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Elementary Angels

Trilogie - Staffel 3
von

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Gebrochene Herzen

Kapitel 23 ~ Gebrochene Herzen
 


 

~ Raik Coldfire ~


 

„Lass mich man... Den Rest schaff ich auch allein...“, keuchte Adriano mich an, als wir nicht mehr weit von seinem zu Hause entfernt waren. Ich wollte ihm nicht widersprechen. Einerseits, weil ich seit der vergangenen Aktion großen Respekt vor ihm bekommen hatte, andererseits aber auch, weil ich Hailey auf dem Rücken hatte und selbst nach Hause wollte.

Ich schätze, diesen Tag würde ich niemals vergessen... Diese seltsamen Dinge, die geschehen waren. Nie hatte ich viel von unserem Assistant-Dasein erfahren. Ich hatte immer nur diese Kräfte und die Halskette... Was noch dahinter steckt, weiß ich erst jetzt. Die ganzen Engel und dieser Ort an dem wir waren... Das fand ich schon fast zu gruselig und ich hatte den Wunsch nie wieder in diese Dinge mit rein gezogen zu werden. Eigentlich wollte ich jetzt nur noch meine Ruhe und mit Hailey reden. Dass sie mich wieder mit Clyde verwechselt hatte, verletzte mich erneut sehr. Allerdings konnte ich ihr kaum böse sein bei allem was sie durchgemacht hatte.

Mit langsamen und mühsamen Schritten schleppte ich sie nach Hause, wo ich erleichtert die Tür aufschloss und sie mit einem Seufzen auf dem Bett ablegte.

Sie schlief noch fest, daher wollte ich sie erstmal in Ruhe lassen und nutzte die Zeit um meine Schuhe mal auzuziehen, einen Schluck zu trinken und die gruselige Stille mit Musik aus dem Radio zu vertreiben.

Natürlich lief wieder irgend ein Song von Ayane... Wie sollte es auch anders sein. Die Massen wollten sie hören. Nur sie... Und ich? Ich stand schon wieder hier und überlegte, was ich nun tun könnte. Wie würde meine Zukunft jetzt aussehen? Ich könnte Hailey unmöglich wieder alleine hier lassen. Zu groß war meine Angst um sie. Vielleicht würde sie wieder entführt werden. Wahrscheinlich würde ich sie nicht mehr aus den Augen lassen bis die ganze Sache mit Chamuel beendet wäre. Das heißt – falls – dies überhaupt möglich war.

Langsam ging ich zu Hailey ins Schlafzimmer, legte mich neben sie aufs Bett und guckte sie eine Weile an. Diese schreckliche Sehnsucht... Und der Hass und Neid auf meinen toten Bruder. Wenn sie doch nur einfach aufwachen und meinen Namen sagen könnte... Und diese Worte die ich mir so sehr wünsche. Aber wahrscheinlich würde sie niemals zu mir sagen was ich hören möchte. In meinen Gedanken versunken streichelte ich ihr über die Wange und wollte ihr einfach nahe sein.

„Wie gerne würde ich dich irgendwie von deinem Leid befreien...“, redete ich vor mich hin.

Ich schreckte auf als ich ihre Hand nun auf auf meiner Wange spürte. Bein Anblick ihres erschöpften Lächelns zog sich mein Magen zusammen.

„Raik...“, hauchte sie mir entgegen. Ich konnte mein Erstaunen kaum verbergen, als sie mich bei meinem Namen nannte und mich nicht wieder mit Clyde verwechselte.

„Hailey... Geht es dir gut?“ „Ja...“ „Sie haben dir doch hoffentlich nichts schreckliches angetan, oder?!“, fragte ich nun aufgeregt. „Nein, keine Sorge... Sie haben mir nichts schlimmes angetan. Ich bin nur ziemlich müde.“ „Dann entspanne dich! Ich mach alles was du willst! Hast du Hunger? Durst?“ „Raik... Danke, dass du mich gerettet hast... Das finde ich sehr mutig von dir.“

Ihre Worte... Sie hatte sich bei mir bedankt! Bei mir... Sie meinte tatsächlich mich und nicht Clyde. Mit einem Schub kamen die ganzen Gefühle und die große Hoffnung wieder hoch. Sollte ich vielleicht doch eine Chance haben? Ich spürte wie mir die Tränen kamen und als sie mich fragend anguckte nahm ich sie in meine Arme.

„Raik... Was ist?“ „Du weißt gar nicht was für Sorgen ich mir um dich gemacht hab... Ich hatte solche Angst, dass dir was passiert sein könnte! Ich kann nicht zulassen, dass dir irgendwas geschieht... Ich muss dich doch beschützen!“ „Aber... Raik...“ Ich schloss sie fester in meine Arme und dachte nicht mehr darüber nach was ich da sage. „Wenn ich daran denke, dass es dir schlecht gehen könnte... Das macht mich einfach fertig! Ich hab alles getan um dich zu retten... Und du? Du nennst mich Clyde...“

Nun drückte sie mich von sich und starrte mich entsetzt an: „Hab ich das?“ „Ja! Und das nicht zum ersten mal... Es tut mir weh, wenn du das machst! Ich bin kein Clyde Ersatz... Auch wenn ich... Auch wenn ich dich genauso liebe, wie er es getan hat!!!“

Nun war es ausgesprochen... Und langsam merkte ich, dass es ein Fehler war. Es war mir peinlich, dass ich meine Gefühle nicht unter Kontrolle hatte und dass ich sie zusätzlich damit belastete.

Nun bemerkte ich wie ihre Hände anfingen zu Zittern... Ich wusste es... Ich hatte übertrieben. Schnell zog ich mich zurück und versuchte ihr damit zu zeigen, dass ich sie nicht bedrängen wollte.

„Tut mir leid... So wollte ich das nicht ausdrücken...“, sagte ich und lief angespannt Richtung Tür. Grade als ich den Raum verlassen wollte, spürte ich ihre Hand, die mein Handgelenk packte und mich festhielt. Was hatte sie mir nun zu sagen? Sicher wieder nicht das, was ich hören wollte... Wie könnte ich sowas auch erwarten? Dennoch existierte noch Hoffnung auf unser Happy End.

„Raik... Es tut mir leid... Du bedeutest mir so viel. Obwohl du wesentlich jünger bist als ich, bist du sowas wie mein bester Freund geworden. Und das nicht, weil du meiner großen Liebe so ähnlich bist. Es tut mir leid, dass ich die nicht immer bei klarem Verstand bin. Das geht allein schon durch die vielen Medikamente, die ich nehmen muss, nicht... Du bist kein Clyde Ersatz. Aber ich... Ich denke ich werde niemals aufhören können ihn zu lieben und ihn zu vermissen. Ich werde für immer um ihn trauern. Und nichts und niemand kann mir dabei helfen ihn zu „vergessen“... Ich will und kann ihn nicht hinter mir lassen. Deswegen... Bitte, Raik! Verschwende dein Leben nicht für mich! Nicht für mich! Bitte! Das würde dir nur immer und immer wieder weh tun... Und das will ich nicht.“

Mit dem letzten Satz ließ sie meine Hand los. Es traf mich hart... Nun hatte ich die Gewissheit und meine letzten Hoffnungen zerbrachen wie brüchiges Glas. Wieso war ich auch so dumm und glaubte daran, dass ich doch irgendwie mit ihr zusammen kommen könnte? Ohne ein Wort darauf zu sagen lief ich davon und schloss mich ins Bad ein.

Ich wollte nur den Kopf klar bekommen. Wie sollte es nun weiter gehen? Ich könnte ihre Nähe doch kaum ertragen. Eine kalte Dusche hielt ich spontan für den einzigen Weg mich kurz abzulenken und mich dann der Situation erneut zu stellen.

Doch selbst das eiskalte Wasser ließ mich diese Gedanken nicht verdrängen... Ich merkte kaum, wie ich anfing zu zittern und zu frieren. Dagegen brannten meine Tränen auf den Wangen.

Eins war klar: Liebeskummer ist und bleibt das schrecklichste Gefühl überhaupt. Man möchte einfach nur sterben und es hinter sich bringen. Und plötzlich hatte ich keine Motivation mehr für nichts. Wozu Geld verdienen und wozu Karriere machen? Um am Ende alleine zu Hause zu sitzen und nichts davon zu haben? Selbst die ganzen Frauengeschichten die ich sonst haben könnte, interessierten mich nicht mehr. Nur an Tam musste ich kurz denken. Wie oft sie wohl so wie ich da stand? Verzweifelt, weil ich sie nur benutzte um Spaß zu haben. Weil ich ihr Hoffnungen auf die große Liebe machte, während ich mit ihr schlief, nur um danach wieder zu Hailey zurück zu kehren. Ich fühlte mich noch mieser als vorher.

Ich war ein schlechter Freund und hatte es gar nicht verdient geliebt zu werden. Kein Wunder, dass Ayane niemanden an sich ranlässt. Gefühle tun auch nur weh. Sie erspart sich die Schmerzen ganz einfach.
 

Nach vielen Minuten unter dem eiskalten Wasser, fiel mir dann doch auf, dass ich langsam ziemlich ausgekühlt war. Selbst meine Lippen nahmen schon einen leicht bläulichen Ton an... Ob ich nun wollte oder nicht, trotz allem müsste ich mit Hailey über die Zukunft sprechen. Bei ihr konnte ich nicht bleiben... Aber wer sollte auf sie aufpassen? Vielleicht wäre es das Beste, wenn ich Marisha anrufen würde... Sie könnte ihre Tochter abholen und mal eine Weile zu sich nehmen. Oder Jayden... Ja, vielleicht wäre dies die beste Lösung.

Trocken und in frischen Klamotten verließ ich das Bad und guckte im Schlafzimmer nach Hailey, wo ich sie allerdings nicht mehr vorfand. Ich dachte mir nichts dabei und guckte im Wohnzimmer, wo sie allerdings auch nicht war. Langsam wurde ich nervös. Sie wurde doch nicht schon wieder entführt?! In der kurzen Zeit wo ich nur unter der Dusche stand!?! Alles machte ich falsch! Verzweifelt stürmte ich in die Küche, die auch leer war. Hailey war nicht mehr in der Wohnung... Mein Herz raste inzwischen vor Angst und Sorge um sie. Schnaufend stürmte ich auf die Straße und sah mich um. Vielleicht wollte sie ja auch einfach nur spazieren? Aber allein!? Nach allem was passiert war?

Erleichtert schnaufte ich aus, als ich sie in der Ferne an der Kreuzung um die Ecke laufen sah. Wo wollte sie hin? Besorgt fing ich an zu rennen und dachte ich komm gar nicht mehr an der Kreuzung an. Doch dann verlor ich ihre Spur. Sie konnte doch nicht einfach verschwinden! Ich lief weiter bis zu der nächsten Seitengasse, wo ich immernoch keine Spur von ihr fand. Dann aber spürte ich etwas... Eine große Kraft... Was zur Hölle war das? Ich folgte der Seitengasse unsicher um zwei weitere Ecken, während diese seltsame Kraft immer stärker wurde.

Kaum zu glauben was ich dann sah... Dieser Engel... Ein weiblicher Engel, dessen riesige weiße Flügel hell leuchteten und fast die gesamte Straße einnahmen. Hailey stürzte vor ihr auf die Knie und klammerte sich verzweifelt an ihr Kleid.

„Bitte, Lumen!!! Bitte, mach dass es vorbei ist! Ich will doch nur endlich wieder bei Clyde sein! Bitte, ich flehe dich an! Ich kann hier nicht glücklich werden... Du weißt wo er ist!!! Ich will bei ihm sein!!!“

Ich konnte nicht glauben, was ich da hörte. Dennoch war ich starr und konnte mich vor Entsetzen nicht bewegen. Obwohl ich am liebsten zu ihr gerannt wäre um sie von dieser Dummheit abzuhalten.

„Du willst also wirklich sterben? Für diesen kleinen Menschen?“ „Ich liebe ihn... Ich kann nicht ohne ihn leben...“ „Wieso tötest du dich nicht einfach selbst?“ „... Wer weiß wo meine Seele dann landet...“, konterte sie misstrauisch. Lumen lachte und klatschte in die Hände: „Wie klug du bist. Sicher wäre deine arme Seele überall nur nicht bei ihm gelandet. Hast du dir das wohl überlegt, Mädchen?“ „Ich kann seit Jahren an nichts anderes denken! Ich kann nicht mehr! Zudem will ich das Leben anderer nicht weiter negativ beeinflussen! Bitte, nimm mich mit zu ihm... Ich will ihn wieder sehen...“ „Nun denn...“

Ich konnte nicht länger tatenlos rumstehen und zuschauen, wie Hailey gehen will... Verzweifelt zwang ich mich dazu loszulaufen um sie davon abzuhalten. Natürlich bemerkte Lumen mich gleich und hob ihre Hand um irgendeine Lichtbarriere zu erschaffen. Ich prallte davon ab und fiel zu Boden.

„HEY!!! LASS DAS, DU BLÖDE KUH!!! LASS MICH DURCH!!! ICH WARNE DICH!!!“ „Süß... Was willst du tun, kleiner Wasser-Assistant?“ „Ich hab gute Kontakte!!! Ich hetze Elohim und Juline auf dich!“ „HAHAHAHA! Es ist Hailey's Entscheidung. Oder willst du es doch anders, Kleine?“

Hailey drehte sich zu mir und starrte mich traurig und unsicher an, ehe sie sich an Lumen wandte: „Bitte, mach die Barriere weg. Wenn, dann möchte ich mich noch verabschieden. Er hat die sein Leben in den letzten Jahren für mich aufgeopfert.“

„Schön... Aber bedenke, ich habe nicht ewig Zeit.“ Mit einem Fingerschnipsen verschwand die Barriere schnell wieder und ich stand auf. Hailey, die zu mir gelaufen kam, legte ihre Arme um mich und schwieg einen Moment.

„Raik... Kaum etwas hatte für mich Bedeutung. Niemand außer dir hätte mir die letzten Jahre so schön gestalten können, auch wenn ich unerträglich war. Versprich mir, dass du deine Zeit und deine Liebe nicht mehr an mich verschwendest. Du sollst leben. Lebe, Raik!“ „Aber... wie soll ich ohne dich...“ „Es wird leichter sein, als du denkst.“ „Aber ich will das nicht!“

„Hailey?“, sagte plötzlich eine andere Stimme, die ich nie zuvor gehört hatte. Dadurch wurden wir voneinander abgelenkt und schauten zu Lumen, neben der eine leicht durchsichtige und leuchtende Gestalt stand. Ich dachte, ich sehe Gespenster...

„Nun... Ich denke es wird Zeit“, drängte Lumen und Hailey fing an zu strahlen wie ich sie noch nie strahlen gesehen habe. Nun kamen ihr Freudentränen: „CLYDE!!!“ Gradewegs rannte sie zu ihm und sprang ihm „durch“ die Arme. Das war also... Clyde?!

„Wie ist das möglich?“, keuchte sie erstaunt. „Lumen sagte, ich soll dich abholen... Aber... Warum?“ „Clyde... Ich will bei dir sein... Nimm mich mit! Bitte, nimm mich mit!“ „Du willst... Okay, komm!“, antwortete er überrascht und stutzig, ehe Lumen sie unerwartet und nebenbei am Rücken anstupste und sie ebenso durchsichtig wurde wie er. Ich konnte es nicht glauben... Sie tat es wirklich. Sie verließ mich...

„HAILEY!!!“, rief ich ihr zu und während sie Clyde im Arm hatte lächelte sie: „Ich werde dich nicht vergessen, Raik... Werde glücklich und lebe!“ „Wer ist das Hail?“, fragte Clyde nun.

„Das ist Raik, dein jüngerer Bruder, den du leider nie kennen lernen konntest“, antwortete Hailey. „Er hat immer auf mich aufgepasst.“ „Oh... So wie er aussieht dachte ich mir das schon fast. Dann... Danke, kleiner Bruder.“ „FICK DICH!“ „Ja, er ist mein Bruder, ganz sicher.“ „So, genug gefaselt, Leute. Ich hab nen vollen Terminplan! Kuscht euch und werdet glücklich!“, moserte Lumen nun und erschuf eine Lichtsäule, durch die die beiden nach oben schwebten. Hailey und Clyde winkten mir zu und verschwanden schließlich.

Lumen guckte nun erwartungsvoll zu mir. Wenn ich die nötigen Kräfte hätte... Wer weiß was ich mit ihr angestellt hätte... Stattdessen fühlte ich mich schwach und hilflos. Nichts konnte ich dagegen unternehmen. Gar nichts... Nun hatte ich Hailey endlich wieder und dann verlässt sie mich so schnell. Es geschah so plötzlich, dass ich mir gar nicht ganz klar wurde, was nun wirklich geschah. Fassungslos ging ich zu Boden und starrte auf den Asphalt.

„Weißt du... Schlimme Dinge passieren eben. Es war nur eine Frage der Zeit. Die Beiden waren ja irgendwie füreinander bestimmt. Und wahre Liebe kann man nicht aufhalten. Ja, nichtmal der Tod schafft es.“ „Was... soll das? Willst du mich jetzt auch noch verspotten!?!“ „Ich? Nein, niemals. Ich bin ein Engel, ich bin nett. Was erwartest du denn?“ „DU HAST MEINE FREUNDIN UM DIE ECKE GEBRACHT!!! UND ICH DURFTE DABEI ZUSEHEN!!! DU MONSTER!“ „Na, na! Ich habe sie gehen lassen. Zu ihrem Schatz. Weil sie mich gebeten hat. Also aus meiner Sicht betrachtet finde ich meine Handlung mehr als großzügig, wenn man bedenkt, dass ich eigentlich immer nur Gegenleistungen für diverse Gefallen verlange. Aber nun... Jeden Tag eine gute Tat. Ach... Dein Gesicht ist auch eine gute Gegenleistung. Du siehst frustriert aus. Vielleicht hilft etwas Schlaf. Wie auch immer, ich muss weiter. Die nächsten Klienten warten. Goodbye!“

Kichernd verzog sie sich ins Nichts und ich blieb allein zurück. Dieses Monster... Diese verdammte... Ich hatte meinen Glauben an das Gute in Engeln komplett verloren. Lumen war ein Scheusal! Und plötzlich konnte ich überhaupt nicht mehr denken, als mir klar wurde, dass Hailey nicht mehr zurück kommen würde. Sie war nun bei Clyde... Und ich? Es hatte ihr überhaupt nichts ausgemacht mich so zu sehen und mich hier zurück zu lassen... Diese Trauer und Wut fühlten sich unerträglich an, doch langsam raffte ich mich wieder auf und lief mit langsamen Schritten wieder zurück zu der Wohnung die nun einsam und leer sein würde.

Niemand würde mehr auf mich warten... Niemand würde mich begrüßen, wenn ich heim käme. Und niemand würde mich vermissen. Niemand würde mich brauchen...

Es war so viel geschehen... Engel... Himmel, Hölle, Geister... Lieber wäre ich ein unwissender Mensch gewesen.

Als ich völlig fertig meine Haustüre sah, bemerkte ich, dass ich sie die ganze Zeit offen gelassen hatte. Und dann kam Tam von drinnen heraus und starrte mich entsetzt an.

„Da bist du ja!!! Ich hab mir schon Sorgen gemacht! Was ist passiert? Du siehst ja furchtbar aus...“ „Wo... Wo kommst du denn jetzt her?“ „Was ist das für eine Frage? Ich hatte das komische Gefühl, du bräuchtest mich jetzt und dann bin ich her gefahren. Sieht so aus, als hätte mich meine Intuition nicht getäuscht...“ „Hmm... Glaubst du an... Schicksal?“ „Schicksal? Pff... Schicksal... Komm jetzt, du siehst scheiße aus, ich kümmer mich um dich.“

Für einen kurzen Moment kam ein Lächeln über mein Gesicht. Schicksal... Ja, ich denke es gibt das Schicksal.

„Tam? Kochst du mir was? Und massierst du mir den Nacken? Gehen wir später saufen und anschließend miteinander baden?“ „Ähm... Okay. Alles was du willst, Schätzchen... Du bist echt komisch...“

Ich würde Hailey nicht vergessen... Aber sie hatte Recht... Langsam war es für mich an der Zeit zu leben, auch wenn ich mir jetzt überlegen musste, wie ich das der Familie beibringen sollte...
 

~ Jade Coldfire ~

~ kurz zuvor ~

Das hier schien mit Abstand das mieseste Weihnachten seit Jahren zu werden. Der Streit mit Adriano saß mir immernoch tief in den Knochen. Inzwischen bereute ich die fiesen Worte, die ich zu ihm und Juline sagte, schon etwas. Andererseits war ich aber immernoch etwas sauer auf ihn... Ich wüsste gar nicht, was er in der letzten Zeit durchgemacht hat... Woher sollte ich das genau wissen? Ich wusste nur, dass es ihm immer öfter schlecht ging und dass er sich zum Einzelgänger entwickelte. Von seinen Gefühlen hatte ich kaum noch Ahnung.

Es überraschte mich sogar sehr, dass er so gelassen auf die Tatsache reagierte, dass ich mit Chris zusammen war. Eigentlich hatte ich fest mit irgendeiner negativen Reaktion gerechnet. Chris war übrigens heute bei unserer Familie eingeladen um zusammen mit uns Weihnachten zu feiern.

Aber wie Feierstimmung sah das hier nicht aus... Unsre Mutter brachte kein Lächeln über ihr Gesicht und Dad war darum bemüht sie zu beruhigen.

„Meinst du er kommt noch bevor es losgeht?“, fragte Fabio mich, während wir Ma beobachteten. „Ich weiß nicht....“ „Denkst du, ihm ist vielleicht etwas passiert?“ „Wohl kaum... Der hat uns bestimmt vergessen während er mit seiner neuen Flamme Spaß hat.“ „Ich weiß nicht... Adriano weiß wie wichtig Ma dieses Fest ist.“ „Na und? Er trägt die Rosa-Rote Sonnenbrille. Ich erwarte nichts.“

Als es an der Tür klingelte, schreckte Mum sofort auf und hetzte zur Tür. Umso mehr Enttäuschung machte sich in ihrem Gesicht breit, als Chris vor ihr stand.

„Wow... Ist jemand gestorben? Soll ich wieder gehen?“ „Nein, komm ruhig rein“, antwortete Ma. Man merkte ihr deutlich an, dass sie nach Fassung rang und dann guckte sie ständig auf die Uhr.

Verunsichert kam Chris zu uns: „Was ist los, Leute?“ „Sie machen sich Sorgen um Adriano.“ „Wo ist er?“ „Keine Ahnung. Wir hatten Streit, weil er mit Juline zusammen ist und dann ist er mit ihr abgehauen. Seitdem wissen wir nicht, wo er ist.“ „Wie? Er und Juline? Wie das auf einmal?“ „Tja...“, antwortete ich knapp und verschränkte die Arme. Fabio blickte verschämt zu Boden und seufzte.

„Übrigens weiß er nun von uns.“ „WAS?! Oh Gott, ich gehe besser, bevor er wieder hier auftaucht.“ „Nein, ist schon okay... Er machte nicht den Anschein, als würde es ihn großartig stören.“ „Wie? Was ist denn mit ihm los? Ist er krank? War er nicht immer drauf und dran unsere Beziehung zu entlarven?“ „Ja... Er meinte, das war bevor sich sein Leben so verändert hat.“ „Ja, er hat sich wirklich verändert...“ Eine seltsame Stille trat nun ein.

Dad unterbrach sie indem er aufgesetzt lächelte und uns her rief. „Kinder, wir wollen noch etwas warten mit dem Essen... Nyria hofft, dass Adriano doch noch kommt. Wir essen nun alle ein leckeres Stück Kuchen und trinken nen Kaffee. Einverstanden?“ „ICH WILL ABER KAKAO!!!!“, schrie Chris in sofort in die Runde, weshalb Dad einen Satz zurück machte und ihn verstört anguckte. „Ehhhww... Ist ja gut! Ist ja gut!!!“

Ma richtete uns die Teller und die Tassen. Sie selbst wollte weder essen noch trinken. Sie wirkte ziemlich blass und sehr nervös.

„Ryan? Rufst du nochmal in der Nachbarschaft an? Vielleicht ist er ja bei den Anderen aus der Familie... Vielleicht bei Jenn oder so... Ich mach mir echt Sorgen. Ihm ist bestimmt etwas passiert...“ „Ma, komm runter... Dem ist nichts passiert, der ist einfach nur frisch verknallt und hat vergessen was wichtig ist!“ „Jade! Ich hab eben ein schlechtes Gefühl! Also Ryan, bitte ruf bei den Anderen an und frag nach!“ „Okay...“

Gespannt hörte ich zu, wie Dad eine Absage nach der Anderen bekam. Bei unseren Onkels und Tanten war Adriano nicht. Bei den ganzen Freunden auch nicht. Mit jeder Absage wurde ich wütender.

„Was denkt sich dieser Pisser überhaupt dabei!?! Dass er Mam sowas nur antun kann!!! Der kriegt was zu hören, verdammt!“ „Jade... Beruhige dich“, sagte Chris, der gemütlich seinen Kakao fertig trank. „Ja, Jade... Das hat doch keinen Sinn, wenn du deine Laune noch weiter runter bringst.“ „Haltet die Klappe! Wenn er wenigstens bescheid sagen würde! Nur damit Mum sich keine Sorgen macht! Aber nein, nichts!!! Dieser verdammte Egoist!!! Mir reichts! Ich versuchs nochmal auf seinem Handy!“

Frustriert packte ich mir das Telefon und rief bei ihm an. Allerdings ging erneut nur die Mailbox dran.

„ICH PLATZE!!! WENN ICH IHN IN DIE FINGER KRIEGE!!!“ „Jade, was hast du vor?!“ „Was wohl!?!?! ICH SUCHE JETZT DIE GOTTVERDAMMTE STADT NACH IHM AB UND BETE, DASS ICH IHN NICHT FINDE!!! SONST KÖNNT IHR EUCH NÄMLICH WIRKLICH SORGEN MACHEN, DASS IHM ETWAS PASSIERT IST!!! AHHHHRRRR!!!“

Fest entschlossen sprang ich auf und wollte grade zur Tür hechten, durch die Adriano just in diesem Moment gefallen kam. Hysterisch schreiend rannte Ma zu ihm und schloss ihn in die Arme.

„Schatz!!! Was ist passiert!?!“ „Mir ist... schwindelig... Alles dreht... sich...“ „Ganz ruhig... Holt mal bitte jemand Wasser!?“

Fabio stürmte gleich los und Dad kniete sich neben Ma und meinen Bruder. Ich war so wütend... Aber nun machte auch ich mir Sorgen. Ihm war doch etwas passiert... Und ich dumme Kuh machte ihm nur Vorwürfe und war mit meiner Wut beschäftigt.

Als Fabio mit dem Wasser zurück kam, bemühte Mam sich erstmal darum sich um Adriano zu kümmern und dass es ihm vielleicht wieder besser gehen würde. Allerdings half das kaum.

„Hey! Bleib bei uns! Du darfst jetzt nicht einschlafen!“, redete Dad auf ihn ein. „Wie viele Finger sind das?“, fragte er um Adriano wach zu halten. Er zeigte drei... „... fünf... nein... sechs...“ „Was ist mit seinem Elementstein?“, fragte Chris, der wie immer die Ruhe weg hatte. Nun wanderte auch meine Aufmerksamkeit auf seinen Anhänger, der seltsam schwach leuchtete.

„Was ist nur passiert?“, grübelte Fabio beunruhigt. Mich überkam inzwischen die Angst und ich vergrub mich heulend in Chris' Armen.

„Sollen wir den Notarzt rufen?“, fragte Ma nun komplett verunsichert. „Ja und dann? Wie sollen wir erklären, was los ist? Wahrscheinlich hat er nichts, was man medizinisch behandeln könnte.“

Als ich Ma und Dad so reden hörte kam mir die Idee und sofort löste ich mich von Chris um zu Adriano zu gehen. Ich kniete mich neben ihn und tätschelte ihn ein paar mal auf die Wangen: „Wo ist Juline? Adriano!!! Wo ist Juline?!“ „... keine... Ahnung... Mein Kopf...tut so... weh...“

„Ryan, bring ihn ins Bett, ich hol Schmerzmittel... Und dann bleibt zu hoffen, dass es irgendwie besser wird...“, sagte Ma ratlos. Dad packte Adriano und brachte ihn nach oben. Als ich Mam in die Küche folgte, bemerkte ich, dass sie am Weinen war.

„Ma! Beruhige dich, alles wird wieder gut!“ „... Ach Jade... Ich weiß überhaupt nichts mehr... Es gibt nichts, was ich für ihn tun könnte. Eins meiner Kinder so zu sehen... Wenn ich ihm doch nur irgendwie helfen könnte...“

Ich nahm sie in die Arme und wusste nicht was ich dazu sagen sollte. Ich hatte ja selbst keine Ahnung was mit ihm los war. Warum auch immer seine Kräfte ihn derartig kaputt machten...

Nachdem sie sich etwas beruhigt hatte, versammelten wir uns am Esstisch und warteten auf Dad, der sich nach einer Weile zu uns setzte.

„Er schläft endlich...“ „Gut... Ich fragte mich was schon wieder passiert ist! Das war zwar noch nie so schlimm, aber sowas kam nun nicht zum ersten mal vor“, grübelte Ma. „Ich weiß nur, dass es irgendwas mit seinen Assistant-Kräften zu tun hat. Zumindest hat Juline das mal erklärt“, antwortete ich. Fabio blickte durch die Runde: „Aber Juline war bisher die Einzige, die ihm in solchen Situationen helfen konnte...“ „Dann ist die nächste Frage, wo sie überhaupt ist. Wenn wir sie finden, könnten wir ihr erzählen was los ist und dann könnte sie ihm helfen“, spekulierte Chris ruhig und mit verschränkten Armen.

„Juline hier, Juline da... Mal ehrlich, der ganze Scheiß ist doch erst seit die da ist!!! Vorher ging es ihm immer super! Er war nicht so verschlossen und nicht so traurig... Er hatte nie wirklich solche Schmerzen und schon gar nicht Anfälle und Bewusstlosigkeit! Ich hasse dieses Weib... Am besten wäre es, wenn sie nie hier aufgetaucht wäre.“ „Jade... Sie kann doch auch nichts dafür. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie sich diesen Zustand für Adriano wünschen würde.“ „Ja, halt ruhig zu ihr Fabio... Ist ja nicht so, als wärst du von beiden Verarscht worden.“ Fabio seufzte: „Ja, ich bin auch wütend. Aber ich will, dass es unserem Bruder wieder gut geht. Er hat schon so viel für uns getan...“

Einerseits hatte er recht... Wäre ich nur nicht so stur... Ich hegte trotzdem einen Groll gegen dieses Weib. Alles lief schlecht, seit sie hier war. Und nun ging es Adriano auch noch zunehmend schlechter. Alles nur wegen ihr... Schon allein nur wegen ihr hatten wir überhaupt Streit. Dabei waren wir als Drillinge immer so miteinander verbunden...

Als wir uns nun alle schweigend und ratlos gegenüber saßen, durchbrach das erneute Klingeln an unserer Haustüre die Stille.

„Lasst nur, ich geh...“, sagte ich angespannt und öffnete die Tür. Meine Hassgefühle kamen allesamt wieder hoch, als ich in ihr Gesicht blickte. Vor mir stand Juline, außer Atem und ziemlich aufgebracht.

„Was willst du hier?“ „Lass mich rein, ich muss zu Adriano!“ Sofort wollte sie mich beiseite drängen und an mir vorbei düsen, doch ich rammte sie und schubste sie gegen die Wand: „Erstmal beantwortest du mir Fragen! WAS ZUR HÖLLE IST PASSIERT!?“ „Das kann ich dir nicht sagen...“ „Du weißt warum es ihm so geht... ICH BIN SEINE SCHWESTER!!! VERDAMMT, ICH HAB EIN RECHT ZU ERFAHREN WAS MIT IHM LOS IST!!!“ „Jade, nicht jetzt...“, antwortete sie entschlossen und versuchte mich von sich zu drücken. Doch ich holte mit all meiner Kraft aus und stemmte meine Arme gegen die Wand, sodass sie in der Zwickmühle stand.

„Du blöde Kuh, rede!“ „Nein! Ich will jetzt sofort zu meinem Freund. Lass mich durch, oder du lernst mich kennen!“

„Juline!“, sagte Ma hinter uns auf einmal erleichtert. „Jade, lass sie sofort zu ihm! Bitte, sag mir, dass du ihm helfen kannst“, flehte sie schon fast. Nun kamen auch die Anderen. Fabio war das Wiedersehen sehr unangenehm, das war ihm deutlich auf die Stirn geschrieben.

„Ja, ich kann ihm helfen... Was passiert ist kann ich euch jetzt nicht erklären.“ „Hauptsache... Es geht ihm wieder besser“, antwortete Dad mit einem anschließenden Seufzen. Juline nickte entschlossen, löste sich von mir und blieb vor Fabio stehen: „Ich soll dir von Riann sagen, dass sie dich liebt...“

Dann wandte sie sich ab und rannte die Treppe hoch zu Adriano ins Zimmer. „Riann?“ „Nicht so wichtig...“, gab Fabio zurück. Das traf mich sehr... Einst hatten wir uns geschworen keine Geheimnisse voreinander zu haben. Und nun? Ich verschwieg ihnen meine Beziehung mit Chris... Fabio verschwieg seine Gefühle und Adriano sowieso...

„Jade, komm... Jetzt wird alles gut“, versuchte Chris mich zu beruhigen und zog mich zu sich. „Weihnachten ist trotzdem im Eimer“, jammerte Ma.

„Ich ertrage das nicht mehr... Die ganze Welt versucht mich zu verarschen!!! Ich muss hier weg! Allein der Gedanke mit der dummen Kuh unter einem Dach zu sein... Chris, können wir zu dir?“ „Ähm... Wenn es deiner Familie nichts ausmacht...“ „Geh ruhig“, sagte Dad und lächelte mir beruhigt zu.

Als wir draußen und einige Meter von zu Hause entfernt waren, blieb ich stehen und schnaufte tief durch.

„Alles in Ordnung?“ „Nein, gar nichts ist in Ordnung... Mir gefällt der Verlauf der letzten Wochen nicht. Meine Brüder sind mir plötzlich so fremd. Nichts ist mehr wie es war. Auf einmal passieren so viele seltsame Dinge. Alles nur wegen ihr...“ „Ach, Schatz... Jetzt sieh es doch auch mal anders. Denkst du sie hätte gewollt, dass ihre Mutter stirbt und sie von einem Wahnsinnigen verfolgt wird, während ihr Vater von ihm gefangen gehalten wird? Niemand wollte, dass es so kommt wie es kommt. Und du weißt selbst am Besten, dass man sich gegen Gefühle nicht wehren kann... Wahrscheinlich wollten Adriano und Juline beide nicht, dass sie sich ineinander verlieben. Sicherlich ist diese Beziehung auch nicht gesegnet. Wer weiß ob sie sich nicht bald wieder trennen müssen... Weißt du was ich meine?“ „... Ach manchmal hasse ich dich für deine realistischen Argumente. Kannst du nicht einmal parteiisch sein?“ „Haha... Nein, ich bin eben so. Jetzt hoffe ich nur, dass wir Ma und Dad nicht bei irgendwelchen Spielchen erwischen, weil sie sich auf Zweisamkeit eingestellt hatten.“ „Ieh...“

Ich versuchte diese grausige Vorstellung von Maiko und Maya zu verdrängen, während wir weiter liefen. Wahrscheinlich würde ich Chris voran gehen lassen um mich vor solch schrecklichen Anblicken zu bewahren. Irgendwie fand ich es aber auch lustig. Sollen sie zu Hause doch machen was sie wollen... Ich hatte hier alles was ich brauchte. Solange Chris bei mir war, war immer alles gut. Langsam konnte ich meine Wut verdrängen... Mein Freund half mir dabei wieder lachen zu können. Und grade als es am Schönsten war und wir durch die letzte Querstraße zu seinem Haus liefen, wurden wir durch einen unangenehmen Zwischenfall gestört.

„Hach ja... Wie süß... Die Liebe. Ich wette nichts kann euch beide trennen, nicht wahr?“ , sagte auf einmal eine weibliche Stimme, ehe diese schwarzhaarige Frau aus dem Nichts gesprungen kam und vor uns stand.

„Was zur... Wer ist das denn?“ „Was willst du von uns!?“, fragte ich schroff. Ich konnte mir schon denken, dass sie nichts Gutes wollte. Denn kein normaler Mensch, der nach dem Weg fragen will ist derartig gekleidet! Sie sah aus wie eine billige Straßennutte...

„Ich will an eurer Liebe teilhaben. Ihr seid so süß... Also möchte ich meinen Teil dazu beitragen und euch ein Geschenk geben.“ „Was für ein Geschenk?“, fragte Chris misstrauisch und stellte sich schützend vor mich.

Das würde unangenehm werden... Langsam versuchte ich mir klar zu machen, dass wir mit unseren Elementen kämpfen müssten. Dabei hatten wir so wenig Erfahrung damit...

„Übrigens habe ich mich ja noch gar nicht vorgestellt. Ich heiße Fiona... Und ihr werdet mich noch wohl in Erinnerung behalten.“ „Dass ich nicht lache...“, antwortete Chris lässig und wartete ihre nächste Handlung ab. Grinsend sprang sie und schoss eine dunkle Energiekugel auf uns, die ein Loch in den Boden schlug, als sie aufprallte. Wir konnten schnell weg springen.

„Gut, ich wollte sichergehen, dass du auch wirklich zu den Feinden gehörst. Dann mal los! Jade, gib ihr ne Wäsche, hier stinkt's nach Dunkelheit.“ „Nun hör sich einer diese dummen Sprüche an, hahaha!“

Ich überlegte nicht lange und schoss einige Wasserstrahlen auf sie, die von Chris' Elektroenergie verstärkt wurden. Allerdings konnte sie allen Angriffen ohne Probleme ausweichen und konterte schnell. Nun schoss ich einen Hagelschauer nach ihr. Chris ließ den Hagel noch schneller fliegen indem er einen Windstoß hinterher schickte. Ein Hagelsplitter traf sie zumindest an der Wange, was sie sehr verärgerte.

Dennoch kicherte sie erneut.

„Ihr Assistants habt inzwischen so starke Kräfte, und doch wisst ihr sie nicht zu nutzen. Lächerlich... Aber es ist amüsant mitanzusehen, wie ihr eure Elemente kombiniert. Netter Versuch... Adriano und Juline sind auch schon an mir gescheitert.“

„WIE!? Was hast du mit meinem Bruder gemacht!?!“ „Ich hatte meinen Spaß mit ihm...“, antwortete sie, während sie Blitze aus dunkler Energie über den Boden jagte.

Ich war wegen Adriano derartig abgelenkt, dass ich kaum rechtzeitig ausweichen konnte. Chris schnappte mich plötzlich und sprang mit mir auf die nächste Gartenmauer, weg vom Boden.

„Bleib bei der Sache!“, ermahnte er mich. „Aber... Ich will wissen, was sie mit meinem Bruder angestellt hat!“ „Das wird sie dir jetzt wohl kaum beim Kaffeekränzchen erzählen.“

Chris verschränkte die Arme vor der Brust und sammelte all seine Energie um einen heftigen Wind zu erzeugen. Ich konnte mich nur an ihm festhalten. Der Wind war so stark, dass ihre Blitze und sie selbst zurück geschoben wurden, bis sie schließlich das Gleichgewicht verlor und an die nächste Mauer schlug.

„Yeah!!! Ich wusste gar nicht, dass du sowas kannst...“ „Dann pass auf, ich kann noch viel mehr! Ich hab nämlich letzt etwas herausgefunden...“ „Was denn?“

Schnell kramte er sein Amulett unter dem T-Shirt vor, ehe er seine Hand hob und erneut Kräfte sammelte. Sein gelbes Amulett schimmerte auf einmal rötlich und in seiner Hand erschien ein Feuerball.

„Was!??! Zwei Elemente?!“ Er schleuderte den Feuerball nach Fiona und grinste: „Ja, ich hatte mich gefragt ob ich nicht die Elemente von beiden Elternteilen bekommen könnte. Meine Mutter ist ein Feuer-Assistant. Mein Vater hat das Element Wind. Also habe ich mich auf Feuerenergie konzentriert... Und sie gefunden.“ „Wahnsinn! ACHTUNG!“

Diesmal war ich die Jenige die ihn grade so weg schubsen konnte, denn Fiona war längst aufgestanden und hatte eine große Energiekugel nach uns geschossen. Ob wir überhaupt eine Chance gegen sie hätten? Wahrscheinlich nicht...

„Chris, wir hauen besser ab...“ „Aber wie? Sie findet uns doch überall...“ „Ich mach das schon! Nicht nur du kannst coole Sachen machen mit deinen Elementen!“

Ich formte einen Kreis aus Zeigefinger und Daumen und pustete kräftig durch. Somit entstand Nebel, der sich rasch in der Umgebung ausbreitete.

Schon war ich mir ziemlich sicher, dass sie uns nicht mehr erkennen konnte und wir schlichen uns heimlich davon. Allerdings hatte ich die Kräfte von ihr Unterschätzt... Es dauerte nicht lange, da erschien sie plötzlich hinter Chris und hielt ihn fest.

„Lass ihn los!!!“ „Meinst du, das tu ich einfach so? Hmmm...“

Plötzlich kicherte sie wieder, ließ ihn los und verschwand lachend im Nebel. Fragend guckte ich meinen Freund an.

„Geht's dir gut!?“ „Au... Ja, mein Ohr hat eben nur kurz gepiekst... seltsam. Ist sie weg?“ „Ja... Ich verstehe das nicht. Wieso ist sie so schnell abgehauen?“ „Vielleicht konnte sie ihre Zeit nicht weiter mit uns verschwenden. Ich meine, warum sollte sie grade uns angreifen? Soll sie doch mit Juline spielen... Apropos... Ich muss die blöde Nuss unbedingt ausquetschen, was passiert ist! Von Fiona werde ich es ja nicht erfahren!“ „Das mag wohl sein... Echt seltsam. Naja... Ähm... Gehen wir jetzt nach Hause? Ich fühl mich echt nicht wohl hier. Und wir sollten unbedingt unsere Kräfte trainieren. Die nächste Begegnung mit ihr könnte anders aussehen.“ „Ja, da hast du wohl recht.“

Chris und ich redeten noch eine Weile über das Geschehene. Ich wurde allerdings nicht schlau aus Fiona's plötzlichem Verschwinden. Was hatte sie nur vor? Eine Flucht vor uns war ausgeschlossen. Wir hätten sowieso keine Chance gehabt... Aber warum war sie so plötzlich weg?

Bei Chris zu Hause wurden wir zum Glück nicht von seinen Eltern überrascht... Oder eher gesagt, wir überraschten sie nicht bei irgendwelchen Zweisamkeiten. Sie waren lediglich erstaunt uns zu sehen. Nachdem wir alles erklärten, feierten wir den restlichen Weihnachtstag ruhig und in der kleinen Runde. Ich hoffte, dass nächstes Jahr alles wieder besser sein würde.

Es war inzwischen spät und Chris und ich beschlossen uns in sein Bett zu legen und noch etwas zu kuscheln. Der Tag war wirklich anstrengend. Ständig musste ich an meine Eltern und an meine Brüder denken. Ob es Adriano wieder besser geht? Doch nun fiel mir erstmal Chris auf, der ständig hustete und ein Taschentuch nach dem nächsten vollschneuzte. Er sah auch ziemlich kaputt und blass aus. Besorgt legte ich meine Hand auf seine Stirn, die sehr warm war.

„Hast du dich erkältet?“ „Scheint so...“, antwortete er und musste anschließend niesen.
 


 

~ Kapitel 23 ~ Gebrochene Herzen ~ Ende ~ Fortsetzung folgt ~



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