Zum Inhalt der Seite

~ Love at third sight ~

Mit dem Herz gegen alle Regeln
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Folgt LATS jetzt auch auf Facebook!
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
https://www.facebook.com/love.at.third.sight
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Treaty

Yosuke saß, mit dem Kopf ruhend auf seinen Arm, dessen Ellenbogen sich auf sein Pult stützte, die letzten Minuten der Unterrichtsstunde ab, die ihn von seinem Fußballtraining nach der Schule trennte. Ungeduldig tippte er mit der stumpfen Seite seines Stiftes auf seinen karierten Collegeblock und starrte Löcher ins Papier.

Dieser Tag war ein Alptraum und konnte gar nicht schnell genug vorbei gehen. Seit Hiromi und er das Schultor passiert hatten, standen sie im Focus der gesamten Schule. Ihnen war sowohl die volle Aufmerksamkeit ihrer Mitschüler, als auch die des Lehrerpersonals sicher. Von den Lehrern wusste natürlich schon längst jeder bescheid über Hiromis Umstand, doch trotzdem schien das erst jetzt zu einem unausgesprochenen Skandal zu mutieren, wo sich die vermeintlich Schwangere auch noch frisch und voller Mut in der Schule präsentierte. Aus den Augen; aus dem Sinn. Es war kein Problem, wenn man damit nicht direkt behelligt wurde.

»Tja… das ändert sich ab heute.«, hatte Yosuke sich gedacht, als er all die Blicke der anderen auf seiner Freundin und sich ruhen gespürt hatte.

Ihre Mitschüler waren ahnungsloser gewesen als die Lehrerschaft, aber natürlich waren Gerüchte um eine mögliche Schwangerschaft kursiert. Der Torwart selbst hatte sich stets bedeckt gehalten und alle Nachfragen höflich weggelächelt oder mit einem „Hiromi geht es zur Zeit nicht gut.“ quittiert. Vor der 12. Woche, ab der erst das Fehlgeburtsrisiko statistisch gesehen drastisch sinkt, wollte er nichts an die große Glocke hängen. Manchmal wollte er am liebsten selbst glauben, dass es kein Baby gab, aber seine Freundin hielt ihm natürlich oft genug vor Augen, dass dem doch so war.

Hier saß er nun wie ein Todsünder; jede Pause und erst recht der Hofgang waren eine Katastrophe gewesen! Jene, die sich nicht mit neugierigen Blicken oder heimlichen Getuschel zufrieden gegeben hatten, waren direkt auf sie beide zugekommen und hatten sie ausgefragt. Diese Art von Interviews war nicht Yosukes Fall, doch Hiromi schien diese Aufmerksamkeit richtig zu genießen. Sie hatte keine Gelegenheit ausgelassen freudestrahlend von ihrem zukünftigen Mutterglück zu erzählen. Sie war so vertieft darin, stolz jede noch so private Frage ausführlich zu beantworten und ganze Romane zu quatschen, dass ihr entging, dass Yosuke, als Vaterfigur in ihrer Seifenoper, ebenfalls ab nun aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachtet werden würde. Sein guter Ruf als netter, verantwortungsbewusster Schüler und aufstrebender Mannschaftstorwart war dahin. Oder zumindest hatte dieses Bild von ihm einen tiefen Riss erlitten.

Die Resonanz der Schüler war sehr unterschiedlich. Wer ihn besser kannte hatte entweder Mitleid mit ihm, schüttelte verständnislos den Kopf oder nannte ihn gerade heraus, aber wenigstens lachend, einen Idioten. Die anderen waren schlichtweg entsetzt und philosophierten darüber, dass er sich seine Zukunft ruiniert hatte. Den Rest machte der Anteil aus, der missbilligte, dass er als Highschool-Schüler überhaupt schon Sex gehabt hatte und dass dann auch noch ohne wirksame Verhütung…

»Wenn sie nur wüssten…«

Hiromi hatte es da irgendwie leichter. Die meisten Mädchen mochten sie ohnehin noch nie wirklich, das wurde nicht gerade dadurch verbessert, dass sie offiziell seine Freundin war, wo doch die beliebten Jungs als Eigentum der eingeschworenen Mädchen-Fanclubs angesehen wurden. Jetzt, wo sie auch noch ein Kind von ihm erwartete, war sie gänzlich bei ihnen unten durch. Das klang hart, aber immerhin ignorierten sie sie, anstatt ihr nervige Fragen zu stellen oder sie mit Vorwürfen zu behelligen. Stattessen gab es einige Jungs, die durchaus eine Schwäche für die kleine, hübsche Schülerin mit den Curly-Locken hatten und Yosuke deswegen nun mit argwöhnischen Blicken taxierten.

Er starrte weiter nachdenklich auf seinen Block. Den Schultag hätte er genauso gut schwänzen können; er hatte nicht ein Wort von dem mitbekommen, was die Lehrer ihnen während des Unterrichts vermitteln wollten. Sein Kopf war voll mit anderen Gedanken und selbst während den Stunden fühlte er die durchdringen Blicke seiner Klassenkameraden auf seiner Haut kribbeln.

Ungeduldig hoffte er auf das Stundenklingeln und plante im Kopf bereits seine Flucht durch.

»1. Hektisch aufspringen, 2. Tasche öffnen, 3. Kram achtlos mit einer Handbewegung darin verschwinden lassen, 4. aus dem Raum rennen. Und bloß nicht den Blick zwischendrin heben, sonst haben sie dich!«

Jedes Auftippen seines Stiftes imitierte den Schlag einer Sekunde und so zog sich Minute um Minute, bis die Schulglocke ihn endlich erhörte.

Wie geplant erhob er sich von seinem Stuhl und packte so hektisch zusammen, dass er erst recht merkwürdig angesehen wurde. Im Eiltempo hastete der Dunkelhaarige aus dem Klassenraum in den langen Schulflur und schwor sich erst wieder an der Turnhalle zu rasten.

Doch er kam keine drei Meter weit, da schob sich die Tür der Parallelklasse auf und seine lockenhaarige Freundin rannte fast in ihn hinein.

„Yosuke!“, sagte sie erschrocken, strahlte dann aber sofort. „Das ist aber lieb, dass du mich abholst!“, setzte sie glücklich hinzu.

»Oh nein…«, dachte er nur deprimiert.

Sofort ging das Getuschel um sie herum los. Er verkniff sich ein genervtes Seufzen, konnte sich aber nicht überwinden auch noch zu lächeln.

„Ich habe jetzt gleich Fußballtraining.“, entgegnete er nur gehetzt.

Sie machte einen Schmollmund.

„Oh… dann hast du es gar nicht wegen mir so eilig?“

Ein Blick auf seine herumstehenden Mitschüler verriet, dass er nichts Falsches sagen durfte. Schließlich hatte er sie geschwängert, er hatte sie gefälligst liebevoll zu behandeln und bedingungslos auf Händen zu tragen.

Klar, sie war ja die arme Frau, die ihre Ausbildung und Karriere für das Baby, das er gemacht hatte, zurückstellen musste.

„Doch, auch. Wenn du zusehen willst, dann musst du gleich mitkommen.“

Yosuke wartete keine Antwort ab, sondern schnappte ihre Schultasche mit der einen Hand und nahm sie bei der anderen. Hiromi freute sich diebisch darüber, dass er öffentlich Händchen mit ihr hielt und ihr außerdem die schwere Tasche abgenommen hatte. Sie genoss die beißenden, missgünstigen Blicke der Mädchen, die seinem Fanclub angehörten oder zumindest bis dato angehört hatten. Für ihren Freund war das nur ein Mittel zum Zweck, denn er wollte keinen netten Plausch mit ihr halten und dabei ruhig und gelassen durch die Schule schlendern, sondern nur schnellstmöglich den Schauplatz verlassen.
 

„Ich bin ja so aufgeregt! Ich habe dir schon ewig nicht mehr vom Platzrand zugesehen!“, plapperte Hiromi begeistert, als sie sich an den Umkleiden der Mannschaft einfanden.

Yosuke holte tief Luft und atmete erstmal ordentlich durch. Er war der Erste hier; ihm waren ein paar Minuten allein vergönnt. Zumindest fast…

„Unglaublich, dass du so cool bist.“, grummelte er verständnislos in ihr glückliches Gesicht, das nach dieser Aussage sofort gefror.

„Du hast also doch schlechte Laune…“

„Ich habe keine schlechte Laune!“, motzte er.

Er fuhr sich mit den Händen durch sein Gesicht und massierte seine Schläfen.

„Ok, habe ich doch.“, gab er resignierend zu.

Hiromi trat auf ihn zu und lehnte ihre Stirn, ohne ihn mit ihren Armen zu umschlingen, an seine Brust.

„Bist du böse auf mich?“, fragte sie kleinlaut und mitleiderregend genug, dass auch seine Immunität gegen ihre Maschen schwächelte.

Ihre unerwartete Berührung verunsicherte ihn zusätzlich.

„N-nein… aber es war ein harter Tag. Jeder hat sich das Maul über uns zerrissen.“, erklärte der hochgewachsene Sportler, unfähig, sich von ihr weg zu bewegen.

Ermutigt darüber, dass er nicht zurück wich, schmiegte sich die junge Frau schließlich ganz an seinen Oberkörper.

„Das macht doch nichts. Hauptsache, wir halten zusammen.“

Nun seufzte er doch. Was sollte er sagen? Was sollte er tun? Sie meinte es bestimmt gut, doch das alles war bereits wieder viel zu viel für ihn. Trotzdem, wie konnte er sich ihr entziehen, wenn sie solche Dinge sagte, die jeder normale Boyfriend unglaublich romantisch finden müsste?

„Ich weiß. Aber es geht alles schon wieder zu schnell.“, leitete er so feinfühlig wie möglich ein.

Ihre roten Augen schauten zu ihm auf. Fragend? Ängstlich? Unzufrieden? Er durchschaute den Ausdruck in ihnen nicht. Yosuke hatte schon vor Wochen aufgehört zu verstehen, was sie ihm durch sie hindurch sagen wollte. Er sah nicht mehr ihre Augen vor sich, sondern ein klares, intensives Blau, welches je nach Licht und Stimmung anders schimmerte. Sein unterbewusster Gedanke an Momoko bescherte ihm Herzklopfen und entspannte seinen Gesichtsausdruck.

Hiromi fühlte seinen beschleunigten Puls durch seine Brust hindurch und bezog seinen verträumten Blick auf sich. Überrascht blinzelte sie ihn an und lächelte dann errötend. Sie hob ihre linke Hand zu seinem Gesicht und legte ihre Finger vorsichtig auf sein Kinn.

Direkt sah Yosuke wieder klar.

„Vielleicht solltest du deinen Gefühlen einfach freien Lauf lassen?“, schnurrte sie einladend.

Er verkrampfte innerlich. Seine Reaktion hatte sie gehörig in den falschen Hals bekommen!

„Hey, Fuma! Hier wird nicht geknutscht!“

Ein erleichternder Ruck ging durch den Torwart, als hinter Hiromi sein Mannschaftskapitän auftauchte und sie damit sofort dazu brachte von ihm abzulassen.

„Neidisch?“, witzelte die Lilahaarige keck und kokettierte sofort mit dem äußerlich ebenfalls nicht zu verachtenden Spieler.

Yosuke spürte das Vibrieren seines Handys in seiner Tasche und nutzte die Gunst der Stunde, um die Flucht in die Umkleidekabinen Anzutreten.

„Ich geh’ mich dann mal umziehen.“

Hiromi drehte sich enttäuscht zu ihm um, er winkte nur halbherzig.

„Wir sehen uns dann am Spielfeld.“, rief er ihr noch tröstend zu, als er hinter der Tür verschwand.

Sein Kapitän folgte ihm nur Augenblicke später.

„Ich weiß nicht ob ich es dumm oder mutig von dir finde, dass du deine Freundin wieder mit zur Schule bringst.“, begann er Yosuke zu belehren, während sie sich ihrer Schuluniform entledigten.

„Oh bitte… nicht auch noch du. Ich habe gehofft, diesen Verhören wenigstens hier zu entkommen. Ich will Fußball spielen und nicht über meine Beziehung reden.“, antwortete er entschlossen.

Er sah seinen Kollegen nicht an und zog sich dabei weiter um.

„Aber es stimmt? Das sie schwanger von dir ist?“

Yosukes Miene verfinsterte sich, doch er starrte nur stoisch in den Spind, in dem er seine Uniform und seine große Tasche verstaute. Sein Kapitän wertete sein Schweigen als Ja.

„Verstehe, du willst wirklich nicht darüber reden.“

„Richtig.“, knurrte der Torwart.

Sein Nebenmann klopfte ihm aufbauend auf die Schulter.

„Alles klar. Dann werde ich die anderen Jungs gleich in die Mangel nehmen und darauf einschwören, dass sie dich in Ruhe lassen sollen. Hoffentlich hast du trotzdem den Kopf frei um im Tor richtig Gas zu geben. Ich will vollen Einsatz von dir auf dem Feld, verstanden?“

Ein Mundwinkel des Dunkelhaarigen hob sich zu einem zufriedenen Lächeln. Wenigstens einer, der ihn verstand und nicht auf den Typen reduzierte, der eine Mitschülerin geschwängert hatte.

„Ich bin auf dem Platz und laufe mich warm. Komm nach, wenn du fertig bist. Die anderen kommen bestimmt auch bald.

Damit verschwand sein Mannschaftskapitän auch schon durch die nächste Tür. Bevor Yosuke ihm folgte fiel ihm wieder ein, dass sich sein Handy vorhin gemeldet hatte. Er zog es aus seiner Tasche hervor und fand eine neue SMS darauf. Sie war von Momoko.

>>>Hi Yosuke. Wie war Dein Schultag? Hast Du heute wieder Training? Bist Du gut aus dem Bett gekommen? Entschuldige die vielen Fragen. LG M.<<<

Unwillkürlich sah sich der junge Mann in der Umkleide um, doch sie war noch immer menschenleer. Trotzdem tippte er eilig eine Antwort. Seine Finger kribbelten aufgeregt und ein schiefes Lächeln huschte über sein eben noch angespanntes Gesicht.

>>>Hi „M.“(?) Zu Deinen Fragen: bescheiden, ja & nicht besonders elegant. Es gibt nichts zu entschuldigen. Und wie war Dein Tag? Ist etwas? LG Y. ;)<<<

Er schickte die Nachricht ab und lächelte erneut. Er konnte sich ihr verschmitztes Grinsen vorstellen, das sie angesichts seiner SMS bestimmt aufsetzen würde. Als sein Telefon erneut surrte, öffnete sich die Tür zur Umkleide und eine Schwalbe laut plaudernder Mannschaftskollegen trat ein, die bei seinem Anblick verstummten und sich peinlich berührt ansahen. Yosuke hatte nicht vor seine Mitspieler auf irgendeine Weise zu hemmen, also stand er wortlos auf und ging mitsamt Telefon zu den Toiletten, wo er sich in einer der Kabinen einschloss. Er hatte noch genug Zeit, ehe das Training offiziell anfing. Also öffnete er die neue Nachricht, um sie in Ruhe zu lesen.

>>>Ha ha… entschuldige, ich versuche diskret zu sein. Was, wenn jemand meine Nachrichten auf Deinem Handy findet? Was war denn los in der Schule? Und ja, es ist etwas… wir müssen noch mal reden.<<<

Bei dieser SMS zog sich etwas in ihm auf widerliche Weise zusammen und hinterließ ein ungutes Gefühl. Wie ein Geschwür oder ein Knoten, der sich nicht lösen wollte.

»Sie will reden?«

Dieser Satz bedeutete nichts Gutes.

>>>Diskret? Dann sollte ich vielleicht damit anfangen Deine Nummer nicht unter „Momoko“ abzuspeichern, sonst nützt Dein „M.“ auch nicht viel ;) Schwer per SMS zu erklären, was heute hier los ist.<<<

Trotz seines flauen Gefühls im Magen, hatte er versucht so locker wie immer zu klingen. Vielleicht irrte er sich und es war gar nichts, doch die wildesten Szenarien liefen in seinem Kopf ab. Wollte sie vielleicht doch den Cut? Hatte sie es sich anders überlegt? Hatte Takuro vielleicht etwas herausgefunden? War vielleicht etwas anderes, ihn betreffend, passiert?

Sein Handy vibrierte erlösend.

>>>Das solltest du wirklich tun, mit meiner Nummer. Takuro hat mich tatsächlich von der Schule nach Hause gebracht. Aber jetzt bin ich allein – hast Du nachher Zeit zum Reden? Ich könnte Dich vielleicht abholen.<<<

Er fasste sich angespannt in den Nacken und starrte zur Decke, eher er antwortete.

>>>Ich muss gleich raus auf den Platz. Du kannst mich nicht abholen… es ist kompliziert.<<<

Nach einigen Augenblicken, in der er seinen Text immer wieder überflog, löschte er ihn und wählte stattdessen ihre Nummer.

„Oh hey, warum rufst du mich denn an?“, flüsterte ihre Stimme am anderen Ende überrascht ins Telefon.

„Weil Schreiben zu lange dauern würde und ich habe nur jetzt ein paar Minuten unbeobachtet Zeit.“

Trotz aller Anspannung, freute er sich Momokos helle Stimme zu hören. Sie klang nicht verkrampft, also konnte es so schlimm nicht sein.

„Oh, warum denn das?“ , wollte sie wissen.

Yosuke atmete schwer und überlegte, wie er es am einfachsten erklärte, aber egal wie – es würde sie aus den Socken hauen, genau wie ihn und alle anderen.

„Tja… der Grund ist derselbe, warum mein Schultag heute nicht so besonders war. Hiromi hat ganz spontan beschlossen ab heute wieder zum Unterricht zu gehen.“

„Was?!“, kam es genauso entsetzt und ungläubig von der Rosahaarigen, wie er erwartet hatte.

„Aber wieso?!“ , setzte sie im selben Tonfall noch hinzu.

„Sie will mehr Zeit mit mir verbringen, damit wir uns schneller wieder annähern. Verbieten oder verübeln kann ich es ihr nicht.“, erklärte er ruhig, aber betont unzufrieden.

Momoko seufzte deutlich hörbar durch das Telefon.

„Verstehe… das macht das Ganze nicht einfacher…“

Da war es wieder, das üble Geschwür in seinem Magen. Ihr Tonfall klang plötzlich bedrückt.

„Was meinst du? Was ist denn los?“, hakte er nach.

„Es ist wegen uns. Wir sind viel zu unvorsichtig. Bis gestern Nachmittag waren wir weder Feind noch Freund, aber jetzt sind wir… na du weißt schon.“

Ja, er wusste. Und er konnte das verlegende Glühen ihrer Wangen förmlich in ihrer Stimme hören. Yosuke schmunzelte.

„Ja.“, entgegnete er und vermittelte dabei, dass er amüsiert war.

„Wir haben gestern einfach so etwas beschlossen ohne uns Gedanken darüber zu machen, wie das eigentlich funktionieren oder ablaufen soll. Wir müssen uns viel mehr Gedanken um unser Umfeld machen! Heute in der Schule zum Beispiel hat mich eine Mitschülerin auf dich angesprochen und mich förmlich darüber ausgequetscht, in welchem Verhältnis wir zueinander stehen, weil sie uns vom Fenster aus auf dem Schulhof gesehen hat.“

„Oha. Und was hast du gesagt?“

„Nun… du bist jetzt offiziell mein Ex-Freund.“, entgegnete sie trocken.

Yosuke prustete lauthals ins Telefon.

„Wie komme ich denn zu der Ehre?“, hinterfragte er lachend.

„Frag nicht… Anders hätte sie mich nicht in Ruhe gelassen oder für mich vor den anderen geschwiegen. Sie musste glauben, dass Takuro fürchterlich eifersüchtig auf dich wäre, wenn er wüsste, dass ich Kontakt zu dir habe.“

„Das ist nicht mal gelogen.“, warf der Braunhaarige abfällig ein.

„Tu das nicht…“, bat Momoko ihn nach einer kurzen Pause ernst.

Er runzelte die Stirn.

„Was soll ich nicht tun?“

„Sprich nicht in einem Ton von ihm, als wäre er Abschaum.“

Ihr Gesprächspartner war sprachlos. Erschrocken hielt er inne und schluckte schwer.

„Entschuldige, aber das ist auch etwas, über das ich mit dir reden wollte.“

„Ich verstehe nicht ganz, worauf du hinaus willst.“, gab er gekränkt zurück.

„Dann sei nicht bockig, sondern hör mir zu!“, ermahnte sie ihn schroff.

Unglaublich – stritten sie wirklich gerade am Telefon, während er auf der Herrentoilette fest saß und wahrscheinlich nun doch die ersten Minuten seines Trainings verpasste?

„Dann rede.“, forderte er sie ruhig auf.

„Danke.“, begann sie milde, „Ich habe nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, das es das Beste wäre, wenn wir in unserer komplizierten Beziehung zueinander unsere eigentlichen Partner außen vor lassen würden.“

Momoko traf einen Punkt, über den er selbst auch schon nachgedacht hatte.

„Ich glaube, ich weiß, was du in etwa sagen möchtest.“

„Ach so?“

„Ja. Diesen Gedanken hatte ich heute auch schon. Es geht darum, dass wir zwar… etwas Besonderes miteinander haben, aber trotzdem das Ziel verfolgen unsere eigentlichen Beziehungen hinzubekommen. Stimmt’s?“

Eine Weile wurde es still am Telefon und einen Moment lang befürchtete Yosuke, er hätte etwas Falsches gesagt, doch dann atmete Momoko erleichtert aus.

„Ja.“, hauchte sie leise und es klang fast etwas traurig.

„Gut.“, flüsterte er genauso zurück.

„Wir sollten Hiromi und Takuro einfach aus unseren Gesprächen so weit es geht streichen und wenn wir doch mal über sie sprechen, dann sollte keiner von uns den Partner des anderen irgendwie verurteilen oder schlecht über ihn reden. Das macht es uns nur schwer unsere Ziele zu verfolgen. Wir wollen uns doch gegenseitig unterstützen und uns nichts madig machen oder ausreden.“

Diesmal schwieg er. Der Fußballspieler wusste, dass sie Recht hatte, denn schließlich waren das auch seine Gedanken gewesen, aber irgendwie fiel ihm die Vorstellung schwer, nicht mehr nach Takuro und dem was er tat, fragen zu dürfen.

„Dazu gehört auch, dass wir nicht über unser Intimleben mit ihnen sprechen.“, setzte sie wieder an.

„Was?“, rutschte es Yosuke heraus.

Sauer auf sich selbst, schlug er sich die flache Hand vor die Stirn. Ein Glück, dass Momoko ihn nicht sehen konnte.

„Na ja… ich finde diese Regel wichtig. Es muss Grenzen in unserem Verhältnis geben und ich will ehrlich gesagt nicht von dir wissen oder hören, wann und wie du dich mit Hiromi wieder versöhnst.“

Das Kopfkino des Sportlers schaltete sich an; er versuchte es sich anders herum vorzustellen. Wie würde er reagieren, wenn er wüsste, wann, wie oder wo sich die schöne Blauäugige und dieser Amano küssten, oder Schlimmeres? Der Gedanke schüttelte ihn eiskalt.

„Du hast Recht. Es würde das, was wir miteinander haben, nur beeinflussen.“

Er glaubte sie erleichtert seufzen zu hören.

„Dann bist du damit also einverstanden?“

„Ja.“

„Das ist gut, sehr gut.“, sagte sie glücklich.

Leider musste er ihre gute Stimmung auch schon wieder ruinieren.

„Aber das wir uns hin und wieder sehen wird jetzt sowieso schwierig. Takuro spielt deinen persönlichen Wachhund und ich habe Hiromi nun auch in der Schule und während des Trainings bei mir. Ich kann mich nicht immer auf dem Klo verbarrikadieren, nur damit ich dir tagsüber wenigstens eine SMS schreiben kann. Sie wird bestimmt noch mehr Zeit mit mir verbringen wollen und dein Verlobter möchte jeden Schritt und jede Verabredung von dir am liebsten protokolliert haben.“

„Yosuke.“, ermahnte die Rosahaarige ihn langgezogen durch das Telefon.

„Entschuldige, aber ich weiß nicht, wie ich es sonst ausdrücken soll. Ich kann mich auch nicht immer spät nachts bei dir reinschleichen, sonst kann ich die Schule gleich vergessen und irgendwann wird auch Hiromi mal misstrauisch.“

„Ich weiß… es ist alles sehr kompliziert. Fangen wir doch einfach erstmal damit an, dass wir unsere Kontaktdaten unter anderen Namen einspeichern und aufpassen, wie wir uns per SMS ansprechen. Auch sollten wir die Nachrichten immer wieder löschen, wenn wir sie gelesen haben.“

„Und wie und wann sollen wir uns sehen? Wir können ja nicht mal unsere Freunde um ein Alibi bitten…“, gab Yosuke auch noch zu bedenken.

Momoko seufzte nachdenklich. Trotzdem schien ihre heitere Laune keinesfalls zu schwanken.

„Ehrlich gesagt habe ich nicht die leiseste Ahnung im Moment, aber da wird sich noch eine Lösung finden. Lass uns doch fürs Erste mal schauen, wie viel Freiraum uns unsere Partner tatsächlich noch geben und dann sehen wir weiter. Ok?“

Der Torwart schloss die Augen. Im Augenblick reichte es ihm eigentlich schon zu wissen, dass sie ihn immer noch wollte und nicht daran dachte ihre besondere Freundschaft zu beenden.

„Ok… Du, Pfirsichtörtchen, ich muss jetzt leider auch schon Schluss machen. Ich komme zu spät zum Training.“

Sie kicherte ein verlegendes Mädchenkichern, das sein Herz zum Flattern brachte.

„Dann bis bald. Vielleicht können wir uns ja wenigstens abends oder nachts etwas schreiben.“

„Klar. Ich bin da.“

„Gut. Ciao, Yosuke.“

„Ciao.“

Momoko war die Erste, die auflegte.

Der Dunkelhaarige konnte nicht anders als gut gelaunt zu strahlen, als er sich schließlich auf dem Fußballplatz bei seiner Mannschaft einfand. Daran änderte auch Hiromis Anwesenheit am Spielfeldrand nichts. Er konnte das Training genießen und vergaß dabei die Strapazen des bisherigen Tages.

Er konnte alles aushalten und ertragen, solange er sich gewiss sein konnte, dass sie immer ein offenes Ohr für ihn haben würde.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Folgt LATS jetzt auch auf Facebook!
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
https://www.facebook.com/love.at.third.sight
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Engelslady
2015-10-21T18:32:43+00:00 21.10.2015 20:32
Wieder ein schönes Kapitel. Mit diesem hast du mich wirklich neugierig gemacht wie es weiter geht. Also bitte schnell weiter schreiben. : )
Lg Engelslady

Antwort von:  Nea-chan
22.10.2015 00:32
Bin schon dabei^^
Ansonsten einfach auf Facebook gucken ;)
Von: abgemeldet
2015-10-21T14:35:17+00:00 21.10.2015 16:35
Boar, das ist gemein, Fortsetzung bitte bitte...
Von:  Anne208
2015-10-21T11:30:09+00:00 21.10.2015 13:30
Das ist jetzt gemein... ich brauch ne Fortsetzung... so schnell es geht... LG anne


Zurück