Engelsflügel von Alaiya (Eine Geschichte von Wind und Meer) ================================================================================ Kapitel 7: Horizont ------------------- So, hier kommt das letzte Kapitel in dem Sinne. Danach kommt noch die Fortführung des ersten Teils, wird aber nur ein kurzes Stück. Daher verabschiede ich mich schon einmal von allen fleißigen Lesern und Kommentarschreibern! IHR SEID SPITZE! Gleichzeitig möchte ich aber auch ankündigen, dass Engelsflügel eigentlich nur der Start in eine Reihe ist. Die nächsten beiden "Teil" dieser Reihe, werden Traumsuche und Zeitkind heißen, beide ebenfalls sehr kurz. Traumsuche sogar wahrscheinlich nur mit 3 Kapiteln abgeschlossen ^^" (da bin ich schon fast fertig)... Ansonsten kommt bald noch ein One-Shot von mir, aber eine Reallife Love Story... Ansonsten, wer wissen will, wenn die beiden Teile on stehen: Einfach in den Comment schreiben... Das letzte Stück kommt morgen ^.~ *alle knuff* BYEBYE!!! Teil 07: Horizont Das Schicksal kann grausam sein, das lernten auch Merren und ich. Wir taten unser Bestes um zu vergessen, doch das war nicht so leicht. Es gibt Dinge, denen man nicht entkommen kann, egal wie sehr man es versucht... Fiora schreckte aus dem Schlaf auf. Zwar wusste sie nicht was es war, aber irgendetwas hatte sie geweckt. Sie zitterte plötzlich – hatte Angst. Hatte sie etwas geträumt? Bevor sie bemerkte, dass er aufgewacht war, hatte Merren sie schon in den Arm genommen. „Was ist, Liebste?“, flüsterte er leise und beruhigend. Dabei strich er ihr sanft über den Arm und sah sie besorgt an. „Ich weiß es nicht“, erwiderte sie. „Es ist... Ich habe Angst“ Seit dem Besuch Nerions waren mehrere Wochen vergangen, und doch lag das Erfahrene wie ein dunkler Schatten über ihnen. Fiora wusste, dass ihr Geliebter sie um jeden Preis beschützen wollte, doch sie selbst war sich nicht so sicher, ob ihr Leben diesen Preis wert war. „Du brauchst keine Angst haben, ich...“, begann er, brach aber ab, als er ihr in die Augen sah. In dem Moment wussten sie beide, dass es nicht ewig so bleiben würde, wie es im Moment war, und beide fürchteten, was bald geschehen würde. „Ach, Fiora“, flüsterte er nun und küsste sie sanft auf die Lippen. „Bitte, bleib bei mir.“ Er zog sie noch enger an sich heran. „Ich liebe dich“, hauchte er dann in ihr Ohr. „Ich liebe dich auch“, antwortete sie. „Aber ich...“ Doch sie brachte den Satz nicht zu Ende. Wir wussten, dass es passieren musste, dass es passieren würde, was am Ende geschah, doch nie hätten wir gedacht, dass es so schnell geschehen würde. Es vergingen weitere vier Tage, ehe es zu dem kam, was sie die ganze Zeit fürchteten. An diesem Abend, an dem Merren Fiora nur widerwillig allein gelassen hatte, um zur Arbeit zur gehen, saß sie auf jener Klippe, wo ihr Geliebter sie vor über einem halben Jahr vor ihren Klassenkameraden gerettet hatte. Sie wusste nicht wirklich, warum sie hierher gekommen war, doch nun saß sie die Beine den Fels hinterbaumeln lassend hier und sah, wie die Sonne im Meer versank. Eine seltsame Traurigkeit erfüllte Fiora. Es war ein komisches Gefühl – sie konnte es sich nicht erklären – aber sie war wirklich traurig. Wenn Merren doch nur da wäre... Tränen begannen über ihre Wangen zu laufen, als schließlich das letzte Stück der Sonne hinter dem Horizont verschwunden war. Warum dauerte es nur noch so lange, bis ihr Geliebter wieder bei ihr wäre und sie im Arm halten würde? Und wieso vermisste sie ihn mit so einer Sehnsucht, wo sie doch nur ein paar Stunden voneinander getrennt waren? Da hörte sie auf einmal etwas hinter sich und fuhr erschrocken hoch, wenn auch halb in der Erwartung Merren hinter sich auf der Klippe zu sehen, doch er war nicht da. Stattdessen stand ein großer Mann, mit blasser Haut und silbrig glänzendem Haar dort und sah sie mit durchdringendem Blick an. „W- W-„ setzte Fiora an, brachte aber kein Wort heraus. Die blauen Augen des Mannes waren tief, weise und wütend zugleich, was Fiora selbst im Halbdunkeln erkennen konnte und sie verwirrte. „Windsiegel“, flüsterte er, ehe sich sein Gesichtsausdruck plötzlich wandelte. Seine Augen wurden freundlich. Er lächelte. Der Mann war komplett in ein weißes, silbern und blau besticktes Gewand gehüllt. Sein Anblick war erhaben und zugleich rein und hell und unmenschlich... Etwas sagte ihr, dass sie sich eigentlich vor diesem Mann fürchten sollte, doch sein Lächeln erfüllte sie mit Wärme und einer Vertrautheit, wie sie diese eigentlich nur von ihrer Tante und Merren kannte. Zwar ahnte sie, dass dies Magie war, doch sie konnte einfach nicht anders als diesem Mann zu vertrauen. „Windsiegel“, sprach der Mann mit wohltuend warmer Stimme. „Fiora.“ Er streckte ihr die Hand entgegen. „Komm zu mir.“ Sie sah ihn ungläubig und verträumt an. Dann machte sie langsam und zögerlich einen Schritt auf ihn zu. Sie wollte zu diesem Mann, doch gleichzeitig kämpfte etwas in ihr gegen diesen Drang an. Was konnte das nur sein? Zögernd machte sie einen weiteren Schritt auf den Mann zu und noch einen Schritt – jetzt war sie vielleicht noch drei Meter von ihm entfernt. Fioras Körper bewegte sich wie von selbst, während der Mann ihr weiterhin die Hand entgegenstreckte. „Komm zu mir, Fiora.“ Wieder einen Schritt und noch einen – gleich würde sie bei ihm sein. Noch einen Schritt... Nur am Rande ihres Bewusstseins nahm sie den jungen Mann war, der grade zur Klippe gerannt kam und in einiger Entfernung stehen blieb. Doch dann rief dieser ihren Namen: „FIORA!“ Seine Stimme drang nur leise zu ihr vor, doch sie hielt in ihrer Bewegung inne. Sie kannte diese Stimme. „Fiora!“, schrie er erneut, was sie zusammenzucken ließ. Wie im Schlaf drehte sie den Kopf und wandte ihn dem jungen Mann zu. Er atmete schwer, schien gerannt zu sein und wütend. „Fiora, geh nicht zu ihm!“, rief er nun etwas leiser und mit resignierendem Unterton. Während ich ihn musterte, war es, als würde ich aus dem Meer, nein, aus eine endlosen Tiefe von eisigkaltem und dunklem Wasser auftauchen. Er erkannte ihn – Merren. Ich bemerkte die Tränen auf meiner Wange. Ich sah die Wut in den Augen des Mannes. „Merren...“, flüsterte Fiora und sah zwischen den beiden Männern hin und her. Dann riss sie sich vom Blick des Fremden los und rannte zu Merren, um ihm in die Arme zu fallen. Sie weinte. Leise seufzend legte ihr Geliebter die Arme um sie und strich über ihren Rücken, während er mit wütendem Unterton den Fremden ansprach: „Verschwinden Sie von hier!“ Der Mann ließ einen verächtlichen Ton vernehmen. „Das werde ich“, sagte er dann schließlich. „Aber nicht ohne das Siegel des Windes, Schwarzer.“ Merren verkrampfte sich. „Ich werde sie nicht hergeben. Sie werden sie niemals...“ Er brach zitternd ab. „Verschwinden Sie einfach!“ Immer noch standen die Tränen in Fioras Augen. Sie drückte sich weiter an Merren, welcher genau wie sie zitterte. Wenn er nicht gekommen wäre, dann wäre sie jetzt bei dem Mann. War dieser ein Engel? Dies vermutete sie zumindest. Trotzdem verstand sie nicht, wie er sie gefunden hatte und warum Merren hier war, auch wenn sie um die letzte Tatsache froh war. „Lass uns gehen“, flüsterte sie diesem nun zu. Er strich ihr durchs Haar. „Ja, Liebes“, erwiderte er leise und küsste sie sanft, ehe er sich von ihr löste und ihre Hand nahm. „Ich werde dich niemals hergeben“, murmelte er dann noch, ehe er die ersten Schritte von der Klippe weg tat, doch dann hielt der Mann sie auf. Ehe sie es überhaupt bemerkten, flog er über sie hinweg und landete vor ihnen. Er hatte plötzlich Flügel, die zwischen seinen Schultern auf dem Rücken erschienen waren. Jedoch wirkten diese Flügel irgendwie unecht. Man konnte durch sie hindurch den immer noch rötlichen Himmel sehen. Doch zumindest bestätigte es Fioras Verdacht, dass der Fremde ein Engel war. „Ich lasse euch nicht gehen“, sprach er nun und baute sich vor ihnen auf. „Das Windsiegel gehört uns.“ Er sah sie mit stechendem Blick an. „Du wirst mich nicht aufhalten.“ Aus seinem Blick sprach Hass und dieser schien Merren zu gelten, den der Engel nun fixierte. „Doch, das werde ich“, widersprach der Jüngere nun. „Und sei es das letzte was ich tue!“ „Das wird es dann auch sein“, lachte der Mann und trat ein paar Schritte zurück. Das Gefühl war seltsam, doch Fiora merkte – sie spürte, dass der Engel Magie, Windmagie, benutzte. Sie bemerkte den Wirbelwind um ihn, bevor dieser sichtbar wurde. Sie wusste es einfach. Auf einmal wurde ihr klar, was es hieß, das Windsiegel zu sein. Es war, wie Merren gesagt hatte: Sie war wirklich eins mit dem Wind. Nun schob ihr Geliebter sie hinter sich und baute sich beschützend vor ihr auf. „Ich sage es noch einmal: Verschwinde!“ Er war mittlerweile wütend genug um das Respektvolle ‚Sie’ zu lassen und den Fremden einfach nur noch anzuschreien. „Verschwinde du doch“ Der Engel lachte kalt. Dann wehte ihnen der Wind mit aller Macht entgegen. Schützend hob Merren den Arm über sein Gesicht und hielt Fioras Hand fest. Der Wind war hart und schneidend, hinterließ Schrammen auf der Haut des Jungen, wenngleich nicht bei der Windmagierin, der weiterhin die Tränen über das Gesicht liefen. Als der Wind uns entgegenschlug fürchtete ich mich, beziehungsweise fürchtete ich um Merren. Ich wollte nicht, dass er verletzte wurde. Ich wollte nicht, dass er für mich kämpfte, doch ich wusste auch, dass er nicht aufgeben würde, auch nicht wenn ich ihn bat. Und der Engel... Plötzlich packte Merren Fiora und hielt sie mit aller Kraft fest. Zuerst verstand sie nicht, doch dann platschte das Wasser auf sie, begrub die beiden und den Engel unter sich, zog sie mit sich zum Meer. Sie merkte wie sie fielen und klammerte sich an ihren Geliebten. Ihr war klar, dass diese Welle sein Werk war. Er war das Wassersiegel. Da merkte sie, wie sein Körper erschlaffte. Verzweifelt strampelte sie mit den Beinen um an die Oberfläche zu gelangen. Am Ende war es die Strömung, die ihr dies möglich machte, indem sie die beiden trug. Als sie endlich ein kleines Stück Kies am Fuße der Klippen erreicht hatte, welches nicht komplett vom Meer überspült war, zog sie Merren mühsam hinauf, ehe sie dort selbst halbohnmächtig zusammensank. Sie konnte einfach nicht mehr. „Merren“, flüsterte sie leise, als sie wieder etwas zu sich gekommen war. Mit zitternder Hand strich sie über seine Wange – sie war kalt. „Oh nein“, keuchte sie voller Schrecken. Sie verstand gar nicht was los war. Er war auf einmal ohnmächtig geworden, aber warum? Ängstlich tastete sie nach seinem Puls und atmete leicht auf. Sein Herz schlug noch, aber schwach. „Merren.“ Mit Tränen in den Augen sah sie zu ihm hinunter. „Bitte, Merren“, hauchte sie. „Merren.“ Nun begann sie zu schluchzen. Was wenn er sterben würde? Was sollte sie dann tun? Sie sollte ihn in ein Krankenhaus bringen. Aber wie? Wie sollte sie von hier wegkommen? „Merren“, schluchzte sie. „Was ist mit dir, Merren? Was ist denn los? Bitte, Merren, wach auf!“ In dem Moment hatte ich Angst. Angst, dass Merren gehen würde. Angst wieder allein zu sein. Und ich verstand einfach nicht was passiert war. Warum war es denn ohnmächtig geworden? Immer wieder rief ich seinen Namen, flehte ihn an aufzuwachen, doch nichts dergleichen geschah. Seine Haut blieb kalt und bleich. Da nahm ich plötzlich ein sanft schillerndes Licht hinter mir wahr... Fiora drehte sich um. Durch den Schleier aus Tränen, der ihre Sicht verschwimmen ließ, sah sie eine Gestalt über dem Wasser schweben, welche von einer Wolke aus Licht umgeben zu sein schien. Sie wischte sich über die Augen und erkannte nun, dass es der Engel war, der nun mit ausgebreiteten Flügeln im Mondlicht schwebte und dieses Licht scheinbar anzog. Schluchzend sah sie ihn an. „Warum?“, hätte sie am liebsten geschrien doch irgendwie brachte sie kein Wort heraus. Stattdessen schluchzte sie weiter, sah den Engel an, während ihre einer Hand noch immer auf Merrens lag. „Er hat sich überschätzt“, klang die Stimme des Engels nun. Noch immer sagte Fiora nichts, sah immer wieder zwischen dem Geflügelten und Merren hin und her. „Er hat zuviel von sich aufgegeben um mit dem Meer eins zu werden“, sprach der Mann nun weiter. „Er wird schon bald zur Magie zurückkehren.“ Kalt spürte Fiora Merrens Haut unter ihren Fingern. „Nein“, flüsterte sie und wandte sich wieder ihrem Geliebten zu. Wirklich verstand sie nicht, was der Mann sagte, doch was es bedeutete wusste sie sehr wohl. „Merren“, hauchte sie und beugte sich über sein Gesicht. „Bleib bei mir, bitte, ich...“ Er rührte sich nicht. „Nein“, schluchzte das Mädchen. „Bitte...“ „Es ist seine Schuld“, sprach nun der Engel wieder. „Hätte er sich nicht aufgegeben...“ Er machte ein verächtliches Geräusch. „Aber ihr Siegel seid nun einmal anders.“ Mit diesen Worten kam er ein Stück zu ihr geflogen. „Warum weinst du, Mädchen?“ „Er darf nicht sterben“, flüsterte sie. „Er... Er hat es nicht verdient... Er... Es ist meine Schuld!“, schrie sie unter Tränen. „Wenn er doch nur...“ Nun war ihre Stimme wieder kaum mehr als ein Hauchen. „Wenn ich nicht wäre...“ Wieder kam der Engel ein Stück näher. „Was würdest du tun, um ihn zu retten?“, fragte er. Sie sah zu Merren. „Alles...“ „Ich“, begann der Engel. „Kann ihn retten. Jedoch habe ich eine Bedingung: Komm mit mir, kehre zu den Engel zurück, Siegel des Windes.“ Darauf erwiderte Fiora nichts. Immer noch war ihr Blick auf Merren gerichtet. Sie wollte bei ihm bleiben, aber wenn er wegen ihr starb... Dann wäre sie wieder allein und sie wusste, dass sie es nicht verkraften würde, an seinem Tod schuld zu sein. Und wenn der Engel log?, fragte ein Teil von ihr. Und wenn nicht?, hielt ein anderer entgegen. „Merren“, flüsterte sie erneut. „Bitte, verzeih mir, Merren.“ Ein letztes Mal beugte sie sich vor und küsste ihn auf die kalten Lippen. Dann richtete sie sich auf. „Ich werde mit Euch kommen“, sagte sie mit tonloser Stimme und wandte sich dem Engel zu. „Ich flehe Euch nur an: Rettet ihn!“ Damit ging sie, soweit sie stehen konnte, auf den geflügelten Mann zu. Dieser grinste nun breit, flog nun ganz zu ihr und hatte – ehe sie auch nur reagieren konnte – einen Arm um sie gelegt, mit dem er sie nun an sich zog. Dann breitete er die Flügel aus, schlug mit ihnen und stieg ein ganzes Stück empor. „Aber ihr“, begann Fiora. „Schweig, Siegel“, erwiderte der Engel nur und zeigte auf den ohnmächtigen Merren. Nun erkannte Fiora, dass sein Körper von demselben schwachen Leuchten umgeben war, wie der des Engels. „Dieser Verräter“, zischte der Engel nur verächtlich, ehe er einige weitere Male mit den Flügel schlug und Fiora mit sich hinfort trug. Damals verstand ich noch immer nicht, was passiert war. Ich lernte erst später, was Merren war und wie ähnlich er mir gewesen war. Ich lernte es, als es bereits zu spät war. Um Merren zu retten, hatte ich ihn und mich aufgegeben und kehrte zu denen zurück, von denen ich nie wusste und die doch meine Familie, meine verhasste Familie waren. Ja, ich wäre gerne bei dem Geblieben, der mich liebte – den ich liebte, doch es schien und scheint noch immer, als hätte sich das Schicksal gegen uns verschworen und gegen die Menschen. Vielleicht war auch das, was bald passieren würde einfach unumgänglich. Vielleicht musste es so kommen und wir waren einfach zu einer falschen Zeit geboren worden. Vielleicht war es trotzdem Schicksal gewesen, dass wir uns getroffen und ineinander verliebt hatten... Ich weiß es nicht, doch ich weiß, dass dieser eine Tag, der nun da ist, irgendwann kommen musste und das die Magie zurückkehren wird. Doch ich weiß nicht und ich hoffe auch nicht, dass es im Sinne der Engel passiert. Wie dem auch sei, für uns bedeutete es das Ende... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)