Amnesia Memories von Kyo_aka_Ne-chan (Geliebter Zwiespalt) ================================================================================ Kapitel 9: Andere Perspektiven ------------------------------ Müde und im tropfnassen Zustand schleppte sich Toma in die Küche des Meido no Hitsuji und versuchte, die verwunderten Blicke seiner Freunde und Kollegen zu ignorieren. Er ging weiter zu den Umkleideräumen und suchte sich aus seinem Spind neue Arbeitskleidung heraus, ehe er sich das nasse Oberteil auszog. Damit rieb er notdürftig sein Gesicht und seinen Hals ab, ehe er es in einen nahegelegenen Wäschekorb schmiss. Toma hatte nach den jüngsten Ereignissen kein Auge mehr zugetan, während er Ukyo im Arm gehalten hatte. Dieser hatte so tief geschlafen, dass Toma ihn sogar hatte wecken müssen, damit er aufstehen und sich für die Arbeit fertig machen konnte. Nachdem es Ukyo wieder besser ging, hatte er nun doch Erbarmen mit Shin gehabt und ihm mitgeteilt, dass er seine eigentliche Schicht doch übernehmen würde. Doch der Blonde hatte nicht mit dem Spießrutenlauf gerechnet, der ihn danach erwartet hatte. Er hatte schon gestern gemerkt, dass der andere Ukyo – den er der Einfachheit halber den „bösen Ukyo“ nannte – hinterlistig war und zu plötzlichen Aktionen neigte. Seine Hoffnung war gewesen, dass der andere es sich zweimal überlegen würde, bevor er in der Öffentlichkeit irgendwelche Aktionen startete, die ihn verraten würden. Von Sicherheit war in Tomas Wohnung ja leider nicht auszugehen, da sich hier keine Zuschauer befanden. Doch Toma hatte falsch gedacht, denn als er Ukyo ein Glas Wasser vorbeigebracht hatte, hatte es zwar der „gute Ukyo“ in Empfang genommen, doch der „böse Ukyo“ hatte schlagartig übernommen und den Inhalt in Tomas Gesicht verteilt, womit er auch den Großteil der Kellneruniform erwischt hatte. Es hatte ihm wenig ausgemacht, dass alle Leute dies gesehen hatten, schließlich konnte der „böse Ukyo“ sich ja schnellstens hinter dem „guten Ukyo“ verstecken, welcher sich wortreich und peinlich berührt entschuldigt hatte. Toma hatte lediglich tief durchgeatmet, schließlich konnte sein Freund nichts für die Bösartigkeit der anderen Persönlichkeit und es brachte wenig, den „bösen Ukyo“ zu provozieren. Toma war zumindest froh, dass er nur Wasser und keinen heißen Kaffee abbekommen hatte... „Ist alles okay?“, fragte Ikki, als Toma wieder in der Küche ankam und der Blonde nickte. „Habt ihr euch gestritten oder wieso hast du diese Dusche verdient?“ „Er ist nur abgerutscht...“, sagte Toma, doch er wusste selbst, wie idiotisch sich das anhörte. Fakt war, dass der „böse Ukyo“ versuchte, ihn zu reizen und das schaffte er sehr gut, schließlich musste der Blonde immer auf der Hut sein. In Gedanken war er jedoch eher beim „guten Ukyo“, welcher dieses Drama mitmachen musste. Es musste ein ohnmächtiges Gefühl sein, wenn man derartig die Kontrolle über den eigenen Körper verlor. Toma fühlte sich ähnlich hilflos, denn er konnte ebenso gar nichts tun, außer zusehen... Ukyo war sich der vielen Blicke äußerst bewusst und er rutschte noch etwas mehr in sich zusammen. Immer wieder schimpfte er mit sich selbst, weil er den anderen Ukyo nicht aufgehalten und seinen Körper nicht genug unter Kontrolle hatte, während sein Widersacher in ihm lachte und sich einen Spaß daraus machte, als er vorhin das Wasser in Tomas Gesicht befördert hatte. Sein Gesicht war doch zum Brüllen komisch, fandest du nicht, Ukyo? Ukyo schwieg. Er wollte keine Antwort geben und sich damit auf eine Konversation einlassen, die er ebenso wenig kontrollieren konnte, wie die böse Persönlichkeit tief in sich. Oh... bist du böse, weil ich deinen kleinen Freund geärgert habe?Das tut mir leid. Ukyo gab ein leises Schnauben von sich, denn dass dem anderen etwas leid tat, nahm er dem „bösen Ukyo“ einfach nicht ab. Keine Sorge... ich werde später vielleicht ein wenig lieb zu ihm sein. Aber zuvor~ Ukyo spürte den Wechsel viel zu spät und er musste zusehen, wie der andere Ukyo ein Bein ausstreckte, so dass Toma, der eben mit zwei Tabletts voller dreckigem Geschirr vorbeikam, darüber fiel. Der Blonde strauchelte und fiel zu Boden, während ihm die beiden Tabletts entglitten und die Teller und Gläser auf dem Parkett zerbrachen. Toma blieb einen Moment lang benommen liegen und er spürte einen messerscharfen Schmerz in seinem rechten Handgelenk. „Toma!“ Ukyo war sofort bei ihm und Tomas Schmerz in seiner Hand war nichts im Gegensatz zu dem Anblick von Ukyos Hilflosigkeit in den grünen Augen. Was hätte er darum gegeben, dem anderen diese Last zu nehmen... „Toma, kannst du aufstehen?“, erkundigte sich Kent, der das Ganze mit angesehen hatte und er warf Ukyo einen verwirrten Blick zu, ehe er entschied, dass Tomas Wohl gerade wichtiger war. Der Angesprochene versuchte es und stellte erleichtert fest, dass ansonsten alles in Ordnung war. Mie kam mit einem Besen herbei geeilt und begann, das angerichtete Chaos zu beseitigen, während Ukyo und Kent Toma in den Umkleideraum begleiteten. Kent holte sofort den Notfallkasten herbei, während Ukyo Tomas Handgelenk untersuchte. Der Grünhaarige war den Tränen nahe und Toma versuchte, ihn zu beschwichtigen. „Es ist alles okay, Ukyo. Mach dir keinen Kopf, es war nicht deine Schuld.“ Der Grünhaarige gab einen verzweifelten Laut von sich und er biss sich auf die Unterlippe, um die Fassung zu behalten. Toma schaute zu Kent, der den Notfallkasten auf die Bank abstellte, auf der er saß und wandte sich an ihn. „Kent, kannst du uns kurz allein lassen?“ Der Student schien unschlüssig zu sein, was er tun sollte, schließlich hatte er gesehen, dass Ukyo für Tomas Unfall verantwortlich gewesen war. Wieso nahm Toma ihn in Schutz? Kent kam zu dem Schluss, dass es hier um etwas gehen musste, was er nicht verstehen konnte und beschloss, seiner Arbeit nachzugehen. Diese war wenigstens nicht so kompliziert wie diese Situation. Toma atmete erleichtert aus, als er mit Ukyo allein war und er ergriff mit der gesunden Hand Ukyos Kinn, damit dieser ihn einfach ansehen musste. „Du warst nicht Schuld, Ukyo. Ich weiß es und du weißt es auch. Also gib dir nicht die Schuld daran, das hilft keinem von uns beiden.“ „Aber... du bist verletzt. Ich hätte ihn besser in Schach halten müssen, aber... ich bin viel zu schwach.“ Ukyo war unglücklich und Toma empfand Wut, weil der „böse Ukyo“ für das Leid in den Augen des anderen gesorgt hatte. Zu gerne hätte er den anderen zurecht gewiesen oder ihn geschlagen, doch das hieß auch, dass er seinem Freund zugleich wehtat und das konnte er auf keinen Fall. „Es ist nur ein verstauchtes Handgelenk, Ukyo. Ich mache mir viel mehr Sorgen um dich... ich kann mir nicht einmal vorstellen, was du durchmachen musst. Ich wünschte, ich könnte dir einen Teil deiner Last nehmen... wenn hier jemand viel zu schwach ist, dann bin ich das. Ich kann dich nicht einmal beschützen“, sagte Toma und er ballte die gesunde Hand zu einer Faust, während sich sein Gesicht verfinsterte. Ukyos Hände legten sich sanft auf Tomas Faust und öffneten sie wieder zu einer Hand, dann strichen die Finger über Tomas Handinnenfläche. Toma schaute überrascht zu dem Fotografen, doch dieser hatte gerade den Blick gesenkt und konzentrierte sich auf die Streicheleinheit. Ein prickelndes Gefühl entstand an den Stellen, die Ukyos Finger berührten und es war eine so angenehme Empfindung, dass Toma seine Wut nach und nach wieder vergaß. „Ukyo?“ Der Grünhaarige reagierte nicht, sondern nahm nun Tomas verletzte Hand und untersuchte sie erneut. Toma biss sich auf die Unterlippe und bemühte sich, keinen Schmerzenslaut von sich zu geben, um den anderen nicht zu beunruhigen. Es war nicht leicht, denn es tat weh, als der andere die einzelnen Finger prüfte und das Handgelenk drehte und wendete. „Du hast Recht... es ist nur verstaucht. Zu schade aber auch...“ Ukyos Worte brauchten einen Moment, um Toma zu erreichen, doch dann fluchte er und wollte zurückweichen, denn er hatte definitiv den „bösen Ukyo“ vor sich. Doch dieser war schneller, drückte Toma auf die Bank und hielt ihn mithilfe seines eigenen Körpers fest. „Eigentlich hättest du dir das Genick brechen sollen, aber nun ja... ich schätze, du hast Glück gehabt.“ „Ukyo-san!“, knurrte Toma und der andere Ukyo hob belustigt die grünen Brauen. „Warum denn so förmlich, Toma? Wo wir uns doch so gut kennen?“, sagte er und sein Mund verzog sich zu diesem Lächeln, welches Ukyos sonst so schönes Gesicht geradezu entstellte. Toma wehrte sich, doch der andere schien Kräfte zu besitzen, die nicht von dieser Welt stammen konnten. Er schalt sich selbst einen Idioten, weil er seine Deckung nur einen Moment vernachlässigt und dem „bösen Ukyo“ gestattet hatte, ihn zu überrumpeln. „Was hast du vor?“, wollte Toma wissen und er gab trotzdem nicht auf. „Du verwirrst ihn... du tust es, obwohl ich dir sagte, dass du ihn verletzen wirst, wenn du so weiter machst. Du sagst ihm romantische Dinge, die er dir einfach so abkauft und er sieht nicht, dass er ins offene Messer läuft. Wieso? Was hast du an dir, dass er dir nicht widerstehen kann, Toma?“, fragte Ukyo-san nachdenklich. Er richtete sich auf, doch da sein Hauptschwerpunkt auf Tomas Hüften war, kam der andere immer noch nicht frei. Er langte nach hinten, um an den Notfallkasten zu kommen, öffnete diesen und entnahm eine Schere. Beim Anblick des metallischen Gegenstands leuchteten Ukyo-sans Augen geradezu wahnsinnig auf und Toma kämpfte gegen sein wachsenden Unbehagen. „Wenn ich wüsste, dass Ukyo auf Äußerlichkeiten steht, würde es reichen, wenn ich dir dein hübsches Gesicht zerkratze... aber leider ist es nicht so einfach“, sagte der „böse Ukyo“ und spielte noch ein wenig mit der spitzen Schere herum, als wäre es ein Spielzeug. Dann schnappte er sich eine Bandage aus dem Kasten und packte Tomas verletzte Hand mit eisernem Griff. Toma konnte sich einen lauten Schmerzensschrei nicht verkneifen und im gleichen Augenblick hörte er Ukyos boshaftes Lachen. Toma unterdrückte einen Fluch, den er dem anderen gerade gerne an den Kopf geworfen hätte und konzentrierte sich lieber darauf, den Schmerz auszublenden. Doch Ukyo drückte erneut zu und dieses Mal tanzten schwarze Punkte vor Tomas Augen. „Mir persönlich gefällt dieser Gesichtsausdruck an dir... Schmerz und Leid a la Toma~“ Wieder war Ukyos gemeines Lachen zu hören und es war das Letzte, was der Blonde mitbekam, ehe er in die Bewusstlosigkeit abtauchte. Langweilig. Einfach nur langweilig. Ich stieg von Tomas Körper herab, da er sich nicht mehr wehrte. Menschliche Körper waren so schwach und hielten nicht viel aus, das hatte ich innerhalb meines kleinen Spiels völlig vergessen. Ich seufzte und begann, Tomas verletzte Hand mit der Bandage zu umwickeln, damit sie besser heilen konnte. Ich hatte ihm heute viel zugemutet und gesehen, was er für Ukyo empfand. Es war rührend, aber es war auch so furchtbar falsch. Ukyo beging den gleichen Fehler noch einmal und ich musste es verhindern, das hatte ich mir fest vorgenommen. Mein Inneres rebellierte, Ukyo machte es mir heute nicht so leicht. Wann immer es um seinen geliebten Toma ging, vergaß er jegliche Zurückhaltung und es gelang ihm immer wieder, die Kontrolle zurück zu erlangen. Er war stark genug, um mich zu überrumpeln und doch hielt er sich für so schwach. Was für ein Idiot. Ich klebte ein Pflaster auf das Ende der Bandage und befestigte sie so, ehe ich mich zu Toma setzte und mir noch einmal sein bewusstloses Gesicht anschaute. Selbst jetzt konnte man ihm den Schmerz ansehen und ich lächelte befriedigt. Vorsorglich steckte ich die Schere ein, die immer noch in meiner Hand verweilte, denn man wusste ja nie, wann man derartige Dinge brauchte. Anschließend zog ich mich freiwillig zurück und überließ Ukyo das Ruder. Ukyo spürte, wie er die Kontrolle zurückbekam und augenblicklich versuchte er, Toma wach zu machen. „Toma! Toma, wach auf!“ Der andere gab keinen Mucks von sich und Ukyo schaute sich hektisch um. Er erblickte eine Wasserflasche und er holte sie. Er öffnete den Verschluss und kippte kurzentschlossen den gesamten Inhalt über Tomas Gesicht. Der Blonde schreckte sofort hoch und Ukyo war noch nie im Leben so froh gewesen, den anderen so lebendig zu sehen. Er hatte die ganze Zeit nicht sehen können, was der andere Ukyo mit Toma getan hatte, deshalb war seine Angst gerechtfertigt. „Ukyo... was...? Bist du wieder du? Und warum bin ich schon wieder nass?“, wollte Toma verwirrt wissen und der Grünhaarige umarmte ihn erleichtert. Es störte ihn wenig, dass er dadurch auch ein wenig nass wurde. Es war alles egal, solange es Toma gut ging. „Störe ich gerade?“ Ein Hüsteln ließ beide aufschrecken und sie wurden auf Waka aufmerksam, der sich nach Tomas Gesundheitszustand hatte erkundigen wollen. „E-es ist nur verstaucht“, beeilte sich Toma zu sagen und deutete auf die bandagierte Hand. Waka nickte, während er Tomas nassen Zustand analysierte. „Mir scheint, dass du eine Pause brauchst... um die Angelegenheiten mit Ukyo zu klären. Kent sagte mir, dass Ukyo gewissermaßen Schuld an deinem Zustand ist, auch, wenn ich das nicht so recht glauben möchte. Jedenfalls, es geht mich nichts an, was ihr für Probleme habt, aber wenn diese Probleme die Arbeit beeinträchtigen, dann geht es mich was an. Also... bitte klärt das und kommt erst dann wieder hierher. Verstanden?“, sagte der Chef und Toma und Ukyo senkten beschämt die Köpfe. „Verstanden...“, murmelten beide schuldbewusst und Waka nickte befriedigt, dann ging er wieder an die Arbeit. Toma seufzte und Ukyo schaute unsicher zu ihm. „Und was jetzt?“ Der Blonde lächelte. „Da ich jetzt sozusagen einen freien Tag habe, lass uns doch zum Park gehen.“ Ukyo nickte und war froh, dass Toma wieder ganz der Alte zu sein schien. Zwar plagten ihn nach wie vor Gewissensbisse, aber er beschloss genauso, nach vorne zu blicken und die Zeit mit seinem Freund zu genießen, als ob es jene böse Persönlichkeit in ihm nicht gäbe. Er hatte trotz allem noch nicht aufgegeben, an ein völlig normales Leben zu glauben und er wollte sich diese Hoffnung auch nicht kaputt machen lassen. „Okay. Lass uns gehen.“ „Zuerst sollte ich mich vielleicht umziehen“, gab Toma zu Bedenken und Ukyo unterdrückte die Bemerkung, dass Toma auch im tropfnassen Zustand bleiben könnte, es würde ihm nichts ausmachen. Manche Dinge blieben besser unausgesprochen... Toma kehrte zu dem Baum zurück, bei welchem er Ukyo zurückgelassen hatte. Der Regen hatte vorhin angefangen, während sie im Park spazieren gegangen waren und hatte ihnen damit einen Strich durch die Rechnung gemacht. Zum Glück gab es mobile Geschäfte, die einem allerlei Krimskrams verkaufen konnten, unter anderem auch Regenschirme und heißen Tee. Absichtlich hatte Toma nur einen Regenschirm gekauft, damit er sich mit seinem Freund einen teilen konnte. Er wusste selbst, was für eine billige Anmache das vielleicht war, aber unter Anbetracht der Umstände wollte er Ukyo so nahe sein, wie es nur ging. Was der andere Ukyo gesagt hatte, ging ihm nicht mehr aus dem Kopf und nun hegte er die dumme Hoffnung, dass der andere vielleicht ebenso empfinden könnte, wie er selbst. „Sie hatten nur noch den einen Schirm... aber dafür habe ich Tee mitgebracht“, log Toma also und stellte sich dicht zu Ukyo, damit dieser mit unter den dunkelgrünen Schirm passte. „Nicht schlimm“, lächelte der Grünhaarige und nahm Toma eine der heißen Getränkedosen ab. Obwohl er die ganze Zeit unter dem Baum gestanden hatte, war er nass geworden, aber er beschwerte sich nicht. Es war sogar ein recht angenehmes Gefühl, wie der Regen ihn abkühlte, während in ihm diese durchgängige Wärme herrschte. Tomas Nähe machte ihm dies nochmals deutlich bewusst, als sie Schulter an Schulter unter dem Regenschirm verweilten und dem Regen lauschten. „Das hat fast etwas von einem Date“, scherzte Toma jetzt und Ukyo verschluckte sich daraufhin an seinem Tee. Er hustete und Toma beeilte sich, um ihm auf den Rücken zu klopfen. Ukyo hob schließlich den hochroten Kopf und bedankte sich, ehe er sich wieder seinem Tee widmete. Seine Gedanken fuhren nebenbei Achterbahn... //Wie kommt er denn jetzt darauf?//, dachte er und wieder regte sich diese dumme Hoffnung in ihm, dass Toma doch mehr in ihm sah als nur einen Freund. „Ich weiß nicht, ob das das richtige Wetter für ein Date wäre“, sagte er, als er sich ein wenig im Griff hatte und schaute aus den Augenwinkeln zu Toma. „Ich glaube, das Wetter ist ziemlich egal, wenn man ein Date mit der richtigen Person hat“, sagte Toma leise und Ukyo sah zu ihm. Auch Toma hatte sich zu Ukyo gedreht und nun begegneten sich ihre Blicke. Beiden verschlug es den Atem und durch das Regengeräusch konnte man ebenso den Klang ihrer nun wild schlagenden Herzen hören. „Und an wen hast du dabei gedacht...?“, fragte Ukyo nervös, während sie sich instinktiv einander zuwandten. Tomas Blick wurde intensiver und Ukyo schluckte schwer, als der andere noch näher an ihn herantrat. Er musste nur noch einen Schritt näher kommen und er würde Tomas Körper an seinem fühlen, aber er wusste nicht, ob er das überleben würde. „Ich habe dabei an dich gedacht, Ukyo...“ Tomas Stimme war nicht mehr als ein heiseres Flüstern und das Drängen in Ukyo wurde stärker. Nein, er konnte sich nicht zurückhalten, er musste Toma jetzt einfach fühlen. Er trat einen Schritt näher und wirklich, er spürte Tomas Körper an seinem. Ihre Blicke blieben ineinander verhakt und nur noch Millimeter trennten ihre Lippen voneinander. Nicht die geringste Reaktion blieb ihnen verborgen, während sie so dastanden und diesen Sog spürten, der sie unaufhaltsam aufeinander zutrieb. „Toma...“ Ukyos Stimme bebte, als er den Namen des anderen flüsterte und schon fast den Geschmack des anderen auf seinen Lippen schmecken konnte. Nun war es unausweichlich und sie beide hatten die Antwort auf jene Frage, die sie sich gestellt hatten, seit sie einander nun näher kannten. Es war, als hätten sie all die letzten Tage und Stunden auf genau diesen Augenblick hingearbeitet. Toma beschloss, den letzten Schritt auf Ukyo zuzumachen, um ihn endlich zu küssen, als der andere ihn plötzlich von sich schob. „Ukyo?“, fragte Toma verwirrt. Hatte er sich doch geirrt und hatte die Zeichen falsch verstanden? „Was tust du da?“, fragte Ukyo plötzlich und Toma verstand, als er die verzerrte Stimme hörte. Ukyo war nun nicht mehr er selbst, sondern seine andere Persönlichkeit hatte erneut das Ruder übernommen. „Ukyo-san...?“ Der „böse Ukyo“ hob den Kopf und seine Augen waren wie giftgrüne Flammen, die Toma verschlingen wollten. Er zitterte am ganzen Körper, die Hände zu Fäusten geballt und den Körper angespannt, als wäre er eine Mauer. „WAS TUST DU DA?!“, schrie er Toma hasserfüllt an und entgegen seiner sonstigen Gelassenheit bestand er plötzlich aus Wut und Schmerz. Toma stutzte, als er das Leid in Ukyo-sans Augen sah und er zögerte. Was hatte das zu bedeuten? „Ich hatte dich gewarnt... aber du tust es trotzdem. Du tust ihm weh, weckst Hoffnungen in ihm und zerstörst ihn damit irgendwann unweigerlich“, sagte Ukyo-san und plötzlich griff er in die Innentasche seiner Jacke und hielt die Schere in der Hand. Toma fühlte sich an heute Morgen erinnert und nahm eine Abwehrhaltung ein, denn er hatte es nicht vergessen. Doch zu seiner Bestürzung setzte Ukyo-san die Scherenspitze an seinen eigenen Hals. „Ukyo-kun hat schon genug wegen der Liebe gelitten. Bevor du ihn damit zerstörst, bringe ich uns lieber beide um...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)