Zum Inhalt der Seite

Verborgen in Stille Teil II

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Gegensätze ziehen sich nicht immer an…

Ich schlief tief und fest und was noch viel wichtiger war, traumlos! Die Müdigkeit, welche mich in ihrer Gewalt hatte, wollte mich einfach nicht los lassen und auch ich wollte mich ihr weiter hingeben. Gefühlt hatte ich sicher seit Jahren nicht mehr so gut geschlafen wie derzeit. Es war warm und es roch so vertraut. Ich hatte einfach das Gefühl, ich fallen lassen zu können. Doch eine plötzliche ruckartige Bewegung ließ mich erschrocken, aber schlaftrunken hochschrecken.

Die Dunkelheit, die das Zimmer erfüllte, konnten meine Augen nicht durchdringen, nur das Licht aus dem Flur ließ langsam aber sicher Formen erkennen. Meine Gedanken rasten. Ich versuchte rational zu denken, doch dies war derzeit kaum möglich! Verschwindet Jack? War es alles nur ein Traum gewesen? Fast schon panisch griffen meine Hände neben mich und trafen gleich auf feste Muskeln. Meine angespannten Schultern entspannten sich und innerlich seufzte ich erleichtert auf. Aus dem Flur drangen Geräusche. Ich erkannte Emily, wie sie ihre Schuhe einfach irgendwo fallen ließ und gut gelaunt durch den kleinen Flur in die Küche verschwand.

Ich spürte Jack, der angespannt neben mir saß, vermutlich hatte Emily ihn geweckt. Wobei geweckt vermutlich nicht der passende Ausdruck dafür war. So wie Jack wirkte, hatte sie ihn gerade aus einem tiefen Schlaf gerissen. Ich spürte die Anspannung, welche von ihm ausging. Sein schweres Atmen war das einzige Geräusch in meinem Zimmer. Seine Muskeln waren sicher bereit aufzuspringen. Vermutlich hörte er seinen Pulsschlag in den Ohren! „Alles gut“, nuschelte ich leise, „das ist nur Emily… Meine Mitbewohnerin.“

Ich konnte durch das schummerige Licht erahnen, dass Jack leicht nickte und sich nur sehr widerwillig von mir in die Kissen drücken ließ. Entspannt war er immer noch nicht. Kam das alles von seiner Arbeit? War er dort auch immer so angespannt? Vermutlich musste er das auch immer sein. „Wieso ist sie nicht leise“, fragte er mich und schielte immer noch zur Tür. Was in seinem Kopf vor sich ging, verbarg er in seiner stillen Art. Ich seufzte schwer und antwortete: „Weil sie gar nicht leise kann.“ Es war die ehrlichste Antwort, welche ich aufbringen konnte. Ich merkte, wie er den Kopf zu mir drehte und etwas sagen wollte, als schon meine Zimmertür aufflog und ich sah, wie mehrere Kleidungsstücke in mein Zimmer geschmissen wurden. „Bor man Jazzy! Ihr braucht die Klamotten nicht in der ganzen Wohnung zu verteilen. Und beim nächsten Mal könnt ihr ruhig leiser sein! Sonst verspreche ich dir komm ich rein und zieh dich von dem Typen runter!“, hörte ich Emilys Gemecker und die Tür wurde wieder verschlossen.

Stumm nickte ich und schürzte die Lippen. Diese Frau…, schoss es mir genervt durch den Kopf. Ich spürte, wie in Jack die Verwirrung wuchs und so erklärte ich: „Sie ist… na ja sehr… mir fällt nicht das richtige Wort ein… Sie ist sehr laut und...ach keine Ahnung. Irgendwie freue ich mich, wenn ihr Beide euch kennenlernt!“

Ich spürte, wie Jack erneut einen Arm um mich legte und mich zu sich zog. „Und sie kommt einfach in dein Zimmer, wenn sie weiß, dass du Besuch hast?“ Ich spürte, wie er sich langsam entspannte, als er mich an sich drückte.

„Ja… Sie ist nicht die Einfachste“, erklärte ich leise, bevor Emily noch meinte mitreden zu müssen. Das Licht im Flur wurde ausgemacht und leise fragte ich Jack: „Willst du mir etwa sagen, dass du nicht wusstest, dass ich mit jemanden zusammenwohne?“

Leise flüsternd antwortete Jack: „Doch… Aber ich wusste nicht, dass sie keine Privatsphäre kennt. Und Lärm wie eine ganze Horde macht.“

„Gewöhn dich daran“, raunte ich und streckte meine Glieder müde aus.

Ich seufzte schwer und griff nach meinem Handy, welches auf meinem Nachttisch stand. Es war sechs Uhr… Wieso war Emily denn schon wach? Ach ja! Sie hatte ja eine komische Probe oder so, deswegen musste sie so früh weg! Gott sei Dank! Ich ließ mich zurück in die Kissen fallen. Der Schlaf hatte so gut getan! Auch Jack wirkte noch ziemlich erschöpft. Wir lauschten einer Weile den Geräuschen in der Wohnung als ich hörte, wie Emily tatsächlich leise versuchte das Haus zu lassen. Erneut spürte ich, wie Jack sich anspannte. Vermutlich passte es ihm gar nicht, dass jemand hier war, den er nicht persönlich kannte. Erst als Emily die Tür leise hinter sich schloss schien Jack sich wieder zu entspannen.

„Nervös?“, fragte ich leise, obwohl ich die Antwort bereits kannte. Ich hörte ein undefiniertes Grummeln, welches Jacks Lippen verließ. Er schwieg darauf und es war sein gutes Recht. Außerdem war ich viel zu müde. Ich wusste nicht, wann genau uns der Schlaf übermannt hatte, aber es war sicher keine vier Stunden her. Erneut streckte ich müde meine Glieder, hörte sie knacken und kuschelte mich an Jacks Brust. Immer noch waren wir nackt und seine Haut auf meiner zu spüren war unbeschreiblich. Es war, als würde man mir meine persönliche Lieblingsdroge wieder verabreichen. „Ich hoffe, du willst noch nicht aufstehen“, nuschelte ich verschlafen und zog die Decke enger um meinen Körper.

Jacks Hand, die durch meine Haare streichelte war fast schon vorsichtig und liebevoll. „Nein“, hauchte er mit einer erstaunlich sanften Stimme, „ich will noch etwas schlafen.“ Ich spürte seine Hände, die zärtlich und liebevoll über meinen Körper streichelten. Ich genoss es und drehte mich auf den Bauch, um ihm mehr Platz zu geben.

Ich genoss die Berührungen und als ich die Augen das nächste Mal aufschlug, schien die morgendliche Sonne durch mein Fenster. Wie gut es tat endlich auszuschlafen hätte ich mir nie vorstellen können. Ich seufzte zufrieden auf und streckte meine Glieder. Fast schon erleichtert atmete ich auf, als ich den warmen Körper neben mir spürte. Unsere Beine waren ineinander verknotet und einer meiner Arme war um seine Brust geschlungen.

Erstaunlich, dass man so wirklich schlafen konnte. Ich lugte hinauf und stellte fest, dass Jack schon wach war. Mir war es fast schon unangenehm, als ich feststellte, dass er mich wohl beobachtet hatte. „Morgen“, murmelte ich und konnte ein letztes Gähnen nicht unterdrücken, bevor ich versuchte den Schlaf von mir zu schütteln. Jack nickte leicht und fing an sich etwas von mir zu lösen.

Ich wusste nichts wirklich zu sagen und stumm betrachteten wir einander. Tatsächlich hatte er einen kleinen blauen Fleck auf der Wange und auch auf seiner Schulter sah man rötliche Flecke. Doch Mitleid wollte sich nicht in mir regen. Ich streckte mich und fragte mit immer noch etwas belegter Stimmte: „Möchtest du einen Kaffee?“ Ich hörte ihn nur ein tiefes okay, sagen und ich schwang langsam meine Beine aus dem Bett. Ich verschwand kurz im Badezimmer, machte mich frisch, zog mir etwas über, putze mir die Zähne und als ich hinauskam, fand ich Jack in Emilys und meiner Küche stehen.

An dem älteren weißen Kühlschrank waren viele Bilder geheftet. Von Emily und ihren Freunden vom Theater, von mir mit meinen Freunden. Von uns Beiden. Jack hatte sich seine Hose übergezogen und hielt in den Händen ein T-Shirt. „Sieht irgendwie lustig aus… Ihr habt viele Bekannte?“

Er wandte sich zu mir und zog sich langsam sein graues T-Shirt über. Ich zuckte mit den Schultern und trat neben ihn zu den Bildern. „Hm… mehr Emily. Sie arbeitet im Theater und macht eine Schauspielausbildung. Ist ein ziemlich bunter Haufen. Das sind so meine engeren Freunde, meinte ich und deutete auf ein Foto, welches bei meinem letzten Geburtstag aufgenommen wurde. Eingehend betrachtete Jack die Aufnahme. Schien jede einzelne Person genau zu mustern. „Eric erkenne ich noch“, raunte er und auch ich betrachtete meinen blonden besten Freund. Ein leichtes Grinsen huschte über mein Gesicht und ich nickte leicht, während ich sagte: „Ja, der hat sich auch nicht so viel verändert. Er lebt noch in Texas… Die schwarze junge Frau ist Alysha und der rotblonde Mann ist ihr Freund Oliver. Der schwarzhaarige ist Ethan. Mit denen verstehe ich mich ganz gut, muss ich sagen.“ Jack nickte leicht und betrachtete leicht nickend das Bild.

Sein Auge schimmerte zu einem Bild von meiner Schwester und meines zukünftigen Schwagers und ein leichtes Grinsen schlich auf seine Züge. „Eigentlich könntest du Ace sagen, dass er das eine Mal wirklich Glück hatte…“, raunte er und ging in den Flur zu seiner Jacke. Verwirrt schaute ich ihm nach und runzelte die Stirn. Ich beobachtete, wie Jack aus seiner Jacke eine dunkelbraune Zigarre hervorzog, sowie ein silbriges Feuerzeug. „Was meinst du“, fragte ich ihn, während ich eine Kapsel in die Kaffeemaschine steckte. „Ach“, meinte Jack und winkte leicht ab, während er seine Zigarre ansteckte, „ist schon länger her. Hab ihn ja noch rechtzeitig erkannt… Nach einem Warnschuss hat er schnell die Beine in die Hand genommen.“

Ich blinzelte einige Male verwirrt und starrte Jack für einige Momente stumm an. Er hätte fast Clay erschossen? Wieder wunderte es mich, wie er über seine Arbeit sprach, als sei sie so normal wie Olivers Tätigkeit in der Bank. Ob ich Clay wirklich davon erzählen sollte, wie knapp es war? Besser nicht…

Das Aroma der Zigarre verbreitete sich in der kleinen Küche und ein leichtes Grinsen schlich über mein Gesicht. Es waren diese Kleinigkeiten, die man fast vergessen hatte und die nun, wo er wieder da war, alle wiederkamen. Der herbe Geruch der Zigarre drang in meine Nase und erinnerte mich daran, wie ich das erste Mal an einer gezogen hatte. Mit siebzehn und ich musste ziemlich husten danach. Eigentlich wirklich niedlich, wenn man sich daran erinnerte. Ich blickte kurz auf die Uhr und tatsächlich hatten wir fast den kompletten Vormittag verschlafen.

Während wir einander betrachteten, schlich ein zufriedenes Lächeln über meine Züge. Ich war mir unschlüssig, was genau ich nun alles fragen wollte, wieder prasselten viele Fragen in meinen Kopf ein. Wollte ich über seine Arbeit sprechen? Wollte er vielleicht sogar anfangen Fragen zu stellen? Sollte man gleich mit der Tür ins Haus fallen? Oder doch lieber mit weniger belastenden Sachen anfangen?

Ich reichte Jack seinen Kaffee und nachdem ich ebenfalls eine Tasse hatte, setzte ich mich zu ihm an den Küchentisch. Jack betrachtete die bunte Küche, blickte von Emilys so geliebten Kräuterpflänzchen zu mir. Grinsend meinte er: „Alles dein Geschmack?“ Ich schüttelte den Kopf und auch ich grinste leicht. „Nein, die Küche hat Emily dekoriert. Sie wollte das gerne so haben. Sogar noch bunter! Da hab ich dann nein gesagt“, meinte ich leicht grinsend und fragte mich gerade, was Emily sagen würde, wenn sie sähe, dass Jack hier raucht…

Jack nickte leicht, als schien ihm diese Antwort zu reichen. „Seit wann trinkst du deinen Kaffee eigentlich schwarz“, fragte Jack und schaute an mir vorbei hinaus aus dem Fenster. Mit dem Finger fuhr ich die Tasse hinauf und hinunter, ehe ich antwortete: „Seit du weg bist. Ich schlaf so schlecht, da braucht man Kaffee.“ Ich grinste leicht und Jacks blaues Auge bohrte sich in die Meinen und ich konnte ein leichtes Grinsen auf seinen Lippen erkennen. „Das kann ich total verstehen, den brauch ich morgens auch“, raunte er leise und es hatte fast schon etwas melancholisches, wie er es sagte. Erneut kamen Erinnerungen hoch, dass Jack einst sagte, dass er ohne mich auch nicht gut schlafen könne. War das in den vergangenen Jahren auch so gewesen?

Ich war unschlüssig, ob man dies Fragen konnte und durfte, also schwieg ich. Vermutlich wäre ich mir taktlos vorgekommen. „Spielst du noch Baseball“, fragte Jack nach einem kurzen Moment. Ich schüttelte leicht den Kopf. „Nein“, meinte ich leise und erstaunlich ehrlich war meine Antwort: „ich wollte nicht mehr. So… blöd es klingt, alles von früher wollte ich so gut es ging hinter mir lassen. Aber eigentlich vermisse ich es schon zu spielen.“

Jack nickte leicht. Das Gespräch ging schleppend voran. So sehr ich gestern in Ektase war und die rosarote Brille aufhatte, merkte ich nun doch deutlich, dass doch nicht alles wie früher war. Es schien keiner so genau zu wissen, worüber wir reden sollten und als sich erneut Schweigen über uns legen wollte, fragte ich: „Wie ist es jetzt eigentlich bei dir? Was ist mit deinen Freunden… und mit deinem Leben?“

Ich sah, wie Jack sich an der Stirn kratze. Einige Male zog er an seiner Zigarre und sah mich mit einem neutralen Ausdruck in seinem Auge an. Es schien, als wisse er nicht genau, was er darauf sagen sollte. Vielleicht hatte er in den letzten Jahren wieder etwas erlebt, was ihn schweigsamer hatte werden lassen. Wenn dem so war, zeichnete es sich dieses Mal nicht auf seinem Körper ab. Doch etwas in seinem Auge, seinem Blick ließ erahnen, dass irgendetwas ihn belastete.

Er räusperte sich kurz und erklärter mit rauchiger und leiser Stimme: „Alles gut. Alles wie immer. Hab nur nicht viel Freizeit, die Welt scheint ein wenig zu spinnen derzeit…“ Ich nickte leicht, doch da ich nicht mehr alles glaubte, was in den Nachrichten verbreitet wurde, wusste ich einfach nicht genau, was man darauf antworten sollte.

„Was… na ja, was genau meinst du mit spinnen“, wollte ich dennoch wissen und trank meinen Kaffee in schnellen Zügen leer. Erneut winkte Jack ab und beugte sich etwas zu mir. „Ist nicht so wichtig… Jazz… Ich weiß, dass das alles plötzlich und vollkommen unerwartet kommt, aber ich…“ Doch Jack kam nicht dazu weiter zu sprechen, denn das Klicken der Tür ließ ihn verstummen. Wachsam und angespannt wurde sein Blick, der zur Tür glitt.

Ich erkannte schon an den Schritten, dass es Emily war und als ich sie summend in den Flur kommen hörte, hätte ich sie am liebsten wieder hinausgeworfen. Wie kann ein Mensch nur immer in so ungünstigen Moment auftauchen?! „Hey Jazzy“, rief sie aus dem Flur und ich hörte, wie ihre Schuhe auf den Boden aufschlugen, „was stinkt denn hier so?“ Mein Blick glitt zu Jacks Zigarre und ich seufzte, denn dies konnte echt stressig werden….

Emily betrat die Küche. Ihre langen blonden Haare hatte sie zu einem Zopf geflochten und unterschiedliche Bänder eingewoben. Sie stand einfach auf diesen Hippie Look. Ihre bunte Kleidung stach sich mit der grünen Farbe der Küche und als sie uns beide musterte sah ich, wie ihre Augen sich weiteten, als sie Jack betrachtete.

Ob sie ihn erkennen würde? „Mach die Zigarette aus! Hier wird nicht geraucht. Man Jazz musst du das zulassen“, meckerte sie mich an und verschränkte genervt die Arme vor der Brust. Ich bemerkte, wie Jacks Blick langsam an ihr hinunter glitt. Eine Augenbraue hob sich leicht und es schien fast so, als zog er erneut genüsslich an der Zigarre. Als er sie in die Hand nahm meinte er mit einer Stimme, die keine Gefühle offenbarte: „Das ist keine Zigarette, sondern eine Zigarre.“

Emily winkte genervt ab und sagte gereizt: „Das ist doch eh alles dasselbe! Hier wird nicht geraucht! Das mögen die Pflanzen nicht!“ Wir starrten sie beide sprachlos an und es schien für einen Moment, als wisse keiner etwas Vernünftiges darauf zu erwidern. Ich runzelte die Stirn, sah die Kräuter an und stellt fest: „Die haben sich noch nicht beschwert…“

„Du hast keine Ahnung“, fuhr sie uns an und blickte uns beide böse an, „es stinkt und es ist ungesund! Davon bekommt man Lungenkrebs!“ Jack zuckte mit den Schultern und es schien ein leichtes Grinsen auf seinem sonst so strengen Mund zu erscheinen. Hatte er solche Gespräche von gehabt? „Aha. Gut dass man Zigarren nicht auf Lunge raucht“, kam es von ihm und er hielt mir fragend die Zigarre entgegen. Tatsächlich hatte ich, seit Jack weg war, nie wieder eine geraucht! Ich grinste ihm leicht zu, nahm sie ihm tatsächlich ab und zog an ihr. Der herbe und kratzige Rauch verteilte sich langsam in meinen Mund und nachdem ich ihn hinauspustete, hinterließ er ein vollmundiges Aroma, welches ich nicht genau zuordnen konnte.

„Jasper! Sowas macht man nicht“, fuhr Emily mich entsetzt an und ich sah, wie sie mich mit erschrockenen grünblauen Augen anstarrte. Es war fast schon ein wenig zum Schmunzeln, doch noch immer war ich sauer, dass sie genau jetzt wiederkam, wo Jack mir etwas Wichtiges mitteilen wollte. „Glaubst du wirklich, ich werde jetzt zum Kettenraucher? Oder so“, fragte ich etwas genervt und reichte Jack seine Zigarre zurück.

„Nein, aber trotzdem ist das ungesund“, meckerte sie und betrachtete Jack genauer. „Ich dachte normalerweise Frühstückst du nicht mit den Typen und seit wann…. Kenn ich den irgendwo her“, fragte sie und schien gerade zu vergessen, dass Jack in der Küche rauchte. Sie stand etwas links von ihm und sah die Augenklappe wohl nicht. Sonst hätte sie Jack sicher sofort erkannt.

Mit gerunzelter Stirn sah Jack zur mir und pustete mir mit einem leicht feindseligen Ausdruck den Rauch ins Gesicht. „Hat er denn so viele Kerle hier gehabt?“ Ich wedelte vor meiner Nase herum, um den Rauch nicht einzuatmen. „Emily übertreibt“, meinte ich genervt und verdrehte die Augen. Als ich Emilys Schnauben hörte ahnte ich schon, was sie gleich sagen würde und ich wurde nicht enttäuscht. „Der hatte so oft Männer da! Das glaubt man kaum, ach ich bin übrigens Emily“, grinste sie breit und streckte mir kurz die Zunge hinaus.

Jack betrachtete den bunten Paradiesvogel vor sich und seufzte leicht, eher er ein „Jack“ raunte. Unsicher blickte sie ihm in sein Gesicht und ich sah, wie der Dollar Penny leise fiel. Ich kannte Emily und sah deutlich, wann es klickte. „Oh mein Gott“, fing sie an zu quietschen, „DER Jack? Oh mein Gott Jazzy! Dass ist ja wundervoll! Oder nicht…?! Aber dann hättet ihr gestern nicht- oder doch?!Oh… oder willst du etwa gleich wieder verschwinden? Denn dann kriegst du richtig Stress mit mir, Freundchen“

Ich konnte nicht anders und musste laut auflachen, als ich hörte, wie Emily Jack drohte und auch Jack blickte sichtlich verwirrt zu der kleinen jungen Frau. Erneut zog er an der Zigarre, pustete den Rauch zu ihr und zog fragend die Brauen hinauf. „Aha“, kam es nach einem Moment von ihm. Irgendwie war es schon süß, wie sie sich für mich einsetzte und sich sorgte! Es war wieder einer der Momente, wo ich ihr nicht böse sein konnte.

„Ja! Einfach zu verschwinden und jetzt wieder zu kommen… Aber es ist toll dich kennen zu lernen! Es ist auch total asi jemandem Rauch ins Gesicht zu pusten! Bleibst du jetzt“, wollte Emily begeistert wissen und setzte sich neben Jack, der sichtlich verwirrt zu sein schien. So, oder so ähnlich hatte ich mir vorgestellt, wie die Beiden aufeinander trafen. Emily nur am quasseln und Jack, der einsilbig und überfordert daneben saß. Emily, die von Thema zu Thema sprang und einen überforderten Jack vor sich hatte. Vermutlich fragte er sich, was diese Frau von ihm eigentlich wollte. „Okay. Jazzy hat ja nie viel von dir erzählt! Ich weiß nur, dass du ihm das Leben gerettet hast! Wirklich toll! Sonst hätte ich den gar nicht an der Backe! Oh! Es ist ja so toll, dich kennen zu lernen! Erzähl doch mal von dir“, sie redete ohne Punkt und Komma. Ich kannte es schon so, Jack kannte solch ein Verhalten mit Sicherheit gar nicht. Die Verwirrtheit spiegelte sich auch immer mehr auf seinem Gesicht wider. Selbst wenn er gewollt hätte käme er gar nicht zum Antworten.

Natürlich, in seinem Bekanntenkreis war sicher niemand so wie Emily. Ich bemerkte, wie Jack kurz meinen Blick suchte und ich zuckte unschlüssig mit den Schultern. So war sie eben… Ich kannte sie nicht anders.

„Ähm“, entfuhr es Jack und er räusperte sich kurz, „also… ich bin… dieser Jack und…Ja.“ Emily nickte fröhlich und schien auf noch mehr zu warten und als nichts kam, fragte sie erneut: „Und? Seid ihr wieder glücklich und frisch verliebt, wie am ersten Tag? Obwohl, überhören...-“ Noch bevor Jack etwas sagen konnte, mischte ich mich nun in das Gespräch ein.

„Emily, das geht dich nichts an“, meinte ich ernst und verschränkte die Arme vor der Brust, „du würdest es schon erfahren.“

„Oh“, säuselte sie breit grinsend, „stör ich euch gerade wieder zusammen zu kommen?“ Ich verdrehte die Augen und fragte leicht gereizt, auch um das Thema zu wechseln: „Wieso bist du jetzt eigentlich schon von deiner Probe zurück?“

Als ich Emilys überraschtes und verwirrtes Gesicht sah wusste ich, dass ich wieder etwas falsches gehört hatte. „Was sollen wir denn schon so früh am Theater für eine Probe? Wir haben ein paar Bilder gemacht und brauchten die Morgensonne. Deswegen… Du kannst echt gar nicht zuhören, oder?“

„Ne… ich denke nicht so“, meinte ich und schmiss mir einen Toast in den Toaster. Ich sah, wie Emily die Augen verdrehte. „Und sowas nennt sich bester Freund“, beschwerte sie sich und sah zu Jack. „Und jetzt? Wieso bist du eigentlich einfach verschwunden, dass wollte mir Jazzy nie verraten“, meinte sie fröhlich, dass sie vor einigen Augenblicken noch gemeckert hatte, weil Jack in der Wohnung rauchte, schien wie vergessen.

„Wenn er es dir nicht gesagt hat, dann werde ich es auch nicht machen“, war Jacks schlichte Antwort, die Emily kurz stocken ließ. „Aha? Dann muss es was wirklich Schlimmes gewesen sein“, meinte sie und betrachtete unsere Gesichter. Doch keiner von uns Beiden schien sich wirklich in die Karten schauen zu lassen. Emily musste eben akzeptieren, dass es Sachen gab, die sie einfach nichts angingen.

Es schien, dass sie es zwar verstand, aber dennoch irgendwie sauer war. Verstand einer diese Frau… Fast schon mürrisch sah sie uns an und fragte an Jack gewandt: „Und du bist jetzt gekommen, um ihn bei der Gerichtsverhandlung zu unterstützten?“ Ich blinzelte einige Male, denn tatsächlich hatte ich die Verhandlung vollkommen vergessen seit Jack wieder da war. Nun war es auch an mir, Jack aufmerksam zu betrachten. Allerdings ließ dieser neutrale, fast schon emotionslose Gesichtsausdruck nichts erkennen. Eigentlich, wenn man es so betrachtete, wäre aus Jack sicher auch ein guter Pokerprofi geworden. So amüsant es auch hier mit Emily und Jack eigentlich war, wollte ich endlich alleine und in Ruhe mit Jack über all meine Fragen sprechen. Es musste einfach endlich geklärt werden. Fast schon tat es mir leid, als ich Emily anblickte und sie höflich bat: „Emily, Jack und ich bräuchten eigentlich wirklich mal Zeit zu zweit… Wäre es okay, wenn du uns die Zeit irgendwie geben könntest?“

Nun war es an ihr die Arme vor der Brust zu verschränken und grinsend und mit spöttischem Ton fragte sie: „Warum Zeit mit ihm allein? Du hattest gestern Nacht ganz viel Zeit mit ihm alleine. Das habe ich gehört! Dein Problem, wenn ihr da nicht sprechen wollt!“ Frech streckte sie mir ihre Zunge hinaus und spielt mit den Fingern an ihren Haaren. Genervt blickte ich ihr in die auffälligen Augen und seufzte frustriert auf.

Ich wusste, dass es ziemlich unhöflich herüber kommen würde. Fast schon überrascht sah Emily mich an und an dem überbreitem Grinsen was sie mir zeigte, wusste ich, dass sie meiner Bitte nachkam. Frech und kindisch streckte sie mir erneut die Zunge hinaus und sagte gut gelaunt: „Aber nur, weil ich will, dass du endlich mal glücklich bist und wenn es der gruselige Typ sein muss, dann ist das okay. Hab ich halt zwei Leute die meine Taschen tragen!“ Immer noch mit einem breiten Grinsen drehte sie sich zu Jack und klaute ihm einfach die Zigarre aus dem Mund, während sie mit frecher Stimme zu ihm sagte: „Wenn ich dich dann hier öfter sehe, müssen wir uns dringend über das Rauchen unterhalten. Das geht gar nicht! Klar?!“

Ich sah, wie Jack verwirrt die Stirn runzelte aber dann trocken und nüchtern sagte: „Ich hör damit nicht auf, egal was du sagst.“ Er wollte nach seiner Zigarre greifen, doch Emily verschwand einfach nach hinten. Energisch schüttelte Emily den Kopf und grinste leicht, winkte fast schon provozierend damit. „Oh nein, ich meine, wenn wir Freunde werden wollen, dann musst du damit schon aufhören.“ Breit grinsend verließ sie die Küche und zog sich ihre Schuhe wieder an. Immer noch hatte sie die Zigarre bei sich.

Leise und nur für mich hörbar hörte ich Jack leise nuscheln: „Ich wusste gar nicht, dass ich mich mit ihr anfreunden wollte…“ Doch ich kannte Emily, wenn sie sich was in den Kopf setzte, würde sie nicht locker lassen, kannte ich es doch von mir selbst und Emily. Jack sollte jedoch seine eigenen Erfahrungen mit ihr machen. Es war wirklich äußerst nett von Emily, dass sie mich mit Jack wirklich alleine ließ. Schließlich hatte ich kein Recht sie der Wohnung zu verweisen.

Stumm sah Jack ihr nach und fragend meinte er zu mir: „Ist die jetzt wirklich mit meiner 25 Dollar kubanischen Zigarre aus dem Haus gegangen?“ Ich nickte leicht und grinste spöttisch als ich hinzufügte: „Und die 25 Dollar Zigarre wird auch gleich in dem nächsten Gulli landen…“ Ein Raunen des Unverständnisses schlich über seine Lippen und er schüttelte den Kopf.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  honeyJ
2017-05-10T14:04:25+00:00 10.05.2017 16:04
Was für ein lustiges und schönes Kapitel. ^_^
Habe mich auch gefreut wenn jack und emily aufeinander treffen. So hatte ich mir das ausgemalt die qutascht er schweigt xD super daumen hoch!
Von:  chaos-kao
2017-03-29T10:45:48+00:00 29.03.2017 12:45
Emily ist super :D Das nenne ich mal ein amüsantes Kapitel! Die Leute im Bus schauen schon seltsam da ich vor mich hin grinse und kicher :D
Von:  Pitchermaus
2017-03-04T08:54:00+00:00 04.03.2017 09:54
Oh Gott, da komme ich aus dem Lachen ja gar nicht mehr heraus. Allein die Vorstellung von Jacks Gesichtsausdruck treibt mir die Tränen in die Augen vor lachen. Emily ist schon wirklich ein Unikat. Aber irgendwie so habe ich mir auch ihr Zusammentreffen mit Jack vorgestellt. Zu Beginn schon ihre Art einfach in Jazz Zimmer zu platzen, war ja schon herrlich, aber dass sie ihm dann so in der Küche begegnet... der Wahnsinn. Man sollte ja meinen, dass sie Jacks Ausstrahlung und sein Gesicht mit den Narben erst einmal abschreckt. Aber wirklich lange hat das dann nicht gehalten. Ihr Verhalten danach war echt schon unglaublich. Dass Jack da irritiert ist, kann ich verstehen. Jazz hat da sicher recht, dass Jack so etwas gar nicht kennt. Ich könnte mir aber auch gut vorstellen, dass Emily und Jack sich durch aus gut verstehen werden. Einfach, weil Emily es egal zu sein scheint, wer Jack ist und sich von ihm auch nicht einschüchtern lässt. Genauso wenig, wie Jazz das damals gemacht hat. Wobei Jack sicherlich mit Emilys Art zu kämpfen haben wird und auch Emily sich über Jack sicherlich oft ärgern wird, wenn er denn von nun an öfters da ist. Das wird dann für Jazz sicher auch nicht ganz einfach, wenn er von den Beiden die Klagen hört. Und so wie ich Jack einschätze, kann ich mir gut vorstellen, dass er es auch darauf anlegen wird Emily zu ärgern. Ich bin mir nur nicht so sicher, ob das so gut für ihn ausgehen wird bzw. kann ich mir gut vorstellen, dass Emily Konter geben wird und das wiederum wird sicherlich auch Jazz irgendwie mit einbeziehen. Ich freue mich auf jeden Fall schon auf das nächste Zusammentreffen der drei :).
Dass Jazz zu Beginn ein wenig Panik schiebt, dass Jack weg sein könnte ist verständlich. Auch das Jack durch die fremden Geräusche sofort allarmiert ist und erst wieder entspannen kann, als Emily weg ist. Die Stille dann beim Frühstück ist auch nachvollziehbar. Jazz Gedanken, was er fragen kann und was nicht sind sicherlich auch berechtigt. Zumal er auch nicht weiß, was für Antworten er bekommen wird, wenn Jack denn antwortet. Wobei er das früher oder später tun muss, wenn es mit ihm und Jazz klappen soll. Kann mir nämlich nicht vorstellen, dass Jazz ihm sein Schweigen für all zu lange durchgehen lassen wird. Jazz Frage finde ich dann gar nicht so schlecht. So erfährt er etwas, gibt zugleich aber auch Jack die Möglichkeit die Richtung des Gespräches zu steuern - erst einmal jedenfalls. Tja und dann hätte es vielleicht ein paar Antworten gegeben und Emily platz da rein. Dafür hätte ich sie ja eigentlich gerne verflucht, aber ihr Auftritt hat das dann doch wieder gerettet. Allein bei dem Gedanken an die Szene in der Küche muss ich wieder anfangen zu lachen.
Jetzt wo Emily aber weg ist, bin ich gespannt wie es zwischen den Beiden weiter geht. Ich hoffe doch sehr, dass Jack ein paar Antworten gibt, bevor er wieder gehen muss. Und natürlich bin ich jetzt, nach dem Jack Clay erwähnt hat und anscheinend ja auch weiß, wer er ist, auf ein Treffen von ihnen gespannt. Wobei das wohl noch dauern wird oder?
Ich wünsche dir ein schönes Wochenende. Meins hast du mit diesem Kapitel definitiv gerettet :)


Zurück