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Selbstmord ist keine Lösung......oder?

von

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Pläne schmieden

Pünktlich um 2 Uhr nachmittags stand Grell vor ihrer Wohnungstür. Sie konnte in seinen Augen ablesen, dass er darauf brannte ihre Entscheidung zu hören. „Und?“, fragte er auch sogleich. „Hast du es dir noch einmal anders überlegt?“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein, Grell. Ich werde dieses Kind nicht aufgeben. Jedenfalls nicht kampflos.“ „Dickköpfig wie am ersten Tag“, grinste er und wirkte plötzlich euphorisch. „Mensch, ich werde Onkel.“ Carina konnte nicht anders, sie lachte. „Ernsthaft? Haben wir nicht gerade größere Sorgen?“ Der Rothaarige winkte ab. „Glaub mir, ich habe schon genug Mist in meinem Leben als Shinigami gebaut. Manchmal muss man dazwischen einfach das Positive sehen. Denk doch mal nach. Du wirst Mama.“ „…Mama“, sprach Carina ihm nach und runzelte die Stirn. Das war irgendwie das letzte Wort, was sie momentan mit sich selbst in Verbindung gebracht hätte. „Mach dir keine Sorgen“, sagte Grell, als er ihren Gesichtsausdruck richtig deutete. „Wie heißt es doch so schön? Man wächst mit seinen Aufgaben.“ Carina schmunzelte. Das stimmte tatsächlich.
 

Der rothaarige Schnitter schien schon ein wenig weiter zu denken als sie, denn er stellte sogleich eine Frage, über die sie selbst noch gar nicht nachgedacht hatte. „Und wie willst du mit dem werdenden Vater verfahren? Es ihm sagen?“ Sie zögerte. „Ich weiß doch noch nicht einmal wo er sich gerade aufhält. Außerdem…er liebt eine andere Frau. Wenn er es tatsächlich schafft sie zurückzuholen, wird er sich wohl kaum für ein Kind interessieren, das nicht von ihr ist.“ Bitterkeit unterstrich jedes einzelne ihrer Worte. Grell wirkte nicht sonderlich überzeugt. „Dennoch bin ich der Meinung, dass du diese Entscheidung ihm überlassen solltest. Und denk an dein Kind. Hat es nicht ein Anrecht darauf?“
 

Grell hatte irgendwie nicht ganz Unrecht, befand Carina. Sie selbst war immer ein totales Papakind gewesen. Würde sie es sich selbst nicht irgendwann einmal übel nehmen, dass sie es Cedric nicht zumindest gesagt hatte? Dass sie ihm nicht zumindest die Chance eingeräumt hatte für sein Kind da zu sein? Im schlimmsten Fall würde vielleicht ihr eigenes Kind es ihr eines Tages vorwerfen. Aber…würde er denn da sein? In dieser Hinsicht konnte sie tatsächlich nicht einschätzen, wie seine Reaktion ausfallen würde.
 

„Aber Moment mal“, kam es ihr plötzlich in den Sinn und sie zog fragend eine Augenbraue hoch. „War das nicht eigentlich ziemlich leichtsinnig von ihm? Mit mir zu schlafen meine ich?“ Grell zuckte mit den Schultern. „Wie bereits gesagt, die meisten männlichen Shinigami wissen überhaupt nicht, dass die Frauen hier dazu in der Lage sind Kinder zu bekommen. Und nur einmal angenommen er hätte es gewusst. Schätzungsweise 80 % der weiblichen Todesgötter haben sich direkt zu Anfang sterilisieren lassen, um zu verhindern, dass sie genau in solch eine Situation kommen könnten. Die restlichen 20 % haben entweder überhaupt keinen Partner, was hier ja auch der Regelfall ist, oder sie nehmen vor jeder“, er räusperte sich kurz, „vor jeder sexuellen Annäherung eine von diesen Tabletten. Aber Carina, ich bin mir ziemlich sicher, dass er es nicht wusste. Es sei denn er hatte in der Vergangenheit mal eine Shinigami zur Partnerin.“ „Nicht, dass ich wüsste. Ich weiß nur von dieser Claudia“, antwortete sie düster und biss sich auf die Unterlippe. Auch sie war fest davon überzeugt, dass Cedric nicht die geringste Ahnung hatte. Denn dann hätte er entweder verhütet, sie gefragt ob sie noch Kinder bekommen konnte oder ob sie zumindest diese Tabletten bei sich trug. Nichts davon hatte er getan. Beim bloßen Gedanken an sein geschocktes Gesicht, wenn sie ihm die Botschaft überbrachte, wurde Carina furchtbar schlecht.
 

„Ich…ich weiß noch nicht, ob ich es ihm sagen möchte“, murmelte sie leise. Grell bemerkte sofort die aufwallende Anspannung im Raum und wedelte beruhigend mit der Hand. „Du hast ja noch genug Zeit, um darüber nachzudenken, also bleib ruhig. Aufregung ist jetzt schließlich das Letzte, was du gebrauchen kannst. Jetzt sollten wir erstmal mit der kleinen Nervensäge sprechen, oder?“
 

„Nenn sie nicht immer so. Aber ja, lass uns gehen. Ich will es so schnell wie möglich hinter mich bringen.“ Grell hatte zwar gut auf die ganze Wahrheit reagiert, aber würde Alice wirklich dasselbe tun?
 

Es dauerte nicht lange, bis die beiden Schnitter vor der Wohnungstür der schwarzhaarigen Rezeptionistin standen. Alice wohnte nur ein paar Blocks vom Institut entfernt, in einer kleinen gemütlichen Wohnung, die sich im dritten Stock eines übersichtlich großen Blockhauses befand. Carina klopfte an die elfenbeinfarbene Tür und kurz darauf ertönten bereits Schritte auf der anderen Seite. Alice öffnete die Tür und blinzelte ihnen gleich darauf verwirrt entgegen. „Äh, waren wir verabredet?“, fragte sie verwundert über ihren plötzlichen Besuch und schaute abwechseln Carina und Grell an. „Nein, keine Sorge. Können wir vielleicht reinkommen, Alice? Es gibt da etwas, über das ich mit dir sprechen muss.“ Angesprochene blinzelte ihre beste Freundin kurz an, dann nickte sie. „Sicher, kommt rein. Und du benimmst dich“, sagte sie an Grell gewandt, der daraufhin spöttisch schnaubte und mit einem übertriebenen Hüftschwung eintrat.
 

Carina setzte sich auf die kleine Eckcouch, die in einem warmen Creme Ton gehalten war und Grell machte es sich auf einem weißen Sessel bequem, der direkt neben der Couch stand. „Kann ich euch was zu trinken anbieten? Tee, Kaffee, Wasser?“ Carina schüttelte den Kopf. Ihr war ohnehin schon flau im Magen, da wollte sie lieber nichts zu sich nehmen, was diese Situation noch verschlimmern könnte. Auch Grell schüttelte den Kopf. Die schwarzhaarige Shinigami zuckte mit den Schultern und setzte sich anschließend auf die Ecke der Couch, sodass sie ihrer Freundin schräg gegenüber saß. „Also? Was wolltet ihr mit mir besprechen?“, fragte sie erwartungsvoll. Es kam immerhin nicht alle Tage vor, dass Carina und ihr Mentor unangekündigt und mit solch angespannten Mienen vor ihrer Tür standen.
 

Die 18-Jährige holte einmal tief Luft und begann dann zu erzählen. Sie erzählte Alice, genauso wie sie es zuvor mit Grell gemacht hatte, die ganze Wahrheit. Was während ihrer Entführung wirklich geschehen war. Ebenso wie Grell hörte Alice ihr bis zum Schluss schweigend zu. Und sie sah mindestens genauso entsetzt aus. „Ist das jetzt wirklich dein Ernst? Ich mache mir wochenlang Sorgen, male mir die schlimmsten Horrorszenarien aus, und was machst du? Treibst es mit einem Deserteur.“ Grell warf Carina einen Das-hast-du-dir-selbst-zuzuschreiben-Blick zu, während die Blondine schuldbewusst zu Boden starrte. „Es tut mir wirklich leid, Alice. Ich wusste einfach nicht, wie ich die Wahrheit sagen sollte. Ich weiß selbst, wie rücksichtslos das von mir war. Entschuldige bitte.“ Ihre Stimme wurde zum Ende hin immer leiser und verstummte schließlich. „Das ist ja wohl auch das Mindeste. Was hast du dir dabei nur gedacht? Nein warte, sag nichts. Du hast einfach überhaupt nicht nachgedacht, so verschossen wie du in diesen Typen bist.“
 

Carina lief purpurrot an, während Grell grinste. Die Kleine konnte ja doch ganz schön witzig sein. „Ist das so offensichtlich?“, brachte die Schnitterin schließlich hervor, woraufhin Alice die Augen verdrehte. „Offensichtlich ist noch untertrieben. Es steht ja quasi fettgedruckt auf deiner Stirn. Allein schon die Art und Weise wie du über ihn sprichst, sagt einem doch schon alles.“ Sie verschränkte die Arme und schien sich einen Moment lang sammeln zu müssen. „Aber eine Sache verstehe ich dann doch nicht. Wieso hast du dich jetzt plötzlich dazu entschlossen, es uns doch mitzuteilen?“ „…“ Carina schluckte einmal lautstark, doch dann brachte sie die Worte doch noch hervor. „…weil ich schwanger bin.“ Alice erstarrte in ihrer Haltung, gleichzeitig wurden ihre Augen groß wie Untertassen. „Du bist WAS?“, fragte sie bestürzt und bekam nun auch noch die Geschehnisse des vorherigen Tages berichtet. „Aber Carina, wie konntest du denn nicht verhüten? Da ist es doch kein Wunder, dass es irgendwann soweit kommen musste.“ „Ich wusste es nicht. Niemand hat mir verdammt noch mal gesagt, dass Shinigami überhaupt Kinder bekommen können.“ Alice hob eine Augenbraue. „Wie das denn? Das war so ziemlich eins der ersten Dinge, dir mir und meinen Klassenkameraden in der Ausbildung mitgeteilt wurden.“ „Deine Klassenkameraden waren aber auch allesamt weiblich“, murrte Carina und jetzt schien der Rezeptionistin ein Licht aufzugehen. „Oh“, meinte sie trocken. Die Schwangere warf die Hände in die Luft. „Ja, OH! Und nur, weil irgend so ein Vollidiot versäumt hat, dass da zum ersten Mal auch eine Frau im Seelensammlerkurs sitzt, sitze ich jetzt auch und zwar im größten Schlamassel aller Zeiten.“ „Aber Carina“, fuhr Alice zweifelnd fort, „du bist jetzt schon ganze 3 Jahre hier. Da kann es doch nicht sein, dass du nie etwas davon mitbekommen hast.“
 

„Ach ja und von wem bitteschön?“, mischte sich Grell nun ein und schlug seine Beine elegant übereinander. „Die einzigen Shinigami, mit denen Carina regelmäßig spricht, sind du, ich und William. Und warum hätte einer von uns sie einfach so darauf hinweisen sollen? Du weißt doch sicherlich, dass dieses Thema so gut es geht totgeschwiegen wird. Die Oberen sehen es nämlich gar nicht gerne, wenn sich so etwas herumspricht. Manche Shinigami könnten auf die Idee kommen abzuhauen, um irgendwo im Verborgenen eine Familie aufzubauen.“ „Ja, schon“, gab Alice widerwillig zu. „Wobei ich es ja viel schlauer fände, wenn man alle aufklärt, nicht nur die Frauen. Es gibt hier sicherlich mehr als genug Männer, die keinerlei Interesse daran haben Vater zu werden. Ich meine, sieh dir Ronald an. Bei dem kann man wirklich nur hoffen, dass alle Frauen ihre Tabletten regelmäßig nehmen oder sterilisiert sind.“ „Wie wahr“, antworteten Grell und Carina synchron. Letztere schien dadurch jedoch keine bessere Laune zu bekommen. „Ich hab mich direkt sterilisieren lassen und das aus gutem Grund“, fuhr Alice fort. „Ich könnte es nicht ertragen erst 9 Monate ein Baby auszutragen und es dann…dann zu verlieren.“ Sie geriet ins Stocken und plötzlich spiegelten sich Trauer und Schmerz in ihren Augen wieder. Carina und Grell warfen sich einen irritierten Blick zu, wagten es aber nicht die Schwarzhaarige auf ihren plötzlichen Stimmungsumschwung anzusprechen.
 

Alice atmete einmal tief durch, dann sagte sie: „Du wirst gehen, nicht wahr?“ Ein bitteres Lächeln legte sich auf Carinas Lippen. „Du kennst mich wirklich gut“, flüsterte sie und strich sich zittrig über die Stirn. „Du hast es gerade selbst gesagt, Alice. Auch für mich kommt es nicht in Frage, dass ich mein Kind einfach so hergebe. Zuerst war ich geschockt und verängstigt, aber…aber sobald ich richtig darüber nachgedacht habe, wurde es mir klar.“ Ihre Hand rutschte automatisch zu ihrem Bauch. „Ich liebe dieses Baby. Das habe ich von der ersten Sekunde an, auch, wenn ich es nicht sofort begriffen habe. Ich will und werde es nicht aufgeben. Unter gar keinen Umständen. Und wenn das bedeutet, dass ich gehen muss…tja, dann werde ich gehen.“
 

Ein schwerer Seufzer entfuhr ihrer besten Freundin. „Es hätte mich auch sehr gewundert, wenn du dich anders entschieden hättest.“ Sie sah Grell und Carina abwechselnd an. „Also, wie lautet der Plan?“ Carina blinzelte. „Bitte?“, fragte sie ungläubig nach, sicherlich hatte sie sich verhört. Alice hob erneut eine Augenbraue. „Wie lautet der Plan und wie kann ich helfen? Also ernsthaft Carina, dachtest du wirklich ich würde dich aufhalten wollen? Du bist meine beste Freundin. Ich will, dass du glücklich bist. Und wenn dieses Baby dich glücklich macht, dann werde ich dich so gut es geht unterstützen.“
 

Carina spürte, wie ihre Augen wieder anfingen unangenehm zu brennen. „Danke, Alice“, wisperte sie leise und konnte einfach nicht anders, als im nächsten Moment ihre Arme um die andere junge Frau zu werfen und sie in eine feste Umarmung zu ziehen. „Gott, das ihr jungen Dinger aber auch immer so emotional sein müsst“, kam es von Grell und Carina hörte Alice in ihrem Rücken schnauben.
 

„Du heulst doch auch.“

„Tue ich gar nicht!“

„Und warum drückst du dir sonst dieses schreckliche rote Taschentuch auf die Augen?

„Ich hab was ins Auge gekriegt.“

„Ja klar…“
 

Die 18-Jährige konnte einfach nicht anders, sie begann lauthals loszulachen. Die Streitereien zwischen ihren beiden besten Freunden waren doch immer wieder aufs Neue ein Schauspiel. „Ich hab euch beide echt nicht verdient“, sagte sie mit einem breiten Lächeln und pure Erleichterung erfasste sie. Wenn Alice und Grell sie bei ihrem Entschluss unterstützten, dann konnte vielleicht doch noch alles gut werden. Möglicherweise würde es doch funktionieren. „Also, ich frage noch mal. Wie sieht der Plan aus?“ „Nun ja, wenn Carina richtig gerechnet hat, dann ist sie jetzt in der achten Woche.“ „Ich hab richtig gerechnet“, meinte die Blondine beleidigt. „Es kann nur in unserer letzten Nacht passiert sein. Sonst hätte ich das Kind durch die Begegnung mit diesem Mistkerl sicherlich verloren.“ Grell wackelte mit den Augenbrauen. „Aha, bekommen wir jetzt endlich mal ein paar schmutzige Details zu hören?“ Alice schüttelte genervt den Kopf, während Carina feuerrot anlief. „Was denn?“, fragte der Rothaarige verständnislos. „Wir sind doch hier unter uns Mädels, da muss dir doch nichts peinlich sein.“ Alice hob zum nunmehr dritten Mal eine Augenbraue. „Ah ja“, meinte sie, nicht sonderlich überzeugt. Grell funkelte sie böse an und Carina seufzte. Sie kannte ihren selbsternannten Bruder gut genug um zu wissen, dass er jetzt nicht mehr locker lassen würde. Sie räusperte sich einmal und sagte dann mit versucht fester Stimme: „Es war schön und er ist eine Granate im Bett, reicht das als Information?“ Die Schwarzhaarige prustete los, während Grell theatralisch die Arme in die Luft warf. „Das ist so unfair. Warum passieren solche Sachen immer allen, nur nicht mir? Ich will auch.“ Alice lachte nun noch lauter und auch Carina konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Er hatte nun einmal gefragt…
 

„Aber um auf vorher zurückzukommen. Ja, ich bin in der achten Woche.“ „Dann hast du schätzungsweise noch 5-6 Wochen, bis man etwas sehen könnte. Wenn du weite Kleidung trägst, dann möglicherweise länger.“ „Ich fürchte bei deiner Arbeitskleidung kannst du relativ wenig kaschieren“, meinte Grell und Carina nickte. „Ja, und ich will das Ganze auch nicht länger als nötig herauszögern. Je schneller wir uns was überlegen, desto besser.“ „Am besten ist es, wenn du während einer Schicht verschwindest. Ist schon öfters passiert.“ Jetzt starrten beide Frauen den Rothaarigen entsetzt an. „Wie bitte?“, fragte Alice, woraufhin Grell die Schultern zuckte. „Sicher. Viele Seelensammler haben schon während einer Mission das Zeitliche gesegnet. Meistens durch Dämonenangriffe. Oder aber sie verschwinden einfach. Manche werden wieder gefunden und in Gewahrsam genommen, andere hat man nie wieder gesehen. Du wärst also kein Einzelfall. Ganz im Gegenteil, bei dir könnte man sogar davon ausgehen, dass du wieder entführt wurdest.“ „Da hat er gar nicht so Unrecht“, murmelte Alice und legte nachdenklich ihren Daumen und Zeigefinger ans Kinn. „William wird bei dir wohl kaum davon ausgehen, dass du freiwillig verschwunden bist. Du bist mittlerweile wahrscheinlich seine liebste Mitarbeiterin. Aber mal was ganz anderes. Willst du es dem werdenden Vater sagen?“
 

Carina biss sich auf die Lippe. „Ich weiß nicht…“, sagte sie zögerlich. Allein schon der Gedanke es ihm sagen zu müssen machte sie nervös. „Ich weiß doch gar nicht wo er ist und selbst wenn, als ob er ein Kind mit mir wollen-“ „Lass all diese Umstände mal außer Acht“, unterbrach die Schwarzhaarige sie und ergriff ihre Hand. „Findest du nicht, dass er das Recht hat davon zu erfahren?“ „Genau das habe ich auch gesagt“, triumphierte Grell und vergaß glatt, dass er und seine selbsternannte Erzfeindin ein und derselben Meinung waren. Carina schluckte. „Ja…schon“, meinte sie kleinlaut. „Dann musst du es ihm sagen.“ „Und wenn er das Kind nicht will?“, flüsterte die 18-Jährige leise, allein der Gedanke bereitete ihr Übelkeit. „Dann hast du es wenigstens versucht. So unangenehm das auch werden wird, danach bist du froh, dass du zumindest die Karten offen auf den Tisch gelegt hast. Im Nachhinein kann dir niemand vorwerfen, dass du nicht alles unternommen hast, um deinem Kind einen Vater zu geben.“
 

Carina nickte langsam. Alice und Grell hatten ja Recht. „Aber das löst immer noch nicht das Problem, dass ich gar nicht mehr weiß wo er jetzt ist.“ „Irgendwie kriegen wir das schon raus. Wir müssen einfach Augen und Ohren offen halten“, sagte Grell. „Ich werde mich mal vorsichtig bei William erkundigen, möglicherweise hat er was mitbekommen. Und deine kleine Freundin hier kann ihre Augen ja mal in der Verwaltung umherschweifen lassen. Keine Sorge, das schaffen wir schon. Die Frage ist nur, wann das sein wird. Je nachdem wie lange es dauert, muss du bereits vorher von hier verschwinden.“ „Und wohin?“, fragte die Blondine zweifelnd. Bis auf den Laden des Undertakers kannte sie in London kein einziges Gebäude, das ihr Unterschlupf bitten könnte. Und da sie wohl schlecht in seinem Laden wohnen konnte, hatte sie keine Alternative. Überhaupt war es vermutlich eine schlechte Idee direkt in London zu bleiben. So würden die Shinigami sie sicherlich rasch aufspüren.
 

Zu ihrer größten Verwunderung begann Grell zu grinsen. „Lass das mal meine Sorge sein. Ich hab da schon so eine Idee, muss nur noch schauen, ob das in die Tat umsetzbar ist“, flötete er und warf ihr einen Kussmund zu. „Du hast eine Idee? Na ja, Wunder gibt es immer wieder“, warf Alice beiläufig ein, woraufhin unmittelbar ein erneuter Zickenkrieg entbrannte. Carina dachte währenddessen über all das nach, was in nächster Zukunft auf sie zukommen würde. Es würde bei weitem nicht einfach werden und mit ziemlicher Sicherheit äußerst gefährlich. Trotzdem kam sie nicht umhin einen Lichtblick darin zu sehen. War es denn wirklich so schlecht ihrem tristen Alltag zu entkommen? Sie dachte an ihre Zeit am Weston College. Es war schwierig gewesen und anstrengend, aber irgendwie hatte es auch auf seltsame Art und Weise Spaß gemacht. Jedenfalls waren das Erinnerungen, die sie niemals vergessen würde. Und vielleicht, nur vielleicht, konnte sie nach ihrem Weggang wieder solche Erinnerungen gewinnen. Positive Erinnerungen. Erneut musste sie mit wärmer werdenden Wangen an die Zeugung ihres Babys denken. Mit erschreckender Klarheit konnte die 18-Jährige sich daran erinnern, wie unglaublich intim dieser Moment zwischen Cedric und ihr gewesen war. Irgendwie…irgendwie war sie froh, dass dies der Moment gewesen war, in dem sie beide das Baby gezeugt hatten. „Auch, wenn ich ihm ursprünglich nur ein letztes Mal nahe sein wollte und das Endergebnis jetzt ein völlig anderes ist…es ist doch irgendwie gut, dass es so gekommen ist.“
 

„Also, ich fasse noch mal zusammen. Erst einmal unternehmen wir nichts und hören uns lediglich um, ob es etwas Neues von deinem Lover gibt“, sagte Alice, woraufhin ihre Freundin die Augen verdrehte. Von wegen Lover…
 

„Wenn wir etwas hören, dann machst du dich auf die Suche nach ihm. Wenn nicht, dann klappt hoffentlich Grells ach so toller Plan und du kannst irgendwo unterkommen, bis wir etwas herausgefunden haben. Stellt sich nur noch die Frage, wie lange du noch warten willst.“ Carina überlegte kurz. „Einen Monat?“, fragte sie dann und zuckte mit den Schultern. „Dann wäre ich in der 12. Woche. Ich bin nicht gerade die Schmalste, also würde man da hundertprozentig noch gar nichts sehen. Ich hätte für mögliche Komplikationen in unserem Plan also noch etwas Zeit.“ „Klingt gut“, meinte Grell, wirkte aber gleichzeitig irgendwie bedrückt. „Das ist so unfair. Da hab ich endlich mal jemanden gefunden, mit dem ich über alles reden konnte und jetzt gehst du weg.“ „Mir geht’s genauso“, seufzte Alice und schaute ebenso deprimiert drein wie der Rothaarige. Carina lächelte gerührt. „Ich wünschte ihr könntet mitkommen“, murmelte sie, denn das war bisher das, was ihr den meisten Kummer bereitete. Von ihren Freunden getrennt zu sein. „Ich komme dich so oft es geht besuchen. Das ist für mich als Schnitter kein Problem, außerdem wundert es hier niemanden mehr, wenn ich mal für ein paar Stunden verschwinde.“ „Nein, wahrlich nicht“, kam es unisono von Carina und Alice. „Was soll denn das jetzt bitteschön wieder heißen?“, fragte er beleidigt. „Dass du dir in der Vergangenheit schon so viel geleistet hast, dass William sich schon gar nicht mehr traut dich zu fragen, wo du jetzt schon wieder vor oder nach deiner Schicht gewesen bist“, antwortete Carina trocken. „…Gut, der Punkt geht an dich.“
 

Carina schaute Alice an. „Lernt ihr in eurer Ausbildung, wie man sich teleportiert?“ Die junge Frau schüttelte den Kopf, wirkte nun noch geknickter. Carina schaute zu ihrem Freund und Mentor, der ihren bittenden – beinahe flehenden – Gesichtsausdruck sofort bemerkte. Grell stöhnte theatralisch auf. „Ich kann sie sicherlich auch ab und zu mitbringen“, nuschelte er widerwillig, wodurch sich die Mienen der beiden Freundinnen sofort aufhellten.
 

„Schön, dass wir das jetzt geklärt haben. Aber eine Sache möchte ich dann doch noch ansprechen“, meinte Alice und sicherte sich somit wieder die Aufmerksamkeit der beiden Seelensammler. „Von nun an bitte keine Geheimnisse und keine Lügen mehr. Jetzt liegen alle Karten offen auf dem Tisch und ich wäre froh, wenn das auch so bleibt.“
 

Carina zögerte. Keine Geheimnisse mehr?
 

Innerlich seufzte sie. Es gab keinen Grund, keinen einzigen Grund, ihren beiden Freunden zu misstrauen. Von der ersten Sekunde an waren sie für sie da gewesen und sogar jetzt unterstützten sie sie tatkräftig, brachen gefühlte eintausend Gesetze um ihr zu helfen. Dennoch hatte Carina in den kompletten drei Jahren, die sie Grell und Alice nun schon kannte, nicht einmal darüber nachgedacht ihnen die ganze Wahrheit zu sagen. Aber…warum eigentlich nicht? Sie hatte keine Zweifel. Keinen einzigen Zweifel. Sie vertraute den Beiden. Und vielleicht wurde es Zeit ihnen das auch zu beweisen.
 

Die 18-Jährige räusperte sich und war sogleich diejenige, die nun wieder die Aufmerksamkeit inne hatte. Mit einem ersten Gesichtsausdruck schaute sie Grell und Alice an.
 

„Wenn das so ist, dann gibt es da noch etwas über mich, was ihr wissen solltet…“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  melany2567
2017-08-18T21:00:15+00:00 18.08.2017 23:00
Uhhhh langsam wird es ernst :D
Und ich bin richtig gespannt wie er reagiert
das er Papa wird =DD

Freu mich schon :* ♡♡♡♡♡


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