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Elementary Angels

Trilogie - Staffel 3
von

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24 Jahre Glück

Kapitel 1 ~ 24 Jahre Glück
 

Die Sonne am Himmel der Assistants ging mit Luzifers Ende auf und brachte viele Jahre ihr Glück mit sich. Neue Leben erblickten dieses Licht und so kam es, dass diese neue Generation niemals kämpfen musste.
 

~ Juline Coldfire ~
 

20 Jahre... So lange lebte ich in diesem Reich schon und kannte nichts Anderes als diese triste und öde Gegend. In meiner Kindheit erzählte mir meine Ma oft Geschichten von ihrer Zeit auf der Erde. Sie erzählte über ihre Familie und ihre Freunde. Über den Kampf gegen meinen Vater und wie sie schließlich mit ihm in das Reich der Dunkelheit und Elemente zog.

Meine Ma, Feye Coldfire und mein Vater, Luzifer, schienen auch nach diesen vielen Jahren glücklich – wie schön für sie. Ich fühlte mich unerfüllt, eingesperrt. Ich wollte mehr sehen, mehr erleben. Ich wollte neue Freunde finden, einen Liebhaber haben. Ich wusste, dass es bei Frauen in meinem Alter üblich war, Sexualität zu erforschen. Ich wusste auch, dass die Menschen unter einem strahlend blauen Himmel lebten und grüne Wiesen vom sanften Wind gestreichelt wurden. Hier gab es keine Wiesen. Ich hatte weder den Himmel, noch die Wiesen gesehen. Zumindest nicht persönlich. In unserer Bibliothek gab es viele Bücher und ich hatte sie bereits alle gelesen. Ich sehnte mich nach Realität...

Und deswegen, stand ich hier und heute vor dem Weltentor und trat mit voller Wucht dagegen: „JETZT LASS MICH ENDLICH DURCH DU VERDAMMTES SCHEIß BESCHISSENES DRECKSTOR!!! AHHHRRR!!“

Meine Kehle brannte von dem Geschrei, das ich seit Stunden von mir gab und auch mein Fuß fühlte sich an, als wären mir einige Steine darauf gefallen. Meine Fäuste glühten rötlich, so oft hatte ich dagegen gehauen, doch das Tor blieb geschlossen. Wir konnten nicht raus und keiner konnte rein. Noch ein letztes mal schlug ich dagegen und sank auf die Knie. Es war zwecklos.

„Juline, warum versuchst du es immer wieder?“, fragte meine beste Freundin Aris mit ihrer sanften und besorgten Stimme. Aris war die Tochter von Kite und Reeza, die ebenfalls hier lebten. Sie war nur etwas älter als ich und im Grunde konnte ich sie eigentlich als meine Nichte bezeichnen, denn Reeza war immerhin meine Schwester.

Seufzend stand ich auf.

„Ich will hier nicht mehr leben. Es macht mich wahnsinnig! Jeden verdammten Tag die selben Gesichter sehen, die selben Wände und Türen... Ich kenne fast jedes Staubkorn hier auswendig!!!“ „Es gibt hier keine Staubkörner, unsere Mütter putzen den ganzen Tag um sich nicht zu langweilen.“ „Pff, und unsere Väter? Schlagen sich die Köpfe ein.“

Ich grinste bei der Vorstellung wie sie sich grün und blau schlugen. Kite hatte natürlich keine Chance gegen meinen Dad, egal wie sehr er sich bemühte dagegen anzukommen. Ich war stolz darauf, solch einen mächtigen Engel als meinen Vater bezeichnen zu können, obwohl er ja im Grunde kein Engel mehr war. Was war ich? Ich war kein Engel, doch ich konnte schwarze Flügel beschwören. Ich war wohl eine Mischung aus Dämon und Engel. Meine Kraft war die Dunkelheit und nichts Anderes. Aris dagegen erbte das Licht ihres Vaters.

Sie wirkte wie eine strahlende Schönheit, ein Stern, der den schwarzen Himmel beleuchtete. Und nicht nur ihre Kräfte erbte sie von Kite. Ich sah Bilder von Lumen und musste zugeben, dass Aris fast aussah wie ihre Tante. Auch sie hatte diese warmen braunen Haare und die selben blauen Augen. Nur schwarze Haarspitzen ließen Spuren von Reeza erkennen.

Ansonsten gab es nur ein einziges Merkmal, an dem man ihre Herkunft noch erkennen konnte – Aris bekam glühend rote Augen, wenn sie wütend wurde. Doch dies war nur selten der Fall. Auch meine Augen veränderten sich bei Wut. Sie wurden schwarz, genau wie die Augen meines Vaters.

„Juline, lass das Tor nun in Frieden. Es kann nichts dazu. Auch Tore haben Gefühle!“ „Was du nicht sagst“, entgegnete ich trocken und verschränkte die Arme. Aris musste lachen und ich darauf hin auch.

„Der Einzige, der es öffnen kann, ist mein Dad. Doch er wird von meinem Bettelblick nicht schwach.“ „Er wäre auch ein schlechter Lord der Finsternis, wenn er sich von so einem Zwerg weichkochen lassen würde. Du warst schon immer so niedlich. Er ist abgehärtet, weil es nichts neues ist.“

Wieder musste ich seufzten und ging anschließend alleine auf mein Zimmer. Es war das einzige Zimmer, neben dem von Aris, das nicht nach Trübsal und Mittelalter aussah. Mein Zimmer gestaltete ich modern in weiß und hellem rosa. Ich liebte rosa! Drei meiner vier Wände waren weiß, doch die größte Seite bekam vor einigen Jahren einen rosa Anstrich. Rosa Vorhänge verzierten mein Fenster und nahmen ihm die Leere. Und auch mein weißes Bett wurde mit einer rosa Bettdecke verdeckt. Meine Möbel waren weiß, mein Teppichboden dagegen rosa. Darauf hatte ich einen großen runden Teppich liegen. Er war weiß und flauschig. Früher, erinnerte ich mich, schlief ich lieber darauf als in meinem Bett.

Meine Blicke wanderten zu meinem Spiegel. Wie kitschig ich war... Es passte nicht zu meinem finsteren Dasein und auch nicht zu meinen dunklen Kräften. Nein, ich passte nicht hierher. Die Welt der Menschen musste kunterbunt sein, ich hatte sie gesehen, auf Bildern! So hübsche Bilder. Alles strahlte mit hellen und bunten Lichtern. Ich sah die Diskotheken der riesigen Städte und wünschte mir nur ein einziges mal dort tanzen zu können.

Ich sah in den Spiegel und doch sah ich vor meinen Augen die Märkte, den Trubel. Die Menschen feierten Weihnachten und dann gab es Schnee. Zumindest in einigen Ländern war es so. Ich würde auch gerne Schnee sehen. Ma sagte, dort wo meine Familie lebte, gäbe es keinen Schnee. Es war immer warm in Orlando. Doch auch die Menschen dort feierten Weihnachten und hatten sich aus Europa die Weihnachtsmärkte abgeguckt und selbst eingeführt. Ein Weihnachtsmarkt... Gebäck, Glühwein und fröhliche Musik. Mir kamen fast die Tränen.

Erst dann sah ich endlich mein Spiegelbild und schritt näher zu dem Spiegel, der mir ein kleines, dünnes Mädchen mit hellbraunen Haaren und violetten Augen zeigte. Ma erzählte mir, dass wir unsere Augenfarbe von ihrer Familie väterlicherseits hatten.

Sie erzählte mir auch gerne von ihrem Vater, der einst von meinem eigenen Dad ermordet wurde und dann traf sie Clyde Coldfire nocheinmal in einer anderen Zeit. Sie sagte, er sei ihr sehr wichtig gewesen und würde leider nicht mehr leben. Wenn sie von ihm erzählt, sind ihre Augen immer mit Trauer erfüllt, doch auf ihrem Mund herrscht stets ein Lächeln. Sie liebte ihn sehr...

Ich erschrak als meine Zimmertüre aufging und Ma herein kam. Ich ärgerte mich schon wieder über sie, wie so oft in den letzten Wochen. Sofort stemmte ich die Hände in die Hüfte.

„Kannst du nicht anklopfen!?!“ „Tut mir leid. Aris meinte, du seist in deinem Zimmer und dir würde es nicht gut gehen.“ „Mir geht es bestens! Warum sollte es mir im Knast auch schlecht gehen.“ „Och, Juline. Das ist unser Königreich und kein... Knast.“

Geschmeidig kam sie zu mir und stellte sich hinter mich vor den Spiegel. Wir sahen uns so ähnlich... Als wären wir Zwillinge.

Liebevoll pflegte sie meine Haare und guckte ab und zu in den Spiegel um zufrieden festzustellen wie sehr ich ihr gefiel.

„Du wirst jeden Tag hübscher, meine Tochter.“ „Aber es hat keinen Sinn. Es gibt hier weit und breit keinen Mann, den ich mit meinem Aussehen beeindrucken könnte.“

Sie seufzte.

„Ja, das tut mir leid. Das mag stimmen.“ Fast flehend drehte ich mich um und ergriff ihre Hände: „Bitte, warum kann ich nicht dort hin gehen!? Nur für einen Tag! Ich mag auf die Erde zu den Menschen!!!“ „Juline, wir haben dir schon so oft erklärt, warum das nicht geht, weil...“ „... weil solche Kräfte wie unsere auf der Erde nichts zu suchen haben und es nur wieder Ärger gibt, wenn wir das Tor öffnen, jaja, ich weiß. Blablabla!“ „Du musst das respektieren! Wärst du nur dabei gewesen... Der böse Geist, den ich in mir trage, darf niemals mehr frei kommen und erstrecht nicht auf die Erde gelangen. Deswegen kann nur dein Vater das Tor öffnen.“ „Ich zermalme ihn wie eine Fliege, dann tut er was ich will!“, sagte ich hochmütig und streckte die Nase in die Luft.

Ma lachte und streichelte mir kurz über die Schulter, ehe sie zur Tür zurück lief. Noch einmal drehte sie sich um.

„Wir werden uns nachher alle vor der Festung versammeln und schauen, wie wir dir eventuell helfen können.“ „Lasst mich einfach gehen, das würde mir genug helfen.“

Sie ging ohne zu antworten, was bedeutete, dass sie meine Worte nicht ernst nahm.

Manchmal hasste ich sie... Und Dad... Ach, einfach alle, denn sie waren alle der selben Meinung.

Alle außer Aris hatten den Kampf miterlebt, doch Aris war zu nett und zu brav. Sie ließ sich diese Meinung aufdrängen und vertrat sie eisern.

Es dauerte keine zehn Minuten, da wurde mir erneut langweilig und ich beschloss meinem Vater einen Besuch abzustatten. Vielleicht könnte ich diese Gelegenheit nutzen um ihn doch zu überreden. Seit Jahren nutzte ich jede Gelegenheit, vergebens. Doch ich gab nicht auf!

Unsere Dämonen kümmerten sich um die Instandhaltung der Festung und um die Sauberkeit zusammen mit meiner Mutter und meiner Schwester Reeza. Weiter unten befand sich eine Art Trainingsraum, wo ich meinen Vater öfter zusammen mit Kite traf. Sie vertrieben sich die Langeweile mit Kämpfen und Training. Nach dem großen Frieden war das zwar nicht nötig, aber ein guter Zeitvertreib war es dennoch, sagte Dad immer.

Schon vor dem Trainingsraum kam Kite mir entgegen. Er hatte einige Verletzungen und fluchte.

„Engel dürfen nicht fluchen“, ermahnte ich ihn belustigt. Er verdrehte die Augen: „Irgendwann besiege ich diesen Kerl!“ „Nö, mein Papa ist der Stärkste und Coolste auf der ganzen ganzen weiten Welt!“, redete ich wie ein Kleinkind und lachte erneut. Diesmal kassierte ich einen Klaps auf den Hinterkopf und ging kichernd zu meinem Dad hinein.

Sein kräftiger, hoch gewachsener Körper war mit Schweiß und ein paar Kratzern übersät. Angestrengt fuhr er sich mit den Fingern durch die kurzen schwarzen Haare und blickte mich mit den ebenso schwarzen Augen an.

„Der Erbschleicher ist besser geworden, aber noch viel zu schwach, hahaha.“ „Du bist blöd. Lass ihn doch mal gewinnen, Paps.“ „Ich!? Einen Engel gewinnen lassen? Ich glaub es hackt. Und, lässt du deinen Zorn inzwischen an dem Weltentor aus, ja? Man hört ja einiges. Ich sollte dich zu einem Therapeuten für schwer erziehbare Kinder schicken.“ „Dad, halt die Klappe... Schick mich hin, Hauptsache ich kann dann auf die Erde.“ „Das würde dir wohl gerade recht kommen. Die Dämonen sind gute Therapeuten, versuch es mal!“

Er sah wie ich ungeduldig wurde und machte sich über mich lustig. Mir entwich ein wütendes knurren und ich hämmerte mit den Fäusten auf seine Schulter.

„Kooooomm schon Paaaapiiiii!!! Mach das Tor auf!!! Büüüddee! Papaaaa!“ „Nein!“ „Aber Daddyyyy! Warum tust du deinem kleinen Mädchen nicht diesen einen Gefallen?“

Meine riesigen Kulleraugen durchdrangen ihn wie ein Messer, doch er guckte angewidert zu mir herunter und versuchte mich irgendwie abzuwimmeln. Das Gehämmere auf seinen Arm schien ihn zu nerven, jedoch auch zu amüsieren. Es zeigte alles Andere als eine positive Wirkung für mich.

„Du wirst dich mit dem Leben hier begnügen müssen, meine Prinzessin.“ „Ooooh Man! Du Arsch, nenn mich nicht so, während du dich über mich lustig machst!!! Wie ich dich hasse! Dich und Ma und Reeza und den Erbschleicher und ALLES!!!“

Einen kurzen Augenblick schnappte ich nach Luft und dachte ausrasten zu müssen, doch Dad lächelte geduldig und legte seine Arme um mich, ehe er mich fest an sich zog.

„Wir machen heute Nacht einen kleinen Ausflug zu den Menschen, ja? Nur du und ich. Und deine Mutter wird es nie erfahren. Wir öffnen das Tor, gehen schnell hindurch, schließen es wieder und amüsieren uns, bis es hell wird. Einverstanden? Prinzessin?“ „Meinst du das ernst?“, fragte ich ihn misstrauisch. Er küsste und tätschelte mich anschließend auf die Wange: „Ja, mein Ehrenwort.“

Glücklich sprang ich ihm in die Arme und jubelte vor Freude. Heute Nacht würde mein Traum wahr werden!!!

„Warum so glücklich!?“, fragte meine Schwester, die mit gehobenen Augenbrauen zu uns kam. „Ich bin auf ihre Erpressung hereingefallen und muss ihr nun ein neues Kleid besorgen!“, stöhnte Dad gespielt. Reeza schnaufte: „Du und deine Klamotten. Pink... So widerlich.“ „Ich bin halt keine Gothic-Lolita wie du“, entgegnete ich frech und streckte ihr die Zunge entgegen während ich mich an Dad's Arm klammerte und mich innerlich weiter freute wie ein kleines Kind.

Es wäre zwar nur eine Nacht, doch das würde vollkommen reichen! Zumindest erstmal, wahrscheinlich würde ich ihn danach jede Nacht dazu zwingen mit mir zu reisen.

„Was gibt es, Reeza?“, fragte Dad. „Feye und Aris wollen, dass wir uns vor der Festung treffen um dort etwas zu besprechen.“ „Warum vor der Festung?“ „Weil es scheinbar das Umfeld hier betrifft.“ „Wenn's sein muss“, meckerte Dad und ich löste mich von ihm: „Ich geh mich noch schnell umziehen und komme gleich hinterher!“ „Ja, aber beeil dich!“, drängte Reeza und lief mit Dad in die andere Richtung des Korridors.

Fröhlich sprang ich zu meinem Zimmer und wirbelte mit einem Freudenschrei herum. Ich ließ mich nach hinten auf mein Bett fallen und guckte an die Decke, wo sich erneut vor meinen Augen der menschliche Trubel in den bunten Lichtern der Innenstadt abspielte. Dad würde zu seinem Wort stehen, ich zweifelte nicht daran. Doch nun warteten die Anderen auf mich. Von meinem Fenster aus sah ich sie schon draußen stehen und reden.

Als ich meinen Kleiderschrank öffnete, entschied ich mich sofort für mein lieblings Kleid, das wohl heute erst frisch aus der Wäsche kam um die die Dämonen sich kümmerten. Ich kannte sie nur als Putzfeen und Hausverwalter. Dass sie einst gegen meine Familie gekämpft hatten, konnte ich mir so gar nicht vorstellen. Ich zog mich an und wollte gerade gehen, als ein kühler Schauer über mich kam. Die Haare auf meinem Arm stellten sich zu Berge und mir wurde kalt.

Deutlich spürte ich eine fremde finstere Aura um mich, doch ich erkannte niemanden.

„Lauf, kleine Prinzessin, lauf, solange du noch kannst. Denn ich werde euch alle töten...“, hörte ich eine zischende und flüsternde Stimme sagen. „Wer ist da!?“ Immernoch erkannte ich niemanden und beschloss daher schnell zu den Anderen zu gehen um nicht mehr allein zu sein. Niemand wäre so Lebensmüde sich mit derartig vielen und mächtigen Personen anzulegen. Mein Vater, meine Mutter, Reeza, Aris und Kite würden jeden, der uns irgendetwas antun wollte, sofort zur Strecke bringen...

Auf dem Korridor sah ich Kite zusammen mit einem Dämon herumstehen. Da beide mit dem Rücken zu mir standen, bekamen sie nicht mit, dass ich anwesend war.

„Lord Luzifer ist ganz schön fett geworden!“, sagte der Dämon. „Es fehlt ihm ja auch an Bewegung. Aber es ist wahr! Er ist fett geworden... Und vor Intelligenz strotzt er auch nicht gerade. Wusstest du, dass Luzifer gerne Mädchenzeitschriften liest!?“ „Was!? Wirklich?“ „Ja, erzähle es schnell weiter.“ „Kite! Verbreite keine Lügen über meinen Dad“, protestierte ich und ertappte mich dennoch fast beim Kichern, weil ich es selbst lustig fand.

Kite und der Dämon waren so entsetzt als ich sie ertappt hatte, dass sie einen Satz machten und fast zu Boden fielen weil sie sich gegenseitig im Weg standen.

Ich hatte die Hände in die Hüfte gedrückt und wippte ungeduldig mit dem Fuß: „Ich überlege noch, ob ich ihm das erzählen sollte.“ „Nein, Lady Juline, bitte! Verschont uns! Ich werde kein Wort davon an meinesgleichen weitertragen“, bettelte der Dämon und ich ließ noch einmal Gnade walten. Kite fand keine Worte.

„Gehen wir jetzt zu den Anderen? Ich frage mich, was die wollen.“ „Aris und die Anderen wollen versuchen dieses Reich mit Hilfe unserer Kräfte zu verwandeln, damit es endlich wieder schön hier aussieht.“ „Oh! Das klingt ja klasse! Dann beeilen wir uns!“ „Ich komme gleich nach.“

Von der Idee hielt ich viel. Ich sehnte mich sehr nach Natur und ihren wunderschönen Farben und Klängen. Würden sie dieses Reich in eine farbenfrohe Landschaft verwandeln und von dieser tristen Einöde befreien, hätte ich sicherlich mehr Spaß an dem Leben hier.

Bevor wir damit beginnen würden, beschloss ich aber, ihnen erst von der Stimme zu erzählen, die ich gehört hatte. Noch immer lag ein kalter Schauder über meiner Haut.

„Juline! Da bist du ja endlich! Fehlt ja nur noch mein fauler Kerl“, bemerkte Reeza, als sie mich sah. Es fehlten nur noch wenige Schritte zu ihnen. Und da sich alle zu mir gedreht hatten bemerkten sie nicht, dass ein fremder, schwarz gekleideter Typ förmlich vom Himmel herab glitt und direkt hinter meiner Mutter landete. Niemand bemerkte ihn und ich streckte mit panischen Blicken die Hand nach ihr aus und lief schneller.

„MUM!!! HINTER DIR!!!“

In mir Zog sich alles zusammen, als der Unbekannte ausholte und sie hinterrücks erstach. Erst in diesem Moment, in dem es schon zu spät war, bemerkten auch Dad, Aris und Reeza den Fremden. Schockiert schoss Dad eine Energiewelle auf ihn, um ihn zurückzudrängen. Der Fremde wurde einige Meter weg geschleudert und Dad fing meine Mutter auf und sackte mit ihr zu Boden.

„Feye!!! Was ist mit ihr!?“, fragte Aris weinend. Dad schwieg und meine Blicke wanderten über seine Schulter zu meiner Ma. Ein entsetzlicher Anblick, der mir die Übelkeit hoch trieb.

Er hatte ihr Herz direkt durchstochen... Ich schlug mir die Hand vor den Mund und versuchte nach Luft zu schnappen, doch es schien, als würde sie irgendwo stocken. Das konnte doch jetzt nicht sein!?

Dad, der die Augen schloss, noch einmal tief durchatmete und nur eine kleine Träne verlor, stand auf und blickte zu dem Mörder, der inzwischen wieder fast bei uns stand und grinste. Er trug einen schwarzen Umhang, dessen Kappe tief in sein Gesicht gezogen war, sodass man nur den Mund erkennen konnte.

„Wer bist du!?! Was willst du hier?!“ Schützend hatte er sich vor uns gestellt. Reeza drängte ihre Tochter hinter sich. Weder Aris, noch ich waren kampferprobt. Während ich mich dazu zwang nicht hinunter zu meiner Mutter zu schauen, fragte ich mich wie der Kerl es schaffte derartig unbemerkt zu uns zu kommen. Normalerweise konnte man Energien sofort aufspüren, doch es schien, als hätte er garkeine.

Der Fremde grinste erneut und zog sich die Mütze herunter. Dad schien sofort zu wissen wer er war.

„Chamuel!?!“ „Wow, du erinnerst dich an mich. Ich bin entzückt...“, gab er kühl von sich und lachte. Dad biss die Zähne zusammen und ballte die Fäuste vor Wut.

„Kannst du mir mal erzählen was die Scheiße soll!? Wie siehst du überhaupt aus?!“ „Na, wie ein abtrünniger Erzengel nunmal aussieht. Freust du dich, deinen alten Kumpel wiederzusehen? Wie nanntest du mich immer? Ach, Weichei, stimmt.“ „Was willst du...“, fragte Dad finster.

„Vielleicht Rache oder sowas? Aber das ist schon alt... Rache... Ich habe gehört was zwischen Sacred Feye und dir passiert ist. Tragisch, wie das Leid meiner früheren Geliebten zu Ende ging. Diese Rache Nummer ist bescheuert. Ich möchte Spaß haben und euch gleichzeitig alles nehmen, was ihr mir genommen habt, hahaha!“ „Oh, Chamuel, falls du den Zwischenfall damals auf der Erde anspielst...“ „Psst! Ja, mein Lieber, ich weiß doch, dass du in Gottes Auftrag gehandelt hast. So loyal warst du... Hättest du dir jedoch genau zwei Tage eher überlegt deinem Herrn in den Arsch zu treten, wäre dieses Blut nicht vergossen worden!“ „Er hätte wen Anderes als mich geschickt um die Hinrichtung durchzuführen...“ „SCHWÄTZ NICHT!!! Ihr... Du und Gott... Ihr seid es nicht Wert noch zu leben! Die Aufgaben des Engels der Liebe, Pah! Was soll ich damit, wenn ich als „Engel der Liebe“ nicht lieben darf!?“ „Und was hast du jetzt vor?“ „Hehehe, ich töte alles was du liebst, damit du erfährst wie es sich anfühlt.“ „Ja, dann... Der erste Schlag geht an dich. Das war feige und hinterhältig, passend für ein Weichei wie dich. Den Anderen wird nichts passieren, dafür sorge ich.“ „Ach, Luzifer... Ich bewundere es wie du dich so maßlos überschätzt. Oder du unterschätzt mich. Vielleicht beides.“ „Das werden wir sehen.“

Der Hohn in seiner Stimme machte mich wütend. Chamuel... Was haben Gott und Luzifer ihm angetan? Nur mit Abscheu konnte er überhaupt die Worte „Engel der Liebe“ aussprechen. Er war kein Engel, der liebte. Und anscheinend durfte er es gar nicht...

Dad und Chamuel fingen an miteinander zu kämpfen. Ich blickte mich um und sah, dass nun auch endlich Kite zu uns kam. Er starrte fassungslos auf meine Mutter, dann auf Dad und Chamuel, die anfingen miteinander zu kämpfen. Aris war starr vor Schreck.

„Kannst du ihr noch irgendwie helfen?“, fragte Reeza ruhig und gedrückt, als sie sich an ihren Mann wandte. Kite war blass und untersuchte sie, doch dann senkte er den Kopf und schüttelte ihn leicht. Reeza's Augen waren glasig und wurden schwarz vor Wut. „Juline, Aris, haltet euch im Hintergrund und in Sicherheit“, befahl sie uns und sprang mit Kite zusammen in die Lüfte um Dad beizustehen.

Ich legte meine Arme um meine zitternde Freundin und beobachtete die Drei Engel. Ich hatte keinen Zweifel, dass sie es schnell zu Ende bringen würden. Sie waren so stark und mächtig, er alleine hätte keine Chance.

Doch je länger ich ihnen zusah, desto eher zog sich mein Magen wieder zusammen und die Hoffnung auf einen Sieg der Dreien schwand immer weiter. Er war stark – verdammt stark.

Aris und ich schreckten laut schreiend auf, als Chamuel ausholte und Kite mit einer riesigen Energiewelle auf den tristen Boden dieses Reiches schlug.

„PAPA!“, schrie Aris auf und riss sich von mir los um zu dem Krater zu rennen, der durch diesen Angriff entstand. Kite lag darin und bewegte sich nicht mehr. Aris weinte laut, während sie hinunter sprang. Ich folgte ihr vorsichtig und auch Reeza landete bei uns.

„Mama! Er lebt doch noch! Bitte, sag dass er noch lebt!!!“, flehte Reeza's Tochter mit zugeschwollenen Augen. Reeza schluchzte bitterlich und für mich war es ein erneuter Schock. Erst meine Mutter, nun auch Kite. Chamuel brachte sie alle einfach so um.

„Dieses Monster!!!“, sagte Reeza auf einmal mit schwarzen Augen, so wütend war sie. Sie breitete ihre schwarzen Flügel aus und gab noch einmal ihr Bestes. Doch obwohl Dad und Reeza ihn beide angriffen war er so schnell und wendig, dass sie ihn nicht trafen.

Mit einem heftigen Schwung erwischte er meine Schwester und schleuderte sie in einem enormen Tempo weit weg, bis wir sie nicht mehr sehen konnten. Aris brach zusammen. Ich packte sie an den Schultern: „Aris, wir müssen aus diesem Krater raus, deine Eltern hätten nicht gewollt, dass du nun auch noch stirbst.“ „Na und!?! Jetzt ist doch alles egal“, schluchzte sie aus ihren Händen, die sie auf ihrem Gesicht liegen hatte, heraus.

Ich hörte nicht auf sie und zerrte sie aus dem Krater. In diesem Moment erwischte er auch meinen Dad, den er zu Boden donnerte. „Wie kann es sein, dass dieser Kerl so stark ist!?“ „Ich halt das nicht mehr aus... Ich muss.... Ich mach ihn zur Schnecke!“ „Du, Aris!? Wie willst du das denn machen, hast du denn jemals gekämpft?“, fragte ich sie verwundert, doch ihre Augen glühten rot und sie ließ sich nicht davon abhalten Chamuel anzugreifen. Er machte sich über sie lustig, doch konnte sie ihn etwas ablenken.

Ich nutzte die Zeit und lief zu meinem Vater, der sich schwer tat beim aufrichten.

„Dad! Gehts?“ „Er ist das Schlimmste, das ich bisher gesehen habe... Wir haben keine Chance gegen ihn. Nicht im Kampf... Doch, ich weiß es, es gibt noch eine Chance.“ „Welche?“, fragte ich hoffnungsvoll. Schwankend stand Dad auf und packte mich im Nacken un schleifte mich für Chamuel unbemerkt zum Weltentor.

„Such diese dummen Assistant's! Feye's Familie... Und versucht... Versucht Elohim zu finden.“ „Elohim!?“ „Ja, Elohim... Ist ein Engel... Ich weiß nicht wo er lebt, aber er ist stark genug Chamuel eventuell den Hintern zu versohlen. Pass auf dich auf... Unseren Ausflug verschieben wir...“

Schwach hob er die Hand und noch ehe ich ihn mit Fragen bombardieren konnte, leuchtete das Tor golden auf und er schubste mich durch.

Ich wollte immer zu den Menschen und auf die Erde... Aber doch nicht so... Nicht mit dem Wissen, dass meine Liebsten tot waren. Aris und Dad... Hoffentlich überlebt ihr irgendwie...
 

~ Aris ~

Es war so schrecklich... All die Jahre war ich immer mit dem was ich hier hatte zufrieden. Ich liebte meine Eltern und meinen Großvater und meine Tante, die jünger war als ich selbst. Warum Juline unbedingt weg wollte, verstand ich nie, doch sie war schon immer ein kleiner Wildfang, den man nicht festhalten konnte. Das Leben, das ich bisher hatte, nein, das wir bisher hatten, endete an dieser Stelle. Es war mir klar, dass ich keine Chance gegen diesen Chamuel hatte, doch ich wollte nichts unversucht lassen.

Mit einem kleinen Handschwung schleuderte er mich zu Luzifer herunter. Beide lagen wir schwer verletzt am Boden und ich beobachtete, wie mein Großvater mit seiner letzten Kraft das Weltentor komplett verschwinden ließ. Er ging genau wie ich davon aus, dass dies unsere letzten Atemzüge wären. Chamuel landete mit einem lauten Lachen neben uns.

„Da hat das Weichei euch aber ganz schön zugesetzt. Für euch wäre es das Beste, wenn ihr jetzt sterben würdet, aber so einfach mache ich es euch natürlich nicht. Mein Ziel ist es immerhin dich leiden zu sehen, Luzifer. Ich habe viel Zeit, weißt du. Es eilt nicht und Gott kommt auch noch auf seine Kosten. Jetzt spiele ich erstmal und amüsiere mich. Riann, Fiona! Nehmt sie gefangen.“

Ich sah nur noch leicht verschwommen wie zwei Frauen neben Chamuel erschienen. Eine mit schwarzen Haaren, die Andere mit braunen Haaren. Die beiden Frauen ergriffen uns schroff und ich bemerkte nicht mehr wo sie uns hin brachten, denn ich verlor mein Bewusstsein.
 

Meine Knochen schmerzten, als ich meine Augen wieder öffnete. Ich konnte mich nicht schmerzfrei bewegen. Wo war ich? Es sah aus wie ein Kerker, wie man ihn auch in Mittelalterlichen Burgen finden konnte. Ich war eingeschlossen in eine der sechs Zellen, die es hier gab. Hinter mir hörte ich ein schwaches Keuchen und sah Luzifer, der immernoch bewusstlos war.

Mit zusammengebissenen Zähnen und Schmerzen kroch ich langsam zu ihm herüber. Er hatte einige Platzwunden, sein Gesicht war blutüberströmt. Er atmete nur flach. Wenn ich ihm nicht helfen würde, dann würde er wahrscheinlich noch heute an seinen schweren Verletzungen sterben. Mein Vater hatte mir etwas über die heilenden Kräfte des Lichtes beigebracht und so versuchte ich Luzifer zu heilen. Ich war nicht gut darin, doch die schlimmsten Wunden verheilten innerhalb kürzester Zeit.

Endlich wurde er auch wieder wach. Verkrampft vor Schmerzen griff er sich an seine Rippen. Einige davon waren wohl gebrochen, doch ich war nicht stark genug sie zu heilen.

Ich half ihn dabei sich aufzurichten und sank dann selbst gegen die feuchte Steinmauer.

„Ich bin so dumm...“, sagte er leise. „Dafür kannst du nichts.“ „Doch. Sie hatte mich gewarnt. Lumen sagte mir... Dass Chamuel nicht mehr der Selbe sein wird. Aber ich hab ihn unterschätzt. Ich dachte, wenn er irgendwann auftauchen sollte, dann hätte er sowieso keine Chance... Nicht gegen uns alle. Und doch...“

Mitleidig legte ich meine Hand auf seine Schulter, als ihm die Tränen kamen und er nichts mehr sagen konnte. Auch mir liefen sie die Wangen herunter, als ich an meine Eltern und Feye dachte.

„Feye war die einzige Frau, die ich jemals so liebte... Und Reeza, meine Tochter. Warum hab ich ihr nicht öfter das Gefühl gegeben sie auch zu lieben. Scheiße!“, fluchte er und seine Worte erstickten wieder in Tränen.

„Er wird Juline nicht bekommen, sie wird Mittel und Wege finden zu entkommen und ihn vielleicht zu bekämpfen.“ „Ich weiß, dass sie stark ist, aber alleine wird sie das nicht schaffen. Ich hoffe sie schafft es irgendwie diesen Knirps zu finden.“ „Knirps?“ „Elohim.“ „Wer ist das?“ „Ein Engel. Er hat keinen besonders hohen Rang, aber ich habe natürlich immer Informationen über das Himmelsreich gesammelt. Die Kriegsmeister der Engel zerbrachen sich den Kopf über ihn, weil er solche Kräfte hat.“ „Und das, obwohl er kein Erzengel ist?“ „Ja, das ist höchst ungewöhnlich. Er ist für einen Engel noch recht jung. Niemand weiß, woher er stammt. Mehr weiß ich nicht. Aber wenn dieser Typ die Kräfte hat, von denen die Engel sprachen, dann dürfte Juline mit ihm eine Chance haben Chamuel zu stoppen.“ „Hoffen wir es. Weiß sie überhaupt wo sie suchen soll?“ „Nein, das ist das Problem.“

Ich seufzte. So würde sie ihn doch nie finden und selbst dann ist es auch nur eine Vermutung, dass dieser Engel es schaffen könnte. Auch Luzifer seufzte: „Und da gibt es noch ein Problem. Selbst wenn sie ihn findet muss sie ihn auch erst dazu bringen für sie zu kämpfen, denn er soll höchst rebellisch sein und nur seinen eigenen Willen durchziehen. Die Chance, dass wir bis dahin überleben ist noch viel geringer.“ „Er wird zumindest dich am Leben lassen bis er Juline gefunden und eventuell ausgeschaltet hat. Er will dich leiden sehen und würde seinen eigenen Plan zunichte machen, würde er dich vor ihr töten.“

Er nickte zustimmend und wurde wieder nachdenklich. Ich sah ihm deutlich an, dass er sich große Vorwürfe machte.

„Chamuel hatte recht... Wenn ich Gott doch nur zwei Tage eher den Rücken gekehrt hätte. Dann wären alle noch da und bei bester Gesundheit. Das was ich ihm angetan habe, hätte nicht sein müssen. Es war meine letzte Aktion, die ich für Gott durchführte, ehe ich begann zu denken, es wäre alles Falsch und ich müsste mich gegen ihn durchsetzen.“ „Aber du hast doch auch gesagt, dass dann ein Anderer diese Aktion durchgeführt hätte. Was auch immer du überhaupt getan hast.“ „Ja, dann hätte er es auf diesen Anderen abgesehen und nicht auf uns. Und was ich ihm angetan habe, fragst du? Ich...“

Gerade als er anfangen wollte es mir zu erzählen platzte die Kerkertür auf und ein bestens gelaunter Chamuel trat uns entgegen. Er guckte uns von oben herab an und lachte uns aus.

„Sag, Luzifer, wie fühlt es sich an mitanzusehen wie die Geliebten sterben? Ein schreckliches Gefühl, aber du solltest dich daran gewöhnen. Du siehst müde aus, hast du Schmerzen? Armer Luzifer. Leider wird keiner kommen und dich retten, bis ich dir und der Nutte neben dir, das Licht auspuste.“

Wieder lachte er, doch Luzifer entgegnete nichts. Er hatte aufgegeben zu widersprechen. Scheinheilig und mitleidig lächelnd beugte Chamuel sich etwas zu mir herunter.

„Armes Mädchen, es tut mir so unendlich Leid, dass ich deinen Vater töten musste, obwohl er ja überhaupt nichts mit der Sache zu tun hatte. Wirklich! Er war eben auch nur ein schwacher Engel, der sich leider mit mir anlegen musste.“

Widerlich, wie er über meinen Vater sprach. Obwohl ich Schmerzen hatte, stand ich auf, stampfte zu der Gittertür und spuckte ihm ins Gesicht, was ihn sehr verärgerte. Wütend riss er die Tür auf und zerrte mich an den Haaren heraus. Luzifer konnte mir nicht helfen, zu sehr fesselten ihn die Schmerzen seiner Rippen an den Boden. Chamuel schlug mich gegen die Steinwand und schlug mir einige Male ins Gesicht, ehe er mich zurück in die Zelle schleuderte und ich auf Luzifer fiel.

„Tu das noch mal und du überlebst den Tag nicht, Schlampe!“ „Bring mich doch um! Es ist mir egal! Komm schon, du feige Ratte!“ „Dein Temperament gefällt mir, du begibst dich auf dünnes Eis. Aber der Tag deines Todes wird noch früh genug kommen, erst amüsiere ich mich noch.“

Spöttisch grinsend verließ er den Kerker wieder und ließ uns zurück. Luzifer versuchte sich aufzuraffen: „Der Drecksack, hast du Schmerzen!? Geht es dir gut, Aris?“

Ich hatte eine Schürfwunde an meiner linken Wange, womit er mich gegen die Mauern geschleudert hatte und in meinem Kopf schien sich alles etwas zu drehen. Kopfschmerzen hatte ich, doch ich lebte zumindest noch.

„Mach dir keine Sorgen, es geht mir gut. Besser als dir. Man muss doch hier irgendwie raus kommen!!!“ „Ich weiß nicht... Ich kann nicht aufstehen um die Gitter zu verschieben.“ „Vielleicht kann ich es versuchen, wenn ich meine Kräfte benutze.“

Entschlossen stand ich auf um mit voller Kraft die Gitter zu verschieben, oder das Schloss zu knacken.

Doch ehe meine Finger die Eisenstäbe berührten, bekam ich so etwas wie einen Stromstoß und schreckte zurück. Meine Hände taten weh, sie fühlten sich an, als hätte ich mich verbrannt.

„Er hat unseren Kerker mit einem Zauber versiegelt... Wir kommen hier nicht raus.“ „Na toll...“

Seufzend und resigniert setzte ich mich wieder neben Luzifer und versuchte nicht durchzudrehen. Nie wieder würde ich das Tageslicht erblicken, dachte ich mir, während ich mein Gesicht in meinen Armen vergrub.

„Hahaha, na das sieht ja übel für euch aus...“, hörte ich eine Frauenstimme sagen und blickte mich um. Hier war doch niemand außer uns? Es kam auch niemand nach Chamuel herein. Auch Luzifer blickte sich um, also hatte er es auch gehört. Vor unsere Zelle kam eine Frau mit langsamen Schritten heran gelaufen und lächelte höhnisch.

Sie schien keinen festen Körper zu besitzen, sondern wirkte leicht durchsichtig, als wäre sie ein Geist. Fragend blickte ich zu Luzifer, der die Augen verdrehte.

„Das darf doch jetzt nicht wahr sein. Als wär es nicht schon schlimm genug, da bist du wieder hier, Sacred Feye.“ „Feye?!“, rief ich erstaunt. Weder meine Mutter, noch mein Vater hatten mir viel von damals und den Ereignissen auf der Erde erzählt. Sie grinste und verschränkte die Arme.

„Sag, was willst du? Mich jetzt wieder töten? Bitte, tu's. Ich bin grade ein leichtes Fressen für dich. Und Aris auch. Tu dir keinen Zwang an.“ „Ach, bitte Luzifer. Feye ist tot, somit konnte sie mich auch nicht mehr eingesperrt halten, dieses Biest. Aber ich muss dich enttäuschen, ich werde dich nicht töten.“ „Warum? Ich dachte, du würdest deinem ehemaligen Lover helfen wollen. Gerade weil ihr mich beide hasst.“ „Chamuel und mich verbindet im Grunde nichts mehr.“ „Nenn mir einen guten Grund warum ich dir vertrauen sollte.“ „Du hast keine Wahl. So oder so würdest du sterben, schätze ich. Juline's einzige Chance etwas Hilfe zu bekommen bin ich.“ „Lass deine Finger von ihr!“, schnauzte ich diese Frau an, worauf sie lachte.

„Sacred Feye, hör zu... Wenn du mir wirklich helfen willst, so wie du behauptest, dann wirf ein Auge auf Juline und hilf ihr. Ich vertraue dir nicht, aber ich vertraue den Kräften meiner Tochter und dem, was ich ihr beigebracht habe. Wenn du lügen solltest und versuchst ihr etwas anzutun, dann gebe ich dir mein Wort darauf, dass sie dich zerschmettern wird. Unterschätze sie nicht! Ich warne dich.“ „Süß, wie du versuchst ernst und böse zu wirken, wo du doch so schwach auf dem Boden kauerst in der kleinen Zelle. Ich amüsiere mich prächtig bei deinem Anblick. Aber hey, sieh es mal positiv! Diese Zelle ist größer als die, in der du mich einst gefangen hieltest und du darfst sogar noch deine Kleidung tragen und warte, da war noch was! Ach ja, im Gegensatz zu mir früher bist du nicht schwanger von einem Vergewaltiger. Das ist Luxus pur, du solltest es genießen.“

Lachend verschwand sie im Nichts und Luzifer seufzte während er sich wieder die Hand auf seine Rippe presste. „Meinst du sie wird Juline helfen?“ „Ich weiß es nicht. Ich vertraue ihr nicht. Sie hätte allen Grund Chamuel die Arbeit abzunehmen und mich zu töten...“
 

Kapitel 1 ~ 24 Jahre Glück ~ Ende ~ Fortsetzung folgt ~



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