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~ Love at third sight ~

Mit dem Herz gegen alle Regeln
von

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Misunderstandings and despair

„Wie, was? Warum fragst du das?“

Irritiert zuckte Momoko vor Yosukes aufgebrachter Ausstrahlung zurück, seine Stirn war in ernste Falten gezogen und ein dunkler Schatten lag über seinen Augen, die anscheinend tief in ihre Seele blicken wollten.

„Weich nicht aus, beantworte die Frage.“, entgegnete er stur.

„Na hör mal, wie redest du denn mit mir? Ich bin dir doch keine Rechenschaft schuldig!“

Sie hatte Recht, das war sie nicht und es wäre besser gewesen, er wäre einfach gegangen. Zuhause wartete seine Freundin und sein eigenes Leben auf ihn, warum sollte er sich um die Belange dieses Mädchens kümmern, das ihn bis gestern Abend noch egal war?

„Habt ihr Geldprobleme? Ist das der Grund, wieso du dich mit Takuro verlobt hast? Hat er Geld oder irgendwas anderes, was er dir dafür versprochen hat?“

Yosuke traf den Nagel auf den Kopf und brachte Momoko mit seiner Direktheit so aus der Fassung, dass ihr der Mund aufklappte.

„Wie kommst du auf so etwas?!“, hinterfragte sie völlig verdattert.

„Es ist einfach alles… ich grüble darüber schon seit gestern Abend! Du und ausgerechnet er, dann dein seltsames Verhalten, die Wandlung deines Vaters und all das hier…“

Yosuke machte bei der letzten Aufzählung eine Handbewegung, die zu verstehen gab, dass er das Haus meinte. Momoko kniff die Augen zusammen, als es bei ihr Klick machte.

„Du warst im Zimmer meines Vaters!“, stellte sie aufgebracht fest.

„Ja… aber es war keine böse Absicht.“, gab er ehrlich zu.

Momoko knallte das Handtuch neben die Spüle und fuhr sich mit beiden Händen durch ihr Gesicht, die dort einen Moment lang liegen blieben. Yosuke befürchtete, Sie würde anfangen zu weinen.

„Bitte geh einfach.“, flüsterte sie zwischen ihren Fingern hervor.

Er wollte nicht gehen, er wollte Antworten! Beschwichtigend ging er auf sie zu und legte seine Hände auf ihre schmalen Schultern.

»So zerbrechlich…«

„Sag mir doch einfach nur, dass ich falsch liege. Es klingt vielleicht verrückt und unglaubwürdig, doch mir liegt etwas daran, dass wir uns verstehen und du mir alles sagen kannst. Wir haben doch Frieden geschlossen, oder? Wir könnten Freunde sein, wenn du es zulässt.“

Die Erkenntnis, dass er seine Worte tatsächlich so meinte wie er sie gesagt hatte, überraschte sogar ihn selbst etwas.
 

Sie spürte seine warmen, starken Handflächen auf ihren Schultern ruhen. Seine Stimme und die Wärme, die in seinen Worten lag, brachten ihr Herz zum höher schlagen. Langsam ließ Momoko ihre Finger sinken und schaute ihr Gegenüber schüchtern an. Seine Nähe machte sie nervös und gleichzeitig fühlte sie sich irgendwie wohl bei ihm. Es war eine verwirrende Gefühlsmischung.

„Freunde… wir kennen uns kaum und haben doch eigentlich immer nur gestritten…“, argumentiere Momoko schwach.

„Wir sind doch keine 14, 15 oder 16 mehr; wir sind jetzt erwachsen und viel reifer. Und eigentlich denke ich ganz gerne an unsere Blödeleien zurück. Es hat mir immer Spaß gemacht dich zu ärgern.“

Ein keckes Jungengrinsen breitete sich in seinem markanten Gesicht aus und brachte seine Augen zum Leuchten. Es war ein Lächeln zum Dahinschmelzen, doch das verbot Momoko sich entschieden. Sie hörte sowieso schon ihren Puls in ihren Ohren widerhallen.

„Du würdest es bestimmt nicht verstehen.“, befürchtete sie, schob seine Hände weg und brach den Blickkontakt ab, bevor der gutaussehende Mistkerl ihre Sinne noch völlig vernebelte.

Yosuke seufzte schwer als sie an ihm vorbei zur Haustür lief, zu der er ihr anschließend folgte.

„Liebst du ihn, oder nicht? Das ist doch eigentlich eine ganz einfache Frage.“

Er ließ einfach nicht locker!

„Ich trage seinen Ring am Finger und habe vor ihn zu heiraten, reicht das als Antwort nicht völlig aus?“

Demonstrierend hielt sie ihm ihre Hand mit dem runden, blutroten Rubin am Finger unter die Nase. Für einen Augenblick sah Yosuke nur auf den Edelstein, dann jedoch nahm er überraschend Momokos Hand in seine. Beinahe zärtlich strich er mit seinem Daumen über ihre feinen Fingerknöchel. Ihre Haut war so zart wie er sie sich vorgestellt hatte und lud geradezu dazu ein geküsst zu werden. Tatsächlich zog er sie dicht zu seinen Lippen heran, nur wenige Zentimeter fehlten zu einem Handkuss. Aus gesenkter Perspektive blickte er zu der Frau, der die Hand gehörte. In seinen Augen funkelte etwas Dunkles; Momoko erzitterte innerlich.

»Was macht er nur mit mir?«, fragte sie sich, denn anstatt sofort zu protestieren ließ sie jetzt schon zum zweiten Mal zu, dass er ihr näher kam.
 

Yosuke entging ihr Erschauern nicht, sein innerlicher Wolf reckte stolz den Hals darüber, welche Macht er auf sie ausüben konnte mit den einfachsten Gesten und Berührungen.

„Dann liebst du ihn also sehr.“, hauchte er ihrer Hand entgegen.

Beim nächsten Schauer entzog Momoko ihm ihre Hand schnell und rieb sich mit der anderen peinlich berührt die Finger, die er berührt hatte.

„Weißt du, Liebe ist nicht alles. Sie allein macht nicht satt, bezahlt kein Studium oder offene Rechnungen und macht auch nicht gesund.“, begann sie fahrig zu erklären.

Ihr Gesprächspartner versteifte sich, ihre Aussage löschte das gewinnende Gefühl von eben in ihm schlagartig aus.

„Wie meinst du das?“

Unsicher umarmte sie sich selbst und schaute unkonzentriert durch die Gegend, jeglichen Augenkontakt tunlichst vermeidend.

„Takuro hat einflussreiche Verwandte im Ausland. Sie haben ihn während seines Auslandjahres für ihre Firma angelernt und wollen nun sein Studium finanzieren und ihn danach übernehmen. Er ist dann ein hohes Tier und hat ausgesorgt. Seine Strebsamkeit und sein Talent in Programmierung haben sich bezahlt gemacht.“

Ein höhnisches Lachen unterbrach Momokos Erzählung.

„Du willst mir doch jetzt nicht ernsthaft erzählen, dass du dich ihm an den Hals wegen seinem Geld geworfen hast? Weil er eine ach so tolle Karriere haben wird?“

Sie sah Yosuke verletzt an, was ihm einen leichten Stich versetzte.

„So war das nicht! Und Takuro ist kein schlechter Kerl, er hat sehr wohl seine guten Seiten… Er will mir nur helfen und mir eine gute Zukunft ermöglichen!“, verteidigte sie sich.

Ihre Erklärungsversuche machten es nicht besser, in Yosuke erkaltete etwas als er begriff, dass er Recht gehabt hatte mit seinem leisen Verdacht. Höhnisch lächelte er und schüttelte den Kopf dabei. In seinen Gesichtsausdruck mischte sich Verachtung.

„Also doch wegen dem Geld. Er ist eine unschlagbare Partie, du müsstest dich um nichts mehr sorgen. Natürlich… welche Frau würde da nicht ja zur Ehe sagen?“

»Sie ist wie alle anderen! Ich habe mich getäuscht, sie ist auch nur auf den schönen Schein scharf…«

Voller Bitterkeit wand er seinen Blick ab und ballte die Fäuste. Er empfand auf einmal so viel Zorn über sich selbst, hatte er doch zugelassen, dass sie ihn in ihren Bann geschlagen hatte. Mit ihrem hübschen Äußeren, ihren ausdrucksstarken Augen, ihrem Lächeln und all den anderen Dingen, von denen er insgeheim geglaubt hatte, dass sie sie zu etwas Besonderem machen würden. Sie hatte Fantasien in ihm geweckt und ein unbekanntes Feuer in ihm entzündet, das ihm eigentlich verboten war. Das alles war falsch.

Yosuke bemerkte nicht, welchen Kummer er mit seiner abweisenden Reaktion bei Momoko verursachte. Ihr Herz krampfte sich zusammen, die Angst missverstanden zu werden und eine gerade beginnende Freundschaft zu zerstören schienen sie zu erdrücken.

„Warum hörst du mir nicht richtig zu? Es ist nicht so, wie du sagst!“, sagte sie fast flehend.

„Ist es nicht? Wie ist es dann? Was empfindest du denn für deinen Verlobten?“, herrschte er sie an.

„Ich… ich respektiere ihn und bin ihm dankbar.“, antwortete sie kleinlaut.

„Aber du liebst ihn nicht?“

Momoko sah Yosuke schweigend an, darauf konnte und wollte sie nicht antworten, doch ihre Verschwiegenheit sagte mehr als tausend Worte.

„Ich hätte dich nie so eingeschätzt, dass du so abgebrüht bist und dich jemanden so hingeben kannst nur für eine goldene Zukunft.“, erklärte er enttäuscht

Scharm- und Zornesröte schossen der jungen Frau ins Gesicht.

„Ich habe nichts dergleichen jemals getan!“, fuhr sie ihn wütend an.

Mindestens genauso aufgebracht starrte er zurück, packte sie am linken Arm und zog sie energisch zu sich heran, wo er sie fest hielt und ihrem Gesicht provozierend nahe kam.

„Du willst mir doch nicht erzählen, Takuro wäre dir nie nahe gekommen, hätte dich noch nie so umarmt, dich noch nie geküsst…“

Seine Augen wanderten hinunter zu ihren Lippen, die vor Aufregung leicht bebten. Momokos Atem traf sein Gesicht stoßweise und er spürte ihren Herzschlag gegen seine Brust hämmern. Vor wenigen Minuten noch hätte er sich nach diesem Mund verzehrt, ihr Körper nah an seinem sein Blut zum Kochen gebracht, einfach weil ihre Reize ihn verhext hatten. Doch jetzt, wo er zu wissen glaubte wie einfach ihr Charakter gestrickt war, war sein verbotenes Verlangen gänzlich erloschen.
 

Ahnte er überhaupt, was er mit ihr anstellte? Ihr war schwindelig von den Ereignissen, die sich hier abspielten. Egal wie grob er sie angesprochen und an sich gerissen hatte, ihr Körper wollte ihr einfach nicht gehorchen. Der Boden unter ihren Füßen war wackelig und schwammig, ihre Knie fühlten sich taub und schwach an. Und ihr dummes Herz schien krank zu sein, denn es flatterte wie die Flügel eines verirrten, aufgescheuchten Vogels in Yosukes ungehobelter Umarmung.

Takuro hatte sie in den letzten Wochen auch schon das ein oder andere Mal mit seiner Nähe bedrängt, doch nie hatte sie so empfunden, wie sie es jetzt tat. Ihr Körper reagierte auf den Braunhaarigen, muskulösen Mann ganz anders als auf jeden anderen Jungen je zuvor.

Einen Wimpernschlag lang, als Yosukes Blick ihren Mund musterte, war etwas in ihr in freudiger Erwartung. Ein neugieriges, hungriges Tier tief in ihr, dass wissen wollte wie sich seine Lippen auf ihren anfühlen würden.

Doch im Hier und Jetzt gab es keinen Platz für die Elektrizität zwischen ihnen, der Torwart hatte deutlich gemacht, wie wenig er von ihr hielt und er war noch nicht fertig damit es auch zu äußern.

„Findest du es nicht selber beschämend, dass du dich für Geld prostituierst?“

Es war wie ein Schlag in die Magengrube, hätte Yosuke seinen Griff um sie nicht von selbst gelöst, hätte Momoko sich wohl losgerissen, doch anders als erwartet taumelte sie leicht stolpernd einen Schritt zurück anstatt mit beiden Beinen fest auf dem Boden zu stehen.

„Ich habe mich noch niemals in meinem Leben prostituiert!“, schrie sie ihn mit krächzender Stimme an.

War es ein Funke Unsicherheit, weswegen seine Augenbrauen kurz zuckten?

„Körperliche Hingabe ohne Liebe und das für eine Gegenleistung, das ist doch Prostitution, oder nicht?“, entgegnete er hart zurück
 

KLATSCH
 

Ihre Hand traf seine linke, ohnehin lädierte Wange unerwartet und hart. Wie versteinert hielt er sich die glühende, pochende Stelle und sah hinunter auf eine mehr als gekränkte Momoko, in deren Augen mit einem Mal wieder Tränen glänzten.

„Verschwinde sofort aus meinem Haus, oder ich jage dich zum Teufel! Ich hatte für einen Moment lang geglaubt, wir könnten tatsächlich Freunde werden, aber da habe ich mich geirrt – du verstehst gar nichts! Hau ab und lass dich nie mehr blicken!“

Sie ließ ihn nicht zur Wort kommen, stattdessen wand sie sich ab, stampfte zur Tür, schnappte sich sein Paar Schuhe und den Mantel, riss die Pforte auf und warf beides im hohen Bogen hinaus.

Verblüfft starrte Yosuke hinterher. Momoko wartete auch nicht darauf, dass er sich von selbst in Bewegung setzte, sondern kam zu ihm zurück und schubste ihn unsanft in dieselbe Richtung, sodass er fast über die kleine Stufe nach draußen stürzte.

„Jetzt geh endlich!“, forderte sie ihn nochmals auf und schob ihn mit letzter Entschlossenheit endgültig aus dem Türrahmen.

Momoko achtete nicht darauf, ob er sich noch mal umdrehte oder sonst irgendwas tat, sie schloss die schwere Haustür einfach und verriegelte sie sofort. Mit der Stirn an das kühle Material gelehnt und eine Hand noch am Türschloss, atmete sie mehrmals lang und konzentriert ein und aus, doch der Damm brach trotzdem. Laut schluchzend und Sturzbäche weinend sackte sie auf die Knie. Vergeblich versuchte sie mit ihren Händen ihre Klagelaute, die aus ihrer Kehle drangen, zu ersticken.



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