Im Krieg und in der Liebe von Miana (... sind alle Waffen erlaubt) ================================================================================ Kapitel 2: Eiskalt erwischt --------------------------- Ich bin nun schon etwas länger als eine Woche in Konoha. Inzwischen habe ich auch nahezu alle anderen Ninja dieses Dorfes kennen lernen dürfen. Kakashi hat mich weiteren Jonin wie Kurenai und Asuma vorgestellt. Ich mag die beiden. Kurenai und ich waren gleich auf einer Wellenlänge und sie hat mir versprochen bald mit mir zu trainieren, nachdem ich sie fragte, ob sie mir im Genjutsu ein wenig Nachhilfe geben könnte. Ich bin wirklich nicht gut auf dem Gebiet. Umso mehr freut es mich, dass sie es mir beibringen will. Auch die Teams, die Asuma und Kurenai trainieren habe ich kennen gelernt, als diese dazu gestoßen sind. Kurenai und ihr Team sind an diesem Tag auf eine Mission geschickt worden. Sie trainiert unter anderem ein Mädchen namens Hinata. Sehr nett, aber etwas schüchtern. Sie hat nicht viel geredet, aber irgendwie mag ich die Kleine. Auch ihren Teamkollegen Kiba und seinen Hund Akamaru finde ich sehr sympathisch. Ich mag Tiere. Und der Junge ist ein aufgeweckter, energiegeladener, aber doch sehr umsichtiger Typ, der manchmal vielleicht ein wenig übertreiben kann, aber durchaus seine Grenzen kennt. Im Großen und Ganzen hat er mich ein wenig an Naruto erinnert. Ganz anders ist hingegen das dritte Mitglied im Bunde: Shino. Er ist ebenfalls ruhig, aber nicht schüchtern. Er wirkt ein wenig abweisend und sehr geheimnisvoll. Allerdings... auch ein wenig gruselig. Kurenai hat mir von seiner Begabung erzählt. So sehr ich Tiere auch mag - Insekten zählen nicht gerade zu meinen Favoriten. Nicht lange nachdem die vier zu ihrer Mission aufgebrochen sind und ich mich weiterhin mit Kakashi und Asuma unterhalten habe, ist auch Asumas Team dazu gestoßen. Sie waren mal wieder zum Essen verabredet. Choji hat sich darüber sichtlich am meisten gefreut. Man sieht ihm seinen großen Appetit zwar an, aber laut Asuma ist er trotz seines Übergewichtes ein ausgezeichneter und fleißiger Ninja. Es ist jedoch auch nicht zu übersehen, dass es ihm ein wenig an Selbstvertrauen fehlt, da er sich immer etwas im Hintergrund seiner Teamkollegen hält. Zu diesen zählt Ino, die mich wohl nicht sonderlich leiden kann, da sie nicht einmal ein "Hallo" heraus gebracht und mich ständig mit einem äußerst giftigen Blick angesehen hat. Ich habe das einfach auf ihre derzeitige Pubertät geschoben und bin nicht weiter darauf eingegangen. Einen deutlich netteren Eindruck hat dafür Shikamaru gemacht. Er hat immerhin "Hallo" gesagt! Auch wenn es nicht gerade motiviert rüber gekommen ist. Asuma hat gemeint, dass er immer von allem genervt sei. Als Choji unser Geschwätz dann zu lange gedauert und sein Magen sich bereits zu Wort gemeldet hat, hat sich auch Asuma kurzer Hand von uns verabschiedet.   Gais Team habe ich ebenfalls kennen gelernt, wobei mir diese Begegnung mehr als unangenehm gewesen ist. Wie fast jeden Tag hat mich Gai auf den Gassen Konohas regelrecht aufgespürt und mir ein Geschenk mitgebracht. Ich glaube, an dem Tag hat er mir einen Teddybären geschenkt. Jedenfalls hat er mich ein Stück begleitet und mich wiederholt gefragt, ob ich mit ihm ausgehen möchte. Bevor ich jedoch antworten konnte, ist ein Junge auf uns zugestürmt. Ich habe erst gedacht, das sei ein blöder Scherz von Gai und er hätte einen jämmerlichen Doppelgänger von sich erschaffen und auf uns zu rennen lassen. Allerdings musste ich dann erfahren, dass es sein Schüler Rock Lee gewesen ist und ich habe kein Wort mehr herausgebracht, nachdem ich realisiert hatte, dass es wirklich noch einen Menschen gibt, der mit solchen Augenbrauen und in einem grünen Ganzkörperanzug herumläuft. Gai hat mich dann als seine Freundin vorgestellt und vor lauter Perplexität habe ich nicht rechtzeitig widersprechen können. Lee war total begeistert. Er ist wirklich ein lieber Junge und ich hab ihn echt gern, aber die Ähnlichkeit zu seinem Sensei finde ich immer noch sehr erschreckend. Kurze Zeit später sind dann seine anderen Teammitglieder völlig außer Atem bei uns angekommen, da sie offenbar mit Lees Geschwindigkeit nach ihrem vorherigen Training nicht mehr mithalten konnten. Lee hat mich sofort als "Sensei Gais feste Freundin" vorgestellt. Tenten und Neji haben daraufhin erst ihren Sensei und dann mich ungläubig angesehen. Ich habe zwar immer noch kein Wort herausbringen können, jedoch war ich in der  Lage vehement mit dem Kopf zu schütteln, um wenigstens den beiden klar zu machen, dass dies nicht der Wahrheit entspricht. Die beiden schienen mich verstanden zu haben, doch Lee ist nach wie vor in dem Glauben, dass sein Sensei nun eine Freundin hat, denn ich habe dieses Schauerspiel anschließend kommentarlos verlassen.   Eine erfreulichere Begegnung gab es dagegen, als ich auch Shizune nach so langer Zeit wieder in den Arm schließen konnte. Wir waren damals wie Geschwister, als wir mit Tsunade unterwegs waren. Sie war ein bisschen älter und somit meine "große Schwester". Ich habe erfahren, dass sie die ganze Zeit bei ihr war und Tsunade keinen Moment von der Seite gewichen ist. Unterbewusst war ich durch diese Information sehr beruhigt und froh. Tsunade kann so manchen Unsinn anstellen, wenn man nicht aufpasst. Shizune war schon immer eine vernünftige Person und ich wusste, dass ich ihr immer alles anvertrauen konnte. Dafür bin ich ihr nach wie vor sehr dankbar. Auch Tsunades derzeitige Schülerin durfte ich kennen lernen: Sakura. Sie ist Narutos Teamkollegin. Von Shizune habe ich erfahren, dass sie ein besonderes Talent in Medic-Ninjutsu besitzt und kräftemäßig inzwischen sogar mit Tsunade mithalten konnte. Sie ist sehr nett und fleißig. Ich mag sie. Auch wenn es sehr furchterregend ist, sie ausrasten zu sehen. Ich musste es einmal miterleben, als sie sauer auf Naruto wegen irgendeiner Kleinigkeit war. Narutos Wange tat zwei Tage später noch weh. Sie ist Tsunade in vielerlei Hinsicht sehr ähnlich.   Apropos Tsunade! Ich sollte mich wirklich beeilen. Ich bin zwar noch nicht zu spät zu unserem Termin, aber ich bin gespannt, was sie mir wohl sagen möchte. An ihrem Büro angekommen, hat sie mich bereits erwartet und bittet mich, ihr auf den Platz auf dem Dach des Bürogebäudes zu folgen. Ich bin etwas erstaunt, denn um den Platz herum hat sich bereits ein Großteil der Ninja aus dem Dorf versammelt und sie scheinen auf uns gewartet zu haben.   "Was ist hier los?", frage ich Tsunade, die nun inmitten der Menschenmasse stehen bleibt.   "Nun", fängt sie an zu erklären, "ich werde heute deine Fähigkeiten prüfen lassen."   "Meine Fähigkeiten?", frage ich, leicht verunsichert durch so viele Zuschauer.   "Ich habe dich jahrelang nicht gesehen. Niemand weiß, wie du kämpfst und was für Fähigkeiten du besitzt. Das werden wir nun herausfinden. Schließlich muss ich dir ja einen Ninja-Rang zuweisen, um die Schwierigkeiten deiner Missionen auf dich abzustimmen."   "Also, in Iwagakure war ich ein Jon-".   "Interessiert mich nicht!", schneidet mir Tsunade das Wort ab.   "Ich möchte mir ein eigenes Bild davon machen! Und die Ninja, mit denen du zukünftig auf Missionen gehen wirst, möchten auch wissen, womit sie zu rechnen haben."   Ich sehe mich in der Zuschauermenge um. Es sind hauptsächlich Jonin anwesend. Kurenai und ihr Team sind jedoch immer noch auf ihrer Mission. Von den Chunin und Genin sind lediglich Sakura, Naruto, Shikamaru, Ino, Lee, Neji und Tenten anwesend. Vermutlich muss der Rest seinen üblichen Pflichten nachgehen.   "Ich verstehe. Und wie willst du mich prüfen?", frage ich.   "Mit einem Kampf natürlich!" Tsunade lächelt mich mit einem bösen Funkeln in ihren Augen an, das mir einen Schauer über den Rücken jagt.   "Deswegen habe ich auch so viele Ninja eingeladen. Ich bin schließlich fair. Du darfst dir deinen Gegner unter den hier anwesenden Ninjas aussuchen."   Jeder wartet nun gespannt auf meine Entscheidung.   "Mich! Nimm mich!", ruft Gai aus dem Hintergrund und hüpft dabei auf und ab.   Ich sehe noch einmal um mich, bevor ich meine Entscheidung treffe.   "Du sagtest, JEDEN hier anwesenden Ninja?", frage ich bewusst noch einmal nach.   "Ja." Tsunade nickt.   "Gut. Dann wähle ich dich als meinen Gegner, Tsunade!"   Ein leises Raunen geht durch die Menge und ich kann Geflüster hören wie "Ist sie verrückt?" oder "Warum wählt sie denn den Hokage?". Tsunade lächelt nur siegessicher.   "Hm. Schlechte Wahl!" Sagt sie nur und tritt kampfbereit hervor. Sie lässt ihre Finger knacken und geht bereits in Position. Der Kreis der Zuschauer vergrößert sich, da hier alle wissen, welche Zerstörungskraft Tsunade in sich trägt. Es mag dumm erscheinen, mir den Hokage ausgesucht zu haben. Doch ich habe hier einen entscheidenden Vorteil. Tsunade hat mich seit Jahren nicht gesehen und weiß nicht, was ich in der Zeit alles gelernt habe. Ich jedoch weiß von den hier Anwesenden nur um Tsunades Stärken und Schwächen. Auch sie wird in der Zeit einiges gelernt haben, jedoch wird es sich nicht sonderlich von dem unterscheiden, was ich von ihr erwarte: Geballte Kraft in Kombination mit ihren durchaus gefährlichen Medic-Ninjutsus. Ich bin mir in meiner Entscheidung also durchaus sicher und bleibe ruhig. Nun stehe ich konzentriert da und warte auf ihren ersten Zug.   "Damit das klar ist: Ich mache ernst! Ich nehme keine Rücksicht, also solltest du es auch nicht tun.  Los, greif an!" Tsunade versucht, mich zu einem unüberlegten Angriff zu drängen. Doch ich greife nie meinen Gegner zuerst an.   "Was ist? Hast du es dir anders überlegt? Möchtest du doch lieber einen anderen Gegner?", fragt sie, nachdem ich keine Anzeichen gemacht habe, mich zu bewegen.   "Nein, alles in Ordnung!", sage ich nur und grinse sie an.   "Na, schön!", erwidert sie und setzt nun selbst zum Angriff an. Sie geht auf Nahkampf und stürmt mit einem einschüchternden Schrei auf mich zu. Ich konzentriere mich und weiche jedem Schlag, den sie ansetzt, leichtfüßig aus. Bei einem etwas kraftvoller angesetzten Schlag als die vorherigen, reagiere ich schnell, springe mit einem Salto über ihrem Kopf hinweg und lande - nahezu geräuschlos - hinter ihr, während der Boden an der Stelle, an der ich gerade noch stand, unter ihrer Faust zerspringt.   "Was ist los? Warum greifst du mich nicht an?", fragt Tsunade schon beinahe wütend.   "Das kommt schon noch." Ich wollte nur erst einmal sehen, wie du dich bewegst, beende ich meinen Satz in Gedanken. Sie wird hellhörig und lächelt mich an.   "Verstehe.", sagt sie, als hätte sie mitgehört, was ich eben gedacht habe, und bereitet nun ein Jutsu mit Fingerzeichen vor. Ich kenne das Jutsu. Tsunade hat es mir damals selbst beigebracht. Es lässt Chakra in ihre Hände fließen. Berührt sie einen Körperteil des Gegners damit, so wird dieser gelähmt. Ein äußerst gefährliches Jutsu. Offensichtlich macht sie wirklich ernst. Jetzt muss ich aufpassen. Ein Schweißtropfen läuft an meiner Wange entlang. Sie setzt zum Angriff an und ich weiche aus wie gerade auch. Nun starte ich einen Gegenangriff. Ich forme Fingerzeichen und halte meine Hände auf den Boden, auf welchem sich sofort eine dicke Eisschicht ausbreitet, die Tsunades Füße einfriert. Sie steckt fest. Etwas verwundert sieht sie in meine Richtung und erschrickt vor meiner Schnelligkeit, denn ich bin längst nicht mehr da, wo sie mich erwartet hat. In dem kurzen Moment, in dem sie verwirrt war, habe ich bereits ein Kunai gezückt und bin hinter sie gesprungen, um zum Angriff anzusetzen. Sie weicht aus und zerschlägt das Eis an ihren Füßen mit der Hand, in der ihr Jutsu gerade nicht wirkt. Prompt bringe ich wieder eine sichere Distanz zwischen uns. Diese hält jedoch nicht lange an, denn Tsunade hat diesmal nicht lange gezögert und ist mir nachgesprungen. Offensichtlich habe ich vorhin nicht nur ihre Bewegungen studiert, sondern auch sie meine. Sie bewegt sich plötzlich in einem völlig anderen Muster. Darauf bin ich nicht gefasst und kann nicht mehr rechtzeitig ausweichen. Sie trifft mich mit ihrem Jutsu am rechten Arm und ich schreie vor Schmerz auf. Ein Raunen fährt durch die Menge.   "Hehe!" Ein dreckiges Lachen huscht über Tsunades Gesicht, während ich mir vor Schmerzen den Arm halte.   "Ausweichen alleine bringt in einem Kampf nun mal nicht viel!"   Sie zertrümmert den Rest des Eises auf dem Boden, damit sie einen sichereren Stand hat und kommt langsam auf mich zu. Ich warte, bis sie näher kommt. Kurz bevor sie zu einem weiteren Schlag mit dem Jutsu ausholt, springe ich hinter sie, stütze mich auf meinem gesunden Arm ab und verpasse ihr einen Kick in die Seite. Sie schreit auf, reagiert jedoch schneller als ich dachte und macht eine halbe Drehung in meine Richtung. Dabei erwischt sie nun auch meinen anderen Arm mit dem Jutsu und ich sacke zu Boden. Ich beiße die Zähne zusammen, um nicht laut loszuschreien. Tsunade fängt an zu lachen.   "Du hast verloren. Gib auf! Wie willst du ohne Arme weitermachen? Du kannst ja nicht mal mehr Fingerzeichen formen!", brüllt sie mir siegessicher entgegen. Ich schlucke und versuche mit aller Kraft, meine Tränen zu unterdrücken. Alle Augen sind auf mich gerichtet.   "Um ehrlich zu sein, bin ich ein wenig enttäuscht von dir, Yuki! Ich dachte, du hättest mehr drauf. Meintest du nicht, du warst ein Jonin?"   Ich zittere am ganzen Körper. Sie dreht sich schon um zum Gehen um, als ich nun diejenige bin die das Lachen anfängt. Verwundert dreht sie sich wieder zu mir. Auch das Publikum gibt überraschtes Gemurmel von sich.   "Was ist so komisch? Oder bist du so verzweifelt?", fragt Tsunade.   "Nein. Ich bin noch nicht am Ende!", erwidere ich mit einer Entschlossenheit, die Tsunade kurz verunsichert. Ich stütze mich mit meiner Stirn am Boden ab, um aufzustehen.   "Ich gebe doch nicht so einfach auf, nur weil ich meine Arme gerade nicht mehr einsetzen kann!" Ich sehe Tsunade mit todernstem Blick in die Augen.   "Ich habe immer noch ein Ass im Ärmel", sage ich - leicht außer Atem.   Ich ernte bewundernde Kommentare aus dem Publikum: "Ja, weiter so Yuki!" "Gib alles!" "Du schaffst das!"   Doch ich nehme ihre Rufe kaum wahr. Meine Konzentration liegt voll und ganz auf meinem Gegner. "Wie du meinst", erwidert Tsunade und kommt mir wieder etwas näher. Ich schließe die Augen, um mich besser konzentrieren und mich wieder sammeln zu können. Ich habe mir in den Jahren eine besondere Technik aneignen können, die Tsunade noch nicht kennt. Ich brauche keine Fingerzeichen, um einen Kampf zu gewinnen. Schlagartig öffne ich die Augen und stürme auf Tsunade zu. Sie macht sich bereit und geht in Verteidigungsposition, da sie einen frontalen Angriff erwartet. Gerade als sie denkt, dass ich einen Kick wage, springe ich jedoch über sie, drehe mich in der Luft und greife sie von hinten an. Damit hat sie nicht gerechnet und wird von meinem Tritt getroffen. Offensichtlich nimmt sie mich nun wieder als würdige Gegnerin ernst, denn ihre Aufmerksamkeit liegt auf meinen Bewegungen.  Sie ist vielleicht außerordentlich stark, doch ich bin dafür außerordentlich schnell. Man hat mich nicht um sonst "Die Katze von Iwagakure" genannt, denke ich. Den Spitznamen habe ich bekommen, weil ich mich schnell und leise wie eine Katze bewegen kann und habe daher oft Aufträge bekommen, bei denen es um Informationsbeschaffung oder Attentate ging. Ich war meistens auf Einzelmissionen unterwegs, weswegen ich in Mann-gegen-Mann-Kämpfen geübter bin. Unser Nahkampf geht noch eine Zeit lang so weiter, bis wir beide schon ziemlich außer Atem sind. Noch einmal schließe ich meine Augen, um mich zu konzentrieren. Ich spüre, wie Tsunades Augen auf mir ruhen und mich scharf beobachten. Doch sie wartet ab. Ich steuere mein Chakra durch meine Chakrabahnen so, wie es die Fingerzeichen tun würden und bilde ein Jutsu durch reine Konzentration. Ich grinse. Als ich die Augen öffne blicke ich in Tsunades verunsichertes Gesicht. Ich merke, wie auch die Zuschauer verwirrt zu mir blicken.   "Der Kampf ist vorbei, Tsunade!", brülle ich über das Kampffeld.   "Wieso? Gibst du auf?", fragt Tsunade höhnisch.   "Das muss ich nicht, denn das wirst du gleich für mich übernehmen! Sieh mal nach oben!", sage ich mit einem siegessicheren Lächeln. Sie tut wie ihr geheißen und ihre Augen weiten sich vor Schreck. Gleichzeitig ertönen verwunderte Schreie aus der Zuschauerreihe. Doch Zeit zum reagieren bleibt Tsunade nicht. Ich lasse die riesigen Eisnadeln, die ich durch mein Jutsu gebildet und über uns habe schweben lassen, blitzschnell auf Tsunade herabregnen. Da ich sie jedoch nicht ernsthaft verletzen will, steure ich die Eisnadeln mit meinem Chakra so, dass sie dicht um Tsunade herum in den Boden rammen. Die Eisstacheln bilden nun eine Art Gefängnis, in dem ihr kein Bewegungsraum mehr bleibt. Lediglich ihre Arme und ihr Gesicht ragen an verschiedenen Seiten heraus. Einen kurzen Moment ist alles still. Man hätte eine Nadel fallen hören können. Dann: tosender Applaus. Alle jubeln mir zu. Und auch Tsunade gesteht ihre Niederlage ein. Woraufhin ich das Jutsu wieder auflöse und sie aus dem Eis befreie.   "Ich muss zugeben, damit hätte ich nicht gerechnet. Wie hast du das gemacht?", fragt mich Tsunade mit hörbarer Bewunderung.   "Ich habe gelernt, Jutsus ohne Fingerzeichen zu formen."   "Wirklich erstaunlich. So etwas habe ich noch nie gesehen. Ich gebe zu, ich habe dich wohl kurz unterschätzt. Das war ein gewaltiger Fehler. Du hast dir den Sieg redlich verdient." Man hört Tsunades Stimme neben Scham auch ein wenig Stolz an, was mich auch selbst ein bisschen stolz macht.   "Danke. Aber es wäre trotzdem super, wenn du das Lähmungsjutsu wieder aufheben könntest!", entgegne ich.   "Oh! Aber natürlich. Das habe ich beinahe vergessen!" Sofort beginnt sie, meine Arme zu heilen.   "Es wird noch ein paar Stunden ein kleines Taubheitsgefühl vorhanden sein, aber das vergeht bald wieder", sagt sie noch zu mir gewandt. Dann spricht sie zu allen: "Ich darf euch hiermit einen neuen Jonin Konohas vorstellen!" Während sie eine Armbewegung in meine Richtung macht, ertönt Applaus. Gai und Lee schreien dabei am lautesten.   "Yuki, herzlichen Glückwunsch. Ich gebe dir nun einen Tag zum Erholen. Danach meldest du dich bitte bei mir in meinem Büro, um deine erste Mission als Konoha-Jonin anzutreten."   "Jawohl!"   Ich will salutieren, doch das Taubheitsgefühl in meinem Arm verhindert meine Absicht und ich klatsche mir etwas unbeholfen in mein eigenes Gesicht. Gelächter. Wie peinlich...   "Und zur Feier des Tages" fährt Tsunade fort, "lade ich dich und alle meine Schülerinnen zu einem Bad ins Badehaus ein!"   Oh nein, ein öffentliches Bad?, denke ich. Von Sakura und Shizune ertönt freudige Zustimmung.   "Ähm, also... Tsunade! Ich – ich...", fange ich an zu stammeln.   "Hm? Was ist denn?"   Ich versuche, meinen Kloß im Hals herunter zu schlucken.   "Ich bin dir ja sehr dankbar, aber meine Dusche bei mir zu Hause reicht mir vollkommen!" Ich erzwinge mir ein Lächeln.   "Unsinn! Du kommst mit! Das ist ein Befehl!", brüllt mir Tsunade ins Ohr.   "Aber...", versuche ich zu widersprechen.   "Kein ABER!" Sie sieht wütend aus. Also gebe ich klein bei und nicke verängstigt.   "Na, geht doch!", sagt Tsunade schließlich und dreht sich zu Ino um.   "Tut mir leid, ich passe. Ich muss heute leider noch im Blumenladen meiner Eltern aushelfen!", sagt diese und dreht sich zum Gehen um.   "Das ist aber schade!", meint Tsunade und lässt sie passieren.   Wie? Sie darf gehen und ich muss mit? Wie unfair!, denke ich und stampfe mit dem Fuß wie ein bockiges Kind.   "Oh! Ihr Mädels geht also baden, ja?", sagt nun plötzlich Jiraya, der sich in unsere Reihen gesellt hat.   "Na, Naruto? Wie wär's? Wollen wir uns heute nicht auch mal ein Bad gönnen?", seine Nasenlöcher weiten sich und seine Backen werden rot bei dem Gedanken an ein „Bad“.   "Na gut, kauziger Bergeremit! Ich komme aber nur mit, um zu verhindern, dass du Sakura ausspannst!", gibt Naruto zurück.   "Naaaa GUT!", brüllt nun Gai, der aus der sich auflösenden Zuschauermenge auf uns zu stürmt. "Dann werde ich auch mit kommen, um zu verhindern, dass du Yuki nachspannst!"   "Hey! Wofür haltet ihr mich eigentlich? Ich will doch nur ein schönes Bad genießen!", wehrt sich Jiraya.   "Von wegen!", antwortet Naruto.   Ich seufze und wende mich von diesen Kindsköpfen ab, als ganz überraschend Kakashi vor mir steht. Ich hätte ihn beinahe angerempelt.   "Hi", grinst er mich unter seiner Maske an.   "Hi!", grinse ich zurück.   "Das war ein toller Kampf!", versucht er eine Konversation zu starten.   "Danke", erwidere ich und blicke verlegen zu Boden.   Er fährt fort: "Aber ich bin mir sicher, du hast uns nicht alles gezeigt, was du drauf hast. Ich würde gerne etwas mehr über deine Jutsus erfahren, für den Fall, dass wir mal zusammen auf Mission geschickt werden. Deshalb wollte ich fragen, ob... ob du vielleicht Lust hast, mich heute Abend nach eurem Badeausflug zu treffen. Sagen wir, ich lade dich zum Essen ein und du erzählst mir dann, welche Jutsus du noch beherrschst. Einverstanden?"   "Du willst mit mir essen gehen?", frage ich verwundert.   "Ja, ein Essen unter Freunden. Nichts Großartiges", antwortet er.   Ich weiß nicht, wieso, aber ich bin ein wenig enttäuscht von der Antwort, stimme jedoch zu.   "Gut, dann bis heute Abend um 7 Uhr! Wir treffen uns im Park, ok?", sagt er und verschwindet auch schon. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)