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~ Love at third sight ~

Mit dem Herz gegen alle Regeln
von

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What she need...

Erschrocken sprang Momoko von ihrem Sitz auf, als Yosuke zu Boden fiel. Auch die restlichen jungen Männer aus der Fußballmannschaft hielten für einen Moment lang den Atem an, doch der niedergestreckte Torwart regte sich bereits wieder. Laut ausatmend ließ sich die einsame Zuschauerin wieder auf ihren Platz fallen und versuchte ihr aufgeregtes Herz zu beruhigen.

Yosuke dort unten zog sich noch auf dem Rasen sitzend seine Torwarthandschuhe aus und rieb sich mit schmerzerfüllter Miene seine Stirn. Der Ball musste ihn hart getroffen haben, ein paar Mitspieler liefen auf ihn zu und umringten ihn. Sie nahmen Momoko damit auch die Sicht auf den Verletzten. Sie verstaute ihre Kamera und sah dann wieder, von Gewissenbissen geplagt, nach unten zu der kleinen Traube Menschen, die sich hilfsbereit um ihren Torwart tummelte.

»Vielleicht war das keine gute Idee. Soll ich lieber wieder gehen?«, überlegte sie und sah sich zu dem Weg um, den sie gekommen war.

Die Rosahaarige gab sich die Schuld an seinem Unfall, ihre Anwesenheit hatte ihn abgelenkt. Kein Wunder, war sie doch aus heiterem Himmel hier aufgetaucht, obwohl sie klargemacht hatte, dass es kein Wiedersehen zwischen ihnen geben würde.
 

Yosuke versuchte mit aller Macht gegen das höllische Hämmern in seiner Stirn anzukämpfen, doch je länger der Aufprall her war, desto fieser wurde der Schmerz auf seiner Haut und das Brummen hinter seinem Schädel.

„Mensch Fuma! Du hast uns mächtig erschrocken! Wieso hast du denn nicht aufgepasst?!“, fragte sein Mannschaftskapitän, der ihm eine helfende Hand hinhielt, um ihn dann mit einem kraftvollen Ruck wieder auf die Füße zu ziehen.

Ein anderer Spieler reichte ein nasses Handtuch zu ihm durch, welches er dankend annahm und auf die getroffene Stelle drückte. Es war gleichermaßen angenehm wie schmerzhaft, aber das Kühlen würde unschöne Schwellungen verhindern.

„Ich weiß schon, was unseren Yosuke abgelenkt hat. Das hübsche Mädel vorhin auf der Tribüne.“, lachte ein anderer von denen, die sich um ihn scharrten.

Yosuke horchte auf und versuchte durch den Schmerz hindurch zu blinzeln, doch es stach so heftig hinter seiner Stirn, dass es ihm nur mit Mühe gelang. Doch er wollte sie sehen, sich noch mal vergewissern, dass er wirklich sie dort oben hatte sitzen sehen.

„Fuma, sag doch mal was… geht es dir gut?“, fragte sein Kapitän besorgt und legte ihm eine Hand auf die Schulter.

„Ist sie noch da?“, presste er nur leise zwischen seinen Zähnen hervor, immer noch bemüht den Schmerz abzuschütteln und wieder vernünftig aufsehen zu können, ohne das alles verschwamm.

Ein paar der Jungs lachten.

„Sag ich doch, das Mädel war’s!“, rief noch mal der Scherzkeks aus den hinteren Reihen amüsiert.

Alles klar, sollten sie doch ihren Spaß haben. Woher sollten sie auch wissen, wie wichtig ihm diese Information war? Zum ersten Mal seit Tagen, nein Wochen regte sich wieder etwas in ihm, ein kleines Stück Lebendigkeit erwachte aus seinem Winterschlaf und das nur durch den Gedanken daran, dass das Mädchen mit den himmelblauen Augen tatsächlich hier sein könnte.

Er holte tief Luft und sah noch mal mit verkniffenen Augen gegen die Sonne, suchte die oberen Reihen der Tribüne nach einer Silhouette ab, doch sie war weg. Momoko war weg, insofern sie es überhaupt gewesen war und ihm seine Fantasie nicht wieder nur einen Streich gespielt hatte.

„Schaut ihn euch an, kaum brummt ihm der Schädel nicht mehr schlimm genug, schaut er sich schon wieder nach Röcken um.“, kicherte wieder jemand albern.

„Jetzt seit doch mal still und lass ihn in Ruhe! Ab mit euch Leute! Solange Yosuke ausgeknockt ist, übt ihr mal ein paar gescheite Pässe, damit so was nicht wieder passiert!“, ging der große und breitschultrige Kapitän entschieden dazuwischen.

Einstimmiges Grummeln war zu vernehmen, was der muskulöse Sportler aber schlicht ignorierte und stattdessen seinen Torwart stützend aus der Menge Richtung Ersatzbank manövrierte.

„Hey, geht’s wieder?“, fragte er ihn besorgt, während sie langsam einen Fuß vor den anderen taten.

Yosuke, der seinen Kopf geknickt etwas hängen ließ, nickte nur halbherzig. Der Schmerz in seiner Stirn ließ nach, dafür war die Enttäuschung und der Frust, den er verspürte, umso markanter.

„Was ist? Etwa wirklich wegen dem Mädchen von eben? Kennst du sie?“

„Keine Ahnung. Ich dachte, ich hätte jemand Bestimmtes in ihr erkannt.“

„Deine Freundin?“

Er schüttelte entschieden den Kopf, Hiromi wäre niemals so unauffällig am Spielfeldrand gewesen, sondern hätte wahrscheinlich lautstark einen peinlichen Kosenamen über den Platz gerufen.

„Nicht? Na, sie scheint aber trotzdem ganz dringend zu dir zu wollen.“

Der Torwart sah erst in das verräterisch grinsende Gesicht seines Kommilitonen und dann geradeaus, dessen Kopfrucken folgend.

Und da stand sie. Direkt vor ihm am untersten Ende der rechten Außenseite der Tribüne und schaute etwas schüchtern zu ihm herüber. Sprachlos hielt Yosuke inne und starrte sie mit ähnlich großen Augen an, wie vorhin, als er bereits das erste Mal geglaubt hatte sie zu erkennen.

„So wie du sie anguckst machst du wohl besser Schluss für heute, ich kann keinen unkonzentrierten Torwart mit Gehirnerschütterung gebrauchen.“, beschloss der Mannschaftskapitän augenzwinkernd und kehrte ihm auch direkt den Rücken, ohne eine Antwort abzuwarten.

Etwas hilflos und überrumpelt blieb Yosuke zurück, sah sich erst zu seiner Mannschaft um, widmete sich dann aber schluckend wieder seinem unerwarteten Besuch, der immer noch geduldig auf ihn wartete.

Es trennten sie noch einige Meter, in denen er Zeit hatte sich die richtigen Worte für die Begrüßung zurrecht zu legen, doch in seinem Kopf gab es keinen klaren Gedanken. Nur ein dumpfes Brummen erinnerte ihn an seinen noch frischen Unfall. Er lief etwas zu gehetzt und kurz bevor er Momoko erreichte, geriet er genau deswegen nochmals ins Straucheln.
 

Mit Herzrasen wartete die junge Frau darauf, dass der Spieler sie erreichte. So wie er sie ansah, war er wirklich mehr als überrascht sie zu sehen und irgendwie war sie es selbst auch. Sie wusste kaum selber, warum sie ihn aufgesucht hatte, aber nachdem ihre Chefin ihr am Vortag seine Schule verraten hatte, war ihr der Gedanke einfach nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Aufgeregt erwartete sie seine Reaktion auf ihren spontanen Besuch.

Doch Yosuke schwankte wenige Meter vor ihr plötzlich gefährlich, reflexartig sprang sie ihm entgegen um Schlimmeres zu verhindern. Er sackte auf ihre Schulter, nur mit Mühe konnte Momoko den doch erheblich größeren Jungen abfangen und stützen.

„Hey, alles in Ordnung?“, fragte sie besorgt.

„Ja, entschuldige… es geht schon wieder. Nur etwas schwindelig.“, beteuerte er und richtete sich auch schon wieder auf um sie anzusehen.

Seine rehbraunen Augen begegneten ihr freundlich und ein erfreutes Lächeln umspielte seine Lippen. Zunächst unsicher, erwiderte Momoko es mit reichlich Herzklopfen; sie war furchtbar nervös.

„Das du angeschossen wurdest war wohl meine Schuld.“, führte sie das Gespräch fort und zog unauffällig ihre Hände von seinem Oberkörper weg, den sie bis eben noch gehalten hatte.

„Tja… das ist dann wohl Karma…“, entgegnete Yosuke leise lachend. „Schließlich hast du auch schon den ein oder anderen Fußball meinetwegen abbekommen.“

Die Blauäugige musste ebenfalls schmunzeln.

„Dann weißt du jetzt wenigstens mal wie weh das tut.“, neckte sie ihn.

Sie strahlten sich beide einen Moment lang an, dieser ausgelassene Moment, in dem sie einfach mal wieder ein paar ungezwungene Worte austauschten, tat ihnen unheimlich gut.

Yosuke war der Erste, der sich räusperte, weil er die neugierigen Blicke seiner Mannschaftskameraden in seinem Rücken spüren konnte.

„Komm mit, ich muss mich frisch machen und umziehen. Wir müssen die Jungs da hinten ja nicht unnötig weiter ablenken. Du kannst mir dann auch gleich mal erzählen, was du hier treibst.“

Er grinste und Momoko errötete, folgte ihm aber brav.
 

Am anderen Ende des Platzes lag eine Turnhalle, vor der es eine Reihe Wasserhähne über einem langen Waschbecken gab, was der Sportler zielstrebig als erstes ansteuerte. Noch bevor er das große Becken erreicht hatte, zog er sich im Gehen sein langärmeliges Trikot über den Kopf. Die Rosahaarige stolperte fast vor Verblüffung.

Als er seinen Kopf mit entblößtem Oberkörper unter einen Wasserstrahl hielt und sich das kalte Wasser durch sein Haar und in den Nacken laufen ließ, hielt sie sich eine Hand vor ihre Augen und versuchte einfach nicht hinzusehen. Es war zwar eigentlich nichts dabei; nackte Männeroberkörper nah man schließlich im Sommer an den Stränden oder in den Schwimmhallen zuhauf, aber wann sah man schon mal einen durchtrainierten, verschwitzen Fußballer halbnackt?! Momoko schmulte kurz durch zwei Finger hindurch und bekam direkt heiße Ohren. Es war schon fast unanständig, wie sich Yosuke mit den Händen gegen den Strich durch sein nasses Haar fuhr und die Wassertropfen in der Sonne an seiner Haut funkelten.

„Hach… das hat gut getan!“, seufzte er erleichtert und drehte sich wieder zu ihr um.

„Momoko? Alles in Ordnung?“, fragte er sie verwundert.

„Jaja, alles gut… würdest du dich bitte wieder anziehen?“, sagte sie noch immer hinter vorgehaltener Hand und scheuchte ihn mit der anderen symbolisch in Richtung Turnhalle.

„Aah, verstehe. Ich mache dich nervös?“, hinterfragte er rhetorisch mit neckischem Unterton.

„Jetzt geh schon! Husch!“, drängelte sie ihn verlegen und schob ihn mit zugekniffenen Augen vorwärts.

Yosuke lachte laut und schüttelte den Kopf über dieses unverbesserliche Mädchen, leistete aber keinen Widerstand und verschwand in den Umkleidekabinen der Mannschaft.

Momoko holte mehrmals tief Luft als er weg war. Dieser Frühlingstag war so schön, sie genoss die warmen Sonnenstrahlen und den frischen Wind, der ihr Gesicht streichelte und mit ihrem offenen Haar spielte. Aber das war nicht alles, weswegen ihr so leicht ums Herz war. Es fühlte sich einfach richtig an hier zu sein, vielleicht konnte sie heute ihr Herz etwas erleichtern.
 

Sie hing verträumt ihren Gedanken nach und bemerkte gar nicht, wie Yosuke, der sich locker gegen den Türrahmen der Halle gelehnt hatte, sie beobachtete. Er hatte sich mit dem Umziehen extra beeilt; er trug nun seine dunkelblaue Anzughose und ein weißes, kurzärmeliges Hemd, dessen obere zwei Knöpfe offen waren. Seinen ebenfalls blauen Blazer hatte er sich leger über die linke Schulter geworfen. Über der anderen hing seine große Sporttasche, in der auch seine Schulsachen verstaut waren.

Er seufzte konzentriert während er sie betrachtete. Sie hatte irgendwie kaum noch Ähnlichkeiten mit dem Mädchen aus der Mittelschule, oder sah er sie jetzt nur mit ganz anderen Augen? Sogar in der relativ züchtigen Schuluniform stach sie immer noch mehr als andere junge Frauen hervor. Sie hatte schwarze Lackschuhe an, schwarze Kniestümpfe und auch der fast knielange Faltenrock und das langärmelige Oberteil waren schwarz. Nur die Ärmel und der Matrosenkragen waren von weißen Streifen durchzogen und als einzigen Farbtupfer gehörte zu der Uniform ein rotes Halstuch, welches unter dem Kragen hervor kam und in der Mitte des V-Ausschnittes zusammengebunden war.

Yosuke hätte noch ewig zusehen können, wie die Sonne ihr Haar zum Glänzen brachte und der Wind ihnen und der steifen Uniform Leben einhauchte, aber er war viel zu neugierig darauf zu erfahren, wie er zu dem unerwarteten Besuch kam.

„Fertig. Wir können ein Stück zusammen gehen, wenn du magst.“

Die Blauäugige sah ihn etwas ertappt an, anscheinend war es ihr peinlich, dass er gesehen hatte, wie sie sich in der Sonne geaalt hatte. Er konnte sich ein schiefes Lächeln nicht verkneifen.

„Wie bist du eigentlich hergekommen?“, fragte er sie mit einem Blick auf ihre Kameratasche und eine weitere, flache Ledertasche, in der sie wohl ihre Schulmaterialien verwarte.

In dem vollen Bewusstsein, dass ihr Zuhause nicht gerade um die Ecke war.

„Kommst du etwa direkt von deiner Schule?“

Verlegen sah sie auf ihre Füße, während sie den Weg runter vom Schulgelände einschlugen.

„Ja… sonst hätte ich dich verpasst. Ich bin mit dem Fahrrad hier, meine Schule liegt nämlich am ganz anderen Ende der Stadt.“

Der Braunhaarige stutzte verblüfft.

„So viel Aufwand um ausgerechnet mich[/] zu treffen? Wie kommt es denn? Du hattest doch gesagt, dass wir uns nicht mehr sehen sollten, weil Takuro das nicht gut finden würde.“

Er sagte es leichthin, aber Momokos Blick wurde ernster und nachdenklich.

„Ich weiß… aber ich wollte es. Egal ob er es gut findet oder nicht.“

Yosuke holte scharf Luft, er wollte sich nicht anmerken lassen wie sein Puls bei dieser Aussage beschleunigte. Die junge Frau sah scheu aus dem Augenwinkel zu ihm hoch, um sich zu vergewissern, dass er ihr auch wirklich zuhörte und sie ernst nahm.

„Und was ist damit, dass wir vielleicht nicht dafür gemacht sind Freunde zu sein?“, fragte er ruhig weiter, ohne sie dabei spöttisch zu belächeln.

Die Rosahaarige blieb stehen, sie waren gerade aus dem Schultor getreten und sie hätte ihr Fahrrad abschließen können, doch sie hielt noch einen Moment inne. Ihr Gegenüber sah ihr an, wie sehr es in ihrem Kopf ratterte und wie sie mit sich haderte einfach auszusprechen, was sie dachte.

„Ich schätze… ich muss es drauf ankommen lassen.“, antwortete sie schließlich leise und sah dabei auf ihre Hände, die den Griff ihrer Schultasche umklammerten.

Mit fragender Miene und gerunzelter Stirn musterte Yosuke sie, plötzlich erschien sie ihm furchtbar sensibel und angreifbar. Als sie wieder aufsah bestätigte sich sein Eindruck, denn ihre kristallklaren Augen wurden von Traurigkeit getrübt.

„Du hattest Recht, ich brauche einen Freund. Dringend sogar...“, fügte sie mit zerbrechlicher Stimme hinzu.

Momoko wollte ihre aufkommenden Tränen wegblinzeln, stattdessen kullerten einige von ihnen einfach über ihre Wangen und sie musste sie hektisch mit ihrem Ärmel wegwischen.

Sie hörte noch wie Yosukes Sporttasche dumpf auf den Bürgersteig fiel, bevor sie sich plötzlich in seiner tröstenden Umarmung wiederfand.

Yosuke hatte beide Arme um ihren schmalen Oberkörper gelegt und zog sie dicht an seine Brust, so wie er es schon in dem Maid-Café getan hatte, nur dass er dabei sein Gesicht diesmal auch neben ihrem in ihr Haar vergrub.

„Nicht… du musst das nicht tun, es geht mir gut.“, sagte sie verlegen und wand sich unter seinem bestimmenden Griff etwas.

„Schhh…“, raunte er beschwichtigend. „Du bist keine besonders gute Lügnerin. Genau das ist es doch, weswegen du hier bist.“, setzte er ruhig hinzu.

Momoko hielt augenblicklich still und kämpfte innerlich ohne zu atmen gegen ihre aufgestaute Traurigkeit, Verzweiflung und Einsamkeit an, doch seine Worte rissen den Damm endgültig ein.

Vorsichtig gruben sich ihre Finger in sein Hemd. Still und leise tränkten ihre ungehaltenen Tränen den weißen Stoff.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: zerocool
2015-02-16T22:20:46+00:00 16.02.2015 23:20
AAAAAAhhhhhhh ich will mehr. du kannst an so einer Stelle nicht aufhören....


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