Moon Shadows von Sea9040 ((a Sailor Moon Fanfiction)) ================================================================================ Kapitel 5: Icecream black and white ----------------------------------- 03-12-08 Moon Shadows Icecream black and white Eigentlich war der Tag bis vor kurzem noch vollkommen in Ordnung. Es war angenehm warm und sonnig, so daß man sich kurzerhand dazu entschlossen hatte das ohnehin schon lang überfällige Mittagessen in den Park zu verlegen. Eigentlich gar keine schlechte Idee, aber irgendjemand hätte ja vielleicht mal auf die Idee kommen können zur Sicherheit doch noch einmal den Wetterbericht zu überprüfen. Nun ja, daran hatte letztendlich natürlich niemand gedacht und so wurden sie mitten im Picknick von einem Regenschauer überrascht. Patschnaß kamen sie wieder zu Hause an und schon ging der Kampf um die Badezimmer los. Dabei verfügte das Haus über vier davon. Man sollte eigentlich davon ausgehen, daß diese für fünf Leute reichen würden. Aber das Gegenteil war der Fall. Wie immer wurde sich darum gestritten wer von ihnen das größte Bad in Anspruch nehmen durfte und wer sich mit den kleineren begnügen mußte. Doch nichts davon war der eigentliche Grund für Nephrits schlechte Laune. Von den Anderen hatte es zwar niemand bemerkt, aber der Bordeauxhaarige Mann war schon seit Tagen in sich gekehrt und wich jedem Pärchen um sich herum so gut es ging aus. Momentan saß er gerade vor einem riesigen Fenster und beobachtete mit wachsendem Interesse die Regentropfen, die an der Scheibe entlang liefen. Am Liebsten hätte er sich ja in sein Zimmer verkrochen, aber da sie heute noch einen Einsatz besprechen mußten wäre das wohl etwas zu auffällig gewesen. Es hatte schon gereicht, daß er jedesmal wenn in seiner Nähe ein roter Haarschopf aufgetauchte unmerklich zusammenzuckte. Es war schon solange her und trotzdem schmerzte es immer noch. Wesentlich schlimmer als er bereit war zu zugeben. Sie war so plötzlich wie ein Sonnenstrahl in seinem Leben aufgetaucht und auch heute war sie ohne ihn und seine Freunde zu entdecken durch den Park spaziert. Ihr warmes Lächeln hatte ihn sofort wieder in seinen Bann gezogen und er konnte den Blick nicht von ihr abwenden bis... Ja, bis sie freudestrahlend ihrem Freund in die Arme gefallen war und die beiden händchenhaltend verschwanden. Was wollte sie überhaupt von diesem Kerl? Dieser Typ paßte doch gar nicht zu ihr. Wenn er wenigstens halbwegs gut aussehen würde, dann hätte er es vielleicht sogar verstanden, aber dieser Typ trug eine dicke Brille und war gut einen Kopf kleiner als seine Freundin. Na ja, und so ganz nebenbei war er eine wandelnde Katastrophe. Es reichte ja noch nicht, daß sie einen neuen Freund hatte, aber mußte es ausgerechnet dieser Hanswurst sein! Sicher sie hielt ihn für tot, aber er hatte ihr einen wesentlich besseren Geschmack zu getraut. Was fand sie nur an diesem Kerl? Ärgerlich blies Nephrit sich eine lästige Haarsträhne aus dem Gesicht. "Was machst du hier so ganz allein?" Der Blick mit dem er den blonden, jungen Mann segnete reichte aus um diesen ein Stückchen in Richtung Tür zurück weichen zu lassen. Nephrit war nicht in der Stimmung auch nur einen seiner Freunde jetzt in seiner Nähe zu ertragen. Das Timing also mehr als schlecht. "Zoisit, kommst du?" Die tiefe, dunkle Stimme, die durch den Flur hallte klang leicht ungeduldig. Statt zu antworten stürmte der junge Mann ohne ein weiteres Wort aus dem Raum und überließ Nephrit wieder seinen Gedanken. Wenigstens für die nächsten fünf Minuten bis ihn bereits der nächste Störenfried entdeckte. Oder wer weiß? Vielleicht hatte sie schon eine ganze Weile regungslos in der Ecke gestanden und darauf gewartet, daß er sie endlich bemerkte. So sicher konnte man sich bei ihr leider nie sein. Als sie seinen fragenden Blick bemerkte kam sie leise, fast vollkommen geräuschlos auf ihn zu. Das lange, blaue Haar fiel offen über ihre Schultern und hinterließ hier und da vereinzelte Wassertropfen auf ihrer Kleidung und dem dunklem Teppich. Verständnisvoll lächelnd ließ sie sich ihm gegenüber auf einer in der Wand eingelassenen Bank nieder. "Worüber grübelst du eigentlich nach?" Diese einfache Frage von ihren Lippen löste in seinem Inneren eine ganze Welle von Emotionen aus, die Nephrit einfach nicht in Worte fassen konnte. Sie merkte wie er mit sich kämpfte und sah an ihm vorbei in den Regen hinaus. Nach einer ganzen Weile hatte er sich wieder soweit gefangen, daß er ihr antworten konnte. "Es ist nichts." Immer noch lächelnd schüttelte sie ihren Kopf und sah ihn mit unergründlichen Augen an. Das Meergrün darin blitzte im Dämmerlicht geheimnisvoll auf. "Wirklich?" Er wußte, daß es keinen Zweck haben würde ihr etwas vorzumachen, dafür kannte sie ihn einfach viel zu gut und zu lange. Trotzdem hoffte er nach wie vor, daß sie dieses Thema nicht weiter verfolgen würde. Doch er wußte bereits, daß es dafür zu spät war. Sie hatte es zwar nicht laut ausgesprochen, aber in ihrem Blick konnte er es deutlich lesen. >Wem willst du etwas vormachen?< Ihr Schweigen war lediglich ein Zeichen dafür, daß es respektierte, wenn er versuchte mit seinen Problemen allein fertig zu werden. Nur schien es ihr inzwischen viel zu lange zu dauern. Seit Monaten schlich er um dieses Thema herum wie eine Katze um den heißen Brei und bisher hatte es keiner der Anderen gewagt ihn auf das, was ihn so sehr beschäftigte anzusprechen. Ihre Anwesenheit machte jedoch deutlich, das es damit nun vorbei. Sie würde solange warten bis er bereit war sich diesem einen Problem endlich zu stellen. Und besser als jeder der Anderen wußte sie wie schwer ihm diese Entscheidung fiel. Seufzend wandte er seinen Blick wieder auf das von Regentropfen übersäte Fenster und fragte sich zum hundertsten Mal ob seine Entscheidung nicht doch ein Fehler gewesen war. "Weißt du Nephrit, daß Schöne an manchen Entscheidungen ist, daß man sie ändern kann, wenn man es wirklich will." Es wunderte ihn nicht mehr, daß sie ab und zu scheinbar in der Lage war seine Gedanken zu erraten und darauf zu antworten. Aber hatte sie recht? Als sie zurück kehrten hatte er sich geschworen ein vollkommen neues Leben zu beginnen und alles und jedem aus dem Weg zu gehen was seine Vergangenheit betraf. Dazu gehörte auch seine große Liebe, die ihn unter gar keinen Umständen wiedersehen durfte. Allein bei diesem Gedanken, daß er nie wieder dieses sanfte Gesicht mit dem zärtlichen Lächeln, das einzig und allein für ihn bestimmt zu sein schien, sehen durfte verkrampfte sich sein Herz. Doch es war besser so. Würde er sie wiedersehen, dann würde sie das nur noch mehr verletzen und vor allem würde er damit ihr momentanes Glück zerstören. Er war sich noch nicht einmal sicher, was er ihr überhaupt sagen sollte, wenn sie vor ihm stand. Sicher, er wollte sie wiedersehen. Nichts lieber als das. Aber hatte er das Recht ihr Glück zu zerstören? Was wenn er sie wieder verlassen mußte? Würde sie es noch einmal verkraften? Vielleicht war es wirklich besser, wenn alles so blieb wie es jetzt war. "Die Menschen haben ein sehr schönes Sprichwort. Vielleicht kennst du es sogar." Er zuckte aus seinen Gedanken hoch als sein Gegenüber ihn leise ansprach. "Wer nicht wagt, der nicht gewinnt." Er sah in ihre meergrünen Augen, die scheinbar auf alles eine Antwort wußten und dennoch verstand er sie so gut wie nie. Lächelnd stand sie auf und ging auf die sich langsam öffnende Tür zu. "Es bedeutet man muß etwas riskieren um etwas zu gewinnen." Mit diesen Worten verließ sie den Raum. Sie hatte recht, das wußte er. Sie selbst hatte es bewiesen. Sie hatte alles riskiert und ihnen somit ein vollkommen Neues Leben ermöglicht. Doch konnte er das ebenfalls? Alles, was er hatte wegwerfen nur um das Risiko einzugehen vielleicht doch enttäuscht zu werden? Aus den Augenwinkeln sah er noch wie ihr Geliebter einen Arm um ihre Hüfte schlang und sie zärtlich küßte. Die Tür fiel langsam über diesem Bild unendlicher Liebe ins Schloß. Er grübelte noch eine Weile über jedes für und wieder seiner Entscheidung nach und was passieren würde, wenn er diese änderte. Erst als er zu einem Ergebnis gekommen war, das ihn zufriedenstellte verließ er den Raum und gesellte sich zu seinen Freunden. Waren sie nicht der beste Beweis dafür, daß sich ein Risiko lohnt? * * * * * Ungefähr eine Woche später stand er erneut in jenem Park und wartete. Topas hatte ihm augenzwinkernd freigeben (was bei ihr eigentlich mehr als nur selten vorkam) und gemeint er solle ruhig vorher noch einen ganz bestimmten Blumenladen aufsuchen. Dank dieses Ratschlags befand sich in seinem Arm nun Strauß cremefarbener Callas. Erstaunlicherweise hatte er in dem Blumenladen noch nicht einmal seinen Wunsch äußern müssen. Der rothaarige Verkäufer hatte ihn lediglich kurz angesehen und ihn dann gebeten sich einen kleinen Moment zu gedulden. Es verblüffte Nephrit zwar etwas, aber er hielt sich an die Anweisung. Hatte er doch den dumpfen Verdacht, das einer seiner Freunde hinter dem merkwürdigen Verhalten des jungen Mannes steckte. Der Rotschopf war relativ schnell wieder aus dem Gewächshaus aufgetaucht und hatte ihm einen riesigen Blumenstrauß zusammen mit einer kleinen Karte in die Hand gedrückt. Nephrit hatte gewartet bis er wieder in seinem Auto saß bevor er die Karte las. Seine vier Freunde wünschten ihm viel Glück bei seinem Vorhaben. Deshalb hatte er den Blumenstrauß wahrscheinlich auch gar nicht erst bezahlen müssen. Im ersten Moment wußte er nicht ob er ihnen böse sein oder sich freuen sollte. Aber dann entschied er sich für letzteres. * * * * * Doch all seine Versuche sich mit diversen Gedankenspielchen abzulenken klappten vorn und hinten nicht. Nephrit ertappte sich dabei wie zum x-ten Mal auf die Uhr sah und nervös von einem Fuß auf den anderen trat. Trotz aller Vorbereitung kam er sich wie ein kleiner Schuljunge bei seinem ersten Date vor und nicht wie der Mann, der er eigentlich war. Hoffentlich kam sie überhaupt. Topas hatte ihm zwar versichert, daß er sich in diesem Punkt keine Sorgen machen müßte, aber er war trotzdem nervös. Wer wußte schon wie sie auf seinen Anblick reagieren würde? Wenn er an ihre letzte Begegnung dachte begann sein Magen zu kribbeln. Sie hatte ihn sterben sehen und er hatte sein Versprechen mit ihr einen Schokoladeneisbecher essen zu gehen nicht mehr einlösen können. Wenn man es genau betrachtete war das wahrscheinlich das, was er am Meisten bereute. Er hatte gelernt, daß man seine Versprechen hielt, egal was einem auch immer dazwischen kommen mochte. Nun ja, er war gestorben, das war bestimmt mehr als jede normale Störung. Aber Dank Topas Hilfe und ihrem selbstlosen Einsatz lebten er und seine Freunde. Bis heute hatte sie ihnen nicht verraten wie genau sie ihren sicheren Tod verhindert hatte, aber das war nicht weiter wichtig. Sie und Jadeit hatten ihnen ein neues Leben ermöglicht und keiner von ihnen hatte diesen Schritt bisher bereut. So manches Mal hatte sich Nephrit bereits ein klein wenig von dem Mut, den Jadeit und Topas besaßen gewünscht. Die Beiden hatten trotz einer absolut aussichtslosen Situation nicht aufgeben zu kämpfen. Ohne diese Beiden wäre nicht einer von ihnen noch am Leben. Es war gewagt und sehr gefährlich gewesen was sie getan hatten. Und nur ein kleiner Fehler hätte ihre Existenz ebenfalls für immer zerstört. Aber sie hatten es geschafft. Mit einem unglaublichen Willen und einem unfaßbaren Energiepotential hatten die Beiden sie schließlich aus der düsteren Umarmung des Todes befreit und ins Leben zurück geholt. Wenn es diesen Beiden gelang ihn von den Toten zurück zu holen, dann sollte er es doch wohl auch schaffen diese Verabredung hinter sich zu bringen. Entschlossen reckte Nephrit sein Kinn ein Stück nach vorn und straffte die Schultern. Er würde sie zurück erobern. Koste es was es wolle. Vollkommen in Gedanken versunken hatte er die zierliche Gestalt, die ihn bereits seit seiner Ankunft im Park beobachtete immer nicht bemerkt. Und das war auch gut sie, denn das zierliche, rothaarige Mädchen verbarg sich nicht ohne Grund hinter einem Baum. Wie Nephrit kämpfte auch sie mit sich selbst. * * * * * Der Anruf, der sie über einer Woche erreicht hatte sie vollkommen aus der Bahn geworfen. Eine fremde Stimme hatte ihr etwas erzählt, von dem sie niemals zu träumen gewagt hätte. Erst schenkte sie dem Anrufer keinen Glauben, aber er wußte Dinge, die einfach nicht gelogen sein konnten. Aus diesem Grund hatte sie auch einem Treffen zugestimmt und war überrascht gewesen einem Mann mit tiefbrauner Haut und weißen Haaren zu begegnen. Seine Erscheinung war dermaßen auffällig, das seine Worte >Sie werden mich sofort erkennen< beinahe lachhaft waren. Sie hatte ihn in einem kleinen Cafe getroffen und sich in Ruhe alles angehört was er ihr zu sagen hatte. Abwechselnd hatte sie kurz davor gestanden in Tränen auszubrechen oder das Cafe einfach zu verlassen. Doch seine sanfte, dunkle Stimme schien sie an ihren Stuhl zu fesseln. Als er schließlich aus dem Fenster wies um seine Worte zu bestätigen hatte sie geglaubt ihr Herz würde stehenbleiben. Auf der anderen Straßenseite stand ein Mann, dessen Anblick sie in ihrem gesamten Leben wohl niemals vergessen hätte. Der Wind spielte leicht mit seinem bordeauxfarbenen Haar während er in eine angeregte Diskussion mit einer blauhaarigen Schönheit verwickelt war. >Er würde sie sehr gerne wiedersehen, aber das hängt von ihnen ab. Es respektiert, das sie einen Freund haben und möchte nicht, das sie seinetwegen ihr Leben zerstören.< In diesem Moment hatte sie ihre Tränen nicht mehr länger zurück halten können. Ihr Leben zerstören? Wie könnte er das? Ihr Leben war in dem Moment in Scherben zerfallen, als er in ihren Armen gestorben war. Warum sollte seine Rückkehr ihr Leben zerstören? >Ich möchte ihn sehen.< Ihr Gesprächspartner hatte sie sanft angelächelt. >Sie sehen ihn bereits. Aber ich bitte sie, überlegen sie es sich gut ob sie ihn wirklich treffen wollen. Er hat sich bisher aus ihrem Leben ferngehalten, weil er ihnen nicht noch mehr Schmerz zufügen wollte.< Er reichte ihr ein leicht parfümiertes Taschentuch. >Es ist ihm sehr schwer gefallen diese Entscheidung zu treffen, doch er leidet darunter. Aus diesem Grund hielt ich es für ratsam sie ebenfalls in diese Entscheidung mit einzubeziehen. In meinen Augen haben sie dasselbe Recht wie er zu entscheiden ob sie ihn treffen wollen oder nicht.< Ihre Kehle hatte sich bei seinen Worten immer weiter zugeschnürt. >Wenn sie sich entschieden haben lassen sie es mich wissen.< Er schob ihr eine Visitenkarte entgegen und erhob sich. >Danke.< Zitternd schob sie ihre Finger über die dünne Karte und bemühte sich ihrer Stimme einen festen Klang zu verleihen. >Aber ich denke nicht, das ich viel Zeit zum Nachdenken brauchen werde.< Erneut lächelte er sie an. Ein Lächeln, bei dem eine der Kellnerinnen beinahe ihr Tablett fallen gelassen hätte. >Ich glaube doch. Aber wie ich bereits sagte, es ist ihre Entscheidung.< Gelassen setzte er eine Sonnenbrille auf, die seine kobaltblauen Augen verbarg und verließ das Cafe. Sie sah zu, wie die Straßenseite wechselte und von seinen Freunden begrüßt wurde. Überrascht stellte sie fest, daß die blauhaarige Frau leicht zu winkte bevor sie sich mit den Anderen zum Gehen wandte. Für einen kleinen Moment war es ihr sogar gelungen sein Gesicht zu erkennen. Er hatte sich nicht im Geringsten verändert. Er war immer noch der Mann in den sie sich verliebt hatte. Masato Sanjouin... * * * * * Es hatte nicht einmal zwei Tage gedauert bis sie ihre Entscheidung getroffen hatte. Sie wußte, daß sie einem Menschen damit das Herz brechen würde, aber sie konnte nicht anders handeln. Er war die Liebe ihres Lebens. Ohne ihn konnte und wollte sie nicht glücklich werden. Sie hatte die Nummer noch nicht ganz eingeben als aus dem Telefonhörer bereits die dunkle Stimme aus dem Cafe erklang. >Sie haben sich also entschieden?< >Ja, ich möchte ihn treffen.< Ein leichtes Seufzen am anderen Ende der Leitung. >Gut, wir werden ein Treffen vorbereiten. In einer Woche im Park ihrer letzten Begegnung kurz vor Sonnenuntergang.< Das Gespräch war beendet. Sie hatte keine Chance gehabt auch nur eine einzige Frage zustellen. Und als sie die Nummer erneut wählte wurde ihr freundlich mitgeteilt, das diese Rufnummer nicht vergeben sei. * * * * * Das war die längste Woche ihres Lebens gewesen, doch nun war es endlich soweit. Sie war vor lauter Nervosität viel zu früh im Park gewesen, doch das störte sie nicht. Gedankenverloren war sie noch einmal all die Plätze entlang geschlendert an denen sie sich begegnet waren. Die Erinnerungen schmerzten längst nicht mehr so sehr wie zu Anfang. Doch es fiel ihr schwer überhaupt an ihn zu denken. Was mochte ihn nur dazu bewogen haben seine Rückkehr vor ihr geheimzuhalten? Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, daß es bald soweit sein würde. Mit immer stärker werdendem Herzklopfen machte sie sich auf den Weg an die Stelle die sie schon seit einer halben Ewigkeit nicht mehr besucht hatte. An diesem Ort war er gestorben. Sie hatten gemeinsam unter diesem Baum gesessen und er hatte sie mit seinem Leben beschützt. Zitternd zog sie einen gelben Stoffetzen aus ihrer Handtasche und drückte ihn in ihrer Hand zusammen. Das war das einzige, was ihr von ihm geblieben war. Mit diesem kleinen Stückchen Stoff hatte sie seine Wunden verbunden. Das war kurz vor dem tödlichen Angriff auf ihn gewesen. Er hatte sich nicht mehr von dieser Attacke erholt und sein Körper hatte sich in unendlich viele Lichtpunkte aufgelöst. Es hatte noch nicht mal ein Grab geben an dem sie um ihn hätte trauern können. Sein Tod hatte eine nicht mehr zu füllende Leere in ihrem Herzen hinterlassen. Deshalb war sie auch so dankbar gewesen, das ihre Freunde sich um sie gekümmert hatten. Auch, wenn sie das anfangs gar nicht so gesehen hatte. Wahrscheinlich hätte sie diese Zeit sie auch gar nicht überstanden. Deshalb hatte es auch so wehgetan als sie einem von ihnen das Herz brechen mußte. Aber sie hatte gelernt, daß es besser war, wenn man ehrlich zu sich selbst war. Auch, wenn man dabei andere verletzte, man mußte zu seinen Gefühlen stehen und sie liebte ihn nun mal mehr als alles andere auf der Welt. Daran würde sich niemals etwas ändern. Doch warum versteckte sie sich dann? Seitdem sie ihn entdeckt hatte war der Stamm des Baumes ihre sichere Deckung. Warum ging sie nicht einfach zu ihm? Hatte sie solche Angst davor, daß es vielleicht doch nur ein wunderschöner Traum war, aus dem sie jederzeit wieder aufwachen könnte? * * * * * "Sanjouin-san?" Die zaghafte Stimme riß ihn aus seinen Gedanken. Sprachlos starrte er die Gestalt an, die langsam hinter dem dicken Baumstamm hervorkam. Ihr Kleid bewegte sich leicht im sanften Abend Wind und ihr rotes Haar leuchtete wie das Feuer eines lupenreinen Rubins. Die untergehende Sonne verlieh ihrer Gestalt einen seltsamen Glanz. Fast so als würde sie gar nicht zu dieser Welt gehören. "Naru..." Seine Stimme war ganz sanft und er war so nah. "Sanjouin-san sind sie es wirklich?" Ihre großen, grünen Augen sahen ihn zitternd an. Er konnte nicht mehr sprechen. Ihr Anblick hatte alle Worte in ihm zum Schweigen gebracht. Mit einem unergründlichen Lächeln sah er sie an und hielt ihr den Blumenstrauß entgegen. Sein Blick sagte ihr mehr als tausend Worte. >Ich bin zurück und werde dich nie wieder verlassen.< "Sanjouin-san!" Sie flog in seine Arme und drückte sich schluchzend an seine Brust. "Sanjouin-san..." Ihre Tränen wollten und wollten nicht aufhören zu fließen. Er war es wirklich! Er war zu ihr zurück gekehrt. "Naru..." Sanft strich er über ihr Haar und flüsterte immer wieder ihren Namen. Die Callas lagen zu ihren Füßen und wurden nach und nach vom Wind davongetragen. "Ich dachte ich würde dich nie wiedersehen." Zögernd hob sie ihren Blick und ertrank in der Wärme seiner Augen. All ihre Zweifel waren wie weggeblasen. Sie gehörte hierher. Hierher an seine Seite. Sanft hob er ihr Kinn an und senkte sein Gesicht zu ihrem. "Naru." Sie schloß die Augen als sich ihre Lippen im Licht der untergehenden Sonne trafen. Die Zeit um sie herum schien stillzustehen. Nichts war mehr von Bedeutung. Nur sie beide... * * * * * "Es ist mir wirklich peinlich." Sein Kopf war hochrot während Naru sich vor Lachen kaum noch halten konnte. Nach ihrem Wiedersehen im Park hatten sie sich in eine kleine Eisdiele zurück gezogen. Wie er ihr es bei ihrer letzten Begegnung versprochen hatte wollte er mit ihr einen Schokoladeneisbecher essen. Das war allerdings gewesen bevor er wußte wie Schokoladeneis schmeckt. Kaum hatte er auch nur einen Löffel davon im Mund gehabt hatte sein Gesicht die komischsten Verrenkungen vollführt bis sie ihn schließlich von seinem Elend erlöst und einen anderen Eisbecher bestellt hatte. "Wirklich!" Er begriff einfach nicht, was sie daran so komisch fand, das er sich beinahe komplett zum Idioten gemacht hatte. Dennoch war es wunderschön ihr Lachen zu hören. Er hatte sie wesentlich mehr vermißt als er bereit gewesen war sich einzugestehen. Und während sie sich abwechselnd mit dem Inhalt des riesigen Straccateliabechers fütterten vergaßen sie alles um sich herum. Weder Zeit und Raum existierten noch. Sie versanken beide völlig im Anblick des Anderen. Der Himmel allein wußte wie lange sie auf diesen Moment gewartet hatten... to be continued... Sea9040@yahoo.de Für dieses Kapitel übernehme ich keinerlei Verantwortung- Sünde hat mich hierzu überredet (OK, gut gezwungen wäre das bessere Wort) und Sünde-chan nun mal kein Schokoeis mag mußte es eben Straccatelia sein ^^ Hoffentlich hat es euch trotzdem allen gefallen und es war nicht zu schnulzig. Bäh! So was schreib ich nie wieder! (Nicht freiwillig und nur unter Protest!) In Punkto Haarfarbe von Nephrit hat ein "kleineres" Gespräch den Schluß ergeben, das der Mann nicht kastanienfarbenes Haar hat (wie das meiner Meinung nach richtig wäre) sondern Bordeaux. (Halt so wie der Rotwein aus Frankreich) Buäh und das mir wo ich doch kein Französisch kann! Wie dem auch sei ich hoffe es gefällt euch trotzdem. @Sünde Sei ehrlich, du hast nicht mehr damit gerechnet, das es in diesem Leben noch etwas wird, oder? * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * Chronologische Reihenfolge der bisherigen Kapitel: - Awkward contract - Days full of incidence - Old friends, new friends - A new beginning - Icecream black and white Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)