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Selbstmord ist keine Lösung......oder?

von

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Puderzucker

Frustriert ließ Carina ihren Kopf auf die Tischplatte sinken. Ein Stöhnen entrang sich ihrer Kehle. „Ich kann so nicht arbeiten“, murmelte sie in die Stille des Raumes hinein und kam sich gleich darauf ziemlich blöd vor. In letzter Zeit kamen diese Selbstgespräche immer häufiger vor. Das musste aufhören! „Denn langsam wird’s echt peinlich.“ Arghhhh, schon wieder!
 

Ihr kleiner Ausflug in die Abstellkammer war erst wenige Stunden her und je länger sie darüber nachdachte und die Situation analysierte, desto peinlicher wurde das Ganze. Sie hätte sich bereitwillig von ihm küssen lassen, hätte er es denn wirklich versucht. Carina wusste das. Und – was weitaus schlimmer war – der Undertaker wusste es auch. Aber konnte man ihr das wirklich verübeln? „Ganz im Ernst“, dachte sie und strich sich die zersausten Haare aus der Stirn. „Erst bringt er einen mit seinem eigensinnigen Humor fast zum Platzen und dann lächelt er wieder dieses verfluchte Lächeln, das mit Leichtigkeit Weltkriege beenden könnte.“ Das machte sie noch wahnsinnig.
 

Um sich von ihren eigenen Gedanken abzulenken, hatte sie die restlichen Stunden damit verbracht nach ihrer Death Scythe zu suchen. Ganze 5 Stunden lang hatte es gedauert, bis sie mit dem ersten Stock im Westflügel fertig geworden war. Weit und breit keine Spur von ihrem Katana. „Und es war nur der erste Stock. Vom Westflügel. Wenn ich in der Geschwindigkeit weiter mache, sitze ich in einem halben Jahr noch hier fest.“ Ganz ehrlich, konnte die Situation noch schlimmer werden?
 

Wie auf Kommando knurrte ihr Magen laut und grummelnd auf. Mit einem erneuten Stöhnen rieb die 18-Jährige sich über den Bauch. Stimmt, sie hatte wirklich seit einer halben Ewigkeit nichts mehr gegessen. Sicher, als Shinigami hielt sie es wesentlich länger ohne Essen aus als die Menschen und sie konnte streng genommen auch nicht verhungern. Aber jeder kannte das Gefühl, wenn einem der Magen in den Kniekehlen hing. Es war nicht besonders angenehm. Seufzend richtete sie sich auf und schaute sich suchend um. Momentan befand sie sich im Salon des Direktors, der sich direkt neben dem Arbeitszimmer befand. „Sicherlich gibt es hier auch irgendeine Küche. Hoffe ich zumindest“, murmelte sie schlecht gelaunt und trat auf den Flur hinaus. Es dauerte gar nicht lange, da wurde sie bereits fündig. Die Küche war nur halb so groß wie das Arbeitszimmer, aber hatte dafür alles Nötige. Auf der linken Seite des Raumes standen dicht nebeneinander gedrängt zwei Schränke, ein Gasherd, ein für das Jahrhundert typischer Ofen und ein Spülstein. An der rechten Wand, direkt neben der Tür, hingen in einer silbernen länglichen Fassung allerlei wichtige Utensilien, die eine Küche brauchte. Carina erkannte kupferne Töpfe, größere und kleinere Messingpfannen, kupferne Teekessel, gusseiserne Schmortöpfe, Schöpflöffel, Tranchiermesser und sogar eine Petroleumlampe. Ganz hinten in der rechten Ecke stand schlussendlich dann noch ein massiver Holztisch mit zwei Stühlen. Die Gegenstände in diesem Raum schienen relativ unbenutzt zu sein. Anscheinend aß der Direktor des Colleges öfters woanders oder hatte schlichtweg keine Frau, die für ihn kochte.
 

„Damit lässt sich doch hoffentlich etwas anfangen“, dachte die Shinigami und öffnete einen der Schränke. Sogleich verdrehte sie die Augen. „Man sieht, dass der Undertaker jetzt hier lebt“, bemerkte sie trocken und ohne zu bemerken, dass sie schon wieder Selbstgespräche führte. Mehl, Eier, Puderzucker, Vanillezucker… Kurz, alles was man zum Backen von Keksen brauchte. Erneut knurrte ihr erwartungsvoll der Magen. Sie durchsuchte die anderen Schränke, fand jedoch nur noch Rotwein, eine Schale mit Obst und eine kleine Dose Haselnüsse. „In der Not frisst der Teufel Fliegen. Und warum eigentlich nicht? Ich hatte schon seit Ewigkeiten nichts Süßes mehr.“ In der Welt der Shinigami gab es Süßigkeiten nicht gerade in Hülle und Fülle, lediglich Grell brachte immer mal wieder etwas Schokolade zum Training oder ihren „Mädelsabenden“ mit. Da konnten ein paar Plätzchen doch nicht schaden. „Und ich weiß auch schon genau, was für welche ich mache“, überlegte sie mit einem Lächeln und erinnerte sich an ihr Zuhause. Dort, wo sie aufgewachsen war. Kurz vor Weihnachten hatten ihre Mutter und sie immer zusammen Nussplätzchen gebacken, es war beinahe schon so etwas wie eine kleine Tradition gewesen. Die Erinnerung an diese Zeit war schön und bitter zugleich.
 

Zielstrebig griff sie nach einer Schüssel und stellte sich alle benötigten Zutaten daneben. Das Rezept war so einfach, das hatte selbst sie immer mit Leichtigkeit hinbekommen. Zuerst zündete sie das Feuer unter dem Backofen an, denn wie Carina sich selbst kannte, würde sie das nachher vergessen und konnte dann erst einmal warten, bis der Ofen heiß genug war. Gekonnt nahm sie sich ein paar Eier, schlug sie an der Kante der Schüssel auf und vermischte sie anschließend mit Puder- und Vanillezucker. Die Arbeit war mühseliger als sonst, denn jetzt musste sie anstatt eines Handmixers einen Schneebesen benutzen und das dauerte eine ganze Weile länger. Auch bei den Haselnüssen musste sie improvisieren und diese erst klein mahlen. In der Zukunft hatten sie einfach immer gemahlene Haselnüsse abgepackt gekauft. Auch diese verrührte sie mit der schon lecker aussehenden Masse. „So, jetzt nur noch den Apfel kleinreiben“, murmelte sie und kippte das geraspelte Obst anschließend ebenfalls in die Schüssel. „Hmm, lecker“, dachte sie genüsslich, als sie mit einem Löffel den Teig probierte. Ein kurzer Gedankenblitz ließ sie grinsen. „Ja, eigentlich keine schlechte Idee“, sagte sie und begann den Teig zu kleinen Knochen zu formen. Am Ende sahen die Kekse tatsächlich so aus wie die vom Undertaker. Lediglich der Teig war ein Anderer.
 

Ungeduldig schob sie die Kekse in den Backofen und blieb davor knien. Nach 5 Minuten duftete es in der ganzen Küche nach Nüssen und der Shinigami lief das Wasser im Mund zusammen. Gott, wie hatte sie diese Kekse vermisst…
 

Es dauerte gerade einmal 25 Minuten, dann konnte sie das Gebäck bereits aus der Hitze erlösen und zum Abkühlen neben die Spüle stellen. In aller Ruhe begann sie die benutzten Utensilien abzuwaschen, denn natürlich gab es in dieser Zeit auch noch keine Spülmaschine. Als die junge Frau sich gerade die Schüssel mit dem restlichen Puderzucker vornehmen wollte, spürte sie plötzlich, dass sie nicht mehr allein im Raum war. Automatisch schärfte sie ihre Sinne und erkannte den Undertaker an seinen – beinahe – lautlosen Schritten. Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen. Sie dachte gar nicht daran, sich umzudrehen. Dieses Mal würde der Undertaker sein blaues Wunder erleben, noch mal würde sie sich von ihm nicht überrumpeln lassen. Nein, jetzt war sie an der Reihe.
 

Ein kaum wahrzunehmender Luftzug wehte an ihr vorbei, als der Silberhaarige seine linke Hand ausstreckte, um einen der Kekse vom Blech zu stibitzen. Ihr Grinsen wurde breiter. Im nächsten Moment drehte sie sich in einer fließenden Bewegung um, verstärkte dabei ihren Griff um die Schüssel und kippte dem vollkommen ahnungslosen Bestatter die geballte Ladung Puderzucker mitten ins Gesicht. Eine Sekunde lang starrten die beiden Shinigami sich lediglich schweigend an. Dann blinzelte der Undertaker und brach somit jegliche Selbstbeherrschung, die Carina noch gehabt hatte, entzwei. Die 18-Jährige lachte laut los und musste sich an der Spültheke hinter sich abstützen. Sein Gesicht war einfach göttlich gewesen. Von oben bis unten war er in den weißen Puder gehüllt. Auch sein Anzug würde nun eine dringende Grundreinigung brauchen. „D-das sind… ahehehe…meine Kekse“, presste sie zwischen ihren Lachern hervor, während der Totengräber sie immer noch lediglich anstarrte.
 

Doch plötzlich breitete sich ein kleines Lächeln auf seinen Lippen aus. „Hehe…Ich schätze, das hab ich nicht anders verdient.“ „Stimmt“, entgegnete Carina und hatte nun endlich wieder ihre Stimme gänzlich unter Kontrolle. „Rache ist süß. Dieses Mal sogar im wahrsten Sinne des Wortes.“ „Wie wahr, wie wahr“, antwortete der Undertaker grinsend und wischte sich den Puderzucker vom Gesicht, um ihn sich anschließend genüsslich mit seinen langgliedrigen Fingern in den Mund zu schieben. Einen Moment lang schaute sie ihm schweigend dabei zu. Sollte sie die Situation von vorhin zur Sprache bringen? „Aber wie? Was soll ich sagen? Hey, ich stehe zwar total auf dich, aber das mit uns wird sowieso nie klappen, daher lassen wir es lieber gleich sein? Nein, da schweig ich das Ganze doch lieber tot.“
 

„Sag mal“, begann sie, wandte sich von ihm ab und begann, die kleinen Knochenkekse in die nun leere Schüssel zu füllen. Da gab es eine Frage, die ihr schon länger auf der Zunge brannte. „Warum hast du mir eigentlich damals geholfen? Ich meine, du hattest doch gar keinen Nutzen davon. Oder was hat ein Shinigami, der anscheinend schon länger im Verborgenen lebt, davon einem Menschen zu helfen? Was war der Grund?“ Obwohl sie den Bestatter nicht sehen konnte, konnte sie aus seinen nächsten Worten das Lächeln heraushören. Es musste eines dieser zahnlosen Lächeln sein, denn sein Ton war tief und ernst. „Interesse“, beantwortete er schließlich ihre Frage und verwundert drehte die 18-Jährige sich zu ihm. Und ganz wie sie es vermutet hatte, lag schon wieder dieses eine Lächeln auf seinen Lippen. Dieses Lächeln, das jedes Mal irgendetwas mit ihrem Gehirn und ihren Knien machte. „Du bist eines Abends einfach so in meinen Laden gefallen. Warst verwirrt, verängstigt und so seltsam gekleidet. Ich habe auf den ersten Blick gesehen, dass du anders warst. Als du dann noch sagtest, du kämst gar nicht aus dieser Zeit, sondern aus der Zukunft…Na ja, das hat mich neugierig gemacht. In meiner ganzen Zeit als Shinigami - und glaube mir, ich bin schon ziemlich lange einer – habe ich noch nie von so einem Vorfall gehört. Ich wollte wissen, was es mit dir auf sich hat.“
 

Überrascht über seine vollkommen ehrliche Antwort, starrte Carina ihn an. Ihr Blick blieb dabei auf einem kleinen Fleck Puderzucker auf seinem Kinn hängen, den er anscheinend beim Abwischen übersehen hatte. „Nun, sonderlich viel hat es dir schlussendlich ja doch nicht gebracht. Ich bin jetzt schon 2 1/2 Jahre hier und konnte selbst überhaupt nichts in Erfahrung bringen.“ „Oh, glaube mir. Es hat mir in einiger Hinsicht etwas gebracht“, grinste er schelmisch und brachte Carina dadurch zum wiederholten Male in Verlegenheit. Konnte er denn nicht einmal für mehr als 5 Minuten ernst bleiben? „Ich nehme an, die anderen Shinigami wissen nichts von deiner Vergangenheit?“ Die Blondine schüttelte den Kopf. „Nein und ich würde es begrüßen, wenn das auch so bleibt. Das würde nur unnötige Fragen aufwerfen. Dennoch, es interessiert mich immer noch brennend, wieso ich hierher geschickt wurde. Und von wem. Oder…von was.“ Die letzten Worte kamen ihr nur zögerlich über die Lippen, dennoch erregten sie die Aufmerksamkeit des Undertakers beinahe sofort. Er hob eine seiner geschwungenen Augenbrauen, sodass sie unter seinem Haaransatz verschwand. Er brauchte die Frage, die ihm auf der Zunge lag, nicht auszusprechen. Carina verstand sie auch so. Ein Seufzer glitt ihr über die Lippen.
 

„Möglicherweise“, begann sie und wählte ihre Worte mit Bedacht, „habe ich damals nicht die ganze Wahrheit gesagt.“ Jetzt wanderte auch noch seine andere Augenbraue in die Höhe. „Na großartig…“ Der Silberhaarige wusste wirklich, wie man jemanden ganz ohne Worte nervös machen konnte. Schließlich berichtete sie ihm von der Hand mit den Krallen, die sie damals auf dem Friedhof an der Schulter gepackt hatte. „Das Nächste, woran ich mich erinnern kann, ist die Gasse in London, in der ich aufgewacht bin“, endete sie. Mittlerweile saßen der Undertaker und sie auf den beiden Stühlen in der Küche und aßen munter Kekse. „Hehe…das klingt für mich ganz nach einem Dämon.“ „Daran habe ich auch schon gedacht. Aber was hätte ein Dämon davon mich in die Vergangenheit zu schicken? Sind Dämonen überhaupt zu so etwas in der Lage?“ Lässig überschlug der Mann die Beine. „Unter den Dämonen gibt es meines Wissens nach Rangordnungen. Ein mächtiger Dämon ist zu vielen Dingen imstande, aber ob Zeitreisen dazu gehören kann ich nicht sagen. Dennoch hast du Recht, derjenige muss einen Grund gehabt haben. Dämonen tun nie etwas ohne Eigennutz daraus zu ziehen.“ „Wohl wahr“, murmelte sie leise und dachte erneut an ihren Traum, der sie schon seit ihrer Ankunft immer mal wieder verfolgte.
 

„Und was ist mit Sebastian?“, fragte sie, woraufhin der Bestatter sie etwas verwirrt anstarrte. „Wie kommst du ausgerechnet auf den Butler?“ „Abgesehen davon, dass er der einzige Dämon ist, den ich kenne? Na ja, kurz nachdem ich in deinem Bestattungsinstitut gelandet bin, hatte ich einen ziemlich seltsamen Traum. Wobei, es war eher…eine Erinnerung. Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen, aber ich bin fest davon überzeugt, dass das wirklich passiert ist. Irgendjemand hat mir als Kind das Leben gerettet. Ich konnte zwar nicht sehen wer, aber ich habe seine Stimme gehört. Und am nächsten Tag kommt der Earl mit seinem Schoßhündchen angelaufen und ich wusste genau, dass es seine Stimme war, die ich gehört habe. Kein Zweifel.“ Ein genervter Laut entfuhr ihr. „Hättest du ihn auf der Campania nicht einfach töten können? Dann hätte die Welt ein Problem weniger.“ Der Undertaker stieß ein leises Lachen hervor. „Ist das der Grund, warum du Dämonen nicht ausstehen kannst?“ Carina wich seinem Blick aus. „Nein“, murrte sie. „Das hat einen anderen Grund.“
 

Er warf ihr einen wissenden Blick zu. „Möglicherweise kenne ich den Grund“, sagte er bedächtig, wechselte jedoch dann abrupt das Thema. „Du solltest wissen, dass ich wirklich vorhatte ihn zu töten. Er bringt dem Earl nur Unglück. Ich hätte ihn gerne tot gesehen.“ „Was für eine Beziehung hast du zu der Familie Phantomhive?“, fragte sie neugierig nach, woraufhin der Undertaker sie breit angrinste. „Sag ich nicht~“, flötete er, was Carina die Augen verdrehen ließ. Also noch eines seiner Geheimnisse…
 

„Wie dem auch sei“, entgegnete sie, „wir kommen in dieser Hinsicht vorerst sowieso nicht weiter. Vielleicht werde ich es nie erfahren, aber dann ist es halt so. Ich kann mir nicht bis in alle Ewigkeit jeden Tag die Frage stellen, wieso und weshalb. Sonst würde ich irgendwann total durchdrehen. Doch momentan liegt meine Priorität sowieso woanders.“ Die Blondine erhob sich von ihrem Stuhl. „Wenn du mich entschuldigst. Ich gehe früh schlafen, damit ich morgen den lieben langen Tag damit verbringen kann, weiterhin nach meiner Death Scythe zu suchen. Es sei denn, du fühlst dich plötzlich dazu berufen es mir vielleicht doch zu sagen?“ „~Gute Nacht~“, trällerte er ihr als Antwort entgegen und Carina schüttelte leicht belustigt den Kopf. Natürlich würde er ihr nicht helfen, das hatte sie auch nicht wirklich erwartet. Sie hatte sich schon halb von ihm abgewandt, drehte sich jedoch plötzlich wieder zu ihm zurück. Jetzt, wo sie stand und er saß, konnte sie endlich einmal auf ihn hinab sehen. Da gab es etwas, was sie schon die ganze Zeit störte. Zielstrebig streckte sie ihre Hand nach seinem Gesicht aus und strich ihm anschließend mit dem Daumen ganz sachte über das Kinn. Seine phosphoreszierenden Augen folgten jeder ihrer Bewegungen, seine Miene war ansonsten ausdruckslos. Nur zu gerne hätte sie jetzt gewusst, was er gerade dachte. Ein wenig tollkühn zog sie ihre Hand wieder zurück, um anschließend den Daumen mit ihren Lippen zu umschließen. Der Puderzucker prickelte auf ihrer Zunge. „Du hattest da noch was“, sagte sie mit einem beinahe frechen Unterton in der Stimme und verließ, ohne auf seine nun verdutzte Miene zu achten, die Küche.
 

Die Bibliothek der Shinigami war ein heiliger Ort. Eine Stätte des Wissens, ein Platz des Gedenkens und vor allem ein Raum für Erinnerungen, die drohten in Vergessenheit zur geraten. Hier verwahrten die Shinigami ihre größten Heiligtümer. Alle Cinematic Records lagerten hier, zusammen mit den Akten zu jeder einzelnen Person. Wenn man etwas über das Leben und den Tod eines Menschen herausfinden wollte, dann war die Bibliothek der richtige Anlaufpunkt. Es gab strenge Regeln, was die Öffnungszeiten anging und wenn es auch nur einer wagte, diese zu überschreiten, dann bekam er gehörige Probleme mit William. Der schwarzhaarige Bürokrat duldete keine Regelverstöße.
 

Und dennoch…
 

Obwohl die Tore bereits seit Stunden verschlossen waren und alles in die tiefe Dunkelheit der Nacht gehüllt war, stand in einem der unzähligen Räume der Bibliothek eine kleine Kerze auf einem Tisch, deren Flamme gerade genug Licht spendete, um dem Zweck dienlich zu sein für den sie beschafft worden war. Auf dem dunklen Holz des Tisches lagen mehrere zugeklappte dicke Wälzer. Das einzige offene Buch lag vor dem Eindringling, der sich unberechtigten Zugang zu den Räumlichkeiten verschafft hatte. Seine schwarz behandschuhten Finger glitten zügig über die Zeilen, schlugen Seite um Seite um. Ein schweres Seufzen entfuhr seinen Lippen. „Wie ich es mir dachte“, murmelte die Person und schloss nun auch diesen Band. Lautlos und überaus vorsichtig erhob sich der Eindringling von seinem Stuhl und stellte die Bücher wieder an ihren angestammten Platz zurück. Mittlerweile schien es keinen Zweifel mehr zu geben, seine anfängliche Theorie schien sich bestätigt zu haben. Ja, vom ersten Augenblick an hatte er es gewusst. Hatte es in dem Moment gewusst, in dem er sie das erste Mal gesehen hatte.
 

Ein breites, leicht verrücktes Grinsen legte sich auf seine Lippen und ein dunkles Kichern hallte durch die Stille der Nacht. Das war perfekt. Die ganze Situation, oh ja, sie war wahrlich perfekt. Die Euphorie, die er in diesem Moment empfand, sprengte jegliche Gefühlsskala. Früher oder später würde er sie aufspüren und dann konnte er seinen Plan endlich, endlich in die Tat umsetzen.
 

„Und wenn ich dich schließlich gefunden habe…dann spielen wir nach meinen Regeln, Carina!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Crazy-Butler
2017-01-03T23:02:12+00:00 04.01.2017 00:02
Du weißt gar nicht wie sehr ich mich immer freue wenn ich sehe das ein neues Kapitel da ist! Vielen Dank dass du diese fanfiction schreibst. 😉

Von:  melany2567
2017-01-03T21:14:28+00:00 03.01.2017 22:14
Es wird immer besser und besser ♡ ♡ ♡ ♡ ♡
Ich bin ein Suchti geworden ^_^'
Jeden Tag schaue ich ob du ein neues kapi hochgelegen hast :D


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