in Ordnung?“, fragt mich Kakashi besorgt, als ich bei ihm ankomme und er mir einen hübsch angerichteten Cocktail in die Hand drückt.   „Ja, alles gut“, sage ich mit einem aufmunternden Grinsen, aber einer recht unsicheren Stimme. Ich hoffe nur, die Drohung hat gewirkt.   „Was wollte er?“, hakt Kakashi nach, der gerade ein Glas Rotwein vom Barkeeper entgegennimmt.   „Er scheint etwas aufgebracht gewesen zu sein. Was war los?“   „Ach, nichts Wichtiges“, versuche ich das Ganze runter zu spielen.   „Er war nur etwas eifersüchtig deinetwegen.“   Neugierig sieht er mich an.   „Jetzt will ich es genau wissen.“   „Naja, er denkt, dass du mein Freund bist. Und er ist etwas eifersüchtig, weil ich ihm damals eine Abfuhr nach der anderen gegeben habe“, erkläre ich ihm.   „Er war an dir interessiert?“ Kakashi blickt mir direkt in die Augen. Selbst sein normales Auge, bringt mich halb um den Verstand, sodass ich ihm bereitwillig alles erzähle, was er wissen will.   „Interessiert? Er hat mir sogar mal einen Antrag gemacht“, gebe ich beschämt, in mein Cocktailglas nuschelnd, zu.   „Wart ihr…“, beginnt er eine weitere Frage.   „Ein Paar? Nein! Nie. Ich kann Typen wie ihn einfach nicht ausstehen“, der Alkohol unterstützt meinen Redefluss durchaus gut.   „Typen wie ihn?“ Er schwenkt sein Weinglas.   „Protzige, sich selbst liebende, egobesessene Machos eben.“ Meiner Stimme kann man eine gewisse Abscheu entnehmen.   „Hm, verstehe. Und…“ Kakashi zögert bei seiner nächsten Frage, als wäre er sich nicht sicher, ob er sie stellen sollte. Nervös auf meiner Unterlippe kauend sehe ich ihn an und bemerke, dass sein Glas bereits halbleer ist.   „Und du hast ihn in dem Glauben gelassen, dass wir ein Paar sind? Was hast du ihm über mich erzählt?“   „Ähm-“, ich schlucke. Nicht wissend, was ich ihm antworten soll, ziehe ich stark an meinem Strohhalm, der am Grund meines Cocktailglases bereits schlurfende Geräusche verursacht.   „Naja, ich habe ihm nur die Wahrheit erzählt“, antworte ich ausweichend, aber ehrlich.   „Die Wahrheit?“, hakt er nach.   „Sag mal, findest du es nicht auch furchtbar heiß hier drin?“, versuche ich das Gesprächsthema zu wechseln und wedle mir mit flacher Hand Luft in mein Gesicht. Kakashi durchschaut meine Absicht sofort, lässt es sich jedoch nicht anmerken.   „Möchtest du vielleicht ein bisschen nach draußen und frische Luft schnappen?“, schlägt er vor.   „Oh, ja! Frische Luft! Das ist eine gute Idee!“   Kakashi nimmt mir mein Glas, in dem nur noch ein Rest Eiswürfel am Schmelzen ist, aus der Hand um es zusammen mit seinem ebenfalls geleerten Weinglas an der Bar abzustellen. Er reicht mir seinen Arm, um mich bei ihm einzuhaken und ich kralle mich die Stufen der langen Treppe aufwärts fester in seinen Ärmel, um auf meinen Stelzen nicht das Gleichgewicht zu verlieren.   Ich atme tief ein, als wir oben angekommen sind, um die kalte Nachtluft in mich aufzunehmen. Es ist inzwischen finstere Nacht und im Vergleich zum heißen, trockenen Klima am Tag, ist es nun äußerst kalt. Mich fröstelt es und ich reibe mir meine Arme. Ganz der Gentleman legt mir Kakashi sein Jackett über die Schultern.   „Danke“, sage ich und lächle ihn an. Wir laufen ein Stück vom Eingang weg, um uns nicht von den postierten Wachen beobachtet zu fühlen. Der Vollmond taucht die dunklen Gassen in ein kaltes Licht, das auch meine Haut sehr hell aussehen lässt. Der Himmel ist sternenklar. Ich weiß nicht wie lange ich die Sterne beobachte, bis mich Kakashi aus meinen Gedanken reißt.   „Also?“, fragt er und ich sehe ihn aus dem Augenwinkel an.   „Wieso hast du Hiroshi nicht erzählt, dass wir kein Paar sind? Wolltest du ihn eifersüchtig machen?“   Das scheint ihn ja richtig zu wurmen, denke ich und schenke ihm ein Lächeln der Genugtuung.   „Vielleicht war es auch einfach nur eine schöne Vorstellung“, gebe ich ehrlich zu und wende meinen Blick wieder gen Himmel.   „Was?“, fragt er verblüfft nach. Mit dieser Antwort hat er nicht gerechnet und er wirkt leicht überrumpelt von meiner Antwort.   Ohne den Mond und seine leuchtenden Begleiter aus den Augen zu lassen spreche ich weiter, vom Alkohol getrieben.   „Ja, weißt du… du bist in der kurzen Zeit, in der wir uns kennen, zu einem sehr wichtigen Menschen für mich geworden, Kakashi! Ich meine, du bist nett, zuvorkommend, du hörst mir immer zu und ganz nebenbei siehst du auch noch echt gut aus, ich meine…“, nuschle ich vor mich hin und werde plötzlich knallrot, als ich bemerke, was ich da von mir gebe.   Oh Gott! Habe ich das gerade laut gesagt? Verdammt! Nie wieder! Ich werde nie wieder Alkohol trinken, nehme ich mir fest vor, doch weiter komme ich in meinen Gedanken gar nicht. Als wolle er meinen Redefluss unterbrechen, packt mich Kakashi an meinen Handgelenken und drückt mich gegen die nächst gelegene Hauswand. Sanft, aber bestimmend hält er mich in seinem Griff gefangen, sein Gesicht so nah an meinem, dass ich seinen heißen Atem unter seiner Maske auf meiner Haut spüren kann. Mit weit aufgerissenen Augen und hochrotem Kopf blicke ich in sein unbedecktes Auge, in dem die volle Leidenschaft geschrieben steht.   „Du redest zu viel“, haucht er in mein Ohr.   Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Würde Kakashi meine Hände nicht festhalten, würden sie vor Aufregung zittern. Meine Atmung geht schwer und ich beiße mir wie so oft nervös auf die Unterlippe. Kakashi beobachtet es, blickt mir dann jedoch wieder direkt in meine eisblauen Augen. Instinktiv schließe ich diese und bereite mich erwartungsvoll darauf vor, dass er seine Lippen auf die meinen legt.   Doch der Kuss kommt nicht.   Sein Griff um meine Handgelenke löst sich und ich öffne verwirrt meine Augen. Mit trauriger Mine wendet sich Kakashi von mir ab. Nun ist er es, der die Sterne beobachtet.   „Was ist los?“, frage ich verwirrt und auch enttäuscht.   „Es tut mir leid“, antwortet er. „Aber ich kann das nicht.“   Ich spüre einen schmerzenden Stich in meinem Herz. Mein Atem stockt.   „Wieso nicht?“, hake ich nach. Er schweigt.   „Ich meine, liegt es an mir? Bin ich… bin ich nicht dein Typ oder bin ich dir nicht hübsch genug?“, versuche ich verzweifelt eine Erklärung für sein Verhalten zu finden.   Kakashi lacht wehmütig auf.   „Nein! Das ist es wirklich nicht. Du bist wunderhübsch“, gibt er zu.   „Was dann?“ Ich ringe mit dem Kloß in meinem Hals. Er überlegt. Überlegt was er sagen soll. Wie er es sagen soll.   „Weißt du“, beginnt er schließlich.   „An dem Tag, als wir uns das erste Mal getroffen haben, habe ich Gai gesagt, dass man nicht mit den Gefühlen anderer Menschen spielt. Und das möchte ich nicht.“   Eine Träne kullert über meine Wange.   „S-Soll das heißen, du hast bisher nur mit mir gespielt?“, entfährt es mir. Entsetzen und Wut steht in meinem Gesicht.   „Nein.“ Er wendet seinen Blick von den Sternen ab und blickt zu Boden.   „Es ist wegen Gai“, sagt er schließlich. Ich bin verwirrt.   „Ich verstehe nicht“, sage ich, nicht fähig meine Gedanken zu ordnen. Mein ganzer Körper beginnt zu zittern.   „Gai und ich kennen uns schon sehr lange und auch wenn es manchmal nicht so aussehen mag, gehört er zu meinen engsten Freunden. In all den Jahren, die ich ihn kenne, war er schon in so einige Mädchen verliebt, aber er hat sich noch nie so verhalten wie bei dir.  Yuki!“ Er blickt in mein tränenüberströmtes Gesicht.   „Er liebt dich. Wirklich! Und das von ganzem Herzen. Ich will seine Gefühle nicht verletzen.“   Meine Hände verkrampfen sich zu Fäusten.   „Und deswegen verletzt du lieber mich?“, brülle ich ihn an. Voller Reue blickt er zu Boden.   „Das war nicht meine Absicht. Es tut mir wirklich sehr leid.“   Das war es? Das war seine Erklärung?   „Vielleicht“, versucht er die kurz aufgekehrte Stille zu überbrücken.   „Vielleicht sollten wir uns erst einmal nicht mehr sehen, wenn wir zurück in Konoha sind.“   „W-Was?!“ Beinahe hätte ich mich an diesem Wort verschluckt.   Was hat er da gesagt? Er will mich nicht mehr sehen? Es wäre weniger schmerzhaft gewesen, wenn er mir ein Kunai direkt ins Herz gestochen hätte.   Er atmet noch einmal tief durch.   „Ich lasse dich jetzt ein wenig alleine. Aber tu mir bitte noch einen Gefallen. Gib Gai eine Chance! Er hat sie verdient. Und seine Gefühle für dich sind echt.“   Mit diesen Worten wendet er sich zum Gehen.   „Und was ist mit dir?“, brülle ich ihm hinterher. Es hat offensichtlich Wirkung gezeigt, denn er bleibt in seiner Bewegung stehen.   „Was ist mit deinen Gefühlen, Kakashi?“   Er wagt es nicht, sich zu mir umzudrehen.   „Ich weiß, du hast Gefühle für mich! Auf die ein oder andere Weise. Das kannst du nicht leugnen!“   „Wie kommst du darauf, dass ich etwas für dich empfinden sollte?“, fragt er nach einer gefühlten Ewigkeit. Seine Worte klingen kalt. Seine Abweisung tut mir in der Seele weh. Noch immer steht er mit dem Rücken zu mir. Ich schlucke ein paar Mal, um den Kloß in meinem Hals los zu werden.   „Im Krankenhaus – da warst du die ganze Zeit an meiner Seite. Wieso?“   „Weil ich mich schuldig gefühlt ha-“   „Rede keinen Unsinn!“, unterbreche ich ihn.   „Und wieso warst du nachts dann nochmal in meinem Zimmer? Dein Flirtparadies lag tagsüber noch nicht auf dem Boden. DU warst es, der nachts nochmal im Zimmer war. Mein Shirt wurde mit meinen anderen Sachen von der Schwester ordentlich zusammengelegt auf den Stuhl gelegt. Danach hing es über der Lehne. Was hast du damit gemacht? Hast du daran gerochen? Und Als du von meinem Kuss mit Gai erfahren hast, bin ich dir nachgelaufen, weil ich es dir erklären wollte. Ich habe dich zwar nicht mehr erwischt, aber die Mauer, neben der ich stand, war von Rissen durchzogen. Du hast dagegen geschlagen, weil du wütend warst, nicht wahr?“ Erwartungsvoll blicke ich auf seinen muskulösen, aber schlanken Rücken.   Er schnaubt belustigt.   „Deine Kombinationsgabe ist beeindruckend“, ist alles was er dazu zu sagen hat mit seiner traurig, verbitterten Stimme. Noch immer dreht er sich nicht zu mir um.   „Das ist alles? Das ist alles, was du dazu zu sagen hast?“, verzweifle ich beinahe.   „Es tut mir leid“, sagt er noch einmal und setzt seine Bewegung Richtung Ballsaal wieder fort.   Er lässt mich stehen, mit tränenüberflutetem Gesicht, sein Jackett, das so gut nach ihm riecht, noch immer um meinen Schultern. Sprachlos und innerlich leer sehe ich ihm nach. Von jeglicher Kraft verlassen brechen meine Beine unter mir zusammen. Ich kauere mich zusammen, schlinge meine Arme um mich, in der leisen Hoffnung, sie würden mein zerspringendes Herz zusammenhalten und ich weine bitterlich. Nur mein leises Schluchzen ist noch in dieser kalten Nacht zu hören. 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