Selbstmord ist keine Lösung......oder? von LadyShihoin ================================================================================ Kapitel 2: "Den kenn ich doch..." --------------------------------- Lautes Treiben weckte Carina aus ihrer Bewusstlosigkeit. Sie lag auf einem harten Steinboden und sie registrierte als Allererstes die Kälte, die sich bereits in ihrem Körper eingenistet hatte. Vollkommen orientierungslos und mit riesigen Kopfschmerzen setzte sie sich langsam auf und starrte einige Sekunden einfach nur vor sich hin. Was war passiert? Wieso lag sie auf dem Boden? Was…Carina riss die Augen auf, als die Erinnerungen schlagartig wieder kamen. Der Friedhof, die Geräusche, die Hand…Zittrig hob sie ihre Eigene und zog den Stoff ihres Oberteils zur Seite. Auf ihrer Schulter – dort, wo der Angreifer sie gepackt hatte – hoben sich dunkelblaue Striemen von ihrer ansonsten hellen Haut ab. Das war also kein Traum gewesen. Vorsichtig stand sie auf und betrachtete zum ersten Mal eingehend ihre Umgebung. Augenscheinlich befand sie sich in einer Art schmalen Gasse. Es war ziemlich dreckig, in jeder Ecke lag Müll und es stank nach einer Mischung aus Rauch und Urin. Flecken von unterschiedlicher Farbe hatten den Boden besprenkelt, einige davon waren unverkennbar getrocknete Blutstropfen und was die anderen waren wollte Carina gar nicht wissen. Gegen ihren Willen würgte sie und wandte sich in die entgegen gesetzte Richtung. Auf dieser Seite war es heller, die Gasse schien zu einer Straße zu führen. Die 16-Jährige trat aus der Gasse heraus und was sie daraufhin sah, ließ sie entsetzt die Augen aufreißen. Kutschen. Lauter Kutschen fuhren auf der Straße. Altertümliche Häuser säumten die Ränder und die Menschen trugen alle Kleidung wie in einem Film aus dem 19. Jahrhundert. „Was zum Teufel…“, murmelte sie fassungslos und die Kopfschmerzen wurden stärker, als die Panik sie erfasste. Wo zur Hölle war sie? In den Dreharbeiten zu irgendeinem Film? Würde gleich jemand hervorspringen und „Willkommen bei „Verstehen Sie Spaß“ rufen? „Hey, du da“, hörte sie plötzlich eine Stimme und schaute verdutzt auf. Ein Junge, vielleicht 7 oder 8 Jahre alt, stand vor ihr und guckte sie mit großen Augen an. Doch das war nicht das, was sie so irritiert hatte. Der Junge sprach sie auf Englisch an. „Du siehst ja komisch aus“, lachte er und zeigte mit dem Finger auf sie. Carina war froh, dass sie Englisch einwandfrei verstehen konnte und so stellte sie dem Jungen eine Frage, ebenfalls auf Englisch. „Weißt du vielleicht wo wir hier sind?“ Nun war es der Junge, der sie verwirrt anstarrte. „Natürlich weiß ich das“, antwortete er empört und verschränkte die Arme vor der Brust. Vermutlich dachte er, dass sie ihn für zu jung hielt um so etwas zu wissen. „Wir sind in London.“ „Das darf nicht wahr sein“, dachte Carina. Sie bemerkte kaum wie der Junge auf das Rufen seiner Mutter reagierte und wieder verschwand. Plötzlich kam ihr ein schrecklicher Gedanke. Black Butler spielte in London. Aber das konnte nicht sein. Allein schon der Gedanke war lächerlich. „Eine Zeitung. Ich brauche eine Zeitung“, murmelte sie und schaute nach links und rechts. Wie es der Zufall wollte lang nur wenige Meter von ihr entfernt eine Zeitung auf dem Boden. Zwar war sie dreckig und halb zerrissen, aber das musste für den Moment reichen. Ihre Augen huschten rasch über das Papier und suchten nach dem Datum. Als sie es schließlich fand, schien ihr Herz der Meinung zu sein, es könnte für 2 Sekunden eine Pause machen. „26. November 1886“, las sie fassungslos und mit tauben Lippen vor. Die Blondine schloss die Augen. Die ganze Situation war absurd. Seit Ewigkeiten beschäftigten sich Menschen mit der Erforschung von Zeitreisen. So etwas gab es vielleicht in Science Fiction Serien, aber nicht in der Wirklichkeit. „Abgesehen davon“, dachte sie und erinnerte sich an den ersten Mangaband von Black Butler, „fängt der Manga 1888 an. Das heißt, ich wäre zwei Jahre zu früh hier. Das ergibt doch keinen Sinn.“ Gleich darauf lachte sie, wobei es eher hysterisch als erfreut klang. Allein schon darüber nachzudenken, dass es keinen Sinn ergab, machte keinen Sinn. „Was mach ich denn jetzt?“, flüsterte sie. Sie hatte nichts dabei. Nur die Kleidung, die sie am Leib trug und das Taschenmesser, das ihr Vater ihr zum 16. Geburtstag geschenkt hatte. Nun ja, wenigstens war dieses ziemlich scharf, damit konnte sie sich zumindest verteidigen, sollte es denn nötig sein. Um das Mädchen herum begannen die Leute bereits mit vorgehaltener Hand zu tuscheln, einige zeigten sogar ohne Scham mit dem Finger auf sie. Carina begann schnell die Straße entlang zu gehen, um nicht weiterhin irgendwelche Blicke auf sich zu ziehen. „Die Menschen hier haben anscheinend auch überhaupt keinen Anstand“, dachte sie und irrte mit schnellen Schritten durch die große Stadt. In Carinas Augen sah jede Straße, jede Ecke und jedes Gebäude gleich aus. Bereits nach wenigen Minuten verlor sie die Orientierung, aber was sollte sie sonst tun? „Warum ausgerechnet Black Butler? Warum nicht Naruto? Oder Bleach? One Piece, Fairy Tail, egal was.“ Im Laufe der Jahre hatte sie so viele Mangas gelesen und nun kam sie ausgerechnet in einen, von dem sie gerade mal die ersten beiden Bände gelesen hatte. Sie wusste praktisch nichts. „Wenn es einen Gott gibt ist er ein verdammtes Arschloch“, dachte die Blondine mit finsterer Miene. Nach mehreren Stunden – oder auch nicht, Carina hatte ihr Zeitgefühl ebenfalls verloren – wurde es dunkel. Angst machte sich in ihr breit. In Geschichte war sie zwar nicht die beste Schülerin gewesen, aber sie war sich ziemlich sicher, dass es in dieser Zeit keine gute Idee war nachts draußen zu sein. Erschöpft lehnte sie sich mit dem Rücken gegen eine Wand. „Großartig. Wirklich großartig. Warum? Warum nur ich?“, flüsterte sie und spürte bereits ein wohlbekanntes Brennen in den Augenwinkeln. Natürlich wusste sie, dass ihr Tränen nicht weiterhalfen, aber in solch einer Situation würde wohl jeder anfangen zu weinen, oder? Im nächsten Moment passierten mehrere Dinge gleichzeitig. Zuerst hörte sie ein „Klick“. Keine Sekunde später gab die Wand hinter ihr nach und da sie mit ihrem ganzen Gewicht dagegen gelehnt war, fiel sie wie ein Stein rückwärts um. Ihr entfuhr ein Schreckenslaut, während sie gleichzeitig hart auf ihrem Hintern landete. „Na na, wen haben wir denn da?“, ertönte über ihr eine Stimme und Carina öffnete schlagartig ihre Augen, die sie während des Sturzes zusammengekniffen hatte. Für eine Millisekunde blieb ihr die Luft weg. Sie kannte diesen Typen. Na ja, kennen war vermutlich zu viel gesagt, aber sie hatte ihn schon einmal gesehen. Zwar nur in schwarz-weiß, aber die Merkmale waren unverkennbar. Er hatte langes, silbernes Haar und einen langen Pony, der ihm so ins Gesicht fiel, das man seine Augen nicht sehen konnte. Über den sichtbaren Teil seines Gesichtes zog sich eine große Narbe, ebenso wie an seinem Hals. An seiner linken Hand steckte ein grüner Ring und in den Ohren mehrere Piercings. Weiterhin trug er einen schwarzen Mantel, dessen Ärmel so lang waren, dass sie seine Hände vollständig verdeckten. Carina wusste jedoch noch, dass er lange, schwarze Fingernägel hatte, denn das war ihr doch ziemlich seltsam im Manga vorgekommen. Den Abschluss bildete der schwarze Hut, der ihm etwas schief auf dem Kopf saß. Vollkommen sprachlos starrte sie ihn an und registrierte gleichzeitig die ganzen Särge und ein Skelett, das in einer Ecke des Raumes stand. Während anderen Leuten vermutlich tausend bessere Dinge durch den Kopf gegangen wären, konnte Carina nur einen klaren Gedanken fassen. „Ach du Scheiße.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)