Nachhilfe mit Nebenwirkungen von Thoronris ================================================================================ Kapitel 23: ------------ Mit mürrischem Gesichtsausdruck stand Hermine an der Kreuzung, von der aus ein schmaler Weg zum See führte, und wartete auf Blaise. Sie war sich sicher, dass er ahnte, was sie ihm zu sagen hatte, doch sie selbst war eigentlich nicht mehr in der Stimmung, mit dem Liebeskummer eines anderen Menschen konfrontiert zu werden. Dazu war sie selbst viel zu sehr mit sich beschäftigt. Seit ihrem Streit mit Draco hatten sie kein Wort mehr mit ihm gesprochen und er erweckte auch nicht den Eindruck, als ob er Interesse daran hätte, jemals wieder mit ihr zu reden. Sie wurde einfach nicht schlau daraus. Erst war er wütend gewesen, dann wurde er beleidigend und meinte, er könne von ihr mal so eben auf die Schnelle Sex bekommen. Und was das Ganz noch schlimmer machte, war, dass ihr Herz immer noch an ihm hing, an jenem Draco Malfoy, der sich einfühlsam und witzig gezeigt hatte, der ihr aufmerksam zugehört hatte, sie herausgefordert hatte, aber auch auf sie eingegangen war. Sie wünschte sich noch immer, dass das der echte Draco war. Und dass sie mit ihm zusammen sein konnte. Aus der Ferne sah sie Blaise auf sich zukommen. Rasch ließ sie ihre schlechte Laune verschwinden und winkte ihm freudig entgegen. Sie war fest entschlossen, das Gespräch kurz zu halten, um es für sich und ihn so schmerzfrei wie möglich zu gestalten. "Da bin ich", begrüßte Blaise sie und zog sie fest in seine Arme. Überrascht wehrte Hermine sich nicht, sondern wartete ab, bis er sie wieder losließ. Dann schlug sie vor: "Wollen wir ein paar Schritte gehen?" "Deswegen bin ich hier", grinste Blaise, ergriff ihre Hand und schlenderte los. Nervös fragte Hermine sich, ob ihr Brief vielleicht missverständlich gewesen war und ob er dachte, dass sie ihm eine positive Antwort geben wollte. Sie hoffte sehr, dass sie ihn nicht noch mehr enttäuschen würde als sie es ohnehin schon musste. "Blaise", begann sie schließlich vorsichtig, ohne ihn dabei jedoch anzuschauen, "ich hoffe, dass du ... dass du weißt, wie gern ich dich habe." Er nickte, ebenfalls ohne sie anzusehen. Leise fuhr sie fort: "Ich habe lange nachgedacht. Über uns. Und ... es ist wirklich toll zu wissen, dass jemand wie du Interesse an mir hat. Aber ... ich kann das einfach nicht erwidern." "Ich weiß", erwiderte Blaise ebenso leise und blieb stehen. Ohne ihre Hand loszulassen, legte er ihr die andere auf die Wange und zwang sie, ihn anzuschauen: "Die Chance war ohnehin immer schon sehr gering." Erleichtert atmete Hermine auf. Blaise war gelassener, als sie es von ihm erwartet hätte, doch andererseits hatte er sich zuvor nie als unbeherrscht oder aufbrausend gezeigt. Mit einem traurigen Lächeln erklärte sie: "Ich hatte eigentlich diese Chance nutzen wollen, um dir zu sagen ... zu gestehen ... wie auch immer ... dass der Hauptgrund, warum das zwischen uns nichts werden kann, ist, dass ... dass ich mich in Draco verliebt habe." Das Gesicht von Blaise verdüsterte sich und er ließ die Hand wieder sinken. Augenblick bereute Hermine es, dass sie ihm ihre gefühle gestanden hatte. Das war wohl ein riesiger, unübersehbarer Fettnapf. Welcher Mann hörte es schon gerne, dass man nicht ihn, sondern seinen besten Freund wollte. In dem Versuch, die Situation zu retten, fuhr sie fort: "Aber keine Sorge, da wird eh nichts draus. Er hat mir mehr als deutlich gezeigt, was für ein Arschloch er ist und dass diese nette Seite von ihm nur gespielt war." Zu ihrer Überraschung wandelte sich der Gesichtsausdruck von Blaise von verärgert zu ... schuldbewusst? Misstrauisch hob Hermine eine Augenbraue und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie begann sich plötzlich zu fragen, ob die beiden Freunde miteinander über sie geredet hatten. "Weißt du", murmelte Blaise langsam, "ich glaube, das ist meine Schuld." "Inwiefern?", verlangte sie zu wissen. Warum hatte sie nur mit einem Mal das Gefühl, dass mit ihr nur gespielt wurde? "War das erst vor ein paar Tagen? Also, dass Draco so ein Arschloch war?", antwortete Blaise mit einer Gegenfrage. Unwillig nickte Hermine, schaute ihn aber weiterhin auffordernd an. Verlegen fuhr Blaise sich durch sein Haar: "Ja, dann war das wirklich meine Schuld. Ich hab halt den Brief von dir gelesen und hab direkt verstanden, was du sagen willst. Und ... ich war so eifersüchtig." Skeptisch legte Hermine den Kopf schräg: "Warum warst du eifersüchtig?" "Weil ich sofort kapiert habe, dass du in Draco verliebt bist." Hermines Mund klappte auf: "Was?" "Mensch, ich bin nicht blind, Hermine!", fuhr er sie ungeduldig an. "Du hast selbst zugegeben, dass es neben mir noch Draco gibt und dass du unsicher bist. Ich war mir ziemlich sicher, dass du dich für einen von uns entscheiden wirst und wenn das nicht ich bin, bleibt ja nur er übrig." "Das ist ziemlich sprunghaft gedacht, mein Lieber", gab Hermine errötend zurück, "ich meine, um mich für Draco zu entscheiden, müsste er erstmal ernsthaft Interesse an mir haben. Hat er aber nicht, deswegen ..." Doch Blaise unterbrach sie sofort: "Hat er. Er liebt dich, Hermine, selbst wenn er das selbst noch nicht zugeben kann." Wieder konnte Hermine nur mit offenem Mund starren: "Woher willst du das wissen?" Wieder schlich sich der schuldbewusste Ausdruck auf sein Gesicht: "Als ich deinen Brief gelesen habe, hab ich Draco erzählt, dass du ein Date mit mir willst. Um mit mir eine Beziehung anzufangen. Ich wollte ihn nur ärgern, weil ich so eifersüchtig bin, aber er ist richtig wütend geworden. Und ich glaube, am nächsten Tag ... hat er die Wut an dir ausgelassen." Fassungslos blickte Hermine Blaise an. Sie konnte nicht glauben, dass dieser nette, liebe, zuvorkommende Junge so eine Lüge auftischen würde, noch dazu gegenüber seinem besten Freund. Sie schluckte: "Meinst du deswegen, dass es deine Schuld war?" "Ja", gab Blaise zu, "ziemlich sicher. Und ehrlich, wenn er nicht in dich verliebt wäre, hätte er niemals so extrem reagiert. Was auch immer er gesagt hat", fügte er in einem Versuch, den Schaden wieder gut zu machen, an, "er hat das nicht so gemeint. Ich wette, er war nur eifersüchtig und enttäuscht und ... naja, keine Ahnung, was zwischen euch war, aber vermutlich fand er es nicht cool, dass du dich plötzlich für mich entschieden hast, ohne ihm was zu sagen." Vollkommen überwältigt ließ Hermine sich auf die nächste Bank sinken. Jetzt verstand sie nur zu gut, warum Draco so wütend gewesen war. Und warum er sie als Schlampe beschimpft hatte. Natürlich, für ihn hatte es genau so ausgesehen. Verständnislos blickte sie zu Blaise auf: "Wie konntest du so etwas sagen? Er ist dein bester Freund! Und ... ich dachte, du magst mich?" "Ich weiß doch!", entfuhr es Blaise verzweifelt. "Du musst mir das nicht sagen, Hermine! Ich habe das doch sofort bereut. Aber manchmal, da ist einfach ... so ein Monster in mir und ich bin dann einfach nur noch wütend. Weißt du, Draco kriegt immer alles. Er ist Vertrauensschüler! Die Mädchen aus Slytherin himmeln alle ihn an! Er ist der Liebling von Snape! Immer ist er der Mittelpunkt. Und dann ... wenn du dich nicht mit mir angefreundet hättest, hätte Draco bestimmt nie Interesse an dir gezeigt. Und dann kriegt trotzdem er dich. Das ist einfach unfair. Ich bin manchmal einfach so wütend." "Oh Blaise!", flüsterte Hermine und zog ihn neben sich auf die Bank. Sie verstand nur zu gut, was in ihm vorging. Genauso fühlte Ron sich manchmal mit Harry und sie hatte noch sehr gut in Erinnerung, wie beide während des Trimagischen Turniers wochenlang nicht miteinander gesprochen hatten. Es war nicht leicht, immer nur die Nummer zwei zu sein. Trotzdem war sie wütend auf ihn: "Bei allem Verständnis, das hier war echt nicht lustig. Was soll ich denn jetzt tun? Was soll ich tun? Ich kann nicht anders, als ... als Draco zu wollen. Was soll ich tun?" Lange blieb Blaise stumm und schaute sie auch nicht an. Sie fragte sich schon, ob er wieder in seine wütendes, eifersüchtiges Selbst verfallen war, da sagte er schließlich leise: "Red mit ihm. Sag ihm, was Sache ist. Er ... er trifft sich heute mir irgendeinem Mädchen aus Ravenclaw. Um fünf Uhr, in dem ungenutzten Klassenraum im vierten Stock. Hat er großartig verkündet. Ich glaube, er will sich nur ablenken. Geh zu ihm und halte ihn auf!" Langsam stand Hermine auf und ergriff mit ihren Händen beide von Blaise: "Ich bin mir gerade nicht sicher, ob ich dich loben soll, was für ein guter Freund du bist, nach allem, was du angerichtet hast. Naja. Danke. Ich überleg mir, ob ich ... zu ihm gehe." Sie sah, dass Blaise zu einer Erwiderung ansetzte, doch sie schüttelte nur den Kopf. Sie hatte nicht die Geduld, sich mit seinem Kummer oder einer weiteren Entschuldigung zu beschäftigen. Er hatte einen Fehler gemacht und sie war zu verletzt von allem, was daraus entstanden war, als dass sie ihm sofort hätte verzeihen können. Sie nickte ihm kurz zu und kehrte dann mit eiligen Schritten zum Schloss zurück. oOoOoOo Nachdenklich blickte Pansy vom Astronomieturm runter zum See. Sie hatte mit Neugier verfolgt, wie sich Hermine und Blaise dort unten getroffen hatten, hatte sich insgeheim auch für ihre neue Freundin gefreut, dass sie wohl tatsächlich eine Chance bei Blaise hatte. Doch als beide nach einer kurzen Weile auf einer Lichtung vor dem See wieder aufgetaucht waren, nachdem sie kurz im Wald verschwunden waren, spielte sich eine merkwürdige Szene ab. Es wirkte nicht so, als würde einer dem anderen seine Liebe erklären, vielmehr schienen sie zu streiten. Worüber? Und warum? "Bist du neuerdings unter die Spione gegangen?" Überrascht drehte Pansy sich um. Sie hatte Theo nicht kommen hören und nun stand er direkt vor ihr, deutlich zu nahe für ihren Geschmack. Unsicher lächelte sie ihn an: "Nicht direkt. Ich war eh hier und hab die beiden zufällig gesehen." "Schon gut, du musst dich nicht rechtfertigen." Überfordert wandte Pansy sich wieder ab. Das war das erste Mal, das sie mit Theo alleine war, seit ... seit es passiert war. Oder überhaupt mit ihm sprach. Ihr war bewusst, dass Hermine Recht hatte und sie mit Theo darüber reden musste, doch das hier ging ihr zu schnell. Zu plötzlich. Zitternd legte sie ihre Hände auf dem kühlen Stein der Balustrade ab. "Pansy", flüsterte Theo und ihr wurde bewusst, dass er noch näher an sie heran getreten war. Sie konnte seinen Atem förmlich in ihrem Nacken spüren. Das Zittern ihrer Hände verstärkte sich. "Ich liebe dich." Die Worte waren raus, ehe sie sich bewusst war, dass sie überhaupt etwas hatte sagen wollen. Entsetzt schlug sie ihre Hände vor dem Mund zusammen und drehte sich zu Theo um. Hatte sie das eben wirklich gesagt? Und meinte sie das wirklich? Furchtsam blickte sie zu ihm hoch, doch entgegen all ihrer Befürchtungen begegnete sie einem strahlenden Lächeln: "Das ist schön. Ich dich nämlich auch." Und in diesem Moment, da sie in seine Augen blickte, sein warmes Lächeln sah, seine Hände auf ihrer Hüfte spürte und sein so vertrautes Gesicht ganz in sich aufnehmen konnte, wurde ihr bewusst, dass ihre Worte tatsächlich der Wahrheit entsprachen. Hier stand der Junge, der all die Jahre an ihrer Seite gewesen war, der alles an ihr kannte und sie so akzeptierte, wie sie war. Und ihr Herz quoll beinahe über vor Zuneigung und Freude. "Heißt das, du nimmst mir ... das im Bad nicht übel?", hakte sich unsicher nach, doch wieder lächelte er sie nur an: "Niemals. Warum sollte ich? Wenn überhaupt habe ich was falsch gemacht. Aber ich bereue es nicht, nicht mehr." Und ehe sie sich noch lange darüber Gedanken machen konnte, was für ein fantastischer Kerl ihr Theo war, hatte er sie in seine Arme geschlossen und sie in einen langen, zärtlichen Kuss gezogen. oOoOoOo Nervös kaute Hermine auf ihren Fingernägeln. Es waren noch zehn Minuten bis fünf Uhr, aber sie saß bereits in dem Klassenraum, den Blaise ihr genannt hatte, und wartete auf Draco. Sie hoffte sehr, dass er zuerst auftauchen würde, denn einer Konfrontation mit der Schülerin aus Ravenclaw wollte sie unbedingt aus dem Weg gehen. Zu allem Überfluss wusste sie selbst nicht so recht, was sie hier eigentlich tat. Sie wollte das Missverständnis, das Blaise angerichtet hatte, unbedingt klären, aber was dann? Falls er Recht hatte und Draco wirklich inzwischen genauso wie sie Gefühle entwickelt hatte, würde er dazu stehen? Und selbst wenn, was sollten sie tun? Sie waren immer noch Hermine Granger und Draco Malfoy, Gryffindor und Slytherin, Harrys Erzfeind und Harrys beste Freundin. Falls er sich auf eine Beziehung mit ihr einlassen wollte, konnten sie es überhaupt wagen, das öffentlich zu machen? Schritte vor der Tür ließen sie aufhorchen. Angespannt richtete sie sich in ihrem Stuhl auf und blickte geradewegs zur Tür. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und sie spürte, dass ihre Hände vor lauter Schweiß auf der Tischplatte klebten. Warum nur war es so unheimlich angsteinflößend, verliebt zu sein? "Granger!" Der überraschte Tonfall wunderte Hermine nicht, ebensowenig wie seine finstere Miene. Trotzdem verstärkte sich ihr Unwohlsein und sie fragte sich ernsthaft, ob das hier eine gute Idee gewesen war. Mit trockenem Mund sagte sie: "Hey, Draco." "Was willst du?", verlangte er mit eisiger Stimme zu wissen, während er langsam auf sie zukam, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben, den Blick starr auf sie gerichtet. Sie musste mehrmals schlucken, ehe sie erwidern konnte: "Ein Missverständnis aufklären." Eine Augenbraue wanderte nach oben, ansonsten blieb Dracos Gesicht kalt und abweisend: "So? Was habe ich denn schon wieder missverstanden?" Sie zuckte zusammen unter seinen abfälligen Worten, doch sie zwang sich, seinen Blick zu erwidern: "Eigentlich gar nichts. Oder besser, du konntest gar nichts dafür. Blaise hat dich angelogen." Zum ersten Mal, seit er den Raum betreten hatte, sah Hermine so etwas wie Neugier auf seinem Gesicht: "Blaise?" "Ich habe heute Mittag mit ihm gesprochen", setzte Hermine an, doch sofort wurde sie unterbrochen: "Ja, ich weiß", sagte Draco spöttisch, "euer Date!" "Eben nicht!", fuhr Hermine ihn ungeduldig an und stand von ihrem Stuhl auf. Seine abweisende Art machte sie langsam wütend. Wenn er auch nur einen Funken Interesse an ihr hatte, könnte er ihr wenigstens die Chance geben, ihre Beziehung zu retten. So ruhig wie möglich fuhr sie fort: "Blaise hat gelogen. Ich habe ihn heute zu einem Treffen gebeten, weil ich ihm sagen wollte, dass nichts aus uns wird. Er hat dir aber erzählt, dass ich mit ihm zusammen sein will. Das stimmt nicht." Jetzt hatte sie seine volle Aufmerksamkeit. Verblüfft, aber offensichtlich immer noch misstrauisch verschränkte Draco die Arme vor der Brust: "Warum sollte er?" Ein sarkastisches Lachen entfuhr ihr: "Ich weiß nicht, Eifersucht vielleicht? Draco, du weißt doch genauso gut wie ich, dass Blaise mir die letzten Wochen den Hof gemacht hat. Aber ich habe mich eben nicht in ihn verliebt." "Und warum sollte er dann eifersüchtig auf mich sein?", wollte er wissen. Genervt schüttelte Hermine den Kopf. War Draco so blind oder wollte er sie nur provozieren? Am liebsten hätte sie ihn einfach stehen lassen, doch sie wusste, dann würde sie nie wieder den Mut aufbringen, mit ihm zu reden. Stattdessen stemmte sie die Hände in die Hüften und schaute ihm direkt in die Augen: "Weil Blaise im Gegensatz zu dir nicht vollkommen zurück geblieben ist. Ich bin nicht in ihn verliebt, Draco. Sondern in dich. Ist das so schwer zu sehen?" Er hatte sie anfahren wollen, als sie ihn beleidigt hatte, dessen war Hermine sich sicher, doch bei ihren fast schon zu schnell angefügten Worten blieben ihm sämtliche Erwiderungen im Halse stecken. Er konnte sie nur aus aufgerissenen Augen anstarren. Ungeduldig und vor allem vollkommen verängstigt, ob sie sich mit ihrer Offenheit nicht gerade zu verwunderbar gemacht hatte, zischte sie: "Sag halt was dazu und schau mich nicht an wie ein Fisch!" Entgegen aller Erwartungen brach Draco plötzlich in schallendes Gelächter aus. Verwirrt und unsicher, was sie davon halten sollte, trat sie einen Schritt zurück: "Was ist so komisch?" "Granger", schnaufte er, "das ist mit Abstand die beste Liebeserklärung, die ich je gehört habe. es ist schon eine Kunst, einem Jungen zu sagen, dass man ihn liebt, und ihn dabei gleichzeitig zu beleidigen. Ich gratuliere." Gegen ihren Willen musste Hermine jetzt auch grinsen. Draco hatte ja Recht, sonderlich charmant war sie nicht gewesen. Doch er hatte das selbst provoziert mit seinem Verhalten. Und vor allem hatte er ihr immer noch nicht gesagt, was er darüber dachte. Hin- und hergerissen zwischen Erleichterung darüber, dass er offenbar nicht mehr wütend auf sie war, und Angst vor seiner Antwort, konnte sie nichts anderes tun, als sich rückwärts gegen den Tisch fallen zu lassen. "Draco?" Die zögerliche, weibliche Stimme, die von der Tür erklang, riss beide augenblicklich aus dem fröhlichen Moment. Schuldbewusst schaute Draco zu Hermine, ehe er mit raschen Schritten zur Tür eilte, wo ein sehr blondes, sehr hübsches Mädchen stand und mit großen Augen auf Hermine starrte. "Hey, Katharina", hörte sie ihn flüstern, "tut mir leid das hier. Es ist etwas dazwischen gekommen. Unser Treffen muss ausfallen. Um genau zu sein", fügte er lauter mit einerm Seitenblick auf Hermine hinzu, "wird es gar kein Treffen geben, heute nicht und auch später nicht. Ein vergebener Mann vergnügt sich nicht mit anderen Frauen." Entsetzt verbarg Hermine ihr Gesicht in den Händen. Hatte er das gerade wirklich zu diesem Mädchen gesagt? Sie spürte, wie ihr die Hitze ins Gesicht schoss und blendete absichtlich das weitere Gespräch zwischen beiden aus. Ihr Herz, das die letzten Minuten kaum zu schlagen gewagt hatte, raste plötzlich mit einer Geschwindigkeit, die sie ihm gar nicht zugetraut hätte. Er wollte tatsächlich mit ihr zusammen sein, in einer Beziehung, auf andere Mädchen verzichten, für sie. Verschreckt zuckte sie zusammen, als sich plötzlich seine warmen Hände um ihre Arme schlossen und sie dazu zwangen, ihre Hände vom Gesicht zu nehmen. "Okay, Hermine", sagte er ernst und schaute sie direkt an, "ich hoffe sehr, das hier ist die Wahrheit und kein weiteres Spiel von dir." "Wenn hier einer von uns beiden zu Spielchen neigt, dann jawohl du!", verteidigte Hermine sich. "Eigentlich nicht. Aber egal, hör zu." Sanft, aber bestimmt, zog Draco sie hinter sich her und zwang sie dazu, sich auf das Lehrerpult zu setzen, ehe er sich ihr gegenüber auf einen Tisch setzte und seine beiden Hände auf der Tischkante abstützte: "Du erinnerst dich vermutlich noch, dass ich gesagt habe, dass ich nicht der Typ für Beziehungen bin. Das ist nach wie vor so. Aber. Lass mich ausreden, ehe du protestierst!", fuhr er sie an, als sie dazwischenreden wollte. Schuldbewusst klappte Hermine ihren Mund wieder zu und blickte ihn ungeduldig an. Für einen nervenaufreibend langen Moment schaute er nur stumm zurück, dann fuhr er fort: "Als ich gehört habe, wie dieses blondgelockte Mädchen aus Gryffindor mit Weasley Schluss gemacht hat, hatte ich plötzlich wirklich Angst. Und als ich von Blaise gehört habe, dass du mit ihm zusammen sein willst, hatte ich noch mehr Angst. Angst, dich zu verlieren. Ich mag es, mit dir zu flirten, dich zu ärgern, mit dir zu reden. Spaziergänge zu machen. Und ich will das nicht verlieren. Und wenn das heißt, dass ich dem, was auch immer da zwischen uns ist, den Namen Beziehung geben muss, dann muss es eben so sein. Also. Ich rücke von meinem vorigen Standpunkt ab und lasse mich auf dich ein. Aber ich kann dir nicht versprechen, wie lange das hält und ob es überhaupt gut geht." Überrumpelt starrte Hermine ihn an. Das war so ziemlich das erwachsenste, was sie jemals aus dem Mund eines Jungen gehört hatte. Und es war so dermaßen romantisch, dass sie beinahe daran zweifelte, dass diese Sätze aus dem Mund von Draco Malfoy stammen konnten. "Schau mich nicht so an wie ein Fisch", kam es mit einem breiten Grinsen von Draco, was Hermine endlich zu einer Antwort brachte: "Ahme du mich nicht nach!" "Ich warte auf eine Antwort, Madam." "Oh", machte Hermine überfordert, "ja, natürlich. Ich denke, das ist offensichtlich. Ich will mit dir zusammen sein und egal, wie widerwillig du zustimmst, solange du überhaupt zustimmst, ist das in Ordnung. Und vielleicht gelingt es mir ja, dir zu zeigen, dass eine Beziehung durchaus Vorteile für alle Beteiligten haben kann." "Vielleicht, das ist das richtige Wort." Schweigen breitete sich aus, während beide auf sich einsinken ließen, was soeben geschehen war. Hermine konnte es nicht fassen, dass das Ganze so reibungslos funktioniert hatte. Dann jedoch erinnerte sie sich an eine andere Sorge: "Machen wir das öffentlich? Ich meine, du weißt schon..." "Ich mache keine halben Sachen, Granger!", fuhr Draco sie sofort beleidigt an. "Mir ist die Meinung anderer Leute sowas von egal, glaub mir. Meinetwegen können deine Kumpels in Scharen daherkommen und sich beschweren. Mir egal. Ich will, dass du mir gehörtst, und ich will, dass das jeder weiß!" Irgendetwas an diesen Worten ließ Hermines Herz höher schlagen. Da war es wieder, dieses Gefühl, das ganz am Anfang dafür gesorgt hatte, dass sie sich überhaupt für ihn interessiert hatte. Dieses Gefühl, dass sie eine Frau war, und dass er ein Mann war, der sie begehrte. Mit glänzenden Augen schaute sie ihn an. "Wenn du mich so ansiehst, Granger", knurrte Draco und ging auf sie zu, "kann ich nicht anders, als über dich herfallen zu wollen." "Vielleicht ist mir das ja nur Recht?", gab sie neckisch zurück, während sie beide Arme um seinen Hals schlang. "Du hast es so gewollt! Beschwere dich später nicht!", raunte er ihr ins Ohr, ehe er ihr einen Kuss gab, der sie alles um sich herum vergessen ließ. oOoOoOo Pansy war sich sicher, dass ihr gerade das Essen aus dem Mund gefallen war. Kamen da etwa gerade wirklich Draco Malfoy und Hermine Granger Händchen haltend in die Große Halle spaziert, vor aller Augen, mitten zur Abendbrotszeit? "Okay, sieht aus, als hätten sie das geklärt", murmelte Theo ihr zu. Fragend schaute sie ihn an, worauf er nur schulternzuckend meinte: "Naja, das hat sich schon länger angedeutet. Deswegen wohl auch die Szene am See zwischen Blaise und Hermine heute Mittag." Mitfühlend drehte Pansy sich zu ihrem anderen Freund um und legte ihm eine Hand auf den Arm. "Schon gut", flüsterte Blaise, "ist schon in Ordnung. Ich habe es nicht anders verdient. Und ich bin es schon gewohnt, gegen Draco zu verlieren. Aber glaub mir", fügte er entschlossen hinzu, "falls Hermine jemals wegen ihm weint, werde ich ihn mir persönlich vornehmen!" Auf der anderen Seite der Großen Halle starrten Harry, Ron, Lavender, Ginny und alle anderen Freunde von Hermine, als habe sie der Blitz getroffen. Mit einem schelmischen Grinsen drückte sie Draco noch schnell einen Kuss auf, ehe sie zum Gryffindortisch eilte, um ihren entsetzten und wütenden Freunden Rede und Antwort zu stehen. Wenn eines sicher war, dann, dass es mit dieser Beziehung niemals langweilig werden würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)