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Enjoy yourself

von
Koautor:  KiraNear

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Enjoy yourself

„Vielen Dank für Euren Einkauf, ich wünsche Euch beiden einen guten Appetit. Besucht uns doch mal wieder!“ Mit diesen Worten verabschiedete sich die Mitarbeiterin des Burgerladens, bevor sie diesen verließen. Es war bereits der sechste Tag, den sie in Merrysville verbrachten. Hauptsächlich, da Lloyd noch immer im Schullabor an seinen Flaschenraketen Experimente durchführte. So hatten die beiden die Zeit genutzt und zu Beginn ihres Aufenthalts Merrysville ausgiebig erkundet. Da die Stadt mit ihren 57 Bewohnern nicht sonderlich groß war, hatten sie bereits am zweiten Tag alles von ihr gesehen. Seitdem verbrachten die zwei ihre Tage damit, abwechselnd zu trainieren und zu entspannen. Sie wollten die Zeit so gut wie möglich nutzen, ohne sich dabei zu überlasten.

Mittlerweile hatten sie das letzte Gebäude hinter sich gelassen, wie ihr Freund Lloyd bevorzugten sie beim Essen die Stille der Natur, als die veralteten Sitzbänke der Stadt. Ohnehin dienten diese viel mehr als eine Leinwand für die wenigen örtlichen Sprayer und Vandalen, als für alles andere. Auf diese Weise hatten sie, dank Lloyds Tipp, eine wunderschöne und beschauliche Stelle südlich von Merrysville gefunden. Pilgrim’s Rocky Mountain, so lautete der Name des Kliffs, auf welchem sich Ninten und Ana gerne aufhielten.

Auch heute war die Klippe ihr Ziel. Zwar stießen sie auch hier hin und wieder auf Gegner, doch das hielt sie nicht davon ab, ihren Lieblingsplatz aufzusuchen. Die meiste Zeit waren es nur Lil Saucer und Skunk, die sich in ihre Ecke verirrten, welche für das Duo schon lange kein Problem mehr darstellte. Viel mehr dienten die beiden Gegnerarten als kurzes, kostenloses Training, das Essen im Anschluss als Belohnung.

Doch kaum hatten sie die Spitze der Klippe erreicht, fielen sämtliche Entspannungspläne ins Wasser. Die sonst so verlassene Klippe war an diesem Tag belebt, dutzende Menschen saßen und standen vor einem nicht zu kleinen Podium. Konferenz der Hamburger-Kultur stand in großen, Ketchup-roten Buchstaben auf diversen Bannern, die über das ganze Geländer verteilt aufgebaut worden waren. Allein schon die Tatsache, dass die Zahl der anwesenden Konferenzbesucher die Einwohnerzahl Merrysvilles locker um das Dreifache übertraf, verriet den beiden, dass sich hier Menschen aus allen Ecken des Landes zusammengefunden hatten. Unsicher sahen sich Ninten und Ana an, das war das komplette Gegenteil von dem, was sie sich erhofft hatten. Schnell wurden sich die beiden einig und verließen die Klippe wieder. Hamburger zählten zu ihren Leibspeisen, trotzdem betrachteten sie sich nicht als enthusiastische Hamburger-Liebhaber. Interesse an Vorträgen mit dem Namen „Konsistenz des Ketchup und dessen Wirken auf die Senfsoße“ und „Gürkchen – mit oder ohne?“ hatten sie erst recht nicht.

So stiegen sie den Berg wieder hinab und sahen sich ratlos an. In der ganzen Zeit, die sie in der kleinen Stadt verbracht hatten, konnten sie problemlos an der Klippe ihr Essen zu sich nehmen. Nun mussten sie sich nach einer Alternative umsehen. Das Burger-Restaurant kam für sie nicht infrage. Die ständige Laufkundschaft und der permanente Geruch nach Fett förderte auf eine so lange Zeit betrachtet ihren Appetit nicht sonderlich. Auch war das kleine Gebäude gar nicht dafür ausgelegt, dass sich die Kunden nach Erhalt ihrer Bestellungen dort länger als nötig aufhielten. Lediglich zwei Stehtische und die dazugehörigen Hocker gehörten zur Innenausstattung des Hamburgerladens, aber soweit es Ninten und Ana beurteilen konnten, nutze niemand der unzähligen Kunden das Sitzangebot. Damit befanden sie sich in der Bevölkerung Merrysville, wie auch der Laufkundschaft aus anderen Städten in guter Gesellschaft.

 

„Ninten, hast du eine Idee, wo wir jetzt hingehen könnten?“, fragte Ana vorsichtig nach, doch ihr vis-a-vis schüttelte nur den Kopf. Ein Blick in sein Gesicht verriet ihr, dass er genauso ahnungslos war wie sie. Nun kamen sie sich wieder so hilflos vor wie an ihrem ersten Tag in der Stadt. Zu ihrem Glück hatten sie Lloyd recht schnell kennengelernt und sich mit ihm anfreunden können. So hatten sie nicht nur einen weiteren Freund für ihre Mission der Weltenrettung, sondern auch jemanden, der sich in Merrysville auskannte und lebte. Auf diese Weise konnten sie sich die unschönen Übernachtungspreise des örtlichen Hotels ersparen. Zwar kam ihnen Lloyds Wohnzimmer als Lösung bereits in den Sinn, doch das verwarfen sie recht schnell wieder. Lloyd war der Einzige von ihnen, der einen Schlüssel zu seiner Wohnung besaß und diesen wollten sie bei seinen teilweise sehr risikoreichen Experimenten nicht stören. Auch gefiel ihnen der Gedanke nicht, sich in seiner Abwesenheit in der Wohnung aufzuhalten. Für die Mensa der „Twinkle Elementary School“ benötigte man eine Schülerkarte, wovon ebenfalls nur Lloyd eine besaß. Somit schied die Mensa als neuer Ort ebenfalls aus.

Schüchtern griff Ana nach Nintens Hand, die Nervosität hatte diese ein wenig verschwitzt werden lassen. Ninten sah erst Ana an, dann ihre Hände und errötete ebenfalls. Fest und gleichzeitig vorsichtig hielt er ihre Hand und ließ sich einfach mitreißen. Sein Herz schlug heftig in seiner Brust und er betete, dass sie es nicht hören konnte.

„Vielleicht … haben wir am anderen Ende der Stadt mehr Erfolg? Lass … lass uns doch mal nachsehen“, schlug Ana vor und Ninten nickte nur. Unabhängig davon, wie vielen gefährlichen Gegnern er gegenüberstand und wie viel Zeit die beiden miteinander verbrachten, allein eine solche Geste brachte den Jungen vollkommen durcheinander. Dass es Ana ganz genauso ging, davon hatte Ninten nicht den Hauch einer Ahnung. Nachdem sie sich ein wenig in der kleinen Stadt umgesehen hatte, kamen sie zu dem Schluss ihr Glück außerhalb zu versuchen. Dieses Mal führte sie ihr Weg weiter in den Norden, ein kühler Wind spielte mit Anas Zöpfen. Diese begann zu kichern.

„Wenigstens ist uns bei der Suche nicht ganz so heiß“, versuchte sie die Stimmung zu lockern. Ein unangenehme Stille hatte sich zwischen ihnen gebildet, was sich für die beiden Abenteurer alles andere als angenehm anfühlte.

„Ja, das stimmt“, entgegnete Ninten. „Außerdem riecht es hier auch viel besser als in der Stadt. Nach frischer, kühler Bergluft; nach wunderschönen Blumen und Nadelbäumen.“

Ninten zog tief Luft ein, dann sah er in Anas Richtung und stieß sie wieder aus.

„Wir könnten uns doch unter die Nadelbäume setzen, im Schatten ist es jetzt bestimmt ziemlich angenehm. Vielleicht sehen wir auch ein paar wilde Tiere? Und wenn Gegner auftauchen sollten, naja, mit denen werden wir sicher fertig!“

„Ja, das denke ich auch“, meinte Ninten nickenderweise, hoffe jedoch insgeheim, dass es nicht zu einem Kampf und damit einer Unterbrechung ihres gemeinsamen Mittagessens kommen würde. So ließen sie die kleine, geschäftige Stadt hinter sich, überquerten vorsichtig die schnurgeraden Zugschienen an einer geeigneten Stelle und schlugen im Schatten eines großen Laubbaumes ihr Lager auf. Mit einer flinken Bewegung breitete Ana die flaschengrüne Picknickdecke, die ihnen Lloyd freundlicherweise zur Verfügung gestellt hatte, an ihrem auserwählten Lagerplatz aus. Ein sanfter Schatten fiel dank des Baumes auf den gesamten Platz um sie herum, was die langsam steigenden Außentemperaturen ein Stück weit erträglicher machten. Zwar war die Durchschnittstemperatur für gewöhnlich im 18-Grad-Bereich, och mit dem Beginn der seltsamen Ereignisse hatte auch das Wetter begonnen sich zu verändern. Selbst die Gegend um die Kleinstadt, in welche sie sich momentan befanden, blieb von den klimatischen Veränderungen nicht verschont. Was den dreien umso mehr verdeutlichte, wie sehr die Welt von ihrer gefährlichen Mission und deren Ausgang abhing.

Kaum hatten die beiden auf der weichen Decke Platz genommen, begannen sie die Burger unter sich aufzuteilen. Anfangs hatten sie sich zurückgenommen und Lloyd ein Paar der leckeren Burger übrig gelassen, doch bis dieser zum gemeinsamen Essen erscheinen wäre, wäre sein Anteil bereits kalt und matschig geworden. Seitdem hatten sie sich darauf geeignet, ihn bei ihren mittäglichen Mahlzeiten auszulassen und damit bis zum Abend zu warten, bis Lloyd nach getaner Forschung zu ihnen stoßen würde. Bis dahin genossen sie ihre gemeinsame Zweisamkeit, was ihnen nicht ganz unrecht war.

 

„Irgendwie finde ich den Gedanken traurig, dass das hier alles von einer finsteren Macht bedroht wird. Klar gibt es auch schlechte Dinge auf dieser Welt, aber wenn ich an die schönen Seiten der Erde denke, dann fühle ich mich frei und glücklich. Der Wind in den Bäumen, die Blumen auf der Wiese, meine Familie oder auch …“

Zaghaft blickte er hinüber zu Ana, die seinen Blick mehr als gut verstanden hatte, rückte mit ebenfalls hochrotem Kopf näher an ihn heran. Ein verschämtes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. Ihr Herz bebte vor Aufregung, doch kaum hatte er ihre leicht verschwitzte Hand in die seine genommen, begann es Purzelbäume zu schlagen. Ninten versuchte zu schlucken, was ihm angesichts seines trockenen Halses mehr als schwer fiel. Auch sein Herz bebte in der Brust, würde er sich in anderen Umständen befinden, hätte es längst Grund zur Sorge gegeben und er hätte auf Anraten seiner Mutter einen Arzt aufgesucht. Doch die Ursache für sein jetziges Herzklopfen war ihm mehr als recht, schüchtern lächelte er vor sich hin.

Sie wussten nicht, wie viel Zeit vergangen war. Zusammengeknülltes Hamburger-Papier lag auf einem Haufen, daneben die leeren Pommes-Schachteln und die kunterbunten, ebenfalls leeren Trinkbecher. Doch keiner der beiden verspürte bisher den Drang, ihren gemütlichen Sitzplatz frühzeitig zu verlassen. Ana an sich gelehnt, blickte Ninten mit ihr in die Ferne, sie beobachteten wilde Tiere, die sich in ihre Nähe verirrten hatten, bevor sie fluchtartig Schutz im nahegelegenen Wald suchten. Sie betrachteten die Gleise, die auf dem Boden entlang liefen, jedoch nur spärlich genutzt wurden. Lediglich eine kleine, alte Lokomotive und einen kurzen Passagierzug mit zwei etwas in die Jahre gekommenen Wagen fuhren auf den Gleisen. Keiner der beiden Transportmittel hatte diese Stadt als Zwischenstopp eingeplant und so waren sie genauso schnell wieder verschwunden, wie sie erschienen waren. Die Stadt bot ihnen nach wie vor keine bessere Aussicht, weshalb sie sich auf die Natur in ihrer Umgebung, wie auch den Himmel über ihnen konzentrierten.

„Das ist hier ein sehr schöner Platz, fast genauso gut wie der, den Lloyd uns gezeigt hat“, meinte Ninten und drückte Anas Hand fester. Zwar hatte sich sein Herzschlag längst auf den üblichen Rhythmus zurückgeschraubt, seine Nervosität dagegen hatte er nicht so schnell ablegen können.

„Du hast recht, das hier ist wirklich ein schöner Ort für ein Picknick oder zum einfachen Entspannen. Wir sollten Lloyd davon erzählen, mit Sicherheit wird ihm dieser Ort genauso gut gefallen, wie er uns beiden gefällt“, erwiderte Ana nicht minder aufgeregt.

Ja, das sollten wir wirklich tun. Lloyd hat uns schon bei so vielen Dingen geholfen, da sind wir es ihm schuldig …

Zu seiner Überraschung sollte er nicht dazu kommen, seine Gedanken laut auszusprechen, da wurde seine Aufmerksamkeit bereits auf eine kleine Herde Rehe gelenkt. Mit hektischen Sprüngen flohen die Tiere panisch aus dem Wald heraus, den sie erst vor kurzem betreten hatten. Gefolgt von dutzenden Wildschweinen, weiteren Rehen, Raben und diversen Kleintieren, die ihr Heil in der Flucht suchten.

„Siehst du das? Die ganzen Tiere flüchten“, bemerkte Ana und richtete sich auf. Ihr Ton hatte eine sorgenvolle Note angenommen, ihre Augen durchforsteten den Wald vor ihr, ohne wirklich fündig zu werden. Auch Ness versuchte die Ursache, den Grund für das Verhalten der Tiere zu finden, doch sein Gefühl gab ihm bereits alle Antworten, die er in diesem Moment benötigte.

„Was auch immer dort kommt, wir sollten dafür bereit sein!“ Mit Fokus auf den Wald, stimmte sie ihm mit einem stummen Nicken zu, fühlte sich allerdings nicht so sicher wie ihr Freund und Kampfgefährte.

Ich habe ein ungutes Gefühl, da ist etwas … bösartiges in diesem Wald. Zwar kann ich nicht erkennen, was es ist, aber ich werde die Vermutung nicht los, dass da drin noch etwas anderes ist. Eine bösartige Macht, die nur darauf wartet, uns im Kampf zu vernichten. Diese finstere Aura, diese dunkle Energie … Ninten, kannst du sie auch spüren?

Kaum hatten die letzten Tiere den Wald verlassen, schien die Umgebung jegliche Geräusche zu verlieren. Nur noch das Tippeln vieler kleiner, winziger Füße war zu hören, sowie ein undefinierbares Brummen in der Ferne. Das Getrippel näherte sich ihnen und bevor einer von ihnen etwas sagen konnte, sahen sie endlich die Besitzer der kleinen Füßchen. Mindestens 15 Beinpaare der kleinen Ropes konnte Ninten auf die Schnelle erkennen. Wohlwissend, dass die kleinen, flinken und überaus lebendigen Seile mehr Schaden einstecken konnten, als man es ihnen ansehen würde, machten sich Ninten und Ana bereit für den Kampf. Zwar hatten sie bereits in der Vergangenheit das eine oder andere Rope bekämpft, jedoch waren sie immer nur in einer kleineren Stückzahl aufgetreten. Mit dieser Menge an Gegnern hatten sie es bisher noch nie zu tun gehabt und auch wenn die Seile besser in der Verteidigung als im Angriff waren, so würde ihnen der Kampf mit allen Gegnern zusammen deutlich an ihren Kräften zehren. Der Schläger knarzte unter Nintens Fingern, während sich Ana auf die Energie in ihrem Inneren konzentrierte, um PK Freeze β auf die Gegner wirken zu lassen. Zwar wäre Feuer in diesem Fall effektiver als Eis, doch im Gegensatz zu PK Freeze hatte sie PK Fire noch nicht gelernt. Was sie nun zähneknirschend bereute.

„Noch nicht, warte, bis sie dicht an uns dran sind“, wies Ninten ihr an, was ihr angesichts der hohen Konzentration an Energie, die Ana für ihren Angriff benötigte, entgegen kam. Nur noch wenige Meter trennte das Duo von ihren Gegnern

… wenige Schritte

… ein Augenschlag

… doch nichts passierte.

Anstatt wie erwartet von den vielen Ropes überrannt oder angegriffen zu werden, bahnten sich diese geschlossen ihren Weg an den beiden, jungen Menschen vorbei. Erst jetzt sahen sie keinerlei Feindseligkeiten oder andere derartige Ausdrücke in den Augen der Ropes, für sie waren die zwei Menschen wie ein Paar Bäume oder Schilder, die ihnen auf ihrer Fluchtrute im Weg standen. Verwundert betrachteten die beiden ihre vermeintlichen Gegner, diese wiederum ignorierten die zwei Menschen komplett. Entgegen ihrer Natur war keinem der Ropes an einem Kampf gelegen, auch fiel Ana erst jetzt auf, dass sich zwei kleine Lil Saucer in die Rope-Herde hinein verirrt hatten, doch auch diese suchten lieber ihr Heil in der Flucht. Der Barbot, der diese Art von Monster gerne begleitete, war hingegen nirgends zu sehen.

„Wow“ staunte Ninten und schob seine Mütze zurecht. „Kannst du dir das erklären? Normalerweise greifen uns die Gegner immer an, aber jetzt? Offenbar ist in diesem Wald etwas noch viel schlimmeres unterwegs, etwas, was sogar anderen Monstern Angst bereitet … Ana?! Was ist los, ist alles in Ordnung bei dir?“ Mit ein paar wenigen, schnellen Schritten hatte er die Distanz zu ihr überbrückt, doch sie reagierte nicht. Stattdessen starrte sie stark zitternd auf den Wald, die finstere Aura näherte sich ihnen immer schneller.

Es erdrückt mich, es schnürt mir die Luft zu!

Eingeschüchtert wich sie zurück, woraufhin Ninten sich schützend for sie stellte. Zwar war auch er in der Lage, die gegnerische Aura zu spüren, jedoch waren seine Sinne nicht so fein eingestellt dafür wie die von Ana.

„Was auch passiert, ich werde dich immer beschützen!“, erklärte er ihr mit einem ernsten Lächeln im Gesicht. In einem Tonfall, der keinen Raum für weitere Interpretationen ließ.

 

„Da kommt es“, sagte Ninten weiterhin ernst und deutete mit dem Baseball-Schläger in die Richtung des Waldes. Man konnte bereits zwei leuchtende Augenpaare und ein knallrotes Kleid erkennen, wie sie langsam auf die beiden zukamen. Ein unheimliches Kichern lag in der Luft und erst nach ein paar Sekunden begriffen sie, dass es von der irre lächelnden Frau kam. Bewaffnet mit zwei großen Einkaufstüten, schlenderte sie zwischen zwei Gegnern heran, die die Gestalt von LKWs besaßen. Nun wurde Ninten bewusst, woher das seltsame Brummen stammte. Die rote Farbe machte mehr als nur einen bedrohlichen Eindruck, mittlerweile konnten die beiden nun nachvollziehen, warum die anderen Gegner, wie auch die Tiere geflüchtet waren. Sowohl die Frau, wie auch die Trucks machten einen gefährlichen; starken Eindruck und sie wussten, wenn sie gegen die drei bestehen wollten, dann mussten sie sich deutlich mehr ins Zeug legen als bisher.

„Am besten, wir analysieren sie ein wenig, damit wir wissen, mit welcher Art von Gegner wir es hier zu tun haben. Wie sie angreifen, worin ihre Schwächen liegen und auch, wie sie sich verhalten!“

Während Ana die seltsame Frau beobachtete, wie diese bedrohlich ihre Taschen schwang, hängte sich Ninten an die beiden Trucks. Er stufte sie als deutlich gefährlicher ein als die Taschen-Lady und wollte Ana um jeden Preis vor Schaden bewahren. Mit aufgeblähter Brust stellte er sich den zwei Fahrzeugen entgegen, doch diese schienen nicht sonderlich beeindruckt zu sein. Als hätten sie Nintens Absichten erkannt, waren sie nur wenige Meter vor ihm stehen geblieben. Ninten verzog sein Gesicht, er hatte darauf verzichten wollen, den ersten Schritt zu tun. Doch auch die LKWs hatten nicht die Absicht, sich eine Blöße zu geben.

Seufzend aktivierte er bei sich und Ana das PSIShield, bevor er sich mit gezücktem Baseballschläger daran machte, den ersten Schlag zu setzen. Holz traf auf Metall, ein dumpfes Geräusch teilte dem Jungen mit, dass er den Truck getroffen hatte. Selbst nach mehreren Treffern zeigte sich der Truck unbeeindruckt, weder versuchte er sich zu verteidigen, noch startete er einen Gegenangriff. So schlug Ninten immer wieder und wieder auf den Truck ein, mehr als ein paar unbedeutende Kratzer konnte er ihm nicht beibringen.

Schnaufend ging er ein paar Schritte zurück, ließ dabei die LKWs nicht aus den Augen. Es war ihm, als würden sie sich telepathisch untereinander verständigen, wie sie nun am besten gegen ihn vorgehen könnten. Ninten nutze die Zeit, in der sich die LKWs nicht rührten und sah hinüber zu Ana. Zwar hatte sie ihre Gegnerin dank ihrer PSI Attacke gut zurückhalten können, dennoch war sie nicht in der Lage, das für eine längere Zeit durchziehen zu können. Mit gemischten Gefühlen biss er sich auf die Unterlippe, zu gern hätte er seiner Freundin geholfen und mit ihr zusammen die schrullige Frau bekämpft, doch er wusste, dass er die LKWs nicht aus den Augen verlieren durfte. Gegen alle drei Gegner zusammen hatte er alleine absolut keine Chance. Er musste sich etwas einfallen lassen, wenn sie heil aus der Situation kommen wollten …

 

Gerade, als Ninten sich eine schnelle Lösung für das Problem überlegen wollte, kamen die LKWs auf ihn zugerollt. Bedrohlich sahen ihn die hellen Scheinwerfer an. Wenn er es nicht besser wüsste, hätte er das Gefühl, als wäre er ein frisches, blutiges Steak, welches hungrigen Raubtieren zum Fraß vorgeworfen wurde. Brummend kamen sie kurz vor ihm wieder zum Stehen, mit beiden Vorderseiten bedrängten sie den Jungen. Jetzt blieb ihm erst recht nur noch die Flucht nach hinten, dennoch bewegte er sich nicht und beobachtete die Situation. Das Brummen verstärkte sich mit jeder Minute und sein Gefühl sagte ihm, dass er wieder einen gewissen Abstand zwischen sich und den Gegnern schaffen sollte, doch die innere Warnung kam zu spät. Die LKWs rollten weiter auf ihn zu und öffneten zugleich ihre Motorhauben. Zu einer Art höhnischem Grinsen verzogen, stießen sie aus dem nun offenen Motorraum dicke und rußige Abgase heraus.

Abgase? Oh nein, ich muss hier weg …

Doch die giftigen Dämpfe hatten den Jungen bereits eingeholt. Er spürte, wie sich seine Lunge immer weiter zusammenzog, es fiel ihm deutlich schwerer, Luft zu holen und auch konnte er das typische Pfeifen vernehmen.

Ich muss mich beruhigen, ermahnte er sich selbst, doch die Bedrohung durch die starken Gegner, wie auch seine Sorge um Ana machten ihm dabei einen Strich durch die Rechnung. Hustend sank Ninten auf die Knie, dabei griff er in seine Hosentaschen, wurde jedoch nicht fündig. Die Atmung fiel ihm nun immer schwerer und auch seine Panik nahm immer weiter zu. Sein Körper sehnte sich immer mehr nach Luft und er wünschte sich, er hätte ein neues Spray gekauft, als er noch die Möglichkeit dazu hatte.

„Ninten, oh nein, Ninten!“

Schwach, wie aus der Ferne, konnte er die panische Stimme seiner Freundin hören. Er spürte, wie ein kalter Luftzug an ihm vorbeischoss, Eis bildete sich auf der Wiese und die LKWs zogen sich ein Stück zurück.

„Ninten, du musst aufrecht sitzen und die Arme nach hinten abstützen!“, rief sie ihm zu, doch dank dem Rasseln seiner immer schneller werdenden Atmung und der Watte in seinen Ohren konnte er sie kaum verstehen. Dies fiel auch Ana auf, weshalb sie ihm half, in die helfende Sitzpostion zu gehen. Schnaufend, aber auch dankbar sah er ihr ins Gesicht, erschrak dabei an der Menge an Tränen, die ihr über ihre Wangen herabliefen.

„Halte durch, Ninten!“, sagte sie, nun selbst leicht panisch und drückte seine Hand. „Dein Asthma! Und ich hab nicht an ein Spray gedacht … du hast bestimmt auch keins dabei, nicht wahr?“

Ninten wollte ihr gerade die Frage beantworten, als ihn eine heftige Hustenattacke durchschüttelte. Er schaffte es gerade noch, mit dem Kopf zu schütteln, bevor er sich aufrichtete und versuchte, seine Atmung wieder halbwegs zu normalisieren. In der Zwischenzeit hatte sich die Frau mit den Einkaufstaschen wieder zu den LKWs gesellt, links und rechts von ihr brummten und knatterten sie.

Besorgt sah Ana zwischen Ninten und ihren Gegnern hin und her. Sie wusste, wenn Ninten einen seiner schweren Asthma-Anfällen hatte, war er nicht mehr in der Lage zu kämpfen, geschweige denn sich zu verteidigen. Ihre eigenen Angriffe waren nicht gerade schwach, dennoch hatte sie bereits zu viel ihrer eigenen Energie verwendet, als dass sie alle drei Gegner hätte alleine besiegen können. Zusätzlich musste sie Ninten verteidigen, welcher noch immer hilflos um jeden Atemzug Luft rang. Verzweifelt warf sie sich vor Ninten, erneuerte ihr PSIShield und versuchte, die Gegner mit Hilfe von PK Freeze auf Abstand zu halten. Wohlwissend, dass sie die Attacke nicht für immer einsetzen könnte.

„Ninten, verzeih mir … ich kann dich nicht beschützten. Oder dir in deiner Not helfen“, sagte sie, während ihr noch mehr Tränen über die Wangen liefen. Eine Hand schloss sich um die ihre, ein trauriges Lächeln stahl sich auf ihre Lippen.

„Ninten, ich …“

 

„Vorsicht, ihr beiden! Schließt sofort eure Augen, ich bin gleich bei euch!“

Sie erkannten Lloyds Stimme und wussten, sie konnten ihm vertrauen. Genauso wie sie darauf vertrauen konnten, dass es keine Falle der Gegner war. Zwar waren sie stark und hatten so manchen fiesen Trick auf Lage, doch Illusionen gehörten nicht zu dem Reparateure der Gegner, denen sie bisher auf ihrer Reise begegnet waren. Sofort half Ana ihrem Freund, die Augen zu verschließen, dann drückte sie ihre eigenen zu. Die Augen geschlossen, hörten sie neben dem Brummen und Nintens Atembeschwerden erst ein paar spitze Pfiffe, gefolgt von mehreren deutlich lauten Knallen und einem anschließenden, monotonen und stechenden Ton. Die Frau begann angewidert zu schreien, was sich für die Kinder anhörte wie die gequälten Seiten einer Violine. Selbst das Brummen ließ nach, stattdessen konnten sie hören, wie sich die Gegner von ihnen entfernten und auch fort blieben. Als kein Geräusch mehr zu hören war, tippte Lloyd den beiden auf die Schulter.

„Keine Angst, es ist vorbei, ihr könnt die Augen wieder aufmachen.“ Dann reichte er dem japsenden Ninten ein Asthmaspray, welches er auch sofort benutzte.

„Danke, Lloyd, vielen Dank“, sagte Ana schluchzend und umarmte diesen fest vor Dankbarkeit. Lloyds Gesicht nahm unter seiner dunklen Schutzbrille die Farbe einer hochreifen Tomate an und er war recht froh, als das Mädchen ihn wieder los ließ. Glücklich lächelte er sie an.

„Verrat uns doch, was war das gerade für ein seltsames Geräusch? Wie bist du die Gegner losgeworden? Wie hast du uns gefunden? Und woher wusstest du, dass Ninten ein Spray benötigen würde?“

„Nun ja“, begann Lloyd und kratze sich nervös am Ellenbogen. „Ich bin mit meiner neuesten Erfindung schneller fertig geworden, als erwartet, also dachte ich, ich gehe einfach mal zu euch und überrasche euch damit. Doch als ich an unserem Treffpunkt angekommen war, war dort irgendeine Art von Messe mit sehr vielen Besuchern. Ich habe mich absolut unwohl gefühlt und konnte mir vorstellen, dass es euch nicht anders ging. Also habe ich ein wenig herumgefragt, bis mir einer der Besucher weiterhelfen konnte. Er sagte, er hat gesehen, wie ihr die Stadt in Richtung Norden verlassen habt. Ich hatte ein ungutes Gefühl und es tut mir Leid, dass ich euch nicht gewarnt habe. Hier in dieser Gegend sind gefährliche Gegner unterwegs, mit unserem aktuellen Können haben wir keine Chance gegen sie!“

„Verstehe“, erwiderte Ana und blickte zum Wald. „Deshalb ist niemand hier her gegangen. Deshalb hast du uns von diesem Ort nichts erzählt. Weil er so gefährlich ist!“

Lloyd nickte und klopfte auf seine verbliebene Flaschenrakete.

„Da hatte ich ein richtig gutes Gespür, als ich Plan 43 in die Tat umgesetzt habe. Also meine Blendflaschenraketen. Ihr müsst wissen, die Monster hier halten sich fast ausschließlich im dunklen Wald auf, wenn sie dem Licht zu lange oder zu intensiv ausgesetzt werden, dann flüchten sie. Man kann sie damit zwar bezwingen, aber um sie in die Flucht zu schlagen reicht es allemal!“

„Das ist ja fantastisch!“, rief Ana begeistert. Erneut glühten Lloyds Wangen auf. Da er nun die Schutzbrille abgenommen hatte, kamen seine roten Wangen deutlicher zum Vorschein.

„Naja, ihr müsst wissen, dass ich bereits wusste, dass sich hier nicht nur kleine Ropes, sondern auch Bag Ladys und PsychoTrucks aufhalten. Letztere stoßen gerne mal Abgase aus, was sehr gefährlich für Nintens Asthma sein könnte. Daher bin ich noch schnell meiner Eingebung gefolgt und hab noch schnell im Supermarkt ein Spray gekauft.“

„Zum Glück“, sagte Ana, wieder den Tränen nahe. „Wer weiß, was sonst mit Ninten passiert wäre, er hätte … sterben können …“

Um sie zu beruhigen, nahm Ninten sie in seine Arme, konnte ein paar kleine Schluchzer und weitere Tränen trotzdem nicht verhindern.

„Es ist alles überstanden und keine Angst, Ana. So schnell werde ich nicht sterben, das verspreche ich dir!“

Sachte streichelte er sie am Kopf, dann wandte er sich Lloyd zu. Seine Atmung hatte sich normalisiert, seine Ohren die Watte verloren und sein Gesicht wieder eine gesunde Lebensfarbe angenommen.

„Trotzdem oder gerade deshalb, vielen Dank, Lloyd! Du hast uns beiden das Leben gerettet! ES ist langsam wirklich eng für uns geworden … an die möglichen Folgen möchte ich gar nicht denken!“

Lloyd, dem der Dank und die positive Aufmerksamkeit zu viel wurde, drehte sich verschämt weg.

„Ach was, wir sind doch Freunde … ich hab das gerne gemacht.“

Ana und Ninten lächelten, wussten sie doch um Lloyds Schüchternheit und wie schwer ihm das alles vorgekommen sein musste. Nun war es Ninten, der Lloyd stolz auf die Schulter klopfte.

„Darf ich dich als Dank für unsere Rettung zum Essen einladen? Allerdings an einen Ort, der nicht so gefährlich ist wie dieser hier.“

Lloyd lachte, nickte ihm dann zu.

„Die Einladung nehme ich sehr gerne an. Aber vorher möchte ich euch noch beim Aufräumen helfen“, sagte er und griff nach den zerknüllten Hamburger-Verpackungen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Der Titel hat ehrlich gesagt keine große Bedeutung^^°
Als ich mir einen überlegt hatte, hörte ich gerade eine Spotify-Playlist und es lief grad ein Lied mit dem gleichen Namen. Der hat mir gefallen und da hab ich dann einfach übernommen XD Komplett anzeigen

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