Verborgen in Stille Teil II von Strichi ================================================================================ Kapitel 41: Schwierige Verhandlungen ------------------------------------ Wir waren auf dem Weg zurück. Meine Beine wollten mein Gewicht nicht mehr richtig halten und die Männer trugen mich mehr, als dass ich wirklich selber gehen konnte. Mein Kopf war leer, wie betäubt starrte ich auf die Fliesen vor meinen Füßen. Mein Blut tropfte auf den Boden und ich war sicher, dass ich eine Tropfspur hinter mir herzog. Meine Handgelenke brannten und immer noch zitterte ich am ganzen Körper. Ich spürte jeden einzelnen Schlag und trotzdem meinte ich, dass diese Schmerzen nicht mit denen zu vergleichen waren, welche mir mein Vater einst zugefügt hatte. Ja, mein Körper schmerzte. Ich spürte die Schläge, welche ich erhalten hatte und dennoch ließ sich sagen, dass mein eigener Vater mir mehr zugesetzt hatte. Ich brauchte diese Gedanken gerade, sie gaben mir irgendwie eine Stütze dies hier zu überstehen, so albern es auch letztlich war. Ich konnte mich daran erinnern, dass ich körperlich schon schrecklicheres überstanden hatte und dies würde ich auch noch aushalten! Ich wollte einfach nicht aufgeben, das war nicht ich! Ich gab nur sehr ungerne auf. Immer noch fror ich. Ein kalter Windzug, welcher durch den für mich endlos erscheinenden Gang fegte, jagte eine Gänsehaut auf meinen Körper. Ich spürte, dass mein Gesicht an einigen Stellen geschwollen war. Ich zitterte und war fast schon froh, dass mich die Männer stützten. Ich wollte endlich alleine sein und meine Wunden so gut es ging versorgen. Ich wusste, dass der Schwarzhaarige uns folgte. Dass er hinter mir lief machte mich wahnsinnig! Aber was noch schlimmer war, war mein Wissen, dass David bei ihm war. Ob Adam uns gefolgt war, hatte ich nicht mitbekomme. Ich spürte Blicke auf meinem Rücken und ich war überrascht, als ich plötzlich seine Stimme vernahm. Uns entgegen kamen einige Leute, doch ich achtete nicht auf einzelne Gesichter und war umso überraschter, als ich Davids Stimmte hörte: „Oh White Shark, warte. Ich muss sagen, ausgezeichnete Arbeit.“ Ich drehte leicht den Kopf zur Seite und sah den großen Mann. Derjenige, der wie Adam ein Spitzel auf der Basis war. Ich bemerkte, wie White Sharks Brust vor Stolz anzuschwellen schien. Er nickte und salutierte kurz vor David und nickte zufrieden. „Danke, Sir!“, ich hätte kotzen können als ich ihn sprechen hörte. Adam trat zu ihnen und ich sah, wie die beiden einander musterten. Ich konnte ihre Blickte nicht deuten und Adam fragte: „Ich war ja mehr als überrascht, als ich herausbekam, dass er auch spioniert...“ Adam wusste es nicht? Wie konnte das sein? Fragend zogen sich meine Brauen zusammen und immer noch schielte ich zu ihnen nach hinten. Am liebsten hätte ich mich umgedreht, doch das ließ ich der Sicherheit zu Liebe bleiben. David lachte hämisch, betrachtete Adam und erklärte fast schon gelangweilt: „White Shark arbeitete schon für mich, als er bei der Army war. Es sind die Unauffälligen… Wer achtet schon auf einen Piloten… Das solltest du doch genau wissen, Ozelot. Du kennst dich doch bestens in der Branche aus. Nachdem White Shark die beiden ausfindig gemacht hat, habe ich dich kontaktiert… Vier Augen und Ohren hören und sehen eben mehr als zwei….“ Wie ich dem Gespräch lauschte hatte ich das Gefühl, dass ich den kausalen Zusammenhang begriff. David hatte sowohl Adam, als auch White Shark als Spione auf Jacks Basis eingeschleust, doch keiner wusste von dem jeweils Anderen. Gab es das öfter? Ich wusste es nicht, woher auch? In dieser Branche gab es sicher vieles, was ich nicht und nie kennen lernen werde. White Shark ging zu mir und betrachtete mich. Er schien mich fast schon neugierig zu mustern. Wieso er das tat konnte nur er beantworten. „Hättest du nicht gedacht, oder? White Shark, der alle Befehle ausführt… der nie mehr war, als ein Pilot… doch ein Spion…“, ich sah ihm in die Augen und versuchte zu verstehen, was er von mir wollte. Hatte man ihn nie ernst genommen? Wurmte ihn das? Konnte das sein? Ich wusste es nicht. Mir war zu kalt, ich hatte zu viele Schmerzen, als mir darüber Gedanken zu machen. Am liebsten hätte ich ihm ins Gesicht gespuckt, doch mir war klar, sollte ich das machen, würden sie mich in die Zelle tragen, weil man mich bewusstlos schlagen würde. Adam trat zu ihnen und er betrachtete White Shark, scannte ihn von oben bis unten und ein unzufriedener Gesichtsausdruck schlich sich auf sein meist so fröhlich dreinschauendes Gesicht. Ich hörte David lachen und er meinte: „Schau nicht so, Ozelot. Es ist sicherer, wenn nicht alle was von allen wissen…“ Mechanisch nickte Adam und betrachtete David. War er beleidigt, dass er nicht Davids einziger Spion auf der Basis war? Stellte das für ihn eine persönliche Beleidigung dar? David nickte in eine andere Richtung und ohne zu Fragen gingen die Soldaten ihrem Vorgesetzten nach. Ich konnte mir denken, was sie vorhatten und ich wollte nicht noch mehr Schmerzen erdulden müssen, doch vermutlich blieb mir nichts anderes mehr übrig. Ich wusste nicht mehr wo ich war, in diesem Labyrinth aus Gängen. Adam und auch White Shark begleiteten uns. Orientierung hatte ich, sollte ich kurz welche gehabt haben, längst verloren. Keine Bilder schmückten die leeren Gänge. Nur eiserne Türen waren zu sehen. Zellen, wie die Meine. Ob alle gleich aussahen? Ob alle gleich 'ausgestattet' waren? Ich wusste es nicht und konnte es mir aber sehr gut vorstellen. Ich versuchte den Schmerz zu ignorieren, versuchte mich selbst wegzudenken und es half für den Augenblick. Mein Körper war hier, ging wackelig zwischen meinen Peinigern, doch mein Kopf war woanders. Zuhause mit Jack und Didi auf unserem Bett. Wir lachten und Jack drückte mich fröhlich an sich. Es war keine große Sache, zu der ich mich wünschte. Es war nur Alltag. Ein friedlicher und besonnener Alltag und wie ich daran dachte, zauberten mir meine Gedanken einen entspannten, fast schon etwas wehmütigen Ausdruck auf mein geschundenes Gesicht. David konnte es nicht sehen und die anderen interessierten sich nicht dafür, starrte ich doch auf die Fliesen. Ich hatte das Gefühl, dass der Weg einfach nicht enden wollte. Doch wie ich es dachte, blieben wir an einer weiteren Tür stehen und einer der Soldaten zog einen großen Schlüsselbund aus seiner Tasche. Eine lange dünne Kette verband den Schlüssel mit der Hose. Sie brachten mich in einen Raum und ich blickte mich unsicher mit trüben Augen um. Meine Augen weiteten sich, als ich erkannte, wer an der Wand lehnte und doch war ich nicht überrascht. Wie ich es aus Mittelalterfilmen kannte, war Jack mit Ketten an der Wand festgemacht. Er trug kein Oberteil mehr und ich erkannte einige sehr schmerzvoll aussehende Hämatome an seinem Körper. Seine Hände waren fixiert mit Handschellen und wie bei mir schienen die Handgelenke wund gescheuert zu sein. Sie mussten sicherlich wie die meinen bei jeder Bewegung schmerzen. Sein Blick wanderte zu uns und als er mich erkannte merkte ich, wie er sich versteifte. Er taxierte jeden von uns. Scannte und schien zu versuchen die Lage zu erkennen. Eigentlich vollkommen sinnlos, war er doch gefesselt, aber ich vermutete, dass es einfach sein Soldatenmodus war. Ich konnte nicht von Jack wegblicken. Ich war wie gelähmt. Was wollten sie so gerne von ihm, dass sie bereit waren ihn zu foltern? Hatte ich doch angenommen, dass sie ihn brauchten. Ich hatte vermutet, dass sie ihn zwangen für sich zu arbeiten. Dass sie ihm nicht körperlich zusetzen würden. Schnell huschten meine Augen hinunter zu Jacks Bein und es hatte den Anschein, als sei die Wunde versorgt worden. Nur kurz flammte Erleichterung in mir auf und ich seufzte kaum hörbar aus. Auch Jacks Blick musterte mich. Ebenso wie der meine scannte er meine Verletzungen ab. Immer noch waren meine Haare nass und auch meine Kleidung war sehr feucht. Das Blut tropfte nur noch vereinzelt auf den Boden und ich atmete schwerfällig durch den Mund ein und aus. „Wenn ihr ihm etwas tut…“, raunte Jack und sein eisig blaues Auge richtete sich auf den Schwarzhaarigen, bevor es zu David wanderte „werde ich diese Basis hier in die Luft sprengen und euch gleich mit!“ Ich konnte nicht umhin ihn zu bewundern. Er war gefesselt, er war verwundet und trotzdem schaffte er es immer noch bedrohlich auszusehen. Dreckig lachte David, trat neben mich und fest krallte sich seine Hand in meinen braunen Schopf. Erschrocken und auch wütend zischte ich die Luft zwischen meinen Zähnen hinaus. „Es ist mir langsam scheiß egal, Snake“, raunte David gefährlich leise und er zerrte unangenehm an meinem Kopf. Mit schmerzverzerrtem Gesicht sah ich ihn an, doch dieser würdigte mich keines Blickes. Ohne wirkliche Emotionen betrachtete er Jack. Er schien fast neugierig zu wirken. Was Jack zu ihm zischte, verstand ich nicht und der Schmerz durchzog langsam meinen Körper. Immer mehr kam hinzu. Konnte sich nicht ein Loch auftun und alle unsere Peiniger verschlingen? Adam, White Shark und auch die anderen, die uns gefolgt waren, sie alle blickten uns an und keiner kam zur Hilfe. „Ich wollte dir zeigen was passiert, wenn du nicht mal ein wenig kooperativ bist“, knurrte David neben mir und tätschelte meine Schulter. Endlich ließ er meine Haare los. Nun bekam ich auch noch mehr Kopfschmerzen… Toll. „Dein Rekrut scheint das Schweigen von dir gelernt zu haben, doch ich weiß nicht, ob er es weiterhin aushält, wenn sich Ozelot ihn vornimmt.“ Ich bemerkte, wie Jacks aschfahles Gesicht noch bleicher wurde. Er selbst hatte mir einst gesagt, dass Ozelot sein Verhörspezialist sei und das war nur die moderne Form von Foltermeister. Sein Auge huschte zu seinem ehemaligen Freund, doch auf Adams Gesicht regte sich nichts. Zwischen mir und den Typen hin und her blickend, raunte er grollend: „Jazz ist nicht mein Rekrut, dass hab ich schon mal gesagt, er weiß von gar nichts, verdammt!“ Ich hörte das freudlose Lachen neben mir. Ich merkte, wie er langsam und herablassend den Kopf schüttelte. „Ich glaube dir nicht John. Ich glaube dir kein bisschen! Damals, als du mir versucht hast Rave abzuwerben, hast du es immer wieder gesagt. Auch White Shark gegenüber hast du es erwähnt…“ Rave, dachte ich einen Augenblick verwirrt. Doch sofort klickte es. Der Codename von dem Spion aus Arlington! Ein Spion… 'Versucht hat abzuwerben'? War er auch ein Verräter? Waren dort so viele, die uns beziehungsweise Jack schaden wollten? Oder war er etwa Jacks Spion hier? Auch Jack wirkte überrascht und kurz zeichnete sich offensichtliche Verwirrung auf seinem sonst so eisigen Gesicht ab. Doch schneller als ich dachte fing er sich. White Shark nickte, trat etwas vor und meinte: „Ja Sir, schon damals, als er mich fragte ob ich seinen Rekruten mal mit dem Jet mitnehmen kann, wurde ich hellhörig und begann nachzuforschen.“ Ich bemerkte, wie Jack schluckte und mir war bewusst, dass David alles wusste, doch er wollte die Karten vor Jack ausspielen. Also tat David so, als wisse er von nichts, als sei sein Name Hase. Übertrieben fragte er mit seinem britischen Akzent: „Ach? Und was kam bei diesen Nachforschungen heraus, White Shark?“ Ich bemerkte erneut, wie seine Brust vor Stolz anschwoll: „Ich hab herausgefunden, dass der Junge damals siebzehn war. Auf eine High School ging. Danach war ich mir zunächst nicht sicher. Die Leute, die ihn beobachtet hatten, sagten genau das. Er sei ein Schüler. Geht regelmäßig zur Schule… Doch er würde jeden Tag nach der Schule zu Snake gehen. Ich war mir einfach sehr unschlüssig was es damit auf sich hatte. Ich wollte gerade die Akte schließen, als er plötzlich mit Snake auf der Matte stand und nach Arlington mitflog. Als er dann noch vor Rave stand, war alles klar…“ White Shark grinste Jack an und meinte fast schon gelangweilt: „Wir wissen jetzt nach dem Verhör, dass ihr auch ein Paar seid, Snake. Das hat er gerade zugegeben. Aber steh doch endlich dazu, dass er dein Rekrut ist!“ „Ich meine es aber so! Jazz war nie mein Rekrut!“, rief Jack und die Wut und Panik schwang in seiner Stimme mit. Ich bemerkte die Panik, ich kannte ihn einfach zu gut. Er hatte Angst, mir würde noch mehr zustoßen. Vermutlich hatte er sich während der ganzen Zeit hier schwere Vorwürfe gemacht, dass er wieder in mein Leben getreten war. Vermutlich hatte er sich selbst verflucht und die Schuld nur bei sich gesucht. „Wenn dir so viel an dem Kleinen liegt“, raunte David und ich verstand nicht, weswegen er mich 'Kleiner' nannte, war ich doch größer als David, „solltest du endlich reden. Dann, könnte ich gnädig sein und Ozelot bitten, nicht seine kleinen Spielchen mit ihm durchzuführen. Du weißt genau was er gerne macht, nicht wahr John? Hast du doch selbst schon kosten dürfen“ Unsere Blicke trafen sich und ich konnte nicht wegsehen. Es war gleichzeitig so beruhigend und doch gleichzeitig so beängstigend Jack zu sehen. Ich freute mich über das Wissen, dass Jack hier war. Das ich nicht so weit weg von ihm war, wie ich fast schon befürchtet hatte und gleichzeitig war die Situation so wenig beruhigend, dass ich große Sorge hatte, was noch alles geschehen würde. Mein Körper blendete die Schmerzen erneut für einen kurzen Augenblick fast gänzlich aus und ich fragte mich, was in Jacks Kopf gerade vor sich ging. Doch so oft ist es mir früher und auch jetzt schon gewünscht hatte, ich konnte keine Gedanken lesen und dies würde auch nie geschehen. Es waren nur Millisekunden in denen wir uns in die Augen sahen und nur leicht und sicherlich auch nur für meine Augen gedacht, lächelte Jack mir aufmunternd und Mut machend zu. Ich verstand, dass ihm seine Lage sicherlich nicht egal war, aber seine größte Sorge galt einzig und alleine mir. Ich hätte freudlos auflachen können, doch die Situation verbot es mir. Doch viel zu schnell holte uns die berechnende Stimme Davids aus unserer eigentlich gar nicht existierenden Zweisamkeit. Doch Jack selbst beendete es. Er grummelte freudlos: „Natürlich weiß ich, was Ozelot gerne macht…“ Zufrieden nickte der verhasste Mann neben mir fast schon geschäftig zu Jack. „Gut, dann kommen wir Mal zum Punkt. Ich will wissen, was du mit meinem Uran angestellt hast. Was in Afrika geplant ist. Und was am wichtigsten ist: Woher wusstest du von Kronos? Du kannst das Programm nicht ohne Hilfe von Innen geknackt haben. Was war Kronos? Davon hatte ich noch nie etwas gehört. Verwirrt blickte ich mich um, doch gerade achtete keiner mehr auf mich. „Also wer ist dein Spion? Und wo zu Hölle steckst du mein Geld hinein“, fuhr David Jack weiterhin an. Fast alle diese Fragen hatte man mir auch gestellt und ich bemerkte, wie Jack wütend die Zähne aufeinander biss. Nur das mit diesem Kronos nicht. „Ich werde niemanden verraten“, knurrte er und erneut war ich überrascht von seiner Standhaftigkeit. „Vielleicht hast du dein scheiß Nachrichtenprogramm einfach nicht so gut getarnt, wie du dachtest“, zischte Jack ihm entgegen. Lachend betrachtete David Jack und meinte fast schon leichthin: „Einiges wissen wir bereits, Snake. White Shark hat uns viel mitteilen können und auch Ozelot war nicht untätig und trotzdem bist du immer so vorsichtig. Verrätst einem nie alles, du verbirgst viele Informationen bei dir… Aber weißt du was? Ich habe keine Lust mehr! Du bist so verdammt stur seit dieser Sache mit Susanne…Entweder redest du jetzt, oder dein Liebhaber hier wird erfahren, was richtige Schmerzen sind!“ Erneut stemmte sich Jack gegen seine Fesseln und ich war mir sicher, dass er David nur zu gerne eine verpasst hätte. „Ich habe euch schon mal gesagt, dass Jazz nur ein Zivilist ist…Ich habe nie etwas von Kronos erwähnt! Ozelot weiß ganz genau, dass Jazz keine Ahnung hat!“, knurrte er und sah auffordernd Richtung Adam. Er hätte helfen können, wenn er Jack nur bestätigt hätte. Er hätte dafür sorgen können, dass mir nichts passiert. Hätte weitere Schmerzen verhindern können. Doch er zuckte nur gelassen mit den Schultern und meinte leichthin, dass er sicher auch nicht alles wüsste. „Jemand wie du, Snake hat keine Freunde. Du wärst nicht so dumm und würdest unschuldige in Gefahr bringen.“ David nickte meinem Peiniger vom Verhör zu. Er trat neben mich und schlug mir mit seiner Faust in den Magen. Keuchend und schmerzvoll stöhnend entwich die Luft aus meinem Körper. Ich krümmte mich und der erneute Schmerz strahlte wellenförmig durch meinen Körper. Nur mit größter Mühe schaffte ich es auf den Beinen zu bleiben. Den Schmerz versuchend wegzuatmen, hechelte ich in die aufkommende Stille hinein. „Woher wusstest du von dem Programm, John“, fragte David eiskalt und als Jack wütend und schweigsam die Zähne aufeinander biss, bekam ich einen kräftigen Tritt in die Kniekehle. Schmerzvoll schlugen meine Knie auf den harten Boden auf und ich keuchte leise. Doch ich wurde panisch, als ich sah, wie der Mann ein kleines ziemlich dünnes Seil aus seiner Tasche zog. Es hätte ein Schnürsenkel sein können und ich wusste sofort wofür dieser war. „Rede Snake“, raunte David wütend und blickte uns an. White Shark sah uns interessiert an und betrachtete Jack. Immer noch schwieg Jack und schaffte es nicht mehr in meine Richtung zu sehen. Wahrscheinlich plagte ihn sein schlechtes Gewissen. Sein Auge brannte sich in die Meinen. Erst als sich das Seil um meinen Hals legte, konnte Jack nicht mehr schweigen. „Nein, warte!“ Erwartungsvoll sah David ihn an. Und auch Adam schien äußerst gespannt auf die Antwort zu sein. „Ich hab von deinem scheiß Programm in Afrika erfahren. Wir hatten einen deiner Leute mitgenommen. Er hat uns erklärt wie Kronos die Nachrichten manipuliert und filtert und wir haben einen Virus entwickelt, der das ganze zerstört“ Kronos war also eine Art Propaganda-Maschine? Ein Computerprogramm, welches Nachrichten beeinflusst? Ich erinnerte mich dunkel daran, dass Jack schon einmal sagte, ich solle nicht immer alles glauben, was in den Nachrichten gezeigt wurde. Auch Adam hatte es mir einst gesagt. David würde die Nachrichten kontrollieren. Nachdem mir davon erzählt wurde, fiel es mir auch öfter auf. Personalisierte Werbung. Nachrichten, die je nach Sender nicht aktualisiert wurden. Und sogar, dass sich Videobeiträge wiederholten, obwohl die Nachricht dazu eine andere war. Aber war dies denn in einem so großen Stil möglich? Davids Worte rissen mich aus meinen Gedanken, fast hätte ich vergessen, dass ich auf den Boden kniete und jemand eine Schlinge um meinen Hals gelegt hatte. „John, John, John…“ Er schüttelte verständnislos den Kopf dabei und nickt dem schwarzhaarigen Mann hinter mir zu. Ich spürte, wie die Schlinge um meinen Hals zugezogen wurde. Erschrocken keuchte ich auf. Erneut schnitten die Handschellen in mein Fleisch, als ich automatisch nach der Schlinge greifen wollte. Panik durchflutete meinen Körper und das Adrenalin schoss in meine Venen! Ich rutschte näher zu dem Mann, doch es half nichts! Er zog weiter zu und die Luft blieb mir weg! „Warum lügst du mich in so einer Situation an?“, fragte David und er klang so entspannt, als hätte er ein Kind vor sich, welches Süßigkeiten stahl. „Ich habe nicht gelogen!“, brüllte Jack ihm entgegen, doch er tat so, als würde er es gar nicht hören. Panik stand Jack ins Gesicht geschrieben, doch ich sah es kaum. Die Welt um mich herum wurde langsam immer dunkler und ich merkte, wie ich der Bewusstlosigkeit näher kam. Ich hörte nur noch Stimmengewirr um mich herum. Alles klang so stumpf und ich konnte die Stimmen weder unterscheiden, noch einzelne Wörter heraushören. Es war ein weißes Rauschen! Mein Oberkörper sackte vor Erschöpfung langsam nach vorne. Kurz bevor mein Gesicht den Boden berührte, wurde das Seil entfernt und ich schnappte panisch nach Luft. Zog so schnell es ging den Sauerstoff in meine Lungen! Ich hustete und brauchte einen Moment, um wieder Herr meiner Sinne zu werden. Auch die Stimmen um mich herum klarten wieder auf. Die Welt nahm wieder klarere Formen an. Mein Hals schmerzte und Schlucken tat unglaublich weh! „Ja, ich hab einen verdammten Spion!“, hörte ich Jacks Worte, wie aus einem schlecht eingestellten Radio, „Lass ihn in Ruhe… bitte.“ Bitte... Das Jack ihn bittet, dieses Wort war sicher nur sehr schwer über seine Lippen gekommen. Ich konnte mir vorstellen, wie schwer es Jack fiel dieses kleine Wort auszusprechen. David schien geradezu entzückt darüber zu sein. Er strahlte wie ein Kind, das grade ein Eis bekam. Ich schaffte es noch nicht mich aufzusetzen, zu sehr zitterte mein Körper. „Sehr schön! Dann verrat mir, wer es ist.“ Jack sah zu Boden, wich meinem und Davids Blick aus. Ich war mir sicher er würde es nicht verraten. Ging das Spielchen für mich jetzt etwa wieder von vorne los? Ich bekam Panik. Mein Blick huschte von Jack zu den anderen und blieb schlussendlich an Adam hängen. Wir sahen einander an und ich glaubte Besorgnis in seinem Blick zu erkennen. Doch wahrscheinlich bildete ich mir das nur ein. Vielleicht wünschte ich es mir auch einfach nur. David schien langsam die Geduld zu verlieren. „weißt du John, ich bin das ewige Nachfragen leid. Ozelot, würdest du ihn bitte weiter befragen?“ Der Blick Adams, welcher gerade noch an mir haftete, wanderte sofort zu David. Adam trat einen Schritt vor und wirkte gefasster, als er gerade noch aussah: „Natürlich, Boss. Was ist mit ihm?“, sagte er und deutete kurz zu mir runter, „soll er dabei zusehen? Ich glaube es reicht. Wenn er nicht redet, kann ich ihn ja wieder holen lassen.“ Ich verstand, als ich Jacks Gesicht sah, er würde mir nicht helfen können und hier ging es um sehr viel wichtigeres als unser beider Leben. Wenn Jack ihnen das Uran gab, was würde David damit machen? Würde er Waffen bauen, die die Menschheit nicht brauchte? Würde er, war meine simple und eigene Antwort in meinem Kopf. Er würde seine Macht stärken wollen. Er würde wollen, dass alle anderen vor ihm Angst hatten. Und das hätten sie. Und was hatte es mit diesem komischen Computerprogramm auf sich, von dem David immer wieder sprach? Ich erinnerte mich an den Satz, wer die Masse kontrolliert… war es vielleicht genau solch ein Programm? Ein Programm um Massen zu beeinflussen? Sprachen wir hier von 'Fake-News'? Ich konnte nur mutmaßen. Ich hechelte weiterhin den ersehnten Sauerstoff ein. Nie hätte ich gedacht, dass es eine solche Wohltat war zu atmen! Vermutlich würde er so einer der mächtigsten Männer der Welt werden, wenn nicht sogar der Mächtigste. Ich hätte Lachen können, wie ich so darüber nachdachte. Es nahm Ausmaße an, wie bei James Bond. Nur Fragte leider keiner, ob wir einen Martini wollten. David versuchte einfach weiterhin seine Macht zu stärken. Jack wusste es genau! Er wusste genau, dass, sollte er ihnen geben, was sie wollten, er die Welt damit ins Unglück stürzen könnte. Er hatte bereits beim Einsatz um Susanne mitbekommen, dass es Menschen gab, die solch eine grauenvolle Waffe nutzen würden. Es war unser Opfer und ich verstand, dass es nur wenig Hoffnung gab. Ich lauschte den Gesprächen und spürte einen Funken Hoffnung. Vielleicht ja doch! Sie sprachen hier von einem Spion. David redete gerade mit Jack darüber, er wollte einen Namen. Aber was war, wenn Adam genau wusste, wer der Spion war? Immerhin wusste Adam immer über ALLES Bescheid. Mir war sehr klar, dass Jack schweigen würde. Er würde alles in Stille verbergen, wenn es wichtig war und auch wenn ich ihm menschlich wichtiger war, war der Rattenschwanz, den es hinterher zog, gefährlich und diese Gefahr würde Jack nicht eingehen. Für David war es in Ordnung, dass ich erst mal weggebracht werde. Ich wurde zu meiner Zelle gebracht und wie die stählerne Tür ins Schloss fiel, zuckte ich erschrocken zusammen. Ich war alleine! Ob ich mich darüber freute? Ich wusste auf diese Frage keine Antwort. Irgendwie ja, denn nun konnte mir keiner mehr weh tun. Endlich konnte ich meine Wunden versorgen. Wobei dies auch nicht wirklich funktionierte, hatte ich doch hier nichts! Doch keine neuen Schmerzen kamen hinzu und doch war ich wieder alleine. Ich wusste nun, dass Jack keine 300 Meter von mir entfernt war und doch fühlte es sich an, als seien es Welten, die uns trennten. Es waren jedoch nur Meter dicke Betonwände. Ich blickte hinauf in das grelle Licht der verhassten Neonlampe. Als meine Augen auf den Boden wanderten, strich ich mir erschöpft durch die braunen Haare. Immer noch war mir bitterliche kalt. Ich zog mein nasses T-Shirt aus. Ich wollte keine Lungenentzündung. Ob ich die hier in dem Verlies überleben würde, da war ich mir nicht sicher. Sie folterten Jack gerade und die Sorge ließ mich zittern. Doch Tränen wollte noch nicht kommen, zu sehr stand ich unter Schock. Ich wusste nicht, wie viel Zeit verstrichen war, während ich wie betäubt auf den Boden blickte. Als die Luke geöffnet wurde, war ich überrascht und noch überraschter war ich, als jemand Kleidung durch die Luke warf. Schnell zog ich die Sachen an. Fast schon stürzte ich mich gierig auf die Kleidung Es waren keine besonderen Sachen. Ein graues T-Shirt und eine einfache Jogginghose. Doch sie waren sauber und sie rochen gewaschen. Mehr, wie ich hier erwartet hatte. Es tat gut in die trockene Kleidung zu schlüpfen. Endlich konnte sich eine Wärme in meinem Körper ausbreiten. Immer noch war mir bitterlich kalt und als ich die Hände in die Tasche steckte, trafen meine Finger auf einmal auf Papier! Ich holte den kleinen unscheinbaren Zettel hervor und las: „Halte durch. Nicht mehr lange! Alles läuft nach Plan.“ Ich blinzelte, als ich die Nachricht las und Hoffnung durchflutete meinen Körper! Ich wusste nicht, von wem der Zettel kam, wahrscheinlich von besagtem Spion. Die Nachricht war wie ein Anker meiner restlichen Hoffnung. In der anderen Tasche fand ich eine einzelne kleine Tablette in einem kleinen Plastikbeutel. Darin war ein weiterer winziger Zettel auf dem stand „Schmerzmittel“. Tränen schossen mir in die Augen. Jemand war noch auf meiner Seite! Hier war also ein Spion. Ein Spion, der für Jack arbeitete und dieser versuchte uns zu retten! Dieser war auf unserer Seite! Es war reine Hoffnung, in dieser schier endlos verlaufenden Hölle…. Ich betrachtete meine wunden Handgelenke. Die Handschellen hatten sehr unschöne Spuren auf meinem Körper hinterlassen. Sicherlich würde man diese Wunden noch einige Zeit sehen. Ich strich mit dem Finger leicht darüber und ein stechender Schmerz durchzog meinen Körper. Ich verzog das Gesicht. Noch vor wenigen Stunden hätte ich mich nach einem Gefühl gesehnt und seien es Schmerzen gewesen… Doch nun wünschte ich, diese Schmerzen wären nie geschehen. Ich verband meine Handgelenke behelfsmäßig mit Toilettenpapier. Ich betastete vorsichtig mein Gesicht. Ich wusste nicht, wie ich wirklich aussah, hatte ich doch keinen Spiegel hier. Ich hatte sicherlich einige Blutergüsse im Gesicht. Doch dies war dank des kleinen, eigentlich so unscheinbaren Zettels vergessen. Ich schluckte die Tablette und hoffte, sie würde schnell wirken. Im Nachhinein dachte ich, dass es dumm war einfach eine Tablette zu schlucken, die man gar nicht kannte. Ich betastete meinen Hals. Auch dieser schmerzte. Und eine Gänsehaut überzog meinen Körper. Wie grauenvoll es sich anfühlte erdrosselt zu werden. Ich hatte mal gelesen, dass es für einige Menschen einen Kick gab, wenn sie dies beim Sex taten und ich hatte kein Verständnis für diese Menschen. Ich hoffte einfach, dass die Tablette wirklich eine Schmerztablette war. Ich las erneut den Zettel. Sehr genau. Ja, ich würde durchhalten. Morgen war gerade vergessen. Adam und seine Drohung waren für diesen Augenblick vergessen. Immer noch brannte unbarmherzig das Licht von der Decke. Was die hier wohl für eine Stromrechnung bekommen würden, schoss es mir nachdenklich durch den Kopf. Es war albern und trotzdem brachte mich dieser Gedanke unter Schmerzen zum Schmunzeln. Es vergingen einige Momente und ich schaffte es nicht mehr, nicht an Morgen zu denken. Doch die Stille drängte diese Gedanken regelrecht in meinen Kopf, ob ich es wollte oder nicht. Ich rollte mich auf meiner Pritsche ein und mein Körper begann zu zittern. Wie ambivalent ich mich verhielt. Vor wenigen Augenblicken noch hoffnungsvoll, nun vollkommen verängstigt. Was würde morgen geschehen? Was meinte Adam mit Strom? Wie konnte man denn mit Strom foltern? Würden davon nicht Schäden bleiben? Konnte ich dadurch nicht auch einen Herzfehler erleiden? Dass ich es nicht wusste war eine ebenso große Folter und mir war bewusst, dass meine Peiniger dies ebenso wussten wie ich. Immer wieder stellte ich mir vor, was morgen geschehen könnte. Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, doch ich schlief ein, vermutlich auch wegen der Tablette, die ich genommen hatte. Es schien, als brauchte mein Körper diese Ruhe gerade äußert dringend! Ich erschreckte mich, als die Tür aufging. Es war gar nicht Zeit für das Essen… Zwei Männer mit Sturmhaube betraten meine Zelle und ich stand langsam auf. Es war wohl so weit. Ich konnte nichts erkennen, nur ihre Augen waren ersichtlich. Die einen graugrün, die anderen hellbraun und ich erkannte sie wieder! Ich stockte, als der Mann, der mich vergewaltigen wollte, auf mich zutrat. Die Wut las ich in den Augen ab! Fest griff er nach meinen Armen und die Waffen der Männer ließen mich kooperieren, obwohl ich es nicht wollte! Finster sah der Soldat mit den braunen Augen mich an und als er die Handschellen um meine Handgelenke legte, zog er sie schmerzhaft zu. Fester, als er es gebraucht hätte. Ich schwieg, gab ihm nicht die Genugtuung zu jammern. Er sprach nicht mit mir und ich traute mich nicht zu fragen, wie es seiner Nase ging. Ich wollte nicht noch mehr Schmerzen, als ich gleich ohnehin erdulden musste. Sie führten mich raus aus dem Raum und ich konnte nicht verhindern, dass ich erleichtert war. Ich hasste diese Zelle und ihre Helligkeit abgrundtief. Ich wollte mein grelles Gefängnis verlassen und vor mir erstreckte sich erneut der schmucklose Gang, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Einer ging vor mir und der Mann mit den braunen Augen hinter mir. Wie ich es auch versuchte und ich in Gedanken durchspielte, ich sah für mich kein Entkommen. Ich zitterte und meine Beine fühlten sich an wie Gummi. Nun war es so weit. Wenn nicht mein stiller Beschützer kommen würde, würde Adam sein krankes Spiel an mir ausleben. Dann würde ich vermutlich genau erfahren, was mit meinem Vater geschehen war, damals. Ich wollte und musste entkommen! Hilfe holen, Miller, Jules, Clay oder sonst wen kontaktieren! Wir verließen das Gebäude. Wo brachten sie mich nur hin? Es war Nacht und ich war fast schon dankbar für die Dunkelheit! Wie sehr hatte ich sie in den letzten Tagen herbeigesehnt. Sie wollten mich raus bringen! Doch Jack war noch dort drinnen. „Ich hoffe, du schreist dir gleich die Seele aus dem Leib. Vielleicht lassen wir Snake zuschauen“, raunte mir eine hasserfüllte Stimme ins Ohr. Zielstrebig gingen wir zu einem anderen Gebäude und meine Beine wollten nicht mehr weitergehen. Ich sah nach hinten und plötzlich sackte der Mann mit den braunen Augen leblos zusammen, wie bei einer Marionette, welcher man die Fäden durchschnitt und unter seinem Kopf bildete sich eine große dunkle Lache, fast zeitgleich ertönte ein lauter Knall in der Nacht! Scharfschütze, schrie ich in Gedanken! Hoffnung flammte in mir auf. Als der Mann vor mir sich umdrehen wollte, sackte auch dieser zusammen und erneut ertönte ein zweiter Knall! Auch die Person fiel langsam zu Boden und ich sah, wie Blut an der Wand in Höhe seines Kopfes klebte. Zu verwirrt war ich, als das mir schlecht wurde… Ich sah auf die beiden leblosen Körper hinab und wusste nicht wohin! Immer noch waren meine Hände gefesselt. Verwirrt sah ich mich um! Ich betete, dass es Quiet oder Clay waren, die gerade versuchten mich zu befreien. Wie ging es nun weiter? Ich wusste es nicht. Eine Kugel knallte mit einem lauten Scheppern auf eine Eisentür und ich glaubte zu verstehen. Ich hechtete zu der Tür, doch gerade, als ich sie erreichte, wurde sie geöffnet und meine Hoffnung erstarb. Adam stand vor mir! Er trug eine schwarze graue Uniform und ich sah seinen Revolver. Diesen hatte er bereits in der Hand. Verdammte scheiße, dachte ich verzweifelt! Hinter ihm war eine weitere Person auszumachen. Eine Frau, doch mein Blick war gefesselt von Adams Gesicht. Ich hatte das Gefühl, als würde ich Fallen, doch ich betete, dass erneut ein Schuss die Stille der Nacht durchbrechen würde! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)