Heiratskandidaten von _Delacroix_ ================================================================================ Die harschen Worte ihrer Mutter hatten sie bereits den ganzen Tag verfolgt. Doch nun, im Festsaal, war es, als wollte die Erinnerung an sie selbst die kleine Band übertönen, die zusammengepfercht in einer Ecke für die Unterhaltung der Gäste sorgte. Auf der Tanzfläche konnte sie Lucius’ blondes Haar erspähen und so wandte sie sich eilig ab, um in die andere Richtung zu entfliehen. Andromeda hatte immer angenommen, an dem Tag, an dem Lucius sich eingestehen würde, dass sie nicht zusammenpassten, würde sie glücklich sein, und wie auf Wolken schweben, doch nun fühlte sie sich überhaupt nicht so. Vielleicht lag es an der Nonchalance, mit der Lucius am Morgen sein „Nein“ verkündet hatte, vielleicht auch an der Erklärung ihrer Mutter, sie habe bereits einen neuen Kandidaten ins Auge gefasst. Einen Kandidaten, bei dem sich ihr der Magen umdrehte. Amycus Carrow war für sein unleidliches Temperament bekannt. Dafür und für die Tatsache, dass er nicht lang fackelte, bevor er nach dem Zauberstab griff. Diese Verbindung würde in einer Katastrophe enden. Doch nach ihrer Meinung hatte natürlich niemand gefragt.   Das Ganze hatte nur einen einzigen Vorteil. Einen, an den Andromeda sich klammerte, wie eine Ertrinkende an das rettende Stück Holz. Die Carrows waren nicht reich. Reinblütig, ja, aber schlechte Haushaltsführung und unbedachte Investitionen hatten die Familie in den letzten Jahren fast ruiniert. Wenn sie also einen Kandidaten fand, der zumindest ähnliche Grundvoraussetzungen bieten konnte, würde ihre Mutter einknicken. Und dann wäre Carrow schneller vom Tisch, als er „Schuppenschwanz“ sagen konnte.   Es gab nur einen Haken: Andromeda hatte keinen Kandidaten.   Unsicher strich sie sich über den Unterarm. In ihrem Kopf hatte sich ihr Plan ganz einfach angehört. Sie hatte sich hübsch machen und auf der Geburtstagsfeier ihres Vater ein nettes Reinblut kennenlernen wollen. Eines, das sie aus den Heiratsplänen ihrer Mutter rettete und besser zu ihr passte als Lucius. Nur so richtig wollte es einfach nicht funktionieren. Nicht nur, dass die meisten Gäste entweder mit ihr verwandt oder aber viel zu alt für sie waren, die paar geeigneten Kandidaten, die noch übrig blieben, scharrten sich in einer großen Traube um ihre Schwester Bellatrix, die gerade eine politische Diskussion nach der Anderen führte. Und wollte sie wirklich einen Ehemann, der an den Lippen ihrer Schwester hing? - Wohl eher nicht.   Missmutig schlug Andromeda den Weg in Richtung Buffet ein. Vielleicht konnte sie ihren Kummer ja in einem großen Schälchen Mousse au Chocolat ertränken. Sie seufzte, während sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht fischte. Eigentlich hatte sie die letzten drei Stunden damit verbracht, sich die Haare zu einer kunstvollen Hochsteckfrisur zu hexen, doch wie immer, machten ihr ihre Locken einen Strich durch die Rechnung. Wild und ungezähmt, wie sie waren, wehrten sie sich gegen jeden Frisierzauber und fanden bei jeder Frisur die eine Stelle, an der sie aus dem sorgsam gewobenen Geflecht ins Freie schlüpfen konnten. So auch in diesem Fall. Dabei war ihr Aussehen heute doch so wichtig. Energisch strich sie sich die Strähne hinter das Ohr. Mit ein bisschen Glück würde sie wenigstens dort bleiben, bis sie das nächste Mal ins Bad kam und sie wieder festhexen konnte. Entweder das, oder -   „Verzeihung?“ Überrascht drehte sich Andromeda der Stimme entgegen und für einen kurzen Augenblick glaubte sie, all ihre Probleme hätten sich in Luft aufgelöst. Dann erkannte sie den jungen Mann und die Realität holte sie wieder ein.   „Guten Abend, Rodolphus“, begrüßte sie den Verlobten ihrer Schwester und bemühte sich um ein dünnes Lächeln. Er konnte ja nichts dafür, dass sich heute alles gegen sie verschworen hatte.   Sein sonst so kühler Blick wurde milder, während er die Hand hob, um ihr eine Haarnadel entgegenzuhalten. „Die ist dir heruntergefallen“, erklärte er.   Andromedas Lächeln vertiefte sich ein wenig. „Danke“, entgegnete sie und griff nach dem unscheinbaren Stück Metall. So hatte es die dreiste Locke also geschafft, ihrem Zauber zu entkommen. Sie hatte sich einfach mitsamt der Nadel aus dem Staub gemacht. „Heute bestehe ich eigentlich nur aus den Dingern“, scherzte Andromeda, während sie die Haarnadel zwischen ihren Fingern drehte und überlegte, ob sie es riskieren konnte, sie ohne einen Spiegel zurück in ihr Haar zu schieben. Die Antwort lautete „Nein“. Mit Pech würde sie dadurch nur noch mehr kaputtmachen und dann würden sich weitere Haare lösen und sie würde endgültig aussehen wie eine Vogelscheuche. Kurz musterte Rodolphus die Nadel in ihrer Hand, dann räusperte er sich. „Ich finde es mit weniger Nadeln übrigens hübscher. Es wirkt weniger streng, wenn du ein paar Strähnen herunterhängen lässt.“   Andromeda war überrascht. Ein nettes Kompliment wie dieses hatte sie schon lange nicht mehr gehört. „Trägt Bella ihre Haare deshalb immer offen?“, fragte sie neugierig, „Weil du das lieber magst?“   Rodolphus schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, dass es Bella interessiert, was ich für Präferenzen habe. Wenn du mich fragst, fehlt ihr einfach nur die Geduld, sich mit einem Berg voller Haarnadeln herumzuärgern.“   Andromeda kicherte leise. Diesen Gedanken konnte sie nachvollziehen. Ihre Schwester war stark, sie scheute keine Herausforderung und setzte ihren Willen immer durch, aber stundenlang vor einem Spiegel auszuharren, hätte sie als pure Zeitverschwendung abgetan. Bella wollte lieber diskutieren. Sie wollte hinaus in die Welt und etwas ändern. Bevorzugt natürlich in ihrem eigenen Sinne. Was Andere dabei dachten, interessierte sie nicht. „Sie führt gerade wieder eine politische Debatte, oder?“, fragte Andromeda und war fast ein bisschen neidisch auf Bellatrix. Wie gerne wäre sie auch einfach von Gast zu Gast gegangen und hätte über dieses und jenes gesprochen, ganz ohne die grässlichen Hintergedanken, die sie ob ihrer anstehenden Verlobung hegen musste.   Neben ihr seufzte Rodolphus schwer. „Es ist keine Debatte“, verbesserte er sie, „Wäre es eine, gäbe es mehr als nur eine Meinung.“   Er sprach nicht weiter, doch Andromeda verstand ihn auch so. Manchmal, wenn Bella in Fahrt war, war es schwer, ihr etwas entgegenzusetzen. „Worüber habt ihr denn gesprochen?“, fragte sie verständnisvoll und einen Moment lang schien er darüber nachzudenken, ob er es wirklich erzählen wollte.   Schließlich verschränkte er die Arme vor der Brust. „Es ging um die Frage, ob man Hogwarts verbieten sollte, Muggelgeborene aufzunehmen“, erklärte er, „Bella meint, eine solche Regelung würde der Gesellschaft gut tun, da sie schädliche Einflüsse eliminiert, noch bevor sie uns gefährlich werden können.“   Andromeda legte den Kopf schief und pustete sich eine neue Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie hatte keine Ahnung, wo die schon wieder herkam, aber eigentlich interessierte es sie auch nicht. „Das kann ich mir vorstellen“, pflichtete sie Rodolphus bei, „Aber da gibt es ein Problem, nicht wahr?“   Er nickte. „Wenn die Muggelgeborenen nicht lernen, mit ihren Fähigkeiten umzugehen, hexen sie mit Pech unkontrolliert wie sie gerade wollen und schaden damit sich und uns.“   „Was mehr Schaden anrichtet, als wenn man die Kinder auf die Schule lässt und ihnen dort die Grundregeln beibringt“, ergänzte Andromeda und Rodolphus Miene hellte sich überraschend auf.   „Genau“, pflichtete er ihr bei, „Man sollte der Schule besser auftragen, ihnen zusätzlich magische Bräuche und Traditionen beizubringen, damit sie nach ihrem Abschluss sinnvolle Mitglieder unserer Gesellschaft werden und nicht entwurzelt zwischen zwei Welten pendeln, die sich eigentlich nicht mischen sollten.“   „Wenn man die Mischung beider Welten verhindern will, muss man außerdem dafür sorgen, dass es genug attraktive Alternativen gibt. Jemand, der hier glücklich ist, wird sich bei den Muggeln kaum etwas Neues suchen wollen.“   Rodolphus nickte ein weiteres Mal. „Ganz meine Meinung“, versicherte er. „Ehrlich gesagt, ich bin überrascht, Bella hat mir erzählt, dass du und Narcissa überhaupt keine Meinung zu solchen Themen habt.“   „Wir haben sehr wohl eine Meinung“, entgegnete Andromeda und fühlte sich weniger gekränkt, als sie es wohl hätte sein sollen, „Unsere Meinungen sind nur nicht immer mit der von Bellatrix identisch. Und du weißt ja, wie sie ist. Jede Meinung, die nicht ihre ist, ist in ihren Augen gar keine Meinung.“   „Vielleicht solltest du mir mehr über deine nicht vorhandene Meinung erzählen“, bat Rodolphus und Andromeda nickte angetan.   „Wenn du möchtest, werde ich das gerne tun.“  Die Karamellcreme auf seinem Teller leuchtete in einem satten goldbraun, doch Rodolphus war der Appetit schon längst vergangen. Er wusste nicht einmal, warum er die Creme ursprünglich bestellt hatte, denn eigentlich mochte er überhaupt kein Karamell. Vermutlich war es seiner Müdigkeit zu verdanken, dass er heute solche Fehler machte. Fehler, die ihn einige Sickel kosten würden.   Rodolphus gähnte hinter vorgehaltener Hand. Wahrscheinlich hätte er das Treffen einfach absagen sollen, doch sie ließen seinen Bruder so selten aus Hogwarts heraus, dass er es ihm nicht zumuten wollte, ihr gemeinsames Essen zu verschieben. Und so saß er nun todmüde auf einem Stuhl mit übertrieben drapierten Rüschen und wartete darauf, dass das Karamell ihn fraß, oder Rabastan endlich durch die Tür des Cafés trat. Was auch immer zuerst geschah, bis es eintraf, würde er einfach die Augen schließen und sich ein bisschen ausruhen. Nur ein kleines bisschen. Einen Augenblick. Einen ...   „Rodolphus?“   Missmutig schlug er die Augen wieder auf. Einen Moment lang starrte er seinen Bruder an, dann deutete er wie von selbst auf den Stuhl ihm gegenüber. „Hallo Basti“, murmelte er gequält und beobachtete, wie dieser sich auf den freien Platz fallen ließ. Falls ihm die Karamellcreme bereits aufgefallen war, zeigte er es zumindest nicht. Dafür runzelte er sehr aussagekräftig die Stirn. „Du siehst beschissen aus“, platzte er heraus, doch ausnahmsweise konnte Rodolphus ihm deshalb nicht einmal böse sein.   „Ich hatte nicht viel Schlaf“, klärte er seinen kleinen Bruder auf, „Die blacksche Geburtstagsfeier.“   „Die blacksche Geburtstagsfeier?“, wiederholte Rabastan, „Ich dachte, du hasst solche Veranstaltungen.“   „Tue ich auch. Sie sind langweilig, die Musik ist furchtbar und man muss mit lauter Menschen reden, mit denen man eigentlich gar nicht reden will.“   „Und trotzdem hat sie dich um deinen Schlaf gebracht. Oder lag es etwa an Bella?“ Rabastan schenkte ihm ein breites Grinsen, bevor er wie selbstverständlich an seinem Teller mit der Karamellcreme zog. „Hat sie wieder irgendwas komisches von dir verlangt?“   Rodolphus schüttelte den Kopf. „Sie hat sicher längst vergessen, dass ich überhaupt da war. Sie war gestern sehr damit beschäftigt, anderen ihre Meinung zum Schulwesen aufzudrängen.“   „Muss ich mir sorgen um meinen Abschluss machen?“   Rodolphus lachte trocken. „Ich denke nicht. Der einzige Zuhörer mit einem festen Posten im Schulrat dürfte Malfoy gewesen sein und ich glaube, wenn der versucht Bellas Wünsche durchzudrücken, bekommt er bei seiner Verlobten keinen Fuß mehr auf den Boden.“   „Seine Verlobte?“, fragte Rabastan durch zwei Löffel Karamellcreme hindurch.   Rodolphus schüttelte den Kopf. „Andromeda natürlich. Weißt du, sie hat eine ganz andere Meinung zu dem Thema als Bella. Sie denkt nämlich auch, dass es purer Wahnsinn wäre, unausgebildete Muggelgeborene herumlaufen zu lassen. Kinder brauchen eine Schulausbildung, ganz egal aus was für Kreisen sie stammen. Sie können ja nichts dafür. Und außerdem sind sie unkontrolliert viel gefährlicher, als wenn man ihre Talente gleich in die richtigen Bahnen lenkt. Wir haben uns gestern Abend darüber unterhalten. Es war wirklich spannend. Sie hat unglaublich viele gute Ideen, man muss sie sich nur einmal anhören.“   „Was dann auch erklärt, warum Lucius so gar nicht begeistert von ihr ist“, entgegnete Rabastan düster, „Ernsthaft Rodolphus, ich sitze in dieser Schule fest und weiß mehr über die aktuellen Geschehnisse innerhalb der Familie Black als du.“   „Was weißt du?“   „Ich weiß, dass Lucius sich gestern früh gegen die Verlobung mit Andromeda entschieden hat. Er ist der Ansicht, dass zwei Menschen mit so unterschiedlichen Grundeinstellungen wie sie einfach nicht zusammenpassen und er will nicht sein ganzes Leben mit einer Frau verbringen, die ihn und seine Ideen einfach nicht verstehen will. Jedenfalls lautet so die Begründung, die Narcissa geschickt bekommen hat. Du solltest sie sehen, die Ärmste läuft Furchen in den Teppich des Gemeinschaftsraumes, weil sie Sorge hat, ihre Mutter könnte von ihr verlangen, dass sie Andromedas Platz einnimmt.“   „Oh.“   „Ja, oh.“   Rabastan tauchte den Löffel erneut in die Karamellcreme und Rodolphus nutzte die Zeit, um ein wenig nachzudenken. Wenn die Informationen seines Bruders stimmten, erklärte das einiges. Andromedas hübsches Kleid, ihr trauriger Blick, der Berg an Haarnadeln ... Wie von selbst wanderte seine Hand in seine Umhangtasche und beförderte eine der dünnen Klemmen hervor. Er wusste nicht mehr, wann er sie eingesteckt hatte, aber heute früh hatte sie ihn mit einem sanften Stich daran erinnert, dass sie noch immer da war. Ansonsten hatte Andromeda recht behalten. Sie hatte über den Abend verteilt, mehr Haarnadeln verloren, als er hatte zählen können und als sie sich schließlich in den frühen Morgenstunden verabschiedet hatten, war von ihrer ehemals raffinierten Hochsteckfrisur gar nichts mehr zu sehen gewesen. Die Morgensonne hatte in den Festsaal geschienen und ihre Locken hatten ein bisschen ausgesehen, wie flüssiges - Oh, verdammt.   Rodolphus presste die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen und starrte auf den Tisch. Da hatte er ja wieder was angestellt. „Ich fürchte, wir müssen noch ein paar Dinge einkaufen gehen“, eröffnete er seinem fröhlich mampfenden Bruder, der ihn daraufhin mit einem skeptischen Blick bedachte. „Ich brauche ein paar Aufsätze von Tomes and Scrolls und - Habt ihr hier nicht auch einen Laden für Frisierzauber? Da muss ich auch noch rein.“   „Was willst du in einem Laden für Frisierzauber?“, fragte Rabastan, während er den Löffel auf den leeren Teller zurücklegte.   Rodolphus lächelte dünn. „Was wohl? Haarnadeln.“ Ach Princess, was mache ich nur?“, fragte Andromeda und ließ ihre Finger durch das seidige Fell der kleinen Hündin gleiten. Eigentlich gehörte das Tier ihrem Vater, doch wann immer sie traurig war, lockte Andromeda den Mops in ihr Zimmer, wo er es sich neben ihr auf dem Sofa gemütlich machen konnte, während sie ihm ihr Herz ausschüttete. Eigentlich hätte sie Narcissas Rat bevorzugt, doch ihre kleine Schwester war in Hogwarts und auf ihren nächsten Brief zu warten, war etwas, wofür Andromeda gerade keine Geduld mehr hatte. Princess antwortete zwar nur mit einem „Wüff“, aber immerhin: Sie schaffte es zeitnah.   „Ich hätte mich nicht ablenken lassen dürfen", warf sie sich selber vor, "Die ganze Nacht. Wie konnte ich nur die ganze Nacht verlieren?“   Die Hündin hechelte, was Andromeda einfach als stillen Zuspruch sah weiter zu klagen, „Ich hätte einen Mann finden müssen und was habe ich stattdessen gemacht? Ich hab Rodolphus in Beschlag genommen. Ich meine, ja, es hat Spaß gemacht mit ihm. Er hat so tolle Ideen und er ist wirklich nett, aber er bringt mich nicht weiter. Er kann mich nicht vor Carrow retten. Er rettet ja schon Bella vor ihm.“   Princess gab ein wohliges Grunzen von sich und Andromeda kraulte tapfer weiter. „Würdest du dich bitte auf das Problem konzentrieren?“, wies sie den Hund zurecht, der sich daraufhin prompt zur Seite fallen ließ, damit sie ihm den Bauch kraulte. Andromeda seufzte schwer. „Du denkst also, ich sollte mir keine Sorgen machen?“, fasste sie seine Reaktion zusammen, „Na da hast du leicht reden. Dir droht ja auch kein Ehemann, der schlimmer ist als Flohbad und Tierheiler zusammen.“ Langsam fuhren ihre Finger durch das dicke, silbergraue Bauchfell, massierten der Hündin sanft die Brust und brachten sie so dazu, genüsslich die Pfötchen von sich zu strecken. „Nein, es tut mir leid“, gab Andromeda schließlich klein bei, „Ich weiß doch, dass du schon alles Hundemögliche für uns tust. Aber du musst verstehen, ich kann diesen Mann nicht heiraten. Er ist einfach nur unmöglich. Einmal, ja, da hat er jemandem beim Quidditch die Nase gebrochen und er hat nicht einmal mitgespielt. Ich habe ihn Lehrer beleidigen hören und Mitschüler und das nicht besonders intelligent. Gegen ihn ist Lucius wie ein Hauptgewinn und ganz ehrlich ... mit dessen Art kam ich auch schon nicht zurecht. Ich brauche eine Lösung. Ich brauche ... Ach, ich weiß nicht, was ich brauche. Fakt ist nur, ich brauche es schnell. Kannst du mir keinen anderen Kandidaten ausgraben? So wie einen Knochen im Garten?“   Der Hund legte den Kopf schief und Andromeda lachte traurig. „Du hast recht“, stimmte sie dem Mops zu. „Nach Knochen zu buddeln, ist unter unserer Würde. Unter deiner, weil Vater stets die besten Häppchen für dich bereit legt und unter meiner sollte es eigentlich auch sein. Weißt, du, ich habe da auch noch eine andere Idee. Sie ist gewagt und sicher wird sie Mutter zum Toben bringen, aber vielleicht bringt sie uns weiter. In der Schule, da war dieser Muggelgeborene: Ted Tonks. Der mochte mich. Und wenn gar nichts anderes mehr geht, könnte ich vielleicht ... Du weißt schon. Ich könnte ihn um Hilfe bitten. Und dann ein fröhliches Pärchen spielen. Mutter wird natürlich „Nein“ sagen und versuchen ihn mir zu auszureden, aber wenn es mir ernst genug mit ihm erscheint, lässt sie sich vielleicht auf einen Kompromiss mit mir ein. Kein Tonks für sie, kein Carrow für mich. Meinst du, das könnte funktionieren?“ Princess nutzte die Chance, um lang und anhaltend zu gähnen. Ein klares Zeichen dafür, dass sie dieser Plan ganz sicher nicht hinter dem Ofen hervorlockte. Andromeda seufzte noch einmal. Vermutlich hatte der Hund sogar recht. Es war sehr schwer, überzeugend ein Paar zu spielen. Und dann auch noch vor der eigenen Mutter. Das erforderte schauspielerisches Talent. Etwas, womit sie nicht gerade gesegnet war. Und außerdem - Es klopfte und Andromeda verlor den Faden. Vermisste ihr Vater Princess etwa schon? Unter den wachsamen Augen des Hundes erhob sie sich, richtete sich ihren seidenen Hausmantel und ging zur Tür. Wenn es wirklich ihr Vater war, würde sie ihn davon überzeugen müssen, ihr den Hund noch ein bisschen länger zu überlassen.   Immerhin waren sie, trotz all ihrer Bemühungen, bisher nicht zu einem zufriedenstellenden Ergebnis gelangt. Etwas, was sie wirklich ganz dringend ändern mussten, vor allem, wenn es wirklich darauf hinaus lief, dass ihre Mutter Carrow einladen würde. Denn hatte er erst einmal einen Fuß in der Tür, würde Amycus bestimmt auch nicht wieder gehen. Schließlich fehlte diesem Mann zu allem Überfluss auch noch so etwas wie Taktgefühl. Rodolphus“, entfuhr es Andromeda, als sie ihm die Zimmertür öffnete. Ihre braunen Locken umrahmten ihr Gesicht und fielen ungehindert bis auf ihre Schultern hinab, wo sie zusammen mit dem seidenen Morgenmantel einen mehr als ungewohnten Anblick boten. Der rote Stoff glitzerte im schwachen Schein der Öllampen und ließ ihre Haarsträhnen in tausend verschiedenen Nuancen leuchten. Für einen Moment fehlten Rodolphus schlicht die Worte. Dieses Mädchen war schön. Dann nestelte es unsicher am Kragen seines Morgenmantels herum und die Magie des Augenblicks verflog.   „Ich wollte dich nicht stören“, versicherte er mit leiser Stimme, „Der Hauself hat mich eingelassen. Er hat mir versichert, du wärst zu sprechen.“   „Nun, das bin ich wohl auch“, entgegnete sie ihm. „Princess und ich, wir waren nur gerade - Ach, ist nicht so wichtig. Möchtest du ... reinkommen?“   Für einen Moment zögerte er. Er hatte Bellatrix schon oft besucht, doch noch nie war er über den Salon der Familie hinausgekommen. Das Andromeda ihn einfach so in ihr Heiligtum lassen wollte, verunsicherte ihn. Andererseits, es war nur ein Zimmer und er würde nur ganz kurz hineingehen. Für alles andere war er viel zu müde.   Kurz entschlossen nickte Rodolphus, dann folgte er seiner Gastgeberin in ihr Zimmer hinein. Es war ein schöner Raum, mit klarer Struktur und großen Fenstern, die am Tag sicher viel Licht hereinließen. In einer Ecke stand ein Sekretär, in einer anderen ein Schminktisch. Andromeda deutete auf ein kleines Sofa und er folgte ihrem Wink. „Möchtest du eine Tasse Tee? Oder Kaffee? Du siehst ziemlich müde aus“, fragte sie, während er sich setzte.   Von dem Polster neben ihm starrte ihm ein grauer Mops entgegen. Rodolphus schüttelte den Kopf. „Nein, danke. Ich will nicht lange bleiben.“   Andromeda nickte knapp. „Ich denke auch, dass das besser ist. Du siehst aus, als hättest du heute noch gar nicht geschlafen.“   Rodolphus seufzte. „Das liegt daran, dass ich nicht geschlafen habe. Ich musste arbeiten.“   „Das ist aber ganz und gar nicht gesund“, tadelte Andromeda, doch es lag keine Schärfe in ihrer Stimme. Langsam ließ sie sich in ihren Sessel sinken. „Also, was können wir für dich tun?“ Der Mops schnüffelte an dem Ärmel seines Umhangs, doch Rodolphus ließ sich davon nicht beirren. Jahre mit Rabastan und seinen Haustieren hatten ihn eines gelehrt: Tiere, gerade auch die Klügeren unter ihnen, hatten ihren eigenen Kopf. Also war es gut, wenn man sie einfach machen ließ. Zumindest, solange nichts Offenkundiges dagegen sprach. Und es sprach nicht viel dagegen, dass er das Tier an sich riechen ließ.   „Ehrlich gesagt wollte ich mich bei dir entschuldigen“, eröffnete er, „Es war falsch von mir, dich den ganzen Abend über in Beschlag zu nehmen. Manchmal, wenn ich über Politik rede, vergesse ich alles andere um mich herum. Es tut mir leid, sollte ich dir damit die Feier verdorben haben.“   Andromeda guckte ihn mit großen Augen an, dann schüttelte sie den Kopf. „Du redest Unsinn“, urteilte sie, „Ich bin vielleicht nicht Bellatrix, aber ich sage es durchaus auch, wenn mir irgendwas missfällt. Hätte ich nicht mit dir reden wollen, glaub mir, das hättest du gemerkt.“ Ein weiteres Mal zupfte sie am Kragen ihres Morgenmantels herum. „Die Wahrheit ist, ich wollte mindestens genauso gerne mit dir reden, wie du mit mir. Es ist also auch meine Schuld. Und ... Es tut mir leid, dass ich dir deinen Schlaf gestohlen habe.“ Ihre grauen Augen ruhten auf ihm und für einen Augenblick hätte Rodolphus nichts lieber getan, als sie einfach in den Arm zu nehmen und zu erklären, dass er seinen Schlaf gerne für sie opferte. Doch er hielt sich zurück. „Ich habe dir etwas mitgebracht“, erklärte er stattdessen und ließ seine Hand vorsichtig in seiner Umhangtasche verschwinden. Der Mops beobachtete jede seiner Bewegungen. „Es ist nur eine Kleinigkeit“, versicherte er weiterhin, „aber ich hoffe, es wird dir gefallen.“   Sie hatten ihm seinen Einkauf in schlichtes, braunes Packpapier geschlagen. Das Einzige, was sie im Laden anzubieten gehabt hatten, doch Andromeda schien das nicht zu stören. Strahlend nahm sie das Päckchen aus seiner Hand entgegen und wurde dabei nicht müde zu versichern, dass das ganz und gar nicht nötig war. Rodolphus hörte nur mit einem halben Ohr hin. Es war ihr Lächeln, das seine ganze Aufmerksamkeit gefangen nahm und sein Herz dazu brachte, eine Spur schneller zu schlagen. Hätte er gewusst, dass sie sich so freuen würde, er hätte ihr mehr als nur eine Kleinigkeit gekauft. Für einen Moment schweiften seine Gedanken ab, hin zu Diamanten und Rubinen und all den schönen Steinen, die ihr Lächeln noch schöner machen würden, doch dann erinnerte er sich wieder, was wirklich in seinem Päckchen war und er hielt wie von selbst den Atem an.   „Haarnadeln!“, entfuhr es Andromeda im gleichen Augenblick, „Wie lieb von dir. Wie konntest du nur wissen, dass meine Vorräte komplett am Ende sind? Oh sag nichts, die Spur im Festsaal hat mich verraten?“   „Die Spur und diese hier“, entgegnete Rodolphus und zog eine einzelne Nadel hervor. „Die ist dir gestern heruntergefallen.“ Andromeda lachte. „Das wird langsam zur Gewohnheit“, stellte sie fest und wollte gerade nach der Nadel greifen, als plötzlich ein lauter Gong erklang.   Einen Moment lang starrten sie einander an, dann räusperte sich seine Gastgeberin. „Das Abendessen ist fertig“, erklärte sie, „Möchtest du vielleicht ...“   Rodolphus schüttelte den Kopf. Nein, zum Essen bleiben wollte er nicht. Es würde nur komisch wirken, wenn er plötzlich im Speisesaal stand und die Einzige, die wusste, dass er überhaupt im Hause war, ausgerechnet Andromeda hieß. „Ich denke, es wird Zeit zu gehen“, fasste er seine Gedanken in Worte und überraschender Weise versuchte Andromeda nicht einmal, ihn umzustimmen. Sie nickte einfach nur verständnisvoll, bevor sie plötzlich ihre Hand auf seine legte.   „Rodolphus?“, fragte sie und er war drauf und dran, seine frisch getroffene Entscheidung über den Haufen zu werfen, ohne dass sie überhaupt nur ein Wort darüber verloren hatte. Die Hexe atmete tief durch. „K-Kann ich dich morgen wiedersehen? Da gibt es etwas, was ich mit dir besprechen möchte. Etwas Wichtiges.“   „Ich arbeite bis vier“, antwortete Rodolphus automatisch, „Aber du kannst gerne vorbeikommen. Entweder in meinem Büro oder Zuhause. Unter der Woche wohne ich in der Downing Street. In der Nummer 13. Du musst gegen die Säule klopfen. Gegen die, auf der rechten Seite. Fünf Mal, dann lässt dich der Hauself rein.“   Andromeda nickte langsam. „13, Downing Street“, wiederholte sie, als müsste sie sich davon überzeugen, dass sie die Adresse richtig verstanden hatte. „Ich werde dort sein.“   „Und ich werde dich erwarten.“ Wäre sie nicht so nervös gewesen, sie hätte die Downing Street mit all den Regierungsgebäuden sicher interessant gefunden. So aber war sie einfach nur froh, als ein wortkarger Hauself sie endlich einließ. Rodolphus’ Wohnung schien deutlich kleiner zu sein, als das Haus ihrer Eltern. Es gab kein Obergeschoss, sondern nur einen schmalen Flur, von dem aus eine Handvoll Türen abging. Hinter einer von ihnen verbarg sich ein Studierzimmer. Es war ein kleiner Raum, der durch die Regale ein wenig vollgestopft und unförmig wirkte. Aber irgendwie war er auch charmant und das machte ihr Mut.   Andromeda trat an ein Regal heran und zog probeweise an einem Buch. „Die Entwicklung des magischen Rechtssystems“, schien eine recht spezielle Lektüre zu sein, aber scheinbar hatte sie Rodolphus gefallen. Das Buch sah ziemlich zerlesen aus. Rechts davon stand „Ein Leitfaden zur öffentlichen Ordnung“, so glänzend neu, als hätte er es gerade erst gekauft. Andromeda schüttelte den Kopf, während sie das Regal weiter abging. „Magische Tierwesen - Ein- und Ausfuhrbestimmungen“, „Der Dementor, eine Fallstudie“, „Verbotene Kräuter und Substanzen“. Ein Titel nach dem Anderen erweckte ihre Aufmerksamkeit. Sollte Rodolphus sie länger warten lassen, sie würde sich zumindest nicht langweilen.   Probeweise griff sie nach: „Magische Verbote innerhalb des Commonwealth“ und begann darin zu blättern. Es war schon interessant zu sehen, dass die Australier mit so viel weniger Regeln zurechtkamen als sie. Hinter ihr klappte die Tür und sie beeilte sich, das Buch wieder zurückzustellen.   Rodolphus schenkte ihr einen entschuldigenden Blick. „Ich hoffe, du wartest noch nicht so lange“, begrüßte er sie. „Ich wollte früher hier sein, aber Selwyn kam wie immer zehn Minuten vor Dienstschluss mit einem ganzen Stapel an Anträgen, die natürlich alle dringend noch abgezeichnet werden mussten. Ich weiß gar nicht, welche kriminelle Organisation er an einem Dienstagabend festzunehmen hofft, aber jedenfalls habe ich ihm alles unterschrieben.“   Andromeda lächelte dünn. „Ist nicht schlimm. Ich bin selber gerade erst gekommen“, klärte sie ihn auf. „Als Bellatrix gesehen hat, dass ich ausgehen will, dachte sie glatt, ich will mit zu ihrer Salongesellschaft gehen. Kannst du dir das vorstellen? Ich neben Mrs. Crabbe und Mr. Nott, die darüber diskutieren, ob wir eine Kennzeichnungspflicht für Muggelgeborene einführen müssen? Nein, das ist wirklich nichts für mich.“   Rodolphus nickte. „Als Bellatrix mich das letzte Mal mitgenommen hat, ging es um die Frage, ob Zwangssterilisation wohl eine Maßnahme ist, um auffällig gewordene Muggelgeborene daran zu hindern, sich weiter auszubreiten. Ernsthaft, würden wir jeden sterilisieren, der dieser Tage irgendwie auffällt, wir hätten bald keine Kinder mehr. Aber ich nehme an, das ist es nicht, worüber du mit mir sprechen wolltest, oder?“   Andromeda schüttelte den Kopf. „Nein, ich -“ Sie zögerte einen Augenblick, dann holte sie tief Luft, „Ich weiß nicht, ob du es schon gehört hast, aber Lucius hat sein Interesse an mir zurückgezogen.“ Rodolphus Miene änderte sich kein Stück. Vermutlich hatte er es bereits gehört. Von Bellatrix, von Lucius oder von sonst wem, dem ihre Mutter die Nachricht brühwarm hatte auftischen müssen. „Jetzt überlegt meine Mutter, ob sie mich mit Amycus Carrow verheiraten kann.“   Rodolphus räusperte sich. „Nun, die Carrows sind eine altehrwürdige Familie und - Du findest die Idee ganz fürchterlich, habe ich recht?“   Andromeda nickte. „Natürlich finde ich die Idee fürchterlich. Hast du Amycus mal kennengelernt? Der glaubt doch, Eugenik könne man essen.“   „Das ist eine äußerst interessante Vorstellung, aber warum kommst du damit zu mir? Ich glaube nicht, dass deine Mutter sonderlich viel Wert auf meine Meinung legt.“   Dem musste Andromeda zustimmen. Ihre Mutter legte schließlich nicht einmal wert auf ihre Meinung. Und immerhin war sie die künftige Braut. „Ich dachte nur ... Du bist ein Mann. Du hast männliche Freunde und vielleicht fällt dir ja jemand ein, der etwas weniger ...“   „Carrow ist?“   Sie nickte. „Es würde mir wirklich viel bedeuten“, beteuerte sie und beobachtete, wie sich Rodolphus grübelnd an das Regal lehnte. „Nun, da ist Selwyn“, eröffnete er, „Aber ich fürchte, der ist zu alt für dich. Genau wie Yaxley. Wobei ich glaube, den würdest du eh nicht mögen. Deine Mutter ist eine Rosier, nicht wahr? Dann können wir die wohl auch ausschließen. Die Bulstrodes haben nur eine Tochter, die Parkinsons haben Peregrine gerade erst verlobt ... Haben die Potters nicht einen Sohn?“   Andromeda verzog das Gesicht. „Haben sie“, stimmte sie Rodolphus zu, „Aber James ist zwölf. Ich heirate keinen Zwölfjährigen, auch wenn er nett ist.“   Rodolphus legte sich die Hand ans Kinn. „Zugegeben“, murmelte er, „Zwölf ist in der Tat ein bisschen jung.“   „Ich hatte schon über Burke nachgedacht“, erklärte Andromeda, „aber da gibt es ja diese Geschichten.“   „Ich glaube nicht, dass das nur Geschichten sind“, widersprach Rodolphus, „Ich denke, den heiratest du besser auch nicht.“   „Was ist mit den Fawleys?“, fragte Andromeda weiter, doch Rodolphus schüttelte prompt den Kopf.   „Wenn ich das richtig verstanden habe, will Aubrey bei nächster Gelegenheit nach Fidschi ziehen. Willst du nach Fidschi ziehen?“   „Ehrlich gesagt ... nein. Ich spreche kein Fidschi und das Land ist bettelarm.“   „Ich habe gehört, die Magier da hexen noch mit Tierblut und Ziegenköpfen und allerlei anderem schaurigen Zubehör.“   Andromeda rümpfte die Nase. Sie konnte mit vielem leben, aber ein Ziegenkopf gehörte eindeutig nicht dazu. „Ich glaube, dann ist Aubrey auch keine Option für mich.“   Rodolphus nickte nachdenklich. „Ich könnte dir Travers vorstellen, aber seine politischen Ansichten sind auch ein bisschen schwierig, oder ... Oh, ich weiß, wie wäre es mit Lestrange?“   Andromeda runzelte die Stirn. „Lestrange?“, wiederholte sie, „Rodolphus, ich glaube nicht, dass meine Mutter mir erlauben wird, Rabastan zu heiraten. Immerhin heiratest du meine Schwester. Das sieht dann doch ein bisschen komisch aus.“   „Ich hatte auch nicht an Rabastan gedacht“, verbesserte Rodolphus und für einen Augenblick war Andromeda verwirrt. Ihre Mutter hatte ihnen doch lang und breit den Stammbaum der Familie Lestrange vorgebetet und so weit sie wusste, gab es in ihrer Generation nur die beiden Brüder. Und wenn Rodolphus nicht von seinem Bruder sprach, dann musste er - Die Röte schoss ihr ins Gesicht. „Rodolphus, das können wir nicht machen“, platzte es aus ihr heraus. „Denk nur mal an Bella!“   „Ich denke immerzu an Bella“, entgegnete er trocken, „Darum gefällt mir die Idee. Sieh mal, mein Vater erwartet, dass entweder Rabastan oder ich eine Black heiraten. Er hat mit keinem Wort erwähnt, welche. Meine Wahl ist nur auf Bellatrix gefallen, weil wir uns aus der Schule kennen und miteinander auskommen. Die Verbindung bedeutet uns nicht mehr, als dir die zu Lucius. Und sein wir ehrlich: Bellatrix will mich nicht heiraten. Bellatrix will zu ihren politischen Salongesellschaften gehen. Sie will ihre Überzeugung vertreten und ich bin da höchstens ein Mittel zum Zweck. Wir beide dagegen, wir verstehen uns. Ich mag dich, und wenn du mich magst, wäre es das einzig Richtige.“   „Nun, es würde mich vor der Verlobung mit Carrow bewahren“, murmelte Andromeda, „Aber Bella wird ihn sicher auch nicht wollen und ich ... Ich kann ihr doch nicht den Verlobten ausspannen. Sie ist immer noch meine Schwester. Sie wäre doch auch nicht glücklich mit ihm.“   „So wie du nicht glücklich wärst“, erinnerte sie Rodolphus, dann hielt er plötzlich inne und seine Mundwinkel deuteten den Hauch eines Lächelns an. „Was hältst du davon, wenn ich noch mal mit Lucius spreche?“, fragte er plötzlich.   „Mit Lucius? Ich glaube nicht, dass er mich wieder haben will. Und selbst wenn, ihn will ich auch nicht.“   Rodolphus schüttelte den Kopf. „Du sollst ihn auch nicht wieder nehmen. Aber schau mal. Er hat eure anstehende Verlobung gekippt. Das setzt auch ihn unter Zugzwang. Reinblütige, junge Damen wachsen nicht auf Bäumen und viele vielversprechende Partien sind bereits gemacht. Er ist doch kein schlechter Kerl. Er passt nur nicht zu dir. Dafür passt er vielleicht ... “   „Zu Bella“, brachte Andromeda seinen Gedankengang zu Ende. „Sie sind beide politisch sehr aktiv.“   „Und er ist in keinem Fall eine schlechtere Wahl als ich.“   „Und sie kennen sich bereits. Rodolphus, du bist genial!“   „Ich weiß“, entgegnete er, „Was mich wieder zur Kernfrage meines Vorschlags bringt. Magst du mich?“   Andromeda strahlte ihn an. „Dumme Frage, natürlich mag ich dich.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)