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Im Krieg und in der Liebe

... sind alle Waffen erlaubt
von

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Die Diagnose

Als ich meine Augen öffne, blicke ich in das kalte, weiße Licht der Krankenhauslampen. Ich blinzle ein paar Mal, um meine Augen daran zu gewöhnen. Erst jetzt spüre ich den Schmerz, der meinen Körper noch nicht gänzlich verlassen, aber deutlich schwächer geworden ist. Ich ziehe scharf Luft ein, als ich versuche mich aufzurichten.

 

„Oh, du bist wach! Wie geht es dir?“, fragt mich eine angenehm ruhige Stimme.

 

Ich sehe zu meiner Rechten und entdecke Kakashi neben meinem Bett. Ich lächle ihn leicht an.

 

„Naja, den Umständen entsprechend würde ich sagen“, antworte ich.

 

„Ich hole Tsunade“, sagt er schlicht und ist auch schon zur Tür hinaus, bevor ich etwas erwidern kann. Etwas enttäuscht darüber, dass wir uns nicht unter vier Augen unterhalten konnten, blicke ich gen Fenster. Daneben ist ein kleiner Tisch platziert, auf dem eine Vase mit einer einzelnen Blume steht. Es ist eine Sonnenblume.

 

Ob die von Kakashi ist?, frage ich mich. Noch bevor ich länger darüber nachdenken kann, wird die Tür meines Einzelzimmers schwungvoll aufgerissen und Tsunade tritt ein.

 

„Yuki! Du bist ja schon wach! Das ist schön“, begrüßt mich meine alte Lehrmeisterin mit einem erleichterten Unterton.

 

„Wie lange habe ich denn geschlafen?“, frage ich.

 

„Gar nicht so lange. Gerade mal einen Tag. Kakashi hat mir bereits einen ausführlichen Bericht über euren Kampf geliefert.“

Unwillkürlich erscheint der Kampf wieder vor meinem inneren Auge. Die Schmerzen, die reaktiven Teilchen, meine Angriffe gegen Kakashi und Kabutos gehässiges Grinsen. Mein Blick verfinstert sich.

 

„Es tut mir leid“, sage ich und traue mich nicht, Tsunade dabei in die Augen zu sehen.

 

„Ich meine, es tut mir leid, dass Kabuto entkommen konnte.“ Wieder steigt Wut in mir auf. Ich bin wütend auf Kabuto, aber noch viel wütender auf mich selbst. Ich konnte ihn nicht besiegen. Ich konnte nichts von damals wieder gut machen. Und jetzt liege ich auch noch hier rum zu Lasten von Tsunade und ihren Helfern, ohrfeige ich mich gedanklich selbst.

 

„Unsinn!“, unterbricht Tsunade meine Gedanken.

 

„Du hast deine Sache sehr gut gemacht“, versucht sie mich zu beruhigen. Mein Blick wandert zu meinen bandagierten Händen. Ich erinnere mich daran, wie die Schmerzen nachgelassen haben, als die Teilchen meine Adern durchschlugen. Jetzt sind sie die schmerzhaftesten Körperteile an mir. Ich versuche eine Faust zu bilden, unterbreche mein Vorhaben aber schnell wieder und kneife reflexartig ein Auge zu, als ein stechender Schmerz durch eben diese Hand zuckt.

 

„Es war ein schwieriger Eingriff“, Tsunade deutet auf meine Hände. „Wir haben knapp fünf Stunden gebraucht, um deine Blutbahnen wieder zusammenzuflicken. Es sind immer noch kleine Wunden in den Adern und der Haut vorhanden, aber das muss dein Körper selbst heilen.“

 

Ich nicke verständnisvoll.

 

„Wir haben auch gleich eine Blutprobe von dir genommen und ins Labor geschickt. Sobald wir wissen, was es mit diesen reaktiven Teilchen auf sich hat, können wir weitere Schritte einleiten, sie aus deinem Körper zu entfernen. Ich hoffe, wir bekommen die Ergebnisse bis morgen.“ Tsunade atmet einmal tief durch.

 

„Was ist los?“, frage ich besorgt nach, als ich in ihr trauriges Gesicht sehe.

 

„Nichts. Ich hätte dich nur nicht gehen lassen dürfen. Ich wusste, wie gefährlich Kabuto ist!“

 

Und wieder denkt Tsunade nur an das Wohlergehen anderer. Wieder gibt sie sich die Schuld an allem. Meine Augenbrauen ziehen sich wütend zusammen.

 

„Das ist aber nicht deine Schuld“, fahre ich sie an. „Es war meine Entscheidung, mich Kabuto zu stellen. Ich bin diejenige, die ihn nicht besiegen konnte. Und ich bin diejenige, die dir jetzt zur Last fällt. Und hör gefälligst auf, dir solche Sorgen um mich zu machen. Ich bin schließlich kein Kind mehr! Verletzungen gehören zum Alltag eines jeden Ninja! Du musst mich nicht bemuttern!“

 

Ich schaue sie böse und mit leicht aufgeblähten Backen an. Sprachlos von meiner Ansprache sieht auch sie mir entgeistert in die Augen. Einen Moment ist es still zwischen uns.

 

„Ich weiß“, sagt sie schließlich liebevoll. „Du bist inzwischen erwachsen und hast deinen eigenen Kopf. Aber für mich wirst du trotzdem immer die kleine Yuki bleiben, die ich damals aufgenommen und wie eine Tochter behandelt habe. Und das tue ich immer noch.“ Sie lächelt leicht. Ich lächle zurück.

 

„Ach übrigens“, fange ich neugierig an, „von wem ist denn die schöne Blume da?“

 

Tsunade blickt über meine Schulter zum Tisch.

 

„Die ist von Kakashi. Er war den ganzen Tag hier, als du geschlafen hast und ist dir, seit du aus dem OP draußen bist, nicht von der Seite gewichen. Ich glaube er macht sich Vorwürfe und gibt sich eine Mitschuld an deinen Verletzungen. Am besten, du redest mal mit ihm.“

 

Ohne es zu merken, nehmen meine Wangen eine leichte Rotfärbung an, als ich mir vorstelle, wie Kakashi über meinen Schlaf gewacht hat. Tsunade scheint dies bemerkt zu haben.

 

„Apropos, Kakashi! Was läuft da eigentlich zwischen euch?“ Ihre Augenbraue hebt sich fragend und auf ihren Lippen breitet sich ein neugieriges Lächeln aus.

 

„W-Was? Gar nichts!“, schießt es aus meinem Mund, während mein Kopf nun ein tiefes Rot annimmt.

 

Das Lächeln verschwindet aus ihrem Gesicht und macht einem Ausdruck von Misstrauen Platz.

 

„Ach? Dann stimmen also die Gerüchte über dich und Gai doch?“ Ihre zweite Augenbraue hebt sich.

 

„NEIN!“, sage ich wie aus der Kanone geschossen.

 

„Komm schon, mir kannst du es doch sagen. Wir sind unter uns und ich schwöre dir hoch und heilig, dass ich es für mich behalten werde!“, bettelt sie.

 

„Da ist nichts“, beteuere ich noch einmal.

 

„Aha? Und wieso bist du dann so rot geworden?“ Tsunade lässt nicht locker.

 

„B-Bin ich doch gar nicht!“, brülle ich schon beinahe.

 

„Und wieso stotterst du, wenn du darüber reden musst?“ Ihre Stimme klingt schon leicht gelangweilt von meinen Ausreden.

 

„T-T-Tu ich doch gar nicht!“

 

Sie öffnet ihren Mund und zeigt mit dem Finger auf mich, so als wolle sie mir beweisen, dass ich gerade doch gestottert habe. Mit einem tiefen Durchatmen gebe ich mich geschlagen.

 

„Naja… nicht wirklich“, sage ich nun etwas enttäuscht klingend.

 

Erwartungsvoll blickt sie mich an. Mir ist bewusst, dass sie nicht gehen würde, bis sie jedes kleinste Detail von mir erfahren würde.

 

„Also, es ist so. Ja, Gai hat mich geküsst“, bevor Tsunade dazu ein Statement abgeben kann, fahre ich in meinem Satz schnell fort.

 

„ABER das war nur gespielt, damit wir nach Jomae no Sato kommen konnten“, erkläre ich.

 

„Ihr musstet einen Kuss spielen, um…“ Tsunade schüttelt angeekelt den Kopf bei der Vorstellung.

 

„Vergiss es. Das will ich gar nicht wissen. Erzähl weiter!“, sagt sie schließlich.

 

„Und ich weiß, dass Gai mich wirklich sehr mag. Aber ich kann diese Gefühle für ihn einfach nicht erwidern. Er ist nur ein sehr guter Freund“, schließe ich meine Erzählung ab.

 

Tsunade wartet ungeduldig. Ich schweige.

 

„Aber…?“, fragt sie mit einer gestikulierenden Hand, die mir sagen will, ich solle weiterreden. Ich wusste, sie würde nicht lockerlassen, fluche ich innerlich.

 

Ich seufze.

 

„Was ist mit Kakashi?“, stichelt sie mich ungeduldig an.

 

„Naja, es ist so…“, stammle ich.

 

„Jedes Mal, wenn ich ihn sehe, schlägt mein Harz schneller und ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich bekomme ein mulmiges Gefühl im Bauch und mein Gesicht wird glühend heiß, wie bei einer Fiebergrippe“, meine Worte lösen einen Gedanken aus.

„Tsunade, bin ich etwa krank?“, frage ich besorgt.

 

„Hm, ja, die Symptome sind eindeutig“, fachsimpelt sie.

 

„Ach, wirklich?“, frage ich erleichtert.

 

„Ja, in der Fachsprache nennen wir Ärzte das…“ Sie macht eine theatralische Pause.

 

„… Liebe“, beendet sie ihre Diagnose. Ich falle aus allen Wolken.

 

„Liebe? Bist du dir sicher?“, frage ich in der Hoffnung, dass sie sich irrt.

 

„Sehr sicher!“

 

„Das heißt, ich bin in Kakashi verliebt?“, frage ich erneut – ungläubig.

 

„Davon gehe ich aus“, sie grinst mich schief an.

 

„Warst du denn noch nie verliebt?“, fragt sie mich entsetzt.

 

Ich denke kurz nach.

 

„Also, es gab ein paar Männer, die ich sehr mochte, aber… aber so hat es sich noch nie angefühlt!“, gebe ich zu meiner eigenen Verwunderung ehrlich zu.

 

Tsunade lächelt mich breit an.

 

„Dann wünsche ich dir viel Glück mit ihm!“ Ihre Stimme klingt warmherzig und ehrlich, so als könne sie sehr gut nachvollziehen, wie ich mich gerade fühle. Sie küsst mich auf die Stirn und verlässt ohne weitere Worte den Raum. Ich sehe ihr nach, bis sich die Tür hinter ihr schließt und blicke dann erneut zu der einzelnen Sonnenblume auf dem Tisch am Fenster. Sofort sehe ich Kakashis Gesicht vor meinem geistigen Auge und ich grinse leicht.

 

Ich bin also verliebt, denke ich. Aber was mache ich jetzt? Was soll ich ihm sagen, wenn wir uns das nächste Mal treffen? So tun als wäre nichts?

 

Ich habe nicht die Zeit, darauf eine Antwort zu finden. Ohne ein Klopfen oder anderweitige Vorwarnungssignale wird die Tür zu meinem Krankenzimmer aufgerissen und Gai stürmt zu mir ans Bett, gefolgt von seinem Schüler Lee.

 

„Oh, Yuki! Du lebst!“, brüllt er mit tränenüberflutetem Gesicht.

 

„Ich bin ja so froh!“, schluchzt Lee.

 

Gai fasst sich langsam wieder und streckt mir einen großen Strauß roter Rosen entgegen.

 

„Die hier sind für dich, meine Liebste! Wie geht es dir?“ Sein Blick fällt auf meine blutgetränkten Bandagen an den Händen.

 

„Danke, Gai! Das ist sehr lieb, dass ihr mich besuchen kommt. Es wird schon wieder.“

 

Ich bitte ihn darum, die Blumen ins Wasser zu stellen, da meine Hände noch zu sehr schmerzen. Er stellt die Vase, die er von einer Schwester bekommen hat, demonstrativ vor Kakashis Sonnenblume, die neben dem riesigen Strauß an Rosen inzwischen sehr mickrig aussieht. Als Gai die einzelne gelbe Blume sieht, gibt er ein überlegenes Schnauben von sich. Dann wendet er sich wieder mir zu und setzt sich auf einen Stuhl neben mein Bett. Lee sitzt ihm gegenüber auf der anderen Seite des Bettes. Plötzlich fängt Gai an zu schluchzen und ihm stehen erneut Tränen in den Augen, als er mich anblickt.

 

„Es-Es tut mir ja so leid!“, schluchzt er.

 

„Hä?“, frage ich.

 

„Ich konnte mein Versprechen nicht halten! Ich war nicht da, um dich zu beschützen! Das ist alles meine Schuld!“ Er hält sich seinen Arm vors Gesicht, der seine Tränen auffangen soll. Lee beginnt ebenfalls erneut zu schluchzen und ist völlig gerührt von dem Emotionsausbruch seines Senseis. Ich sitze dazwischen und weiß nicht genau, wie ich reagieren soll.

 

„Hey“, beginne ich sie zu beruhigen.

 

„Es ist doch nicht deine Schuld, Gai. Du hättest da auch nicht viel unternehmen können. Ich bin ja nicht gestorben. Und außerdem war doch Kakashi da und hat mich beschützt!“

 

Mein Versuch ihn zu trösten, hat offensichtlich funktioniert, jedoch gleichzeitig einen anderen emotionalen Ausbruch bei Gai verursacht.

 

„Argh! Dieser Kakashi! Er hat bei dir dadurch gepunktet und seine Chancen in unserem Wettkampf damit gesteigert!“ In seinen Augen brennt regelrecht das Feuer der Leidenschaft.

 

„Wettkampf?!“, knirsche ich durch zusammengebissene Zähne. Am liebsten hätte ich ihn in hohem Bogen aus dem Zimmer geworfen, doch das hätte meinem Heilungsprozess sicher nicht gutgetan. Gai sieht mich angsterfüllt an, als er meine Entrüstung aus meinem Gesicht liest.

 

„Naja, ich meine… Er hat doch dadurch jetzt seine Chancen bei dir verbessert… oder?“, versucht er sein Argument zu verdeutlichen.

 

„RAUS!“, brülle ich ihn an.

 

Ohne weitere Widerworte springt Gai von seinem Stuhl auf, packt seinen Schüler am Kragen und nimmt seine Beine in die Hand. Doch in der Tür warten schon meine nächsten Besucher und Gai prallt an Asumas Brust wieder ab. Er landet auf seinem Hintern und Lee fällt quer über seinen Schoß. Verwundert blickt Asuma auf seinen Kollegen und hilft diesem wieder aufzustehen. Schnell drückt sich Gai an ihm, Kurenai und dem restlichen Anhang, der aus Naruto, Sakura und Kurenais gesamten Team besteht, vorbei zur Tür hinaus.

 

„Was hat der denn?“, fragt Asuma mit einem Daumenzeig in die Richtung, die Gai und Lee eingeschlagen haben.

 

„Nicht so wichtig“, antworte ich knapp und versuche mich zu beruhigen, um meine Besucher gebührend zu empfangen.

 

„Yuki, wie geht es dir? Mein Team hat mir schon von eurem Kampf erzählt.“ Kurenai streckt mir ebenfalls einen Strauß Blumen – er ist aus verschiedenen Blumen und schön gesteckt – sowie eine Schachtel Pralinen entgegen.

 

„Als Dankeschön! Dafür, dass du mich geheilt und Kabuto nochmal verfolgt hast!“

 

Ich bedanke mich bei ihnen und bitte sie, die Geschenke werden ebenfalls auf dem kleinen Tisch zu platzieren, der langsam aber sicher immer voller wird.

 

Ich teile den Anwesenden meinen weiteren Behandlungsverlauf mit, den mir Tsunade zuvor geschildert hat und antworte auf ein paar fachliche Fragen von Sakura. Wir unterhalten uns noch eine gefühlte Ewigkeit, bis sie die Besuchszeit schließlich vorbei ist und die zuständige Schwester sie freundlich bittet zu gehen.

 

Ich bin wieder alleine mit meinen Gedanken. Meinen vollen Gabentisch betrachtend, durchströmt mich ein angenehmes Gefühl. Es gibt nun Menschen in meinem Leben, denen ich wichtig bin, denke ich fröhlich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Ich setze mich auf und versuche mich auf den Händen an der Bettkante abzustützen, was ein scharfes Luftziehen durch die Zähne zur Folge hat. Vom Bettrand aus komme ich an den Tisch heran. Ich rieche an den Rosen, die mir Gai geschenkt hat und herrlich duften. Anschließend öffne ich die Schachtel Pralinen, die mir Kurenai gebracht hat, mit der festen Absicht nur eine davon zu essen. Nach der fünften Praline schließe ich die Packung schnell wieder, um nicht alle auf einmal zu essen. Ich lege die Schokolade zurück auf den Tisch und mein Blick fällt wieder auf die Sonnenblume. Neben den beiden anderen Sträußen wirkt sie nun so klein und einsam. Doch für mich ist sie noch immer die schönste Blume von allen.

Zufrieden lasse ich mich zurück in mein Kissen gleiten. Und obwohl ich den ganzen Tag über geschlafen habe, fallen mir meine Lider schnell wieder zu und ich schlafe ein.

 

Ein kalter Luftzug zieht durch den Raum und ich ziehe mir meine Decke unter die Nase. Neugierig, woher die kalte Luft kommt, öffne ich verschlafen meine Augen. Ich sehe, wie die Gardinen vor dem offenen Fenster wehen.

 

Seltsam. Ich kann mich nicht daran erinnern, das Fenster geöffnet zu haben. Muss wohl eine Krankenschwester vergessen haben zu schließen, denke ich. Ich will aufstehen, um es zu schließen, als mir ein Schatten im Raum auffällt. Eine menschliche Gestalt, die an einem Stuhl in der Ecke des Raumes steht. Nein, eher nur ein Umriss. Ich kann es nicht genau erkennen. Mein Herz schlägt schneller.

 

„Wer ist da?“, frage ich in den dunklen Raum hinein. Keine Antwort.

 

Leicht verängstigt drehe ich mich schnell um, um mein Nachtlicht anzuknipsen. Ich höre nur noch ein dumpfes Geräusch. Doch als das Licht den Raum erhellt, ist die Person verschwunden. Habe ich mir das nur eingebildet?

 

Ich tapse zum Fenster, um es zu schließen und die Vorhänge beenden ihren Tanz. Mein Blick wandert zu dem Stuhl in der Ecke, auf dem meine Kleidung fein säuberlich zusammengelegt liegt. Bis auf mein Shirt. Es hängt einfach über der Lehne. War das vorher auch schon?

 

Ich will zurück ins Bett gehen, stolpere dabei aber über etwas und komme leicht ins Wanken. Ich hebe das kleine Buch auf, das mich beinahe zum Sturz gebracht hätte.

 

Flirtparadies, lese ich auf dem Einband.

 

Ich nehme es mit zu meinem Bett, kuschle mich in meine Decke und beginne, die ersten Seiten darin zu lesen.

 

 

 

Ich habe die ganze Nacht nicht mehr geschlafen. Ich war nicht mehr müde und habe die ganze restliche Nacht durchgelesen.

Es klopft an der Tür. Herein kommt eine Schwester mit einem kleinen Wägelchen.

 

„Frühstück!“, sagt diese gut gelaunt. „Und sieh‘ mal. Du hast schon einen frühen Besucher.“

 

Sie verlässt das Zimmer und Kakashi tritt ein.

 

„Oh, guten Morgen Kakashi! Du bist aber früh dran.“ Ich begutachte mein Essen.

 

„Ja, tut mir leid.“ Er kratzt sich verlegen am Hinterkopf.

 

„Eigentlich wollte ich nur fragen, ob ich hier zufällig mein Buch gestern vergessen hahhhh!“

 

Es verschlägt ihm die Sprache, als ich das kleine Buch in die Höhe halte.

 

„Puh, da ist es ja.“ Sagt er und will danach greifen, doch ich bin schneller und weiche dem Griff aus.

 

„Es ist also dein Buch?“, frage ich.

 

„Ja. Gib es mir bitte.“ Er wirkt, als hätte er es eilig und beugt sich weiter über das Bett, um es zu erreichen. Als er merkt, wie nah er mir dadurch gekommen ist, macht er aus Höflichkeit einen Schritt zurück.

 

Ich schlage es auf.

 

„Ahhh, nicht“, jammert er.

 

Ich sehe ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.

 

„Ich habe da noch ein paar Fragen“, fange ich an. Kakashis Gesichtsausdruck verändert sich von Entsetzen zu Verwunderung.

 

„Ich meine, der Schreibstil gefällt mir eigentlich sehr gut, nur habe ich nicht ganz kapiert, wie die beiden sich kennen gelernt haben.“

 

Etwas verdutzt sieht er mich an. Er zögert.

 

„Du… hast es gelesen?“

 

Ich lächle.

 

„Die ganze Nacht lang. Aber vielleicht hätte ich mit Band eins anfangen sollen. Hast du das zufällig auch?“

 

Es ist offensichtlich, dass Kakashi nicht recht weiß, was er darauf sagen soll und es ihm leicht unangenehm ist, mit mir darüber zu reden.

 

„Und du findest es nicht…“ er sucht nach Worten. „…verwerflich?“

 

Nun bin ich es, die ihn überrascht ansieht.

 

„Dass man erotische Bücher liest? Nein. Um ehrlich zu sein, finde ich sie sehr aufschlussreich und inspirierend.“

 

Mit diesem Satz zwinkere ich ihm vielsagend zu und überreiche ihm sein Buch. Er schluckt und ich erahne eine Schamesröte unter seiner Maske. Ich muss darüber grinsen, dass ich offenbar seinen wunden Punkt gefunden habe.

 

Er bedankt sich und kratzt sich verlegen am Hinterkopf, bevor er wieder gehen will.

 

„Ach, sag mal…“, fange ich ihn noch ab.

 

„Du warst nicht zufällig gestern Nacht in meinem Zimmer?“

 

„Ähm. Nein.“

 

Ohne sich für seine knappe Antwort wieder zu mir umzudrehen, verschwindet er auch schnell wieder aus meinem Krankenzimmer, als hätte man ihn ertappt.

 

Ich kann nicht anders als breit in mich hinein zu grinsen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Inara
2016-10-02T21:40:50+00:00 02.10.2016 23:40
Kakashi und Suiten Literaturgeschmack. (lach) die Szene war echt süß.
Antwort von:  Inara
02.10.2016 23:41
Suiten =sein
Sch*** Fehlerkorrektur
Antwort von:  Miana
03.10.2016 09:46
Hehe, danke ^^


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