Engelsflügel von Alaiya (Eine Geschichte von Wind und Meer) ================================================================================ Kapitel 8: Vollmond ------------------- Teil 08: Vollmond Ich lag in seinen Armen. Noch immer liefen die Tränen über meine Wange. Ich konnte einfach nicht aufhören zu weinen. Wieso war es nur soweit gekommen? Wieso hatte er mir nie gesagt was er war? In unseren Adern floss dasselbe Blut, so hätte man gesagt, wenn wir Menschen gewesen wären. Doch das waren wir nicht. Ich war ein Engel und er auch, zumindest zum Teil. Seine Mutter war kein Engel gewesen – nur deshalb war er unter den Menschen aufgewachsen. Er war ein verstoßener, ein gefallener Engel. Mein Geliebter. Er küsste mich sanft auf die Stirn und ich las in seinen Augen, was wir beide wussten. Nun würde es zu Ende sein – jedenfalls für uns. Und ich hoffte tief in meinem Herzen, dass dies nicht für die Menschen galt. Ja, sicher, als ich mich noch zu ihnen zählte, hatte ich sie für ihr sein, für ihre Kälte gehasst, für das, was sie waren. Erst später hatte ich verstanden, dass dies nicht rechtens war. Niemand sollte gehasst werden, kein einzelnes Wesen, kein ganzes Volk. Ja, die Menschen waren dumm gewesen und hatten Fehler gemacht, doch sollte dies ihren Untergang bedeuten. Sie hatten die Magie – den Ursprung des Seins – verleugnet, doch die Engel wollten sie dafür vernichten... Mein Geliebter – Merren – strich durch mein Haar, küsste mich erneut auf die Lippen, strich über meinen Körper und ich sah in seinen Augen, dass er nicht gehen wollte. Ich schüttelte den Kopf und strich über seine Wange, sah ihm fest in die Augen. Wir waren die Siegel der Magie und es war nun, wo wir so geworden waren, wie wir waren, unumgänglich, dass wir mit dem ewigen Strom der Magie wieder eins wurden. Es war Zeit, dass die Magie in diese Welt zurückkehrte. Nun weinte auch er. Da spürten wir es. Das Leuchten des Mondes gewann an Kraft und es war, als würde die Erde mit aller Kraft, tonlos schreien. Wir spürten es. Der Sog, der nach unserem Sein griff. Wir konnten das Leben, die Magie um uns herum sehen. Ja, wir wussten, dass es soweit war. „Fiora“, flüsterte Merren nun doch und sah mich verzweifelt an. „Ich will nicht gehen.“ Ich schüttelte nur den Kopf. „Wir müssen gehen“, hauchte ich und küsste ihn ein letztes Mal kurz. „Aber es wird nicht enden“, murmelte ich dann. „Ja, vielleicht ist es noch nicht vorbei.“ Ich versuchte meinem Blick Festigkeit zu geben. Sein Blick war resignierend. „Ich liebe dich...“, flüsterte er. „Ich liebe dich auch“, erwiderte ich. Dann ergriff die Magie komplett Besitz von uns und wir wurden in ihrem Strom hinfort gezehrt. Zurück zum Ursprung... ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)