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Verborgen in Stille Teil II

von

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Ein neues Leben beginnt

Wie ich nach dem Besuch bei meiner Mutter nach Hause gekommen war, wusste ich gar nicht mehr. Ich war froh, dass ich so lange nach Hause brauchte, denn die Wut war noch lange nicht vergessen. Ich weigerte mich mit Jenny darüber zu sprechen, auch wenn sie die ganze Zeit nachfragte. Verbarrikadierte mich in meinem Zimmer. Zu meiner Mutter hatte ich seit dem keinen Kontakt mehr, dass wollte ich auch gar nicht. Sie hatte der wichtigsten Person in meinem Leben eingeredet schlecht für mich zu sein. Natürlich schrieb ich es Jack, dass meine Mutter nur Schwachsinn geredet hatte. Doch natürlich bekam ich keine Antwort darauf. Da ich nichts von ihm hörte, schlich sich zu meiner Trauer auch immer mehr Wut.

Tatsächlich zogen wir bald nach Kalifornien und ich war erleichtert, dass zwischen meiner Mutter und mir über 1000 Meilen lagen.

Jenny und Clay waren total euphorisch. Meine anfängliche Freude war einem Gefühl der Ungewissheit gewichen. Es gab kein Zurück mehr! Ich teilte allen wichtigen Behörden, darunter auch der Polizei, mit dass ich umgezogen war. Auch meinen Anwalt. Früher oder später würde es zur Gerichtsverhandlung kommen und dafür brauchten sie eine Adresse. Es wurde eine neue Schule gefunden, auf die ich nach dem Umzug gehen würde. Eric half uns und ich war froh darüber, die ersten Tage in der Fremde meinen besten Freund an meiner Seite zu haben. Jenny und Clay hatten ein schönes ruhiges Haus gefunden. Wie sie es gefunden hatten, war mir schleierhaft. Aber dass Jack da vielleicht seine Finger mit im Spiel hatte, wollte ich mir nicht vorstellen. Es hatte zwei Stockwerke, einen netten Garten, drei Schlafzimmer und Bäder und eine offene Wohn-Essküche. Ich hatte ein geräumiges Schlafzimmer bekommen mit einem eigenen kleinen Badezimmer. Ich durfte es einrichten, wie ich es wollte und so kamen überwiegend moderne Möbel hinein und helle Farben an die Wände.

Jenny und Clay fühlten sich schnell wie Zuhause, bei mir dauerte es ein wenig. Trotz des schönen und heißen Wetters war der Schritt umzuziehen schwerer gewesen als ich dachte und nun, wo ich hier war, war es komisch. Obwohl wir nun am Meer lebten, war ich noch kein einziges Mal da. Selbst Eric kriegte mich noch nicht dazu motiviert dorthin zu gehen. Immer noch traute ich mich nicht mich mit nacktem Oberkörper irgendwo blicken zu lassen. Die Narben, mein persönliches Stigma, waren noch zu auffällig. Ich hoffte, dass sich das noch ändern würde, wollte ich doch wirklich surfen lernen.

Tatsächlich bekam ich sogar Neuigkeiten von Jack! Nur nie, wie ich es mir je hätte vorstellen können. Ich hatte mir angewöhnt regelmäßig mit Jenny und Clay die Nachrichten zu schauen. Eines Tages, es war kurz nach unserem Umzug und Eric war noch bei uns, sagte der Nachrichtensprecher: „Die Regierung nimmt mit Besorgnis zur Kenntnis, dass sich derzeit eine Gruppe unbekannter, bewaffneter Rebellen in die Angelegenheiten der oppositionellen Truppen im nahen Osten einmischt.“

Bilder wurden gezeigt, verwüstete Häuser, Bomben die explodierten. Eigentlich Bilder, die man tagtäglich sah, doch ich glaubte, dass Jack dort war! Rebellen, die keiner kannte! Er schien es wirklich geschafft zu haben eine eigene Truppe zu mobilisieren. Ich bekam Angst, als ich die Bilder sah, obwohl wir uns so lange nicht mehr gesehen hatten. Ich wusste gar nicht mehr, wie es ihm ging. Ob er in Gefahr war…

Erneut erschien der Nachrichtensprecher: „Das Militär kann derzeit nichts zu diesen Rebellen sagen, es wird jedoch vermutet, dass sie eine neue Untergruppierungen der Terrormiliz sind. Die Männer sind erstaunlich gut gerüstet. Woher sie die Waffen haben ist nicht bekannt. Ob diese Menschen an Anschlägen in den letzten Monaten beteiligt waren, muss derzeit noch überprüft werden! Eine Sonderkommission ermittelt.“

Fassungslos sah ich auf die Mattscheibe. Anschläge? Das würde Jack doch nicht machen?! Doch dann hörte ich seine Worte in meinem Kopf widerhallen: „Glaubst du alles, was du in den Nachrichten siehst?“

Ich blickte zu Clay, auch er sah ernster auf den Bildschirm und das erste Mal seit ich ihn kannte, fragte ich ihn was zu seiner Arbeit: „Hast du davon schon gehört?“ Ich wusste, dass er seit vielen Jahren Sniper bei der Army war. Mit gerunzelter Stirn drehte er sich zu mir und ehrlicherweise nickte er.

„Da müssen wir uns echt in Acht nehmen. Soweit ich weiß, sind das alles keine harmlosen Rebellen, die einfach mal Soldat spielen. Die Obersten sollen nervös sein… Auch das ein sehr guter Spion abgeworben sein soll geht rum. Keine Ahnung, was der an Wissen und Informationen mitgenommen hat. Auch nicht wieso genau die sich haben abwerben lassen…“

Nervös rutschte ich auf meinem Platz hin und her und neugierig war mein Blick. Mir war klar, dass die Obersten genau wussten, wer ihnen die guten Männer abwarb, aber ich durfte nichts sagen. Ich fragte mich auch, was bei den Soldaten für Gerüchte herumgingen. „Okay, kennst du den zufällig… der abgeworben wurde“, fragte ich und drückte gespannt die Daumen. Das Clay vielleicht an Jack rankommen könnte, daran hatte ich noch gar nicht gedacht!

Doch er schüttelte den Kopf, vielleicht gelogen? „Ich kenn den nicht, Jasper, ich bin Sniper. Ich bin zwar schon lange dabei, aber ich führe die Befehle mehr aus, als das ich sie wirklich gebe.“ Ich nickte und schaute hinab auf den Fußboden. Doch Erics neugierige Stimme holte mich aus meiner Traumwelt: „Hast du einen Codenamen in der Army? Irgendwas Cooles?“ Clay grinste breit und meinte: „Die nennen mich Ace. Ich war immer ein Ass im Schießen und treffe meine Ziele. Aber eigentlich hab ich den mehr, weil ich meinen Offizier im Pokern mit vier Assen besiegt habe!“

Eric lachte amüsiert und nickte leicht. Jenny drehte sich zu uns und fragte mich: „Hatte dein Jack eigentlich einen Codenamen? Der war doch auch beim Militär, oder?“ Ich atmete durch, natürlich kannte ich seinen Codenamen noch, wie könnte ich den auch vergessen? Doch ich wusste auch noch, wie Jack einst sagte, dass Anonymität seine Lebensversicherung sei. Statt zu antworten schüttelte ich den Kopf.

Neugierig sah Clay zu Jenny und fragte: „Wie sah er denn aus, Schatz? Vielleicht kenne ich den ja.“ Ich wollte nicht, dass Jenny antwortete. Doch wie hätte ich es verhindern sollen ohne unnötige Fragen aufzuwerfen? Jennys blick wanderte kurz zu mir, doch es schien, dass sie nur abschätzen wollte wie aufgewühlt ich sei. „Groß, braune Haare, trug eine Augenklappe und hatte eine recht auffällige Narbe an der Stirn. Schaut immer streng. Und er hatte immer diesen kleinen Hund dabei…Dino oder so…“ Didi, berichtigte ich sie in Gedanken und musste an den fröhlichen grauen Welpen denken, der nun sicher riesig war. Stirnrunzelnd betrachtete Clay Jenny und dann wanderte sein Blick zu mir. Er nickte leicht. Schien nachzudenken. „Hm… Ich kenn nicht viele mit einer Augenklappe… Ich weiß nur von einem...Snake…den kennt jeder bei der Army.“

Als ich Jacks Codenamen hörte, war es wie ein Stich mitten in mein Herz, doch ich durfte mir nichts anmerken lassen. Ich wollte mir nichts anmerken lassen! Wollte ich Jack doch nicht verraten. „Snake“, hörte ich Erics Stimme fragend durch den stillen Raum wehen. Kurz blickten wir einander in die Augen und ich zuckte unwissend mit den Schultern.

„Ja Snake… Unter uns Soldaten sowas wie eine lebende Legende! Hat irgendwelche Verräter ausgeschaltet. So geheim, dass kaum einer was weiß… Alles nur Gerüchte.“ Als Jenny fragte, was es für Gerüchte seien, schüttelte Clay den Kopf. „Tut mir leid, darüber darf ich wirklich nicht sprechen…“ Doch ich wusste es genau. Ich wusste genau was er getan hatte. Nur wegen ihm, Jack, saßen wir hier so friedlich beieinander. Hätte er damals nicht gehandelt, wer weiß was aus der Welt geworden wäre.

Ich wusste, dass ich nicht übertrieb. Ein Nuklearsprengkopf hochgegangen auf russischem Gebiet. Susanne, die Ausbilderin Jacks, die für ihn so viel mehr war, musste so tun als sei sie eine Verräterin ihres eigenen Landes. Jack, der losgeschickt wurde um den Verräter zu töten um so einen dritten Weltkrieg zu verhindern. Es war ihm gelungen, doch der persönliche Verlust war eine unerträgliche Last für ihn geworden.

Die anderen Beiden nickten und sahen fast schon verwirrt aus, doch auf meinem Gesicht regte sich nichts. Hoffnungsvoll fragte ich: „Weißt du denn wo Snake ist? Hast du mit dem zu tun?“

Ernst schüttelte Clay den Kopf. „Nein, habe ich nicht. Hab gehört er hat einen wichtigen Auftrag für seinen Chef erledigt. Der arbeitet meist alleine. Das, was der tut… scheiße nein, da wäre ich lieber arbeitslos und leb auf der Straße. Da hätte ich ne höhere Überlebenschance“, er grinste und wenn man Jack nicht kannte, hätte man es vielleicht auch lustig gefunden. Doch ich tat es nicht. Ich presste kurz meine Lippen aufeinander und ich war froh, dass Jenny Clay in diesem Moment abgelenkt hatte. Hatte er tatsächlich für David gearbeitet? Ich wusste, dass er dies nur getan hatte, damit mir nichts passierte. Immer noch konnte ich nicht verstehen, in welcher Gefahr ich gewesen sein soll. Vielleicht würde ich das auch nie.

Seither verfolgte ich jeden Abend die Nachrichten. Ich schrieb Jack wieder Mails, dass ich mir Sorgen machte. Das ich wusste, dass er einen Auftrag von seinem alten Boss gemacht hatte. Ich vermutete es war dieser David, obwohl, nein! Ich war mir 100%tig sicher, dass es dieser Mann war. Diesen Menschen, dem ich noch nie in meinem Leben begegnet war, hasste ich so sehr! Für mich war er an allem Schuld.
 

Tatsächlich hörte man immer wieder was von Rebellen oder Söldnergruppen, doch es schien mehrere zu geben. Sie mischten sich in letzter Zeit häufiger, an verschiedenen Orten in das Geschehen ein. Häufig handelten sie sogar vor dem zuständigen Militär und versauten so einige Missionen. Welche Söldner oder Rebellentruppen tatsächlich von Jack waren, ließ sich nicht sagen! Dafür waren die Informationen, die man erhielt, viel zu schwammig.

Die Schule begann und lenkte mich ab. Anschluss fand ich schnell, doch wahre Freunde waren nicht dabei. Tatsächlich hatte ich das Gefühl, dass ich seit längerem besser mit Menschen zurechtkam, die etwas älter waren. Sie wirkten reifer, erwachsener. Mit dem pubertären Verhalten kam ich nicht mehr wirklich zurecht. Wenn mich die Leute fragten, ob ich eine Freundin habe, antwortete ich wahrheitsgemäß. Tatsächlich schämte ich mich nicht mehr dafür, dass ich Schwul war. Mein Vater hatte es nicht geschafft, dass ich mich dauerhaft dafür schämen würde! Auch musste ich im Stillen wieder Jack Recht geben. Offen schwul zu Leben war sehr viel angenehmer, als ich es mir vorstellen konnte. In der Schule störte es eigentlich gar keinen. Es war einfach nicht wichtig, welche sexuelle Orientierung man hatte. Gehörte Kalifornien doch zu den liberalsten Staaten, die Amerika hatte.

Eric und Emily verstanden sich, doch waren sie so unterschiedlich. Mir war klar, dass die Beiden nie beste Freunde werden würden. Doch Eric lebte nun in Texas. Tatsächlich begann er am College Informatik zu studieren, während ich meinen Schulabschluss nachholte. Wir chatteten und telefonierten ständig. Hielten den jeweils anderen so auf dem Laufenden. War es uns doch wichtig.

Also blieb mir eigentlich nur Emily, welche es schaffte mich aus meinem Schneckenhaus zu holen. Emily war wirklich froh, dass ich nun in Santa Monica lebte, obwohl sie eigentlich so viele Freunde hatte. Es schien, als erdete ich diesen verrückten Vogel. Der neue Alltag kehrte ein.

Ich ging zur Schule, traf mich häufig mit Emily und schrieb E-Mails an eine tote Adresse. Doch außer Nachrichten aus dem Fernseher hörte ich nichts.

Es war Emilys zwanzigster Geburtstag, zehn Monate waren vergangen seit Jack weg war. Fast ein ganzes Jahr also. So lange die ersten Monate ohne ihn auch waren, so schnell gingen die Wochen jetzt um. Die Schlafprobleme waren noch da und langsam glaubte ich diese ohne Hilfe nicht los zu werden. Doch ich hatte keine Lust darauf. Verdrängen war derzeit angenehmer! Ob ich das dauerhaft durchhielt war mir egal. Ich trug nun einen drei Tage Bart. Endlich wuchs er wie ich ihn haben wollte. Es gefiel mir gut, endlich einen tragen zu können. Ich fühlte mich dadurch irgendwie erwachsen. Außerdem stellte ich fest, dass immer mehr Haare auf meinem Oberkörper auftauchten. Erst hoffte ich, es würde nicht zu viel werden. Doch mittlerweile gefiel es mir richtig gut. Es passte zu meinem Typ. Ich selbst stellte fest, dass ich immer erwachsener aussah.

Viele von Emilys Freunden hatte ich wegen der Zeit in der Schule nicht kennen gelernt. Zudem war ich durch die Schule und sie durch ihre Schauspielausbildung auch zeitlich derzeit nicht so flexibel.

Ich hatte Jenny gebeten mir was zu kaufen, ich hatte keine Ahnung, was man Emily schenken könnte. Als ich in dem Laden stand und ein Deo hochhielt schüttelte Jenny nur verständnislos mit dem Kopf und kaufte seltsame Dinge ein, welche ich noch nie wirklich gesehen hatte. Irgendwelches Schminkzeug.

Als Emily sie auspackte drückte sie mich feste an sich. Ich hätte irgendwelche Farben passend zu ihren Augen rausgesucht. Als sie sagte, es sei so toll einen schwulen besten Freund zu haben für sowas, bemerkte ich eine innere Unruhe! „Das hat meine Schwester rausgesucht. Ich habe von Schminke keine Ahnung“, sagte ich schnell um deutlich zu machen, dass ich keine Schwuchtel war! Mir ging es selbst auf die Nerven, doch dieses Wort, welches mich seit dem Koma verfolgte, ließ sich nicht mehr abschütteln. Die Sorge so herüberzukommen war sicher mehr als albern und jedes Mal, wenn ich mir vornahm anders zu reagieren, schaffte ich es doch nicht. Doch Emily schien es nicht zu bemerken. Lachend schlug sie mir gegen den Arm und nannte mich nur ein kleines Arschloch und wurde dann von einer Freundin abgelenkt. Ich trug Jacks Lederjacke. Selten hatte ich seine Sachen an. An diese sollte nichts dran kommen. Doch heute wollte ich einfach etwas von ihm bei mir haben. Warum wusste ich nicht.

Ich grinste und schlenderte durch die Leute, die sich in ihrem kleinen Apartment zusammendrängten. Ich quatschte mit einigen über belangloses. Viele waren wie Emily, sehr künstlerische und kreative Menschen. Ich trank gerade ein Bier, als ein junger Mann zu mir trat. Er war etwas kleiner als ich und hatte ein nettes Gesicht. Seine Haare waren kurz und in alle Richtungen standen sie ab. Er hatte hellbraune Haare und wie ich braune Augen.

„Hey, hab gerade Emily gefragte wer du bist und sie meinte, dass du ihr schwuler bester Freund bist“, grinste er und zwinkerte mich kurz an. Ich grinste ihn kurz an und meine Augen wanderten durch den Raum zu Emily. Ich mochte ihre lustige und unbeschwerte Art. Nie hatten wir wirklich über Jack gesprochen. Für sie war ich einfach ein ganz normaler Single und als sich unsere Blicke trafen, strahlte sie mich an. Vermutlich dachte sie, dass sie mir damit einen Gefallen getan hatte.

Ich schüttelte grinsend den Kopf und wandte meine Aufmerksamkeit dem jungen Mann zu. „Ich hatte keine andere Wahl, als ich Emily kennen lernte“, meinte ich grinsend. Ich wollte keinen neuen Freund, doch ich wollte auch nicht unhöflich aussehen. Der Fremde war hübsch und gegen einen kleinen Flirt hatte ich nichts. Also reichte ich ihm meine Hand und sagte: „Ich bin Jasper, aber die meisten sagen Jazz.“

Auch er schlug ein, lächelte leicht und ich merkte wie seine Augen an mir lang glitten. „Daniel“, stellte er sich freundlich vor und zwinkerte mir leicht zu. Ich sah, wie er mich erneut musterte und ich konnte nicht anders und betrachtete ihn ebenfalls. Er war verglichen mit Jack sehr schmal, doch war er weder dick noch eine Bohnenstange. Er war einfach ein ganz normaler Typ. Ich hatte in den letzten Monaten weiterhin Sport gemacht und viel meiner verlorenen Kondition und Muskeln wieder aufbauen können. Nur meine Schulter sollte ich immer noch nicht viel trainieren. Doch ich brauchte den Sport. Was für andere Menschen Filme, Bücher oder anderes waren, worin sie abtauchen konnte, war für mich Sport! Zudem fühlte ich mich einfach wohler, wenn ich mir selbst gefiel und ich gefiel mir wieder!

Ich sah, wie er kurz schräg grinste und merkte, dass ihn mein Äußeres schon einmal zufrieden stellte. „Und, vergeben?“, fragte er wie beiläufig und nahm sich auch ein Bier vom Tisch. Ich stockte und schüttelte leicht den Kopf, was ein zufriedenes Lächeln auf Daniels Gesicht zauberte. Wollte ich sowas oder wollte ich nicht? Ich hatte seit Monaten nicht mehr darüber nachgedacht, ob ich mich auf einen anderen Typen einlassen wollte oder nicht.

Daniel erzählte mir, dass er wie Emily eine Ausbildung zum Schauspieler absolvierte. Doch ihm gefiel das Schreiben von Drehbüchern besser. Er zwinkerte mir zu und ich konnte mich nicht selbst anlügen, natürlich gefiel es mir, dass er mit mir flirtete. Wem würde sowas auch nicht gefallen? Auch ich zwinkerte ihm ein wenig zu, denn ich mochte dieses Spiel. Selbst als Jack an meiner Seite war habe ich es mir nicht nehmen lassen. Emily hatte ein paar Snacks aufgetischt und während wir beide uns daran bedienten, kam Emily zu uns.

„Na, alles gut bei euch“, fragte sie fröhlich und blickte uns fragend an. Ich nickte leicht und hielt ihr eine Minifrikadelle hin. „Die schmecken nur etwas komisch“, meinte ich grinsend.

„Oh, magst du keinen Tofu“, meinte Emily beiläufig, klaute sie mir aus der Hand und aß sie. Überrascht sah ich die Hackbällchen an. Tofu?

„Wieso denn Tofu“, fragte ich verwirrt.

„Weil ich vielleicht kein Fleisch esse? Könnte daran liegen Jazzy“, grinste sie und lachte leise. Ich betrachtete das Fake-Fleisch auf dem Tisch und runzelte die Stirn.

„Ich kenn dich schon so lange und du hast mir nie gesagt, dass du Vegetarierin bist… Du reibst mir doch sonst immer alles unter die Nase.“, scherzte ich rum und stichelte ein wenig. Tatsächlich war ich guter Laune und ich sah, dass Daniel anfing zu Grinsen. „Oh man Jazz“, meckerte Emily und strich sich ihre blonde Mähne aus dem Gesicht, „jetzt sei bloß kein Arsch. Nur weil du nicht darauf achtest, was ich esse und was nicht!“

„Als ob mich das auch interessiert“, meinte ich und tatsächlich stimmte es. Es war mir doch egal, ob sie ein Käsebrötchen bestellte oder Wurst, ob sie im Restaurant was mit Fleisch bestellte oder nicht, Hauptsache es schmeckte. Genervt seufzte Emily und verdrehte die Augen.

Als ich das sah grinste ich und pikste sie in die Seite. „Ich hab dein Essen immer gegessen, also beschwer dich nicht“, meinte ich versöhnlich, wollte ich sie doch nicht an ihrem eigenen Geburtstag zu sehr aufziehen. Sofort schien Emily wieder gut drauf zu sein, etwas, wofür ich sie wirklich beneidete. „Siehst du, man kann auch gut ohne Fleisch!“

Unbeeindruckt sah ich sie an und meinte: „Ja jetzt, wo ich es weiß, kann ich es dir ja sagen. Das Fake-Fleisch, was du mir auftischst, schmeckt meist echt dröge.“ Genervt seufzte Emily und verdrehte wieder die Augen. Sie verwies auf ihr letztes Essen, bei dem sie Schrimps mit Nudeln gemacht hatte. Tatsächlich schmeckten mir die Schrimps wirklich gut.

„Okay gut, da hast du Recht. Trotzdem… Ich könnte nicht ohne Fleisch“, meinte ich und hörte Daniel lachen. Er sei seit acht Jahren Vegetarier, meinte er lachend. Emily, wie sie darauf sagte, seit vier. Ich konnte darüber nur den Kopf schütteln. „Ich brauch Fleisch“, meinte ich ernst und dachte an die Speerrips meiner Mutter, welche ich schon immer geliebt hatte!

Nein, darauf wollte ich nicht verzichten! Emily lachte und zuckte mit den Schultern, während sie fröhlich sagte: „Ich nicht! Wie die Tiere hier gehalten werden, dass ist so schrecklich! Ich glaube auch, dass ich den Geschmack von Fleisch gar nicht mehr wirklich mag…“

Ich grinste leicht als sie das sagte, denn ich glaubte ihr nicht! Sie sah mich und Daniel grinsend an, als wir kurz schwiegen. Ich ahnte, was sie vorhatte. Auch Daniel grinste kurz zu Emily und sein Blick bohrte sich regelrecht in meine Augen. Er checkte mich ab. Es war viel zu offensichtlich. Als er kurz von einem anderen Freund Emilys angerempelt wurde, hörte ich Emily flüsternd sagen: „Schnapp dir den Jazzy!“ So offenherzig und ehrlich Emily mich anlächelte merkte ich immer mehr, wie meine Zuneigung zu ihr wuchs. Ich schüttelte leicht den Kopf und als Emily von einer Freundin angesprochen wurde, verschwand sie. Sie ließ mich mit Daniel alleine, welcher mich wieder musterte.

Ich konnte nicht anders und betrachtete den jungen Mann vor mir genauer. Er hatte recht schmale Hüften und seine Schultern waren schmaler wie die Meinen. Doch sein Grinsen und seine Art waren charismatisch. Ja, es machte Spaß zu flirten und ich mochte meine Ausstrahlung auf Andere. Ich machte den Mund auf um etwas zu sagen, als Daniel anfing zu sprechen. Es war nichts wichtiges, wir redeten weiter über belangloses und eigentlich war er ein ziemlich netter Kerl. Ich lehnte mich an die Wand und Daniel stand vor mir, als ich plötzlich seine Hand auf meiner Brust spürte. Ich blickte von meiner Bierflasche auf und sah Daniel ins Gesicht. Die Begierde war nicht zu übersehen.

„Ist etwas ruhig hier geworden“, begann Daniel mit leiser Stimme, sodass nur ich ihn hörte, „vielleicht sollten wir bei mir…. Weiterfeiern. Da könnte mehr abgehen, wenn du verstehst.“

Ich sah in sein Gesicht. Ich war überrascht von ihm, dass er mir einfach anbot mit zu ihm nach Hause zu gehen. Ich sah weg von seinem eigentlich so ansehnlichen Gesicht. „Weißt du“, begann ich zögernd, „ich komme eigentlich aus einer Beziehung. Ich will keine.“

Überrascht sah mich Daniel an. „Ich will auch keine“, meinte er leichthin und grinste, „ich will nur ein wenig Spaß und du gefällst mir.“ Überrascht sah ich zu ihm.

Sex? Er wollte einfach nur Sex. Ungezwungen einfach um etwas Spaß zu haben…

Daniel sah meine Zweifel und fragte: „Wieso so unsicher? Hängst du noch so an dem Typen?“ Unsicher nickte ich leicht. Ehrlich waren meine Worte, als ich sagte: „Schon ein wenig… Ich weiß nicht, vielleicht hätte ich ein schlechtes Gewissen. Und richtig getrennt haben wir uns nicht… Er musste sozusagen gehen, weiß nicht wann er wiederkommt… Deswegen hat er Schluss gemacht.“ Daniel nickte und grinste leicht, während er meinte: „Das ehrt dich ja, aber hey. Ist doch ein wenig scheiße so… Ich meine du weißt ja nicht wann der wieder kommt. Willst du jetzt etwa 10 Jahre darauf warten im schlimmsten Fall?“

Unschlüssig zuckte ich mit den Schultern. Genau dies war etwas, was ich mich auch seit einiger Zeit fragte. Wollte ich das? Wollte ich es nicht? Ich liebte Jack, dass hatte sich nicht geändert und ich war mir sicher, dass sich das auch nicht einfach ändern würde. Natürlich würden es einige sicher sehr zu schätzen wissen, wenn ich wirklich auf Jack wartete. Doch was verpasste ich dadurch?

Verpasste man überhaupt etwas? Ich dachte darüber nach, mir hatte Sex immer Spaß gemacht, allerdings hatte ich auch immer nur mit Jack geschlafen. Ich hatte keine anderen Erfahrungen gesammelt. Wollte ich das?

Ich wusste, Jack wäre nicht sauer, vermutlich würde er sich sowas für mich sogar wünschen. Er hatte es schließlich auch geschrieben. Doch es war ein großer Schritt, denn es besiegelte auch, dass ich vorerst mit Jack abschließen musste. Aber hier redete ja keiner von einer Beziehung. Es ging um Spaß, einen netten Abend, mehr nicht. Ich strich über den Ärmel der schwarzen Jacke.

Wie Jack sagte, ich sei so jung und soll mir Kerle suchen und was Unvernünftiges machen. Und ja, ein One-Night-Stand war sicher etwas Unvernünftiges. Ich war mit mir am hadern, doch ich wollte endlich wieder in allem Leben und ich war mir sicher, dass Jack enttäuscht wäre, wenn ich mein Leben nicht genießen würde.

Ich betrachtete das nette Gesicht Daniels und hatte mich entschieden. Er war zwar nicht mein Typ, aber für eine Nacht…Ich grinste ihn kurz an und deutete an mir zu folgen. Ich hatte einfach nichts zu verlieren. Daniel grinste und gemeinsam fuhren wir zu ihm. Quatschten im Auto noch weiter über belanglose und unwichtige Themen, ehe wir an seiner Wohnung, die am Rande von L.A lag, anhielten. Ich war nervös, wusste nicht, ob ich mich freuen sollte oder nicht. Ich hatte Sex vermisst! Ich war noch jung und lernte meine Sexualität ja gerade erst richtig kennen! Doch ich würde mich nicht von ihm nehmen lassen. Das war etwas, was ich nicht einfach so machen ließ. So albern es auch war, ich fühlte mich nicht wohl bei dem Gedanken. Ich wollte nicht, dass irgendwer behauptete ich sei eine Schwuchtel oder sonst was. Ich vertraute ihm nicht so sehr, dass ich Daniel so an mich heranließ. Ich konnte mich einfach nicht so bei ihm fallen lassen. Zudem wollte ich nicht, dass er meinen Rücken sah. Er sollte mich deswegen nicht ansprechen! Das wäre mit unangenehm gewesen.

Ich schaute mich kurz in der Wohnung um und sie war sehr unordentlich, aber nicht schmutzig. Wäsche lag herum. Papiere lagen im Wohnzimmer auf dem Tisch, einige waren schon heruntergefallen. Kissen vom Sofa lagen unordentlich darauf, doch weder ein Joghurtbecher noch ein Pizzakarton standen herum. Es schien einfach sein Chaos zu sein, vermutlich fand er sich darin auch blind zurecht. Daniel fragte, ob ich was trinken wollte, doch ich lehnte ab. Ich wusste nicht genau, was man in diesen Momenten tat, also fing ich an etwas zu scherzen. „Und? Soll ich dir jetzt auf den Hintern schlagen und sagen, 'hob ab ins Bett mit dir'?“ Ich grinste und strich mir durch die Haare, während ich den Mann vor mir betrachtete. Tatsächlich merkte ich, dass mich der Gedanke an Sex erregte. Ich sah seinen hungrigen Blick, der an meinem Körper lang glitt. Ich sah, wie er leicht pervers zu grinsen begann, als er meine Worte hörte. „Versuch es doch“, meinte Daniel leichthin. Ich wusste, wenn ich mich nicht von ihm nehmen lassen wollte, dann sollte, nein, musste ich beginnen! Und ich war einfach kein schüchterner Kerl! Noch einmal dachte ich kurz nach, ob ich das richtige tat. Doch wie realistisch war es, dass Jack wieder auftauchte?

Mit zügigen Schritten trat ich auf Daniel zu und schlug ihm auf den Hintern. Feste, so wie ich es von Jack kannte. „Hey“, beschwerte er sich lachend, „pass auf! Ich bin doch kein Box Sack.“ Ich ließ mich nicht einschüchtern! Ich legte meine Hände an seine Hüfte und drehte ihn weg, drückte seine Rückseite an meine Mitte. Ich strich ihm über den Bauch und rieb mich an ihm, was ihn leise aufkeuchen ließ. „Wo ist dein Schlafzimmer, Kleiner“, fragte ich und knabberte an seinem Hals. Ich merkte die Gänsehaut, die sich bildete und er nickte zu einer Tür, durch die ich ihn freundlich drängte. Während ich ihn drängte, griff er in seine Hosentasche und drückte mir ein Kondom in die Hand. Ja, ich war hier der Chef und tatsächlich ließ ich das auch raushängen.

Ich schubste ihn auf das Bett und als er sich hochdrücken wollte, hielt ich ihn mit meinem Gewicht unten. Ich grinste und biss spielerisch in seinen Nacken. Er keuchte auf und ich spürte, wie sein Gesäß sich an meine Mitte drückte. Provokant rieb er sich an mir und ich keuchte leise auf. Es schien, als wisse er genau, was er tut, doch ich wusste auch, was ich wollte. Schnell streifte ich mir die Hose runter. Lange aufhalten wollte ich mich nicht. Auch Daniel fummelte an seiner Hose rum und als er sie abschüttelte, griff ich mit der Hand an seinem Glied. Packte feste zu und hörte ihn keuchen. Ich spielte an seiner Erektion und wie er sich so an mich drückte, spürte ich meine eigene wachsen. Er keuchte leise auf und auch mir entlockte er ein Stöhnen, als er sich an mich drückte.

Wir hatten unseren Spaß und es wäre gelogen, wenn ich behauptete, es sei scheiße gewesen. Doch es war nicht zu vergleichen wie die Male mit Jack! Hier waren absolut keine Gefühle im Spiel. Zwar war es erregend zu wissen, dass Daniel wegen mir Lust verspürte, doch eigentlich war mir meine eigene sehr viel wichtiger. Wie ich mir vorgenommen hatte, ließ ich ihn nicht an meinem Hintern! Irgendwie hatte ich das Gefühl, das dürfe nur Jack.

Häufig schloss ich einfach die Augen und stellte mir vor, es wäre Jack, der vor mir kniete. Doch er war es nicht. Er roch nicht nach ihm und fühlte sich auch eigentlich überhaupt nicht nach ihm an!

Erschöpft lag Daniel im Bett und sah zu mir hinauf. Er strich sich die Haare von der Stirn und grinste mich leicht an. „Hat echt Spaß gemacht“, grinste er und strich mit seinem Finger über meine Brust. Seit ich wieder mehr Sport treiben durfte, fühlte ich mich merklich wohler in meiner Haut. Mein Sixpack war wieder da und da ich keine Arme und Schultern trainieren sollte war mein Fokus mehr auf die Beine und den Bauch gerichtet. Ich joggte wieder regelmäßig und tatsächlich war ich am Überlegen, mich für einen Halbmarathon anzumelden.

Ich nickte leicht, denn Spaß hatte es wirklich gemacht. Doch als Daniel mir anbot bei ihm zu bleiben, lehnte ich ab. Ich wollte nicht unhöflich sein, doch sollte er vor mir wach sein, würde er die Narben sehen. Sie störten zwar nicht im Alltag, doch sie waren immer noch da. Rot und auffällig! Daniel schien es weder zu freuen noch zu belasten dass ich ging. Er nickte mir grinsend zu und meinte nur: „Alles klar. Wenn du Lust auf eine zweite Runde hast, kannst dich ja mal bei mir melden.“ Tatsächlich tauschten wir die Nummern aus, ehe ich ging.

Es war seltsam für mich direkt nach dem Sex einfach zu gehen. Die Jacke überwerfend machte ich mich schnell fertig. Ich kannte es einfach nicht so und war mir nicht sicher, ob es mir gefällt oder nicht. Ich ging nach Hause und lag unschlüssig in meinem Bett und obwohl ich es nicht wollte, kam ein schlechtes Gewissen, als ich alles noch einmal im Kopf durchging. In meinem Nachttisch lag die Medaille. Ich holte sie raus. Streichelte über den Kranz. Ich wünschte Jack wäre da… Würde mir sagen, dass es nicht schlimm sei, was ich getan hatte. Doch dieser Wunsch wurde nicht erfüllt, natürlich. Doch ich konnte mir denken, dass er genau sowas für mich gewollt hätte. Auch wenn er Daniel sicher verprügelt hätte. Vermutlich war er diesbezüglich sehr ambivalent zu sich selbst. Ich wusste, dass Jack sehr eifersüchtig werden konnte! Obwohl er sowas nicht für möglich gehalten hatte. Also legte ich die Medaille wieder zurück. Es war albern, Jack war weg und wann er wieder kam, hätte nur er selbst beantworten können.
 

Eine Nachricht von Emily weckte mich am nächsten Tag. Sie wollte wissen, ob sie mich heute sehen würde. Ich schrieb ihr, dass ich Zuhause sei. Und als Emily zu mir kam strahlte sie mich regelrecht an. Ohne zu fragen setzte sie sich auf mein Bett. Ich wusste genau, was sie zum Grinsen brachte. „Komm bloß nicht auf die Idee mich zu verkuppeln“, meinte ich grinsend. Die Bilder von Jack, mir und Didi standen eingerahmt auf meinem Nachttisch und mein Blick huschte kurz zu ihnen. Entsetzt sah mich Emily an. „Natürlich nicht“, meinte sie und ich wusste, dass sie log. Ob sie selbst es wusste, da war ich mir nicht sicher. „Ich dachte ihr wart euch sympathisch, oder etwa doch nicht“, meinte sie unsicher und blickte mir in meine braunen Augen. Ich seufzte schwer und mein Blick flackerte zu dem Bild von Jack.

Emily folgte meinem Blick und fragte: „Wieso willst du denn keinen Freund?“ Ich seufzte schwer und betrachtete die junge Frau, die eigentlich so wenig von mir wusste und doch immer wieder sagte, ich sei ihr bester Freund. Emily hatte in den letzten Monaten wirklich bewiesen, dass sie eine gute Freundin für mich war. Ich griff nach dem Bild und reichte es ihr, während ich begann ihr leise zu berichten, was es mit Jack auf sich hatte. Dass er nicht einfach nur ein Ex-Freund für mich war. Ich erzählte ihr, wie wir uns kennenlernten. Wie unsicher ich war, ob ich wirklich schwul sei. Wie er mir half, mir Ratschläge gab. Ich erzählte ohne genau, darauf einzugehen, dass auch Jack mich brauchte. Berichtete von unserer Reise nach Arlington ohne jedoch den wahren Grund zu nennen. Ich erklärte ihr nur, dass ich herausfand, dass Vater ein Doppelleben führte und ich Zuhause raus musste. Doch als es darum ging, dass ich von meinem Vater sprach und dem, was genau geschehen war nach der Reise, versagte mir fast die Stimme. Tatsächlich hatte Emily mich einfach sprechen lassen und nur wenige Fragen gestellt. Es schien fast so, als habe sie geahnt, dass ich etwas verborgen hielt.

Als ich schwieg betrachtete ich meine Füße… es war komisch sowas zu berichten. Sowas schreckliches.

„Was ist dann passiert, Jazzy“, fragte sie vorsichtiger und doch mit so liebevoller Stimme. Ihre blaugrünen Augen betrachteten mich vorsichtig und ihre Hand auf meinem Bein streichelte mich sanft. Ich sah hinab auf meine Beine und winkelte eins an. Ich seufzte schwer und betrachtete die Wand an der anderen Seite des Zimmers. „Mein Vater hat herausgefunden, dass ich… Also dass ich schwul bin. Es hat ihm… nicht gepasst. Er … ich… er war darüber…“, stotterte ich langsam und besann mich. Ich atmete durch und mit klarer Stimme sprach ich: „Mein Vater hasst Schwule… Er ist ein totaler Homophob, aber noch bevor er es wusste, wurde er schon immer schlimmer. Er fing an, meine Mutter und mich zu schlagen. Natürlich, habe ich mich gewehrt! Als er es dann herausgefunden hatte… Wegen ihm musste ich zur Reha… Er hat mich total verprügelt, so sehr, dass kannst du dir nicht vorstellen…Jack hat ihn davon abgehalten schlimmeres zu tun… vielleicht wäre ich dann nicht mehr hier, Emily.“

Entsetzt sah Emily mich an und schlug die Hände vor ihr Gesicht. Ungläubig war ihr Blick und als sie tatsächlich schwieg, mir nicht sagte, dass alles so schrecklich sei, gewann ich Mut. Langsam stand ich von meinem Bett auf und sie folgte gebannt meinem Blick. Ich atmete tief durch und zog langsam das Shirt über meinen Kopf. Verwirrt betrachtete mich Emily und als ich ihr langsam den Rücken zudrehte hörte ich sie entsetzt nach Luft schnappen und leise: „Oh mein Gott“, murmeln.

„Jack rettete mir mein Leben. Hielt meinen Vater davor ab, mehr zu tun. Emily…Doch er musste gehen… ich will niemanden derzeit an meiner Seite. Ich lerne gerade mit mir selbst zurecht zu kommen. Ich will eigentlich nur Jack an meiner Seite. Doch er schien keine Wahl gehabt zu haben… Er hat mir so oft geholfen, war eigentlich immer für mich da… Wirklich einen festen Freund… will ich einfach nicht haben.“ Immer noch glitzerten die Tränen in Emilys Augen.

„Oh Jazzy! Ich hatte ja keine Ahnung“, murmelte sie leise und fragte: „Aber warum musste er denn gehen?“ Sie betrachtete das Bild in ihren Händen und schien immer noch fassungslos zu sein von dem was geschehen war. Sah es denn wirklich so schrecklich aus?

„Er… ich… Emily ich kann darüber einfach nicht sprechen. Glaub mir einfach, wenn ich sage, dass er es nicht freiwillig getan hat“, murmelte ich leise und zog mir schnell mein Oberteil wieder an. Ich setzte mich wieder zu ihr und sie betrachtete mich, als wisse sie nicht, wie sie reagieren sollte. Ich sah sie freundlich an und meinte: „Hey Emily. Behandle mich jetzt nicht wie ein rohes Ei, okay? Ich bin schließlich immer noch ich…“

Sie nickte leicht und betrachtete eingehend mein Gesicht. „Was ist mit deinem Vater passiert“, fragte sie vorsichtig. Unschlüssig zuckte ich mit den Schultern. „Er wurde angezeigt. Mein Anwalt kümmert sich darum. Aber was mein Vater macht, wo er wohnt… das will ich alles gar nicht wissen. Ich brauch den Abstand…“
 

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Hallo,
 

danke für die vielen Favo-Einträge und die lieben Worte. ^^

Ich muss mich ja schon fast entschuldigen, dass Jack immer noch nicht da ist...

Ich hoffe, ihr bleibt weriterhin treu, denn ich weiß ja nicht wie ihr es findet, aber ich finde Zeitsprünge halt immer doof, wenn sie nicht vernünftig ausgeschrieben werden.
 

Ich bemüh mich wirklich recht zeitig weiter zu schreiben, damit Jack wieder seinen Auftritt bekommt ;)
 

Schönes Wochenende.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  chaos-kao
2017-03-28T17:44:04+00:00 28.03.2017 19:44
Yay, er vertraut Emily :) Und ich würde mich freuen wenn sie noch etwas mehr Tiefe bekommen würde im Laufe der Geschichte
Von:  honeyJ
2017-02-13T16:56:13+00:00 13.02.2017 17:56
Ich finde es schön das Jazz sich endlich jemand öffnet und über die Geschehnisse redet. Ich finde emily total nett und sympathisch mit ihrer aufgedrehten Art passt sie zu Jazz und macht ihn wieder etwas fröhlicher.
Es ist schön zu lesen wie es Jazz ohne Jack geht und ich finde es gut das du nicht einfach eine Zeitspanne machst von " 2 Jahr später" sondern wir es Jazz in der Zeit geht udb das er auch sehr an Jack hängt und ihn nicht enttäuschen will.
Von:  Pitchermaus
2017-02-11T09:18:09+00:00 11.02.2017 10:18
Ich kann Jazz gut verstehen, dass er nach dem Gespräch mit seiner Mutter geladen ist und Zeit braucht um runterzukommen. Allerdings scheint er momentan ziemlich viel Wut in sich aufzustauen. Da sollte er bald dran arbeiten, bevor er noch etwas tut, was er gar nicht möchte. Wobei er dazu wohl anfangen müsste die Geschehnisse mit seinem Vater und Jack wirklich zu verarbeiten. Aber ich bin mir sicher, da kommt er auch noch hin. Sein Gespräch mit Emily ist da sicher ein Anfang. Vor allem, weil er nun jemanden hat, der weiß, was passiert ist. Jenny scheint ja nicht die ganze Geschichte zu kennen. Ich mag Emily jedenfalls immer mehr. Und so wie es aussieht hat sich in Jazz doch ihren schwulen besten Freund gefunden. Auch wenn vielleicht nicht ganz so, wie sie sich das mal vorgestellt hat. Die Nacht mit Daniel war dann sicherlich auch ein weiterer Schritt die Sache mit Jack zu verarbeiten und wieder ins Leben zurückzufinden. Wobei ich verstehen kann, dass Jazz auch dabei immer noch an Jack denkt und sich erst einmal nicht ganz so toll dabei fühlt. Auch, dass er die Kontrolle behalten wollte und sich wegen seiner Narbe noch irgendwie versteckt ist nachvollziehbar. Das wird sicherlich auch ein wenig dauern. Und je nach dem wie die Narben verheilen wird er sicherlich auch immer wieder darauf angesprochen werden, wenn er irgendwann dann mal oberkörperfrei runläuft. Davon abgesehen war Jazz beim Akt selbst ja eher immer gerne der dominantere. Und irgendwie ist es schon niedlich, dass er seinen Hintern für Jack "reserviert". Wobei ich beim Lesen auch irgendwie das Gefühl hatte, dass Jazz Jack schon irgendwie auf ein Podest gestellt hat und eigentlich keiner je an ihn heranreichen wird. Auch wenn das wahrscheinlich normal ist, da die beiden sich ja nicht wirklich freiwillig getrennt haben und Jazz ja auch sagt, dass sie nie wirklich schluss miteinander gamacht haben. Dennoch sollte Jazz wohl noch lernen auch Jack etwas kritischer zu betrachten. Dass er sich allerdings sorgen um diesen macht, nachdem er die Nachrichten gehört hat ist verständlich. Selbst wenn es anders ausgegangen wäre, wenn man weiß, dass ein Mensch, den man kennt, in so einer Situation sein könnte, wie es an scheind Jack ist und nichts genaues weiß, macht man sich Sorgen oder Gedanken darum, wie es dem anderen gehen könnte.
Den Zeitsprung im Kapitel finde ich ganz gut. Jazz Heilprozess und die Verarbeitung hat begonnen und somit kann auch er jetzt langsam weiter nach vorneschaun. Von daher macht dir mal keinen Kopf. Du schreibst das Ganze wirklich sehr nachvollziehbar und interessant. Jedes Detail will ja auch keiner wirklich wissen (wir warten ja doch irgendwie schon alle ein bisschen auf das Wiedersehen der zwei ;) ), aber bei direkt einem großen Zeitsprung hätte auch was gefehlt. Nein, nein, du machst das schon echt gut. So ist Jazz Entwicklung auch sehr schön nachvollziehbar und man hat nicht das Gefühl plötlzlich einen Fremden vorsich zu haben. Generell entwickelst du dich im Schreiben von Kapitel zu Kapitel, wie ich finde. Du beschreibst das alles so schön und auch nachvollziehbar und realistisch. Zum Teil auch Szenen, an die ich gar nicht gedacht habe, aber wo ich dann beim Lesen denke, ja das hätte mich auch interessiert und das war auch wirklich wichtig. Gerade wenn es dabei um Jazz Entwicklung geht. Jetzt bitte nur nichts übereilen mit dem persönlichen Auftauchen von Jack. Auch wenn ich ihn doch irgendwie mit Jazz vermisse, warte ich lieber noch was, als das dann nen Schnitt kommt, der nicht passt. Es sei denn natürlich, du hast eh geplant ihn bald wieder in Aktion treten zu lassen ;).
Ich freue mich jedenfalls immer, wenn du ein neues Kapitel online stellst.
Wünsche dir noch ein schönes Wochenende.
Von:  nuriemma
2017-02-10T20:46:55+00:00 10.02.2017 21:46
Hey ich finde es gut wie du die Story schreibst, ich denke bei zu großen zeitsprüngen würde nen Teil untergehen und ich finde es ehrlich gesagt sehr schön wie du Jazzs Alltag nach der Sache mit seinem Vater beschreibst :) alles wird gut werden und solange das der Fall ist ist doch alles in ordung .....:)


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