~ Love at third sight ~ von Nea-chan (Mit dem Herz gegen alle Regeln) ================================================================================ Kapitel 62: Day 1.3 – Jealousy ------------------------------ Nachdem es keine Melone mehr zu verschießen gab und sich die klebrige Masse aus Frucht und Sand auf ihrer Haut und in den Haaren nicht mehr ignorieren ließ, verlagerte die Gruppe den Spaß ins Wasser. Es gab schon lange keine Regeln mehr, nach denen sie spielten - jeder spritzte gegen jeden und kämpfte darum, nicht selber unter Wasser getaucht zu werden. Nur auf Hiromi nahmen alle etwas Rücksicht, egal wie fies und hinterhältig ihre eigenen Attacken waren. Völlig geschafft, aber dafür wieder sauber und durchflutet von einer durchweg positiven Energie, kehrten sie letztendlich wieder zu ihren Liegestühlen zurück. Die Sonne war inzwischen ein gutes Stück weitergezogen, trotzdem waren ihre Strahlen noch stark genug, um ihre nassen Körper aufzuwärmen und zu trocknen. „Ist das nicht herrlich?“, schwärmte Hiromi genüsslich und streckte sich lasziv räkelnd auf ihrem Handtuch aus. Keiner antwortete ihr direkt, aber alle stimmten zu. Die warmen Sonnenstrahlen prickelten angenehm auf der Haut. Yuri hob die Hand über ihre Augen und sah sich zu beiden Seiten nach ihren Freunden um. Momoko und Hinagiku lagen mit geschlossenen Augen auf dem Bauch und auch alle anderen betrieben entspannt Augenpflege. „Sagt mal, habt ihr euch eigentlich alle schon eingecremt?“, fragte sie irgendwann in die einträchtige Stille hinein. Hinagiku auf dem Stuhl neben Kazuya öffnete ein Auge und hob ihren Kopf. „Nee. Ich glaube, das haben wir verschwitzt.“ Auch die Jungs und die anderen Mädchen horchten auf und warfen unbewusst einen Blick auf ihre ungeschützt, in der Sonne brutzelnden Haut. „Das ist nicht gut. Es ist schließlich erst unser erster Tag hier, da wollen wir uns doch nicht gleich einen fiesen Sonnenbrand holen, oder?“ Yuri schaute neben sich und suchte nach der Flasche Sonnenmilch, die Hinagiku vorhin Kazuya zugeworfen hatte. Sie fand sie unter dem Haufen nasser Klamotten, den sie nach der Melonenschlacht und dem Bad im Meer dort abgelegt hatte. Hinagiku zückte im selben Moment ihre eigene Sonnencreme und stand auf, damit sie sich besser damit einreiben konnte. „Leihst du uns danach vielleicht deine?“ Die Kurzhaarige drehte sich verdutzt zu Takuro neben sich um, der tatsächlich freundlich das Wort an sie gerichtet hatte. „Klar. Das hatte ich eh vor.“ „Wir haben auch nichts dabei.“, gestand Yosuke, allerdings an Yuri gerichtet. „Kein Problem, die ist sowieso für alle gedacht.“, erklärte sie mit einem Lächeln. „Kazuya, hilfst du mir bitte kurz mit meinem Rücken?“ Die Brünette setzte sich seitlich auf den Stuhl ihres Freundes und reichte ihm die Flasche mit der Lotion. „Aber sicher.“, antwortete er und ließ sich nicht lange bitten. Mit einer sanften Handbewegung strich er ihre feuchten Haare nach vorn über die Schulter und gab sich etwas von der Creme auf die Hand. Zärtlich, mit massierenden Bewegungen, rieb er sie langsam von den Schultern bis runter zum Bund ihres Slips ein. Hiromi, die das beobachtete, wurde ganz neidisch. Es war eine simple Geste, trotzdem lag so viel Intimität darin, dass sie sich auch danach sehnte. Takuro auf der anderen Seite der Sitzgruppe empfand ganz ähnlich, als sich Yuri im Gegenzug um Kazuyas ungeschützten Rücken kümmerte. Yosuke hatte Minuten später kaum die Flasche von Yuri entgegengenommen, da rutschte Hiromi schon mit dem Rücken zu ihm zwischen seine Beine. „Bitte, schmierst du mich auch ein, Yoyo-Maus?“, säuselte sie honigsüß und klimperte verführerisch mit den Wimpern. Wie sie sich anbiederte entging auch den anderen nicht. Verlegen sahen sie einen Moment lang zu, wie sich Yosuke nach anfänglicher Überrumpelung zögerlich ans Werk machte. Seine braungebrannten, starken Hände auf Hiromis weißer Haut fühlten sich für Momoko an wie ein Würgegriff um ihren Hals. Angewidert wendete sie den Blick ab und starrte auf ihre Füße. Sie wollte nicht mit ansehen, wie seine Finger über Hiromis schmalen Rücken wanderten und dort aufhörten, wo ihr anstößiger Bikini endete. Allein der Gedanke machte sie rasend; ihr Herzschlag beschleunigte sich verärgert in ihrer Brust und sie fühlte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. Sie hatte kein Recht auf diese Reaktion, aber das hielt ihren Körper nicht davon ab, trotzdem durchzudrehen. Zärtlichkeiten zwischen den beiden waren das Letzte, das sie mit ansehen wollte. „Momoko? Würdest du mir vielleicht auch helfen?“ Überrascht nahm sie die Sonnencreme wahr, die Takuro ihr direkt unter die Nase hielt. Mit großen Augen sah sie in sein hoffnungsvoll lächelndes Gesicht. „Äh… ja, natürlich.“, stammelte sie und wurde wieder rot, diesmal vor Scharm. Der Brillenträger stand auf und begann das Hemd aufzuknöpfen, das er, trotz das es nass vom Schwimmen war, bislang noch nicht ausgezogen hatte. Hinagiku musterte ihn beiläufig, als er es abstreifte, und geriet ungläubig ins Staunen. „Hey Takuro, hast du etwa trainiert?“, bemerkte sie laut. Jetzt sahen auch alle anderen in ihre Richtung. Der Schwarzhaarige drehte sich etwas schüchtern zu ihr um, kratzte sich im Nacken und nickte. „Sieht man das etwa? Ich versuche erst seit ca. vier Wochen, mich mit etwas Krafttraining in Form zu bringen.“ Die Veränderung war nicht weltbewegend, aber deutlich genug, um sie zu erkennen. Sein weicher, flacher Oberkörper und die Hühnerbrust wirkten sichtbar gestrafft. Seine Konturen waren definierter und ein Ansatz von Bauch- und Brustmuskeln war zu erkennen. „Das habe ich ja gar nicht gewusst.“, gestand Momoko ehrlich überrascht. „Ich weiß, ich wollte dich eigentlich erst etwas später damit überraschen.“, gab er peinlich berührt zu. Das erklärte zumindest, warum er sich bis eben nicht ohne Hemd zeigen wollte. Sie schluckte, als sie seine Figur musterte. Sie hatte noch gut seinen ursprünglichen Körper vor Augen. Bei der Erinnerung daran legte sich noch eine Nuance mehr Rot auf ihre ohnehin glühenden Wangen. „Ich hätte nie gedacht, dass du mal freiwillig trainieren würdest. Aber es steht dir gut, mach weiter so!“, lobte Hinagiku ihn motivierend. Yuri weiter hinter ihnen warf einen Blick über ihre Schulter zu Yosuke und Hiromi. Es entging ihr nicht, dass der Dunkelhaarige genau in diesem Moment seinen Blick wieder auf Hiromis Rücken richtete. Sie sah noch, wie seine dichten Brauen tief über den Augen zusammengezogen waren. Er presste seine Lippen zu einer schmalen, angespannten Linie aufeinander. Schnell drehte sich Yuri wieder zurück und beobachtete nun Momoko. „Danke dir. Aber ich glaube, eine Sportskanone wie du werde ich trotzdem nicht.“, scherzte Takuro derweil mit der Kurzhaarigen, ehe er sich zu seiner Verlobten auf den Liegestuhl setzte. Hinagiku lachte zustimmend und rollte sich zum Sonnen wieder auf den Bauch. Ihren Rücken hatte sie mit einigen akrobatischen Verrenkungen zuvor selbst versorgt, sodass nun ein unordentlicher, weißer Film ihre Haut dort bedeckte. Momoko schluckte abermals, als sie mit der Sonnenmilch in der Hand anfing, sich Takuros blassem Rücken zu widmen. Fahrig verschmierte sie die Lotion zwischen ihren Händen und verteilte sie mit zügigen Bewegungen auf seiner Haut. Sie hatte Glück, dass es sich nicht um eine von den Cremes handelte, die sich nur schwer verstreichen ließen. Takuro lachte leise. „Lass dir doch ruhig Zeit dabei, so schnell verbrenne ich nicht.“ „Lieber nicht, du hast so einen empfindlichen Hauttyp. Im Nacken bist du schon ganz rot.“, flunkerte sie. „Wirklich? Ich merke gar nichts.“ „Doch, doch! Glaub mir, das kommt noch. Aber jetzt bist du gleich fertig und geschützt.“ Mit Herzrasen vermied sie einen Blick in Yosukes Richtung. Unter den wachsamen Augen der anderen fühlte es sich furchtbar falsch an, Takuro so vertraut zu berühren. Obwohl es das nicht sollte, war es ihr schrecklich peinlich. „So, dann dreh dich mal um, damit wir deinen Rücken auch versorgen können.“ Da passierte es aus Reflex doch, dass sie an Takuro vorbei zu Yosuke schaute, dessen Blick ihren streng und mit Verärgerung darin streifte. Er wandte sich aber blitzschnell wieder ab, sodass Momoko blinzelnd zu Takuro zurück fand. „Warum cremst du nicht zuerst den Rest von dir fertig ein?“, hinterfragte sie unschuldig, um von sich abzulenken. „Das kann warten. Deine zarte Haut kann das nicht.“ Hinagiku äffte hinter seinem Rücken leise das Geräusch eines sich Erbrechenden nach. Momoko bemühte sich unter seinem glühenden Blick um ein höfliches Lächeln. Noch ein Mal spürte sie Yosukes Augen auf sich ruhen, ohne zu wissen, ob er sie wirklich beobachtete. „Ach weißt du…“, setzte sie an und gestattete sich dabei noch ein Mal, in die Gesichter ihrer Freunde zu sehen. „…ich glaube, ich gehe erst noch mal eine Runde ins Wasser! Mir ist schon wieder so heiß.“ Schon war sie aufgesprungen und flitzte auf die Wellen zu. „Schon wieder? Wir waren doch eben erst schwimmen!“, rief Takuro ihr noch mal hinterher, aber da war sie schon abgetaucht. Yuri und Kazuya sahen sich bedeutungsschwanger an; das war jetzt schon das zweite Mal an diesem Tag, dass jemand buchstäblich ins Meer flüchtete. Hinagiku lehnte sich, ähnlich verwundert wie Takuro, mit verschränkten Armen in ihren Stuhl zurück und sah ihrer Freundin misstrauisch hinterher. Yosuke gab sich alle Mühe nicht zu zeigen, dass es ihn erleichterte, dass Momoko vor ihrem Verlobten die Flucht ergriffen hatte. Ein alter, niederer Urinstinkt hatte sich in ihm geregt, als die junge Frau mit den strahlend himmelblauen Augen dazu aufgefordert wurde, Takuro einzuschmieren. Er fühlte sich ein bisschen wie damals, als er sich nicht vorstellen konnte, dass jemand wie dieser Streber ein Mädchen wie sie abbekam, was der Auslöser dafür gewesen war, dass er ihm Momoko missgönnt hatte. Das Bedürfnis, sie zu schützen und ganz allein für sich einzunehmen, kochte nach all der Zeit wieder in seinem Blut hoch. Es fühlte sich befremdlich an, so zu denken und zu empfinden, und andererseits dabei Hiromi den Rücken zu massieren. „Das machst du gut.“, schnurrte sie wie ein Kätzchen mit zurückgelegtem Kopf. „Lass deinen Kopf vorne, sonst hängen deine Haare in der Sonnenmilch.“ Sie biss sich auf die Unterlippe und grinste verschlagen. „Das ist mir egal, solange du nur nicht aufhörst.“ Er hielt Inne, ihr Tonfall verursachte in seinem Magen ein unangenehmes Kribbeln. „Ich bin jetzt aber fertig. Du kannst nun den Rest von dir eincremen.“ Geschmeidig drehte sie sich in seinem Schoß zu ihm um. „Kannst du das nicht für mich machen?“ Sein Mund wurde trocken und Yuri neben ihm schlackerten die Ohren von dem, was sie da hörte und aus dem Augenwinkel sah. Yosuke fand seine Stimme wieder. „Wir sind hier doch nicht unter uns, Hiromi.“ Sie warf einen kritischen Blick zu den anderen Stühlen, doch bis auf Yuri, die sich längst wieder hinter ihrer Sonnenbrille versteckte, schien sie niemand zu beachten. „Seit wann bist du denn so schüchtern?“ Er verzog das Gesicht. „Ich bin nicht schüchtern, aber deswegen müssen wir hier noch lange keine Show abziehen.“ Seine harten Worte wischten Hiromi das Lächeln aus dem Gesicht. Eine Ohrfeige hätte weniger wehgetan und Yosuke bereute bereits, was er gesagt hatte, aber es war zu spät, um es zurück zu nehmen. Gekränkt und mit Tränen in den Augen stand sie auf und ließ sich auf ihren eigenen Stuhl fallen. „So habe ich mir das nicht vorgestellt. Du hast mir einen romantischen Urlaub versprochen, aber seit wir hier angekommen sind benimmst du dich mir gegenüber wie ein Ekel.“, presste sie zwischen ihren zusammengekniffenen Lippen hervor. Trotzig starrte sie geradeaus und hielt ihre Arme vor der Brust verschränkt. Sie sprach leise genug, dass ihr verletztes Wimmern nur von Yosuke gehört wurde. Dieser biss sich auf die Zunge, damit nicht noch mehr scharfe Worte seinen Mund verließen. Die einzige Person, die sich nicht an die Absprachen hielt, war doch wohl sie selbst und nicht er! Wer provozierte denn bei jeder sich bietenden Gelegenheit oder gab andauernd unangebrachte Kommentare von sich? Das einzige, wofür er sich schuldig bekennen würde war, dass er aktiv am Boykott der Doppelzimmer beteiligt war, obwohl er Hiromi etwas anderes in Aussicht gestellt hatte. Gut, er turtelte auch nicht unentwegt mit ihr oder suchte ihre Nähe, so wie es Kazuya und Yuri offen taten, aber das hatte er schon vor dem Trip nicht gemacht. „Das stimmt doch gar nicht. Ich meine es ja nicht böse.“, versuchte er sie zu beschwichtigen. Hiromi machte einen herzzerreißenden Schmollmund. „Zu den anderen bist du viel netter, als zu mir.“, beharrte sie weinerlich. Am liebsten wollte Yosuke sich mit beiden Händen die Haare raufen und laut ächzen! Er hatte jetzt keinen Nerv für eine von Hiromis hormonbedingten Launen. Wie sollte er ihr schließlich erklären, dass er wegen einem anderen Mädchen gestresst war und deswegen überreagiert hatte? Viel lieber, als mit ihr hier im Flüsterton zu streiten, würde er Momoko ins Wasser folgen und seinen Gefühlen etwas mehr auf den Grund gehen. Wie sollte das gehen, wenn er sie nicht alleine und ohne Zuschauer zu fassen bekam? „Hey, hörst du mir überhaupt zu?!“, fauchte Hiromi ungläubig. Yosuke schreckte hoch, schon wieder hatte er sich von seinen Gedanken mitreißen lassen. „Ja, natürlich höre ich dir zu! Sag mir doch, was ich tun kann, damit es dir besser geht.“, schlug er eilig einlenkend vor. Sie prüfte eingehend seine Miene, ehe sie antwortete. „Wenn ich ehrlich bin, habe ich etwas Hunger. Und ich müsste mal auf die Toilette.“ Er stutzte – machte sie es ihm da nicht etwas einfach? „Ist das alles? Na, soll ich dich zum Haus begleiten und nachschauen, ob wir etwas für dich zum Essen finden?“ Hiromis Gesichtsausdruck veränderte sich wieder zu einem Strahlen. „Au ja! Tust du das für mich?“ „Da ist doch nichts dabei, gern.“, antwortete er arglos mit einem Schulterzucken. „Das ist supi mega lieb von dir!“, quietschte sie glücklich und zwinkerte ihm verschwörerisch zu. Eigentlich war Momoko schon von ihrem ausgedehnten Spritzwettkampf mit den anderen völlig fix und fertig, und wollte sich am liebsten nur noch mit einer Limo und vielleicht einem kleinen Snack in die Sonne legen. Stattdessen wog sie ihren Körper müde in den Wellen hin und her und paddelte mal lustlos in die eine Richtung, dann in die andere. Allein im Wasser war es öde... außerdem brannten sich die Sonnenstrahlen inzwischen ziemlich unangenehm durch die Wassertropfen auf ihren Schultern. Ihre Hände und Füße, die noch von vorhin aufgeweicht waren, wurden langsam schrumpelig. Nachdem sie trotzdem tapfer weitere Minuten im Wasser zugebracht hatte, zwangen sie schließlich die Kälte und Schwäche dazu, wieder an Land zu gehen. Tatsächlich war ihr sogar etwas schwindelig, als sie sich wieder bei ihrem Stuhl einfand. Zuvorkommend reichte Takuro ihr eine geöffnete Limo und ihr Handtuch. „Alles in Ordnung?“, erkundigte er sich besorgt. „Ja, danke. Aber ich könnte eine Kleinigkeit zu Essen vertragen, bis zum Abendbrot ist es ja bestimmt noch ein bisschen hin.“ „Lustig, dass du das sagst. Yosuke und Hiromi sind auch vor nich’ mal fünf Minuten deswegen reingegangen. Es sind zwar keine frischen Lebensmittel da, aber Takuro hat’n paar abgepackte Sandwiches im Kühlschrank gesehen.“, mischte sich Hinagiku ein. Momoko schaute nach links und entdeckte die verlassenen Liegestühle des vermeintlichen Pärchens. „Ist das so?“, murmelte sie skeptisch. „Momoko, möchtest du, dass ich dich auch ins Haus begleite?“ Um eventuelle Bedenken zu zerstreuen, dass mit ihr etwas nicht stimmte, bedachte sie Takuro mit einem fröhlichen Lächeln. „Nein danke, das brauchst du nicht. Aber ich kann dir gerne etwas mitbringen, wenn du willst.“ Seine besorgte Miene hellte sich wieder auf. „Danke, aber ich brauche nichts. Komm einfach nur schnell wieder zurück.“ Sie zwinkerte ihm zu und fragte dann noch höflicher Weise ihre Freunde, ob sie ihnen vielleicht etwas mitbringen konnte, aber auch sie lehnten dankbar ab. Bis zur Minka waren es etwa 50 Meter, wenn nicht sogar mehr. Auf dem Weg dahin wrang Momoko noch mehrmals ihre dicken Haare aus und durchkämmte sie mit den Fingern. Es musste ja nicht sein, dass sie tropfend über die guten Holzböden im Inneren lief. Sie setzte sich außerdem auf den Rand des Engawa und klopfte mit den Händen den Sand von ihren nackten Füßen, bevor sie ihre Beine über die Dielen schwang und sich wieder aufsetzte. Leise durchschritt sie den schmalen, ungenutzten Raum am Seiteneingang, um auf die innere Veranda zu kommen. Zielgerichtet steuerte Momoko die Küche an und wappnete sich dafür, dort auf Yosuke und seine Freundin zu treffen, doch zu ihrer Überraschung war der Raum leer, als sie die Shoji-Tür öffnete. Sich wundernd blieb sie stehen, um zu lauschen, ob jemand in ihrer Nähe war. „Eigenartig.“, murmelte sie leise für sich. Vielleicht hatte sie die beiden gerade verpasst, als sie reingekommen war? Ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden ging sie zum Kühlschrank, und machte sich über ein abgepacktes Sandwich mit Ei und Tunfisch her. Ihr Appetit war zu groß, um mit dem Essen zu warten, bis sie wieder am Strand war. Hungrig lehnte sich die junge Frau gegen die Küchenschränke und verspeiste den einfachen Snack mit gierigen Bissen. Gerade, als sie von der Küche aus direkt zurück auf den äußeren Ring des Hauses trat, und sich dabei die letzte Ecke Toast in den Mund stopfte, hörte sie ein albernes Glucksen rechts neben sich. Es drang direkt um die Ecke, hinter der sich einige Meter weiter eine der Toiletten des Hauses befand. Ohne nachzudenken warf Momoko einen Blick um die Kurve und schreckte sofort vor dem zurück, was sie sah. Sie hatte die beiden kaum im Augenwinkel wahrgenommen, da wollte sie eigentlich schon wieder direkt auf dem Hacken kehrtmachen. Doch ein kleiner, fieser und schier übermächtiger Funken Neugier in ihr siegte, und verleitete sie zu einem zweiten, genaueren Blick. Einen Atemzug später bereute sie das bereits. Hiromi stand mit dem Rücken zur Holzwand, ein Bein lasziv angewinkelt und einen Arm um Yosuke geschlungen, der ganz nah vor ihr stand. Ihre Hand ruhte fordernd in seinem Nacken und zog ihn zu einem innigen Kuss zu sich herunter. Der Mund blieb der Rosahaarigen offen stehen vor Entsetzen, denn das war noch nicht das Bizarrste für sie an dieser Szene. Eine Hand des Dunkelhaarigen lag auf einer der blassen, knapp bedeckten Brüste der skrupellosen Schwangeren, und das keineswegs zufällig. Hiromi selbst hatte ihre Hand auf seine gelegt und leitete seine Bewegungen mit genießerischer Miene an. Angeekelt gelang es Momoko endlich, den Blick von dem offensichtlich schwer turtelnden Pärchen abzuwenden. Das Herz in ihrer Brust schlug ihr bis zum Hals und ihre Glieder zitterten vor Aufregung, als sie Kopflos die Flucht ergriff. „Komm schon, Yoyo-Maus… sei doch nicht so schüchtern.“, lockte Hiromi verführerisch und zog ihn an der Hand mit sich. „Ich dachte, du hast Hunger. Willst du nicht einfach allein zur Toilette gehen und ich hole in der Zeit etwas zu Essen für dich?“ Sie kicherte belustigt über seine Naivität. „Dummerchen! Das war natürlich ein Vorwand, um eine Weile mit dir allein zu sein.“, erklärte sie verschwörerisch zwinkernd. Es durchzuckte ihn kalt, als er es begriff. Natürlich, warum hatte er das nicht kommen sehen, nachdem sie sich am Strand so eifersüchtig aufgeführt hatte? Innerlich stöhnend ließ er sich widerstandslos mitschleifen. Seine Freundin machte vor der Toilettentür Halt und drehte sich zu ihm um. Sie klimperte einladend mit ihren langen Wimpern und kaute anzüglich auf ihren Lippen herum. Yosuke schluckte schwer, als ihm klar wurde, was genau Hiromi unter ihrer Definition von Zeit verbringen vorschwebte. „Komm schon, komm.“, flüsterte sie nun schon beinahe verrucht. Das hungrige Funkeln in ihren katzenhaften Augen war nicht mehr zu übersehen. Sie lehnte sich an die Holzwand und zog ihn nah zu sich heran, sodass er ihren Atem auf seiner Brust und an seinem Hals spüren konnte. Nervös beschleunigte sich sein Puls, so nah war er Hiromi schon lange nicht mehr gewesen. „Es ist schon sooo~ lange her, dass du zärtlich zu mir warst… und diese Umgebung hier ist dabei so traumhaft! Ich ertrage es nicht, von Verliebten umgeben zu sein, während wir das einzige Paar sind, das so kühl miteinander umgeht.“ Sie schmollte ein bisschen, gleichzeitig klang es aber so, als würde sie versuchen ihn rumzukriegen. Ihre kühlen, schmalen Finger strichen über die Muskeln seiner Arme und Schultern; es war ein eigenartiges Gefühl. Seine Nackenhaare stellten sich auf. Es war merkwürdig, dass ihm diese Berührungen von ihr einmal so vertraut waren und nun nichts weiter auslösten, als Anspannung. Hiromi legte ihre rechte Hand in seinen Nacken. „Küss mich…“, hauchte sie und schloss ihre Augen. Mit gespitzten Lippen reckte sie sich ihm entgegen. Es war noch nicht oft vorgekommen, dass sich Yosuke im Angesicht einer jungen, hübschen Frau überfordert oder wehrlos fühlte, aber das hier war so ein seltener Moment. Er konnte unmöglich kneifen und sie vor den Kopf stoßen, denn das würde ihre Laune während dieses Kurzurlaubes grundlegend beeinflussen. Trotzdem standen alle Zeichen seines Körpers auf Abwehr! Ein Schrillen in seinem Kopf übertönte das aufgeregte Rauschen des Blutes in seinen Ohren. Sein Magen zog sich unangenehm zusammen und trotzdem wehrte er sich nicht gegen den Willen der Hand in seinem Nacken. Es war wohl einfach an der Zeit, seinen Teil für das Funktionieren dieser Beziehung dazu zu tun. Unwillig, aber mit so viel Überzeugung wie er aufbringen konnte, beugte er sich zu der lockenhaarigen Frau hinunter und küsste sie. Genau so, wie sie es erwartete. Entzückt seufzte Hiromi in den Kuss hinein und zog ihren Liebsten noch näher an sich heran. Mit angehaltenem Atem spürte Yosuke, wie sie seine linke Hand in ihre nahm und von ihrer Hüfte an aufwärts führte. Entschlossen und gezielt legte die Rotäugige sie auf ihrem angeschwollenen Busen ab und hielt sie dort mit ihrer eigenen Hand gefangen. »Oh Mann…«, schoss es ihm durch den Kopf, während sich alles in ihm verkrampfte. Noch nie hatte sich etwas so verkehrt angefühlt, wie das hier. Aber Flucht war keine Option. Da ließ sie beide das Geräusch knarrender Holzdielen plötzlich hochschrecken. Als Yosukes Kopf herumschnellte, sah er nur noch die Spitzen von im Wind verwehten, rosa Haar hinter der Ecke verschwinden. »Verdammt! Verdammt, verdammt, verdammt, verdammt, verdammt!« Der Anblick der beiden hatte sich regelrecht auf ihre Netzhaut gebrannt. Aufgewühlt lief sie mit großen Schritten über die Steinplatten der verschlungenen Wege im Vorgarten. Statt zum Strand zurück, steuerte sie schnurstracks den Wald an, der dicht auf dem Hügel wuchs und die natürliche Grenze zwischen dem Strand und den Häusern, Clubs und Hotels weiter oben bildete. In ihrem Zustand konnte sie unmöglich zu den anderen zurück und so tun, als wäre nichts vorgefallen. Ihr ganzer Körper schlotterte vor Aufregung und es ließ sich nicht abstellen, egal wie sehr sie es versuchte. Rasend vor Wut hasste sie sich gleichzeitig dafür, dass sie diese Gefühle hatte. Das war schlimmer als Eifersucht; ihr Inneres fühlte sich an, als würde es auseinanderbrechen. Die Schmerzen ihres Herzens wurden regelrecht physisch und ließen sich einfach nicht abschütteln. Momokos Augen brannten, sie wollte am liebsten heulen und schreien, doch gleichzeitig schnürte ihr etwas die Kehle zu. Nein, Eifersucht war das nicht mehr… sie fühlte sich betrogen. Betrogen von einem Mann, der sie gar nicht betrügen konnte, weil er mit einer anderen zusammen war! Während sie lief lachte sie kurz traurig darüber, wie erbärmlich sie war. „Momoko!“ Ihr Herz rutschte ihr vor Schreck nach unten; irgendwo zwischen ihre Organe, die alle schmerzhaft aneinander rieben. Seine Hand fasste sie am Handgelenk und hielt sie auf, bevor sie sich zu ihm umdrehte. Yosuke atmete schwer und sah sich nach allen Seiten um, ob jemand sie beobachtete, aber sie waren allein, nur umringt von Fichten und wildem Farn. Wie aus einem Reflex heraus entriss sie ihm ihre Hand wieder, obwohl sie schon längst stehen geblieben war. „Was ist los, warum bist du weggelaufen?“, fragte er atemlos. „Das fragst du mich nicht ernsthaft?“, antwortete sie bissig. Er brauchte ihren Gesichtsausdruck gar nicht zu mustern, um zu erkennen, dass sie nicht an solchen Spielchen interessiert war. Allein ihre Haltung sprach Bände darüber, wie übelgelaunt sie war. „Du hättest nicht weglaufen müssen.“ „Danke, aber ich wollte bei eurem Treiben wirklich nicht stören.“, entgegnete Momoko schnippisch. Angesichts ihres zynischen Tonfalls wurde Yosukes Blick finster. „Ich wollte nicht, dass du das siehst.“ Unwillig, seinen Erklärungen zuzuhören, winkte sie ab. „Du brauchst dich nicht zu rechtfertigen. Wer bin ich denn, dass ich mich darin einmischen würde, was du und Hiromi so in dunklen Ecken treibt? Das geht mich ja nun wirklich nichts an und es interessiert mich auch nicht! Es war mir nur peinlich, dass ich da so reingeplatzt bin, mehr nicht.“ Kaltschnäuzig sprudelten die Worte nur so aus ihr heraus und es klang fast glaubhaft, wenn es ihr nur gelungen wäre, den Dunkelhaarigen dabei auch anzusehen. Aber das brachte sie nicht fertig. Das Zittern wurde schlimmer, je mehr sie sich in Rage redete. Tränen standen in ihren Augen und lauerten nur darauf, losgelassen zu werden. Momoko drehte sich weg von ihm und lief mit verschränkten Armen weiter durch die getrockneten Baumnadeln zu ihren Füßen. „Jetzt bleib doch stehen!“ Wieder schloss er zu ihr auf und lief jetzt neben ihr her. Sie fühlte seinen Blick auf sich ruhen, doch ihr offenes, wirres Haar schirmte sie von ihm ab. „Warum bist du dann so sauer, wenn es dich nicht interessiert?“ Sie biss sich auf die Unterlippe und atmete tief ein, um nicht die Beherrschung zu verlieren. Yosuke konnte ja nichts dafür, dass sie fühlte, wie sie eben fühlte. Sie war schließlich die Idiotin, die heimlich in ihn verliebt war und trotzdem einem Urlaub mit ihm und der inzwischen unübersehbaren Mutter seines ungeborenen Kindes zugestimmt hatte. „Ich bin nicht sauer, sondern genervt.“, log sie unnachgiebig. „Wenn ihr euch schon nicht beherrschen könnt, dann macht solche Dinge doch bitte in einem verschlossenen Zimmer und nicht vor dem Klo, wo euch jeder sehen kann!“ Lebhafte Bilder entstanden vor dem geistigen Auge der Hobbyfotografin bei dem Gedanken daran, was solche Dinge noch mit einschloss. Ihr wurde übel von der Vorstellung, was er und Hiromi vielleicht alles taten, wenn sie allein waren. Immerhin wohnten sie zusammen. Sie hatte sich nie Gedanken darüber gemacht, doch spätestens jetzt wurde ihr klar, dass es naiv wäre anzunehmen, Yosuke hätte in den letzten Wochen, in denen sie sich nicht gesehen hatten, keinen Sex gehabt. Wie weh konnte Eifersucht tun, bevor sie einen auffraß und zerstörte? Yosuke war ratlos, was Momokos miese Stimmung betraf, aber er wusste, dass es ihn verletzte, was sie sagte und wie sie es sagte. „So wie du und Takuro es getan hättet, wenn wir nicht gegen die Doppelzimmer abgestimmt hätten?“ Mit entsetzt aufgerissenen Augen fuhr sie zu ihm herum und schnappte nach Luft. Er entdeckte den Tränenschleier über ihrer Iris und etwas versetzte seinem Herzen einen schmerzhaften Stich. Sofort ruderte er zurück. „Entschuldige, das hätte ich nicht sagen dürfen. Tut mir leid.“ Momoko schloss die Augen und schüttelte unwirsch mit dem Kopf. Yosuke bemerkte, wie sich ihre weiß gewordenen Finger zitternd um ihre Oberarme klammerten. Der Impuls, diese unnötige Diskussion einfach beizulegen und sie in seine Arme zu ziehen, flammte in ihm auf. Er spürte das Brennen in seinen Fingerspitzen, aber er konnte nicht – nicht hier, wo sie jeder Zeit von den anderen gesehen werden konnten. Warum er Momoko überhaupt nachgelaufen war, wusste er gar nicht. Es war einfach ein Gefühl oder viel mehr ein Instinkt gewesen, der seine Beine wie von selbst in Bewegung gesetzt hatte. Yosuke empfand Reue - ohne etwas falsch gemacht zu haben, fühlte er sich dennoch so. Ein Schlag tief in seinen Magen hatte ihn getroffen, als ihm bewusst geworden war, dass Momoko ihn und Hiromi in einer eindeutigen Situation erwischt hatte. Seine Freundin hatte die Flüchtige im Gegensatz zu ihm nicht entdeckt, sondern nur das knarzende Holz gehört. „War da jemand?“, hatte sie gefragt, nachdem er sekundenlang mit schreckgeweiteten Augen zu der Ecke des Hauses gestarrt hatte. „Ich weiß nicht, aber ich werde mal nachsehen gehen. Geh du solange auf Toilette und nimm dir etwas zu Essen. Warte nicht auf mich, falls ich länger brauche.“ Er wusste, dass er Hiromi ungläubig und neugierig zurückgelassen hatte, aber da sie ihm nicht gefolgt war, war ihr Hochgefühl von dem Kuss vielleicht groß genug gewesen, um ihre sonst so scharfsinnigen Antennen lahmzulegen. „Ich weiß gar nicht, warum wir streiten.“, sagte er, zurück im Hier und Jetzt, an Momoko gewandt. Sie schniefte leise. „Ich auch nicht.“, gab sie seufzend zu. „Ich war einfach nicht darauf vorbereitet, dich und sie so zu sehen.“ Nur allzu gern wollte Yosuke ihr davon erzählen, wie wenig ihm die Situation mit Hiromi bedeutet hatte. Es war nichts gewesen im Vergleich zu dem, was er empfand, wenn sie an ihrer Stelle war. Und da flutete plötzlich ein vertrautes Gefühl seinen Körper. Wieder einmal die Gewissheit, dass das so nicht sein dürfte. Diese Empfindungen brachte er keiner anderen Freundin entgegen – weil sie nicht freundschaftlich waren. Kazuyas Stimme hallte in seinem Hinterkopf wieder… Schon ein Mal hatte Yosuke sich in einer ganz ähnlichen Situation befunden. Damals hatte er sogar offen über das was er fühlte mit Momoko gesprochen: Es war der Abend gewesen, an dem sie beide beschlossen hatten, nicht aufeinander verzichten zu wollen und eine Affäre zu beginnen. Er hatte ihr in die blauen, sehr bewegten Augen gesehen und zugegeben, dass sie ihm wichtig war und sie brauchte. Dass er sie vermisste, wenn sie nicht da war; dass er ihr Lachen und ihre Gesellschaft schätzte und sie das einzige war, das etwas Licht und Lebendigkeit in sein derzeit verkorkstes Leben brachte. Es war eben mehr, als eine rein körperliche Anziehung… aber doch noch lange keine Liebe! War das, was er jetzt empfand, wirklich anders als das, was er damals gefühlt hatte? Yosuke sah Momoko an, die sich langsam wieder beruhigt hatte. Sie war nicht mehr Dieselbe, wie noch zu ihrem Klassentreffen. Genauso wie er – sie hatten sich gemeinsam miteinander verändert, und wenn er ihr nur tief genug in die Augen sah, begann es in seinem Bauch zu kribbeln. So war es doch schon lange… so lange, dass er vergessen hatte, wann es angefangen hatte, dass es ihm etwas ausmachte, wenn er dieses Gefühl nicht verspürte. „Yosuke? Stimmt etwas nicht? Habe ich etwas im Gesicht?“ Ihre verwunderten Worte weckten ihn aus seiner Starre. Automatisch zog sich sein grüblerischer Blick aus ihren Augen zurück und musterte ihre Miene. Tatsächlich entdeckte er an ihrem rechten Mundwinkel einen kleinen Krümel. Schmunzelnd stellte er sich vor, wie sie wahrscheinlich hektisch eine Kleinigkeit gegessen hatte, bevor sie auf ihn und Hiromi gestoßen war. „Du hast da wirklich etwas.“, antwortete er ihr und deutete auf die Stelle. Er war schneller als sie und strich den frechen Krümel selbst mit dem Daumen fort. Ihre Haut unter seinen Fingern war heiß und errötet und er glaubte Sehnsucht in Momokos Augen aufflackern zu sehen. Yosuke legte seine Hand ganz auf ihre Wange und gestatte sich noch ein Mal darüber nachzudenken, was es in ihm auslöste, wenn sie ihn so ansah. Sein Herz begann schneller zu klopfen. „Yosuke!!!“, schallte es in den Wald hinein. Wie schon im Wasser zuvor sprangen die beiden aufgescheucht auseinander, Momoko versteckte sich sogar direkt hinter dem nächst gelegenem Baum. Der Torwart drehte sich um. Zwar hörte er Hiromis Stimme, aber er sah sie nicht, was ihn darauf schließen ließ, dass sie noch ein ganzes Stück entfernt war. Vielleicht war sie sogar nur zurück am Strand und wunderte sich nun, wo er blieb. »Verdammt! Ausgerechnet jetzt!«, dachte er verärgert und wand sich noch mal Momoko zu, die sich mit dem Rücken gegen die Rinde der Fichte presste. Was würde er jetzt dafür geben, wenn er diesen Moment mit ihr einfach fortsetzen könnte? Er war nah dran gewesen, etwas Wichtiges über sich selbst herauszufinden, doch Hiromi riss ihn zurück in die Realität. Und die war bitter, denn gleichzeitig erinnerte sie ihn daran, dass er nicht frei war, um irgendwelche Gefühle für eine andere zu haben oder gar auszuleben. Selbst wenn: Ganz gleich was er vielleicht für Momoko empfand, an ihrem Finger funkelte immer noch ein fremder Ring, der ihr Herz in Ketten legte. Eifersucht kochte wieder in ihm hoch. Die Rosahaarige warf ihm derweil warnende Blicke zu, denn er hatte bereits weitere Rufe seiner Freundin überhört. „Ich bin hier! Warte, ich komme!“, rief er schließlich zurück. Yosuke wollte nicht gehen und wünschte sich insgeheim, Momoko würde ihn zurückhalten, doch sie hatte ihr Gesicht schon wieder abgewendet und wartete darauf, dass er endlich Hiromis Stimme folgte. Irgendwie enttäuscht darüber, dass wohl nur er den kurzen Augenblick zwischen ihnen als intensiv wahrgenommen hatte, drehte er sich um und joggte zurück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)