Elementary Angels von KizuYukiha (Trilogie - Staffel 3) ================================================================================ Kapitel 14: Violett ------------------- Kapitel 14 ~ Violett ~ Adriano Coldfire ~ Mein Körper fühlte sich an wie Blei, als ich die Augen öffnete und mich aufrichten wollte. Ich ließ mich noch einmal nach hinten ins Kissen fallen und guckte zur Decke. Was war geschehen? Wir wurden erst von einem Dämon angegriffen... Dann von diesem seltsamen Weib und danach war da Chamuel! Ich wollte Juline beschützen, doch dann kamen diese Schmerzen und danach...? Ich konnte mich an gar nichts mehr erinnern. Es war eine riesige Lücke in meinem Gedächtnis. Hatte er mich bewusstlos geschlagen? Danach konnte ich mich daran erinnern, dass Caro bei mir war und mich nach Hause brachte und dann wurden diese Kopfschmerzen immer schlimmer. Ich musste bis eben geschlafen haben! Als ich zur Seite guckte war ich überrascht Juline in Fabio's Bett zu sehen. Wieso war sie hier ? Mühsam stützte ich mich mit den Armen auf um mich hinzusetzen. Erstmal rieb ich mir die Augen. Alles verwirrte mich so sehr. Ich wollte Antworten! Juline müsste mir sagen können, was geschehen war. Aber sie sah selbst ziemlich fertig aus. Trotzdem konnte ich nicht abwarten. Nur langsam schaffte ich es nun auch aufzustehen und mit kleinen Schritten rüber zu gehen. Als ich sie wecken wollte, stockte ich für einen Moment. Sie sah so süß aus... Mit einem unguten Gefühl erinnerte ich mich an den Kuss vom vorigen Abend kurz bevor wir heim fahren wollten. Wahrscheinlich konnte sie sich daran gar nicht mehr erinnern, immerhin war sie total besoffen. Wie schnell sie im Kampf dann aber wieder klar im Kopf war... Wie sehr sehnte ich mich danach sie noch einmal küssen zu dürfen. Aber hier und jetzt war das unmöglich. Zudem sollte ich mich nicht in diese Gefühle vertiefen. Sie würden nur Kummer und Ärger bedeuten. Und das nicht nur für uns. Weil meine Beine sich noch immer schwach anfühlten, kniete ich mich vor das Bett und beobachtete sie noch etwas, ehe ich sie leicht am Arm rüttelte. Erst als ich sie anfasste zuckte ich kurz zusammen weil meine Hand schmerzte. Ich bekam gar nicht mit wie Juline wach wurde, weil ich meine Hand mit Entsetzen musterte. Woran hatte ich mich verbrannt!? Erst als sie meine Hand nahm und sie anguckte wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Dann guckte sie zu mir und wirkte recht erleichtert: „Du bist wieder wach... Wie schön“, seufzte sie und lächelte mich müde an. „Was ist passiert? Ich verstehe gar nichts mehr...“, antwortete ich geknickt woraufhin Juline mich anstarrte und nach Antworten rang. „Es... naja... Chamuel hat sich einfach verzogen“, erklärte sie schließlich. Ich blickte sie ungläubig an: „Einfach verzogen... Ist das dein Ernst? Sag mir die Wahrheit! Ich hab einfach nur ein Blackout...“ „Es war aber so! Glaub es oder nicht... Hauptsache ist doch, dass wir leben...“, antwortete sie betrübt und setzte sich nun auch hin. So ganz konnte und wollte ich es ihr nicht glauben, aber was sollte sonst passiert sein? Es war eher unwahrscheinlich, dass irgendjemand kam um uns zu retten. Also musste es doch so gewesen sein. Der Kerl war unheimlich... Er könnte uns jederzeit erneut angreifen und wir hätten keine Chance. „Warum bist du eigentlich hier?“, fragte ich sie nun. Sie antwortete erst nach einigen Sekunden: „Dir ging es so schlecht... Und ich musste deine Kräfte wieder abziehen... Das war diesmal nicht so einfach.“ Mit einem kläglichen lachen zeigte sie mir ihre beiden Hände, die verbunden waren. Zudem fielen mir im selben Moment die ganzen blauen Flecke und Schrammen auf. Ich konnte überhaupt nichts für sie tun, als wir angegriffen wurden... Diese Tatsache zog mich ziemlich runter. Ich hatte versprochen sie zu beschützen. Aber mit diesen komischen Engeln würde ich niemals mithalten können... „Es tut mir leid...“, sagte ich leise und stand nun wieder auf, was mir immernoch schwer fiel. „Nein! Das muss dir nicht leid tun! Du hast mehr als genug für mich getan...“ Als ich zur Tür gehen wollte spürte ich auf einmal ihre Arme, die sich um mich schlangen. Mein Herz schlug so schnell und mein Kopf fühlte sich mehr als nur warm an. Wieso muss sie sowas tun? „Bitte bleib noch bei mir... Nur einen Moment lang...“ „Wir wissen beide das es nicht geht... Du kennst meine Gründe dafür“, antwortete ich und versuchte dabei hart zu bleiben und etwas abweisend zu klingen, auch wenn ich mich am liebsten zu ihr gedreht hätte um sie in meinen Armen zu halten. Enttäuscht ließ sie mich los und ich verließ das Zimmer ohne sie noch einmal anzuschauen. Es tat schon wieder so weh... Plötzlich kam Jade mir entgegen und strahlte, als sie mich sah: „Du bist wach!!! Ich hatte solche Angst um dich! Wieso läufst du hier herum? Geh ins Bett! Hast du Hunger? Willst du was trinken? Tut dir was weh? Ich bring dir alles was du willst!“ „Äh... Wie viel Uhr ist es?“ „Kurz nach Sechs. Wir gehen dann zur Schule.“ „Ich komme mit.“ „Wie!?! Nein, das lässt du schön bleiben!“ „Ich muss aber raus hier!“ Ich könnte nicht den ganzen Morgen bei Juline im Zimmer verbringen... Acht Stunden mit ihr allein! Ich wusste wozu das am Ende führen würde. Außerdem dürfte Caro sich noch was von mir anhören! Ich hatte trotz allem nicht vergessen, dass sie eher an ihre Nägel dachte anstatt uns zu helfen! Wie eine feige Ratte hatte sie sich versteckt und uns beim Abkratzen zugesehen. „Adriano... Bitte! Du warst gestern kurz davor draufzugehen! Ich hatte wirklich Angst um dich! Du solltest dich noch etwas ausruhen! Wäre Juline nicht gewesen, dann... dann...“ Weiter sprach sie ihren Satz nicht, denn ihr kramen die Tränen und sie fiel mir in die Arme. Ich hielt sie eine Weile fest und versuchte sie zu trösten. „Es geht mir wieder gut, okay?“ „Bitte mach das nie wieder! Ich kann es nicht ertragen dich so zu sehen... Ich brauche dich doch!“ „Ich weiß gar nicht was ich gemacht hab, dass es mir so schlecht ging.“ „Du sollst nicht mehr kämpfen!“ „Mh...“ „Nein! Ich will nicht, dass deine Kräfte dich umbringen!“ Ich wusste, dass ich ihr nicht versprechen konnte wieder zu kämpfen. Wenn Juline nochmal angegriffen werden würde, denn würde ich wieder kämpfen, egal ob es was nutzt oder nicht. „Lass mich einfach mitgehen. Ich will heute nicht die ganze Zeit hier sitzen und nichts tun! Ich versprech dir auch, dass ich alles ganz in Ruhe angehe!“ „... Na gut... Aber du tust wirklich nichts anstrengendes heute, ja?“ „Mhm! Ich geh mich umziehen... Schade um die Klamotten.“ „Ja, die sind ganz zerfetzt... Ist wirklich alles in Ordnung? Du siehst irgendwie so... traurig aus.“ „Selbst wenn... Niemand kann daran was ändern“, antwortete ich mit einem Seufzen. „Wie?“ Ich erklärte es ihr nicht, sondern schloss mich im Bad ein nachdem ich mir einige Klamotten geholt hatte. Wie sollte ich ihr das erklären? Sie war so darauf versessen Juline mit Fabio zu verkuppeln. Weil Fabio eben noch nie eine Freundin hatte, die Beiden sich gut verstehen und ich immerhin in einer „Beziehung“ bin. Wie sollte sich also jemals etwas an der Lage ändern? Außerdem hatte ich mir geschworen Fabio's Glück nicht zu verhindern. Nicht einmal unabsichtlich. Und selbst wenn sie ihn nicht will... Ich wollte am Ende nicht der Idiot sein, der an allem Schuld wäre. Aber alles ist schwieriger geworden... Viel schwieriger. Denn irgendwie hatte sich dieses Mädchen in meinem Kopf festgesetzt. Ich würde sie so schnell auch nicht da raus bekommen. Nachdem ich mich fertig gemacht hatte und einigermaßen wieder fit war, verließ ich das Bad und ging in die Küche um zumindest noch etwas zu trinken bevor wir gehen würden. Allerdings traf ich dort dann auf Fabio. Wer würde auch schon erwarten wollen in einem fünf Personen Haushalt mal alleine sein zu dürfen? „Ah! Da bist du ja! Jade hat mir schon erzählt, dass es dir etwas besser geht! Zum Glück! Ich hab mir auch total Sorgen gemacht... Und du willst wirklich zur Schule gehen?“ „Ja, ich war doch schon gestern nicht.“ „Haha! Hast du's gesehn? Juline hat in meinem Bett geschlafen! Es geht langsam voran aber es wird schon!“ Seine Worte fühlten sich für mich an als würden mir tausend Stiche durch den Magen fahren. Als ich mir ein Glas aus dem Regal nahm, merkte ich, wie meine Hände leicht zitterten. „Ja, hab ich gesehen...“ „Freust du dich nicht für mich, Adde?“ „Äh, doch. Schön... Und wo hast du geschlafen?“ „Na am liebsten auch in meinem Bett. Aber ich hab auf'm Sofa geschlafen. Trotzdem! Sie lag in MEINEM Bett! Hach!“ Noch bevor ich überhaupt zum Trinken kam, war mir so übel, dass ich es mir anders überlegte und ihn einfach stehen ließ. Es war unfair von mir, doch ich konnte es einfach nicht weiter ertragen. Obwohl ich es nicht wollte, stellte ich mir vor wie die beiden irgendwann kämen und verkünden würden, sie wären nun ein Paar. Kurz darauf war vor meinen Augen schon wieder das Bild von unserem Kuss... Verdammt! So beschissen hatte ich mich noch nie gefühlt. Wenn die Beiden ein Paar werden würden, dann würde ich entweder weit weit weg ziehen, oder mich gleich von der Brücke stürzen. Aber zumindest wären sie dann glücklich miteinander. „Kommt Jungs, wir müssen los!“, sagte Jade und packte ihren Rucksack. Fabio kam nun auch aus der Küche und guckte mich fragend an. Und ich bekam meinen Rucksack kaum auf den Rücken. Mit langsamen Schritten liefen wir schweigend nebeneinander her. Erst Jade brach das Schweigen und verschränkte die Arme: „Richte dich darauf ein, dass Caro Ärger bekommt, Adde!“ „Ja, den bekommt sie. Stand die ganze Zeit dumm da und hatte uns lieber zugesehen. Sie wollte ihre Nägel ja nicht kaputt machen!“ „Und geheilt hat sie euch auch nicht!“ „Vielleicht hatte sie zu viel Angst“, sagte Fabio nachdenklich. „Angst!?“ „Die war sich nur zu fein“, protestierte ich wiederum dagegen. Fabio war viel zu naiv. „Du bist viel zu naiv, Fabs“, schimpfte Jade nun und blieb stehen. Einige Meter weiter stand Caro zusammen mit Chris und Jo zusammen an der Hausecke, wo sie auf uns warteten. Doch als Caro uns sah, drehte sie sich um und wollte direkt gehen. In mir entwickelte sich eine derartige Wut, dass mir mein Gesundheitsstatus völlig egal war und ich ihr einfach hinterher rannte. Ohne Chris und Jo zu beachten rannte ich weiter bis ich sie schließlich erwischte und ziemlich grob herumriss. „Was rennst du weg?!“, fragte ich barsch. „Äh... Hallo Schatz! Na, geht’s dir wieder gut?“ Scheinheilige... Ich schubste sie leicht gegen die Wand: „Was ist eigentlich aus dir geworden!? WAS!? Ist das Carolina Kanzaka? Das nette Mädchen in das ich mich mal verliebt hab!? Die richtige Caro hätte niemals so dumm zugesehen und sich Sorgen um ihre beschissenen Nägel gemacht!“ „BESCHISSEN!?“ „JA BESCHISSEN! DEINE NÄGEL SEHEN BESCHISSEN AUS! ICH HASSE DEINE SCHEIß PLASTIKNÄGEL! UND DEIN DUMMES MAKE-UP! DEINE UNNATÜRLICHKEIT! ES GIBT INZWISCHEN VIELES DAS ICH AN DIR HASSE!“ „Und was willst du jetzt tun? Mir für meine nicht vorhandene Hilfsbereitschaft eine reinhauen? Das kannst du doch so gut, Schatz. Leute verprügeln.“ „Ich schlage keine kleinen Püppchen!“ „Aber ich...“, hörte ich Jade auf einmal neben mir sagen und sah nur noch wie sie ausholte und Caro eins überzog. Sie saß auf dem Boden und hielt sich die Wange, während sie uns beide wütend anguckte. Nun kamen auch die anderen Jungs und blickten uns entsetzt entgegen. „Was hast du dir dabei gedacht, Caro!? Ich hätte dich für etwas loyaler gehalten! Schön, dass du Juline nicht leiden kannst! Aber sie ist wichtig! Und man kann doch eigentlich davon ausgehen, dass dein Freund dir auch wichtig ist!“, meckerte Jade und stemmte die Hände in die Hüfte. „Tzz... Was hätte das gebracht? Diese komischen Engel waren doch sowieso viel zu stark. Ich hatte Todesangst!“ „Und Juline und ich hatten keine Angst oder was?“, fragte ich. Sie stand auf und steckte die Nase in die Luft: „Ihr habt es ja geschafft. Keine Ahnung wie, das meiste habe ich nicht gesehen, aber ihr habt es geschafft. Also heult nicht rum! Und du, Adriano! Tu nicht so, als wärst du der tolle Freund! Wirklich! Ich hatte mir Sorgen gemacht und dich den halben Abend gesucht! Und wo finde ich dich?! In irgend ner Seitenstraße wie du mit Juline rummachst!“ „WAS!?“, fuhren alle nun mich an. „Ich hab nicht mit der rumgemacht! Wir wurden angegriffen und ich hatte ihr nur gesagt, dass ich sie beschützen würde!“ „Klar, der große Held!“ „Uuuuh, Adde geht dir Fremd, Süße!“, lästerte Jo zwischenrein und bekam von Jade einen Schlag auf den Hinterkopf. „Das ist mir zu blöd! Ich wette ihr hattet den gesamten Tag miteinander verbracht und viel Spaß miteinander gehabt! Warum hast du sonst die Schule geschwänzt, „Schatz“?!“ „Weil ich von drei Pennern verprügelt wurde!“ „Seit wann lässt du dich von irgendwelchen Menschen verhauen!?“ „Seit ich diese beschissenen Schmerzen habe und kaum denken kann, wenn sie da sind!“ „Jaaa, ist klar. Spar dir deine Ausreden. Entschuldigt, ich will nicht zu spät kommen!“ „Hau doch ab! Feige Kuh!“, schrie ich ihr hinterher und konnte beim nächsten Schritt mein Gleichgewicht nicht mehr halten. Jade beugte sich besorgt zu mir, als ich mich auf den Boden setzte und durchatmete. „Geht schonmal vor, Jungs. Muss ja nicht sein, dass jetzt alle zu spät kommen.“ „Kommst du klar?“, fragte Fabio, worauf Jade nur nickte. Nur ungern liefen nun auch die Anderen davon und Jade setzte sich neben mich. Ich war so wütend... Auf sie, auf mich, auf Fabio und überhaupt auf alle. Mit einem Wutschrei schleuderte ich meinen Rucksack gegen die nächste Mauer und vergrub mein Gesicht in den Händen. „Was ist eigentlich los mit dir?“, fragte Jade nun mit ernster Stimme. „Mir tun alle Knochen weh... Und ich weiß nicht wie lange ich eigentlich noch mit Caro zusammen sein werde.“ „Willst du etwa Schluss machen? Aber... Aber wenn ihr so auseinander geht... Was soll dann aus uns allen werden? Wir würden uns nie wieder so zusammen treffen können!“ „Weiß ich...“ Blöde Kuh! Es war doch sowas von hirnrissig nur wegen unserer Gruppe mit Caro zusammen zu bleiben. Allerdings sollte ich mir überlegen nicht doch irgendwie eine gute Seite an Caro zu finden. Wenn meine Beziehung glücklich wäre, dann würde ich mich garantiert nicht in eine Andere verlieben. Wenn ich es schaffen könnte, wieder glücklich mit Caro zu sein, dann könnte ich Juline bestimmt vergessen und alles wäre wieder gut. „Adriano... Was ist da zwischen euch? Juline und du...“ „NICHTS! VERDAMMT NOCHMAL! DARF SIE DENN MIT JEDEM VON EUCH IDIOTEN BEFREUNDET SEIN NUR MIT MIR NICHT!? WAS HABT IHR EIGENTLICH FÜR EIN PROBLEM!?“ „Ist doch gut, fahr mich nicht so an...“, antwortete sie ruhig und streichelte mir über die Schulter. „Ich weiß, dass Fabio sie gern hat. Und ich weiß, dass Fabio wegen mir nie an ein nettes Mädel gekommen ist. Ich werde ihm sicher nicht im Weg stehen.“ Auch wenn es mich kaputt machen wird... „Ach Adriano... Soll ich dich wieder nach Hause bringen?“ „Nein! Ich werde euch keinen Grund zum Spekulieren geben! In den acht Stunden könnte es ja sein, dass ich Juline verführe und sie Fabio vor den Augen wegschnappe! Ich hab immerhin die beste Freundin die es gibt und ich bin so glücklich! Lass mich in Ruhe, Jade!“ Nun stand ich auf, packte meinen Rucksack und lief so schnell es ging weiter. Jade folgte mir sprachlos und bedrückt. Ich wollte einfach nichts mehr davon hören. Von niemandem mehr. Es reichte mir schon, dass ich Körperlich und Psychisch, so fertig war. Endlich in der Schule angekommen setzte ich mich in meine einsame Tischreihe und genoss die Ruhe. Die Anderen gafften mich natürlich dumm an. Warum die ganzen Verletzungen? Sollten sie doch denken was sie wollen. Ich war nun erstmal froh zu sitzen und mich ausruhen zu können. Es dauerte keine fünf Sekunden, da kam auch unsere Lehrerin endlich. Sie strahlte bis über beide Wangen und hatte eine Blondine im Schlepptau. Moment mal! Das war... Sie!!! Das Mädchen, das mich am Strand gefunden hatte... Was wollte die ausgerechnet hier? Ihre Blicke wanderten sofort zu mir. Sie fühlten sich so bekannt und vertraut an... Als würde ich sie schon ewig kennen. Wahrscheinlich lag das nur an meinem verwirrten Schädel! Ich hatte sie vorher noch nie gesehen! Woher sollte ich sie also kennen? „Wir haben eine Austauschschülerin bekommen! Sie wird bis zum Frühjahr hier bei uns in der Klasse bleiben. June, erzähle ihnen doch ein Wenig über dich!“ „Gerne! Ich bin June Conelly, bin 18 Jahre alt und komme aus London.“ „WUHU!!! SEXY! SETZ DICH NEBEN MICH SCHNUCKEL!!!“, gröhlte Jo von seinem Platz aus und stieß seinen Nachbar vom Stuhl. June kicherte vergnügt und lächelte uns an. Als ich sie genauer ansah fiel mir dieser Anhänger auf, der um ihren Hals hing. Er sah aus wie unsere Elementsteine... Aber das konnte unmöglich sein! Er war violett! Genau wie ihre Augen und die farbigen Strähnen in ihren Haaren. „June, setze dich auf einen freien Platz. Weg gestoßene Sitznachbarn zählen nicht, Jo!“ „Jaja, ist ja gut... Dann eben in der Pause! Warte auf mich, Schatz!“ „Vielleicht ein Andermal“, antwortete June und setzte sich natürlich neben mich. Weil in der ganzen Klasse auch nur neben mir Platz war... Aber wenigstens hatte sich Caro wieder nach hinten gesetzt. Sie war die Letzte, die ich nun neben mir haben wollte. Dann doch lieber dieses seltsame Mädchen. „Hi! Dich kenne ich ja schon! Aber deinen Namen weiß ich noch nicht“, sagte sie freudig und lächelte mich an. „Adriano“, antwortete ich knapp und versuchte mich auf den Unterricht zu konzentrieren. Allerdings war ich nervös und mir wurde leicht schwindelig. Vielleicht war es doch ein Fehler trotz Verletzungen zur Schule zu gehen. Während der Stunde guckte June oft zu mir herüber, doch ich versuchte sie zu ignorieren. Von ihr ging eine seltsame Energie aus. Sie fühlte sich so unbekannt, aber doch vertraut an. Wer oder was war sie wirklich? In der Pause war June das Highlight schlechthin. Jeder kam zu ihr und wollte sich mit ihr unterhalten. Ich ging nach vorne zu Chris, Jo und Fabio weil mir der Haufen Schüler neben mir zu unangenehm wurde. „Sie ist seltsam...“, sagte Chris. „Sie ist geil!“ „Nein, Jo! Habt ihr den Stein gesehen, den sie trägt?“, fragte Fabio nun und guckte misstrauisch zu ihr. „Ja, ich habe ihn auch bemerkt“ „Ach, Adde! Du musst natürlich überall hingucken! Du kleiner Aufreißer! Hihi!“, kicherte Jo und wuschelte mir die Haare durcheinander. Wütend schlug ich seine Hand weg: „Das hat nichts damit zu tun!“ „Jetzt lasst ihn doch einfach in Ruhe!“, meckerte Chris und stellte sich vor mich. „Was denn? Ich mach nur Spaß!“ „Lass den Scheiß! Du siehst doch, dass es ihm beschissen geht!“ Dann kam Caro auch noch zu uns: „Adriano? Kommst du mal bitte mit? Ich muss mit dir reden.“ „Hat das nicht bis nach der Schule Zeit?“ „Nein.“ Seufzend folgte ich ihr aus dem Zimmer und blieb mit ihr in einer ruhigen Ecke stehen. „Was ist?“ „Es tut mir leid, dass ich das gestern abgezogen hab... Ich war wütend und hatte Angst. Als ich dich mit Juline gesehen hab... Ich hab einfach Angst, dass ich dich verliere. Liebst du mich denn überhaupt noch?“, fragte sie mit glasigen Augen und gesenktem Blick. „Liebst du mich denn noch? Oder liebst du dich selbst zu sehr?“ „Ich liebe dich! Menschen verändern sich nunmal! Es tut mir leid, dass ich nicht so geblieben bin, wie ich vor vier Jahren war! Aber du hast dich auch verändert! In letzter Zeit erkenne ich dich kaum wieder... Was ist los?“ „Ich weiß es nicht...“ „Wie, du weißt es nicht?“ „Ich hab keine Ahnung was los ist! Ich verstehe gar nichts mehr! Seit gestern sowieso nicht mehr! Hast du denn wirklich nicht gesehen was passiert ist!?“ „Nein! Ich hatte Angst! Ich wollte nicht sehen was er mit dir anstellt!“ „Du hättest uns helfen müssen!“ „Ach guck mich doch an! Ich kann doch gar nichts! Wann hab ich jemals meine Kräfte benutzt!? Wie hätte ich euch helfen sollen? Ich wäre doch nur eine Zielscheibe gewesen, die euch abgelenkt hätte. Sag, würdest du mich genauso beschützen wie sie?“ „So lange deine Nägel dir wichtiger sind als zwei Menschenleben, wohl nicht.“ „Ich werde versuchen weniger auf diese oberflächlichen Dinge zu achten, wenn du mir noch eine Chance gibst. Ich liebe dich, wirklich!“ Was sollte ich tun? Wenn ich wieder glücklicher mit ihr wäre, dann würde ich nicht mehr so an Juline hängen! Ich sollte einen letzten Versuch wagen und ihr noch diese eine Chance geben... Vielleicht würde es ja etwas nutzen. „Ich liebe dich auch...“, antwortete ich und nahm sie in die Arme, ehe wir uns küssten. Allerdings fühlte es sich anders an als erhofft. Trotzdem wollte ich mich mit allen Mitteln dazu zwingen meine Gefühle wieder auf sie zu richten. Als wir uns voneinander lösten nahm sie meine verletzte Hand und schloss die Augen, während sie ihre eigene Hand darüber legte. Ich spürte erleichtert, wie der Schmerz endlich nachließ und schließlich komplett verschwand. „Danke, das hättest du gestern schon tun sollen!“ „Naja, ich hatte irgendwie nicht mehr daran gedacht. Tut mir leid...“ „Juline's Hände sind auch verbrannt.“ „Wie!? Seit wann das?“ „Seit gestern Abend, als sie mir das Leben gerettet hat.“ „War sie... Etwa nochmal bei dir?“ „Jade hat sie angerufen... Ich hab davon gar nichts mitbekommen weil ich diese Schmerzen und Fieber hatte.“ Ich hatte ja nur darauf gewartet, dass wieder irgendein dummer Spruch käme. Aber sie beließ es dabei. Ihr Glück! Als wir zurück zum Klassenzimmer kamen, standen die Anderen zusammen mit June vor der Tür. „Da seid ihr ja! Habt ihr euch etwa vertragen?“, fragte Jade überrascht. „Ein wenig. Was ist los?“, wollte ich nun wissen. Chris verschränkte die Arme: „June meint ein Assistant zu sein. Wie wir.“ „WAS!?“, kam es von Caro und mir fast synchron. Das würde ihren Stein und die Aura erklären. „Ja, ich bin ein Assistant und habe auch solche Kräfte wie ihr. Im Kampf gegen die Dämonen werde ich euch vielleicht noch nützlich sein. Ich bin immerhin voll ausgebildet.“ „Und eingebildet?“, fragte Fabio und kassierte einen Schlag auf den Hinterkopf von Jade, sie sich uns wieder zuwandte: „Nun, ihr Stein sieht unsren ziemlich ähnlich. Sie weiß über die Dämonen bescheid. Allerdings... Ähm... Kein Assistant hatte bisher einen violetten Elementstein. Welches Element gehört dir denn?“ „Das verrate ich euch ein ander mal.“ „Wie bitte?! Wie sollen wir dir denn glauben? Vielleicht bist du ja auch eine von Chamuel's Dienerinnen!“ „Haha! Sicher nicht. Ich bin nur auf der Suche...“ , erklärte sie nun wieder ruhiger und konzentriert. „Nach wem oder was?“, fragte Fabio misstrauisch. Jo lachte dazwischen: „Nach dem längsten Penis der Welt! Hier hast du ihn gefunden, Baby!“ „Jo, halt die Klappe“, meckerte Caro nun. „Ihr seid lustige Leute... Ich bin auf der Suche nach... meinem Freund. Ich vermisse ihn sehr.“ „Seid ihr ein Paar?“, fragte Jade nun entzückt, doch June schüttelte traurig den Kopf: „Nein. Waren wir nie. Aber vielleicht werden wir es ja, wenn ich ihn gefunden habe...“ „Wie heißt er und wo soll er sein?“, hakte Chris skeptisch nach. „Wieso muss sie einem Typen hinterher laufen! Das ist nicht fair!“, jammerte Jo aus dem Hintergrund und vergrub sich in die nächste Ecke. „Er ist in der Nähe. Das spüre ich... Mehr kann ich euch auch hier nicht verraten. Vertraut mir bitte. Ich bin kein Feind.“ „Na gut... Aber wir behalten dich im Auge!“ Jade hatte Recht. Sie klang zwar schon glaubwürdig, hatte aber zu viele seltsame Geheimnisse. Sie konnte kein Assistant sein. Es gab nur diese vier Elemente. Wasser, Feuer, Erde, Wind... Und diese hatten die Farben blau, rot, grün und gelb. Violett kam nie vor. Es gab schon welche unter uns die schwarze und pinke Steine trugen. Aber die waren immer Engel. Licht und Dunkelheit wurde noch nie von einem normalen Assistant geführt. Und was sollte nun Violett darstellen? Und wer war ihr komischer Freund? Hatte das vielleicht etwas mit mir zu tun!? Vielleicht hatte sie mich deswegen immer so angesehen! „Macht euch keine Sorgen. Lasst uns wieder ins Zimmer gehen.“ ~ Fabio Coldfire ~ Als wir uns nach der Schule alle zusammen mit Melody und Juline trafen fühlte ich mich wie im siebten Himmel. So hatte ich noch nie für ein Mädchen empfunden. Sie war intelligent, humorvoll und sah einfach nur total niedlich aus. Und sie schien endlich eine zu sein, die nicht nur an mich heran wollte nur um Adriano näher zu kommen. Um ihn machte ich mir große Sorgen. Nicht nur wegen seinen Verletzungen, sondern auch seinem Verhalten in den letzten Wochen. Er war ja noch nie sehr gesprächig oder lustig. Aber er zog sich irgendwie immer mehr von uns allen zurück und wirkte einfach nur noch traurig und unglücklich. Das lag bestimmt an den Streitereien mit seiner Freundin. Nun aber wollte ich mich lieber auf den Mittag freuen. Für mich war es schon schön mich nur mit Juline unterhalten zu können. Unser Abend auf dem Jahrmarkt lief ja am Ende nicht so gut, aber ich ging davon aus, dass wir uns bald wieder so verhalten könnten, als wäre nichts geschehen. Es war bestimmt einfach nur zu früh ihr zu sagen, dass ich sie so gerne mag. Während wir zu Neunt an einem großen Tisch im Café saßen betrachtete ich June, die mir seltsam vorkam. Aber nicht nur mir... Irgendwas stimmte hier nicht. Aber sie machte keinen fiesen Eindruck. Vielleicht sollten wir ihr wirklich einfach nur vertrauen? Immerhin hatte sie auch so einen Stein wie wir. Nur, dass dieser Stein eben eine andere Farbe hatte und sie gar nicht zu unserer Familie und unserem Umkreis gehörte. Wir waren Assistants von Außerhalb gar nicht gewöhnt. „June, du kommst also aus England? Gibt es da noch andere Assistants?“, fragte Chris. „Nein, ich habe dort keine getroffen. Hier scheint es ja einige von euch zu geben. Ihr seid ja schon ein richtiger Clan, haha!“ „Sozusagen...“, sagte Jade und musste kichern. Juline betrachtete sie skeptisch und June erwiderte diese Blicke. „Du bist die große Herrin dieser Elemente, nicht wahr? Die Erbin von Sacred Feye!“ „Du kennst also die Geschichte der Assistants und ihre Herkunft?“ „Ja! Ich habe es mit meinem Stein ergründet.“ „Als Herrin der Elemente ist mir dein Stein aber ein Rätsel. Violett gehört nicht in die Reihe. Wie du weißt, stammen die Assistants von den vier Elementgöttinnen ab, die von Sacred Feye erschaffen wurden. Aquarienne, die Göttin des Wassers, Terrania, die Göttin der Erde, Aria, die Göttin des Windes und Inferra, die Göttin des Feuers. Es gab keine weitere Göttin.“ „Juline, du bist klug und weißt genau über deine Rolle bescheid. Ja, in der Tat ist die Herkunft meines Steines eine Andere. Aber ich werde das hier nicht so erläutern können.“ „Gut, wenn du unter vier Augen mit mir darüber sprechen willst, dann kannst du mich jederzeit ansprechen.“ „Ich würde dir gerne meine Kräfte zeigen.“ Verwundert beobachteten wir June, wie sie Juline's verbrannte Hände nahm und sie innerhalb von Sekunden komplett gesund heilte. „Wieso kannst du heilen!?! Ich dachte, das können nur Assistants mit dem Element Erde!“, protestierte Caro erstaunt. Juline musterte June mit verengten Augen: „Nicht nur... Ich glaube ich weiß was du bist.“ Doch beide sprachen kein weiteres Wort. June zwinkerte Juline nur kurz zu, was uns ziemlich verwirrte. „Okay! Hören wir auf mit diesem Mystery-Scheiß! Ich will Fun haben! Jackie aus unserer Klasse gibt heute Abend eine mega Party!!! Und die halbe Schule wird dort sein. Zudem werden alle morgen schwänzen! Na klingt das geil oder was?“, erklärte Jo mit Freude. Ich fand Partys zwar eigentlich doof, aber vielleicht würde sich dort eine Gelegenheit finden Juline näher zu kommen. Die war auch ganz aufgeregt: „Party!? Ich war noch nie auf einer Party!!! Ich mag mitmachen!“ „Ich hasse Partys“, grummelte Melody, die sich bisher kaum an den Gesprächen beteiligt hatte und uns mit verschränkten Armen beobachtete. Auch die Andern stimmten zu und somit beschlossen wir uns am Abend alle wieder zu treffen. Mittagessen und die Ruhe zu Hause tat uns auch gut. Ich hatte einen riesigen Kohldampf. „Hey Jade! Du musst Juline mal fragen, ob sie nicht demnächst bei uns übernachten mag!“ „Haha! Dass sie in deinem Bett gepennt hat, fandest du wohl klasse, was?“ „Sicher!“ „Adde? Auch ein Stück Lasagne? Du musst was essen! Und Lasagne magst du doch so sehr! Ich wette du hast schon fünf Kilo abgenommen.“ „Na und... Ich hab kein Hunger. Ich geh ne Runde schlafen.“ Verwirrt guckten wir ihm hinterher bis er weg war, dann seufzten wir beide. „Ich mache mir Sorgen... So war er doch vorher nie“, sagte Jade betrübt. „Es ist viel passiert. Es wird wohl an Caro liegen. Beziehungen die nicht funktionieren scheinen ziemlich an den Kräften zu zehren.“ „Ich weiß nicht ob es an Caro liegt... Na gut, vielleicht ist es auch nur eine Phase. Komm, Fabi, wir futtern! Hast du dir schon einen Plan für heute Abend ausgedacht?“ „Wie?“ „Na! Du und Juline und Alkohol! Erst füllst du sie ab, dann werdet ihr etwas miteinander tanzen und so kommt ihr euch schneller näher, als euch lieb ist!“ „Meinst du? Haha! Okay!“ Wir planten noch weiter bis wir die Lasagne weggeputzt hatten. Danach wollte ich eigentlich auch etwas in unser Zimmer gehen um mich auszuruhen, doch als ich am offenen Türspalt stehen blieb, hörte ich ein Schniefen von drinnen. Adriano? Er war doch sonst immer so stark... Ich hatte ihn noch nie wirklich heulen sehen. Viel zu unsicher war ich nun und beschloss ihn alleine zu lassen. Wahrscheinlich würde er mir sowieso nicht sagen was los war. Es tat mir weh, dass er uns nicht so weit vertraute... Eigentlich sagten wir uns doch immer alles. Ein paar Stunden später saßen wir dann alle auf dem riesigen Sofa unseres Klassenkameraden und betranken uns. Alles schien wieder in Ordnung zu sein und Juline schien Alkohol nicht zu vertragen! Jo war derweil am Meckern: „Diese kleine Kuh! Hat die mich nicht vorhin wieder beim Rauchen erwischt und es meiner Ma gepetzt! Natürlich hab ich wieder massig Ärger bekommen!“ „Dann hör doch mit dem Rauchen auf, du Trottel“, fauchte Melody ihn an und bekam nur ein blödes Grinsen zurück. Sie war allerdings auch gleich wieder uninteressant als eine gutaussehende Schwarzhaarige an ihm vorbei lief. Ohne ein Wort zu sagen folgte er ihr und legte einen Arm um sie, während er sie anbaggerte. Zu unserem Entsetzen war sie entzückt und folgte ihm nach oben... „Ich fasse es nicht! Dieser Dreckskerl!!! ARGH!“ „Beruhige dich, Mel! Es ist doch nur Jo“, lachte Jade und kippte den nächsten Becher runter. „Ich geh Nachschub holen!“, meinte Adriano plötzlich und stand auf. „Bring mir was Hochprozentiges mit, Schatz!“, rief Caro ihm hinterher. Ich lächelte Juline an: „Wollen wir tanzen?“ „Oh! Gerne, hihi!“ Ich fühlte mich großartig als wir so nah beieinander standen und miteinander tanzten. Am liebsten hätte ich Stunden so weiter gemacht. Ihr Augen funkelten und sie war nur am lachen bis wir uns schließlich an den Händen packten und uns immer schneller drehten. Ganz schwindelig ließen wir uns schließlich wieder aufs Sofa fallen und hingen halb übereinander während wir nur noch am Lachen waren. Zum Glück ging es mir schnell wieder besser, nur Juline sah etwas blass aus. „Das war zu viel Alkohol... Mir ist etwas übel...“ „Ich geh dir was „normales“ zum Trinken holen“, bot ich ihr an und machte mich gleich auf den Weg. Ich bemerkte gar nicht, dass June auch verschwunden war und war umso überraschter, als ich sie bei Adriano fand. Die beiden unterhielten sich... Und sahen sich so vertraut an. Als würden sie sich schon ewig kennen. Was war hier los? „Adde! Wolltest du nicht neuen Alk besorgen?“ „Öh, ja. Wir haben uns nur etwas unterhalten.“ „So lange?“ „Warum nicht!?“ „Ich lass euch mal alleine. Ich will ja keine Diskussion auslösen, hehe.“ Mit diesen Worten verschwand unsere neue „Freundin“ und ich packte meinen Bruder am Arm. „Ich hab kein Bock mehr mir Gedanken machen zu müssen! Was ist los?! Du bist so komisch... Und wieso bist du so vertraut mit diesem Mädchen? Was ist mit Caro? Liebst du sie nicht mehr?“ Er guckte mich nur kurz an, ehe er die ganze Wodkaflasche ansetzte und einfach weglief. Ich verstand nun überhaupt nichts mehr. Als ich zurück kam wurde es noch schlimmer, denn Melody kam in Tränen die Treppe herunter gerannt und wurde gerade so von Juline abgefangen. „Mel!“ „LASST MICH!!! ICH HASSE IHN! ICH WOLLTE DOCH NUR KURZ INS BAD!!! UND DANN STEHT DER DA UND TREIBT ES MIT DREI WEIBERN!!! EKELHAFT! ICH HASSE DIESES ARSCHLOCH!!!“ Dann riss sie sich von Juline los und stürmte zur Tür hinaus. Juline folgte ihr und ich konnte nicht anders als den beiden ebenfalls zu folgen. Draußen fand ich zumindest Juline wieder. „Sie ist weg! Oh nein... Sie ist so unglücklich... Und das ist alles meine Schuld.“ „Warum soll es deine Schuld sein?“, fragte ich, ehe sie sich überrascht zu mir drehte. „Ohne mich wäre sie niemals hierher zurück gekommen. Dann müsste sie das nicht ertragen und hätte diesen Kummer nicht. Sie hat mich schon vorher gehasst. Aber jetzt wird sie mich umso mehr hassen...“ Während ihr kleine Tränen über die Wangen flossen, ging ich zu ihr und legte meine Arme um sie. Dass sie meine Umarmung erwiderte, machte mich ganz nervös und verlegen. Es war ein komisches aber tolles Gefühl. Wäre das vielleicht ein guter Augenblick für einen Versuch sie zu küssen? Sie guckte kurz zu mir hoch, doch dann wurde sie völlig hysterisch und stieß mich von sich: „Fabio... Nein! Nein, das geht nicht! Es tut mir leid... Ich muss jetzt Melody suchen... Bis bald.“ Dann rannte sie davon und ich blieb enttäuscht zurück. Auch ich hatte nicht vor zurück zur Party zu gehen und lief nach Hause. Doch einige Meter weiter stand plötzlich jemand vor mir. Ein seltsames Mädchen mit braunen Haaren und Rot-Gelben Augen. „Hey... Was machst du hier allein in den dunklen Straßen?“ „Ich habe mich verlaufen“, antwortete sie schüchtern. „So? Woher kommst du denn? Dann kann ich dir vielleicht helfen.“ „Ich bin ziemlich weit gelaufen... Ehrlich gesagt weit ich nicht mehr woher.“ „Aber du musst doch wissen, wo du wohnst.“ „Meine Familie ist erst gestern hierher gezogen“, sagte sie schließlich leise. „Verstehe... Magst du mitkommen? Zu Hause können wir vielleicht deine Adresse finden anhand deines Namens und so.“ „Du tust mir doch nichts oder?“ „Ich? Ach nein, ich bin ganz nett. Ich heiße Fabio! Und du?“ „Riann.“ Riann? Hatte ich den Namen nicht irgendwo mal gehört? Nein... Das konnte nicht sein. Nett lächelnd lief ich neben ihr und wurde nervös, als sie sich ein meinem Arm einhakte. „Hihi, mein Beschützer!“ „Ähh...“ „Danke, du bist mein Held! Ohne dich würde ich mein Haus bestimmt nicht mehr finden.“ „Ach, da hätte es doch viele Möglichkeiten gegeben“, antwortete ich hastig und konnte mit so viel netten Worten gar nicht umgehen. „Sei nicht so bescheiden. So gut aussehende Kerle wie du haben doch meist einen richtigen Machocharakter.“ „Gut aussehend!?“ Sie blieb stehen und guckte mich mit einem Lächeln an: „Aber ja! Ich wusste gar nicht, dass amerikanische Jungs so sexy sind.“ „Übertreib nicht“, stammelte ich und wollte schnell weiter laufen. Mir hatte noch nie ein Mädchen gesagt, dass ich „sexy“ aussehe. Aber irgendwas war seltsam. Sie wirkte so traurig... Nun, in ihrer Situation wäre das wohl normal. „Wollen wir Freunde sein? Du könntest mir die Stadt zeigen!“ „Kann ich machen, hehe.“ „Ja, super! Juhu!“ Nun schmiegte sie sich richtig an meinen Arm und ich wusste nicht wie ich nun reagieren sollte. Verdammt! Warum konnte ich in solchen Situationen nicht einfach cool sein? Adriano würde das bestimmt völlig kalt lassen! Ich wäre gern etwas mehr wie er oder Jade... „Sag mal, Fabio... Hast du eigentlich eine Freundin?“, fragte sie mich nun mit großen Augen. „Äh... Wieso fragst... du?“, stotterte ich nun wieder. Verdammt! „Du bist so cool... Ich hätte gerne einen Freund wie dich.“ „Äh... Ähm... Ich habe keine Freundin, aber...“ „Keine Freundin? Das verstehe ich nicht... Auch kein Mädchen, das du magst?“ „Naja, da gibt es diese Eine... Aber die will mich wohl nicht.“ „Dann ist sie dumm“, antwortete sie, zog mich zu sich und küsste mich. Was war das für ein Mädchen? Neu in der Stadt, hat sich verlaufen und küsst den nächst besten „Helden“? Sie wurde rot im Gesicht und nahm etwas Abstand: „Ohje, das tut mir so leid! Eigentlich bin ich nicht so stürmisch! Vor allem Fremden gegenüber bin ich eigentlich so misstrauisch... Aber du wirkst so vertrauensvoll...“ „Du solltest aufpassen mit welchen Leuten du dich einlässt“, antwortete ich verlegen. Was machte ich hier eigentlich? Juline hatte mich nun schon zum zweiten mal abgewiesen... Aber ich liebte sie trotzdem. Dennoch war ich frustriert. Jo ließ sich mit vielen vielen Mädchen gleich auf den ersten Blick ein... Und sie sah süß aus. „Ich glaube ich versuche es doch besser alleine und gehe zur Polizei. Die helfen mir bestimmt nach Hause“, sagte Riann plötzlich. Ich wollte das erste und einzige Mädchen das sich je für mich interessierte, ohne Adriano zu kennen, nicht so schnell loshaben... „Nein! Nein, ich werde dir helfen...“ „Oh Fabio! Du bist so nett zu mir, das habe ich gar nicht verdient!“ Etwas unsicher guckte sie mich nun an, als wüsste sie gar nicht, was sie tun sollte. Ihre Blicke wirkten wie ein Bann auf mich... Als würde sie mich verzaubern... So sehr fühlte ich mich zu ihr hingezogen. „Magst du... Mich noch einmal küssen?“, fragte sie mich langsam. Wie in Trance lief ich zu ihr und küsste sie nochmal... ~ Kapitel 14 ~ Violett ~ Ende ~ Fortsetzung folgt ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)