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Dear Junk

Kazzy's Vorgeschichte
von

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mouth to mouth

„Was ist das eigentlich für'n Rucksack?“, wollte J wissen, nachdem sich die kleine Gruppe nach Sugizo's Ausfall wieder zusammengerauft hatte.

Der Angesprochene starrte auf das Ding herab, was er schon die ganze Zeit in seiner Hand hielt. Stimmt ja..... Den hätte er bei all der Aufregung jetzt fast schon vergessen. „Gehörte 'nem Mädchen“, lautete die knappe und ausweichende Antwort.

„War's leichte Beute?“, fragte J interessiert.

Sugizo's Mimik veränderte sich nun wieder sichtbar. Ihm war etwas unangenehm, das konnte man ihm ansehen. „Sozusagen. Jetzt kann sie damit eh nix mehr anfangen...“ Seine Stimme wurde zunehmend leiser, er wich J's Blicken aus.

„Was soll das heißen?“, erkundigte sich Inoran und blickte ihn naiv und fragend an, wie es oft seine Art war in Momenten wie Diesen.

Kazzy, der sich noch immer weit zurück hielt aufgrund seiner Schuldgefühle, spürte plötzlich, dass da was in der Luft hing. Aber etwas Anderes als noch bei dem kleinen Streit kurz zuvor. Er beobachtete Sugizo und die anderen Zwei aufmerksam, sein Hauptaugenmerk behielt er jedoch auf Sugizo.

Dieser versuchte gerade angestrengt die passenden Worte zu finden. „....sie ist tot....“, war letztenendes das Einzige, was ihm dazu einfiel. Und es entsprach ja auch der Wahrheit. Wahrscheinlich.

Sowohl J als auch Inoran stockten, sahen sich gegenseitig kurz an, bevor sie ihre Blicke wieder auf den Rothaarigen richteten. „Wie, tot? Hast sie gekillt?“, fragte J mit leicht ungläubigem Unterton.

„Nein, man!“, kam sogleich die energische Selbstverteidigung. „Sie.....sie ist 'ne Treppe runtergefallen.......und nicht mehr aufgestanden...“

Inoran blinzelte. „Wie, die war sofort tot?“ Irgendwie klang das für ihn etwas zu unglaubwürdig.

Sugizo verdrehte schon wieder angenervt die Augen. „Neiiin~....“ Wieso wollten die das so genau wissen? „Sie...lag da halt......und kam nicht mehr alleine hoch....und irgendwann hat sie sich nicht mehr bewegt und so.... Da hab ich mir ihren Rucksack genommen.“

Inoran's Augen weiteten sich als er begriff, was sein Freund ihm da gerade erzählte. „Du hast sie sterben lassen? Vor deinen Augen?“

Kazzy zuckte bei diesen Worten kaum merklich zusammen. Zwangsläufig versuchte sein Hirn ein Bild von dem Gehörtem zusammen zu bauen, doch das Ergebnis war zu undeutlich. Und schließlich sah er doch nur wieder seinen Bruder. Tot.

Und schon wieder fühlte sich Sugizo unverstanden und in die Enge gedrängt. „Man ey, was hätte ich denn machen sollen?! Da war keiner! Und die war so kaputt...so verdreht, die hat sich bestimmt alles gebrochen was man sich brechen kann! Was regst du dich so darüber auf? Tote brauchen ihre Sachen doch eh nicht mehr und ich kann damit noch was anfangen!“

„Aber du hättest sie retten können, dass sie da nicht alleine krepiert!“, fuhr Inoran ihn fassungslos an. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, wie einer seiner besten Freunde einfach jemand anderen sterben ließ und auch noch dabei zusah. Sonst war Sugizo immer derjenige, der ihm zu Hilfe kam, der ihn beschützte und auch mal rettete, wenn es sein musste. Er kam ihm manchmal vor wie ein Schutzengel, genauso wie J. Sie beide boten ihm immer so wahnsinnig viel Hilfe und Unterstützung an. Und jetzt sollte Sugizo einen Menschen einfach so sterben gelassen haben....?

„Dass sie nicht alleine krepiert?“, wiederholte Sugizo aufgebracht und seine Stimme überschlug sich wieder beinahe. „Hätte ich mich neben sie legen und mitsterben sollen, oder was?“ Hatte der Kleine überhaupt 'ne Vorstellung von dem, worüber er gerade sprach? „Ich bin kein Samariter, ich muss auch kucken wo ich bleibe! Genau wie wir alle!“ Er drehte sich schwungvoll um. „Und du kommst an und redest so als müsst' ich Mutter Teresa höchstpersönlich vertreten! Tzzh.....“

„Würdest du mich auch so sterben lassen?“, schrie Inoran plötzlich seinen Freund an.

Der Rothaarige drehte sich erschrocken wieder zurück und starrte ihn geschockt an. „Ino!“

„Schluss jetzt! Beide!“ J's Stimme übertönte die zwei Streithähne deutlich und sofort war es mucksmäuschenstill in dem großen Jugendzimmer.

Kazzy, der sich noch immer nicht zu den Dreien gesellt hatte und lieber an seiner Wand, nahe der Tür, kleben blieb, zog schon instinktiv die Schultern ein Stück höher und den Kopf leicht ein. J's Standpauken konnten wesentlich eindrucksvoller sein als die seiner Mutter.

„Sugi hat Recht; wenn das Mädchen so scheiße gefallen ist und es eh schon zu spät war, hätte er sie auch nicht mehr retten können.“ Er tätschelte Inoran kurz beruhigend die Schulter. „Das hat 'n Scheißdreck mit dir zu tun. Er würde uns nie im Stich lassen, das weißt du.“

Sugizo musste schlucken. Traute Ino ihm das allen Ernstes zu? Dass er ihn verriet, im Stich ließ.......?

Inoran sah zu Boden. Er wollte gar nicht laut werden, das war sonst überhaupt nicht seine Art. Aber er hätte Sugizo solch ein Verhalten irgendwie nicht zugetraut und es verunsicherte ihn. Ließ in ihm leise Zweifel aufkommen. Ob man den Freund, mit dem man schon so viel erlebt hatte, wirklich so gut kannte wie man glaubte.

„Was is' denn nun in dem Rucksack drinne?“ J lenkte das Thema wieder auf seinen eigentlichen Ursprung zurück.

Sugizo blinzelte kurz, um wieder ins Hier und Jetzt zu gelangen. Inoran's letzte Frage hatte ihn doch ziemlich aus der Fassung gebracht. Er griff nach dem Reißverschluss und öffnete den Rucksack.

J und Inoran beugten neugierig ihre Köpfe über die geöffnete Tasche. Selbst Kazzy packte nun die Neugier und er trat näher an die kleine Gruppe heran um auch kucken zu können.

Das Innenleben entpuppte sich als ziemlich neu aussehender Walkman, zwei Cassettenhüllen – Eine davon leer - , ein paar Klamotten, eine Armbanduhr und ein leicht zerfleddertes Lyfestyle-Magazin. „Geld war da auch noch drin“, ergänzte Sugizo seinen Fund.

„Wieviel?“, wollte J wissen.

„Über 240.000.“

J stieß einen anerkennenden Pfiff aus. „Nicht schlecht. Und den Rest vertickst du?“

Sugizo nickte und machte den Rucksack wieder zu. „Auf jeden Fall den Walkman und die Uhr. Die sind beide noch top, bestimmt nicht alt.“ Er überlegte kurz. „Vielleicht geh'n die Cassetten auch noch. Mal hör'n was da drauf ist.“

„Das wär' das Erste gewesen was ich gemacht hätte, wenn ich den Scheiß in die Finger bekommen hätte“, lachte J und begann sich in seinem Zimmer auf die Suche nach seiner angebrochenen Zigarettenpackung zu machen.

Sugizo grinste. „Die Klamotten kann ich nicht gebrauchen, das sind typische Mädchensachen, die komm' weg.“

J warf ihm über die Schulter hinweg einen kurz musternden Blick zu. „Als wenn du dich immer so 'männlich' anziehst“, grinste er – und suchte seine Packung weiter.

„Hey! Das ist mein ganz persönlicher 'Sugi-Style'!“, prodestierte der Rothaarige mit gespielter Empörung.

Das brachte nun auch endlich wieder auf Inoran's Gesicht ein Schmunzeln.
 

Kyo wollte an diesem Tag gar nicht aufstehen. Nicht genug damit, dass sich das alltägliche Familiendrama schon am frühen Morgen zum unzähligen Male wiederholt hatte und er sicherlich nicht der Einzige im Haus gewesen war, der von den Schreien seiner Mutter – eine Reaktion von ihr auf die Schläge ihres Mannes – aus dem Schlaf gerissen wurde. Nein, hinzu kam noch das verstörende Erlebnis aus der vergangenen Nacht, das ihn seit dem keine Ruhe mehr ließ.

Der Blonde lag in seinem Bett und hatte die Decke bis halb über seinen Kopf gezogen. Er wollte für niemanden zu sprechen sein. Nicht heute. Er musste selbst erst einmal ein paar Dinge auf die Reihe bekommen. Diese paar Dinge betrafen eigentlich alle nur eine Person und das war, wie auffallend häufig in letzter Zeit, Cipher. Der Typ verwirrte ihn. Sorgte für so viele Fragen, gab ihm jedoch keine Antworten. War einfach da und irgendwann wieder weg und hinterließ bei Kyo nur Fragezeichen. Verwirrung. Ablehnung. Zumindest wollte er sich Letzteres selbst einreden. Er war nicht schwul. Niemals! Wenn Sugi und Ino wieder einen ihrer Knuddelanfälle bekamen und sich gegenseitig in den Armen lagen, war das was Anderes. Und gerade bei Sugi durfte man eh nicht alles auf die Goldwaage legen. Aber er selbst.....er würde nie was mit 'nem Jungen....! Nein! Kyo zog den Kopf nun komplett unter die Decke und presste die Augen fest zusammen, um die aufkommenden Bilder in seinem Kopf zu unterdrücken. Weg damit, weg mit diesen Gedanken....!

...was hatte Cipher noch zu ihm gesagt, bevor er ihn das erste Mal geküsst hatte? 'Ich nehm' mir schon was ich will....' Nun hatte Kyo doch verloren und seine Fantasie begann sich langsam zu entfalten. Was sich ein Kerl bei einem anderen Kerl 'nehmen' konnte..... Seltsame, bisher völlig unbekannte Bilder tauchten vor seinem inneren Auge auf. Bilder, zunächst von gesichtslosen Männerkörpern, dann von ihm und Cipher. Er bekam nicht mit, dass sich seine Hände inzwischen fast krampfartig in das Bettlaken krallten. Doch sie sollten dort nicht lange verweilen; ohne, dass er es bewusst steuerte, fuhr er sich plötzlich selbst in den Schritt und ertastete durch den dünnen Stoff der Shorts hindurch seine Beule, die er sogleich begann zu verwöhnen. Mit immernoch geschlossenen Augen reckte er seinen Kopf wieder ein Stückchen ins Freie und bekam mit den Lippen die Decke zu fassen. Diese hatte in den paar Folgeminuten die Aufgabe zu erledigen, sein aufkommendes Stöhnen weitestgehend zu ersticken, denn die immer neuen Bilder, die sich in seinem Kopf wie die Karnickel vermehrten, trieben seine Hände immer weiter an. Körperlich war er schon längst nicht mehr in der Lage gegen sich selbst anzugehen. Nein, dafür riss ihn das alles viel zu sehr in den Bann....immer weiter und weiter......bis Kyo leise wimmernd den Stoff zwischen seinen Zähnen mit einem gewaltigen Biss malträtierte und seine Shorts erfolgreich einsaute.
 

Irgendwann an diesem Tag gelang es Kyo doch noch, sich aus den Federn zu quälen. Seine Eltern waren beide ausser Haus und seine kleine Schwester noch im Kindergarten, also beschloss der Blondschopf sich zu Joe's Wohnung aufzumachen. Er musste mit irgendjemandem reden. Die Verwirrungen und die Unsicherheiten fraßen ihn innerlich auf, er spürte das.

Kyo stand gerade an einer roten Ampel, um ihn herum dutzende Passanten. Keiner achtete auf ihn, jeder war mit sich selbst zu sehr beschäftigt. Plötzlich jedoch spürte er, wie sich ein Arm um seine Schultern legte. Diese Geste war einnehmend und Kyo's Körper versteifte sich daraufhin schlagartig. Er konnte, durch den ersten Schock bedingt, nicht einmal seinen Kopf zur Seite drehen.

„Na, wo woll'n wir denn hin?“, raunte eine dunkle Stimme in sein Ohr.

Kyo's Augen weiteten sich minimal. Diese Stimme ließ ihn endgültig erstarren und so setzte er sich auch nicht in Bewegung, als die Ampel für die Fußgänger umschaltete und alle um ihn herum die Straße überquerten.

Cipher.

Es war hellichter Tag. Er befand sich mitten in einer sehr belebten Gegend. Der Typ würde ihm hier, vor hunderten von Augen, doch nicht ernsthaft was antun wollen?! Oder?

„Komm mit, Kleiner. Wir machen 'nen kleinen Spaziergang“, hauchte der Andere ihm wieder ins Ohr und drängte ihn mit sich. Sie überquerten dadurch nicht die Straße sondern gingen Selbige hinunter.

In Kyo erwachte nun jedoch wieder ein Funken Aggression inmitten der lähmenden Angst – einzig und allein durch das Wort 'Kleiner'. „Ich bin nicht dein Kleiner“, zischte er giftig zurück und hatte nun sogar den Mut, dem Anderen dabei ins Gesicht zu blicken.

Cipher jedoch grinste nur über die Worte des Blonden. Er behielt seinen Arm weiterhin auf dessen Schultern und hielt den Körper des Anderen damit ziemlich dicht an Seinem. Für Andere musste es so aussehen, als seien sie zwei gute Freunde.

Und genau dieser Punkt störte Kyo. Denn so würde ihm im absoluten Notfall niemand zu Hilfe kommen. Obwohl das wahrscheinlich sowieso keiner täte; wer half schon einem unliebsamen Punk? Er überlegte kurz. Sein Messer hatte er nicht dabei. Und in der beschissenen Position, in der Cipher ihn gerade zum mitgehen zwang, hätte der Kerl ständig die Oberhand behalten wenn er sich zur Wehr gesetzt hätte. Scheiße. Blieb ihm also tatsächlich nichts Anderes übrig als abzuwarten.

Sie bogen in eine sehr schmale Seitenstraße ein in der, verglichen mit der Hauptstraße von eben, kaum etwas los war. Und plötzlich wurde Kyo unerwartet mit dem Rücken gegen eine Backsteinwand gepresst! Er keuchte leise auf vor Schreck – und schon wieder sah er Cipher's Gesicht so schrecklich nahe vor Seinem.

„Was ist dein Problem?“ Cipher sah ihm tief in die Augen.

Der Blonde glaubte, sich verhört zu haben. Diese Frage konnte der Kerl doch nicht ernst meinen?! „DU bist mein Problem!“, keifte er ihm aufgebracht entgegen. Und wieder begannen seine Augen vor Wut zu glitzern.

„Und wenn ich keinen Schwanz hätte, wäre es für dich dann immernoch ein Problem?“ Cipher's Blick hatte sich unbemerkt gewandelt, von der vorherigen Bestimmtheit und Dominanz war er nun zur Ehrlichkeit gedriftet.

„Ja!“, antwortete Kyo laut, noch bevor er über die Bedeutung der Frage nachgedacht hatte. Diese erkannte er verspätet.

„Warum?“ Cipher ließ nicht locker. Sein Gesicht bewegte sich abermals ein Stückchen weiter auf Kyo's Gesicht zu.

„Weil....weil......“ Kyo kam ins Stocken, bevor er völlig verstummte. Sein Gehirn konnte ihm keine logische Antwort liefern weil es Keine kannte. Er hatte nur seine Standart-Vorurteile und -Begründungen im Kopf. Doch Cipher's Frage war kein Standard; er warf das übliche System um und ging einen, für Kyo, völlig neuen Weg. Zudem sahen ihn diese zwei braunen Augen inzwischen völlig anders an als noch zu Anfang ihrer heutigen Begegnung. Er sah die Fragen, sah sie in diesem Augenpaar regelrecht widerspiegeln. Sah, wie sehr sie sich nach Antwort sehnten. So ehrlich....fast schon...vertraut....... Und so setzte Kyo diesmal auch keine Gegenwehr mehr ein, als er wieder das Gefühl des fremden Lippenpaares auf seinen Eigenen spürte und die, zugegeben, leidenschaftliche Zunge sich abermals ungefragt in seine Mundhöhle drängte. Für einen kleinen Moment stand Kyo einfach nur so da, zögerte mit dem letzten Rest Zweifel. Doch dann war die Grenze endgültig überschritten und er ließ sich in diesen Kuss fallen, erwiderte ihn sogar zärtlichst. Alles um sie herum war verschwunden. Einzig das Gefühl war präsent.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  yumeky
2010-08-17T19:18:15+00:00 17.08.2010 21:18
Awwww Cipher!!
Ich wird bestimmt noch richtig rumkriegenxD
Von:  Luinaldawen
2010-08-15T21:51:12+00:00 15.08.2010 23:51
Woah, da gehts ja ab. XDDDD
Armer Kyo, Cipher überfordert ihn ja total. Wie wohl die anderen reagieren, sollten sie es rauskriegen... oO Auch wenn ich bezweifle, dass Kyo ihnen feiwillig erzählt, was Sache ist.
Ich find ihn sooo knuffig! X3 Und Sugizo auch.
Und Kazzy... hach, der arme Kleine.... ._. Es ist immer noch schwer zu glauben was für ein Ende es mit ihm nehmen wird...

Ich freu mich schon auf mehr X3


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