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Elementary Angels

Trilogie - Staffel 3
von

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Wiedersehen

Kapitel 28 ~ Wiedersehen
 

~ Juline Coldfire ~


 

Ich hoffte, dass ich Adriano's Versprechen Glauben schenken könnte. Ich wollte doch einfach nur mit ihm Glücklich sein... War das denn zu viel verlangt? Der Abend war angebrochen und ich fühlte mich ziemlich müde. Es war so viel passiert in den letzten Tagen und Stunden. Viel zu viel... Kaum Zeit zum Ruhen oder einfach mal zu entspannen. Und selbst jetzt, wo wir immernoch am Strand saßen konnte mein Kopf einfach keine Ruhe geben.

Adriano hatte seinen Kopf an meinen Rücken gelegt und wir schwiegen uns an. Es dauerte eine Weile bis ich dann doch etwas zur Ruhe kam.

„Weißt du was? Lass uns morgen einen schönen Tag haben. Nur wir beide“, schlug ich vor. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor als wir das letzte mal eine schöne Zeit zusammen hatten. „Das ist eine gute Idee. Vor allem jetzt wo ich keine Kopfschmerzen mehr hab, hätte ich gern mal wieder etwas mehr Spaß.“ Nach einigen Stunden standen wir auf und überlegten wo wir die Nacht verbringen würden. Bei Adriano zu Hause würde es nicht gehen wegen Jade und Fabio. Und im Hotelzimmer hatte ich eigentlich schon Dad untergebracht. Also eine gemeinsame Nacht wäre wohl auszuschließen. Irgendwie machte mich das traurig. Und wenn Melody zurück kommt... Die kriegt die Krise! Wo auch immer sie eigentlich war. Seit sie mit Jo feiern wollte, hatte ich sie nicht wieder gesehen. Aber sicher war den beiden nichts passiert.

Adriano begleitete mich noch zum Hotel bis hoch ins Zimmer, das leer war. Wohin hatte sich Dad schon wieder verkrochen?

„Oh... Keiner da!“ „Wo steckt dein Alter?“ „Weiß nicht. Er hatte nichts gesagt.“ Vielleicht ist er zu Lumen? Jetzt wo er wieder ein richtiger Engel war, konnte er vielleicht auch wieder was mit den anderen Engeln anfangen? Vielleicht würde er seinen alten Platz zurückerobern? Oder er würde sich versteckt halten und abwarten. Jedenfalls war er nicht hier... Er würde doch wohl nicht wie ein Penner auf der Parkbank gammeln!? Ich stellte mir das Bildlich vor und musste kurz kichern. „Was ist? Ich will auch lachen!“ „Ach... Ich hab mir meinen Dad nur grad als Penner auf ner Parkbank vorgestellt.“ „Mit Zeitungen als Zudecke?“ „Haha! Genau! Und ner Wodkaflasche in der Hand!“ Nun mussten wir beide lachen. Das tat gut. Auch wenn es Dad war, der für unsre Belustigung sorgte.

„Meinst du der kommt heute Nacht noch hierher?“ „Vielleicht... Weiß nicht. Du kannst ja hier bleiben. Wenn er halt doch herkommen sollte, muss er sich damit abfinden, dass du auch da bist.“ „Hmmm... Er kann mich nicht leiden.“ „Er kann allgemein eigentlich fast niemanden leiden. Also mach dir nichts draus.“ Ich konnte mir denken, welcher Gedanke ihm gerade durch den Kopf ging. Ich würde schwören er dachte, dass Dad Elohim sicher gut leiden kann, im Gegensatz zu ihm. Das sah ich schon seinen Blicken an.

Um ihn wieder abzulenken, legte ich meine Arme um ihn und küsste ihn: „Seine Meinung zählt grade nicht. Wir sind grade alleine hier und haben zum ersten mal seit Langem nur uns beide.“ „Du hast recht.“

Ich zog ihn mit mir und ließ mich rückwärts aufs Bett fallen. Er hatte sich über mich gelehnt und wir küssten uns erneut. Endlich kamen wieder diese tollen Gefühle zum Vorschein. Ich spürte endlich wieder dieses verliebt sein und genoss jede Sekunde davon.

Dass wir vielleicht jeden Augenblick Besuch bekommen könnten, interessierte uns auch nicht mehr, nachdem wir uns ausgezogen hatten und miteinander schliefen.

Da war es wieder, dieses vertraute Gefühl. Es gab mir Sicherheit und verjagte alle Zweifel, die ich an dieser Beziehung hatte. Ich konnte kaum genug von ihm bekommen. Und nachdem wir beide gekommen waren und wieder nebeneinander lagen, klammerte ich mich fest an ihn als würde ich ihn nie wieder loslassen wollen. Auch seine Arme hielten mich fest und ließen nicht mehr locker.

„Es soll endlich vorbei sein...“, sagte er leise. „Was genau?“, fragte ich unsicher und richtete mich leicht auf um ihm in die Augen schauen zu können. „Diese ganze Geschichte mit Chamuel... Ich will, dass du bei mir bleibst. Ohne irgendwelche Angriffe von verrückten Engeln, Dämonen oder sonst was. Du sollst hier bleiben und dann bauen wir uns zusammen eine Zukunft auf.“ „Das stelle ich mir schön vor... Hier zu leben. Bei dir und unsren Freunden. Zumindest die, die geblieben sind. Ich weiß allerdings nicht was Chamuel plant. Ich hab auch keine Ahnung ob Dad was mit den Engeln planen wird. Würden sie gemeinsam kämpfen, wäre das sicherlich alles kein Problem mehr. Vielleicht tun sich Lumen, Dad und Elohim zusammen.“ „Hoffe er kratzt dabei ab...“ „Schatz! Ich weiß, du hasst ihn, aber geht das nicht zu weit?“ „Pff...“ „Wieder dieses leidige Thema. Lass uns über was Anderes reden. Was auch immer aus Chamuel wird, darüber können wir uns morgen oder übermorgen immernoch Gedanken machen.“ „Hast ja recht...“

Ich war es aber auch langsam leid... Dass dieses Thema mein Leben bestimmte. Ich hatte nichtmal ein zu Hause. Keinen Platz wo ich hin gehörte. Keinen geregelten Alltag mehr. Keine richtigen Freunde und jeden Tag musste ich damit rechnen, dass irgendwas Schlimmes passieren würde. Es machte mich wahnsinnig. Nichts konnte man mehr richtig genießen. Und ständig war es das selbe Gesprächsthema. Ich hatte mir fest vorgenommen so bald wie möglich mit Dad darüber zu sprechen. Sicher würde er nicht ewig einfach warten bis Chamuel irgendwas macht und dann vielleicht auch nur zusehen.

Ob Dad und Elohim gemeinsam endlich Frieden schaffen könnten? Vielleicht hatten sie sich auch schon längst abgesprochen? Ich hatte ja keine Ahnung. Dad hatte mir von keinen Plänen erzählt. Er meinte nur, er müsste noch viel nachdenken, jetzt wo sich die Umstände geändert hatten. Danach meinte er, er hätte einige Sachen zu regeln und ich sollte ihn etwas alleine lassen. Da ging ich an den Strand, wo Adriano mich schließlich fand.

Die Nacht schritt voran und irgendwann schliefen wir ein. Dad blieb weiterhin verschollen und so waren wir auch am darauf folgenden Morgen noch alleine. Völlig zufrieden und ausgeschlafen wachte ich relativ spät erst auf und beobachtete Adriano, der noch schlief. Ich beschloss ihn weiter schlafen zu lassen und stellte mich auf den Balkon von wo aus ich über die ganze Stadt blicken konnte. So schön, diese Welt. Ich würde wirklich nicht mehr hier weg wollen. Hier gab es immerhin an jeder Ecke etwas zu erleben und neue Menschen kennenzulernen. Ein Teil meiner Familie war hier zu Hause und ich würde alles tun um sie zu schützen.

Und ich fragte mich immernoch wo Dad und wo Melody waren. Und dann ertappte ich mich wieder dabei an Elohim zu denken. Er war durch die ganzen Umstände in kürzester Zeit zu einem Freund geworden, obwohl ich ihn nur flüchtig kannte. Trotzdem fühlte ich mich irgendwie mit ihm verbunden. Wenn der Kampf gegen Chamuel zum Guten verlaufen würde und vorbei wäre, würden wir uns bestimmt nicht mehr so oft sehen können.

Adriano würde es nicht ertragen, wenn wir uns ab und zu treffen würden. Und sei es noch so kurz und auch nur um ein wenig zu plaudern. Andererseits war ich Elohim vielleicht sogar egal und er hat sich nur mit mir abgegeben weil er in dem Moment drauf angewiesen war. Es verwirrte mich. Wahrscheinlich hatte er mit Destinia genug zu tun. Mich überkam ein kleiner Groll, als ich an sie dachte. Diese Art ging mir einfach nicht rein.

Seufzend drehte ich mich wieder um und ging zurück ins Zimmer, wo ich schon im nächsten Moment das Türschloss hörte und mich erstmal erschrak. Auch Adriano wurde davon wach.

Und schon kamen uns zwei völlig durchgedrehte lachende Gestalten entgegen. Jo und Melody!!!

„Oha! Guck mal! Da haben die sich doch tatsächlich das Hotelzimmer genommen“, sagte Jo sarkastisch. Melody strahlte als sie mich sah und nahm mich in die Arme.

„Schöööön dich wieder zu sehen! Es kommt mir ja vor wie eine halbe Ewigkeit, hahaha!“ „Alter, wo wart ihr?“, fragte ich verblüfft. Adriano rieb sich die Augen und hatte schon Jo bei sich im Bett liegen. „Hey Schatz, ich hab dich so vermisst. Ahh du bist ja halb nackt. Uhh dein Körper turnt mich so an.“ „Iiiiiih! Geh weg!“, jammerte Adriano und bekam Jo einfach nicht los. Ich freute mich für Adriano. Hoffentlich würde Jo ihm mal wieder gute Laune schenken. Wo Jo war, war auch die gute Laune. Ich fühlte mich allein durch die Ausstrahlung der beiden beflügelt.

„Bah! So stockschwul seid ihr! Aber hey, was geht? Hattet ihr nicht soooo Gesichter gezogen, als wir euch zum letzten mal gesehen hatten? Seid wann seid ihr nun richtig zusammen?“, fragte Melody verblüfft und setzte sich aufs andere Bett, während sie die beiden Jungs angewidert beobachtete.

„Ihr wart jetzt drei Tage weg. Aber es ist schon ziemlich viel passiert“, setzte ich zum Erklären an. Doch dann fiel mir etwas an Mel's Finger auf, was mir erstmal die Worte aus dem Kopf schlug.

„Hast du da nen Ring!?“ „Ehh... Ja...“ „Ja hat sie! Ich hab auch einen! Guckt mal wie geil die aussehen!“ „Was zur...“, sagte Adriano entgeistert und grapschte sich Jo's Hand.

„Ihr habt... Habt ihr?... Ihr habt doch nicht etwa... WO wart ihr?! WAS habt ihr gemacht!?“, fragte ich und musste mich erstmal setzen. Melody wurde ziemlich verlegen, während Jo den Arm um Adriano's Schulter legte und grinste: „Du musst nicht eifersüchtig sein, Schatz. Du weißt, dass du immer meine Nummer Eins sein wirst.“ „Ich lieb dich auch...“, entgegnete er wenig herzhaft.

„Um ehrlich zu sein... Wir waren in Vegas.“ „WAS!?“ „Ja... Wir waren in Vegas. Haben uns dort sämtlichen Alkohol eingefahren, unser ganzes Geld verspielt und versoffen... Und anschließend sind wir verheiratet aufgewacht“, erklärte Melody und guckte mit einem verlegenen Lächeln ihren Ring an. Adriano und ich tauschten entsetzte Blicke aus und wussten nicht, was wir dazu sagen sollten.

„Es ging ziemlich schnell, klar. Aber gut, es ist jetzt eben passiert. Wir sind Mann und Frau, Baby!“, jubelte Jo und hielt triumphierend seine Hand mit dem Ring empor. „Du bist so ein Wichser, ne“, sagte Adriano trist. Ich richtete mich an Melody: „Und bleibt ihr jetzt verheiratet?“ „Ja. Wir sind glücklich miteinander. Und vielleicht hätten wir eh irgendwann geheiratet. Also warum nicht.“ „Genau, Baby!“

Ich konnte es nicht glauben... Während all diese Dinge hier passierten, hatten sie Spaß und haben einfach mal so geheiratet. Irgendwie packte mich der Neid. Ich wäre auch gern so glücklich gewesen. Dagegen ging meine Beziehung mit Adriano fast zu Grunde. Aber ich gönnte es ihnen auch.

„Und nun sagt, ihr seht total kaputt aus. Was war bei euch los?“, erkundigte sich Melody. Ich erklärte ihnen, was alles passiert war. Dass Chris gestern fast gestorben wäre, dass wir im Himmelsreich waren. Nur von Elohim verlor ich kein Wort. Einfach um es Adriano zu ersparen. Ich erzählte auch, dass mein Dad wieder da war und, dass er Chris gerettet hatte. Unter Anderem erwähnte ich auch, dass Jade und Fabio mich hassten und, dass eigentlich alles Chaotisch war. Die beiden guckten sich entgeistert an und dann wieder uns.

„Da ist man einmal weg und schon steppt hier der Bär!“, beschwerte sich Jo und verschränkte die Arme. „Das klingt echt heftig... Und jetzt?“, fragte Melody unsicher.

„Keine Ahnung. Blöde Engelsbrut... Jedenfalls scheinen die Zeiten wo wir alle ausgelassen zusammensaßen und uns mit sowas nicht beschäftigen mussten vorbei zu sein.“ „Du meinst die tollen Zeiten, in denen ich noch nicht da war?“, fragte ich Adriano auf seine Aussage hin etwas beleidigt. „So meinte ich das nicht...“ „Ja, klar. Ich gehör ja auch nur zufällig zur blöden Engelsbrut.“ „Psst! Aus! Liebt euch!“, befahl Jo und drückte uns zusammen, ehe er sich zu Melody hockte.

Ich fühlte mich einfach nur verletzt durch diese Aussage. Es war als würde auch er damit nur sagen wollen, dass ich Schuld an allem bin. Wahrscheinlich war ich aber auch einfach zu schnell gereizt. Aber es sollte noch blöder kommen. Melody schnaufte und stand auf.

„Okay... Noch ein Thema, was vielleicht jetzt unangenehm ist. In Vegas ist noch etwas passiert ,was ziemlich dumm war.“ „Hat er dich geschwängert?“, fragte Adriano frech, weshalb er giftige Blicke von ihr zugeworfen bekam. „Nein, hat er nicht. Aber wir haben die Kreditkarte überzogen. Wie auch immer wir das geschafft haben. Ich trau mich kaum meinem Dad unter die Augen zu treten. Aber naja... Das Hotel kann so nicht mehr bezahlt werden. Das heißt... Dass wir ausziehen müssen.“ „WAS!?“, platzte es aus mir heraus. Ich war fassungslos. Wohin mit mir?! Bisher musste ich mir darüber ja keine Gedanken machen... Aber nun? Ich hatte nichts! Rein gar nichts! Sollte ich den ganzen Coldfire/Hiwatari Clan abklappern um nach einer Bleibe zu suchen?

„Es tut mir ja auch leid... Ich weiß nicht wie das passieren konnte. Und wie gesagt werd ich noch genug Ärger deswegen bekommen.“ „Zieh doch zu Adriano“, schlug Jo vor ohne darüber nachzudenken.

„Spinnst du? Jade kratzt mir die Augen aus“, entgegnete ich sofort. „Außerdem hab ich kein eigenes Zimmer. Und Jade nimmt Fabio bestimmt nicht zu sich nur damit Juline da bei mir rumhocken kann. Ich will ja nichtmal selbst zurück dahin... Aber ne eigene Wohnung kann ich mir auch nicht leisten. Dazu müsste ich einen guten Job finden. Und eigentlich sahen meine Pläne ja anders aus...“

Wieder bekam ich das Gefühl einfach nicht in seine Pläne reinzupassen. Aber ich sollte mich mehr zusammenreißen und nichts dazu sagen. Ich war also obdachlos. Irgendwie machte mir der Gedanke Angst. Aber andererseits hatte ich noch Dad und der würde mich sicher nicht unter irgendeiner Brücke schlafen lassen. Auch wenn er selbst nichts auf der Erde hatte. Aber so wie ich ihn kannte, hatte er sicher noch irgend einen Plan B.

„Scheiß auf Pläne, man. Du hast ein Mädchen um das du dich kümmern solltest. Also es ist für mich selbstverständlich Mel mit nach Hause zu nehmen. Egal wo wir uns vorerst hinquetschen“, schimpfte Jo, worauf Adriano nichts wirklich zu sagen hatte. Melody war hingerissen von Jo's ehrenhaften Worten. „Aber naja, ich werde wohl auf jeden Fall mit Dad reden müssen. Und dann werd ich wohl erstmal zurück nach Hause reisen müssen“, erklärte sie bedrückt, worauf Jo ihr sofort wieder Mut machte und sie aufmunterte. Beneidenswert... Ich wünschte, ich hätte auch jemanden, der mir mit nur wenigen Worten wieder Sicherheit geben könnte.

Vielleicht würde es mir auch besser gehen, sobald ich mit Dad geredet hab. Wenn er mal irgendwann wieder auftaucht. Und wenn er doch im Himmelsreich war? Ich traute mich nicht allein dort hin zu gehen. Aber er würde mich auch nicht ewig sitzen lassen ohne sich zu melden. Ich sollte ihm da einfach vertrauen. Er weiß sicher was er tut.

Nach einer guten Stunde hatten wir alles gepackt was sich seit meiner Ankunft hier angesammelt hatte. Das Zimmer war nun wieder hergerichtet und seine persönliche Note verloren. Es war für mich als würde ich wieder ein zu Hause verlieren. Klar, es war nur ein Hotelzimmer. Aber hier hatte ich viel durchlebt und war zu Hause seit ich alles verloren hatte. Melody ging mit zu Jo und beteuerte nocheinmal wie leid ihr das tut. Das half mir allerdings nicht sonderlich. Ich lief bedrückt und schweigend neben Adriano her. Auf dem Weg nach nirgendwo. Eigentlich wollten wir uns ja eigen sorgenfreien schönen Tag machen.

„Weißt du, zur Not kann ich dich ja vielleicht doch für eine Nacht mit nach Hause nehmen. Aber eine Lösung für die Dauer ist es leider nicht.“ „Toll, dann stresst Jade die ganze Zeit wieder rum.“ „Ich hab mit ihr gesprochen... So viel Ärger dürfte sie nicht mehr machen. Aber ja, sie mag dich nicht mehr.“ „Soll sie heulen gehen... Ich kann auch auf sie verzichten. Erst einen auf gute Freundin machen und sobald ich mit dir zusammen bin sich wie ein kleines Kind benehmen. Dumm! Ich versteh das nicht. Nur wegen Fabio? Meine Güte... Sie tut so, als müsste man ihn in Watte packen.“

Adriano lächelte wehmütig und nahm meine Hand: „Fabio hatte es nicht leicht. Wahrscheinlich will Jade ihn genauso beschützen wie ich. Von uns Dreien war er immer der Schwächste. Kann sich nicht durchsetzen, weil er einfach zu nett ist. Die Mitschüler haben ihn gern ausgenutzt und dann wieder verprügelt. Er wehrt sich auch nicht wirklich. Er könnte... Aber er ist zu freundlich. Tja... Dafür haben sie dann meistens von mir die Schläge abbekommen. Was wiederum gut bei den Mädchen ankam... Die wollen keine super netten Kerle, sondern halt scheinbar so ein Arschloch wie mich. Oft haben sie sich dann an ihn ran gemacht, ihm Hoffnung gemacht um an mich ran zu kommen. Das tat ihm dann immer sehr weh. Mir auch... Aber ich konnte ja nichts dafür. Und jetzt wo er sich wieder Hoffnungen machte und du dich für mich entschieden hattest, ging das wohl ein wenig zu weit. Ich denke deswegen ist Jade so wütend.“

Ich konnte ja das Problem verstehen. Und es tat mir leid, dass Fabio sich irgendwelche Hoffnungen machte. Aber ich fand es einfach nur übertrieben. Ich seufzte und guckte zum schönen blauen Himmel.

„Ich will euch alle nicht durcheinander bringen... Wieso musste das alles so passieren. Es wäre für alle das beste gewesen, wenn ich niemals hierher gekommen wäre.“ „Du bist blöd... Hör auf sowas zu sagen. Wäre es nicht so passiert, würden wir uns nicht kennen. Dann hätte ich ja das Beste verpasst.“

Das von ihm zu hören beruhigte mich etwas. Vielleicht hatte ich wirklich zu viel missverstanden. Oder ich war wirklich zu empfindlich zu dieser Zeit.

„Ich mache mir Sorgen...“, sagte ich und blieb stehen. „Worüber genau? Es gibt viele Dinge über die du dich sorgen könntest.“ „Ich liebe das Leben hier mit dir... Aber ich mache mir Sorgen, dass ich vielleicht nicht da rein gehöre.“ „Wieso das?“ „Ich weiß nicht... Es gibt keinen Ort wo ich hin kann. Du bist erst achtzehn und meintest ja, dass deine Pläne anders aussehen. Deine Geschwister wollen mich nicht. Allgemein hab ich kaum etwas hier.“ Er legte seinen Arm um meine Taille und lief mit mir weiter: „Du bist ja nun auch grade mal einen Monat hier. Und das auch nur nur vorübergehend... Du weißt ja nichtmal was auf dich zukommen wird. Also ist es doch kein Wunder, dass du dir noch nichts aufbauen konntest. Nach allen Umständen mit denen du hierher kamst, hattest du andere Sorgen.“

Endlich bekam ich von ihm auch etwas Verständnis. Er hatte recht... Ich hatte einfach nicht die Zeit dazu und die Zukunft ist ungewiss. Adriano und ich liefen weiter und bogen um die nächste Ecke, wo wir ins Stocken kamen und sofort den Rückzug machten.

Da standen Fabio und Riann... Was wollte sie denn jetzt hier bei ihm? Seit Chris fast von Fiona umgebracht wurde war ich skeptisch. Auch Riann gegenüber, obwohl sie uns ja geholfen hatte und sie offenbar Gefühle für Fabio hegt.

„Was zur Hölle?! Ist das nicht eine von Chamuel's Tussen!? Wir müssen sie angreifen!“, meinte Adriano und wollte sofort wieder um die Ecke. Doch ich hielt ihn auf: „Warte! Ich will wissen was die zu reden haben. Riann ist eigentlich auf unserer Seite, ich weiß es.“ „Was?!“

Skeptisch blieb er bei mir und lauschte, was die beiden zu sagen hatten. Sie standen sehr vertraut miteinander dort und Riann machte nicht den Anschein als würde sie ihm etwas antun wollen. Eher wirkte sie unglücklich und traurig. Wir schienen noch nicht viel verpasst zu haben.

„Hör zu Fabio... Ich bin nicht die, für die du mich hältst. Das wollte ich dir schon die ganze Zeit sagen... Und ich glaube nicht, dass wir uns jemals wieder sehen können.“ „Wieso das denn!? Und was meinst du damit?“, fragte er entsetzt. Ohje... Sie hatte vor es ihm zu gestehen. Ich konnte mir gut vorstellen, dass das alles auch für Fabio langsam zu viel sein würde. Vor allem nachdem was Adriano mir eben erst über ihn erzählt hatte.

Verlegen ging sie einige Schritte zurück und guckte zu Boden: „Also... Ich arbeite in Wahrheit für Chamuel und bin ein abtrünniger Engel.“ „Das... Das ist jetzt nur ein blöder Scherz. Sag, dass das nicht wahr ist!“ „Es geht noch weiter. Ich kam eigentlich nur mit dem Auftrag zu dir um etwas Verwirrung zu stiften und euch durch eure Gefühle zu schwächen. Wir gingen davon aus, dass aus dir und Juline mehr wird. Aber Chamuel wusste nicht, dass sie eher was von deinem Bruder will. Also ist der Plan gescheitert. Allerdings bin ich weiter bei dir geblieben und hab dich oft besucht.“ „Sauber! Und wozu das Ganze?! Ich fasse es nicht!“, entgegnete er und legte sich entgeistert die Hand auf die Stirn.

Als ich zu Adriano guckte, bemerkte ich, dass er seinen Mund nicht mehr schließen wollte oder konnte. Scheinbar war auch er fassungslos.

„Das Ganze war mein Verschulden... Weil ich wirklich anfing dich zu mögen. Ich wollte dich nicht mehr missen. Du warst so lieb und nett zu mir... Ich hab noch nie jemanden kennen gelernt der so lieb ist.“ „Ja, danke... Daran stören sich eigentlich alle eher.“ „Nein! Ich nicht! Ich finde das wirklich... toll“, stammelte sie und wurde knallrot. Irgendwie süß.

„Siehst du, es gibt auch Frauen, die auf liebe und nette Männer stehen“, sagte ich amüsiert und vergaß den eigentlichen Ernst der Lage. Adriano fand es nicht so lustig und sagte nichts dazu.

„Ich weiß, du bist jetzt furchtbar enttäuscht von mir... Ich wollte dich nie verletzen. Und ich würde gerne alles tun um es wieder gut zu machen. Am liebsten würde ich jetzt hier bleiben und dich um Verzeihung bitten und danach irgendwas schönes mit dir unternehmen gehen. Aber ich kann nicht...“ „Wieso?“ „Weil ich Angst um dich habe. Wenn Chamuel und Fiona herausfinden, dass ich immernoch mit dir Zeit verbringe, würde ich dich in Gefahr bringen. Womöglich würde Fiona versuchen dich umzubringen und das kann ich nicht verantworten.“ „Aber... Heißt das jetzt, dass du mich für immer verlässt!?“

Riann guckte erneut traurig zu Boden und nickte leicht. Das war so traurig... Armer Fabio! Man konnte ihm gut ansehen, dass er gegen seine Gefühle ankämpfte. Dann lachte er kläglich: „Das war wieder so klar... Alle Mädchen, die ich mag, hauen ab, treiben es mit meinem Bruder oder arbeiten eigentlich für Leute, die mich umbringen wollen. Was geht eigentlich ab!?“ „Es tut mir so leid...“, antwortete sie traurig und umarmte ihn, was er schweigend zuließ. Als sie sich wieder von ihm löste drehte sie sich um und wollte gehen, doch das war der Augenblick, in dem ich mich nicht länger versteckt halten konnte.

Ohne mir irgendwas zu überlegen verließ ich mein Versteck und rannte zu ihnen. Sie sahen mich völlig verwundert an. Adriano folgte mir in langsamen Schritten und erntete sogleich abgeneigte Blicke von seinem Bruder.

„Was wollt ihr denn hier?“, fragte Fabio leicht verärgert. „Juline... Ich bin nicht zum Kämpfen hier und wollte grade gehen“, erklärte sich Riann. Ich packte sie am Arm und hielt sie bei uns. „Geh noch nicht! Ich will auch nicht gegen dich kämpfen. Ich weiß, dass deine Gefühle nicht gespielt waren. Du bist so lieb und hast uns letzt geholfen, als wir Hailey und meinen Dad befreit haben... Wieso schließt du dich uns nicht einfach an und kehrst den Beiden den Rücken?“ „Weil ich schon zu tief mit drin hänge. Ich würde ihn nur gefährden wenn ich hier bleiben würde.“ Dabei warf sie Fabio wehmütige Blicke zu, denen er auswich.

„Und wenn der Kampf vorbei ist? Wenn es keinen Grund mehr zur Angst gibt? Würdest du dann bei Fabio bleiben wollen?“, fragte ich hoffnungsvoll. Sie guckte ihn weiter an: „Wenn du mich dann noch bei dir haben magst...“ Fabio reagierte darauf nicht. In diesem Moment wurde mir zum ersten mal eine weitere Ähnlichkeit zu Adriano und Jade bewusst. Er konnte auch stur und ignorant sein. Sehr sogar.

„Ihr Weiber geht mir einfach nur noch auf'n Arsch! Ja, jetzt ist es raus. Auch bei mir hört es irgendwann mal mit dem nett sein auf. Ich hab keinen Nerv mehr dafür ständig belogen und verarscht zu werden! Von dir nicht! Von dir auch nicht! Und mit dir bin ich sowieso fertig“, sagte er und guckte zu erst zu mir, dann zu Riann und schließlich zu Adriano. Er grinste dabei: „Tzz... Weißt du was? Tu mal nicht so! Wieso machst du mir eigentlich grade so ne Szene, wenn du eh die ganze Zeit diese Verräterin an der Angel hattest!? Erzählst was von wegen gebrochenem Herzen und dass du Juline ja so mochtest. Schlägst mir eine rein, weil ich sie dir weggenommen hab und machst während dessen schon mit der nächsten rum. Ahahaha! Dass ich nicht lache! Du machst dich lächerlich!“

Riann und ich guckten uns unsicher an. Hoffentlich würde das nicht schon wieder in einer Schlägerei enden. Wahrscheinlich würde sich Adriano diesmal nicht so einfach verschlagen lassen von seinem Bruder.

„Was weißt du schon? Ich mochte sie wirklich! Ich dachte diesmal hätte ich eine gefunden, die wirklich nur mich mag. Und dann kam es wie es immer kommt! Die Mädels landen dann sowieso wieder bei dir!“ „Vielleicht solltest du dein arschiges Verhalten einfach beibehalten, dann fliegen sie förmlich auf dich“, konterte Adriano zynisch.

Ich konnte mir das nicht mehr anhören und stellte mich vorsichtshalber dazwischen: „Fabio... Bitte beruhige dich. Ich sagte dir doch, dass es mir leid tut. Ich mochte dich ja. Ich mag dich auch immernoch. Aber eben nicht als festen Freund. Dafür bist du mir einfach zu nett. Aber wenn Riann doch sagt, dass sie genau das an dir mag...“ „Riann durfte sich die letzten Tage andauernd mein Gejammer über dich anhören! Sie war für mich da. Und ja, ich hab Juline hinterher geheult während ich mich mit Riann getroffen habe“, dabei wendete er sich wieder an Adriano: „Sie ist für mich nach kurzer Zeit eine gute Freundin geworden, die mir zugehört hat und erst dann hab ich gemerkt, dass ich sie eigentlich auch sehr süß finde, bis sie mir eben mal ganz dreist offenbart hat, dass sie zu den Feinden gehört!“ Seine abfälligen Blicke wanderten zu Riann, der das alles sehr peinlich war.

„Fabs! Beruhige dich... Bitte! Vertragt euch... Du magst Riann, sie mag dich! Also solltest du sie nicht abweisen und ihr verzeihen. Und du solltest dich auch wieder mit Adriano vertragen. Er ist doch dein Bruder! Bitte! Diese Streiterei ist doch eigentlich total sinnlos. Und Gefühle lassen sich halt nicht steuern!“

Fabio schien endlich von seiner trotzigen Schiene abzukommen und schnaufte einmal tief durch. Auch Adriano sagte nichts mehr dazu. Riann guckte weiterhin verlegen in die Runde und räusperte sich dann: „Wie ich schon sagte... Ich muss leider gehen. Ich bin eine potenzielle Gefahrenquelle für euch. Fabio... Es tut mir wirklich leid. Ich mag dich so sehr. Aber es geht nicht.“

„Riann! Es wird bestimmt bald vorbei sein. Wenn es zu einem Kampf kommt... Halte dich zurück und pass auf dich auf. Vielleicht gibt es ja dann doch eine positive Zukunft.“ Sie lächelte und schloss die Augen: „Wie naiv du bist. Zu süß... Aber ich werde auf mich achten. Bis hoffentlich nicht so bald...“

Mit diesen Worten verabschiedete sie sich und guckte auch nicht mehr zurück. Da es mitten am Tag in einem belebteren Stadtgebiet war flog sie nicht weg, aber sie lief recht zügig davon. Fabio blickte ihr hinterher und seufzte. Für mich war es unangenehm mit den beiden zerstrittenen Brüdern hier zu stehen. Vor allem weil sie wegen mir Streit hatten. Ich wusste gar nicht wie ich mich in Fabio's Gegenwart Adriano gegenüber verhalten sollte.

„Hast du eigentlich vor mal wieder irgendwann nach Hause zu kommen? Ma fragt nach dir“, sagte Fabio kühl. „Ich denke, dass ich heute Abend heim komm.“ „Wie schön. Meinetwegen kannst du auch das Zimmer haben. Ich schlaf auf dem Sofa.“ „Wenn du auf dem Sofa schläfst, schlafe ich eben in der Badewanne.“ „Trotzkind.“ „Selber.“ „Macht Sinn wenn wir beide nicht im Zimmer schlafen.“ „Du kannst auch bei Ma und Dad im Bett schlafen. In der Mitte. Und heulen wie ein kleines Kind.“ „Fick dich!“ „Jungs? Alles klar?“

Darauf bekam ich keine Antwort... Wie ähnlich sie sich doch irgendwie waren. Ich lief schweigend hinter ihnen her und hörte ihnen weiter dabei zu wie sie sich wie zwei kleine Kinder ärgerten. Wahrscheinlich würden sie sich schon bald wieder vertragen und alles wäre wieder gut.

„Ach... Übrigens sind Oma Chann und Opa Rick wieder im Lande“, sagte Fabio auf einmal. „Och nee... Die nerven immer so.“ „Ja, find ich auch. Immer so aufgedreht.“ „Die sind so uralt... Aber in deren Gegenwart fühl ich mich wie ein alter Knacker.“ „Weil sie so kindisch sind.“ „Und soooo verliebt nach tausend Jahren Ehe.“ „Und tausend Kindern.“ „Chann und Rick!? Ahhh!!! Ich will die auch endlich kennen lernen! Wollen wir sie nicht besuchen?“

Beide wirkten nicht grade begeistert. Adriano lachte scheinheilig: „Naja... Wenn's sein muss.“ „Das darf ich nicht verpassen“, sagte dann auch Fabio und wir liefen zu Jenn, wo sie angeblich grade sein sollten laut Fabio's Informationen.
 

Kapitel 28 ~ Wiedersehen ~ Ende ~ Fortsetzung folgt ~



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